Humboldts Bilder

Das graphische Gesamtwerk

Herausgegeben von Oliver Lubrich unter Mitarbeit von Sarah Bärtschi,
Darmstadt: Lambert Schneider, 800 Seiten. (1. Aufl. 2014; 2. Aufl. 2015; 3. Aufl. 2015; 4. Aufl. 2017)

Alexander von Humboldt veröffentlichte zwei Dutzend Bücher und rund 750 Aufsätze, Artikel und Essays. Weniger bekannt ist, dass der Naturforscher und Reiseschriftsteller auch Zeichner und Graphiker war. Seine Werke enthalten rund 1.500 Abbildungen, die hier erstmals vollständig zusammengestellt werden.
Von seiner Expedition durch Amerika brachte Humboldt neben Notizen und Daten für sein geplantes Reisewerk auch zahlreiche Skizzen mit. Dieses Rohmaterial überarbeitete er in Europa entweder selbst, oder er ließ es von Zeichnern, Graveuren und Druckern ausfertigen. So entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Kunst.
Humboldts Bilder sind ebenso vielfältig wie seine Forschungsinteressen: Als Ethnologe und Kulturwissenschaftler skizzierte er Menschen, Gebäude und Alltagsgegenstände. Als Botaniker, Zoologe und Anatom zeichnete er Pflanzen, Tiere und Körperdetails. Als Geologe, Geograph und Kartograph erfasste er die Konturen von Gebirgen, Gewässern und Kontinenten, er entwarf Karten vom Orinoco, von Kuba und von Zentral-Asien. Seine ebenso präzisen wie kunstvollen Abbildungen tropischer Natur beeinflussten Generationen von Landschaftsmalern. Indem sie stereotype Zeichen durch wirklichkeitsnahe Physiognomien ersetzten, veränderten sie die europäische Wahrnehmung Amerikas.
Der Verfasser des „Kosmos“ war ein Pionier der künstlerischen Inszenierung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Viele seiner Motive sind das, was man heute als „Datenvisualisierung“ bzw. als „Infographik“ bezeichnet. Seine thematischen Landkarten inspirierten die Gestalt von Atlanten. Seine isothermen Linien zeigen weltweite Zusammenhänge und prägen bis heute die Wetterkarten der Meteorologie. Seine Gebirgsprofile, die Goethe nachzuahmen versuchte, beschreiben ganze Ökosysteme und die Schichtung der Biozonen. So sind auf dem „Tableau“ zur „Geographie der Pflanzen in den Tropen-Ländern“ im Querschnitt der Anden die Namen von Pflanzen eingetragen, die in der jeweiligen Höhe zu finden sind – wobei die winzige Schrift fast den Effekt einer Schraffur erzeugt. Solche Darstellungen sind exakt, informativ und anschaulich – und zugleich kreativ, originell und ästhetisch.

Eine Einführung geben die folgenden Aufsätze:
Oliver Lubrich, „Feldforschung als Kunst“, in: UniPress, Juni 2015, S. 28–31.
Oliver Lubrich, „Entre art et science: dessins et méthodes de visualisation dans l’œuvre viatique d’Alexander von Humboldt“, in: Epistémocritique (Juli 2017).

Humboldts Bilderwerkstatt

Alexander von Humboldt: Das zeichnerische Werk. Herausgegeben von Dominik Erdmann und Oliver Lubrich,
Darmstadt: WBG 2019, 432 Seiten

In Alexander von Humboldts Nachlass in Berlin und in Krakau befinden sich hunderte Zeichnungen. Dieses Material wird hier erstmals im Druck vorgestellt: Das zeichnerische Werk präsentiert 316 farbige Abbildungen. Der Band ermöglicht es, die Zeichnungen mit den entsprechenden Stichen zu vergleichen, die auf ihrer Grundlage gedruckt wurden, und damit den Entstehungsprozess von Humboldts Bildwerken nachvollziehbar zu machen. Wir erhalten so einen Einblick in Humboldts Bilderwerkstatt. Humboldts Zeichnungen hatten nicht nur die Funktion, Gegenstände der Naturforschung naturalistisch abzubilden. Darüber hinaus dienten sie dazu, neues Wissen als Denkbilder modellhaft hervorzubringen. Humboldt vermittelte seine Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit mit Hilfe von Diagrammen und Infographiken.

