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Alexander von Humboldt: „Ueber die Lage, Form u. s. w. des Kotopaxi, dieses kolossalen Feuerberges“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1810-Pittoreske_Ansichten_in-07> [abgerufen am 13.10.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1810-Pittoreske_Ansichten_in-07
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Titel Ueber die Lage, Form u. s. w. des Kotopaxi, dieses kolossalen Feuerberges
Jahr 1817
Ort Frankfurt am Main
Nachweis
in: Taschenbuch für die gesammte Mineralogie mit Hinsicht auf die neuesten Entdeckungen 11:2 (1817), S. 552–558.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua (mit lang-s); Auszeichnung: Kursivierung, Kapitälchen; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: III.3
Dateiname: 1810-Pittoreske_Ansichten_in-07
Statistiken
Seitenanzahl: 7
Zeichenanzahl: 8083

Weitere Fassungen
Pittoreske Ansichten in den Cordilleren (Stuttgart; Tübingen, 1810, Deutsch)
Alexander von Humboldts Ansichten über Amerika, und dessen eingeborne Völkerstämme (Stuttgart; Tübingen, 1814, Deutsch)
Über Amerika und dessen eingeborne Völkerstämme (Wien, 1814, Deutsch)
View of America and its native tribes (London, 1814, Englisch)
Researches Concerning the Institutions and Monuments of the Ancient Inhabitants of America; with descriptions and views of some of the most striking scenes in the Cordilleras (London, 1815, Englisch)
Travels in South America (Ipswich, 1815, Englisch)
Ueber die Lage, Form u. s. w. des Kotopaxi, dieses kolossalen Feuerberges (Frankfurt am Main, 1817, Deutsch)
Natuurlijke brug over den Icononzo, een dal in het cordillerisch gebergte (Amsterdam, 1818, Niederländisch)
Gang der Völkercultur der neuen Welt, verglichen mit jenem europäischer Natur, Kunst und Sitte (Brünn, 1819, Deutsch)
The works of god displayed (London, 1820, Englisch)
Cotopaxi (London, 1820, Englisch)
[Über die Anden-Kordillera] (Frankfurt am Main, 1820, Deutsch)
Description of the volcano at Cotopaxi (Chillicothe, Ohio, 1821, Englisch)
Description of the volcano at Cotopaxi (Cincinnati, Ohio, 1821, Englisch)
Cotopaxi (Hartford, Connecticut, 1822, Englisch)
[Researches Concerning the Institutions and Monuments of the Ancient Inhabitants of America; with descriptions and views of some of the most striking scenes in the Cordilleras] (Boston, Massachusetts, 1822, Englisch)
Ancient mexican cities and pyramids (Shrewsbury, 1823, Englisch)
Chimborazo and Cotopaxi (London, 1823, Englisch)
Remarks on the Union of the Atlantic and Pacific Oceans, by a Canal across the Isthmus of Darien or Panama (Montreal, 1824, Englisch)
The works of God displayed in the history of Cotopaxi a mountain in South America (New York City, New York, 1825, Englisch)
Cotopaxi (Black Rock, New York, 1825, Englisch)
[Pittoreske Ansichten in den Cordilleren] (London, 1827, Englisch)
Extrait de l’ouvrage de M. de Humboldt sur les monumens de l’Amérique (London, 1831, Französisch)
Traditions du nouveau monde, en conformité avec nos croyances (Paris, 1832, Französisch)
Calendrier mexicain (Paris, 1833, Französisch)
Cargueroes, or Man-Carriers of Quindiu (Edinburgh, 1836, Englisch)
Extrait des Vues des Cordillières et monuments des peuples indigènes de l’Amérique (Paris, 1836, Französisch)
Cargueroes, or man-carriers of Quindiu (New York City, New York; Boston, Massachusetts; Cincinnati, Ohio, 1837, Englisch)
Humboldt on the Heads of the American Indians (Edinburgh; London; Glasgow; New York City, New York, 1843, Englisch)
Cotopaxi (Philadelphia, Pennsylvania; Boston, Massachusetts; New York City, New York, 1851, Englisch)
Extinct Species (Wells, 1852, Englisch)
Extinct Species (Sligo, 1852, Englisch)
Extinct Species (Belfast, 1852, Englisch)
Extinct Species (Armagh, 1852, Englisch)
The Volcano of Cotopaxi (Hertford, 1853, Englisch)
The Volcano of Cotopaxi (Wells, 1853, Englisch)
Antediluvian America (Hertford, 1853, Englisch)
Antediluvian America (Wells, 1853, Englisch)
Mexique (Paris, 1853, Französisch)
Cotopaxi (Hartford, Connecticut, 1856, Englisch)
Visita del Chimborazo, desde la mesa de Tapia (Panama City, 1858, Spanisch)
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Ueber die Lage, Form u. s. w. des Kotopaxi, dieses kolossalen Feuerberges, liest man folgendeinteressante Notizzen in Humboldt’s pittoresken An-sichten der Kordilleren 1. Heft S. 57. ff.

