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Alexander von Humboldt: „Der Pic de Teyde auf Teneriffa“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1818-Der_Pic_de-1> [abgerufen am 26.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1818-Der_Pic_de-1
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Titel Der Pic de Teyde auf Teneriffa
Jahr 1818
Ort Frankfurt am Main
Nachweis
in: Mineralogisches Taschenbuch für das Jahr 1818 12:1 (1818), S. 186–199.
Entsprechungen in Buchwerken
Alexander von Humboldt, Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804, 6 Bände, Stuttgart und Tübingen: Cotta 1815–1832, Band 1, 1815, S. 100, 158.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua (mit lang-s); Auszeichnung: Kursivierung; Fußnoten mit Asterisken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: III.49
Dateiname: 1818-Der_Pic_de-1
Statistiken
Seitenanzahl: 14
Zeichenanzahl: 18374

Weitere Fassungen
Der Pic de Teyde auf Teneriffa (Frankfurt am Main, 1818, Deutsch)
Der Vulkan von Teneriffa. (Abgekürzt) (Wien, 1842, Deutsch)
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Der Pic de Teyde auf Teneriffa *).(v. Humboldt Reise in die Aequinoktial-Ge-genden des neuen Kontinents. I. Th. S. 140 ff.)

Der Anblick des Pics, wie er sich über Sainte-Croix darstellt, ist weit weniger pittoresk, als dieAussicht, die man von dem hohen Oratava auf den-selben genießt; denn da kontrastirt eine lachende üp-pig angebaute Ebene mit dem wilden Anblicke desFeuerberges und von den Gruppen der Palmen undBananen, welche die Küste begrenzen, bis in dieRegionen des Arbutus, der Lorbeeren und der Fichte,ist der vulkanische Felsen mit einer kräftigen Vege-tazion bedeckt. Die östliche Küste, die von Sainte-Croix, trägt im Gegentheil den Charakter der Un-fruchtbarkeit. Der Gipfel des Pics ist nicht dürrer,als das Vorgebirge von basaltischer Lava, welches sichgegen die Spizze von Noya verlängert und auf wel-chen Saftpflanzen kaum anfangen das Erdreich vor-
*) In dem Auge des Geologen ist die ganze Insel Teneriffanur ein Berg, dessen beinahe elliptische Grundfläche ge-gen N. O. verlängert ist und auf dem man mehrere Sy-steme vulkanischer Gebirgsarten unterscheidet, welchein verschiedenen Epochen gebildet wurden. Was manim Lande als isolirte Vulkane betrachtet, wie Chahorra,oder Montana Colorada und la Urca, sind nur kleine
|187| zubereiten *). Der Pic ist troz seiner pyramidalenForm einen großen Theil des Jahres über von Dünstenumhüllt **). — Ein einziger Weg führt durch dieVilla de Orotava auf den Vulkan, nämlich die Plainedes Genets und des Malpays ***). — In der Nähe desHafens von Cruz hemmt die Stärke der Vegetazion
Berge, welche an den Pic angelehnt sind und seine py-ramidale Form maskiren. Indessen ist der große Vulkan,dessen Seiten-Ausbrüche großen Vorgebirgen ihre Ent-stehung gaben, nicht genau in der Mitte der Insel, unddiese Eigenheit der Struktur erscheint weniger befrem-dend, wenn man sich erinnert, daß nach Cordiers Beobachtungen der kleine Krater des Piton vielleichtnicht die Hauptrolle in den Revolutionen spielte, welchedie Insel Teneriffa erfahren hat.*) Sieht man den Bimsstein des Vulkans gerade von den er-sten Strahlen der Sonne beleuchtet, so wirft derselbeein röthliches Licht zurück, dem ähnlich, welches oftdie Gipfel der hohen Alpen färbt, nach und nach wirddieses Licht zum blendendsten Weiß, so daß der Picwie mit Schnee bedeckt erscheint.**) Die Ursache ist ohne Zweifel in seiner Lage, westwärtsan einem großen Kontinente und isolirt in der Mitteder Meere zu suchen, da sonst die kegelförmigen Bergeviel häufiger von Wolken entblößt erscheinen, als die,deren Kamm von vielen kleinen Unebenheiten gefurchtist.***) Mit dieser Benennung bezeichnet man hier, wie in Mexi-ko, in Peru und überall wo es Vulkane gibt, ein vonDammerde entblößtes, und mit Bruchstücken von Lavabedecktes Erdreich.
