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Alexander von Humboldt: „Alexander v. Humboldt über die Sclaven-Frage“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1856-Insel_Cuba-02-neu> [abgerufen am 28.03.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1856-Insel_Cuba-02-neu
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Titel Alexander v. Humboldt über die Sclaven-Frage
Jahr 1856
Ort Köln
Nachweis
in: Kölnische Zeitung 208 (28. Juli 1856), [o. S.].
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur; Spaltensatz; Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VII.108
Dateiname: 1856-Insel_Cuba-02-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 2
Zeichenanzahl: 5955
Bilddigitalisate

Weitere Fassungen
Insel Cuba (Berlin, 1856, Deutsch)
Alexander v. Humboldt über die Sclaven-Frage (Köln, 1856, Deutsch)
Humboldt and the Americans (London, 1856, Englisch)
[Insel Cuba] (Augsburg, 1856, Deutsch)
[Insel Cuba] (Brüssel, 1856, Französisch)
[Insel Cuba] (London, 1856, Englisch)
[Insel Cuba] (Leipzig, 1856, Deutsch)
[Insel Cuba] (London, 1856, Englisch)
L’illustre savant de Berlin, M. Alexandre de Humboldt, nous adresse la note suivante, avec prière de la reproduire (Paris, 1856, Französisch)
Humboldt und die amerikanische Censur (Berlin, 1856, Deutsch)
[Insel Cuba] (London, 1856, Englisch)
The nestor of science (Glasgow, 1856, Englisch)
[Insel Cuba] (Paris, 1856, Französisch)
Baron Von Humboldt’s Political Essay on Cuba – Letter from the Author on the omission of a Chapter by the Translator (New York City, New York, 1856, Englisch)
Humboldt corrects Thrasher (New York City, New York, 1856, Englisch)
Baron Von Humboldt on Slavery in the United States and in Cuba (Buffalo, New York, 1856, Englisch)
The Works of Humboldt and J. S. Thrasher on Cuba (New York City, New York, 1856, Englisch)
[Insel Cuba] (Toronto, 1856, Englisch)
[Insel Cuba] (Madrid, 1856, Spanisch)
[Insel Cuba] (Palma, 1856, Spanisch)
Mr. Thrasher’s Book on Cuba (New Orleans, Louisiana, 1856, Englisch)
Baron von Humboldt on Slavery in the United States and in Cuba (Boston, Massachusetts, 1856, Englisch)
Mr. Thrasher’s Book on Cuba (New Orleans, Louisiana, 1856, Englisch)
Humboldt’s protest (New York City, New York, 1856, Englisch)
Humboldt on Slavery (Windsor, Vermont, 1856, Englisch)
Baron von Humboldt on Slavery in the United States and in Cuba (Salem, Ohio, 1856, Englisch)
Baron von Humboldt versus the American Proslavery Censorship (London, 1856, Englisch)
Another example of ’Freedom of the Press’ in America – Mutilation of Humboldt’s Works (Albany, New York, 1856, Englisch)
Humboldt and the Americans (Mumbai, 1856, Englisch)
Humboldt’s protest (Philadelphia, Pennsylvania, 1856, Englisch)
A. v. Humboldt’s Essai politique sur l’isle de Cuba (Berlin, 1856, Deutsch)
[Insel Cuba] (Paris, 1856, Französisch)
|Seitenumbruch|

Alexander v. Humboldt über die Sclaven-Frage.

