A. v. Humboldt’s Reise in den Ural (aus einem Briefe desselben aus Oust-Kamenogorsk in Siberien vom 1/13 und 8/20 Aug. 1829 an Arrago . Nouvelles Annales des Voyages. par Eyriès, Larenaudière et Klaproth. Octbre 1829. p. 126. «Wir haben einen Monat verwendet zur Untersuchung des Gold-Bergwerkes von Borrisovsk, der Malachit-Gruben von Goumechoski und von Tagilsk, der Eisen- und Kupfer-Werke, der Beryll- und Topas-Gewinnungen und der Gold- und Platina- Waschereien. Man erstaunt über diese Gold-Geschiebe von 2 bis 3, selbst von 18 bis 20 Pfund, welche wenige Zolle tief unter dem Rasen gefunden werden, und seit Jahrhunderten unbekannt geblieben waren. Lagerung, so wie muthmaßliches Entstehen der Alluvionen, die meistens mit Trümmern von Grünstein, von Chloritschiefer und Serpentin vorkommen, genauer zu erforschen, gehörte zu dem vorzüglichsten Zwecke dieser Reise. Das jährlich gewonnene Waschgold beträgt bei 6000 Kil. Die neuen Entdeckungen jenseit des 59. und 60. Breiten-Grades sind von höchster Wichtigkeit. Wir besitzen fossile Elephanten-Zähne, welche in den Gold-führenden Sand-Alluvionen enthalten gewesen. Die Bildung der letztern, Folge örtlicher Zerstörungen, ist vielleicht selbst neuer, als der Untergang jener großen Thiere. Der Bernstein und die Braunkohlen, am östlichen Ural- Gehänge aufgefunden, haben entschieden ein höheres Alter. Mit dem Gold-führenden Sande finden sich Körner von Zinnober, von Gediegen-Kupfer, ferner Zeylanite, Granaten, kleine weiße Zirkone, denen der schönste Diamantglanz verliehen, auch Anatase, Albite u. s. w. Sehr bemerkenswerth ist der Umstand, daß im mittlern und nördlichen Theile des Urals das Platin nur auf der westlichen und Europäischen Seite vorkommt. Die reichen Gold-Waschereien der Familie Dimidov zu Nynei-Tagilsk liegen auf dem Asiatischen Abhange zu beiden Seiten des Bartiraya; die Alluvion von Vilkni allein hat schon mehr als 2800 Pfund Gold geliefert. Das Platin wird eine Stunde ostwärts von der Wasserscheide (welche mit der Axe der größten Höhen nicht verwechselt werden darf) auf dem Europäischen Gehänge zu Soukhoi, Vicuin und Martian getroffen. Svetsow hat chromsaures Eisen mit eingeschlossenen Platin-Körnern entdeckt; diese Platina wurde durch Helm in Katharinenburg zerlegt. Die Platin- Waschereien von Nijnei-Tagilsk sind so reich, daß 100 Pud Sand (zu 40 Russischen Pfunden) 30, zuweilen selbst 50 Solotnik Platin geben, während die sehr reichen Gold-Alluvionen von Vilkni und andere Gold-Waschereien auf dem Asiatischen Abhange nur 1½ bis 2 Solotnik auf 100 Pud Sand liefern. Im südlichen Amerika scheidet eine ziemlich niedere Kette der Cordilleren, jene von Cati, den Gold-haltigen und nicht Platinführenden Sand des östlichen Abhanges (von Popayan) von den Gold-haltigen und an Platin sehr reichen Sand-Ablagerungen der Landenge von Raspadura oder Choco. Boussingault wird vielleicht in diesem Augenblicke neue Aufklärungen über die Amerikanischen Lagerstätten verschafft haben und das Interesse seiner Beobachtungen dürfte noch erhöht werden durch die Thatsachen, welche wir hier auffanden. Wir besitzen Platin- Geschiebe mehrere Zolle lang; G. Rose hat unter denselben eine schöne Gruppe krystallisirten Platins entdeckt. Was den Grünstein-Porphyr von Laya betrifft, in welchem Engelhardt kleine Platin-Körner bemerkte, so haben wir denselben an Ort und Stelle genau untersucht, allein bis jetzt von metallischen Körnern in den Felsarten von Laya sowohl, als in dem Grünstein des Betaya-Gora-Berges, nur Eisenkies wahrzunehmen vermocht. Auch das Osmium und Iridium haben eine eigenthümliche Lagerstätte; sie kommen nicht unter den Platin-führenden Alluvionen von Nijnei-Tagilsk vor, sondern bei Bilimbaievski und Kichtem. Die geognostischen Merkmale von den Metallen entnommen, welche die Platin-Körner zu Choco, in Brasilien und im Ural begleiten, haben nach meiner Ansicht eine entschiedene Wichtigkeit. — — — Nachdem wir den nördlichen Ural untersucht hatten, verließen wir Katharinenburg und gingen über Tiumen nach Tobolsk (6/18 Julius). Die günstige Witterung bestimmte uns, den ursprünglichen Reiseplan weiter auszudehnen und den Altai, so wie den hohen Irtych zu besuchen, die schönen Werke von Barnaul, den See von Kolywan, die berühmten Gruben am Schlangenberg (Lagerstätte im Porphyr), von Reiders und von Ziriainovski, welche jährlich 40,000 Pfund an güldischem Silber ertragen. — Was unsere Reise nach dem Altai höchst wichtig macht, ist, daß man an keiner Stelle der alten oder der neuen Welt deutlicher wie hier von großkörnigem Granite ohne Albit, ohne Gneiße und Glimmerschiefer, Beweise des Ausgebrochenseyns und des Uebertretens (Ergießens, épanchement) sieht. Man nimmt nicht nur wahr, wie Granit in Gängen aufwärts dringt, welche sich gegen die Höhe im Thonschiefer verlieren, oder durch dieses Gestein hindurch an die Oberfläche treten, sondern augenfällig und im Zusammenhange auf eine Strecke von mehr als 2000 Toisen Länge sich ergießen; Hügel von Granit, kegelartig gestaltet oder in Glockenform, neben denen von trachytischem Porphyr, Dolomite im Granit, Gänge von Porphyr u. s. w. Rose beobachtete im nördlichen Ural eine Stelle, wo der klüftige Porphyr, theils kugelförmig abgesondert, beim Berühren den Kalk in Jaspis umwandelt. Der Ural ist eben so denkwürdig durch die Verbindung von Euphotid (chloritischem Serpentin) mit Augitführendem Grünstein. u. s. w.»