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Alexander von Humboldt: „Ein Brief Humboldts“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1853-xxx_Brief_an_Seemann-2-neu> [abgerufen am 25.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1853-xxx_Brief_an_Seemann-2-neu
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Titel Ein Brief Humboldts
Jahr 1853
Ort Wien
Nachweis
in: Humorist und Wiener Punch 17:215 (18. September 1853), S. 858–859.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur; Spaltensatz.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VII.65
Dateiname: 1853-xxx_Brief_an_Seemann-2-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 2
Zeichenanzahl: 3370

Weitere Fassungen
[Brief an Berthold Carl Seemann] (Hannover, 1853, Deutsch)
Ein Brief Humboldts (Wien, 1853, Deutsch)
[Brief an Berthold Carl Seemann] (Wien, 1854, Deutsch)
|858|

— (Ein Brief Humboldts.)

Alexander v. Humboldt, dem Berthold Sec-mann die ſoeben bei C. Rümpler in Hannover erſchienene deutſche Ausgabeſeiner „Reiſe um die Welt“ widmen zu dürfen bat, nahm die Widmung ineinem Briefe an, aus dem die „Bonplandia“ Folgendes mittheilt: „Es iſt mireine große, große Freude, aus dem Munde eines ſo viel begabten und viel ge-reiſten Naturforſchers freundliche Worte der Zufriedenheit über meine Schilde-rungen der Tropen-Vegetation zu vernehmen. Empfangen Sie meinen wärmſten |859| Dank für Ihren liebenswürdigen Brief, für Ihr ehrenvolles Anerbieten, meinemNamen einen ſo ſchönen Platz in Ihrem wichtigen Werke: „Reiſe um die Weltund drei Fahrten nach dem nördlichen Polarmrere“ zu ſchenken. Unſer gemein-ſchaftlicher Freund Ritter, der mir ſo viel Erfreuliches über Ihre Perſönlichkeitgeſagt, hatte zuerſt meine Aufmerkſamkeit auf Ihre „Botany of the Voyage H.M. S. Herald“ geleitet, und ich hatte volle Befriedigung in dem gefunden, wasmich ſchon wegen der Geographie der Pflanzen und der Localitäten von Oerternintereſſirte, die wegen der oceaniſchen Canalverbindung mich ſchon über einhalbes Jahrhundert beſchäftigen. Ich hörte zuerſt, als ich im Mai 1801 in Car-tagena de Indias war, im Hauſe eines ſehr gebildeten Kaufmannes, Don Ig-nazio Pombo, von dem glücklichen Unternehmen des Piloten Gogueneche, denCacao von Guayaquil über Cupica, den Naipipi und Atrato nach Europa zubringen, und ſeit der Zeit habe ich Cupica und den Golf von San Miguelmir als die geeignetſten Pankte zu einem Canal ohne Schleuſen vergebens vor-geſtellt. So ſehr ich mich des Ernſtes freue, mit dem Sir Charles For deneinen Punkt (Golf von San Miguel und Puerto Escoces) einer Actien-Geſell-ſchaft vorſchlägt, ſo ſehr bedauere ich, daß dem Publikum keine gründlicheren undausführlicheren Meſſungen vorgelegt worden ſind, als die Schriften der HerrenDr. Cullen, Gisborne und Dunlep enthalten. Der jetzige Zuſtand wiſſenſchaft-licher Cultur und die Vervollkommung aller Mittel der Erforſchung erheiſcheneine beſſere Befriedigung. Da Sie, verehrter Mann, wie ich hoffe, noch das ſchöneKew bewohnen, das ich in vorſündfluthlicher Zeit 1790 mit George Forſter zumerſten Male befuchte, um von dort aus das noch nicht begrabene Rieſen-Fern-rohr und den einfachen und auch darum ſo großen William Herrſchel in Sloughzu ſehen, ſo bitte ich Sie, zwei meiner theuerſten, beſten Freunde, Sir WilliamHooker und den ſüdpoler und tibetaniſchen Sohn innigſt zu grüßen. Dieſe Beiden,Sie, der Sie ſchon einen ſo großen Theil der Erde durchwandert ſind, ich,welcher dieſe unleſerliche Handſchrift und ſchiefen Linien einer Lähmung desArmes verdanke, die ein dreimonatlicher Schlaf auf einer feuchten Lage Laubesbei Nacht und hier und da phosphorescirender Blätter in den Orinoco-Wäldernveranlaßte, — wir alle haben ein meiſt frohes, freies, bei weitem etwas läſtigesHandwerk getrieben und machen darum eine eng verbundene Genoſſenſchaft aus.Dieſer erfreue ich mich, der Ergrauteſte unter Ihnen, der aber an dem Ruhmeder Jüngern, des neuen, reichlicher mit Kenntniſſen ausgeſtatteten Geſchlechts,den wärmſten ungeheuchelſten Antheil nimmt.

Mit den freundſchaftlichſten Ge-ſinnungen, deren Motive ich einem theuern Landsmanne nicht zu entwickeln brauche,zeichne ich mich Ihr anhänglichſter Alexander v. Humboldt.