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Alexander von Humboldt: „Mariano de Rivero’s Analyse des Wassers vom Rio Vinagre (Essigfluß), mit physikalischen Erläuterungen über einige Erscheinungen, welche der Schwefel, der Schwefelwasserstoff und das Wasser in den Vulkanen darbieten“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1824-Analyse_de_l-5> [abgerufen am 27.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1824-Analyse_de_l-5
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Titel Mariano de Rivero’s Analyse des Wassers vom Rio Vinagre (Essigfluß), mit physikalischen Erläuterungen über einige Erscheinungen, welche der Schwefel, der Schwefelwasserstoff und das Wasser in den Vulkanen darbieten
Jahr 1825
Ort Halle
Nachweis
in: Journal für Chemie und Physik 45:1 (1825) [= Jahrbuch der Chemie und Physik 3:1 (1825)], S. 36–54.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua (mit lang-s); Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken; Besonderes: Quadrate.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: IV.38
Dateiname: 1824-Analyse_de_l-5
Statistiken
Seitenanzahl: 19
Zeichenanzahl: 29868

Weitere Fassungen
Analyse de l’eau du Rio Vinagre, dans les Andes de Popayan, par M. Mariano de Rivero, avec des éclaircissemens géognostiques et physiques sur quelques phénomènes que présentent le soufre, l’hydrogène sulfuré et l’eau dans les volcans (Paris, 1824, Französisch)
Analysis of the Water of the Rio Vinagre, in the Andes of Popayan, by M. Mariano de Rivero; with geognostic and Physical Illustrations of some Phenomena which are exhibited by Sulphur, Sulphuretted Hydrogen, and Water, in Volcanoes (Boston, Massachusetts, 1825, Englisch)
Analysis of the Water of the Rio Vinagre, in the Andes of Popayan, by M. Mariano de Rivero; with geognostic and physical Illustrations of some Phænomena which are exhibited by Sulphur, Sulphuretted Hydrogen, and Water, in Volcanos (London, 1825, Englisch)
Analyse de l‘eau du Rio Vinagre, dans les Andes de Popayan; par M. Mariano de Rivero (Extrait d’une Lettre en date du 8 octobre 1823), avec des éclaircissemens géognostiques et physiques sur quelques phénomènes que présentent le soufre, l’hydrogène sulfuré et l’eau dans les Volcans (Paris, 1825, Französisch)
Mariano de Rivero’s Analyse des Wassers vom Rio Vinagre (Essigfluß), mit physikalischen Erläuterungen über einige Erscheinungen, welche der Schwefel, der Schwefelwasserstoff und das Wasser in den Vulkanen darbieten (Halle, 1825, Deutsch)
Sulphur Mountain of Ticsan (London, 1825, Englisch)
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Mariano de Rivero’s Analyse des Wassers vom Rio Vinagre (Es-sigfluß), mit physikalischen Erläuterungen übereinige Erscheinungen, welche der Schwefel, derSchwefelwasserstoff und das Wasser in den Vul-kanen darbieten, von Alx. von Humboldt. *)

Gleich nach seiner Rückkehr aus Amerika hat-te v. Humboldt das Vorhandenseyn der Schwefel-und Salzsäure im Wasser des Rio Vinagre (vonden Eingebornen Pusambio genannt) ange-zeigt; **) da ihn jedoch der Mangel an Barytsalzenvon einer genauern Untersuchung abgehalten hatte,so veranlaßte er Rivero und Boussingault, beiihrer Abreise nach Bogota, diese Thatsache au-ßer Zweifel zu setzen. Folgender Auszug eines
*) Aus den Ann. de Chimie etc. 1824. T. XXVII. p. 113 ff.im Auszuge übers. vom Dr. Fr. W. Schweigger-Seidel. **) Vues des Cordillères et Monumens des peuples de l’A-mérique Vol. II. p. 166. Nivellement barométrique desAndes No. 126. Vgl. auch Caldas, Semanario del NuevoReyno de Granada. T. I. p. 265.
|37| Briefes von dem Erstern enthält die Resultate seinerUntersuchungen.
„Dem Wunsche des Hrn. v. Humboldt ge-mäß, habe ich mir Wasser vom Rio Vinagre verschafft. Es wurde mir von Hrn. Torrès über-sandt, welcher sich für Alles interessirt, was wis-senschaftliche Nachforschungen fördern kann. DießWasser gab mir in einem Litre:
  • Schwefelsäure „ „ „ 1,080 *)
  • Salzsäure „ „ „ 0,184
  • Thonerde „ „ „ 0,240
  • Kalk „ „ „ „ 0,160
und einige Spuren von Eisen. „Das Vorhandenseyn der Salzsäure bestätigt dieBeobachtungen, welche über die Dämpfe und diesteinigen Producte des Vesuv und mehrerer andererVulkane gemacht worden sind.“ Rivero.
