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Alexander von Humboldt: „Beiträge zur Naturgeschichte der Mosquitos“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1821-Personal_Narrative_of-16-neu> [abgerufen am 26.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1821-Personal_Narrative_of-16-neu
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Titel Beiträge zur Naturgeschichte der Mosquitos
Jahr 1822
Ort Erfurt; Weimar; Leipzig
Nachweis
in: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde 3:51/7 (September 1822), Sp. 97–103.
Postumer Nachdruck
Alexander von Humboldt, Das große Lesebuch, herausgegeben von Oliver Lubrich, Frankfurt/M.: Fischer 2009, S. 139–150.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Spaltensatz; Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.15
Dateiname: 1821-Personal_Narrative_of-16-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 4
Spaltenanzahl: 7
Zeichenanzahl: 24410

Weitere Fassungen
Personal Narrative of Travels to the Equinoctial Regions of the New Continent, during the years 1799–1804. By Alexander de Humboldt, and Aimé Bonpland, &c. &c. London, 1821, 8vo. 2 Vols. pp. 864 (London, 1821, Englisch)
Personal Narrative of Travels to the Equinoctial Regions of the New Continent, during the years 1799–1804. By Alexander de Humboldt, and Aimé Bonpland, &c. &c. London, 1821, 8vo. 2 Vols. pp. 864 (Philadelphia, Pennsylvania, 1821, Englisch)
Moschettoes (Musquetoes) of S. America (Washington, District of Columbia, 1821, Englisch)
Savages on the Oronoko (Boston, Massachusetts, 1821, Englisch)
Moschettoes (Musquetoes) of South America (Chillicothe, Ohio, 1821, Englisch)
Moschettoes (Musquetoes) of S. America (Salisbury, North Carolina, 1821, Englisch)
From Humbolt’s Narrative of a Tour on the Oronoko (Amherst, New Hampshire, 1821, Englisch)
Humboldt’s and Bonpland’s Travels (Boston, Massachusetts, 1821, Englisch)
Savages on the Oronoko (Concord, New Hampshire, 1821, Englisch)
Tiger familiarity with infants (Leeds, 1821, Englisch)
Savages on the Oronoko (Danville, Vermont, 1821, Englisch)
Savages on the Oronoko (Woodstock, Vermont, 1821, Englisch)
Savage prejudices (Liverpool, 1821, Englisch)
Musquitos (London, 1821, Englisch)
Opisanie historyczne podróźy Alexandra Humboldta i Emego Bompland do krain międzyzwrótnikowych nowego świata; tomu II, część 2, z cztérma rycinami. Paris chez Maze Libr. 1821 (Vilnius, 1822, Polnisch)
Beiträge zur Naturgeschichte der Mosquitos (Erfurt; Weimar; Leipzig, 1822, Deutsch)
Innocence (London, 1822, Englisch)
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Beitraͤge zur Naturgeſchichte der Mosquitos.

Humboldt theilt in ſeinem kuͤrzlich erſchienenen Werke: Voyage aux Régions équinoxiales du nouveau Continent, eine ſehr unterhaltende Zuſammenſtellung der Erfahrungenmit, die er, waͤhrend ſeines langen Aufenthalts in dem tropi-ſchen Amerika, uͤber die Mosquitos geſammelt hat, die uͤberdie Naturgeſchichte, die geographiſche Verbreitung und dieEigenthuͤmlichkeiten dieſer grauſamen Feinde des Menſchenviel Licht verbreitet; und dieß um ſo mehr, da wir dieſelbenbisher nur aus vagen und ungruͤndlichen Notizen andererReiſenden kannten. Wer (ſagt Humboldt) nie auf den großen Suͤdamerikani-ſchen