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Alexander von Humboldt: „A. v. Humboldt in ein Weimar-Album“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1849-xxx_Vorwort_zum_Gedenkbuch-3> [abgerufen am 29.03.2024].

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https://humboldt.unibe.ch/text/1849-xxx_Vorwort_zum_Gedenkbuch-3
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Titel A. v. Humboldt in ein Weimar-Album
Jahr 1849
Ort Augsburg
Nachweis
in: Allgemeine Zeitung 327 (23. November 1849), Beilage, S. 5089.
Postumer Nachdruck
[Auszug], Karl Bruhns, Alexander von Humboldt. Eine wissenschaftliche Biographie, Band 1, Leipzig 1872, S. 234–235; Dante Alighieri, Göttliche Komödie, metrisch übertragen und mit kritischen und historischen Erläuterungen versehen von Philaletes [= König Johann von Sachsen], 5. Auflage 1904, S. IX–X [Wiederabdruck im Vorwort von Julius Petzholdt].
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur; Spaltensatz.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VI.129
Dateiname: 1849-xxx_Vorwort_zum_Gedenkbuch-3
Statistiken
Seitenanzahl: 1
Spaltenanzahl: 2
Zeichenanzahl: 2960

Weitere Fassungen
[Vorwort zum Gedenkbuch der Prinzessin von Preußen für die Dichterzimmer im Weimarer Schloss] (Berlin, 1849, Deutsch)
[Vorwort zum Gedenkbuch der Prinzessin von Preußen für die Dichterzimmer im Weimarer Schloss] (Berlin, 1849, Deutsch)
A. v. Humboldt in ein Weimar-Album (Augsburg, 1849, Deutsch)
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A. v. Humboldt in ein Weimar-Album.

In dem großherzoglichen Schloß zu Weimar ſind bekanntlich vierZimmer, mit herrlichen Wandgemälden geſchmückt, dem Andenken vonGoethe, Schiller, Wieland und Herder gewidmet. In eines dieſerZimmer hat die Frau Prinzeſſin von Preußen ein prachtvolles Albumgelegt, welches Autographen jener großen Männer enthält. Die erſteSeite des Buchs iſt zu einem Vorwort von Alexander v. Humboldt be-ſtimmt, das wir hier mittheilen: „Wie das Leben der Natur den periodi-ſchen Wechſel üppigen Gedeihens und gehemmter Entwickelung darbietet,ſo wechſeln auch die Geſchicke im geiſtigen Leben der Menſchheit. Baldſtehen vereinzelt, durch Zeit und Raum getrennt, die großen Geſtaltenwelchen die ſpäteſte Nachwelt Bewunderung zollt; bald zeigt uns die Ge-ſchichte dieſelben an einander gedrängt, in befruchtender Nähe Licht undWärme um ſich verbreitend. Was dieſe ungleiche Vertheilung wohl-thätiger Elemente, was ein gleichzeitiges Aufkeimen edler Geiſtesblüthebegründet, bleibt unſerer Forſchung faſt gänzlich verhüllt. Zufall nenntes die frevelnde Menge. Es mahnt vielmehr die Erſcheinung an jeneewigen Lichter der Himmelsräume, von denen die größeren bald einſamzerſtreut wie Sporaden im ungemeſſenen Meere, bald anmuthig inGruppen vereinigt den frommen Sinn des Menſchen anregen, ahnungs-voll ihn auf des Ewigen unerkannten Weltplan, auf noch unergründeteWeltgeſetze hinleiten. Liegt aber das gleichzeitige Auftreten großerGeiſter außerhalb des Bereiches jeglicher irdiſchen Macht, ſo iſt dem nichtſo in der räumlichen Vereinigung und dem Zuſammenwirken der Kräfte.Es gewährt einen erhebenden Anblick ein edles Herrſchergeſchlecht mehrereGenerationen hindurch hochherzig von dem Gedanken beſeelt zu ſehendurch jene Annäherung nicht bloß den Ruhm der Heimath oder den eige-nen Genuß des Lebens zu erhöhen, ſondern auch durch eine der Annähe-rung innewohnende begeiſternde Macht den ſchaffenden Genius zu einemkühneren Flug anzuregen. Dem Andenken an einen ſolchen Einfluß aufErweiterung und Verſchönerung der freien Gedankenwelt, auf den Aus-druck zarter Empfindung, auf die Bereicherung der Sprache (eines Pro-ducts des Geiſtes in welchem der Volkscharakter, das Zeitbedürfniß unddie individuelle Färbung ſich ſpiegeln) ſind ſinnig dieſe Blätter gewidmet.Sie vergegenwärtigen, wie der künſtleriſche Schmuck der umgebendenRäume, einen Glanzpunkt in der Geſchichte des geiſtigen Lebens derDeutſchen. Sie mögen erhalten und nähren was die Völker veredelt;neben der Bewunderung intellectueller Größe ein lebendiges Dankgefühl,dem Andenken derer gezollt die gaſtlich in milder, freundlicher Einfachheitder Sitte Fürſtengröße in dem Zauber fanden welchen ſie in ſo reichemMaße ſelbſt hervorgerufen. Wenn nach vielen Jahrhunderten die hierheimiſchen Geſänge wie Stimmen aus der Vorwelt ertönen, wird ihreungeſchwächte Kraft noch erfriſchend, belebend und beſſernd auf die ſpäte-ſten Geſchlechter wirken!“
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