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Alexander von Humboldt: „Vorwort“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1841-Vorwort-1> [abgerufen am 26.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1841-Vorwort-1
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Titel Vorwort
Jahr 1841
Ort Leipzig
Nachweis
in: Robert Hermann Schomburgk’s Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835–1839. Nach seinen Berichten und Mittheilungen an die geographische Gesellschaft in London, herausgegeben von Otto Alfred Schomburgk, Leipzig: Georg Wigand 1841, S. XV–XXIV.
Postumer Nachdruck
Alexander von Humboldt, Ueber die Urvölker von Amerika und die Denkmähler welche von ihnen übrig geblieben sind. Anthropologische und ethnographische Schriften, herausgegeben von Oliver Lubrich, Hannover: Wehrhahn 2009, S. 106–113.
Entsprechungen in Buchwerken
Alexander von Humboldt, Atlas géographique et physique des régions équinoxiales du Nouveau Continent, Paris: Gide 1814–1834, Tafeln 16 und 22.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua; Auszeichnung: Kursivierung, Sperrung; Fußnoten mit Asterisken; Tabellensatz.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VI.18
Dateiname: 1841-Vorwort-1
Statistiken
Seitenanzahl: 10
Zeichenanzahl: 15928

|XV|

VORWORT VONALEXANDER VON HUMBOLDT.


Die denkwürdige geographische Entdeckungsreise desHerrn Robert Schomburgk, deren Resultate hier mitge-theilt werden, hat mir am späten Abend eines vielbeweg-ten Lebens einen grossen Genuss verschafft. Nach einermehr als zweihundert geographische Meilen langen, nichtimmer gefahrlosen Flussreise auf dem Meta, Orinoco, Ata-bapo, Rio Negro und Cassiquiare (der letztere Flussmacht die Verbindung zwischen dem Wasserbecken desOrinoco und des Amazonen-Stromes), war ich an denFuss des mächtigen Gebirgsstockes Duida gelangt, in dieindische Mission der Esmeralda. Was jenseits lag im Osten gegen die Quelle des Orinoco, die GebirgskettePacaraima, den Essequibo und die Meeresufer der Guyanahin, war, wie eine unbekannte Welt, verschlossen. Nurvereinzelte Notizen über die Wanderungen ganz ungebil-deter, unwissenschaftlicher Europäer liessen Vermuthun-gen über das Flussnetz wagen, welches eine weite, fastmenschenleere, aber mit der üppigsten Tropen-Vegeta-tion geschmückte Einöde durchflicht. Ich machte damalsVorschläge über die Richtungen und Wege, auf welchenjener Theil des Süd-Amerikanischen Continents aufge-schlossen werden könnte. Diese Wünsche, welche ichin meinem Reiseberichte, nach der Rückkunft aus Mexico,so lebendig ausdrückte, sind nach vierzig Jahren erfüllt, |XVI| ja reichlich erfüllt worden. Mir ist noch die Freude ge-worden, eine so wichtige Erweiterung unseres geogra-phischen Wissens erlebt zu haben, die Freude auch, dassein so kühnes, wohlgeleitetes, die hingebendste Ausdauererheischendes Unternehmen von einem jungen Manne aus-geführt worden ist, mit dem ich mich durch Gleichheitder Bestrebungen, wie durch die Bande eines gemein-samen Vaterlandes verbunden fühle. Diese Verhältnissehaben mich allein bewegen können, die Scheu und Ab-neigung zu überwinden, welche ich, mit Unrecht viel-leicht, vor den einleitenden Vorreden fremder Hand habe.Es war mir ein Bedürfniss, meine innige Achtung füreinen talentvollen Reisenden öffentlich auszusprechen, der,von einer Idee geleitet, von dem Vorsatze, aus dem Thaldes Essequibo bis zur