Die ungemeine Wichtigkeit der Sclaven-Frage für die alteſowohl wie für die neue Welt tritt mit jedem Tage mehrins Bewußtſein der gebildeten Menſchheit. Mit ihr in innigſterWechſelwirkung ſteht die Auswanderungs- und Coloniſations-Frage. Die in vieler Beziehung ſo reich geſegneten LänderMittel-America’s und Weſtindiens werden erſt dann ihremannigfaltigen großen Schätze erſchließen, wenn dieſe Dop-pelfrage aus dem jetzigen heilloſen Experimentiren zu einerbefriedigenden praktiſchen Löſung gediehen iſt, und die Ver-einigten Staaten von Nordamerica werden erſt dann wiederzu einer beſſeren, erquicklicheren inneren Politik gelangen,wenn die große Controverſe der Gegenwart zwiſchen Nordund Süd zu einer wirklichen gründlichen Entſcheidung gelangte.Was bis jetzt geſchah, war Flickwerk, und weil es nichtsweiter war, ſo hat der Süden mit der Conſequenz des Egois-mus und der Energie einer durch gemeinſame Vortheile undVorurtheile feſt geſchloſſenen Phalanx Schritt für SchrittConceſſionen errungen, vor denen die nordiſchen Staaten,ſchamroth zu werden, längſt volle Urſache hatten. Es iſtnotoriſch, daß die Verwilderung im Süden der VereinigtenStaaten in Betreff der Sclaven-Verhältniſſe nur ſeine jetzigeHöhe erreicht hat, weil die politiſchen Führer in den nördlichenStaaten eben rein aus engherzigen politiſchen und Partei-Urſachen nicht den Muth einer conſequenten Kundgebungund Verfechtung ihrer innerſten Überzeugung besaßen.Dieſe Pierce, und wie jene nordamericaniſchen Halbmämmerſonſt Namen haben, dieſe großſprecheriſchen Republikaner, dieder edlen Gründer der Union ſo wenig eingedenk zu ſeinwagen, mögen ſie ſich ein Beiſpiel an dem Neſtor der deut-ſchen Naturforſcher und Menſchenfreunde nehmen, an demManne, deſſen gewichtiges Urtheil neuerdings auch in dercentral-americaniſchen Verwicklung wieder angerufen wurde– an Alexander v. Humboldt, dem Stolze Deutſchlands unddem Ruhme unſerer jetzigen Epoche!Alexander v. Humboldt ließ im Jahre 1826 ein Werk er-ſcheinen, welches in Bezug auf das Agricultur- und Scla-venweſen der Antillen als eine der wichtigſten Quellen an-erkannt iſt. Obgleich dieſe Arbeit ſchon dreißig Jahre alt iſt,ſo ſteht ſie doch noch ſo vollſtändig auf der Höhe der Zeit,daß ein Nordamericaner dieſelbe erſt kürzlich überſetzt und inNew-York herausgegeben, merkwürdig genug aber das Schluß-Capitel weggelaſſen hat. Dieſe für die jetzigen nordamerica-niſchen Verhältniſſe ſo durchaus charakteriſtiſche Unterlaſſungs-Sünde hat Alexander v. Humboldt zu einer „Erklärung“veranlaßt, welche in der Spener’ſchen Zeitung erſchien undwelche – ſo hoffen wir – als ein gewichtiges Wort in dieWagſchale der öffentlichen Meinung auch jenſeit des atlan-tiſchen Oceans fallen und Schamröthe ſelbſt auf ſolche Wan-gen rufen wird, die längſt – ſobald etwas die Sclavenfragebetrifft – zu erröthen verlernt haben.Alexander v. Humboldt’s Erklärung lautet:Ich habe in Paris im Jahre 1826 unter dem Titel: Essaipolitique sur l’Isle de Cuba in zwei Bänden alles vereinigt,was die große Ausgabe meines Voyage aux Régions équi-noxiales du Nouveau Continent im T. III. p. 445–459 überden Agricultur- und Sclaven-Zuſtand der Antillen enthält. Eineengliſche und eine ſpaniſche Ueberſetzung ſind von dieſem Werkezu derſelben Zeit erſchienen, letztere als Ensayo politico sobrela isla de Cuba, und ohne etwas von den ſehr freien Aeuße-rungen wegzulaſſen, welche die Gefühle der Menſchlichkeit ein-flößen. Jetzt eben erſcheint, ſonderbar genug, aus der ſpaniſchenAusgabe und nicht aus dem franzöſiſchen Original überſetzt, inNew-York in der Buchhandlung von Derby und Jackſon ein|Seitenumbruch| Octavband von 400 Seiten unter dem Titel: The Island ofCuba, by Alexander Humboldt. With notes and a preliminaryEssay by J. S. Trasher. Der Ueberſetzer, welcher lange auf derſchönen Inſel gelebt, hat mein Werk durch neuere Thatſachenüber den numeriſchen Zuſtand der Bevölkerung, der Landes-cultur und der Gewerbe bereichert, und überall in der Discuſ-ſion über entgegengeſetzte Meinungen eine wohlwollende Mäßi-gung bewieſen. Ich bin es aber einem inneren moraliſchen Ge-fühle ſchuldig, das heute noch eben ſo lebhaft iſt, als im Jahre1826, eine Klage darüber öffentlich auszuſprechen, daß in einemWerke, welches meinen Namen führt, das ganze 7. Capitel derſpaniſchen Ueberſetzung (p. 261—287), mit dem mein Essaipolitique endigte, eigenmächtig weggelaſſen worden iſt. Auf die-ſen Theil meiner Schrift lege ich eine weit größere Wichtigkeit,als auf die mühevollen Arbeiten aſtronomiſcher Ortsbeſtimmun-gen, magnetiſcher Intenſitäts-Verſuche oder ſtatiſtiſcher Angaben.J’ai examiné avec franchise (ich wiederhole die Worte, derenich mich vor 30 Jahren bediente) ce qui concerne l’organisa-tion des sociétés humaines dans les Colonies, l’inégale ré-partition des droits et des jouissances de la vie, les dangersmenaçants que la sagesse des législateurs et la modérationdes hommes libres peuvent éloigner, quelle que soit la formedes gouvernements. Il appartient au voyageur qui a vu deprès ce qui tourmente et dégrade la nature humaine, de faireparvenir les plaintes de l’infortune à ceux qui ont le devoirde los soulager. J’ai rappelé dans cet exposé, combienl’ancienne législation espagnole de l’esclavageest moins inhumaine et moins atroce que celledes Etats à esclaves dans l’Amérique conti-nentale au nord et au sud de l’équateur.“ Einbeharrlicher Vertheidiger der freieſten Meinungsäußerung in Redeund Schrift, würde ich mir ſelbſt nie eine Klage erlaubt haben,wenn ich auch mit großer Bitterkeit wegen meiner Behauptun-gen angegriffen würde; aber ich glaube, dagegen auchfordern zu dürfen, daß man in den freien Staa-ten des Continents von America leſen könne,was in der ſpaniſchen Ueberſetzung ſeit dem erſtenJahre des Erſcheinens hat circuliren dürfen.

Alexander v. Humboldt.