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Alexander von Humboldt: „A. v. Humboldt’s Reise in den Ural (aus einem Briefe desselben aus Oust-Kamenogorsk in Siberien vom 1/13 und 8/20 Aug. 1829 an Arrago)“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1829-Lettre_de_M-18> [abgerufen am 26.04.2024].

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Titel A. v. Humboldt’s Reise in den Ural (aus einem Briefe desselben aus Oust-Kamenogorsk in Siberien vom 1/13 und 8/20 Aug. 1829 an Arrago)
Jahr 1830
Ort Heidelberg
Nachweis
in: Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde 1 (1830), S. 149–151.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua (mit lang-s); Auszeichnung: Kursivierung, Sperrung, Kapitälchen; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.98
Dateiname: 1829-Lettre_de_M-18
Statistiken
Seitenanzahl: 3
Zeichenanzahl: 5414

Weitere Fassungen
Lettre de M. de Humboldt à M. Arrago (Paris, 1829, Französisch)
[Lettre de M. de Humboldt à M. Arrago] (Paris, 1829, Französisch)
[Lettre de M. de Humboldt à M. Arrago] (Wien, 1829, Deutsch)
Letter from Baron Humboldt (London, 1829, Englisch)
Nachrichten von Alexander v. Humboldts Reise (Augsburg, 1829, Deutsch)
Voyage de M. de Humboldt. (Lettre adressée par ce voyageur à M. Arrago, de l’académie des sciences (Paris, 1829, Französisch)
[Lettre de M. de Humboldt à M. Arrago] (Budapest, 1829, Deutsch)
Voyage en Sibérie (Sankt Petersburg, 1829, Französisch)
Nachrichten von Alexander von Humboldts Reise (Sankt Petersburg, 1829, Deutsch)
Geologische Merkwürdigkeit (Gotha, 1829, Deutsch)
List P. Barona Humboldta do P. Arrago (Vilnius, 1829, Polnisch)
Lettera del sig. De Humboldt (Mailand, 1829, Italienisch)
Lettre de M. de Humboldt à M. Arrago (Paris, 1829, Französisch)
Resultate der Reise des Herrn von Humboldt in die Uralischen Gebirge (Weimar, 1829, Deutsch)
Письмо Барона А. Гумбольдта къ Члену Парижской Академiи Наукъ, Г-ну Арраго [Pisʹmo Barona A. Gumbolʹdta k Členu Parižskoj Akademii Nauk, G-nu Arrago] (Sankt Petersburg, 1829, Russisch)
Brief van den Heer von Humboldt aan den Heer Arago (Haarlem, 1830, Niederländisch)
Extrait d’une Lettre de M. de Humboldt a M. Arago (Paris, 1830, Französisch)
A. v. Humboldt’s Reise in den Ural (aus einem Briefe desselben aus Oust-Kamenogorsk in Siberien vom 1/13 und 8/20 Aug. 1829 an Arrago) (Heidelberg, 1830, Deutsch)
Brief Narrative of De Humboldt’s Travels in Russia (Edinburgh, 1830, Englisch)
Humboldt’s Account of the Gold and Platina District of Russia (London, 1831, Englisch)
Humboldt’s Account of the Gold and Platina District of Russia (Charleston, South Carolina, 1831, Englisch)
Humboldt’s account of the gold and platina district of Russia (Baltimore, Maryland, 1831, Englisch)
Humboldt’s Account of the Gold and Platina District of Russia (London, 1831, Englisch)
Humboldt’s account of the gold and platina district of Russia (London, 1831, Englisch)
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A. v. Humboldt’s Reise in den Ural (aus einem Briefedesselben aus Oust-Kamenogorsk in Siberien vom 1/13 und 8/20Aug. 1829 an Arrago *).

