Potsdam, 29. October. (Privatmitth.) Wir sehen uns jetzt in den Stand gesetzt, die eigenhändige Antwort mitzutheilen, welche Alexander v. Humboldt der Deputation, die ihm das Diplom des Ehrenbürgerrechts überreicht, gegeben hatte. Sie lautet: "Ich glaube Ihnen, werthgeschätzte Mitbürger, meinen tiefgefühlten Dank nicht angemessener und lebhafter ausdrücken zu können, als wenn ich sage, daß Sie mir eben so viel Freude, als unerwartete Ehre geschenkt haben. Eine solche Freude will ich nicht durch die ernste Frage trüben: wodurch könnte ich um Sie, um Ihre schöne Stadt eine so seltene Auszeichnung verdienen? Sie haben Ihrer würdig der pflegenden Sorgfalt für das materielle Wohl, von höheren Ansichten geleitet, Ihre theilnehmende Achtung auch für die Bestrebungen darthun wollen, die mit den Fortschritten des Wissens, der Volkserziehung und der allgemeinen Bildung des Menschen zusammenhangen. Als den allzureichen Lohn für einen Theil dieser Bestrebungen, denen mein ganzes, langes, vielbewegtes Leben gewidmet gewesen ist, nehme ich mit Stolz Ihre ehrenvolle Gabe an. Durch die Huld zweier edlen Monarchen ist mir 22 Jahr lang die Freude geworden, mit wenigen Unterbrechungen, als Ihr Mitbürger zu leben und in der anmuthig geschmückten Natur die Anregungen zu finden, deren keine lebendige Darstellung des ewigen Waltens physischer Kräfte entbehren darf. Dankbar habe ich fast jede meiner neuen Schriften mit dem historischen Namen des Orts geschmückt, der mir so theuer geworden ist, und in dessen Mauern 1767 ein Bruder geboren wurde, dessen Name in dem Andenken derer gefeiert wird, in denen sich für die größern Ansichten eines sich regelmäßig fortschreitend entwickelnden Staatslebens, der freie Sinn erhalten hat. Mit dem Gefühle der innigsten Dankbarkeit und Verehrung Ihr treu ergebenster Potsdam, den 21. Oktober 1849. Alexander v. Humboldt.