|188| die geologischen Forschungen. Man geht am Fußezweier kleiner Hügel vorbei, welche sich glockenför-mig erheben und ihren Ursprung Seiten-Ausbrüchendes großen Vulkans verdanken dürften. Der Hügel,welcher Montanita de la Villa genannt wird, scheintwirklich ehemals Laven ausgeworfen zu haben *).Ueberall, wo der Felsen zu Tag ausgeht, basaltischerMandelstein, bedeckt mit einem verhärteten Thone, der Bruchstücke von Bimsstein (Rapilli) einschließt.Diese leztere Formazion ähnelt dem Tuff von Pausi-lippo und den Schichten von Puzzolane im Thalevon Quito am Fuße des Vulkans Pichincha. DerMandelstein hat sehr längliche Höhlungen, wie dieobern Lavaschichten des Vesuvs. Man glaubt darindie Wirkung einer elastischen Flüssigkeit zu erkennen,welche die in der Schmelzung begriffene Materiedurchdrang. Indessen bemerkt man in der ganzenniedern Gegend des Pics keinen einzigen Ausfluß vonLava, keinen einzigen Strom, dessen Grenzen bestimmtabgeschnitten gewesen wären. — Bis an den Felsenvon la Gayta ist der Pic mit einer schönen Vegeta-zion bedeckt; nichts trägt auf demselben den Charak-ter einer neuen Zerstörung. Man würde den Abhangeines Vulkans zu durchwandern glauben, dessen Feuer
*) Nach der Sage der Guanen im Jahre 1430.
|189| seit so langer Zeit erloschen ist, wie jenes des Mon-te-Cavo bei Rom. Kaum kommt man aber aufder mit Bimsstein bedeckten Ebene an, so begegnetman mit jedem Schritte ungeheueren Blöcken von Ob-sidian, welche durch den Vulkan ausgeworfen wur-den. Der schroffste Theil des Berges ist der Piton,welcher den höchsten Gipfel bildet. Der Abhangdieses kleinen Kegels, mit vulkanischer Asche undFragmenten von Bimsstein bedeckt, ist so steil, daßes fast unmöglich wäre, die Spizzen zu erreichen,wenn man nicht einem alten Lavastrome folgte, wel-cher aus dem Krater geflossen zu seyn scheint, unddessen Trümmer den Verwüstungen der Zeit wider-standen. Diese Trümmer bilden eine Mauer von ver-schlackten Felsen, welche sich mitten durch die be-wegliche Asche erstreckt. — Der Krater des Pics äh-nelt, seinem Rande nach, nicht denen der meistenandern Vulkane, z. B. dem Vesuv, Jorullo u. s. w.Er hat auf seinem Gipfel einen Grath, eine kreisför-mige Mauer, welche ihn umgibt, welcher so hochist, daß er völlig den Zugang zur Kaldera *) hindernwürde, wenn sich nicht auf der Westsseite eine Oeff-nung fände, welche die Wirkung eines Ergusses sehr
*) Namen, womit man einen außerordentlich kleinen Kra-ter bezeichnet hat, der an der Spizze des Piton liegt.