Dieser Fluß entspringt auf dem Vulkan Pu-racé, **) berichtet v. Humboldt (nach sei-nem zum großen Theil noch ungedruckten Reiseta-gebuche) in einer Höhe von beinahe 1700 Toisenan einem sehr unzugänglichen Orte, und bildet beidem, auf einer kleinen Ebene (Llano del Corazon)in einer Höhe von 1356 Toisen, am Rande zweierSchluchten von außerordentlicher Tiefe, erbauten
*) Wahrscheinlich, meint Gay-Lussac, seyen damitGrammentheile gemeint. Die Schwefelsäure verräth sichin diesem Verhältnisse noch ganz deutlich dem Geschmak.**) Dieser befindet sich nebst dem nahe liegenden Vulkan Sotará in der mittleren Andenkette von Neu-Granada.Beide sind fast erlöscht und bieten nur die Erscheinungender Solfataren. An ihrem Fuße, in dem schönen Thaledes Rio Cauca, liegt die Stadt Popayan, auf dem Wegevon Bogota nach Quito.
|38| und von armen indianischen Ackerbauern bewohn-ten, Dorfe Puracé, drei schöne Wasserfälle (chore-ras). Sein Wasser ist von saurem Geschmack, da-her der Name Rio Vinagre, zuweilen auch GranVinagre, (großer Essigfluß) bei dem Volke, wel-ches keine andere Säure, als den Essig kennt. Ob-gleich die Temperatur des Wassers der tiefer gele-genen Cascaden von der der umgebenden Luft wenigabweicht, so ist es darum doch nicht weniger gewiß,(und es wurde dieß auch von den Eingebornen unddem Missionär des Dorfes bestätigt,) daß die Quel-len des Rio Pusambio sehr heiß sind. Als ichden Gipfel des Vulkans bestieg, sah ich eine Rauch-säule an dem Orte sich erheben, wo die sauren Ge-wässer zu Tage kommen. Ich habe den zweitenFall des Vinagre gezeichnet; *) die Wasser, wel-che sich mitten durch eine Höhle ihren Weg öffnen,stürzen in eine Tiefe von mehr als 60 Toisen hinab.Er macht eine sehr mahlerische Wirkung; aber dieEinwohner von Popayan wünschten, daß dieserStrom, anstatt in den Rio Cauca zu fallen, sich inirgend einer Felsenspalte verlieren möchte; denn soempfindlich sind die Thiere, welche durch Kiemenathmen und den im Wasser aufgelösten Sauerstoff ab-sorbiren, daß der Cauca in einer Strecke von vierfranz. Meilen von allen Fischen entblößt ist, in Fol-ge der Vermischung seines Wassers mit dem des RioVinagre. **) Sie erscheinen erst da wieder, wo
*) Vues des Cordillères, planche XXX.**) Caldas hat sogar dieser Mischung, ohne Zweifel mitwenig gutem Grunde, die Abwesenheit der Kröpfe im Caucathale zugeschrieben (Semanario T. I. p. 255). Man
|39| die Zuströmung vom Pindamon und Palacé die Was-sermasse vermehrt. *) Hält man sich lange auf derFelswand auf, welche sich in der Nähe der Cascadebefindet, so fühlt man ein Prickeln in den Augen,von den in der Luft zersprengten und darin schwe-benden Wassertröpfchen.
Etwas nördlich von den Quellen des Pusambio entspringen zwei andere kleine Bäche, welche gleich-falls mit freier Schwefelsäure geschwängert sind, undwelche das Volk die kleinen Essigflüsse (losdos Vinagres chicos) nennt; sie ergießen sichin den Rio de San Francisco, welcher selbst wieder-um dem Gran Vinagre zufließt. Während meinerAnwesenheit zu Popayan glaubte man allgemein,daß diese Wässer Eisen, in einer großen MengeKohlensäure aufgelöst, enthielten, eine Meinung,welche man augenblicklich hätte verlassen sollen,sobald man sich nur daran erinnerte, daß die Quel-len des Vinagre sehr heiß sind. Ich ließ das an derCascade geschöpfte Wasser kochen, und fand auchnachher den nämlichen sauren Geruch und dieselbenNiederschläge, wie bei dem nicht gekochten Was-ser. Ich hatte damals nur noch wenige Reagentien.Das salpetersaure Silber **) gab einen weißen mil-chigen Niederschlag, die Gegenwart salzsaurer Ver-
sehe hierüber mein Mémoire sur les Goîtres dans les Cor-dillères (Magendie, Journ. de Physiol. T. IV. p. 109.)*) Journ. de Physique. T. LXII. p. 61.**) Das gleichzeitige Vorkommen der Schwefel- und Salz-säure hat auch Vauquelin in dem Wasser erkannt,welches Leschenault aus dem Kratersee des Mont-Idienne auf Java geschöpft hatte. (Ebendas. T. LXV.p. 406.)
|40| bindungen anzeigend; die des Eisens kündigte sichdurch den blausauren Kalk und die des Kalkes durchdas kleesaure Kali an. Das specifische Gewicht er-gab sich = 1,0015. Man muß mit diesem Wasser,von welchem Rivero die erste Analyse gegebenhat, nicht jenes verwechseln, welches in zweiunterirdischen Tümpeln (lagunes souterraines) ent-halten ist, die wir (v. Humboldt und Bon-pland ) in der Nähe des Vulkangipfels, den einenin einer Höhe von 2245, den andern in einer von2420 Toisen, fanden.
