Digitale Ausgabe – Übersetzung

Aerolith von Braunau in Böhmen, gefallen am 14. Juli 1847

(Auszug aus einem Brief von Herrn von Humboldt an Herrn Arago)

„Zwei Stücke dieses Aerolithen, eines 42 und ein halbes Pfund, das andere 30 Pfund schwer, sind in Braunau in Böhmen am 14. Juli 1847 geborgen worden. Diese Angaben sind einem Brief entnommen, den Herr Weiß an Herrn von Humboldt richtete, nachdem er die meteorischen Massen sorgfältig untersucht hatte, die ihr Eigentümer, Herr Doktor Rotter, Abt der Diözese des Benediktinerstifts von Braunau, großzügig zwischen den mineralogischen Sammlungen zu Berlin und zu Breslau aufgeteilt hat. Während das Erscheinen des großen Aerolithen, der am 16. September 1843 in Klein-Wenden in Thüringen unweit Mühlhausen mit Getöse und von keiner Wolke begleitet aus ganz klarem Himmel herabstürzte, schien der Aerolith von Braunau, wie es gewöhnlich der Fall ist, aus einem schwärzlichen Wölkchen zu kommen. Nach der Analyse von Herrn Fischer, Professor der Chemie in Breslau, enthält die gänzlich metallisch aussehende Masse außer Schwefeleisen noch Kohlenstoff, Phosphor und Brom. Beim Zersägen der Masse sah man Körnchen, die sich unter der Reibung der Sägezähne entflammten. Diese Körnchen verbreiteten ein helles Licht; fielen sie auf Papier, durchlöcherten sie es. Mit Erstaunen hat man festgestellt, daß die 30 Pfund schwere Masse, die in die Kammer eines armen Arbeiters drang und beinahe seine drei Kinder verletzt hätte, beim Durchschlagen einer Zimmerdecke aus Lehm und Stroh das Stroh keineswegs verkohlt (geschwärzt) hat. Es färbte sich nur kräftiger gelb, fast mit einem halbmetallischen Glanz. In der schwarzen Kruste, die (wie es, außer beim Aerolithen von Chatonnay, stets der Fall ist) die gesamte Masse umgibt, ist auch das mit der Kruste vermengte Stroh nicht geschwärzt. In Braunau hat der Aerolith im Haus des Arbeiters, ehe er die Zimmerdecke erreichte, das Dach durchschlagen; einen Balken auf seinem Weg hat er sehr gering beschädigt. Der Balken hat die Masse sogar aus ihrer Richtung gelenkt. Während die meisten Aerolithen das Aussehen von einzelnen Stücken mit prismatischen Formen haben, manchmal mit spitzen Enden, war die Masse von Braunau nach der Vermutung von Herrn Weiß ursprünglich kugelförmig. Zu erkennen ist ein glatter halbkugelförmiger Teil.“