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Alexander von Humboldt: „Vergleichung astronomischer Ortsbestimmungen in Russland und Sibirien“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1845-Vergleichung_astronomischer_Ortsbestimmungen-1> [abgerufen am 28.03.2024].

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https://humboldt.unibe.ch/text/1845-Vergleichung_astronomischer_Ortsbestimmungen-1
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Titel Vergleichung astronomischer Ortsbestimmungen in Russland und Sibirien
Jahr 1845
Ort Hamburg
Nachweis
in: Astronomische Nachrichten 22:511 (1845), Sp. 99–102.
Entsprechungen in Buchwerken
Alexander von Humboldt, Central-Asien. Untersuchungen über die Gebirgsketten und die vergleichende Klimatologie, übersetzt von Wilhelm Mahlmann, 2 Bände, Berlin: Carl J. Klemann, Bd. 2, S. 303–307.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Antiqua (mit lang-s); Spaltensatz; Auszeichnung: Kursivierung, Sperrung; Schmuck: Initialen; Tabellensatz.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VI.66
Dateiname: 1845-Vergleichung_astronomischer_Ortsbestimmungen-1
Statistiken
Seitenanzahl: 2
Spaltenanzahl: 6
Zeichenanzahl: 6521
Bilddigitalisate

|Seitenumbruch|

Vergleichung astronomischer Ortsbestimmungen in Russland und Sibirien. Aus einem Schreiben desHerrn Alexander v. Humboldt an Herrn Mahlmann. Berlin 1844. März 24.


|99| Es wird mir angenehm sein, wenn Sie unter die Zusätze,mit denen Sie Ihre so sehr gelungene und sachkundige Ueber-setzung meines Werkes bereichert haben, folgende Verglei-chungen oder vielmehr Berichtigungen eines Theils meinerastronomischen Ortsbestimmungen aufnehmen wollen. DerDruck der Asie centrale war schon vollendet, als daswichtige Tableau des Positions géographiques deRussie, das wir dem berühmten Astronomen Herrn v. Struve, Director der Sternwarte von Pulkowa, verdanken, in Peters-burg erschien. Das Bulletin de la Classe physico-mathématique de l’Académie Imp. de St. Peters-bourg (t. 1 n. 19—21) wurde den 31sten März 1843 ausge-geben, so daß ich erst bei meiner Rückkunft nach Deutsch-land davon Kenntniß erhalten habe. In den astronomischenAbschnitten meines Werkes habe ich umständlich angegeben,wie die dreißig Punkte, welche ich im Innern von Rußlandund in Sibirien durch eigene astronomische Beobachtungen zubestimmen gesucht habe, sich für die Längen nur auf Ueber-tragung der Zeit und auf Monddistanzen gründen. Der Haupt-zweck dieser Arbeit war, durch Coordinaten der Länge und |100| Breite meinen magnetischen Bestimmungen ein hinlänglich siche-res Fundament zu geben. Der sehnlichste Wunsch, den ichhegte, seitdem Herrn Fedorow’s „Vorläufiger Berichtüber die 1832—1837 in West-Sibirien ausgeführ-ten astronomischen Arbeiten“ erschien, war, dochendlich die Freude zu haben, die Resultate dieses vortreff-lichen, mit so genauen Instrumenten ausgerüsteten Reisendenmit meinen in wenigen Stunden erlangten Ortsbestimmungenvergleichen zu können. Herr Fedorow hat an mehreren Punk-ten viele Tage verweilt; seine Längen sind durch 45 Stern-bedeckungen und durch Culminationen des Mondes erlangt.Der erfahrene Astronom konnte vier Chronometer anwenden,da wo zu absoluten Längenbestimmungen keine Gelegenheitsich darbot. Hier folgt die Vergleichung meiner Ortsbestim-mungen mit denen, welche Herr v. Struve als vorzüglich sicherin die große Tabelle seiner Positionen aufgenommen hat. Beiden Unterschieden der Breite ist nicht zu vergessen, daß dieBestimmungen nicht denselben Theilen der Städte zugehören.Nach Vergleichung mehrerer Tage schätzte ich den Fehler dermeinigen (Sextanten-Beobachtungen) auf 10″ bis 15″.
Positionen. Länge.(Humboldt.) Länge.(Fedorow) Breite.(Humboldt.) Breite.(Fedorow.) Anmerkungen.
Bukhtarminsk.... 101° 13′ 20″ 101° 13′ 30″ 49° 34′ 44″ 49° 36′ 12″ Ich beobachtete am Fuß des Biri-tau, 200 Toisen imNW. vom Krepost; Fedorow beobachtete beiMokhnataja Sopka.
Semipolatinsk.... 97 45 15 97 55 33 50 23 52 50 24 23 Ich beobachtete im Hause des Kaufmanns Popow,Fedorow an der Kirche der Festung.
Ust-Kamenogorsk 100 10 54 100 18 18 49 56 18 49 56 48 Ich beobachtete im Hause des Kaufmanns Nakariakof,Fedorow bei der Kirche.
Omsk .......... 90 57 48 91 4 44 54 59 8 54 58 55 Ich beobachtete im Gouvernements-Hause der Festung, Fedorow in der Stadt im Polizei-Hause.