«Wir haben einen Monat verwendet zur Untersuchung desGold-Bergwerkes von Borrisovsk, der Malachit-Gruben vonGoumechoski und von Tagilsk, der Eisen- und Kupfer-Werke,der Beryll- und Topas-Gewinnungen und der Gold- und Platina-Waschereien. Man erstaunt über diese Gold-Geschiebe von 2bis 3, selbst von 18 bis 20 Pfund, welche wenige Zolle tief unterdem Rasen gefunden werden, und seit Jahrhunderten unbekanntgeblieben waren. Lagerung, so wie muthmaßliches Entstehender Alluvionen, die meistens mit Trümmern von Grünstein, vonChloritschiefer und Serpentin vorkommen, genauer zu erforschen,gehörte zu dem vorzüglichsten Zwecke dieser Reise. Das jähr-lich gewonnene Waschgold beträgt bei 6000 Kil. Die neuenEntdeckungen jenseit des 59. und 60. Breiten-Grades sind vonhöchster Wichtigkeit. Wir besitzen fossile Elephanten-Zähne,welche in den Gold-führenden Sand-Alluvionen enthalten ge-wesen. Die Bildung der letztern, Folge örtlicher Zerstörungen,ist vielleicht selbst neuer, als der Untergang jener großenThiere. Der Bernstein und die Braunkohlen, am östlichen Ural-Gehänge aufgefunden, haben entschieden ein höheres Alter. Mitdem Gold-führenden Sande finden sich Körner von Zinnober,von Gediegen-Kupfer, ferner Zeylanite, Granaten, kleine weißeZirkone, denen der schönste Diamantglanz verliehen, auchAnatase, Albite u. s. w. Sehr bemerkenswerth ist der Umstand,daß im mittlern und nördlichen Theile des Urals das Platin nurauf der westlichen und Europäischen Seite vorkommt. Die rei-chen Gold-Waschereien der Familie Dimidov zu Nynei-Tagilskliegen auf dem Asiatischen Abhange zu beiden Seiten des Bar-tiraya; die Alluvion von Vilkni allein hat schon mehr als 2800Pfund Gold geliefert. Das Platin wird eine Stunde ostwärts von
*) Nouvelles Annales des Voyages. par Eyriès, Larenaudière et Klap-roth. Octbre 1829. p. 126.
|150| der Wasserscheide (welche mit der Axe der größten Höhennicht verwechselt werden darf) auf dem Europäischen Gehängezu Soukhoi, Vicuin und Martian getroffen. Svetsow hat chrom-saures Eisen mit eingeschlossenen Platin-Körnern entdeckt; diesePlatina wurde durch Helm in Katharinenburg zerlegt. Die Platin-Waschereien von Nijnei-Tagilsk sind so reich, daß 100 PudSand (zu 40 Russischen Pfunden) 30, zuweilen selbst 50 So-lotnik Platin geben, während die sehr reichen Gold-Alluvionenvon Vilkni und andere Gold-Waschereien auf dem AsiatischenAbhange nur 1½ bis 2 Solotnik auf 100 Pud Sand liefern. Imsüdlichen Amerika scheidet eine ziemlich niedere Kette derCordilleren, jene von Cati, den Gold-haltigen und nicht Platin-führenden Sand des östlichen Abhanges (von Popayan) von denGold-haltigen und an Platin sehr reichen Sand-Ablagerungender Landenge von Raspadura oder Choco. Boussingault wirdvielleicht in diesem Augenblicke neue Aufklärungen über dieAmerikanischen Lagerstätten verschafft haben und das Interesseseiner Beobachtungen dürfte noch erhöht werden durch dieThatsachen, welche wir hier auffanden. Wir besitzen Platin-Geschiebe mehrere Zolle lang; G. Rose hat unter denselbeneine schöne Gruppe krystallisirten Platins entdeckt. Was denGrünstein-Porphyr von Laya betrifft, in welchem Engelhardtkleine Platin-Körner bemerkte, so haben wir denselben an Ortund Stelle genau untersucht, allein bis jetzt von metallischenKörnern in den Felsarten von Laya sowohl, als in dem Grünsteindes Betaya-Gora-Berges, nur Eisenkies wahrzunehmen vermocht.Auch das Osmium und Iridium haben eine eigenthümliche Lager-stätte; sie kommen nicht unter den Platin-führenden Alluvionenvon Nijnei-Tagilsk vor, sondern bei Bilimbaievski und Kichtem.Die geognostischen Merkmale von den Metallen entnommen,welche die Platin-Körner zu Choco, in Brasilien und im Uralbegleiten, haben nach meiner Ansicht eine entschiedene Wich-tigkeit. — — — Nachdem wir den nördlichen Ural untersuchthatten, verließen wir Katharinenburg und gingen über Tiumennach Tobolsk (6/18 Julius). Die günstige Witterung bestimmteuns, den ursprünglichen Reiseplan weiter auszudehnen und denAltai, so wie den hohen Irtych zu besuchen, die schönen Werkevon Barnaul, den See von Kolywan, die berühmten Gruben amSchlangenberg (Lagerstätte im Porphyr), von Reiders und vonZiriainovski, welche jährlich 40,000 Pfund an güldischem Silberertragen. — Was unsere Reise nach dem Altai höchst wichtig|151| macht, ist, daß man an keiner Stelle der alten oder der neuenWelt deutlicher wie hier von großkörnigem Granite ohne Albit,ohne Gneiße und Glimmerschiefer, Beweise des Ausgebrochen-seyns und des Uebertretens (Ergießens, épanchement) sieht. Mannimmt nicht nur wahr, wie Granit in Gängen aufwärts dringt,welche sich gegen die Höhe im Thonschiefer verlieren, oderdurch dieses Gestein hindurch an die Oberfläche treten, sondernaugenfällig und im Zusammenhange auf eine Strecke von mehrals 2000 Toisen Länge sich ergießen; Hügel von Granit, kegel-artig gestaltet oder in Glockenform, neben denen von trachyti-schem Porphyr, Dolomite im Granit, Gänge von Porphyr u. s. w.Rose beobachtete im nördlichen Ural eine Stelle, wo der klüf-tige Porphyr, theils kugelförmig abgesondert, beim Berühren denKalk in Jaspis umwandelt. Der Ural ist eben so denkwürdig durchdie Verbindung von Euphotid (chloritischem Serpentin) mit Augit-führendem Grünstein. u. s. w.»