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Alexander von Humboldt: „[Brief an Christian Gottfried Ehrenberg]“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1857-xxx_Brief_an_Ehrenberg-1> [abgerufen am 27.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1857-xxx_Brief_an_Ehrenberg-1
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Titel [Brief an Christian Gottfried Ehrenberg]
Jahr 1857
Ort Berlin
Nachweis
in: Zeitschrift für allgemeine Erdkunde 3 (1857) , S. 374–375. [Teilweise in: „Sur les collections et les manuscrits de M. Bonpland“, in: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’Académie des Sciences 47:12 (1858), S. [461]–463.]
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua (mit lang-s); Auszeichnung: Kursivierung, Sperrung; Fußnoten mit Ziffern.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VII.135
Dateiname: 1857-xxx_Brief_an_Ehrenberg-1
Statistiken
Seitenanzahl: 4
Zeichenanzahl: 11840
Bilddigitalisate

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Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlinvom 3. October 1857.

Der Vorsitzende, Herr Prof. Dove, eröffnete die Sitzung durch Ueberrei-chung folgender Geschenke: 1) J. M. Ziegler, Neue Karte der Schweiz. Winter-thur 1857. 2) J. M. Ziegler, Erläuterungen zur Neuen Karte der Schweiz sammtRegister für diese und die Hypsometrie der Schweiz. Winterthur 1857. 3) ZweitesErgänzungsheft für die Besitzer des Schul-Atlas in 29 Karten. Schul-Atlas vonTheodor Freih. v. Liechtenstern und Henry Lange. Dritte Section, 7 Special-Karten enthaltend. 4) Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. N. F. III, 2. 5) Vier-und dreißigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cul-tur. Enthält: Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im J. 1856. Breslau.6) 1856—1857 Victoria. Second Meteorological Report, with Diagrams of Ba-rometric Pressure etc. 7) Deutschland und die angrenzenden Länder. Eine oro-graphisch-geognostische Skizze von Daniel Völter. Mit einer geognostisch-colo-rirten Karte. Zweite Aufl. Eßlingen 1857. 8) Die Münzen Australiens. 9) OmDodeligheden i Norge. Bidrag til Kundskab om Folkets Kaar. Af Eilert Sundt.Christiania 1855. 10) Om Giftermaal i Norge. Bidrag til Kundskab om FolketsKaar og Saeder. Af Eilert Sundt. Christiania 1855. 11) Om Saedeligheds-Til-standen i Norge. Af Eilert Sundt. Christiania 1857. 12) Beretning om Fante-eller Landstrygerfolket i Norge. Bidrag til Kundskab om de laveste Samfundsfor-holde. Af Eilert Sundt. Andet Oplag. Christiania 1852. Herr Prof. Ehrenberg theilte zuerst der Gesellschaft mit, daß Herr G. Neu-mayer ihm aus Neu-Holland zwei Blätter einer deutschen Zeitung in Folio-Formatübersandt habe, welche in Melbourne jetzt erscheint. Ein in einer wissenschaft-lichen deutschen Gesellschaft daselbst gehaltener Vortrag des Herrn Neumayer,welcher von der Königl. Bairischen Regierung mit physikalischen Instrumenten |374| und sonstigen Mitteln versehen, daselbst sich niedergelassen hat, ist darin abge-druckt. Uebrigens bemerkte der Vortragende, daß in No. 268 der AugsburgerAllgemeinen Zeitung vom 25. Sept. d. J. in der Beilage von einer wichtigen geo-graphischen Entdeckung desselben Herrn Neumayer Nachricht gegeben wird, wo-nach er auf der Hinreise in 53° 4′ S. Br. und 72° 24′ O. L. eine neue Insel-gruppe berührt und mit dem Namen „König Max-Inseln“ bezeichnet hat. DieLage dieser Inseln würde demnach zwischen die Meridiane der Crozet-Inseln undKerguelens-Land fallen. Sie erstrecken sich bis 53° 47′ S. Br. und 73° 40′ O. Lund haben bis 1000 Fuß hohe Berge und bis zum Meere abfallende Eismassen.Eine Landung unterblieb. Von Vegetation ist nicht die Rede. Hierauf theilte derselbe aus einem an ihn gerichteten Schreiben Herrn Alexander von Humboldt’s, vom gestrigen Tage, mehrere sehr interessanteNachrichten mit, deren Veröffentlichung gestattet ist. Herr von Humboldt schreibt: „Ich besitze zwei deutsche Kansas-Blätter, die ich beilege, in deren eine Nachricht von einer neugegründeten Humboldtstadt enthalten ist, —nicht zu verwechseln mit der älteren Stadt Humboldt etwas nördlich vomCap Mendocino, in der seit mehreren Jahren ein in Californien vielgelese-nes Blatt unter dem Titel Humboldt-Times herauskommt.