Medienecho

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. November 2014
„Oliver Lubrich [...] legt jetzt einen neuen opulenten Band mit sämtlichen Zeichnungen Humboldts vor.“

Spektrum der Wissenschaft, 18. November 2014
„in exzellenter Qualität“ – „kenntnisreiche Einführung in Humboldts Leben und Werk“ – „Humboldts Vielschichtigkeit entsprechend“ – „Auch wer nicht forschen, sondern nur genießen will, kommt bei der Lektüre dieses wunderbaren Buchs auf seine Kosten. Zu Recht betont Lubrich, dass Humboldt unter anderem ein ›Pionier der ästhetischen Inszenierung wissenschaftlicher Erkenntnisse‹ gewesen sei.“

Mainpost, 19. November 2014
„Der Verlag hat sich mit der Edition des Gesamtwerks große Mühe gegeben. […] Dass auch am Papier und an der Druckqualität nicht gespart wurde, rechtfertigt nicht nur den Preis der Buches, es macht allein das Blättern in dem Band zu einem bibliophilen Hochvergnügen.“

Berliner Zeitung, 29./30. November 2014
„Die Pflanzen scheinen zu leben, aus den Seiten herauszuwachsen.“ – „detailgetreue Abbildungen von Tieren, Pflanzen und Landschaften“ – „eine Fülle an Informationen, die auf neue Art in Text und Bild zusammengefasst werden“.

Deutsch­landfunk, 7. Dezember 2014
„Es gibt Bücher, die aufzuschlagen man gar nicht erwarten kann. Und so ein Buch ist ›Alexander von Humboldt – Das grafische Gesamtwerk‹: […] ein wunderbarer Bildband – ein Fest für die Augen. Er verdient einen Ehrenplatz im Bücherschrank.“

Der Tagesspiegel, “Buch­empfehlung”, 8. Dezember 2014
„Augen- und Ohrenweide“ – „großartige Bilder“.

Frankfurter Neue Presse, 10. Dezember 2014
„›Wow!‹, entfährt es einem da nur, wenn man das neu erschienene Buch ›Alexander von Humboldt – Das graphische Gesamtwerk‹ durchblättert.“

rbb Kulturradio, 23. Dezember 2014
„Diese Zeichnungen überzeugen durch ihre große Qualität.“ – „Es gibt von dem großen Humboldt-Spezialisten Oliver Lubrich ein sehr, sehr informatives Vorwort.“ – „Das ist das Schöne an diesem Buch: Man begreift das Bildungs- und das Humanitätsideal dieses Preußen, der sich von dem Fremden aufnehmen läßt.“

SRF 2, 3. Januar 2015
„Ein tolles Buch, weil man damit auf Entdeckungsreise gehen kann in Raum und Zeit.“

Die Welt, 3. Januar 2015
„Ein Prachtband zeigt den Naturforscher als Pionier der Infografik.“ – „großformatiges und großartiges Werk“ – „Entstanden ist ein gewichtiger und wichtiger Katalog, opulent illustriert und in exzellenter Qualität reproduziert – eines jener Werke hoher Buchkunst, die auch und gerade im Zeitalter digitaler Medienträger alle Kassandrarufe vom Ende des gedruckten Buches ad absurdum führen.“

Der Tagesspiegel, 6. Januar 2015
„Eine Sensation: Erstmals liegen die Zeichnungen des Unermüdlichen komplett vor.“ – „Prachtband“ – „Mit seinem wohlgeordneten Chaos zeigt dieses Buch den Weg.“

Forschung & Lehre, Nr. 4/2015
„absolut beeindruckend“

Hamburger Abendblatt, 3. Juni 2015
„Humboldt war Zeichner der ersten Infografiken.“