Der Kotopaxi ist der höchste unter denjenigenVulkanen der Anden, welche in neuern Zeiten Aus-brüche gemacht haben. Seine absolute Höhe be-trägt 5,754 Meter (2952 Klafter). Sie ist dem-nach doppelt so groß, als die des Canigu, und acht-hundert Meter größer, als die des Vesuv seynwürde, wenn man ihn auf den Gipfel des Pik von Teneriffa stellte. Auch ist der Kotopaxi der ge-fürchteteste unter allen Vulkanen des Königreichs Quito, weil seine Ausbrüche immer am häufigstenund verwüstendsten waren. Betrachtet man dieMasse von Schlacken, und die Felsenstücke, wel-che dieser Vulkan ausgeworfen, und womit die be-nachtbarten Thäler, in einem Umkreis von mehrern |553| Quadratmeilen, bedeckt sind, so muß man glau-ben, daß sie zusammengenommen einen kolossalenBerg bilden würden. Im Jahr 1738 erhoben sichdie Flammen des Kotopaxi 900 Meter über denRand des Kraters. Im Jahr 1744 wurde sein Brül-len in einer Entfernung von 200 gemeinen Meilenzu Honda, einer am Magdalenenfluß gelegenen Stadt,gehört. Den 4. April 1768 war die Menge deraus seiner Mündung ausgestossenen Asche so groß,daß in den Städten Plambato und Tacunga dieNacht bis 3 Uhr Mittags dauerte, und die Einwoh-ner mit Laternen auf der Strassen gehen mußten.Der Explosion im Januar 1803 gieng ein schreck-liches Phänomen voraus, nämlich das plötzliche Schmelzen des Schnees, womit der Berg bedecktist. Seit mehr als 20 Jahren war kein Rauch,kein sichtbarer Dunst aus dem Krater aufgestiegen,und in einer einzigen Nacht wurde das unterirrdi-sche Feuer plözlich so wirksam, daß schon beimAufgang der Sonne die äußern Wände des Kegels,die ohne Zweifel bis zu einer sehr kalten Temperaturhinauf reichten, sich nackt und schwarz, also inder eigenthümlichen Farbe verglaster Schlackenzeigten. Im Hafen von Guayaquil, 52 Meilen ingerader Linie vom Rande des Kraters, hörte manTag und Nacht das Brüllen des Berges, gleich demwiederholten Abfeuern einer Batterie; und man |554| unterschied dieses schreckliche Getöse selbst aufder Südsee, südwestlich von der Insel de la Puna noch. Der Kotopaxi liegt der Stadt Quito süd-süd-östlich, in einer Entfernung von 12 Meilenzwischen dem Gebirge von Ruminavi, dessen Kamm,in kleine isolirte Felsen ausgezackt, sich wie eineungeheuere hohe Mauer hinstreckt, und dem Que-lendana, der in die Grenzen des ewigen Schneeshinaufreicht. In diesem Theile der Anden trenntein, der Länge nach laufendes, Thal die Kordille-ren in zwei parallele Ketten. Der Grund diesesThales ist noch 3000 Meter über der Fläche desOzeans erhaben; daher denn auch der Chimborazo und der Kotopaxi, von den Plateau’s von Likan und Mulalo aus betrachtet, nicht höher als der Col de Géant und der Cramont, welche Saussure gemessen hat, zu seyn scheinen. Da man Ursachehat, anzunehmen, daß die Nähe des Ozeans zuUnterhaltung des vulkanischen Feuers beitrage,so sieht der Geolog mit Ueberraschung, daß diethätigsten Vulkane des Königreichs Quito, der Kotopaxi, der Tungurahua und der Sangay deröstlichen, und somit der von den Küsten entfernte-sten, der Andenkette angehören. Alle Piks, wel-che die westliche Kordillera krönen, scheinen, mit |555| Ausnahme des einzigen Rucu-Pichincha, Vulkane,die seit einer langen Reihe von Jahrhunderten er-loschen sind; der Berg hingegen, von dem die Rede,und der 2° 2′ von den nächstgelegenen Küsten, dervon Esmeralda und der Bay von Santa-Mateo ent-fernt ist, wirft periodisch Feuergarben aus, undverwüstet die umliegenden Ebenen. Der Kotopaxi hat die schönste und regelmäßigsteForm unter allen kolossalen Spizzen der hohen An-den. Er ist ein vollkommener Kegel, welcher, miteiner ungeheueren Lage Schnees bedeckt, bei Son-nenuntergang in blendendem Glanze strahlt, undsich auf dem azurnen Himmelsgewölbe mahlerischheraushebt. Dieser Schneemantel verbirgt demAuge des Beobachters auch die kleinsten Unebenheitendes Bodens. Keine Felsenspizze, keine Steinmasseragt aus diesem ewigen Eis hervor, um die regel-mäßige