Der Magiſtrat hat im Einverſtändniß mit der Stadtverordneten-Verſammlung beſchloſſen, dem wirklichen geheimen Rath ꝛc., Herrn Freiherrn Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander v. Humboldt das Ehrenbürgerrecht der Stadt Berlin zu ertheilen. Heute Mittag 12 Uhr erfolgte die Ueberreichung des Ehrenbürgerbriefes in feierlicher Weiſe durch eine Deputation des Magiſtrates und der Stadtverordneten-Verſammlung. Auf die Anſprache des Herrn Ober-Bürgermeiſter Krausnick erwiederte Herr v. Humboldt: „Sie haben mir, hochverehrte Männer, durch den lebendigen und beredten Ausdruck des Wohlwollens dieſer großen Stadt, die ich heute mit erhöhtem Stolze meine Vaterſtadt nenne, eine Ehre erwieſen, die von keiner derer übertroffen wird, welche mir durch die frühe Aufmunterung meiner Zeitgenoſſen in einem langen und vielbewegten Leben zu Theil geworden ſind. Was von den ruhmvollen und großen ſzientifiſchen Vereinen ausgeht, bezieht ſich auf den Anbau des Wiſſens, des Erkennens, des Forſchens; auf die mühevollen, nicht immer gefahrloſen Beſtrebungen, die phyſiſche Welt der Erſcheinungen und das, was wir von ihren ewigen Geſetzen zu verſtehen glauben, vernunftmäßig zu deuten. Sie dagegen berühren durch das, was Sie mir ſo liebevoll darbieten, eine andere Region: die der Gefühle, der heiligen Pflichten und zarten Bande des Bürgerlebens. Sie ſchenken mir durch Ihre Gabe das ehrenvolle Zeugniß, daß Sie Ihre Billigung nicht verſagen den Richtungen meiner Geſinnung und Wünſche als Bürgers und Gliedes des gemeinſamen Vaterlandes; nicht der Wärme und Ausdauer, mit welcher ich (ſeit mehr als einem halben Jahrhundert) in allen meinen Schriften dieſe Richtungen unwandelbar zu vertheidigen ſtrebe. Worte fehlen mir, um dieſer großen, durch Kunſtliebe und Gewerbefleiß verherrlichten Stadt, die das Centrum der Monarchie bildet und mich zu ihrem Ehrenbürger ernannt hat, meinen tiefgefühlten Dank darzubieten. Dieſer Dank empfängt hier noch eine höhere Weihe in der Erinnerung an die immer fortwachſende Sorgfalt, mit der die Väter der Stadt, zur Freude eines hochbegabten, mein Alter durch ſeine Huld verſchönernden Monarchen, die Mittel vervielfältigen, durch welche zwangslos Erhöhung der Intelligenz und veredelnde Sittlichkeit auch in die ärmeren arbeitenden und ſchon deßhalb um ſo beachtungswertheren Schichten des Volkslebens dringen. Die edelſte und eine unverwelkliche Blüthe des Wohlſtandes iſt die, welche ſich im Schooße fortſchreitender geiſtiger Kultur entfaltet.“ Der Ehrenbürgerbrief hat ein Format von 25 Zoll Länge und 20 Zoll Breite und iſt mit einem von Gold und prächtigen Farben ſtrahlenden Rande, Arabesken mit tropiſchen Pflanzen darſtellend, verziert, in deſſen Mitte rechts eine Skizze von Nordamerika (der Niagara-Waſſerfall), links eine ſolche von Auſtralien (Nukahiva), und unten verſchiedene Embleme, als der „Kosmos“, im Hintergrunde Egyptiſche Pyramiden, Vulkane, geometriſche Inſtrumente ꝛc. angebracht ſind.