Der Puracé bildet eine Kuppel von halb ver-glastem Trachyt, von graublauer Farbe und musch-ligem Bruche, welche auf ihrem äußersten Gipfel nichteinen großen Krater, sondern mehrere kleine Mün-dungen darbietet. Er weicht sehr ab von dem be-nachbarten kegelförmigen Vulkan Sotarà, welchereine große Menge Obsidiane ausgeworfen hat. Die-se zeigen alle möglichen Farben und Nüancirungen,vom tiefsten Schwarz bis zur völligen Farblosigkeitdes künstlichen Glases (ohne dabei blasig zu seyn),wie ich dieß noch nirgends auf beiden Hemispherenbeobachtet habe. Sie bedecken in Kugel- oderTropfen-Form, mit zuweilen knotiger Oberflä-che, die Ebene von Julumito, und sind gemischtmit Emailfragmenten, welche dem Réaumerschen Porcellan gleichen, und denen der Schmelzungentgangene Feldspathmassen anhängen. Wie in den Anden von Quito, in Mexiko undauf den canarischen Inseln, bleiben auch hier die Ba-saltfelsen von dem Trachyten entfernt; hier gehörensie dem linken Ufer des Cauca an, und erheben sich |41| mitten aus Uebergangsporphyren, welche, frei vonPyroxen, eine geringe Menge Amphibol, sehr we-nige, kleine, eingesprengte Quarzkrystalle und einenFeldspath enthalten, welcher vom gemeinen in denglasigen übergeht. In der Nähe von Los Seril-los ist dieser Porphyr von einem grau-schwärzli-chen Kalkstein bedeckt, und es setzen Gänge vonkohlensaurem Kalk hindurch, welcher dermaßenmit Kohlenstoff überladen ist, daß er an einigenStellen die Finger befleckt, wie Thonschiefer oderwie der Lydische Stein *) von Steeben im Fich-telgebirge. Die Trachytkuppel des Puracé, auswelcher der kleine schwefelsaure Strom entspringt,erhebt sich aus Porphyr und gemeinen Feldspath hal-tigem Syenit, welcher seinerseits auf einem an Glim-mer reichen Uebergangs-Granit ruhet. **) Es zeig-ten sich Lagen von geschmolzenen Steinmassen, wiedieß bei den meisten großen Vulkanen der Anden der Fall ist, nicht wirkliche Lavaströme. KörnigeKalksteinmassen, wahrscheinlich Bitterspath, ähn-
*) Vauquelin hat neuerlich durch eine directe Analysedie Gegenwart des Kohlenstoffs in den reinsten LydischenSteinen außer allen Zweifel gesetzt. In einer Reihe vonUntersuchungen über die galvanischen Erreger im Jahre1798 hatte ich bereits entdeckt, daß der Lydische Steinder Uebergangsschiefer-Formation zu Steeben, in Ver-bindung mit Zink, die nämliche Wirkung hervorbringe,als der Graphit oder gekohltes Eisen. Ich machte vonder Zeit an Versuche, die Gegenwart des Kohlenstoffsin mehreren Arten des Lydischen Steins chemisch nach-zuweisen. (Man sehe meine Versuche über die Ner-ven- und Muskelfaser B. II. S. 163.)**) Ueber das Ganze dieser Phänomene der Vulkane von Popayan sehe man meinen Essay sur le gisementdes roches, 1823. p. 129, 139, 340.
|42| lich denen des Fosso Grande des Vesuv, welche ichin einer Höhe von 2000 Toisen gefunden habe,schienen aus Spalten geschleudert worden zu seyn,welche sich nachher wieder geschlossen haben mögen.
