Die Auffindung der Nordweſt-Paſſage durch Capitain M’Clure. (Hierzu Tafel VI.) a. Aus einer Zuſchrift Al. von Humboldt’s an C. Ritter. .... Anbei überſende ich Ihnen die neue Admiralitäts-Karte der North- Weſt-Paſſage , über welche die Zeitungen ſo widerſprechende, mit keiner Karte übereinſtimmende Nachrichten gegeben hatten. Alles mußte unverſtändlich bleiben, ſo lange man ignorirte, daß das ehemalige, die Barrows- Straße ſchließende Banks-Land in zwei Inſeln, Barings-Inſel (nach einem der Chefs der Admiralität, Sir Alexander Baring, alſo genannt) und Prince-Albert’s-Land, geſpalten iſt. Der Kanal, der beide Inſeln trennt, und den M’Clure auf dem Inveſtigator durchſegelt iſt, um von den Waſſern, die Kotzebue’s-Sund und das weſtliche Nord-Amerika beſpülen, in die Banks- und Melvilles-Sunde zu gelangen, iſt das eigentliche Theater der Durchfahrt. Der Mann der Durchfahrt blieb aber im Eiſe ſtecken und die Nachricht gelangte durch den Capitain der Travelling-Parties, die längs der nördlichen Küſte der Banks-Melvilles-Barrow-Lancaſter-Straße ſich an Inglefield’s Expedition anſchloſſen, nach England . Der Titel dieſer am 11. April d. J. in London erſchienenen Karte iſt: Chart shewing the North West Passage discovered by H. M. Ship Investigator, also the Coast explored in Search of Sir J. Franklin, by Sir James Ross 1848—49, Capt. Mc Clure 1850, Capt. Austh 1850, Mr. Penny 1850, Mr. Rae 1851, Mr. Kennedy 1852, Capt. Inglefield 1852—53, by E. A. Inglefield Commander H. M. S. Phoenix. Hydrogr. office Admiralty 11. Oct. 1853. Die zu dieſer Notiz gehörende Tafel iſt ein verkleinertes Stück derſelben. Al. von Humboldt. M’Clure, der Entdecker der Nordweſt-Paſſage, wurde im December 1849 mit dem Inveſtigator nach der Behringsſtraße geſandt, und folgte vom Juli bis September 1850 der Küſte Nord-Amerika’s vom Cap Barrow (156° w. L. von Gr.) an bis Cap Bathurſt (127°). Hierauf ſegelte er in nordweſtlicher Richtung nach dem ſogenannten Bankslande und fand daſſelbe aus 2 großen Inſeln, einer weſtlichen, von ihm Baringsinſel genannten, und einer öſtlichen, dem Prinz Alberts-Land, beſtehend. Die beide Inſeln trennende Meerenge nannte M’Clure Prince of Wales Strait. Jetzt heißt ſie North West Passage, und ſie wurde durch M’Clure im Sommer 1850 unterſucht. Dieſer ging dann zurück in die Straße und überwinterte von 1850—1851 an deren Nordmündung. Nachdem er endlich um die ganze ſüdliche und weſtliche Seite der Baringsinſel herumgegangen war, blieb er den zweiten Winter 1851—1852 in der Mercy-Bai am Nordrande der Inſel, wo die letzte durch Banks- Strait von Melville-Island getrennt wird. Die Travelling Parties waren ihrerſeits über Banks-Strait nach der Melville-Inſel gegangen und hatten im Sommer 1853 bis Auguſt die ganze Küſte der letzten Inſel und die Fortſetzung der Barrowsſtraße bis Wellington-Channel verfolgt, wo Capitain Inglefield mit ſeinem Schiff Phönix den Lieut. Creswell vom Inveſtigator aufnahm und nach England mit ſeinen Depeſchen brachte. Die Nordweſt-Paſſage geht von 114—120° L. G. in SSW—NNO.