|190| alter Laven zu seyn scheint. Durch diese Oeffnungsteigt man an den Boden des Trichters hinab, dessenFigur elliptisch ist. Die größte Breite der Oeffnungscheint 300′, die kleinste 200′. Die äußern Ränderder Kaldera sind beinahe senkrecht; ihr Ansehen gleichtdem der Somma vom Atrio dei Cavalli aus gesehen. —Die Uebereinanderlagerung der Lavaschichten, welchedieselben Biegungen, wie die Kalkfelsen in den Hoch-alpen darstellen, ist ungemein auffallend. Bald ho-rizontal, bald geneigt und wellenförmig gekrümmt,erinnern diese enormen Bänke an die ehemalige Flüs-sigkeit der ganzen Masse, und an die Vereinigungmehrerer störenden Ursachen, welche die Richtungjedes Ausflusses bestimmte. Die Grube der kreisför-migen Mauer zeigt die bizarren Verwüstungen, wel-che man bei der entschwefelten Steinkohle wahr-nimmt. Der nördliche Rand ist der höchste; gegenS. W. ist die Umgürtung bedeutend eingesunken,und eine enorme Masse verschlackter Laven scheintdaselbst an das Ende des Randes angebacken. NachW. hin ist der Felsen bis nach außen gespalten, undeine weite Rizze läßt den Horizont des Meeres er-blicken. Die Gewalt der elastischen Dämpfe hat viel-leicht diese Spalte in dem Augenblicke gebildet, alsdie aus dem Krater kommenden Laven über den Randdesselben austraten. Das Innere des Trichters verkün-det einen Vulkan, welcher seit Tausenden von Jah- |191| ren nur durch seine Seiten Feuer ausgeworfen hat.Man gelangt ohne Gefahr auf den Boden der Kalderaund es scheint daß die Tiefe des Kraters seit langerZeit die nämliche geblieben ist. Der gegenwärtigeZustand ist der einer Solfatara. Die Mauer von kom-pakten Laven, welche den Gürtel der Kaldera bildet,ist schneeweiß auf ihrer Oberfläche *). Wenn mandiese Laven, welche man von Weitem für Kalksteinhalten würde, zerbricht, so findet man darin einenbraunlichschwarzen Kern. Der Pechstein-Porphyr ist äußerlich durch die langsame Wirkung der Däm-pfe von schweflich-saurem Gas gebleicht. DieseDämpfe entwickeln sich im Ueberflusse und was merk-würdig ist, aus Spalten, die keine Verbindung mitden Luftlöchern zu haben scheinen, durch welchesich die Wasserdämpfe ziehen. Man kann sich vonder Gegenwart der schweflichen Säure überzeugen,wenn man die schönen Schwefel-Krystalle **) be-trachtet, die man überall zwischen den Spalten derLaven abgesezt findet. Diese Säure, mit der Feuch-tigkeit des Bodens verbunden, verwandelt sich durchdie Berührung des Sauerstoffs der Atmosphäre in
*) Die nämliche Farbe herrscht im Innern der Solfataravon Puzzoli.**) Es sind Oktaëder, halb durchsichtig, sehr glänzend ander Oberfläche und von muschlichem Bruche.
|192| Schwefelsäure. Die Schwefelsäure wirkt auf die por-phyrartigen Laven; die Alaunerde, die Talkerde, dasNatrum und die Metalloxyde werden weggeschwemmt,und oft bleibt nur die Kieselerde übrig, welche opal-artige warzenförmige Platten bildete *). — DieDünste von heißem Wasser, welche an die zerstreu-ten Lavastücke der Kaldera gelangen, verwandeln ei-nige Parthieen in einen teigigen Zustand. — Nach Davy und Gay-Lussac spielen zwei in hohemGrade brennbare Körper, die Metalle, das Natrumund das Kali wahrscheinlich eine wichtige Rolle indem vulkanischen Prozesse; nun findet ich das Kali,welches zur Bildung des Alauns nothwendig ist,nicht nur in dem Feldspathe, dem Glimmer, dem
*) Diese Kiesel-Konkretionen, welche Cordier zuerstkennen lernte, sind denjenigen ähnlich, die man aufIschia in den verloschenen Vulkanen von Santa Fioraund in der Solfatara von Puzzoli findet. – Es ist nichtleicht, sich einen Begriff von dem Ursprung jener Inkrus-tazionen zu machen. Die wässerigen Dünste, welchesich aus den großen Rauchlöchern entwickeln, enthaltenkein aufgelöstes Alkali, wie die Wasser vom Geyser aufIsland; vielleicht spielt das Natrum, welches die Lavendes Pics enthalten, eine bedeutende Rolle bei der Bildungdieser Absäzze von Kieselerde. Vielleicht gibt es in demKrater kleine Spalten, deren Dünste nicht von der näm-lichen Natur sind, wie diejenigen, über welche die mitvielen Gegenständen auf einmal beschäftigten ReisendenVersuche angestellt haben.
