Digitale Ausgabe – Übersetzung

Herr von Humboldt stellt im Namen von Herrn Ehrenberg ein kleines Werk vor, das den Titel trägt: Neue Untersuchungen über das kleinste Leben als geologisches Moment

„Die Entdeckungen des gelehrten Naturforschers haben nicht nur ein helles Licht auf die Organisation einer so großen Zahl von kiesel- und kalkschaligen Tierchen geworfen, die noch heute in unseren Meeren leben; sie sind auch von größter Bedeutung für die Geologie. In der Abhandlung, die er der Akademie vorlegt, erklärt Herr Ehrenberg, daß er, nachdem er den mikroskopischen kalkschaligen Polythalamien bis in die unteren Schichten der Oolithbildung gefolgt ist, soeben auch in der großen alten Steinkohleformation in Potschappel bei Dresden eine polygastrische Form entdeckt hat. Es ist der Peridinium monas, der in Form und Größe fast identisch ist mit jenem Peridinium monas, der in den Wassern der Ostsee bei Kiel lebt. Bereits Graf Keyserling und Herr Blasius aus Braunschweig hatten polygastrische Organismen im Kohlenkalk des Onegasees gesammelt, wie Herr Ehrenberg in der Sitzung der Akademie zu Berlin vom 24. Oktober 1844 bekanntgegeben hatte. Das Material hat sich vermehrt durch die Sammlungen, die Herr Bailey, Herr Schomburgk und Herr Darwin aus den Vereinigten Staaten geschickt haben, vom Niagara bis zum Oregon, vom Englischen Guyana bis Feuerland. Fast 800 dieser mikroskopischen fossilen Formen sind sorgfältig untersucht worden. Sie enthalten 360 verschiedene Arten. Die kleinen Organismen aus den Tertiärformationen in den Vereinigten Staaten, von Maryland bis zu den Bermuda-Inseln, sind alle pelagisch und dennoch reine Kieselschalige, und in den Arten oft ähnlich mit denen der Kreidemergel-Formen des Mittelmeerbeckens. Der Kiesel-Stoff, mit dem sich die Eingeborenen in Feuerland schminken, besteht Herrn Ehrenberg zufolge aus vierzehn polygastrischen Arten, Süßwassergebilden, aber fossil. Neue Untersuchungen über den oft an den Segeln der Schiffe hängenden Staub, den die Seefahrer westlich der Kapverdischen Inseln und bei 15 und 19 Grad Breite sammeln, haben erwiesen, daß dieser Staub, der die Atmosphäre trübt, sich aus 67 organischen Formen zusammensetzt, die mit Eisenoxyd vermischt sind. Keine dieser Formen ist bisher in Afrika erkannt worden; mehrere sind in Südamerika heimisch. Herr Ehrenberg hat ebenfalls mit großer Sorgfalt sowohl den Guano aus Peru untersucht, den Herr Humboldt mitgebracht und Herr Klaproth analysiert hat, als auch den Guano von den Westküsten Afrikas. Er findet darin insgesamt fünfundsiebzig Arten von mikroskopischen Organismen, und er vermutet, daß diese Tiere durch die Mägen von Fischen oder Meereswürmern gegangen sind, ehe sie in die Vogelmägen gelangten.“