- Richtung; die Nordoſtſpitze von Prinz Alberts-Land liegt im 73° 5′. Al. von Humboldt. M’Clure iſt, gleich dem Nordfahrer Capitain Kellet, nach einer Notiz des Northern Whig, ein Irländer und zwar aus der Provinz Ulſter gebürtig. Ueber ſeine Entdeckungen ſpricht ſich neuerlichſt A. Petermann in folgender ehrenvollen Weiſe aus (Athenäum vom 22. October 1853 Nr. 1356): „Unter den geographiſchen Reſultaten, die bis jetzt in den arctiſchen Regionen erzielt wurden, iſt die Entdeckung der Nordweſt-Paſſage eine der augezeichnetſten. Es iſt ein ehrenvoller Triumph für England, durchgeführt zu haben, was faſt unmöglich ſchien. M’Clure nimmt eine der erſten Stellen im Range der arctiſchen Entdecker ein. Dem wahren Geographen wird ſeine Entdeckung für mehr als eine geographiſche Curioſität, viel mehr für eine geographiſche Hauptformation der Erdoberfläche (Geographish feature) gelten müſſen. Denn die Paſſage iſt unzweifelhaft nur einer der unzähligen Canäle und Paſſagen, die für die arctiſchen Regionen ſo characteriſtiſch ſind. — Wellingtons Channel, welcher das öſtlich gelegene North Devon nebſt Albert-Land von dem weſtlichen Cornwallis-Land, Bathurſt-Land und The Queens-Land im Weſten trennt, wurde nebſt ſeiner nördlichen Fortſetzung, dem The Queens-Channel, bekanntlich durch Capit. Penny’s zur Aufſuchung Sir John Franklin’s ausgeſandten Expedition im Jahre 1850—1851 ſehr gründlich unterſucht, indem Capit. Pennys Travelling parties beſonders dem Weſtrande der Straße bis Steward-Point und Sir Robert Inglis-Bai, alſo bis 76° 25′ n. Br. folgten, während Sutherland den Oſtrand erforſchte. Die ganze Folge der wichtigen Unterſuchungen von Penny’s Expedition findet ſich ſehr anſchaulich dargeſtellt in A. Petermann’s, unter dem Titel: A Chart of Arctic Regions shewing the recent discoveries and illustrating Dr. Sutherlands account of a voyage performed by an expedition under the command of Capitain Penny in search of Sir John Franklin 1850—1851 zu London vor Kurzem erſchienenen Ueberſicht. — Banks-Land galt bisher als der nördlichſte, durch die von Capit. Perry entdeckte Mellville-Strait von Melville-Island getrennte Rand eines ununterbrochenen, ungeheuern, von Oſt nach Weſten fortſetzenden Landſtrichs, welcher durch das Nord-Polarmeer von der Nordküſte des Continents geſchieden wurde, und deſſen ſüdlichſte Ränder man Wollaſton- und Victoria-Land genannt hatte. Gumprecht. b. Weiterer Bericht über M’Clure’s Entdeckungen . Der nachfolgende Bericht iſt im Original von einer Skizze begleitet, die weniger vollſtändig und genau iſt, als die unſerem Aufſatz beigefügte Karte. Gumprecht. Die Rückkehr des Dampfſchiffs Phönix, welches der zur Aufſuchung Sir James Franklin’s beſtimmten Expedition Sir E. Belcher’s neuen Proviant zuführen ſollte, hat uns die intereſſanteſte Kunde aus den Nord-Polargegenden, gleichzeitig aber auch Nachrichten der betrübendſten Art gebracht. Das Athenäum vom 15. October Nr. 1355 S. 1224—1227 giebt einen ſichtlich aus officiellen Quellen gefloſſenen Bericht über den ganzen Gang dieſer Unterſuchungen, welche endlich zu der Löſung eines Problems führte, das drei Jahrhunderte hindurch den Unternehmungsgeiſt der ſeefahrenden Nationen, namentlich aber der britiſchen, beſchäftigte. Mit der M’Clure gelungenen Auffindung der Nordweſt-Paſſage zwiſchen dem Atlantiſchen und Stillen Ocean iſt ſo die lange Reihe der Forſchungen rund um den Continent von Amerika endlich zum Abſchluſſe gekommen. M’Clure gelang es nämlich, von der Behrings-Straße im Weſten bis auf 60 engl. Meilen von der Melville- Straße vorzudringen. Nach den letzten Nachrichten erwartete er dort nur den Aufbruch des Eiſes, um durch dieſe Straße auf dem Oſtwege nach England zurückzukehren. Zwar