Fluͤſſen, als dem Orinoko oder dem Rio de la Magda-lena geſchifft hat, der kann ſich keinen Begriff davon machen,wie man jeden Augenblick des Lebens durch dieſe gefluͤgeltenInſekten gequaͤlt werden und wie ganze Landſtriche durch ſiefaſt unbewohnbar gemacht werden koͤnnen. Mag man immerdie groͤßten Schmerzen ohne Murren ertragen koͤnnen; magman auch das lebhafteſte Intereſſe an den Gegenſtaͤnden haben,die man unterſuchen will, dennoch wird man unaufhoͤrlich durchdie Mosquitos, Zancudos, Jenſen und Tempraneros davonabgezogen, die ſich in Schaaren auf Geſicht und Haͤnde nie-derlaſſen, die Kleider mit ihren nadelfoͤrmigen Ruͤſſeln durch-bohren, die in Naſe und Mund fliegen, und ſo ein unaufhoͤr-liches Huſten und Nießen erzeugen, ſobald man in freier Luftſprechen will. Auch giebt die plaga de las moscas, „dieQual der Fliegen“ in den Miſſionen, die hart am Orinoko,von ungeheuern Waldungen umgeben, liegen, einen unerſchoͤpf-lichen Stoff zur Unterhaltung. Begegnen ſich am Morgenzwei Perſonen, ſo ſind die erſten Fragen, welche ſie an einanderrichten, folgende: Wie haben Sie dieſe Nacht die Zancudosgefunden? Wie werden es heute die Mosquitos treiben? Die geographiſche Vertheilung dieſer muͤckenartigen In-ſekten bietet ſehr merkwuͤrdige Erſcheinungen dar. Sie ſcheintſich nicht einzig nach der Waͤrme des Klima’s, nach der großenFeuchtigkeit und Undurchdringlichkeit der Waͤlder, ſondern au-ßerdem nach lokalen, ſehr ſchwer zu charakteriſirenden Umſtaͤn-den zu richten. Gleich zu Anfang will ich erwaͤhnen, daß dieſeLandplage in der heißen Zone nicht ſo allgemein verbreitet iſt,als man wohl denken duͤrfte. Auf den Hochebenen, die uͤber400 Toiſen uͤber der See liegen, z. B. zu Cumana, Calabozo u. ſ. w. ſieht man nicht mehr Schnaken, als in den bewohn-teſten Gegenden Europa’s. Dagegen vermehren ſie ſich zu Nueva Barcelona und mehr weſtlich an der Kuͤſte, die ſichnach dem Kap Codera erſtreckt, ungeheuer. Zwiſchen demkleinen Hafen Higuerote und an der Muͤndung des Rio Unare,ſcharren ſich die ungluͤcklichen Einwohner des Nachts 3 bis 4 |98| Zoll tief in Sand, und laſſen nur den Kopf frei, den ſie miteinem Tuche bedecken. Segelt man zwiſchen dem 7. und 8.Breitegrad von Cabruta nach Angoſtura ſtromaufwaͤrts und von Cabruta nach Urunna ſtromabwaͤrts, ſo iſt die Plage der In-ſekten ziemlich ertraͤglich. Aber jenſeits der Muͤndung des Rio Arauca, wenn man die enge Stelle von Bareguan imRuͤcken hat, iſt es mit der Ruhe des Reiſenden vorbei. Dortſcheinen die untern Luftſchichten, vom Boden bis zu 15 bis 20Fuß Hoͤhe, durch die Unzahl dieſer giftigen Inſekten wie miteinem dichten Dampfe angefuͤllt. Stellt man ſich an einendunkeln Ort, z. B. in die Grotten bei den Katarakten, diedurch einen uͤberhaͤngenden Granitblock gebildet werden, undblickt dann nach der von der Sonne beſchienenen Oeffnung hin,ſo ſieht man Wolken von Mosquitos, die mehr oder wenigerdicht ſind, je nachdem dieſe Thiere ſich vermoͤge ihrer langſa-men und taktmaͤßigen Bewegungen, vereinigen oder zerſtreuen.In der Miſſion San Borga ſind die Mosquitos ſchon uner-traͤglicher als zu Cariehara; allein in den Raudales zu Atu-rès und hauptſaͤchlich zu Maypurès erreicht dieſe Qual, ſo zuſagen, ihr Maximum. Ich zweifle daran, daß es ein Landgiebt, wo der