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Alexander von Humboldt: „[Vorwort zum Gedenkbuch der Prinzessin von Preußen für die Dichterzimmer im Weimarer Schloss]“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1849-xxx_Vorwort_zum_Gedenkbuch-1-neu> [abgerufen am 25.04.2024].

URL und Versionierung
Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1849-xxx_Vorwort_zum_Gedenkbuch-1-neu
Die Versionsgeschichte zu diesem Text finden Sie auf github.
Titel [Vorwort zum Gedenkbuch der Prinzessin von Preußen für die Dichterzimmer im Weimarer Schloss]
Jahr 1849
Ort Berlin
Nachweis
in: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen 255 (1. November 1849), [o. S.].
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur; Spaltensatz; Auszeichnung: Sperrung; Schmuck: Absatzmarken.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VI.129
Dateiname: 1849-xxx_Vorwort_zum_Gedenkbuch-1-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 1
Zeichenanzahl: 3034
Bilddigitalisate

Weitere Fassungen
[Vorwort zum Gedenkbuch der Prinzessin von Preußen für die Dichterzimmer im Weimarer Schloss] (Berlin, 1849, Deutsch)
[Vorwort zum Gedenkbuch der Prinzessin von Preußen für die Dichterzimmer im Weimarer Schloss] (Berlin, 1849, Deutsch)
A. v. Humboldt in ein Weimar-Album (Augsburg, 1849, Deutsch)
|Seitenumbruch| — Es iſt uns geſtattet, unſern geehrten Leſern das Vor-wort mitzutheilen, welches Alex. v. Humboldt für dasgroße, in den Sälen des großherzogl. Schloſſes in Weimar,welche dem Andenken Göthe’s, Schiller’s, Wieland’s und Herder’s gewidmet ſind, ausgelegte Album verfaßthat, und das ſich eben ſo ſehr durch die Fülle ſchöner underhabener Gedanken, wie durch die wunderbare Gewalt uͤberdie Mutterſprache auszeichnet, die darin entfaltet iſt. Wie das Leben der Natur den periodiſchen Wechſel uͤppigenGedeihens und gehemmter Entwickelung darbietet, ſo wechſelnauch die Geſchicke im geiſtigen Leben der Menſchheit. Baldſtehen vereinzelt, durch Zeit und Raum getrennt, die großenGeſtalten, welchen die ſpaͤteſte Nachwelt Bewunderung zollt,bald zeigt uns die Geſchichte dieſelben an einander gedrängt, inbefruchtender Naͤhe, Licht und Waͤrme um ſich verbreitend. Wasdieſe ungleiche Vertheilung wohlthaͤtiger Elemente, was eingleichzeitiges Aufkeimen edler Geiſtesbluͤte begruͤndet, bleibt un-ſerer Forſchung faſt gaͤnzlich verhuͤllt. Zufall nennt es die fre-velnde Menge. Es mahnt vielmehr die Erſcheinung an jeneewigen Lichter der Himmelsraͤume, von denen die groͤßeren, baldeinſam zerſtreut wie Sporaden im ungemeſſenen Meere, baldanmuthig in Gruppen vereinigt, den frommen Sinn des Men-ſchen anregen, ahndungsvoll ihn auf des Ewigen unerkanntenWeltplan, auf noch unergruͤndete Weltgeſetze hinleiten. Liegtaber das gleichzeitige Auftreten großer Geiſter außerhalb desBereiches jeglicher irdiſchen Macht, ſo iſt dem nicht ſo inder raͤumlichen Vereinigung und dem Zuſammenwirken derKraͤfte. Es gewaͤhrt einen erhebenden Anblick, ein edlesHerrſcher-Geſchlecht mehrere Generationen hindurch, hochherzig,von dem Gedanken beſeelt zu ſehen, durch jene Annaͤherungnicht bloß den Ruhm der Heimath, oder den eigenen Genuß desLebens zu erhoͤhen, ſondern auch, durch eine der Annaͤherunginwohnende, begeiſternde Macht, den ſchaffenden Genius zu einemkuͤhneren Fluge anzuregen. Dem Andenken an einen ſolchen Ein-fluß auf Erweiterung und Verſchoͤnerung der freien Gedanken-welt, auf den Ausdruck zarter Empfindung, auf die Bereicherungder Sprache (eines Productes des Geiſtes, in welchem der Volks-charakter, das Zeitbeduͤrfniß und die individuelle Faͤrbung ſichſpiegeln) ſind ſinnig dieſe Blaͤtter gewidmet. Sie vergegenwaͤr-tigen, wie der kuͤnſtleriſche Schmuck der umgebenden Raͤume,einen Glanzpunkt in der Geſchichte des geiſtigen Lebens derDeutſchen. Sie moͤgen erhalten und naͤhren, was die Voͤlkerveredelt; neben der Bewunderung intellectueller Groͤße ein leben-diges Dankgefuͤhl, dem Andenken Derer gezollt, die gaſtlich inmilder, freundlicher Einfachheit der Sitte, Fuͤrſtengroͤße in demZauber fanden, welchen ſie in ſo reichem Maße ſelbſt hervorge-rufen. Wenn, nach vielen Jahrhunderten, die hier heimiſchenGeſaͤnge wie Stimmen aus der Vorwelt ertoͤnen, wird ihre un-geſchwaͤchte Kraft noch erfriſchend, belebend und beſſernd auf dieſpaͤteſten Geſchlechter wirken!

Alex. v. Humboldt,