hatte dieſes Problem hinſichtlich der früher von ſeiner Löſung erwarteten Handelsvortheile bereits längſt alles Intereſſe verloren. Doch iſt die endliche Löſung dieſer ſchwierigen Aufgabe ein wiſſenſchaftlicher Triumph, welcher der engliſchen Flagge zu neuer Ehre gereicht. Zu der Einſicht in die Nutzloſigkeit der Nordweſt-Paſſage für Handelsverhältniſſe kam noch die Trauerbotſchaft über das ſpurloſe Verſchwinden der Franklin’ſchen Expedition. In der That wurde das glänzende Reſultat der wirklichen Auffindung der NW.-Paſſage der wiſſenſchaftlichen Welt dadurch bitter getrübt, daß keine Aufklärung über das Schickſal Franklin’s und ſeiner Unglücksgefährten hatte erlangt werden können. Als M’Clure England verlies, erklärte er mit Zuverſicht, er werde Sir J. Franklin mit Capit. Crozier wiederfinden oder die NW.-Paſſage entdecken. Das letzte iſt ihm gelungen, das erſte nicht. Das Schickſal Franklin’s und ſeiner Unglücksgenoſſen iſt in dem früheren Dunkel verblieben. M’Clure war erſt Lieutenant in Sir James Roß Expeditionsſchiff Enterpriſe. Nach ſeiner Beförderung ging er als Volontair mit der zweiten Expedition zur Behrings-Straße. Indem er mit dem Commando des Inveſtigator unter dem Ober-Commando des Capit. Collinſon von der Enterpriſe betraut wurde, folgte er dieſem Führer Anfang des Jahres 1850 nach der Behrings-Straße. Da Capit. Collinſon das Packeis nicht durchbrechen konnte, trennte er ſich von M’Clure und ſegelte nach Hong-kong, wo er überwinterte. M’Clure gehorchte jedoch dem von Capit. Kellet, Befehlshaber des Herald, gegebenen Signal zur Rückkehr nicht und beharrte kühn auf ſeinem Entſchluß, nach NO. zu ſchiffen. Er nahm ſo die ganze Verantwortlichkeit ſeines Ungehorſams auf ſich. Glücklicher Weiſe wurde ſeine Kühnheit mit Erfolg gekrönt, und merkwürdig iſt es, daß Capit. Kellet, der letzte Mann, den er bei ſeiner Einfahrt in das Eis im Weſten geſehen, auch derjenige war, der nach Verlauf von 3 Jahren ihn im Oſten der Melville’s-Inſel wieder aus dem Eiſe erretten ſollte. Capit. M’Clure’s ſehr voluminöſe Berichte vom 5. Auguſt 1850 lehren uns zuvörderſt, daß er die Barrow-Spitze am NO.-Ende der Behrings- Straße umſchiffte, daß er dann zuerſt nach Oſten zu immer dicht am Ufer fortfuhr und ſo dem nordamerikaniſchen Continente folgte. Den 9. Auguſt paſſirte er die Mündung des Colville. Den 11. deſſelben Monats wurde eine Notiz auf dem ganz mit Treibholz überlagerten Jones Island niedergelegt. Hier trat man in Verkehr mit den Eingebornen. Einer von ihnen hatte eine Flinte mit dem Namen Barnett und der Jahreszahl 1840 auf dem Schloß. Die diebiſche Art dieſes Volkes fand auch M’Clure beſtätigt. Für Taback tauſchte man Lachſe und Enten ein. Von da wand man ſich weiter durch enge Waſſerſtraßen bis zu den Pelly-Inſeln an der Mündung des Mackenzie, die am 21. Auguſt erreicht wurden, worauf man dann am 24. Auguſt bis Warren, nahe Cap Bathurſt, gelangte. Hier trug ſich ein Umſtand zu, der näher unterſucht zu werden verdiente. Indem man nämlich zu landen verſuchte, wieſen zwei Eingeborne mit drohenden Geberden die Fremdlinge zurück. Nur mit großer Mühe konnte man ſie beſchwichtigen, worauf ſie erzählten, daß ihr ganzer Stamm, mit Ausnahme ihres Häuptlings und deſſen kranken Sohnes, beim Anblick des Schiffes entflohen ſei; als Urſache gaben ſie an, das Schiff möchte vielleicht den Tod eines Weißen rächen wollen, den ſie