Kegel-Figur zu unterbrechen. Der Gipfeldes Kotopaxi gleicht dem Zuckerhut, womit sichder Gipfel des Piks von Teide endigt; sein Kegelist aber sechsmal so hoch, als der größte Vulkanauf Teneriffa. Blos am Rande des Kraters nimmt man Felsen-bänke wahr, die sich mit Schnee bedecken, undvon weitem wie dunkelschwarze Streifen aussehen.Wahrscheinlich sind der jähe Abhang dieses Theils |556| des Kegels und die Spalten, aus denen Ströme hei-ßer Luft hervordringen, die Ursache jenes Phäno-mens. Der Krater ist, gleich dem des Piks auf Te-neriffa, mit einer kleinen zirkelförmigen Mauer ein-gefaßt, welche, durch gute Ferngläser betrachtet,sich wie eine Brüstung darstellt. Am deutlichstensieht man sie an dem südlichen Abhange, wenn manauf dem Löwenberg (Puma-Urku) oder an denUfern des kleinen Sees von Yuracoche steht. Der kegelförmige Theil des Piks von Teneriffa ist sehr zugänglich; er erhebt sich mitten aus einermit Bimsstein bedeckten, Ebene, auf welcher einigeBüsche von Spartium supranubium wachsen. Klet-tert man dagegen auf den Vulkan von Kotopaxi, so ist es sehr schwer, die untere Grenze des ewi-gen Schnees zu erreichen. Der Kegel ist mit tiefenSpalten umgeben, die bei Ausbrüchen dem Rio Napo und Rio de las Alaques Schlacken, Bimsstein, Was-ser und Eisschollen zuführen. Hat man den Gipfeldes Kotopaxi in der Nähe untersucht, so kann manbeinahe behaupten, daß es unmöglich ist, bis anden Rand seines Kraters zu gelangen. Je regelmäßiger die Form von dem Kegel die-ses Vulkans ist, desto mehr überrascht es, auf dersüdwestlichen Seite eine kleine, in Schnee halb be- |557| grabene, und in Spizzen ausgezackte Felsenmassezu finden, welche die Eingebornen den Kopf desInka nennen *)

*) Der Ursprung dieser seltenen Benennung ist sehr ungewiß.Im Lande selbst lauft eine Volkssage, nach welcher dieserisolirte Fels ehemals einen Theil vom Gipfel des Kotopaxiausgemacht hat, und die Indianer versichern, daß derVulkan, bei seinem ersten Ausbruch, eine Steinmasse weitvon sich geschleudert habe, die, gleich dem Obertheil einerGlocke oder eines Doms, die ungeheure Höhlung bedeckte,welche das unterirrdische Feuer einschließt. Einige be-haupten, diese Katastrophe habe sich kurze Zeit vor demEinfall des Inka Tupal in das Königreich Quito ereignet,und das Felsenstück sey darum der Kopf des Inka genanntworden, weil sein Fall eine unglückliche Vorbedeutungvon dem Tode des Eroberers gewesen ſey. Andere, nochLeichtgläubigere, versichern hingegen, diese Masse vonPorphyr, mit einer Grundlage von Pechstein, seye durcheine Explosion verrückt worden, die in dem nämlichenAugenblicke, da der Inka Atahuallpa von den Spaniern zuKaxamarka erdrosselt wurde, erfolgte. Es scheint inder That ziemlich gewiß, daß sich ein Ausbruch desKotopaxi zur nämlichen Zeit ereignete, da das Armeekorpsdes Pedro Alvarado von Puerto Viejo nach dem Plateauvon Quito zog; obgleich Piedro de Cieca nur sehr unbe-stimmt von dem Berg redet, welcher Asche ausgeworfenhat, durch deren plözliches Niederfallen die Spanier er-schreckt wurden. Um aber der Meinung beizupflichten, daßerst um diese Zeit der Cabeza del Inka genannte Fels sei-nen gegenwärtigen Plaz eingenommen habe, müsste manvoraussezzen, daß der Kotopaxi keine ältere Ausbrüchegemacht habe; welche Voraussezzung jedoch um so un-
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richtiger ist, da die Mauern an dem, von Huayna Capacerbauten, Pallast des Inka zu Callo, Steine von vulkani-schem Ursprung enthalten, die der Kotopaxi ausgeworfenhat. An einem andern Ort soll die wichtige Frage unter-sucht werden, ob es wahrscheinlich sey, daß der Vul-kan damals schon, als sich das unterirrdische Feuer durchseinen Gipfel Luft gemacht, die gegenwärtige Höhe gehabthabe, oder ob nicht vielmehr mehrere geologische Thatsa-chen zusammengenommen beweisen, daß sein Kegel, sowie der Somma des Vesuv, aus einer Menge aufeinander-liegender Lava-Schichten zusammengesezt seye?