Die philosophische Fakultät der Breslauer Universität hatte bekanntlich dem Freiherrn A. v. Humboldt am 4. August, dem Tage, an welchem demselben vor 50 Jahren nach seiner glücklich erfolgten Rückkehr nach Europa von der philosophischen Fakultät der Universität zu Frankfurt a. O. die philosophische Doktorwürde honoris causa ertheilt worden ist, ein Glückwünschungsschreiben mit einem neuen in Golddruck ausgefertigten Doktor-Diplom überreicht. Der Jubilar hat das sehr freundlich aufgenommen und unter dem 7. d. M. eine Erwiederung erlassen, deren Wortlaut die "Schles. Ztg." in Folgendem mitgetheilt: "Der hochpreislichen philosophischen Fakultät meinen ehrerbietigsten Dank für eine so liebevolle Erinnerung an die Epoche der glücklichen Rückkehr nach Europa auszudrücken, würde ich vergebens versuchen, um meinen Empfindungen Genüge zu thun. Was vor fünfzig Jahren an dem Orte meiner frühesten akademischen Studien mir wohlwollend verliehen wurde, haben Sie, verehrte Männer, die ich gern meine Kollegen zu nennen wage, durch Erneuerung eines Diploms der philosophischen Doktorwürde zu neuem Glanze erhoben. Die Freundschaft hat ein Gedächtniß für Zeitepochen, die uns selbst (am späten Lebensabend) wie in Nebel gehüllt erscheinen; sie hat auch ihre Mythen, die sie sinnig zu deuten versteht. Sie nimmt Bestrebungen für Thaten, rohe Versuche für Vollendung; sie schreibt dem Einzelnen zu, was dem Ganzen gehört und der mächtigen, frei und dadurch kräftig forschenden Zeit, die ihn getragen. Durch ein neues und ehrenvolles Band, das die innigsten Dankgefühle an Ihre Hochschule geknüpft, halte ich mich, trotz der wenigen Kräfte, die mir in meinem Uralter übrig bleiben, zu fortgesetzter, ja erneuerter wissenschaftlicher Arbeitsamkeit angeregt und verpflichtet." Alexander v. Humboldt hat übrigens unterm 20sten v. M. auch von der Karolinisch-Leopoldinischen Akademie der Naturforscher, deren ältestes lebendes Mitglied er ist, ein erneuertes Diplom erhalten.