vor einiger Zeit ermordet hätten. Durch den am Bord des Inveſtigator befindlichen Dolmetſcher berichteten ſie, daß einige weiße Männer in einem Boote dahin gekommen und ſich ein Haus gebaut hätten, worin ſie lebten. Zuletzt ermordeten die Eingeborenen einen von dieſen; die anderen ſeien entflohen, wohin, das wußten ſie nicht. Der Ermordete ward in ein Grab gelegt, das ſie zeigten. Capit. M’Clure ſagt, daß ein dicker Nebel ihn in der Unterſuchung des Grabes verhindert habe, und daß er zu ſeinem Schiffe zurückkehren mußte. Es iſt ſehr zu bedauern, daß die Richtigkeit dieſer Erzählung nicht ermittelt werden konnte. Die Fabeleien Adam Beck’s von der Ermordung weißer Männer durch Eskimo’s und die bekannte Uebertreibung dieſer letzten in allen Erzählungen muß freilich ſolche Angaben verdächtig machen. Doch lag hier die Möglichkeit der Berichtigung ganz nahe. Schwerlich werden ſich die Eingeborenen eines Mordes ſelbſt anklagen, wenn ſie ihn nicht begangen hätten. Eine ähnliche Ausſage wurde ſchon einmal mitgetheilt (im Jahre 1848, Nr. 1094 S. 1029 des Athenäums) und erweckte zu ihrer Zeit große Theilnahme. Ein Brief wurde deshalb am 1. März 1848 vom Chief-Factor Macpherſon an die Admiralität gerichtet, worin es heißt: „Eine Nachricht vom Peels-Fluß ſagt, die Eskimo’s erblickten zwei große Boote (Erforſchungsſchiffe?) im Oſten des Mackenzie-Fluſſes, voll weißer Männer. Dieſe Eskimo’s zeigten den Peels-Fluß-Indianern allerlei Meſſer, Draht u. a., die ſie von den Weißen erhalten hätten. — Konnten dieſe von Franklin oder von Rae erhalten ſein? Der Peels-Fluß iſt ein von Süden kommender und faſt genau unter dem 135° w. L. Gr. nach Norden fließender Strom, der ſich unterhalb Fort Macpherſon in ſeinem unterſten Lauf mit dem Mackenzie nahe an deſſen Delta verbindet und mit ihm vereinigt das Nord-Polarmeer erreicht. Gumprecht. Von Rae konnten ſie nicht herſtammen; die Localität würde aber der Route vollkommen entſprechen, welche ein zurückkehrendes Boot der Franklin-Expedition über den Mackenzie genommen haben dürfte. Die Uebereinſtimmung der Localitäten iſt überraſchend. Da M’Clure ſelbſt hierüber keine nähere Unterſuchung anſtellen konnte, ſo iſt zu erwarten, daß die Hudſons-Bai-Compagnie nachträglich eine genauere Erforſchung dieſer Angaben ſich angelegen ſein laſſen wird. Bei Fortſetzung von M’Clure’s Küſtenfahrt gegen Oſten ward das Meer ſehr ſeicht, doch blieb die Fahrt ſicher, und ſo erreichte man am 6. Septbr. das Cap Parry. Von hier aus erblickte M’Clure ein Hochland gegen ONO.; er nahm davon Beſitz und nannte es Baring-Inſel. Zwei Tage ſpäter ſah er in NNO. wieder Land, das er Prince Alberts-Land nannte. Dieſes ſteht im Zuſammenhange mit dem Wollaſton- und Victoria-Land, und dehnt ſich nordwärts bis 73° 71′ n. Br. und 112° 48′ w. L. aus. Hier befand ſich M’Clure nahe an Rae’s Entdeckungen vom Jahre 1851. Der Inveſtigator wurde nun durch den Prince of Wales-Straße genannten Canal geſteuert, welcher die Baring-Inſel von Prince Alberts-Land ſcheidet. Er zieht nach NO. und zeigte ſich höchſt günſtig, um die See im Süden von der Melville-Inſel zu erreichen. In der Mitte der Straße entdeckte man eine Menge Inſeln, die man Prinzeß-Royal-Inſeln nannte. Auf einer derſelben wurde ein Magazin mit dreimonatlichem Proviant für 60 Mann angelegt, wobei man zugleich ein Boot und Munition zurücklies. Weiter den Canal aufwärts ſchiffend, gelang dies wieder bei ſehr ſicherer Fahrt bis zum 11. Sept., wo das Schiff von Eisſchollen umlagert, mehrmals kaum der Zerſtörung entging. Dies dauerte bis zum 8. Octbr. An dieſem Tage fror das Schiff nahe am Nordoſt-Ausgange der Straße ein. Während der hier verbrachten Winterſtation wurden mehrere Excurſionen in die Umgebung gemacht, welche bald zu der Erkenntniß führten, daß die Straße in die Barrow-Straße einlaufe, und daß die NW.