Esmeralda, von Osten gegen We-sten, vorzudringen, nach fünfjähriger Anstrengung undLeiden, deren Übermaass ich aus eigener Erfahrung theil-weise kenne, das vorgesteckte Ziel erreicht hat. Muthbei der augenblicklichen Ausführung einer gewagten Hand-lung ist leichter zu finden und setzt weniger innere Kraftvoraus, als die lange Geduld, physische Leiden zu ertra-gen, von einem geistigen Interesse tief angeregt, vor-wärts zu gehen, unbekümmert über die Gewissheit, mitgeschwächteren Kräften auf dem Rückwege dieselben Ent-behrungen wieder zu finden. Heiterkeit des Gemüths, fastdas erste Erforderniss für ein Unternehmen in unwirth-baren Regionen, leidenschaftliche Liebe zu irgend einerClasse wissenschaftlicher Arbeiten (seien sie naturhistori-scher, astronomischer, hypsometrischer oder magnetischerArt), reiner Sinn für den Genuss, den die freie Natur |XVII| gewährt, das sind die Elemente, die, wo sie in einemIndividuum zusammentreffen, den Erfolg einer grossenund wichtigen Reise sichern. Fast alle Theile der Naturwissenschaften sind durchdie langjährigen Arbeiten Robert Schomburgk’s berei-chert worden. Die botanischen und zoologischen Samm-lungen haben eine grosse Zahl neuer Formen (Typen) dar-geboten. Durch Lindley und Georg Bentham ist bereitsein Theil der mitgebrachten Pflanzen beschrieben worden.Riesenmässige Orchideen, baumartige Grasarten und zweiprachtvolle Gattungen, die den Namen zweier Königin-nen führen, Victoria und Elisabetha regia, gehören zuden wundervollsten Bildungen der vegetabilischen Tro-penwelt. Das schwimmende Blatt der Victoria hat fünfbis sechs Fuss Durchmesser, während die Blume, im heis-sen Strahle der Sonne geöffnet, vier Fuss im Umfangezählt. Ausser den wohlgetrockneten Pflanzen und denSämereien, die unsere botanischen Gärten bereichert ha-ben, hat der Reisende auch eine wichtige Sammlung vonPflanzen-Abbildungen mitgebracht, an Ort und Stelletheils von ihm selbst, theils unter seiner Direction ge-zeichnet. Von allen Gebirgsarten in einer Strecke vonacht Längengraden sind wohlausgewählte Fragmente ein-geschickt worden. Da einzelne Theile dieser Sammlun-gen, wie herrliche Kunstproducte von Federschmuck,durch die sorgsame Güte des Reisenden in die hiesigenöffentlichen Sammlungen niedergelegt worden sind, sokann ich den Werth und die vortreffliche Erhaltung der-selben bezeugen. Aber der Hauptzweck der Unterneh-mung war nicht ein naturhistorischer: es war, wie ihn |XVIII| die königliche geographische Societät zu Lon-don im November 1834 bezeichnet hatte, die astronomi-sche Verbindung des Littorals der britischen Guyana mitdem östlichsten Punkte des Ober-Orinoco, zu dem ichmeine Instrumente gebracht hatte. Das Problem ist zurZufriedenheit jener berühmten, um die allgemeine Erd-kunde so hochverdienten Gesellschaft von Robert Schom-burgk gelöst worden. Wenn ich die Map of Guayana to illustrate theroute, 1840, welche dem grossen englischen Prachtwerke: Views in the Interior of Guiana beigegeben ist und dieletzten Resultate des Reisenden enthält, mit meiner Kartedes Orinoco vom Jahr 1814 (Atlas géogr. et phys. duNouveau Continent no XVI.) und mit der General-Karteder Republik Colombia 1825 (Atlas no XXII.), welche mei-ne Combinationen über die Mesopotamie zwischen dem Ober-Orinoco, Essequibo und Rio Branco darstellt, vergleiche, soergeben sich folgende Unterschiede und Berichtigungen:
Astronomische Po-sitionen. Breite. Länge.