Nur bis zu den Cascaden des Rio Vinagre kannman zu Pferde gelangen, von da aus brauchten wir8 Stunden, um zu Fuß zum Gipfel des Berges auf-und von da wieder herabzusteigen. Das Wetter wargräßlich; Schnee und Hagel fielen herab; nur mitvieler Mühe konnte ich den Schwamm an der Spitzedes Conductors des Voltaischen Elektrometers ent-zünden. Die Hollundermarkkügelchen wichen auf5 — 6 Linien von einander, und die Elektricitätzeigte sich bald positiv bald negativ, ohne ein Unge-witter anzudeuten; denn Blitz und Donner sind(nach meiner Erfahrung) in einer Höhe von 2000—2200 Toisen überhaupt sehr selten. Der Ha-gel war weiß; *) die Körner hielten 5—7 Lin.im Durchmesser und bestanden aus einzelnen Lagenvon verschiedener Durchsichtigkeit. Sie waren nachihren Polen zu nicht allein abgeplattet, sondern inihrer Aequatorialzone auch dermaßen aufgeblasen,daß sich hier, bei dem geringsten Stoße, kleine Eis-ringe ablösten. Ich habe diese Erscheinung schonzweimal beobachtet und beschrieben: in den BergenBareuths und in der Nähe von Krakau, bei einer Rei-
*) Ich habe anderwärts in dieser Zeitschrift daran erin-nert (Ann. de Chimie T. XIV. p. 42), daß man auf dem Paramo de Guancas, wo der Weg von Bogota nach Po-payan die Höhe von 2300 Toisen erreicht, nicht rothenSchnee, aber rothen Hagel hat fallen sehen. Schloßdieser die nämliche Keime einer vegetabilischen Organi-sation ein, welche jenseits des Polarzirkels entdeckt wor-den sind? — (Vgl. d. vor. H. dies. Jahrb. S. 452.)
|43| se in Polen. Kann man annehmen, daß die nach-folgenden Lagen, welche sich um einen Centralkernanlegten, noch in einem solchen Zustande der Flüs-sigkeit sich befanden, daß die rotatorische Bewe-gung jene Abplattung der Sphäroiden verursachenkonnte?
Als der Barometer anzeigte, daß wir uns derewigen Schneegränze sehr nahe befänden, sahenwir die in dem unvollkommen säulenförmigenTrachytfelsen eingesprengten Schwefelmassen anMenge zunehmen. Diese Erscheinung setzte michum so mehr in Erstaunen, je mehr ich wußte, wieselten der Schwefel brennenden Vulkanen zur Seiteist: eine gelbliche Rauchsäule und ein furchtbaresGetöse kündigte uns die Nachbarschaft einer derMündungen (bocas) des Vulkans an. Nur mit Mü-he konnten wir uns ihrem Rande nähern; der Ab-hang des Felsens war hier sehr steil, und die Spaltennur von einer Schwefelrinde bedeckt, deren Dickeuns unbekannt war. Wir glaubten die Ausdehnungder oft vom Felsen unterbrochenen Schwefeldeckeauf mehr als 12000 □ F. anschlagen zu dürfen. Diekleinen hervorragenden Felsenspitzen wirkten starkauf die Magnetnadel. So weit als möglich von ihnenentfernt, bestimmte ich die Inclination der Magnetna-del hier (in einer Höhe von 2274 T.) auf 20°,85(Centesimaltheilung) beim Dorfe Puracé (1356 T.Höhe) hatte ich sie 21°,81 und in der Stadt Popayan (911 T. Höhe) 23°,05 gefunden. Die Intensität dermagnetischen Kraft fand ich hier nicht sonderlichabweichend von jenen Orten, und die geringere In-clination ist gewiß nicht eine Wirkung der Höhe, |44| sondern localer Anziehungen, welche von gewissenCentralpunkten der Thätigkeit in den Trachyten ab-hängen. Diese Mündung des Puracé bildet eine senk-rechte Spalte, deren sichtbare Oeffnung nur 6 Fußlang und 3 Fuß breit ist und, in Form eines Gewölbes,von einer 18 Zoll dicken, an der nördlichen Seitedurch die Kraft elastischer Dämpfe zerspaltenen, La-ge sehr reinen Schwefels bedeckt wird. In einer Ent-fernung von 12 Fuß empfanden wir eine sehr ange-nehme Wärme, und der 100theil. Thermometer,welcher sich bisher auf 6°2 Grad erhalten hatte (ei-ne bei einem Hagelwetter und in einer Höhe von2245 T. sehr unbeträchtliche Kälte) stieg auf 15°.Das fürchterliche Getöse ist hier fast immer von glei-cher Stärke, und gleicht dem, wenn man aus mehre-ren Dampfmaschinen zu gleicher Zeit die zusammen-gepreßten Wasserdämpfe auf einmal entweichen läßt.Hinabgeworfene Steine belehrten uns, daß die Oeff-nung mit einem Becken kochenden Wassers commu-nicire. Der erstickende Geruch der mit so großerHeftigkeit hervorbrechenden Dämpfe kündigte dieseals schwefelige Säure an, und das Wasser jenes unterir-dischen Tümpels ist, wie wir bald sehen werden,mit Schwefelwasserstoffgas gesättigt; aber der Ge-ruch davon war auf dem Gipfel nicht zu erkennen,weil er von dem viel stärkern Geruche der schwefe-ligsauren Dünste versteckt wurde. Es fehlte an Mit-teln, die Temperatur dieser Dünste, welche im In-nern des Vulkans einen außerordentlichen Druckzu erleiden schienen, zu bestimmen. Mittelst einerlangen Stange unterhalb des Gewölbes, mit der Vor- |45| sicht eingeführte, Papierstreifen, daß sie das Wassernicht berührten, wurden geröthet aber nicht ent-zündet wieder herausgezogen, obgleich die Indianervorgaben, daß diese Oeffnung zu