“ 1) „Mehr, glaube ich, wird die geographische Gesellschaft Prof. Burmei-sters Aufnahme einer Ansicht der Cordilleren von Chile interessiren, vonMendoza aus, also von Osten gesehen. Ich habe die Rolle über BuenosAires erhalten, ohne weitere Beschreibung. Es ist ein Werk rühmlichenFleißes und großer Genauigkeit in den Umrissen .... Später werde ichdie Zeichnung dem Archive der geographischen Gesellschaft übergeben, da-mit Prof. Burmeister selbst nach seiner Rückkehr darüber disponiren kann.“ Diese Aufnahme besteht in einer colorirten Handzeichnung auf zwei zusam-mengehörigen Blättern, und ist dieselbe, die Burmeister in seinem Schreiben anHerrn A. v. Humboldt, d. d. Mendoza 16. April 1857 (abgedruckt in diesemBande der Zeitschrift S. 73) in Aussicht stellte. Er hatte sich damals durch dietrübe Witterung verhindert gesehen, die Zeichnung sofort zu entwerfen. Fernertheilt Herr von Humboldt folgende interessante Nachrichten über Bonplandmit: „Von meinem theuern Freunde Bonpland, der in bester Gesundheit am28. August sein vier und achtzigstes Geburtsfest zu feiern gedachte, habeich durch Herrn General-Consul v. Gülich angenehme und lehrreiche Briefeaus Corrientes vom 7. Juni 1857. Er hatte, ganz mit wissenschaftlichenUnternehmungen lebhaft beschäftigt, einem jungen deutschen Reisenden,Herrn Julius Fischer, seine Herbarien gezeigt. Er suchte alle Doublettenzusammen für das neue Museum zu Corrientes, dessen Leitung ihm vonder Regierung übertragen ist. „J’ai promis,“ heißt es in dem Briefe,à Mr. le Gouverneur de la Province de Corrientes, Don Juan Pujol, homme
1) Ueber die Humboldt-Bai und Humboldt-City in Californien haben wirin dieser Zeitschrift (N. F. I, S. 256) bereits berichtet. Ueber die Humboldt-Cityin Kansas veröffentlichen wir unter den Miscellen dieses Heftes die Angaben deroben erwähnten Kansas-Blätter, denen auch die Notiz über den Besuch bei denCherokee-Indianern entlehnt ist.
|375| très éclairé, les doubles de toutes mes collections pour le Musée Public et jeremplirai ma promesse. Ce travail terminé je devrais parcourir les différentesprovinces de la Confédération Argentine, mais s’il m’est possible je préféreraisporter moi-même mes collections à Paris pour les déposer au Musée ainsi que mesmanuscrits et prendre les mesures necessaires pour la publication de ce qu’il y ad’important dans mes herbiers qui ne laissent pas d’avoir de l’intérêt. Mon voyageen Europe doit être de courte durée, car je veux revenir à St. Ana où je suistranquille et heureux. Je veux être enterré sous les arbres que j’ai plantés.Diese Stelle des Briefes ist sehr beruhigend. Sie giebt die Bürgschaft, daßmein Freund nie daran gedacht hat, seine botanischen, unedirten Schätzein einem unbesuchten Provinzial-Museum zu vergraben, sondern daß erdiese Schätze noch immer den Botanikern Europa’s bestimmt. Sollte erdie Reise nach Paris und Berlin, von der er so oft in früheren Briefen ge-sprochen, nicht ausführen können, so wird er Vorkehrungen treffen, seineHerbarien und Manuscripte (letztere sind von großer Wichtigkeit für dieGeographie der Pflanzen) auf sicherem Wege an die Professoren des Jar-din des plantes zu Paris zu senden. Dort im Jardin des plantes werdenschon aufbewahrt alle botanischen Tagebücher, welche Bonpland und ich(er zu drei Vierteln des Ganzen) in der gemeinschaftlichen Reise vomJuni 1799 bis August 1804 gehalten haben.“
„Am Ende des Briefes heißt es noch: „Je compte bientôt aller d’ici àSan Borja et je serai de retour à Corrientes dans le courant de Septembre.Je travaillerai alors sans relâche aux herbiers et je mettrai à part pour laPrusse et de préférence pour l’Université de Greifswalde qui m’a donné tantde marques de son souvenir bienveillant, le plus de plantes possible propres àcette partie de l’Amérique si peu visitée jusqu’ici. Demnächst legte Herr Prof. Dove mehrere neue Schriften vor und besprachin Kürze den Inhalt derselben. Aus dem Report of the British Association inCheltenham for 1856 (London 1857) theilte derselbe die abweichende Behauptungeines Herrn Clibburn mit, daß die europäische Race in Amerika aussterbe, wäh-rend die chinesischen Einwanderer das Klima vortrefflich ertrügen. — Die „Grund-züge der Schlesischen Klimatologie von Dr. J. G. Galle, Breslau 1857“ wurdenals eine Arbeit bezeichnet, wie