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Ueber das Athmen der Crocodile.
Aus dem Briefe des Herrn von Humboldt
ausLima vom 25. September 1802.
Millin’s Magazinencyclopédique No. 6. Therm. XI.
Wir haben 40 bis 50 junge Crocodile gehabt, uͤberderen Athmen ich ſehr merkwuͤrdige Verſuche gemacht habe.Anſtatt das andere Thiere das Volum der Luft, in wel-chem ſie leben, verringern, vermehrt der Crocodil es. Einsdieſer Thiere in 1000 Theile einer Luft geſetzt, die 274Sauerſtoffgas, 15 Kohlenſaͤure und 711 Stickgas enthielt,vermehrt dieſe Menge in einer Stunde und 43 Minutenum 124 Theile und dieſe 1124 enthalten dann (wie ichdurch eine genaue Analyſe gefunden habe) 106,8 Sauer-ſtoffgas, 79 Kohlenſaͤure und 938,2 Stickgas, vermiſchtmit andern unbekannten gasfoͤrmigen Subſtanzen. DasCrocodil bringt alſo in 1\( \frac{3}{4} \) Stunden 64 Theile Kohlenſaͤurehervor; es abſorbirt 167,2 Sauerſtoffgas. Da aber 46von dieſem ſich in den 64 Kohlenſäure wiederfinden, ſohat es ſich nur 121 von erſterm angeeignet, welches fuͤrdie Farbe, welche ſein Blut hat, ſehr wenig iſt. Es bil-det 227 Theile Stickgas oder andere gasfoͤrmige Subſtan-zen, auf welche die ſaͤurefaͤhigen Baſen keine Wirkungausuͤben.
Ich machte dieſe Verſuche in der Stadt Munpox mitſehr ſorgfaͤltig bereitetem Kalkwaſſer und Salpetergas.Das Crocodil iſt ſo empfindlich gegen die Kohlenſaͤure undgegen ſeine eigenen Ausduͤnſtungen, daß es ſtirbt, wennman es in durch einen ſeiner Cameraden verdorbene Luftbringt. Und doch kann es zwey bis drey Stunden leben,ohne im mindeſten zu athmen. Ich machte dieſe Verſuchemit Crocodilen, die 7 bis 8 Zoll lang waren. DieſerKleinheit ungeachtet ſind ſie im Stande, mit ihren Zaͤhneneinen Finger abzubeißen und ſie haben den Muth, einenHund anzufallen. Dieſe Verſuche ſind ſehr ſchwierig anzu-ſtellen und erfordern viele Vorſicht.