Humboldt's Leben in hebräischer Sprache. Ein Büchlein, welches die Bestimmung hat, die Kenntniß von dem Leben und dem wissenschaftlichen Wirken Alexander's v. Humboldt in den weiten Kreisen der russisch-polnischen und der asiatischen Israeliten zu verbreiten, ist kürzlich in hebräischer Sprache aus einer Berliner Presse hervorgegangen.*) Der Verfasser ist selbst ein russischer Israelit, Namens Slonimski, der vor mehreren Jahren eine sehr sinnreiche Rechenmaschine erfunden und damals durch seine mathematischen Kenntnisse die Aufmerksamkeit von Bessel und Jacoby in Königsberg erregt hatte, die ihm zu jener Zeit Briefe an Alexander v. Humboldt in Berlin mitgegeben, welcher in seiner gewohnten humanen Weise sich des armen jüdischen Gelehrten werkthätigst angenommen. Letzterer erhielt dadurch Gelegenheit, sich auch mit den Werken seines Gönners genauer bekannt zu machen, und so entstand in ihm der Wunsch (wie er in dem Vorworte seiner Schrift sagt), das mit den Fortschritten der Wissenschaft überhaupt so innig verwebte Leben Humboldt's seinen Hebräisch verstehenden Glaubensgenossen in den slavischen Ländern und im Orient bekannt zu machen und zugleich ein "Gedenkzeichen" (wie der hebräische Titel der Schrift lautet) der Gerechtigkeit und Fürsprache zu setzen, welche Humboldt stets dem Judenthum und den Juden habe zu Theil werden lassen. Die erste Hälfte der gerade hundert Seiten starken, in sehr correctem und fließendem Hebräischen abgefaßten Schrift ist dem Leben und einer allgemeinen Uebersicht der Werke Humboldt's gewidmet, während die zweite Hälfte einen Abriß des "Kosmos" bildet, worin der Verfasser von den Doppelsternen, wie vom Erdmagnetismus, von den Vulkanen, wie von der südamerikanischen Pflanzenwelt, in einer Sprache handelt, von der man glauben sollte, sie habe dafür unmöglich einen Ausdruck, die er jedoch in geschicktester Art mit den "Ideen des großen abendländischen Weisen" bereichert hat. Der Verfasser, der das Manuscript seiner Schrift an Humboldt, als Huldigung zu dessen achtundachtzigstem Geburtstage, überreicht hatte, erhielt von demselben nachstehende, charakteristische Erwiderung: "Verehrtester Herr Slonimski! Ich bin tief in Ihrer Schuld durch so lange Verzögerung des Dankes für eine Ehre, die Ew. Wohlgeboren mir so wohlwollend bereitet haben. Die unruhige Lage, in der ich lebe, in einer politisch und gesellschaftlich so bewegten Zeit, kann mich kaum rechtfertigen. Eine Empfehlung von zwei berühmten, mir so theuren Freunden wie Bessel und Jacoby läßt einen dauernden Eindruck. Der hebräischen Literatur leider entfremdet, aber von früher Jugend an mit den edelsten Ihrer Glaubensgenossen innigst verbunden, ein lebhafter und ausdauernder Verfechter der Ihnen gebührenden und so vielfach noch immer entzogenen Rechte, bin ich nicht gleichgiltig für die Ehre, die Sie mir erwiesen haben. Das Zeugniß eines tiefen orientalischen Sprachkenners, des vortrefflichen, so mannigfach ausgebildeten Dr. Michael Sachs, kann eine solche Auszeichnung nur erhöhen. Es ist für den biographisch Belobten fast eine Beruhigung, der Ursprache nicht mächtig zu sein. Ich werde vom Dienstag an einige Wochen wieder in Berlin wohnen, und vom Dienstag an wird jeden Tag zwischen 1 und 2 Uhr es mir eine Freude sein, Hrn. Slonimski, falls er nicht schon nach Warschau zurückgekehrt ist, in Berlin zu empfangen und Ihnen den Ausdruck der innigen Hochachtung mündlich zu erneuern, die Ihren schönen, früheren wissenschaftlichen Bestrebungen gebührt. Ew. Wohlgeboren gehorsamster Alexander v. Humboldt." (M. s. L. d. A.)