Seit geraumen Jahren hat sich die öffentliche Meinung in Europa nicht so lebhaft für einen Bewerber um die höchste politische Würde in den Vereinigten Staaten interessirt, als für Fremont. Die bedeutendsten Organe in England, Frankreich und Deutschland haben ihre Anerkennung, ja, ihre Bewunderung für einen öffentlichen Charakter ausgesprochen, der auf politischem Gebiete so anständig, würdig und unbefangen auftrat, wie er auf wissenschaftlichem Felde als einer der unerschrockensten Forscher mit nicht gewöhnlicher Beobachtungsgabe und gesundem Urtheile längst als anerkannte Größe dastand. Auch im neuesten Hefte der Revue des deux Mondes wird eine eingehende Uebersicht über Fremont's Reisen und Untersuchungen im äußersten Westen gegeben. In den Vereinigten Staaten scheint man nicht so klar über Fremont's wissenschaftliche Stellung zu sein, als in der alten Welt. Wenigstens äußert die New- Yorker Abendzeitung, daß die Gegner der Candidatur Fremont's sogar dessen wissenschaftliche Verdienste zu bestreiten sich nicht scheuen. In dieser Beziehung ist jedoch ein Zeugniß vorhanden, das selbst die allernichtswisserischsten Parteigänger nicht anzuzweifeln wagen werden -- ein Brief von Alexander v. Humboldt, der dem Obersten Fremont die demselben im Jahre 1850 zuerkannte große goldene Medaille für Förderung der Wissenschaften mit folgendem Begleitschreiben zuschickte: An den Senator Col. Fremont. Es gereicht mir zum großen Vergnügen, Ihnen diese Zeilen durch meinen vortrefflichen Freund, Herrn v. Gerolt, zuzustellen. Nachdem ich Ihnen in meiner neuen Ausgabe der "Ansichten der Natur" öffentlich die Anerkennung meiner Bewunderung gezollt habe, welche Ihre gigantischen Arbeiten zwischen St. Louis und der Südsee verdienen, fühle ich mich glücklich, Ihnen in diesem kleinen Lebenszeichen noch einmal die Huldigung meiner warmen Anerkennung zu erkennen zu geben. Sie haben bei Ihren fernen Expeditionen einen edlen Muth bewiesen, haben allen Gefahren der Kälte und des Hungers getrotzt, alle Zweige der Naturwissenschaften bereichert und ein großes Land, das uns vorher fast gänzlich unbekannt war, durch Ihre Forschungen erschlossen. Ein so seltenes Verdienst ist von einem Fürsten, der an dem Fortschritte der physicalischen Geographie so warmen Antheil nimmt, anerkannt worden; der König beauftragt mich, Ihnen die große goldene Medaille zuzufertigen, die denjenigen bestimmt ist, welche sich hohe Verdienste um die Förderung der Wissenschaften erworben haben. Ich hoffe, daß dieses Zeichen der Anerkennung Ihnen doppelt willkommen sein wird zu einer Zeit, wo auch noch die geographische Gesellschaft von Berlin auf den Antrag des berühmten Geographen Karl Ritter Sie zum Ehrenmitgliede ernannt hat. Was mich selbst betrifft, so muß ich Ihnen noch besonders für die Ehre danken, die Sie mir dadurch erwiesen, daß Sie meinen Namen und den meines Mitarbeiters und Freundes Bonpland Ländern gaben, welche an diejenigen angränzen, die der Gegenstand unserer wissenschaftlichen Arbeiten waren. Californien, das so hochherzig der Einführung der Sclaverei widerstanden hat, wird durch einen Freund der Freiheit und des Fortschrittes der Wissenschaft würdig vertreten sein. Genehmigen Sie die Versicherung etc. A. v. Humboldt. Sanssouci, 7. October 1850.