mehreren Höhlun-gen führe, welche kein Wasser enthalten, und daßdas Getöse, welches man zuweilen aus dem Innernder Schlucht her vernehme, einen flammenden Aus-bruch verkünde. Mit Hülfe einer, an einer acht Fuß langenStange befestigten, Tutuma (Frucht der CrescentiaCujete) gelang es uns, nach mehreren vergeblichenVersuchen, Wasser aus jener Spalte zu schöpfen,welches, ohne einen sauern Geschmack zu verra-then, einen starken Schwefelwasserstoffgeruch ver-breitete, und durch leichte Niederschläge mit demsalpetersauren Silber die Anwesenheit von Salzsäurezu erkennen gab. Die Schwefelrinde, welche sichüber der Mündung bildet, entsteht ohne Zweifel ausder gegenseitigen Berührung der schwefeligen Säureund des Schwefelwasserstoffs; der Tümpel selbst istvon einer Schwefelhaut überzogen. Nur die Gegen-wart von Salzsäure oder deren Verbindungen in die-sem Wasser ist als eine sehr geringe Analogie mitdem des Rio Vinagre zu betrachten; dieses, welchesviel tiefer am Abhange des Vulkans quillt, enthältSchwefelsäure, jenes, welches man auf dem Gipfelfindet, Schwefelwasserstoff. Da die oberen Mün-dungen sich in sehr bedeutender Höhe über derMeeresfläche befinden, so darf man vermuthen, daßdas Wasser hier von geschmolzenem Schnee herrüh-re. Der Rio Vinagre erhält seine Säure aus dem In-nern des Vulkans, welcher überreich an Schwefel ist |46| und dessen Temperatur außerordentlich groß zuseyn scheint, obgleich man seit Jahrhunderten keinleuchtendes Phänomen auf seinem Gipfel bemerkthat. Der gute Pfarrer des Dorfes Puracé, in derMeinung, seinen Pfarrkindern durch die Reinigungder Rauchfänge des Vulkans (chéminées du volcan),wie er sich ausdrückte, einen großen Dienst zu er-weisen, ließ die Schwefelkruste, welche zuweilenin weniger als zwei Jahren bis auf 4 Fuß Dicke an-wachsen soll, durch die Indianer wegräumen. Oh-ne Zweifel verengt sie die Oeffnung, aus welcherdie schwefeligen Dünste emporsteigen, doch wür-den diese, durch ihre elastische Kraft, die auf Augen-blicke völlig verstopfte Mündung viel eher durchZersprengung des Gewölbes wieder öffnen, als Er-schütterungen der felsigen Wände des Vulkans her-vorbringen. Seit mehreren Jahren scheinen diese Tümpel,welche im Kleinen die Kraterseen (craters-lacs) un-serer ausgebrannten Vulkane darstellen, sich immerauf demselben Wasserstande zu erhalten, was auf dasGleichgewicht der Verdunstung und der Ansamm-lung des Schnee- und Regenwassers deutet. Nichtimmer war dieses Gleichgewicht vorhanden; umdas Jahr 1790 verursachte die boca grande theil-weise Ueberschwemmungen. Dieß wirft einigesLicht auf die Wasser- und Schlammausbrüche der Vul-kane, welche bisher noch nicht genügend untersuchtworden sind. Auf dem Vesuv (z. B. der durch eineInschrift zu Portici verewigte fabelhafte Wasser-ausbruch im J. 1631) ist es nur eine rein meteoro-logische Erscheinung. Eine ungemeine elektrische |47| Spannung giebt sich in der Atmosphäre kund, wel-che den speienden Gipfel des Vulkans umgiebt; Bli-tze durchkreuzen die Luft, die wässerigen, aus demKrater emporgetriebenen, Dämpfe erkalten, dichteWolken umhüllen den Gipfel; während der Dauerdieses, nur auf einen kleinen Raum beschränkten,Ungewitters stürzt das Wasser in Strömen herabund schlemmt große Tuffmassen mit sich hinweg. *) Anders verhält es sich bei den Vulkanen der An-den, welche die Grenze des ewigen Schnees überragen.Schneebänke von ungeheurer Dicke sammeln sichauf deren colossalen Gipfeln an, da ihre Ausbrüchenur in großen Zwischenräumen (alle 30—40 Jahreund noch seltener) erfolgen; und nicht blos beimAusbruche selbst, sondern bisweilen mehrere Tagevorher schmelzen diese Schneemassen **), ohne
*) Schon de la Condamine (Mém. de l’acad. 1754. p. 18)hatte sehr treffende Ansichten über die Ursache dieserPhänomene. Man vergleiche hiermit Storia dell incendiodel 1737. Große Verwüstungen durch solche Wasser-ströme habe ich bei meiner letzten Reise in Neapel (imDecember 1822) am Fuße des Vesuv gesehen. Man se-he hierüber die ausgezeichnete Beschreibung dieser Phä-nomene von Monticelli und Covelli (Storia del Ve-suvio degli anni 1821—23, p. 91—98). Durch eine Mi-schung des Regens mit der vulkanischen Asche bildensich in der Luft (a. a. O. p. 94) eine Art kleiner Erb-sensteine (Pisolithes), welche ich auch auf dem Plateauvon Hambato, unter den alten Auswurfsmassen des Car-guairazo, gefunden habe. Die Bewohner der Provinz Quito nennen diese Erbsensteine auf eine sehr naive Wei-se Erdschloßen (grélons de terre).**) In einer einzigen Nacht verlor der Cotopaxi einengroßen Theil seines Schnees und zeigte, zum Schreckender Einwohner der Provinz Quito, die schwarze Farbeseiner verbrannten Felsenmassen, wie ich im Febr. 1803,während meines Aufenthalts in Guayaquil beobachtete.
