Neueste Nachrichten über Aime Bonpland von Alexander v. Humboldt. (Auszüge aus Briefen des Letztern an den Herausgeber.) Ich verdanke der freundschaftlichen Thätigkeit des talentvollen, durch seine Schrift über die Krankheiten der Europäer in der Tropenwelt um die Wissenschaften so verdienten Dr. Lallemant, welcher sich in Rio Janeiro von der k. k. österreichischen Expedition der Fregatte Novara getrennt hat, die neuesten Nachrichten über meinen theuren, vieljährigen Reisebegleiter Bonpland. Ich eile, sie Ihnen für Ihr wichtiges, weit verbreitetes Journal, die Bonplandia mitzutheilen, ob dieselben mich gleich mit sehr schmerzhaften Eindrücken erfüllen. Dieser Schmerz bezieht sich mehr auf die unerwartete Kunde von plötzlicher Abnahme der physischen Kräfte des edlen Menschen, als auf die so genaue Darstellung der wunderbar ganz indischen Lebensweise, d. i. der Entbehrungen, welche mein eher wohlhabender als dürftiger Freund sich ganz willkührlich selbst auferlegt. Es ist ein eigenthümlicher, aber schöner Zug seines energischen Characters, den ich, unter ähnlichen Verhältnissen grosser Entbehrung in den Missionen und Waldgegenden des oberen Orinoco und des fast ganz menschenleeren Flusses Cassiquiare, wie später als Hof- und Garten-Intendanten der Kaiserin Josephine in glänzenden Kreisen der Malmaison habe beobachten können, dass Bonpland in einsamen Gesprächen mit mir wie in vertrauten Briefen stets mit besonderer Vorliebe unserer oft etwas hülflosen Wald- Existenz gedachte. Mögen meine jetzigen traurigen Besorgnisse unerfüllt bleiben. Ich lasse den so lebendigen Mittheilungen des Dr. Lallemant die Abschrift des letzten Briefes folgen, den ich von Bonpland aus Corrientes vom 7. Juni 1857 erhielt. Es würde mir besonders angenehm sein, wenn Sie ihn im französichen Original würden abdrucken lassen. Er verliert an physiognomischer Lebendigkeit durch Auszug oder Übersetzung. Dieser Brief ist noch voller Lebenslust und Lebensmuth, voll der Hoffnung, seine Sammlungen selbst nach Paris zu bringen und dann nach dem, ihm so lieben St. Anna zurück zu kehren, um dort unter selbst gepflanzten Bäumen begraben zu werden.