|76|
Die Vorliebe für Belebung des Gewerbfleißes und für die
Theiledes Naturwiſſens, welche unmittelbar darauf einwirken (ein
charak-teriſtiſches Merkmal unſeres Zeitalters) kann weder
den Forſchungenim Gebiete der Philoſophie, der Alterthumskunde
und der Geſchichtenachtheilig werden, noch den allbelebenden Hauch der
Phantaſieden edeln Werken bildender Künſte entziehen. Wo, unter
demSchutze weiſer Geſetze und freier Inſtitutionen, alle
Blüthen derCultur ſich kräftig entfalten, da wird im friedlichen
Wettkampfekein Beſtreben des Geiſtes dem andern verderblich.
Jeder bietetdem Staate eigene, verſchiedenartige Früchte dar: die
nährenden,welche dem Menſchen Unterhalt und Wohlſtand gewähren,
unddie Früchte ſchaffender Einbildungskraft, die, dauerhafter als
dieſerWohlſtand ſelbſt, die rühmliche Kunde der
Völker auf die ſpäteſteNachwelt tragen. Die Spartaner beteten
trotz der Strenge dori-ſcher Sinnesart: „Die Götter möchten ihnen
das Schöne zu demGuten verleihen.“
|Spaltenumbruch|
Potsdam.
|Spaltenumbruch|
Alexander v.
Humboldt.