-Paſſage beſtimmt ermittelt worden ſei. Wäre die See nur wenige Tage länger offen geblieben, ſo hätte die Fahrt in Einem Sommer und in nicht längerer Zeit, als 2 [Formel] Monat, zurückgelegt werden können. Aengſtlich wurde auf den Sommer 1851 gewartet. Im Frühlinge erforſchte man die Küſte in NO. undSO. in der Richtung gegen Banks-Land und Wollaſton-Land, wobei man Eskimo’s-Stämmen begegnete, die niemals einen Weißen geſehen hatten. Sie waren völlig harmlos. Mehrere Moſchus-Ochſen wurden auf Prince Alberts-Land geſchoſſen und gaben guten Proviant. Endlich brach das Eis am 14. Juli 1851, ohne Druck auszuüben, auf, und der Inveſtigator wurde wieder flott. Viele Verſuche wurden jetzt weiter zu ſchiffen, aber vergeblich, bis zum 16. Auguſt gemacht, wo heftige Nordoſtwinde große Eismaſſen gegen Süden trieben. Damals ſtand das Schiff unter 73° 14′ n. Br. und 115° 32′ w. L. Dies zwang Capitain M’Clure gegen Süden zu gehen und in nördlicher Richtung die Weſtſeite der Baring- Inſel zu umſchiffen. Mit unſäglichen Hinderniſſen kämpfend gelang dies endlich, und am 24. Sept. erreichte man die NO.-Seite der Baring-Inſel. Wäre dort das Meer frei geweſen, ſo hätte man leicht durch die bekannte Barrow-Straße gegen Oſten bis zum Lancaſter-Sunde ſchiffen können. Aber in der Nacht zum 24. fror das Schiff unglücklicher Weiſe ein und blieb bis zum 10. April 1853 feſtſitzen, von welchem Tage die letzten von Capitain M’Clure eingelaufenen Depeſchen datiren. Die Station war 74° 6′ n. Br. und 117° 54′ w. L. Gr. . Capit. M’Clure beſchreibt die Localität als vortrefflich; das Schiff war vor den ſchweren Eismaſſen durch den Vorſprung eines Riffs, welches daſſelbe Schiff bis 600 Yards weit freihielt, gut geſchützt. Es iſt dies die Mercy-Bai. Siehe hier S. 322. Gumprecht. Im April 1852 ſetzte eine Partei nach der Melville-Inſel über und legte daſelbſt einen Bericht über die Fahrt des Inveſtigator und ſeine damalige Stellung nieder. Dies Document wurde glücklicher Weiſe von Capit. Kellet’s Officieren entdeckt, nur wenige Tage zuvor, ehe Capit. M’Clure ſeine Vorbereitung zur Verlaſſung des eingefrornen Schiffes begonnen hatte. Sogleich traf man Anſtalt, die im Eiſe eingefrorenen Gefangenen aufzuſuchen. Lieut. Pim, im Dienſte des Capit. Kellet, ward dazu beordert, und welche hohe Freude den ſich Begegnenden in dieſer Eiswüſte zu Theil ward, iſt leicht begreiflich, zumal da die im Eiſe Eingeſchloſſenen ſich ſchon mit dem verzweifelten Entſchluſſe vertraut gemacht hatten, auf irgend eine Weiſe ihrem eiſigen Gefängniſſe zu entfliehen. Ob der Inveſtigator noch in demſelben Jahre vom Eiſe befreit wurde, iſt unbekannt; wahrſcheinlich ſchien dies nicht, da die Barrow-Straße und die SW.