Menſch, waͤhrend der Regenzeit, groͤßern Leidenunterworfen iſt. Ueber den 5ten Breitegrad hinaus wird manetwas weniger geſtochen; aber auf dem obern Orinoko ſind dieStiche weit ſchmerzhafter, weil die Hitze und gaͤnzliche Wind-ſtille die Haut reizbarer machen. Gelangt man weiter nach Suͤden, wo die Fluͤſſe mitbraungelbem Waſſer ihren Anfang nehmen, die man gewoͤhn-lich ſchwarze Waſſer (aquas negras) nennt, z. B. an dieUfer des Atabapo, Temi, Tuamini und Rio Negro, ſo genießtman einer Ruhe, ich moͤchte faſt ſagen, eines unerwartetenGluͤcks. Dieſe Fluͤſſe laufen gleichfalls durch dichte Waldun-gen, allein die ſchnakenartigen Inſekten fliehen, gleich denKrokodilen, die ſchwarzen Gewaͤſſer, die ein wenig kaͤlter alsdie farbloſen Waſſer und in chemiſcher Hinſicht von dieſenverſchieden ſind. Vielleicht koͤnnen die Larven dieſer Thiere,die man als wahre Waſſerthiere anſehen kann, nicht gedeihen.Nur einige kleine Fluͤſſe, der Toparo, Malaveni und Zama,deren Farbe entweder tiefblau oder braungelb iſt, wimmelndennoch von Mosquitos. Als wir den Rio Negro hinabfuh-ren, konnten wir in den, an der Braſilianiſchen Grenze lie-genden Doͤrfern, Maroa, Davipe und San Carlos frei ath-men; allein die Verbeſſerung unſerer Lage war nur von kurzerDauer. — Zu L’Esmeralda, am oͤſtlichen Ende des obernOrinoko, jenſeits welcher das Land den Spaniern nicht mehrbekannt iſt, ſind die Mosquitowolken faſt eben ſo dicht, alsbei den großen Waſſerfaͤllen. — Zu Mandavaca trafen wireinen alten Miſſionaͤr, der uns ſagte: er habe ſeine 20 Mos-quitosjahre in Amerika verlebt. Er machte uns auf den Zu- |Seitenumbruch| |99| ſtand ſeiner Beine aufmerkſam, damit wir einſt zu Hauſe er-zaͤhlen koͤnnten, was die armen Moͤnche in den Waͤldern desCaſſiquiare von den Mosquitos zu leiden haͤtten. Da jederStich einen kleinen ſchwarzbraunen Punkt hinterlaͤßt, ſo warenſeine Beine ſo getiegert, daß man nur mit Muͤhe die weißeFarbe ſeiner Haut durch die Flecken hindurch erkennen konnte. —So erklaͤrt es ſich, wie der Pater Guardian einen Laienbru-der, an dem er ſich raͤchen will, gewoͤhnlich nach Esmeraldaſchickt, oder: „zu den Mosquitos verurtheilt.“ In den farb-loſen Gewaͤſſern ſcheinen ſich meiſt Species aus dem GenusSimulium aufzuhalten, waͤhrend am AtLandslubapo und Rio Negro meiſt nur ſolche vom Genus Culex hauſen. So weit von der geographiſchen Verbreitung dieſer Thiere.Es waͤre zu wuͤnſchen, daß ein geſchickter Entomolog dieverſchiedenen Species dieſer ſchaͤdlichen Inſekten an Ort undStelle ſtudiren koͤnnte, die trotz ihrer Winzigkeit in demHaushalte der Natur eine wichtige Rolle ſpielen. Wichtigund bewieſen iſt, daß die verſchiedenen Arten nicht zuſammen,ſondern jede zu einer gewiſſen Tageszeit ſchwaͤrmen, oder wieſich die Miſſionaͤrs recht naiv ausdruͤcken, „die Wache beziehn.