Humboldt1800 Schomb.1840 Humboldt1800 Schomb.1840
Mission Esmeralda 3° 11′ 0″ 3° 11′ 3″ 68° 23′ 19″ 68° 24′
Mündung des Padamo * 3° 12′ 0″ 2° 53′ 0″ 68° 8′ 0″ 68° 10′
Mündung des Gehette * 3° 16′ 0″ 2° 40′ 0″ 67° 44′ 0″ 67° 25′
Laguna Amucu * 3° 35′ 0″ 3° 40′ 0″ 62° 10′ 0″ 61° 34′
San Joaquim * 3° 0′ 0″ 3° 1′ 46″ 63° 2′ 0″ 62° 23′
San Carlos del Rio Negro 1° 53′ 42″ 1° 55′ 0″ 69° 58′ 39″ 69° 57′
Mündung des Rio Branco * 1° 22′ 0″ 1° 20′ 0″ 64° 25′ 0″ 63° 33′
Die Längen sind westlich vom Pariser Meridian. DieMündung des Rio Branco (Rio de aguas blancas) in denRio Negro hat südliche Breite. Die fünf mit Sternen be-zeichneten Positionen gründen sich keinesweges auf meine |XIX| eigenen astronomischen Beobachtungen; sie sind bloss dasResultat von Combinationen und Vermuthungen in einerRegion, in der es, besonders nördlich von dem Paralleldes dritten Breitengrades und westlich vom Essequibo, imJahr 1800 ganz an astronomischen Bestimmungen fehlte.Die wichtige Länderstrecke im Laufe des Corentyn, Ber-bice, Essequibo und Rupunuri, der See Amucu am Fussder Gebirgskette Pacaraima, wie die ganze terra incognita zwischen dem Tacutu längs dem Rio Parime (meinem Ura-ricuera) bis zum Einfluss des Padamo in den Orinoco, undder Berg Duida bei der Mission Esmeralda, den wir beidetrigonometrisch gemessen, ist von Robert Schomburgkzuerst topographisch erforscht worden. Die Combinatio-nen, die ich gewagt, gründeten sich auf das Reise-Jour-nal des Chirurgus Nicolas Hortsmann aus Hildesheim(Frühjahr 1740), das ich von D’Anville selbst abgeschrie-ben benutzen konnte, auf Manuscripte von Antonio Santos(1778), der aus den Missionen vom Carony über die Kette Pa-caraima an den Rio Branco gelangt war, und auf die vortreff-lichen handschriftlichen Flussaufnahmen der portugiesischenFregatten-Capitäne Antonio Pires de Sylva Pontes Lemeund Ricardo Franco d’Almeida de Serra (1787 und 1804),deren Mittheilung ich dem Herrn Grafen von Linhares zuParis verdankte. Auch hatte ich, durch die Güte des por-tugiesischen Botschafters Chevalier de Brito Kenntniss vonder merkwürdigen Reise des Oberst-Lieutenants FranciscoJose Rodriguez Barata erhalten, der 1793 durch den RioBranco, den Tacutu und Sarauru in den Rupunuri undnach Surinam gelangte, indem er den Isthmus südlichvom Berg Cunucumo überschritt. Die Gebirgskette Pa- |XX| caraima, die sich von Osten gegen Westen hinzieht undderen Gestaltung und Lage der geognostische Hauptcha-rakter der Gegend ist, habe ich auf meinen Carten ziem-lich richtig in der Breite angegeben. Der neueste Rei-sende findet sie in der mittleren Richtung nur um zehenMinuten nördlicher als ich. Sie theilt die Wasser zwischenden Flussgebieten des Rio Branco und Caroni. Noch ge-nauer habe ich die Breite der kleinen Lagune Amucu er-rathen, welche in der Mythe des Dorado und des grossenBeckens der Laguna Parime, von dem die Geographensich so spät und ungern getrennt haben, eine wichtigeRolle spielt. Aber meine Längen des Sees Amucu, desLaufs des Rupunuri und des Forts von San Joaquim beimZusammenfluss des Uraricuera mit dem Rio Branco sindum 36′ und 39′ im Bogen zu westlich. Bei der östlichstenMündung des Rio Branco beträgt der Fehler der portugie-sischen Karten selbst einen vollen Grad. Ich bin nur fürdie Positionen verantwortlich, die ich durch eigene Be-obachtungen bestimmt habe. Meine Länge von Esmeralda,wie alle Längen des Orinoco, des oberen Rio Negro unddes