Digitale Ausgabe

Download

	TEI-XML (Ansicht)
	Text (Ansicht)
	Text normalisiert (Ansicht)

Ansicht

	Textgröße
	Originalzeilenfall ein/aus
	Zeichen original/normiert

Zitierempfehlung

Alexander von Humboldt: „Was sind Barbaren?“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1817-Was_sind_Barbaren-3-neu> [abgerufen am 27.04.2024].

URL und Versionierung

Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1817-Was_sind_Barbaren-3-neu

Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.

Titel

Was sind Barbaren?

Jahr

1818

Ort

Wien

Nachweis

in: Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst 9:17/18 (9./11. Februar 1818), S. 62.

Sprache

Deutsch

Typografischer Befund

Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Spaltensatz; Auszeichnung: Sperrung.

Identifikation

Textnummer Druckausgabe: III.44
Dateiname: 1817-Was_sind_Barbaren-3-neu

Statistiken

Seitenanzahl:	1
Spaltenanzahl:	2
Zeichenanzahl:	1626

Weitere Fassungen
	Was sind Barbaren? (Stuttgart; Tübingen, 1817, Deutsch)
	Was sind Barbaren? (Graz, 1817, Deutsch)
	Was sind Barbaren? (Wien, 1818, Deutsch)

|62| |Spaltenumbruch|

Was ſind Barbaren? (Hypotheſe von Alexander Humboldt.)

Der nördliche Theil der amerikaniſchen Equinoctional-lande, das Feſtland und die Ufer des Oronoko, gleichen,hinſichtlich der mannigfachen Völkerſchaften, von denen ſiebewohnt werden, dem caucaſiſchen Gebirgslande, den Ber-gen von Hindou-Kho, der Nordſpitze Aſiens jenſeits derTunguſen und der um die Mündung der Lena wohnendenTartaren. Die in dieſen verſchiedenen Landſchaften herrſchen-de Barbarey iſt vielleicht weniger dem urſprünglichen Man-gel aller Civiliſation, als vielmehr einer lang andauerndenVerwilderung zuzurechnen. Die meiſten Horden, welche wirWilde nennen, ſtammen wahrſcheinlich von Völkern her, dieeinſt in der Cultur weiter vorgerückt waren; und woran magman die verlängerte Kindheit des Menſchengeſchlechts (in ſofern es eine ſolche überall gibt) von jedem Zuſtand ſittlicherAusartung unterſcheiden, bey welcher Abſonderung, Elend,gezwungene Wanderungen, oder die Strenge klimatiſcher Ur-ſachen ſogar auch die Spuren der Civiliſation vertilgen.Könnte ſich das Gebieth der Geſchichte über alles ausdeh-nen, was den urſprünglichen Zuſtand des Menſchen und dieerſte Bevölkerung eines Feſtlandes betrifft, ſo würden wir |Spaltenumbruch|uns auf die Überlieferungen und Geſetzbücher Indiens beru-fen, in denen ſo oft und mannigfach die Meinung vorkommt,der zufolge die Wilden aller Völkerſtämme betrachtet werden,welche aus der bürgerlichen Geſellſchaft ausgeſtoßen, in dieWälder verwieſen wurden. Das Wort Barbaren, wel-ches wir von den Griechen und Römern entlehnt haben, warvielleicht nur der Eigennahme irgend einer jener verwildertenHorden.