Positionen. Länge.(Humboldt.) Länge.(Wisniewski.) Breite.(Humboldt.) Breite.(Wisniewski.) Anmerkungen.
Jekatherinenburg.. 78° 16′ 30″ 78° 14′ 21″ 56° 48′ 57″ 56° 50′ 14″ Ich beobachtete im Hause des Kaufmanns Tschere-panof an dem Wege nach Uktuski Sawod, Wis-niewski bei der Hauptkirche. Meine Länge istUebertragung der Zeit von Kasan, letzteres zu66° 46′ angenommen.
Saratow......... 63 46 18 63 44 15 51 31 12 51 31 34 Ich beobachtete im Landhause des General-Gouver-neurs vor dem Astrakhaner Thore, Wisniewski beider alten Domkirche.
|99| Der mittlere Längenfehler meiner sechs Ortsbestimmungen,der einzigen der Struve’schen Tabelle, welche sie mir unterder wichtigen Autorität von Wisniewski und Fedorow dar-bietet, ist demnach — 3′ 26″ im Bogen oder 13″4 in Zeit.Meine sibirischen Längen finden sich alle um 6′ 12″ im Bogenzu östlich, die zwei europäischen um 2′ 6″ im Bogen zu west- |100| lich. Wer durch eigene Erfahrung die Grenze der Fehler nachder Natur der Hülfsmittel kennt, die mir allein zu Gebotestanden, wird der Sorgfalt, die ich angewandt, einige Gerech-tigkeit wiederfahren lassen. Fedorow hat noch nicht seineResultate der Ortsbestimmung für sechs Punkte veröffentlicht,an denen ich vor ihm beobachtet: Jekatherinenburg, Bogos- |Seitenumbruch| |101| lowsk, Tobolsk, Petropawlowsk, Barnaul und Orenburg. Vonvierzehn anderen Punkten habe ich Länge und Breite bestimmt,welche Fedorow nicht berührt hat. In Troizk hat derselbeMondculminationen beobachtet. Das Tableau des Posi-tions enthält auch einige Resultate der Beobachtungen desHerrn Professors Hansteen, deren ich hier noch erwähnenmuß. In Semipolatinsk und Omsk fand er die Längen um— 5′ 23″ und + 5′ 14″ von Fedorow verschieden (Bull. I. 330).Die Bestimmung von Fuss weicht sehr beträchtlich ab. FürSchlangenberg fand ich, nach Monddistanzen, die mir Ver-trauen einflößten, 100° 11′ 45″ Länge (51° 8′ 41″ Breite). Die Struve’sche Tabelle giebt nach Hansteen: 99° 59′ 55″ L.(51° 9′ 18″ Br.). Derselbe Reisende findet für Barnaul:101° 36′ 42″ L. (53° 19′ 51″ Br.). Die Uebertragung der Zeitvon Tobolsk hatte mir allerdings auch 101° 37′ 35″ L. gegeben.In Perm habe ich nicht beobachtet. Die Länge 73° 53′ 32″ist vom Professor Adolph Erman. Die Struve’sche Tabellegiebt die ältere Bestimmung 74° 6′ 15″, die freilich um 12′ 43″abweicht. In Nowgorod weliki, Nijne-Nowgorod, Krasnojarsk |102| und Irkuzk sind die Unterschiede nur + 2′ 25″, — 3′ 34″,+ 4′ 50″ und + 4′ 53″. Für Tara giebt die Tabelle nach Fedorow die sehr westliche Länge von 92° 3′ 37″; aber Fe-dorow ist dort von der Witterung so begünstigt gewesen, daßer während eines Aufenthalts von zwölf Tagen vier Stern-bedeckungen beobachten konnte, und dazu noch sieben Mond-culminationen (Bericht, S. X u. 30). Aus demselben Berichte(S. 41) will ich hier noch zwei wichtige Höhen bestimmungen Fedorow’s einschalten. Er fand die Höhe von Riddersk überdem Spiegel des Irtysch-Flusses bei Ust-Kamenogorsk 1412par. Fuß, und die Höhe des Berges Iwanowskoi Bjelok 4338par. Fuß über Riddersk. Nimmt man mit mir die Höhe vonUst-Kamenogorsk über dem Meeresspiegel zu 132 Toisen an,so ist die absolute Höhe des Iwanowskoi Bjelok 1093 Toisen,was mit der Bestimmung der unteren Grenze des ewigenSchnees im Altai zu 1100 Toisen von Ledebour und Bunge übereinstimmt. An dem näheren Schneeberge Prokhodnoi Bjelokhat mein Freund und Reisegefährte Ehrenberg herborisirt.

v. Humboldt.