|193| Bimsstein und Augit, sondern auch in den Obsidianenvor. Diese leztere sind auf Teneriffa sehr gemein,wo sie die Grundlagen der meisten aschgrauen Lavenausmachen *). — — Der Pic de Teyde bildet einepyramidale Masse, wie der Aetna, der Tungurahuaund der Popocatepec. Berechnet man seinen Umfangnach einer Kurve, welche durch den Hafen vonOrotava, durch Garachico, Adexe und Guimar geht,und zieht man die Verlängerungen dieser Grundflächegegen den Wald von Laguna und das Kap Nord-Estder Insel ab, so findet man, daß diese Ausdehnung54,000 Toisen beträgt; die Höhe des Pics ist folg-lich \( \frac{1}{28} \) von dem Umfange seiner Grundfläche.
Was die Natur der Felsen betrifft, welche denBoden von Teneriffa zusammensezzen, so muß manzuerst zwischen den Produkten des jezzigen Vulkansund dem System von Basaltbergen unterscheiden, dieden Pic umgeben, und die sich nicht über 5 bis600 Toisen über die Oberfläche des Ozeans erheben.Hier wie in Italien, in Mexiko und in den Kordil-leren von Quito, sind die Gebirgsarten von der Trapp-
*) Alle diese Beziehungen, wodurch der Krater des Picsder Solfatara von Puzzoli ähnlich ist, würden noch zahl-reicher erscheinen, wenn der erstere zugänglicher undvon Naturforschern häufiger wäre besucht worden.
|194|Formazion entfernt von den Strömen neuer Laven.Alles verkündigt, daß diese zwei Klassen von Sub-stanzen, ob sie gleich ihren Ursprung ähnlichen Phä-nomenen verdanken, von sehr verschiedenen Epochenzu datiren sind. Es ist wichtig, die Ströme neuerLaven, die Hügel von Basalt, von Grünstein undvon Phonolit, die sich auf den Ur- und sekundärenGebirgsarten zerstreut vorfinden, und die porphyrar-tigen Massen mit Grundlage von dichtem Feldspathe *),welche vielleicht nie vollkommen geschmolzen waren,die aber nichts desto weniger in das Gebiet der Vul-kane gehören, nicht mit einander zu verwechseln. —Auf Teneriffa scheiden Lagen von Tuff, von Puzzo-lan und von Thon das System der Basalthügel vonden neuern steinartigen Laven und von den Auswür-fen des gegenwärtigen Vulkans. So wie die Eruptio-nen vom Epomeo auf der Insel Ischia und vom Jo-rullo in Mexiko in Gegenden statt fanden, die mit
*) Diese hornsteinartigen Massen enthalten oft kalzinirteKrystalle von glasigem Feldspathe, von Hornblende, Au-git, etwas Olivin und fast niemals Quarz. Zu diesersehr problematischen Formazion gehören die Trapp-Por-phyre des Chimborasso und des Riobamba in Amerika;die der Euganäischen Gebirge in Italien, des Siebengebirgesam Rheine, so wie die Domiten des Grand-Sarcuy,des Puy-de-Dôme, des Petit-Cleirson, und eines Thei-les des Puy-Chopine in Auvergne.