“Zwiſchen jedem Wechſel hat man einige Minuten und oft eineViertelſtunde Ruhe. Von halb 7 Uhr Morgens bis 5 UhrAbends, wimmelt die Luft von Mosquitos, die nicht, wie ei-nige Reiſende behaupten, die Geſtalt unſrer Muͤcken, ſonderndie der Fliegen haben. Dieß ſind die Simulien von der Fa-milie der Nemocères des Latreille. Ihr Stich iſt ſo ſchmerz-haft, wie derjenige der Stomoxes (Conops calcitrans). Da,wo der Saugeruͤſſel die Haut durchbohrt hat, bleibt ein klei-ner braunrother Fleck zuruͤck, der von extravaſirtem Blut her-ruͤhrt. Eine Stunde vor Sonnenuntergang werden die Moſ-quitos von einer kleinen Art Muͤcken, den Tempraneros, ab-geloͤſt, die deshalb ſo heißen, weil ſie auch bei Sonnenaufgangerſcheinen, und die kaum 1½ Stunde bleiben. Nachdem ſiezwiſchen 6 und 7 Uhr verſchwunden ſind, und man nur we-nige Minuten Ruhe gehabt hat, wird man von den Zancudos,einer andern Muͤckenart mit ſehr langen Fuͤßen, angefallen.Der Stich dieſes Thiers iſt aͤußerſt ſchmerzhaft, und die dar-nach folgende Geſchwulſt dauert mehrere Wochen. Es ſummtwie unſre Muͤcken, nur ſtaͤrker und gedehnter, und iſt einwahres Nachtinſekt, waͤhrend der Tempranero die Daͤmmerungliebt. Auf der Reiſe von Carthagena nach Sta. Fe de Bogota bemerkten wir im Thale des Rio grande de la Magdalena zwiſchen Mompox und Honda, daß die Zancudos die Luft von8 Uhr Abends bis Mitternacht verdunkeln, gegen Mitternachtaber abnehmen und 4 Stunden lang verſchwinden, dann aberin Maſſe und blutduͤrſtig wiederkehren. Auf dem Orinoko ſieht man ſelten wirkliche Tagmuͤcken, und die Zancudos aufbeiden Stroͤmen gehoͤren gewiß verſchiedenen Arten an. Wir haben ſo eben geſehn, wie dieſe Tropeninſekten beiihrem Erſcheinen und Verſchwinden nach gewiſſen Regeln ver-fahren. Zu beſtimmten und unveraͤnderlichen Stunden bevoͤl-kert ſich in derſelben Jahreszeit und Breite die Luft mit den-ſelben Bewohnern; und unter einer Zone, wo der Barometerzur Uhr dienen kann, wo alles ſo wunderbar regelmaͤßig aufeinander folgt, koͤnnte man beinahe mit geſchloſſenen Augenbei Tag und Nacht die Stunde beſtimmen; da man dieſe anden verſchiedenen Geſumſe und Stechen der Inſekten erken-nen koͤnnte. Auf den Fluͤſſen Magdalena und Guayaquil allein unter-ſchied ich 5 ſehr deutlich verſchiedene Arten von Zancudos. *) |100| Die Culex Suͤdamerika’s ſind gewoͤhnlich an Fluͤgeln, Bruſt-ſtuͤck und Fuͤßen azurfarben geringelt, und ſchillern durch ihreverſchiedene Punktirungen metallartig. Hier, wie in Europaſind die Maͤnnchen, welche ſich durch ihre flaumigen Fuͤhlhoͤr-ner auszeichnen, ſehr ſelten, und man wird nur von denWeibchen geſtochen. Da jedes der Letztern mehrere hundertEier legt, ſo erklaͤrt ſich hieraus, wie ſich dieß Ungeziefer ſoſchnell vermehrt. Schifft man die großen Stroͤme Suͤdameri-ka’s hinauf, ſo bemerkt man, daß die Erſcheinung einer neuenSpecies von Culex jedesmal einen Nebenfluß ankuͤndigt. Bringen wir alſo die bisher angefuͤhrten Beobachtungenin eine kurze Ueberſicht, ſo ergiebt ſich Folgendes. Die Mu-ſtikos und Maringouins erheben ſich nicht auf die Berghoͤhender Cordilleren bis in die gemaͤßigte Region, wo die mittlereTemperatur unter 19 bis 20 Centigrade iſt. — Sie fliehen,bis auf wenige Ausnahmen die ſchwarzen Gewaͤſſer, und trockne,unbewaldete Stellen, und halten ſich daher nur an ſolchenauf, wo der Saum des Waldes nicht durch duͤrre Ebenen vonden Fluͤſſen getrennt iſt. Man kann alſo von dem allmaͤhligenAuslichten der Waͤlder eine Verminderung dieſer ſchaͤdlichenInſekten erwarten. Die Eingebornen, ſie moͤgen Weiße, Mulatten, Negeroder Indianer ſeyn, haben alle, ſo gut wie die Europaͤer, vondem Stiche der Inſekten zu leiden. Nur die Wirkungen diederſelbe hervorbringt ſind bei den verſchiedenen Menſchenklaſ-ſen