* Das berliner Correspondenz-Bureau schreibt aus Berlin: "Sofort nach dem Ableben Leopold's v. Buch hat A. v. Humboldt dieses betrübende Ereigniß den auswärtigen Akademien, deren Mitglied Buch war, mitgetheilt. Das eben hier eingetroffene Stück der Literary Gazette enthält das Schreiben, welches A. v. Humboldt an Sir R. Murchison, den Präsidenten der Geologischen Gesellschaft in London, gerichtet hat. Dasselbe ist französisch abgefaßt und von einer Skizze über Buch's wissenschaftliche Wirksamkeit und die äußern Begebnisse in seinem Leben, aus der Feder des Präsidenten Murchison, begleitet. Es lautet folgendermaßen: "Daß ich -- ein alter Mann von 83 Jahren -- bestimmt war, Ihnen, werther Sir Roderik, die traurigste Kunde mitzutheilen, die ich je zu verkünden hatte, Ihnen, dem theuern Freunde Buch's und den vielen Bewunderern seines Genies, seiner großartigen Arbeiten und seines edlen Charakters! Leopold v. Buch ist uns diesen Morgen durch ein typhöses Fieber entrissen worden, welches so heftig auftrat, daß nur zwei Tage der Gefahr uns das Ende fürchten ließen. Den 26. Febr. hatte er mich noch trotz Schnee und weiter Entfernung besucht und sich lebhaft über Geologie unterhalten. Denselben Abend ging er in Gesellschaft und Sonntag und Montag den 27. und 28. Febr. klagte er über einen Fieberanfall, welchen er durch Anschwellung einer großen Gichtbeule verursacht glaubte, an welcher er bereits seit Jahren litt. Die Entzündung erfoderte die Anwendung von Blutegeln, allein der Schmerz und das Fieber nahmen zu. 38 Stunden hindurch war er sprachlos; er starb umgeben von seinen Freunden, von denen die meisten erst Mittwoch, den 2. März, Abends von der Gefahr Kenntniß erhalten hatten. Er und ich waren 56 Jahre durch Bande der Freundschaft verbunden, einer Freundschaft, die nie unterbrochen war. Ich lernte ihn 1791 in dem Hause Werner's in Freiberg kennen, als ich die dortige Bergschule bezog. Wir waren zusammen in Italien, in der Schweiz, in Frankreich, so- wie vier Monate hindurch in Salzburg. Leopold v. Buch war nicht nur einer der größten Gelehrten seiner Zeit, er war auch ausgezeichnet durch ein edles Gemüth. Sein Geist ließ einen Lichtstreif zurück, in welcher Sphäre er sich immer bewegte. Stets in der innigsten Berührung mit der Natur, konnte er sich rühmen, die Grenzen unserer geologischen Kenntnisse bedeutend erweitert zu haben. Ich betraure ihn tief -- ohne ihn fühle ich mich vereinsamt. Ich suchte seinen Rath als Lehrer, und seine Zuneigung (gleich der von Gay-Lussac und Arago, die auch seine Freunde waren) war für mich eine Stütze bei meinen Arbeiten. Er war vier Jahre jünger als ich und nichts ließ mich dieses Unglück ahnen. Nur wenige Stunden nach einem solchen Verluste bin ich außer Stande mehr darüber zu sagen. Bedauern Sie mich -- und empfangen Sie die Versicherung meiner vorzüglichen Achtung und Zuneigung. A. v. Humboldt.""