Cassiquiare habe ich chronometrisch verbunden mit absoluten, d. h. auf himmlische Phänomene (Sonnen-finsternisse, Jupiters-Trabanten) gegründeten Positionen desLittorals. Die zwiefachen Bestimmungen der Länge vonAtures und Maypure in den grossen Cataracten des Ori-noco, bei der Hin- und Herreise, haben dazu noch denVortheil dargeboten, den täglichen Gang des Chronome-ters während der Schifffahrt südlich von den Cataracten(Raudales), durch Summirung und Vertheilung der Feh-ler, zu verbessern. Da nun ein überaus genauer Beobach- |XXI| ter, mein Freund Hr. Boussingault, Santa Fé de Bogotain Neu-Grenada (Cundinamarca) mit der Mündung desMeta chronometrisch verbunden und die Länge dieser Mün-dung genau, wie ich selbst, gefunden hat, so ist dadurchdas ganze System meiner Längenbestimmungen im west-lichen Theile von Süd-Amerika von Cartagena de Indiasan, durch den Magdalenen-Strom bis Bogota, Quito undGuayaquil, ja bis zum Hafen Callao de Lima mit demöstlichen Längen-Systeme von Cumana, Caracas, demOrinoco und Rio Negro verbunden, so dass jetzt durchRobert Schomburgk’s, Boussingault’s und meine Arbei-ten die ganze Ausdehnung des Continents von dem Litto-ral des Atlantischen Oceans in der Guyana bis zum Litto-ral der Südsee astronomisch in der Länge, mittelst vielerZwischen-Positionen, zu bestimmen versucht worden ist.Die numerischen Elemente, auf welchen diese Bestim-mungen beruhen, liegen dem Publikum vollständig vor.In der messenden Geographie ist es nothwendig, bei derrelativen Lage und wechselseitigen Abhängigkeit der Po-sitionen von einander nicht aus dem Auge zu verlieren,worauf sich das gründet, was wir in jedem Zeitpuncte zuwissen glauben. Die Fortschritte, durch welche das Feh-lende ersetzt, das unvollkommen Beobachtete verbessertwird, finden sich am lebhaftesten dann angeregt, wenndas Einzelne ohne Rückhalt veröffentlicht wird. Der grössere Theil der bisherigen Erforschungs-Rei-sen hatten sich bisher in der waldigen und menschenleerenWildniss des tropischen Süd-Amerika’s auf die Flussthälerbeschränkt. Erst Robert Schomburgk’s Wege haben unszwischen den Flussthälern Hochebenen kennen gelehrt, |XXII| die ein mildes Klima, eine von Mosquitos freie Atmosphäregewähren. Viele dieser Höhen sind durch die Tempera-tur des siedenden Wassers bestimmt worden, ein Mittel,das auch in Persien am Hindukho und neuerlich von demtrefflichen Sir Alexander Burnes in Bactrien mit Recht da an-gewandt worden ist, wo die Natur der Reise den Transportund die Erhaltung der Barometer fast unmöglich machte. Die ebenen Gegenden der Guyana zwischen dem Ru-punuri, dem Amucu-See und dem Tacutu tragen alle Spu-ren ehemaliger grosser Wasserbedeckungen an sich. Mankann hier fragen, wie am Aral-See und an dem Theil desCaspischen Meeres, den ich selbst gesehen, ob jene zu-sammenhängenden Wasserbedeckungen erst in der soge-nannten historischen Zeit durch Verdunstung ver-schwunden sind oder ob sie nicht vielmehr zu den frühe-sten Phänomenen der Erdbildung gehören. So viel istwenigstens gewiss, dass es, seitdem Europäer in die öst-liche Guyana vorgedrungen sind, kein Mar de aguasblancas, kein Mar del Dorado, keine LagunaParime, als Quelle vieler grosser Ströme, gab. Unkennt-niss der Sprache der Ureinwohner, vielseitige Bedeutungder Wörter, die Fluss, grosses Wasser und Meer gleichzeitig bezeichnen, haben die gröbsten geographischenIrrthümer veranlasst. Bei dem conservativen