verſchieden. Wird dieſelbe giftige Fluͤſſigkeit in die Hauteines kupferfarbenen Indianers und in die eines neulich an-gekommenen Europaͤers deponirt, ſo verurſacht ſie bei demErſten keine Geſchwulſt, waͤhrend ſie bei dem Letztern harte,von heftiger Entzuͤndung begleitete Blattern zur Folge hat,die mehrere Tage lang ſchmerzen. So verſchieden iſt die Thaͤtigkeit des Hautſyſtems nachden verſchiedenen Graden der Irritabilitaͤt der Organe bei je-der Menſchenraçe, ja, jedem Individuum. — Doch daß dieIndianer eben ſowohl durch die Stiche leiden, geht daraus
fusci, tibiis hirtis, tarsis nigrioribus, annulis quatuor niveis. Antennae maris pectinatae.Habitat locis paludosis ad ripam Magdalenae flumi-nis, prope Teneriffe; Mompox, Chillea, Tamalamequecaet. (Regno Novogranadensi.)2) Culex lineatus, violacco-fuscescens; thorace fusco,utrinque linea longitudinali, maculisque inferis argen-teis; alis virescentibus; abdomine annulis sex argenteis;pedibus atro-fuscis; posticorum tibiis apicibusque albis. Habitat ad confluentem Tamalamequen in ripa Mag-dalenae fluminis. (Regno Novogranadensi.)3) Culex ferox supra caeruleo aureoque varius, annu-lis quinque albis inferis, alis virescentibus; pedibus ni-gricanti-caeruleis, metallico splendentibus; posticis lon-gissimis, basi apiceque niveis. Omnium maximus differt 1 a C. haemorrhodali Fab. cui pedes quoque caerulei, thorace superne cae-ruleo et auro maculato; 2 a C. cyanopenni corporesuperne caeruleo, pedibus haud annulatis, haud fuscis.An. Nhatin Maregr p. 257?Habitat ad ripam inundatam fluminis Guayaquilen-sis, prope San Borondon. (Regno Quitensi.)4) Culex chloropterus, viridis, annulis quinque al-bis; alis virescentibus, pedibus fuscis ad basim subtusalbis. Habitat cum praecedente.5) Culex maculatus viridi-fuscescens, annulis octoalbis, alis virescentibus, maculis tribus auticis, atrocae-ruleis, auro immixtis; pedibus fuscis, basi alba. Habitat cum C. feroce et C. chloroptero inripa fluminis Rio de Guayaquil propter las Bode-gas de Bahaoyo. *) 1) Culex cyanopennis abdomine fusco, piloso, an-nulis sex albis; alis caeruleis, tarsis albo annulatis. Thorax fusco-ater, pilosus. Abdomen supra fusco-caerulescens, hirtum, annulis sex albis. Alae caeru-leae, splendore semi-metallico, viridenti-venosae,saepe pulverulentae, margine externo ciliato. Pedes
|Seitenumbruch| |101| hervor, daß ſie ſich beim Rudern unaufhoͤrlich mit der flachenHand ſchlagen um die Inſekten zu vertreiben. Die Otomaquer,eines der barbariſchſten Voͤlker, kennen den Gebrauch derMuͤckenflore, die ſie aus Palmfaſern weben. Zu Higueroteſchlafen die farbigen Leute, wie geſagt, haͤufig im Sande ver-ſcharrt. In den Doͤrfern des Rio Magdalena luden uns dieIndianer haͤufig ein, auf dem Hauptplatz neben der Kirche, woſich alles Hornvieh der Umgegend verſammelt, auszuruhn, in-dem die Naͤhe des Viehes den Menſchen einige Ruhe ver-ſchafft. Die Indianer am obern Orinoko und am Caſſiquiarehaben kleine Zimmer ohne Fenſter (ſ. g. hornitos), in welcheman durch eine ſehr niedrige Oeffnung auf dem Bauche krie-chen muß. Sobald man nun die Inſekten durch Raͤucherndaraus vertrieben hat, ſo verſtopft man die Oeffnung. Alleindie Abweſenheit der Mosquitos muß man durch die heiße undſtockende Luft theuer erkaufen.
