Berlin Die „Conſt. Ztg.“ enthält Folgendes: Hr. A. v. Humboldt beehrt uns mit folgender Berichtigung: „Nicht zerrüttete Verhältniſſe, ſondern Krankheitszuſtände haben den mir ſo ſchmerzlichen Tod des Bürgermeiſter Kunth zu Wittſtock (des Sohnes eines unvergeßlichen theuern Lehrers) veranlaßt. Der Hingeſchiedene hat keinen Wunſch über den Ort ſeiner Beerdigung ausgeſprochen. Die edle Mutter hat den Begräbnißort ihrer Familie auf dem Rikolaikirchhofe ſelbſt ausgewählt: es hat daher die Beſitzerin von Tegel nicht verweigern können, was nie von ihr gefordert worden war.“ Die „Voſſ. Ztg.“ meldet noch über den Tod des Bürgermeiſters Kunth: Ein Schlag mit einem ſchweren eiſernen Haken, der ihn vor etwa ſechs Wochen, als er bei einem dort ausgebrochenen Feuer mit Anordnung der Löſchanſtalten beſchäftigt war, an der Stirn getroffen, ſcheint eine Gehirnerſchütterung hervorgebracht und auf die Sehkraft ſeiner Augen unglücklich eingewirkt zu haben; denn ſeit jener Zeit war er in eine ſchwermüthige Stimmung gerathen und hatte öfter gegen Freunde die Befürchtung ausgeſprochen, gänzlich zu erblinden. Kein andrer Grund liegt zu ſeiner Selbſtentleibung vor. Bingen, den 30. April. Unſere Stadt iſt heute Nacht von einem furchtbaren Unglück heimgeſucht worden. Gegen I Uhr brach in der Gräff’ſchen Tabacksfabrik am Tabacksroſt Feuer aus, welches mit reißender Schnelligkeit in der Salzgaſſe und Judengaſſe um ſich griff. Trotz der nachbarlichen Hülfe, die von Büdesheim. Münſter, Rüdesheim und Geiſenheim herbeigeeilt iſt, konnte man bis jetzt das ſchreckliche Element nicht bewältigen. Ungefähr 30 Gebäude zu beiden Seiten der Judengaſſe, die einem Feuermeere gleicht, in der Salzgaſſe und am Markte ſind bis jetzt (Morgens um 6 Uhr) theils ſchon niedergebrannt, theils ſtehen ſie noch in Flammen; auch das am Eck der Judengaſſe liegende Rathhaus iſt bedroht, wenn der Wind nicht nachläßt. Der durch den Brand verurſachte Schaden iſt ſehr groß und trifft leider viele arme Leute, die in den dicht aneinander geklebten Häuschen der Judengaſſe wohnten und außer ihrem Obdach faſt ihre ganze, meiſtens unverſicherte Habe verloren haben. So eben, 7 Uhr, werden per Eſtafette in Mainz Sappeure requirirt. Wird man im Laufe des Tages des Feuers nicht Meiſter, dann iſt die Stadt verloren. (O.-P.-A.-Z.) Mainz, den 30. April. Endlich iſt man, wie Nachrichten aus Bingen von heute Nachmittag melden, des verheerenden Feuers dort Herr geworden. Nicht allein die ganze Judengaſſe, ſondern auch ein Theil der Salzgaſſe iſt niedergebrannt, im Ganzen etwa 50 Gebäude. Es wurden mehrere Perſonen verhaftet, welche im Verdachte der Brandſtiftung ſtehen. (Fr. J.)