|195| Trapp-Porphyren, mit alten Basalten und vulkani-schen Aschen bedeckt sind, so erhebt sich der Picaus der Mitte der Trümmer der unter dem Meereentstandenen Vulkane. Ungeachtet des Unterschiedesin der Zusammensezzung, den die neuen Laven desPics darbieten, bemerkt man doch darinnen eine ge-wisse Regelmäßigkeit der Lagerung. Die große Ge-birgsplatte der Pfriemenkräuter scheidet die schwarzenbasaltischen Laven von erdigem Ansehen von den glas-und feldspathartigen Laven, deren Grundlage Obsi-dian, Pechstein und Phonolit ist *). — Von derOberfläche des Meeres bis Portillo, das heißt zweiDrittheile der Höhe des Vulkans, ist der Boden somit Pflanzen bedeckt, daß es schwer wird, geolo-gische Beobachtungen zu machen. Die Grundlage deruntern Laven ist vielmehr Wacke als Basalt; wennsie schwammig ist, so ähnelt sie den Mandelsteinenmancher Gegenden **); ihr Bruch ist im Allgemeinenuneben; man kann annehmen, daß die Erkaltungschneller war und daß die Masse einen minder star-ken Druck erlitt. Die Ströme sind nicht in regel-
*) Diese Erscheinung ist um so merkwürdiger, da in Böh-men und in andern Theilen Europas, der Porphyrschie-fer mit Phonolit-Grundlage auch die gewölbten Gipfelder Basaltberge bedeckt.**) Namentlich denen von Frankfurt am Maine.
|196| mäßige Säulen, sondern in sehr dünne und in ihrerNeigung weniger regelmäßige Schichten getheilt;sie enthalten viel Olivin, kleine Körner vonMagnet-Eisenstein und Augite, deren Farbe oftvom Dunkellauchgrünen ins Olivengrüne übergeht.Die Hornblende ist im Allgemeinen selten, nichtblos in den neueren steinartigen Laven, son-dern auch in den alten Basalten. Nephelin, Leuzit,Idokras und Mejonit hat man hier noch nicht gese-hen. In der Ebene der Pfriemenkräuter verschwin-den die basaltischen Laven unter Haufen von Ascheund in Staub verwandelter Bimssteine. Von da bisauf den Gipfel, 15 — 1900 Toisen Höhe, bietetder Vulkan nichts als verglaste Lava mit Grundlagevon Pechstein und Obsidian dar. Diese Laven, diekeine Hornblende und Glimmer enthalten, sind voneinem schwärzlichen Braun, das oft ins Dunkeloliven-grüne übergeht. Sie schließen Krystalle von Feldspathein, der nicht zerklüftet und selten glasig ist *).Wenn die Grundlage der Laven des Malpays von demPechsteine in den Obsidian übergeht, so ist die Farbe
*) Die Aehnlichkeit, welche diese vulkanische Masse mitden Pechstein-Porphyren des Tribisch-Thales in Sach-sen haben, ist sehr merkwürdig, aber diese leztern, diezu einer Formazion sehr weit verbreiteter metallführen-der Porphyre gehören, enthalten oft Quarz, der in denneuen Laven fehlt.