Die in Suͤdamerika gebornen, oder lange wohnhaftenEuropaͤer leiden weit mehr als die Indianer, aber unendlichweniger als ihre erſt neuerdings ausgeſchifften Landsleute.Alſo liegt nicht in der Dicke der Haut, wie einige Reiſendebehaupten die Urſache, daß die Stiche in dem Augenblicke, woman ſie empfaͤngt, weniger ſchmerzhaft ſind. Auch iſt nicht inder beſondern Organiſation der Integumente der Indianer derGrund zu ſuchen, daß dem Stiche weniger Geſchwulſt undentzuͤndliche Symptome folgen; ſondern dieß liegt an der ver-ſchiedenen nervoͤſen Reizbarkeit des Hautſyſtems. Dieſe Reiz-barkeit wird vermehrt, durch ſehr warme Kleider, durch denGenuß geiſtiger Getraͤnke, durch die Gewohnheit an den Wun-den zu jucken und, wie auch ſelbſt die Erfahrung gelehrt hat,durch zu ſchnell hintereinander wiederholte Baͤder. Dieſe letz-ten machen zwar die alten Stiche ſchmerzloſer, aber gegen diefriſchen empfindlicher. Da die Muſtikos und die Maringouins zwei Drittel ihresLebens im Waſſer zubringen, ſo darf man ſich nicht wundern,daß dieſe ſchaͤdlichen Inſekten in den Waͤldern deſto ſeltenerwerden, je mehr man ſich von den großen Stroͤmen entfernt,welche dieſe durchſchneiden. Sie ſcheinen die Orte zu lieben,wo ihre Verwandlung ſtatt gehabt hat, und wohin ſie wiederihre Eier legen wollen. Daher gewoͤhnen ſich die Indianer ſoſchwer an das Leben in den Miſſionen, weil ſie daſelbſt untereiner Qual ſeufzen, die ſie in ihren urſpruͤnglichen Wohnſitzenkaum kennen, und fliehen bald wieder den Waͤldern zu. DieMiſſionen ſind in dieſer Hinſicht ſehr fehlerhaft angelegt. Die kleinen Inſekten aus der Familie der Nemocères ſol-len von Zeit zu Zeit Wanderungen machen. Zuweilen ſiehtman an gewiſſen Orten zu Anfang der Regenzeit Arten er-ſcheinen, deren Stiche man fruͤher noch nicht gefuͤhlt hat.So ſagte man uns zu Simiti am Magdalenenfluß, man habevor Zeiten hier von Culex-Arten nur den Jejen (Xexen) ge-kannt, und daher die Nacht uͤber Ruhe gehabt. Seit demJahr 1801 aber, habe ſich die große Muͤcke mit blauen Fluͤgeln (Culex cyanopterus) ſo haͤufig eingeſtellt, daß die armen Ein-wohner zu Simiti nicht mehr ruhig ſchlafen koͤnnten. In denmoraſtigen Canaͤlen der Inſel Barù haͤlt ſich die kleine FliegeCafaſi auf, die dem unbewaffneten Auge kaum erkennbar iſt,und ſehr ſchmerzhafte Geſchwuͤlſte hervorbringt. Man muß diebaumwollenen Gewebe, die als Muͤckennetze dienen, naß ma-chen, wenn der Cafaſi nicht durch die Zwiſchenraͤume dringenſoll. Dieß Inſekt, welches gluͤcklicherweiſe ſonſt ziemlich ſelteniſt, zieht im Januar durch den Canal von Mahates bis Mo-rales hinauf. Geringe Modifikationen in der Nahrung und im Klima,ſcheinen bei den naͤmlichen Arten der Muſtikos und Marin-gouins in der Wirkſamkeit des Gifts, welches dieſe Thiereaus ihrem ſcharfen und am untern Ende gezaͤhnten Saugeruͤſ-ſel entladen, Veraͤnderungen hervorzubringen. Auf dem Ori-noko finden ſich die blutgierigſten *) Inſekten bei den großen |102| Catarakten, zu L’Esmeralda und Mendavaca. Auf dem Mag-dalena wird der Culex cyanopterus vor Allem zu Mompox,Chilloa und Tamalamequa gefuͤrchtet. Dort iſt er groͤßer undſtaͤrker und hat ſchwaͤrzere Beine. Man kann ſich des Lachens nichterwehren, wenn man die Miſſionaͤre uͤber die Groͤße, Gefraͤßig-keit und Blutgier der Mosquitos in verſchiedenen Gegendendes Fluſſes ſtreiten hoͤrt. Dieſe Erſcheinungen ſind zwar rechtſehr merkwuͤrdig; allein aͤhnliche auch bei groͤßern Thiergattun-gen bemerkbar. So verfolgt das Krokodil zu Angoſtura denMenſchen, waͤhrend man ſich zu Neu-Barcelona im Rio Ne-veri mitten unter dieſen Carnivoren furchtlos badet. Die Ja-guars von Maturin, Cumanacoa und von der Landenge vonPanama ſind, im Vergleich mit denen am obern Orinoko, feig.Die Indianer wiſſen ſehr gut, daß die Affen aus dem oderjenem Thale leicht zu zaͤhmen ſind, waͤhrend andere von der-ſelben Species, die anderswo gefangen werden, lieber Hungersſterben, ehe ſie ſich der