Systemder Karten-Zeichner hat sich die Laguna Parime bis zumeiner Reise auf den Karten von Süd-Amerika erhalten.Die graphischen Darstellungen bleiben immer weit hin-ter der bereits erlangten Länderkenntniss zurück; ja, dadie Reisenden selten selbst ihre Karten zu zeichnen wissen,so sind oft diese mit der Reisebeschreibung, zu der sie ge- |XXIII| hören, im grellsten Widerspruch. Die Mythe des Doradoist von Westen gegen Osten gewandert. Ich habe sie aneinem andern Orte in ihren einzelnen Stationen verfolgt. *) Wie alle Mythen, ist sie an bestimmte Localitäten gehef-tet worden; und auch von dieser Seite ist das Licht, wel-ches Robert Schomburgk über die Umgegend von Piraraund den See Amucu verbreitet hat, von grossem Interesse.Geschichte haben die rohen Stämme nicht, welche dieseNiederung oder das angrenzende Bergland bewohnen. IhreSage „von ehemaligen hohen Wassern“ ist nicht eineüberlieferte Erinnerung aus einer chaotischen Urzeit. Sollman sie nicht vielmehr für eine der Meinungen halten,welche auch dem einfachen Naturmenschen bei dem An-blick der Erdoberfläche, bei den farbigen Streifen alterWasserstände, zerstreuter Muscheln auf nahen Hügelnsich darbieten? Die inschriftartige Reihung nachahmen-der oder symbolischer Zeichen, welche man im Thale deswestlichen Orinoco in beträchtlichen Höhen an schroffenFelswänden erblickt, können allerdings Erstaunen erregen.Auch über diese in Stein gehauenen Zeichen, („Werkeder Vorfahren“), Werke einer Nation, die von den jetzi-gen Anwohnern wohl in Betriebsamkeit und Sitte verschie-den war, theilt uns der deutsche Reisende merkwürdigeBeobachtungen mit. Er hat am Rio Negro Abbildungeneiner spanischen Galeote gefunden, also späteren Ursprungsals das 15te Jahrhundert, und in einer Region, wo seitder Ankunft der Spanier die Eingeborenen eben so rohwaren als jetzt. Die Zone der sogenannten Inschriften,
*) Siehe Einleitung.
|XXIV| auf die schon Hortsmann aufmerksam machte, geht vonOsten gegen Westen, vom Gebirge Pacaraima bis Uruana,in mehr als sechs Längengraden quer durch die Wildnissevon Guyana durch. Die eingegrabenen Zeichen mögenaber sehr verschiedenen Zeiten und verschiedenen Natio-nen angehören. Ein weites Feld ist hier der künftigenBeobachtung geöffnet. Man vergesse nur nicht, dass Völ-ker sehr verschiedenartiger Abstammung in gleicher Roh-heit, in gleichem Hange zum Vereinfachen und Verallge-meinern der Umrisse, durch innere geistige Anlagen getrie-ben, ähnliche Zeichen und Symbole hervorbringen können.
Diese wenigen Andeutungen zeigen, wie mannigfal-tig die Richtungen sind, nach denen Hr. Robert Schom-burgk den Erdstrich durchforscht hat, der vor seinerReise gleichsam in Dunkel verhüllt lag. Den Muth, mitdem er sein Unternehmen vollbracht, hatte er aber, eheer die Reise angetreten, schon auf eine andere und nichtminder edle Weise bewährt. Lange und schwer gegendie äusseren Hindernisse ankämpfend, welche dem Men-schen die Welt verengen, hat er sich seine wissenschaft-liche Bildung selbst gegeben. Was wir nicht aus Bü-chern schöpfen können, wurde ihm durch das Leben imFreien, durch den Anblick des gestirnten Himmels inder Tropenwelt, durch den unmittelbaren Contact mitder lebendigen Natur verliehen. In dem ehrenvollen Auf-trage einer Landvermessung und allgemeineren naturhi-storischen Erforschung von Guyana ist er am Ende desverflossenen Jahres von der britischen Regierung nachAmerika zurückgeschickt worden.