|197| derselben blässer und mit grün gemischt; in diesem Fallegeht der Feldspath in unmerklichen Zwischenstufenvon dem gemeinen in den glasigen über. Bisweilenfindet man beide Arten in einem Stücke beisammen *).Die Feldspath-Laven des Pics, mit weniger Schwarzals die von Arso auf der Insel Ischia, werden amRande des Kraters durch die Wirkung der sauernDämpfe gebleicht; aber ihr Inneres ist keineswegs ent-färbt, wie bei den Feldspath-Laven der Solfatarabei Neapel, die völlig den Trapp-Porphyren vondem Fuße des Chimborasso gleichen. In der Mittedes Malpays, in der Höhe der Eishöle, findet manunter den verglasten Laven mit Pechstein- und Ob-sidian-Grundlage, Blöcke von wahrem graulichgrünenoder berggrünen Phonolit, in äußerst dünne klingen-de Platten von sehr scharfen Kanten gespalten **), inwelchen man sehr kleine längliche Krystalle von gla-sigem Feldspathe erkennt ***). — Der Pic von Tene-
*) Wie dieses auch bei den Trapp-Porphyren des Thales vonMexiko der Fall ist.**) Diese Massen sind mit dem Porphyr-Schiefer von demBerge bei Bilin in Böhmen identisch.***) Diese regelmäßige Lagerung der steinartigen Basalt- undder verglasten Feldspathlaven ist den Erscheinungenähnlich, welche alle Trapp-Gebirge darbieten. Sie erin-nert an jene Phonolite, welche auf sehr alten Basaltenliegen; an jene innigen Gemenge von Augit und Feld-
|198| riffa ist, nach Lipari, derjenige Vulkan, welcheram meisten Obsidian hervorgebracht hat *). — Un-geachtet Teneriffa zu einer Inselgruppe von ziemlichbeträchtlicher Ausdehnung gehört, so hat dennochder Pic alle Charaktere eines auf einer isolirten Inselliegenden Berges. Wie zu St. Helena entdeckt dieSonde in den Landungspläzzen von St. Croix, Oro-tava und Garachico keinen Grund; der Ozean hatseine Berge und mit Ausnahme der Anden, bilden
spath, welche Hügel von Wacke oder von porösem Man-delsteine bedecken; aber warum finden sich die por-phyr- oder feldspathartigen Laven des Pics nur auf demGipfel des Vulkans? Oder soll man aus ihrem Vorkom-men schließen, daß sie in einer jüngern Formazion sind,als die steinartigen Basaltlaven, welche Olivin und Augitenthalten? Diese leztere Hypothese läßt sich nicht wohlannehmen; denn Seiten-Eruptionen konnten denKern von Feldspath zu einer Zeit bedecken, wo derKrater des Piton aufgehört hatte thätig zu seyn. Auchauf dem Vesuv beobachtet man kleine Krystalle von gla-sigem Feldspathe nur in den sehr alten Laven an demUmkreise des Somma. Diese Laven, dem Leuzite ver-wandt, ähneln ziemlich den phonolitartigen Auswürfendes Pics. Ueberhaupt jemehr man sich von den neuenVulkanen entfernt, desto mehr nehmen die Lavengüsse,indem sie zugleich an Masse und Ausdehnung zunehmen,den Charakter wahrer Felsen an, sowohl in Hinsichtder Regelmäßigkeit ihrer Lagerung, als ihrer Theilungvon parallelen Schichten und endlich ihrer Unabhängig-keit von den jezzigen Formen des Bodens.*) Von den Eigenheiten dieses Minerals auf Teneriffa wirdan einem andern Orte die Rede seyn.
|199| sich die vulkanischen Kegel überall in den niedernGegenden der Erde. Da sich der Pic in der Mitteeines Systems von Basalten und alten Laven erhob,und der ganze Theil desselben, welcher über derOberfläche des Wassers sichtbar ist, aus verbranntenMaterien besteht, so hat man angenommen, diese un-geheuere Pyramide sei die Wirkung einer allmähligenAnhäufung von Laven und sie enthalte in ihremMittelpunkte einen Kern von Urgebirgsarten. Die ei-ne oder die andere dieser Annahmen hat indessen kei-ne Wahrscheinlichkeit. Da, wo wir jezt die Gipfeldes Pics, des Vesuvs und des Aetna sehen, haben sowenig Berge von Granit, Gneis und Urkalkstein exi-stirt, als in der Ebene, wo, fast in unsern Tagen,der Vulkan von Jorullo sich bildete, der mehr alsein Drittheil von der Höhe des Vesuvs hat.