Dienſtbarkeit unterziehen. Noch naͤherliegt das Beiſpiel vom Scorpion zu Cumana, der von dem-jenigen auf der Trinitatisinſel, Jamaika, zu Carthagena undGuayaquil ſehr ſchwer zu unterſcheiden, aber nicht fuͤrchterli-cher, als der Scorpio europaeus des ſuͤdlichen Frankreichs iſt:waͤhrend der andere weit beunruhigendere Zufaͤlle veranlaßt,als ſelbſt der Scorpio occitanus von Spanien und der Ber-berei. Die Leute in Amerika haben ſich, gerade wie die Gelehr-ten in Europa, uͤber die Heilſamkeit der Klimate und die pa-thologiſchen Erſcheinungen, Syſteme gebildet, die ſich haͤufigin den verſchiedenen Provinzen ſchnurgerade entgegenlaufen.So haͤlt man am Magdalenenfluß die Mosquitos zwar fuͤrlaͤſtig, aber fuͤr ſehr zutraͤglich. „Dieſe Thiere, ſagen die Ein-wohner, verurſachen kleine Aderlaͤſſe, die uns in dieſem hei-ßen Klima, vor dem Tabardillo, Scharlachfieber und andernentzuͤndlichen Krankheiten bewaͤhren.“ Dagegen ſchiebt manan den aͤußerſt ungeſunden Ufern des Orinoko die Schuld derKrankheiten auf die Mosquitos. „Dieſe Inſekten, ſagt man,entſtehen aus verfaulten Stoffen und vermehren die Verderb-niß: ſie entzuͤnden das Blut.“ Daß die erſtere Anſicht nichtdie richtigere iſt, bedarf keiner Erinnerung. Die Haͤufigkeit der Muſtikos und Maringouins charakteri-ſirt indeß die ungeſunden Klimate nur in ſo fern, als die Ent-wickelung und Vermehrung dieſer Inſekten von denſelben Ur-ſachen abhaͤngt, welche die Miasmen erzeugen. Dieſe ſchaͤdli-chen Thierchen lieben einen fruchtbaren mit Vegetation be-deckten Boden; ſtockende Gewaͤſſer, eine feuchte Luft, die niedurch den Wind bewegt wird. Sie beſuchen vorzugsweiſeſolche Orte, wo jener mittlere Grad von Licht, Waͤrme undFeuchtigkeit herrſcht, der chemiſchen Proceſſen ſo guͤnſtig iſt,und alſo die Faͤulniß organiſcher Subſtanzen befoͤrdert. Obdie Mosquitos ſelbſt zu der Ungeſundheit der Atmoſphaͤre bei-tragen? Bedenkt man, daß bis zu 4 Toiſen Hoͤhe auf jedemKubikfuß Luft oft eine Million gefluͤgelter Inſekten kommen,die ein kauſtiſches und giftiges Fluidum bei ſich fuͤhren; erin-nert man ſich, daß ſich in dieſen Schwaͤrmen eine Menge tod-ter Inſekten befinden die der Luftzug von unten oder von derSeite herbeifuͤhrt, ſo dringt ſich die Frage auf, ob nicht durch dieGegenwart ſo vieler animaliſcher Subſtanzen eigenthuͤmlicheMiasmen entſtehen duͤrften? Ich glaube allerdings, daß dieſeSubſtanzen anders auf die Atmoſphaͤre einwirken, als Sandund Staub. Doch es wuͤrde vorlaut ſeyn, jetzt etwas Be-ſtimmtes daruͤber auszuſprechen. Weniger ungewiß und, ſo zu ſagen, durch taͤgliche Erfah-rungen beſtaͤtigt, iſt, daß an dem Orinoko, Caſſiquiare, RioCaura und uͤberhaupt da, wo eine ſehr ungeſunde Luft herrſcht,
ſaͤften naͤhren, dieſen Blutdurſt anzutreffen. „Wovon ſollten dieſeThiere leben, wenn wir nicht hier durchreiſten?“ pflegen die Creolenzu ſagen; da es in jenen Gegenden nur bepanzerte Krokodile undlanghaarige Affen giebt.*) Man muß ſich wundern, bei Inſekten, die ſich doch von Pflanzen-
|Seitenumbruch| |103| der Stich der Mosquitos die Organe zur Einſaugung derMiasmen geneigter macht. Iſt man Monate lang bei Tagund Nacht der Qual dieſer Inſekten ausgeſetzt, ſo verurſachtdie beſtaͤndige Reizung der Haut fieberhafte Bewegungen, undunterdruͤckt, vermoͤge der ſchon vor Alters erkannten Wechſel-wirkung des Haut- und gaſtriſchen Syſtems die Funktionendes Magens. Man faͤngt an, an Unverdaulichkeit zu leiden,die Entzuͤndung der Haut erzeugt haͤufigen Schweiß; man kannſeinen Durſt nicht loͤſchen; und auf die immer wachſende Un-geduld folgt bei Perſonen von ſchwacher Konſtitution eineNiedergeſchlagenheit des Geiſtes, welche das Einwirken allerkrankheiterzeugenden Einwirkungen ſehr befoͤrdert. Heut zuTage ſind es nicht die Gefahren der Schifffahrt, die wildenIndianer, Schlangen, Jaguars und Krokodile, die man aufden Reiſen durch jene Flußkanaͤle fuͤrchtet, ſondern „el sudary las moscas“ (der Schweiß und die Fliegen).