-Seite von Melville-Inſel von zahlloſen Eismaſſen auf ungewöhnliche Weiſe geſperrt waren. Welche Gefahren die polare Schifffahrt hat, geht aus der kühnen, aber auf allen Ausgang der Dinge gefaßten Inſtruction hervor, die Capit. M’Clure das Jahr vorher in folgenden Worten gab: „Es iſt meine Abſicht in dieſem Jahre (1852) nach England zurückzukehren, indem ich bei Melville-Inſel und Port Leopold anlege; ſollte aber nicht wieder etwas von uns gehört werden, ſo ſind wir am wahrſcheinlichſten in das Polarpackeis oder auf die Weſtſeite von Melville-Inſel gerathen. In beiden Fällen würde das Nachſenden von Hülfe nur das Uebel vergrößern, da jedes Schiff, welches in das Polarpackeis geräth, unwiderruflich zerdrückt wird. Daher müßte eine Niederlage von Vorräthen oder ein Schiff zu Winter Harbour (Winterhafen) das beſte ſein und das einzige Rettungsmittel für die etwa noch überlebende Schiffsmannſchaft.“ Die in dieſer Inſtruction angegebenen Maßregeln waren glücklicher Weiſe die, welche man befolgte, und durch ſie wurden M’Clure und ſeine Gefährten gerettet. Hinſichtlich der Beſchiffung der NW.-Paſſage bemerkt Capit. M’Clure: Ein Schiff, das von Oſten her in die Polarſee eindringt, um gegen Weſten zu gehen, findet nur enge Straßen, Gegenwind und Packeis, das undurchdringlich iſt; aber durch Prince of Wales-Straße und entlang der amerikaniſchen Küſte, alſo von Weſten her, würde die Beſchiffung zu Stande kommen können. Treibholz giebt es hier in Ueberfluß, ſowohl an der Prince of Wales-Straße, wie an der continentalen Küſte Amerika’s, ſelbſt Wildpret. Auf den Anhöhen in der Nähe ſind Rennthiere und Haſen in Menge, die den ganzen Winter über bleiben. Wir haben uns über 4000 Pfd. davon verſchafft. Aus den von uns gemachten Beobachtungen ergiebt ſich klar, daß die Strömung entſchieden nach Oſten zu geht. Einmal, ſagt M’Clure, fanden wir doch bei völliger Windſtille die Strömung von 2 Knoten, und daß die Fluthen ebenfalls von Weſten kommen, davon haben wir uns bei unſerem langen Aufenthalte an den Weſtküſten vollkommen überzeugt. Das ſind wichtige Reſultate, welche für künftige Schifffahrten von der Behrings- Straße aus ſprechen. Bis zum April 1852 war die Mannſchaft des Inveſtigator vollkommen geſund; im letzten Winter zeigte ſich einiger Scorbut, und im Frühjahre ſtarben daran 3 Individuen. Nach den letzten von C. Kellet erhaltenen Nachrichten hatte dieſer ſeinen Chirurgen zur Unterſuchung des Geſundheitszuſtandes der Mannſchaft des Inveſtigator mit dem Befehle abgeſchickt, daß wenn ſich nicht 20 völlig Geſunde, die freiwillig noch einen Winter dort überwintern wollten, vorfänden, Capit. M’Clure ſein Schiff verlaſſen ſolle. Es ſcheint, daß man dieſe Anweiſung befolgt habe, denn Capit. Inglefield berichtet, daß der Intreprid steam tender (Dampf-Schleppſchiff) zu Beechey-Inſel mit der Mannſchaft erwartet werde, und Sir E. Belcher hatte den Nord-Star zur Rückfahrt nach England vorzubereiten befohlen, dagegen den Intrepid an ſeiner Stelle auf Beechey-Island ſtationiren zu laſſen. Beechey’s-Inſel liegt im ſüdlichen Eingange zu dem Wellington-Channel (S. 322). Gumprecht. Sir E. Belcher’s Depeſchen, welche den Schluß des Berichts im Athenäum bilden, haben nicht daſſelbe geographiſche Intereſſe, wie die von M’Clure, doch enthalten ſie manches Wichtige. Erſtlich ſetzen ſie über allen Zweifel feſt, daß es eine Polar-See (kein bloßes Eiscontinuum) daſelbſt giebt, und zweitens geben ſie die Hoffnung nicht auf, noch fernerhin Spuren von Franklin’s Expedition aufzufinden. In einem der nächſtfolgenden Hefte der Zeitſchrift ſoll ihr Inhalt mitgetheilt werden. C. Ritter. Abbildungen