|48| Zweifel durch eine unzählige Menge kleiner Rauch-löcher (fumaroles) in den gespaltenen Felsen desKegels, aus welchen sich heiße Dämpfe entwickeln;denn es ist nicht wahrscheinlich, daß die dickenFelsenwände selbst sich so gleichförmig und plötzlicherhitzen sollten. *) Diese Dämpfe sind nach mei-nen Beobachtungen, in den Kratern des Vesuv, des Pic de Teneriffa und des Vulkans Jorullo in Mexiko,am häufigsten reines Wasser, ein anderesmal enthal-ten sie Salzsäure. Die künstliche Quelle, welche Gimbernat auf eine sehr geniale Weise durch dieVerdichtung der Wasserdämpfe in einer Glasröhreauf dem Gipfel des Vesuv gebildet hat, zeigte dieseVeränderlichkeit bisweilen; sie beweist entwedereinen Wechsel der chemischen Thätigkeiten oderdie zufällige Eröffnung neuer Verbindungswege imInnern des Vulkans.
In anderen Fällen häuft sich das Schneewasserdurch allmählige Infiltration in den seitlichen Höh-lungen des Vulkans an; heftige Erderschütterung,welche nicht immer mit den Ausbrüchen zusammen-treffen, öffnen diese Höhlen, und lang verhalteneGewässer, welche kleine Fische aus dem Geschlech-te Pimelodes ernähren, schwemmen zerbröckel-ten Trachyt, Bimsteine, Tuff und andere unzu-sammenhängende Stoffe mit sich fort. Diese flüssi-gen Auswürfe verbreiten auf Jahrhunderte Unfrucht-barkeit über die Felder. Thoniger Schlamm (boues
*) Hieher gehören die verwüstenden Ueberschwemmungenin den Anden von Quito, wie in Island und die Ausbrü-che des Aetna am 23. März 1536 und am 6. März 1755( Ferrara Campi Flegrei, 1810. p. 165. — Id. Descriz.dell’ Etna, 1818, p. 89, 118—120.)
|49| argileuses, lodazales) überzog einen Raum von mehrals 4 franz. Quadratmeilen, als der Pic von Carguai-razo, dessen Höhe gegenwärtig noch über 2450 Toi-sen beträgt, in der Nacht des 19. Juni 1698 kra-chend zusammenstürzte. Die Schwefelwasser-Tüm-pel auf dem Gipfel des Puracé erklären den stinken-den Geruch der Gewässer, welche bisweilen (wie dieBewohner von Quito aussagen) bei großen Ausbrü-chen von den Seiten des Vulkans herabströmen. *) Während der Eruption des Aetna im J. 1792 eröff-nete sich am Abhange des Vulkans, in einer Entfer-nung von 3 Meilen vom Crater, eine Schlucht, **) auswelcher sich mehrere Wochen lang Wasser, mit Asche,Schlacken und Thonerde gemischt, ergoß. Dieseflüssigen Auswürfe, die man nicht mit den Erschei-nungen der Salsen ***) oder Luftvulkane verwech-seln darf, sind sehr consistent. Man begreift leicht, daßin der Aequinoktial-Zone selbst sehr niedrige Bergefurchtbare Ueberschwemmungen verursachen kön-nen, sobald sie durch Erdbeben erschüttert werden;ja, diese Erscheinungen wiederholen sich selbst von
*) Aufmerksam gemacht von der Neuheit dieser Erschei-nungen haben die spanischen Conquistadores seit dem16. Jahrhunderte Feuer- und Wasser-Vulkane (volcanesde fuego y de agua) unterschieden. Die letztere Benen-nung wurde besonders auf die Gebürge von Guatemala und der Philippinen angewendet. (Vgl. Juarros Com-pendio de la historia de Guatemala, 1809. T. I. p. 72.T. II. p. 351. — Remesal Hist. de la Provincia de SanVincente lib. IV. cap. 6. — Mémoire sur la Dynastie rég-nante des Djogouns 1820. p. 182.)**) Ferrara Descr. dell’ Etna. p. 132.***) Nur der Kothstrom (fiume di fango) von Santa Ma-ria-Nascemi (am 18. März 1790) im Val di Noto scheintmir der Thätigkeit der Salsen anzugehören.
|50| Zeit zu Zeit in den secundären Gebirgsmassen desMittelpunkts von Europa, in weiter Entfernung vonVulkanen. Traurige Beispiele haben in unseren Ta-gen bewiesen, daß in den Alpen der Schweiz, wosich keine Erderschütterung spüren läßt, ein einfa-cher hydrostatischer Druck gewaltsame Felsenbänkeempordrängt, zerschmettert und sie, als geschähees durch elastische Kräfte, große Strecken weit fort-schleudert.