Wer lange Zeit in den, von Mosquitos befeindeten Laͤn-dern gelebt hat, der wird, wie wir, die Erfahrung gemacht ha-ben, daß es gegen dieſe quaͤlenden Inſekten kein gruͤndlichesMittel gebe. Die Indianer ſalben ſich mit Onoto, Siegelerdeoder Schildkroͤtenfett ein, und ſuchen dennoch die Inſekten un-aufhoͤrlich durch Schlaͤge mit der flachen Hand zu verjagen.Alle Muͤckenfloͤre, Toldos ꝛc. ſind wegen der großen Hitze dieſie hervorbringen und der vollkommenen Unthaͤtigkeit, die ſieerheiſchen, unertraͤglich. Ein ſchwacher Wind, Raͤucherungenund ſtarke Geruͤche ſchaffen in Gegenden, wo die Mosquitosſehr zahlreich und hungrig ſind nur unerheblich Erleichterung. Mit Unrecht behauptet man, daß dieſe kleinen Thiere, den ei-genthuͤmlichen Geruch des Krokodils fliehen. Bei Bataillez,zwiſchen Carthagena und Honda, wurden wir fuͤrchterlich vonden Mosquitos gepeinigt, waͤhrend wir ein 11 Fuß langesKrokodil ſecirten, welches die ganze Umgegend mit ſeinemDuft erfuͤllte. Die Indianer empfehlen den Geruch von ver-branntem Kuhmiſt als ſehr wirkſam. Weht ein ſtarker vonRegen begleiteter Wind, ſo verſchwinden die Mosquitos aufeinige Zeit. Am grauſamſten ſtechen ſie, wenn ein Gewitterim Anzuge iſt, ſonderlich wenn keine Regenguͤſſe auf die Ent-ladung der Elektricitaͤt folgen. — Stete Bewegung iſt nochdas beſte Mittel gegen den Stich der Inſekten. Der Zancudoſummt lange umher, bevor er ſich niederlaͤßt. Hat er ſich abereinmal feſt geſaugt, ſo kann man ihm an die Fluͤgel greifen,ohne daß er Furcht zeigt. Waͤhrend er ſaugt, haͤlt er die bei-den hinterſten Fuͤße in der Luft ſchwebend, und laͤßt man ihnnach Gefallen, ohne ihn zu ſtoͤren, ſaugen, ſo wird die Stellenicht ſchwellen und vollkommen ſchmerzlos ſeyn. Entladet nundas Inſekt die aͤtzende Feuchtigkeit erſt im Augenblick wo esverjagt wird? oder ſaugt es dieſelbe wieder ein, wenn manes nach Gefallen ſeinen Durſt ſtillen laͤßt? Ich wuͤrde michfuͤr die letztre Meinung entſcheiden. Denn wenn ich dem Culex cyanopterus ruhig die Ruͤckſeite meiner Hand hinhielt,ſo war anfangs der Schmerz ſehr heftig und verringerte ſichin dem Maaße, als das Inſekt fortfuhr zu ſaugen. Auch ſtellteich den Verſuch an, daß ich mich mit einer Nadel in die Handſtach, und die Wunde mit zerquetſchten Muſtikos einrieb, den-noch blieb ich von aller Geſchwulſt befreit. Die reizende Feuch-tigkeit der Diptères, Nemocères, in welcher die Chemiker in-deß noch keine aͤtzenden Eigenſchaften haben erkennen koͤnnen,befindet ſich, wie bei den Ameiſen und andern Hymènoptèresin beſondern Druͤschen: und wird wahrſcheinlich zu ſehr ver-theilt und folglich geſchwaͤcht, wenn man ſich die Haut mitdem ganzen zerquetſchten Thier einreibt.