Potsdam, 28. Okt. (Pr.-M.) Bei großen Männern iſt auch das Kleine bedeutend, indem jede Aeußerung derſelben, jeder Federzug das Gepräge ihrer Bedeutung trägt — ſo auch die Antwort, welche Alexander v. Humboldt den Abgeordneten des Magiſtrats und der Stadtverordneten nach Ueberreichung des Diploms über das hieſige Ehrenbürgerrecht auf die Beglückwünſchung und Anrede von Seiten des Sprechers der Deputation, Hrn. Stadtrath Knopf, ſchriftlich übergab. Sie lautete wörtlich wie folgt: „Ich glaube Ihnen, werthgeſchätzte Mitbürger, meinen tiefgefühlten Dank nicht angemeſſener und lebhafter ausdrücken zu können, als wenn ich ſage, daß Sie mir eben ſo viel Freude bereitet, als unerwartete Ehre geſchenkt haben. Eine ſolche Freude will ich nicht durch die ernſte Frage trüben, wodurch könnte ich um Sie, um Ihre ſchöne Stadt eine ſo ſeltene Auszeichnung verdienen? Sie haben Ihrer würdig neben der pflegenden Sorgfalt für das materielle Wohl, von höheren Anſichten geleitet, Ihre theilnehmende Achtung auch für die Beſtrebungen darthun wollen, die mit den Fortſchritten des Wiſſens, der Volkserziehung und der allgemeinen Bildung des Menſchen zuſammenhängen. Als den allzureichen Lohn für einen Theil dieſer Beſtrebungen, denen mein ganzes, langes, vielbewegtes Leben gewidmet geweſen iſt, nehme ich mit Stolz Ihre ehrenvolle Gabe an. Durch die Huld zweier edler Monarchen iſt mir 22 Jahre lang die Freude geworden, mit wenig Unterbrechungen, als Ihr Mitbürger zu leben, und in einer anmuthig geſchmückten Natur die Anregungen zu finden, deren keine lebendige Darſtellung des ewigen Waltens phyſiſcher Kräfte entbehren darf. Dankbar habe ich faſt jede meiner neuen Schriften, mit dem hiſtoriſchen Nachen des Orts geſchmückt, der mir ſo theuer geworden iſt, und in deſſen Mauern 1767 ein Bruder geboren wurde, deſſen Namen in dem Andenken Derer gefeiert wird, in denen ſich für die größeren Anſichten eines ſich regelmäßig und fortſchreitend entwickelnden Staatslebens der freie Sinn erhalten hat. Mit dem Gefühl der innigſten Dankbarkeit und Verehrung Ihr treu ergebenſter Alexander v. Humboldt.“ Potsdam am 21. Oktober 1849. Dieſes die edelſte Geſinnung ausſprechende Schreiben bildet nun ein werthvolles Autograph im Archive des hieſigen Stadtmagiſtrats.