|2234|
Die philoſophiſche Fakultät der Bres-
lauer Univerſität hatte bekanntlich dem Freiherrn A.v. Humboldt am 4. Auguſt, dem Tage, an welchemdemſelben vor 50 Jahren nach ſeiner glücklich erfolg-
|2235| ten Rückkehr nach Europa von der philoſophiſchen Fa-kultät der Univerſität zu Frankfurt a. O. die philo-ſophiſche Doktorwürde honoris causa ertheilt wordeniſt, ein Glückwünſchungsſchreiben mit einem neuen inGolddruck ausgefertigten Doktor-Diplom überreicht.Der Jubilar hat das ſehr freundlich aufgenommenund unter dem 7. d. M. eine Erwiederung erlaſſen,deren Wortlaut die „Schleſ. Ztg.“ in Folgendem mit-getheilt:
»Der hochpreislichen philoſophiſchen Fakultät meinenehrerbietigſten Dank für eine ſo liebevolle Erinnerung andie Epoche der glücklichen Rückkehr nach Europa auszu-drücken, würde ich vergebens verſuchen, um meinen Em-pfindungen Genüge zu thun. Was vor fünfzig Jahren andem Orte meiner früheſten akademiſchen Studien mir wohl-wollend verliehen wurde, haben Sie, verehrte Männer,die ich gern meine Kollegen zu nennen wage, durch Er-neuerung eines Diploms der philoſophiſchen Doktorwürdezu neuem Glanze erhoben. Die Freundſchaft hat ein Ge-dächtniß für Zeitepochen, die uns ſelbſt (am ſpäten Lebens-abend) wie in Nebel gehüllt erſcheinen; ſie hat auch ihreMythen, die ſie ſinnig zu deuten verſteht. Sie nimmt Be-ſtrebungen für Thaten, rohe Verſuche für Vollendung; ſieſchreibt dem Einzelnen zu, was dem Ganzen gehört undder mächtigen, frei und dadurch kräftig forſchenden Zeit,die ihn getragen. Durch ein neues und ehrenvolles Band,das die innigſten Dankgefühle an Ihre Hochſchule geknüpft,halte ich mich, trotz der wenigen Kräfte, die mir in mei-nem Uralter übrig bleiben, zu fortgeſetzter, ja erneuerterwiſſenſchaftlicher Arbeitſamkeit angeregt und verpflichtet.«
Alexander v. Humboldt hat übrigens unterm 20ſtenv. M. auch von der Karoliniſch-Leopoldiniſchen Aka-demie der Naturforſcher, deren älteſtes lebendes Mit-glied er iſt, ein erneuertes Diplom erhalten.