Die Trachytfelsen des Puracé enthalten Schwe-fel, wie die vom Mont-Dore in der Auvergne, vom Budoshegy in Siebenbürgen, der Insel Montserrat (eine der kleinen Antillen) und des Antisana in der Provinz Quito. Noch täglich bildet er sich in denSpalten und Schlünden des Puracé, sey es durcheine ganz allmählige Sublimation, sey es durch diegegenseitige Berührung der schwefeligsauren undSchwefelwasserstoff haltigen Dünste. Der Vulkanarbeitet in seinem Innern wie eine Solfatare; aber in seiner Form bietet er nichts dar, wodurcher den Orten ähnlich würde, welche man mit je-nem Namen belegt. Wenn man vag jeden Ort Solfatare nennen will, wo sich Schwefel bildetoder absetzt, so gehört hieher auch ein Boden, wieich ihn in den Anden von Quindiù, zwischen den Bas-sins des Cauca- und des Magdalena-Flusses, (4°30′—4°45′ nördl. Breite) gefunden habe. Eine unge-heure, schichtweis mit einander abwechselnde,Gneis- und Glimmerschiefer-Formation ruht hier un-mittelbar auf altem Granit. Nun sind in diesemprimitiven Glimmerschiefer, in einer Höhe von1065 Toisen über dem Meere, in der Quebrada |51| del Azufral, sehr klüftige, faule Gänge (filons pour-ris), welche mit Schwefel angefüllt sind und einenschwefeligen Dunst aushauchen, dessen Temperaturauf 47°8′ C. stieg, während die umgebende Luft20°2′ zeigte. Die Nutzung dieses Schwefels unter-hält eine Familie, welche sich in der Schlucht des Azufral niedergelassen hat. *) So zeigen sichhier im Kleinen in den Klüften eines primitiven Ge-steins die Phänomene der trachytischen Solfatarevon Budoshegy, welche Boué neuerlich untersuchthat. Mitten aus dem Granitfelsen von Quindiù erhe-ben sich die Trachytfelsen des Vulkans Tolima, derdurch seine abgestumpfte Kegelform an den Cotopaxi erinnert, und den höchsten Gipfel der Anden in dernördlichen Hemisphäre bildet (2865 T. 4°46′ nördl.Breite). Ein Bach, welcher einen starken Schwe-felwassergeruch verbreitet, fällt von dessen Spitzeherab, und beweist, daß diese Trachytfelsen gleich-falls Schwefel enthalten. Der berühmte Schwefelberg Ticsan (2°10′südl. Br. 1250 T. über der Meeresfläche), zwi-schen Quito und Cuenca, von den Indianern Quello genannt, besteht weder aus Trachyt, noch Kalk-stein oder Gyps, sondern ganz aus primitivem Glim-merschiefer, welcher nicht einmal anthracitisch ist,wie die Uebergangsarten dieses Gesteins. In dentiefen Schluchten zwischen Ticsan und Alausi siehtman denselben auf Gneis ruhen. Der Schwefel ist
*) Neuerlich haben Rivero und Boussingault dieseSolfatare im Glimmerschiefer von Quindiù besucht unddem Cabinet der Ecole des Mines kleine Stufen einge-sandt, welche die vollständigsten und lehrreichsten geo-gnostischen Reihenfolgen enthalten.