sie sonst keine Provinz des preußischen Staatesbesäße. — Außerdem wurde auf die Wichtigkeit vorgelegter meteorologischerBeobachtungen vom Cap der Guten Hoffnung (First Number of MeteorologicalPapers published by Authority of the Board of Trade. London 1857) hingewie-sen, indem dieselben bestätigten, daß, wenn im Sommer die Luft sich über Asienauflockere und sich in Folge dessen der Luftdruck daselbst bedeutend vermindere,die dort aufsteigende Luft nicht der südlichen Erdhälfte zuströme, sondern seit-lich abfließe, wodurch eines Theils der Luftdruck in Amerika erhöhet, anderenTheils aber der obere Passat gehemmt und gezwungen würde, sich zu früh aufdie Erde herabzusenken, woraus dann weiter die bekannten Wirbelstürme in West-Indien und im chinesischen Meere entsprängen. Herr Dir. August legte der Gesellschaft eine neue Sonnenuhr seiner Er-findung vor, die an jedem Orte sofort aufgestellt werden kann und die Zeit richtigangiebt, und besprach das Princip, nach welchem sie construirt ist. Herr Geh. Reg. R. Prof. Schubert aus Königsberg sprach über die wich- |376| tigen Kataster-Karten Baierns und Würtembergs. In Baiern hatte man 1826mit der Katastrirung des Landes begonnen und dieselbe mit einem Kostenaufwandevon 20 Mill. Gulden ausgeführt. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse chartogra-phisch verzeichnet, und auch diese große Unternehmung ist 1856 beendet worden.Jetzt besitzt Baiern eine Landeskarte im Maßstabe von 1:5000 auf 26,000 Stei-nen; von allen Steinen sind Abzüge angefertigt und zu 12 Kreuzern für das Blattverkäuflich; in jeder Gemeinde sind Originalblätter ausgelegt, auf welchen jedeVeränderung der Flur verzeichnet und so das Material zu einer alljährlichen Re-vision der Karte gewonnen wird. Nach diesen Katasterkarten ist denn auch diemilitärische Karte bearbeitet worden. — Würtemberg faßte beinahe gleichzeitigdenselben Gedanken, wählte für seine Katasterkarte aber einen doppelt so großenMaßstab, 1:2500, der für die Stadtpläne abermals auf 1:1250 erhöht wurde.Auch in diesem Lande hat man von den Karten, die zu demselben billigen Preisewie in Baiern käuflich sind, für die verschiedenen Zwecke der Landes-Culturden mannichfaltigsten Gebrauch gemacht. Herr Prof. Wolfers verglich den eben verstrichenen Sommer mit den Som-mern der Jahre 1842 und 1846 in Berlin und legte eine graphische Darstellungvor, welche die Temperatur-Verhältnisse derselben zur Anschauung brachte. Wennman hiernach als Anfang und Ende des Sommers denjenigen Tag annimmt, anwelchem die mittlere tägliche Temperatur wenigstens +15° R. beträgt, so hatder Sommer 1842 vom 28. Mai bis 9. Sept., der Sommer 1846 vom 22. Mai bis12. Sept., der Sommer 1857 vom 21. Mai bis 18. Sept. gedauert. Der letzteSommer unterscheidet sich von den beiden andern hauptsächlich dadurch, daß erein Extrem der Temperatur von +27°,2 R. hervorgebracht hat, während dieExtreme der Sommer von 1842 und 1846 beziehungsweise nur +25°,6 und+24°,9 R. betrugen. In der durchschnittlichen, mittleren Temperatur überwiegter nicht erheblich, denn die durchschnittliche Temperatur dieser drei Sommerbeläuft sich auf beziehungsweise +14°,8, +15°,1 und +15°,6 R. In allen dreiJahren war übrigens der August der heißeste Monat. Die Zahl der Sommertage(mit mindestens +15° R.) belief sich 1842 auf 53, 1846 auf 67, 1857 auf 74.Gewitter- und Regentage gab es 19 im Sommer 1842, 21 im Sommer 1846 und26 im Sommer 1857. Herr Prof. Dove fügte hinzu, daß das Extrem der Wärme im preußischenStaate innerhalb des letzten Augustmonats zwischen +25° und +29° schwanke.Nur in Hela sei das Maximum nicht über +20°,5 hinausgegangen. Uebrigenssei das Maximum der Wärme nach Osten hin etwas später eingetreten. Eineviel größere Verschiedenheit zeige die im Laufe dieses Monats gefallene Regen-menge. Herr Prof. Mahlmann überreichte seine „Politisch-statistische Karte vomOesterreichischen Staate, Berlin 1857“ und besprach die dabei benutzten Mate-rialien. Schließlich legte Herr Prof. Dove seine Schrift „über das Gesetz der Stürme.Mit einer Karte. Berlin 1857“ vor, und indem er sich über die Entstehung derStürme ausführlicher äußerte, bezeichnete er es namentlich als eine irrige Vor-stellung, daß alle Stürme Wirbelstürme (Cyclonen, wie sie Piddington genannthat) wären.