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Die in Hannover erſcheinende, von dem bekannten Rei- ſenden Berth.
Seemann redigirte botaniſche Zeitſchrift „Bon-
plandia‟ veröffentlicht einen neuern Brief Al. v. Humboldt’s. Die
kaiſerliche Leop. Car. Akademie der Naturforſcher be-
abſichtigte, dem berühmten Reiſegefährten Humboldt’s, Aimé
Bonpland, ihr Diplom zu verleihen, und der Präſident der- ſelben,
Rees v. Eſenbeck, hatte ſich wegen Beiraths zu einem
paſſenden akademiſchen Namen für den Aufzunehmenden in
Folgendem an Al. v. Humboldt gewandt:
Ich wage Ew. Excellenz die unterthänigſte Bitte um einen
akademiſchen Beinamen für unſern Bonpland vorzulegen,
deſſen Diplom unſerer Akademie zum Druck bereit
iſt. Gott ſei Dank, der Conſuetudinelle, welcher
ſich wie von ſelbſt herbei ſchleicht, ſteht
noch fern, und wird, mit göttlicher Hülfe, noch lange ohne geſetzliche
Zulaſſung für dieſen Zweck bleiben. Iſt es aber
thun- lich, ſo ſehe ich mit Verlangen einem Zettelchen von Ihnen
ent- gegen, welches dem Verdienten ſeinen Ehrennamen verleiht. In
der Hoffnung geneigter und collegialiſcher Erhörung meiner un-
gewöhnlichen Bitte verharre ich in tiefſter Ehrerbietung Ew. Excellenz
ganz gehorſamſter D. R. v. Eſenbeck. Breslau, 27. Jan. 1857.
Schon Tags darauf erging folgende Antwort:
Wem könnte die Ehre, welche durch Ihre freundſchaftliche Vermitte- lung,
mein verehrter College, unſere Academia Caes. Leop.
Carol. Nat. Cur. meinem theuren, um die
Wiſſenſchaft durch Scharfſinn und zähe Ausdauer
hochverdienten Reiſegefährten Aimé Bonpland be- reitet, erfreulicher
ſein als mir, der ſeiner treuen Anhänglichkeit und ſeinen
aufopfernden Beſtrebungen einen großen Theil Jahre ver- dankt, was in
ſo reichem Maße das Publicum mir geſpendet hat! Dieſes
Dankgefühl für Bonpland, dieſe liebevolle Achtung für ſeinen
Charakter, für die edle freie Unabhängigkeit ſeiner Geſinnungen
wird mich, den 87jährigen Menſchen, nach einem ſo vielbewegten
Leben bis an das Grab begleiten. Unſere ge- genſeitige
Freundſchaft iſt nie einen Augenblick getrübt worden auf den
Flüſſen, in den Cordilleren, bei allem Ungemach des Lebens.
— Da ich die ſchon gebrauchten Namen nicht im Ge- dächtniß habe,
verehrter Herr Präſident, ſo muß ich Sie gehor-
ſamſt bitten, um meinen Freund Bonpland zu ehren, ſelbſt
einen botaniſchen Namen auszuwählen. Vielleicht iſt der Name
Des- ſontaine noch nicht angewandt. — Entſchuldigen Sie
durch ein Unwohlſein den Lakonismus dieſer Zeilen. Mit der
ausgezeich- netſten freundſchaftlichen Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren ge- horſamſter A.
v. Humboldt.
Berlin, 28. Januar 1857.