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Alexander von Humboldt: „Was sind Barbaren?“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1817-Was_sind_Barbaren-2-neu> [abgerufen am 07.11.2025].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1817-Was_sind_Barbaren-2-neu
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel Was sind Barbaren?
Jahr 1817
Ort Graz
Nachweis
in: Der Aufmerksame [Beilage zur Grätzer Zeitung] 153 (23. Dezember 1817), [o. S.].
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur (Umlaute mit superscript-e); Spaltensatz; Auszeichnung: Sperrung.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: III.44
Dateiname: 1817-Was_sind_Barbaren-2-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 2
Zeichenanzahl: 1679

Weitere Fassungen
Was sind Barbaren? (Stuttgart; Tübingen, 1817, Deutsch)
Was sind Barbaren? (Graz, 1817, Deutsch)
Was sind Barbaren? (Wien, 1818, Deutsch)
|Seitenumbruch|

Was ſind Barbaren?

(Hypotheſe von Alex Humboldt.) Der noͤrdliche Theil der amerikaniſchenÄquinoctionallande, das Feſtland und dieUfer des Orenoko, gleichen, hinſichtlich dermannigfachen Voͤlkerſchaften, von denen ſiebewohnt werden, dem caucaſiſchen Gebirgs-lande, den Bergen von Hindou-Kho, der |Seitenumbruch|Nordſpitze Aſiens jenſeits der Tunguſen undder um die Muͤndung des Lena wohnendenTartaren. Die in dieſen verſchiedenen Land-ſchaften herrſchende Barbarey iſt vielleicht we-niger dem urſpruͤnglichen Mangel aller Civi-liſation, als vielmehr einer lang andauerndenVerwilderung, zuzurechnen. Die meiſten Hor-den, welche wir Wilde nennen, ſtammenwahrſcheinlich von Voͤlkern her, die einſt inder Kultur weiter vorgeruͤckt waren; undworan mag man die verlaͤngerte Kindheit desMenſchengeſchlechts (in ſo fern es eine ſolcheuͤberall giebt) von jenem Zuſtand ſittlicherAusartung unterſcheiden, bey welcher Abſon-derung, Elend, gezwungene Wanderungen,oder die Strenge klimatiſcher Urſachen, ſogarauch die Spuren der Civiliſation vertilgen.Koͤnnte ſich das Gebieth der Geſchichte uͤberAlles ausdehnen, was den urſpruͤnglichenZuſtand des Menſchen und die erſte Bevoͤl-kerung eines Feſtlandes betrifft, ſo wuͤrdenwir uns auf die Ueberlieferungen und Geſetz-buͤcher Indiens berufen, in denen ſo oft undmannigfach die Meinung vorkommt, der zu-folge die Wilden aller Voͤlkerſtaͤmme betrach-tet werden, welche aus der buͤrgerlichen Ge-ſellſchaft ausgeſtoſſen, in die Waͤlder verwie-ſen wurden. Das Wort Barbaren, wel-ches wir von den Griechen und Roͤmernentlehnt haben, war vielleicht nur der Ei-gennahme irgend einer jener verwildertenHorden.