|52| in einer mehr als 1200 Fuß dicken Quarzschichteingeschlossen; diese hat eine ziemlich regelmäßigeRichtung nach Nord 18° Ost und wie der Glimmer-schiefer eine Neigung von 70—80° nach Nordwestzu. Der Abhang des Cerro-Quello, auf welchemschon seit Jahrhunderten das Bergwerk eröffnet wor-den ist, liegt nach Süd-Süd-Ost und das freiliegen-de Quarzlager scheint sich nach Nord-Nord-West,nach der Küste des stillen Meeres hin, zu erstre-cken. In einer Entfernung von 2000 Toisen von Ticsan, wo alles mit einer dichten Vegetation be-deckt ist, versichert man jedoch, nie Schwefel ander Oberfläche des Bodens gefunden zu haben. Ge-gen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts förderteman noch Schwefelmassen von 2—3 Fuß Durch-messer zu Tage; die Quarzlager, welche man jetztbearbeitet, sind viel weniger reich, die einge-sprengten Schwefelnieren sind nur 3—4 Zoll dick.Mit der Tiefe sieht man die Menge des Schwefelszunehmen; jedoch sind die Arbeiten so unzweck-mäßig eingeleitet, daß den tiefer gelegenen Schich-ten fast nicht beizukommen ist. Der Quarz, in wel-chem der Schwefel keine Gänge bildet, sondern nurin Gestalt kleiner abgesonderter Massen eingesprengtist, hat weder Spalten noch Höhlungen oder Dru-sen; er setzt durch den Glimmerschiefer hiedurchparallel mit dessen Schichten. Schwefel in Krystal-len konnte ich nicht auffinden. Die Spalten, durchwelche einst jene Massen vielleicht zusammengehängthaben, sind nicht mehr sichtbar; aber der ganzeQuarz scheint eine ungewöhnliche Veränderung er-litten zu haben. Er hat ein mattes Ansehen, ist oft |53| zerreiblich und zerbricht an einigen Stellen bei demgeringsten Stoße, was auf eine, wenn gleich für das Ge-sicht nicht erkennbare, Spaltung hindeutet. DieTemperatur des Felsens weicht von der umgebendenLuft kaum ab. Die Einwohner pflegen den Grundder gewaltigen Erdbeben, welchen das Land einige-mal ausgesetzt war, in Höhlungen zu suchen, die sichnach ihrer Meinung unter dem Schwefelberge befinden.Ist diese Hypothese richtig, so kann die Wirkungderselben nur immer local gewesen seyn. Bei dergroßen Katastrophe des 4. Febr. 1797, welche sovielen tausend Indianern in der Provinz Quito denTod brachte, fanden auf denjenigen Punkten, wosich der meiste Schwefel befindet, am Cerro-Quello,am Azufral de Cuesca, in der Nähe der Villa d’Ibar-ra und am Machay de St. Simon, in der Nähe desVulkans Antisana, nur sehr schwache Erschütterun-gen Statt; aber in einer viel frühern Zeit entstandin dem Quarzlager selbst, welches den Schwefel bei Ticsan einschließt, eine Explosion, wie von einer Mi-ne. Man sieht in den Ruinen der Kirche des PuebloViejo noch Spuren des Dorfes Ticsan auf einemkleinen, dem Cerro Quello gegenüberliegenden, Pla-teau. Die umherliegenden Hügel sanken durch einganz locales Erdbeben zusammen, ein Theil des Dorfesstürzte ein, ein anderer wurde in die Luft gesprengt,wie zu Riobamba, wo ich die Gebeine der unglück-lichen Einwohner auf dem Cerro de la Culca, bis zueiner Höhe von mehreren hundert Fußen, hinaufge-schleudert fand. Es ist möglich, daß das Zusam-mentreffen dieser Explosionen und das Vorhanden-seyn eines Stoffes im Boden, der sich leicht in ela- |54| stische Dämpfe umwandelt, nur zufällig ist; abermöglich ist es auch, daß alte Verbindungswege mitdem Innern des Erdballs, dieselben, mittelst welchersich jener ungeheure Schwefelabsatz durch Sublima-tion gebildet hat, von Zeit zu Zeit sich wieder er-öffnen und den vulkanischen Kräften gestatten dieOberfläche des Erdreichs zu erschüttern.
Der große Ueberfluß des Schwefels in den pri-mitiven Gebilden des Erdreichs ist eine wichtigegeologische Thatsache; bisher kannte man das Vor-kommen des Schwefels nur in den secundären Gebil-den desselben. Längst hätte die Aufmerksam-keit durch das Vorkommen kleiner zerstreuter Mas-sen gediegenen Schwefels in einigen Erzgängen derGranitfelsen, z. B. des Schwarzwaldes bei Riepoldsau,erregt werden sollen. Neuerlich hat man auch inBrasilien Schwefel entdeckt in der Chlorit haltigenQuarz-Formation (Itacolumit), welche in der Capi-tania de Minas Geraes auf primitivem Thonschieferruht, und v. Eschwege fand in einem Schiefervon dem nämlichen Alter, in der Nähe von Villarica,eine Kalksteinbank eingeschlossen, durchschnittenvon Quarzgängen, welche sich mit Nieren pulverigenSchwefels angefüllt zeigten. Das Interesse dieserErscheinung wird noch größer, wenn man in Erwä-gung zieht, daß dieser gelehrte Geologe in Ueber-einstimmung mit einem andern deutschen Reisenden, Pohl, zu der Meinung hinneigen, das Gold, der Ei-senglimmer, die Diamanten, die Euklase, das Pla-tin und Palladium, welche dem angeschwemmtenErdreiche Brasiliens eigenthümlich sind, seyen vonder Zerstörung der großen Chlorit haltigen Quarzfor-mation oder einer eisenhaltigen Schicht (Itabarit) ab-zuleiten, welche jene Formation bedeckt.