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Berlin,
20 April.
Seit man weiß, daß dieneue Judenordnung wirklich den Juden eine mehr
oderminder von dem allgemeinen Weſen getrennte eigeneStellung im Staatsverbande anweiſen ſoll, nimmt
mannoch mehr Antheil an den Anſtrengungen, welche dieJuden ſelbſt gegen den neuen Geſetzentwurf
machen.Die Akademie der Wiſſenſchaften hat
ein Zeichen gege-ben, daß es an der Zeit ſei, die Grenzpfähle
der Vor-urtheile einzureißen und Trennungen aufzuheben. Siehat nämlich zum erſten Male einen Juden zu ihremMitgliede der philoſophiſchen Klaſſe
ernannt. Alexandervon Humboldt, als aufgeklärter Staatsmann eben
ſoberühmt, wie als großer Gelehrter, hat
beſondern Theildaran, wie überhaupt Herr von Humboldt
ſich mitEnergie gegen ein beſchränkendes
Geſetz erklärt, an wel-ches er übrigens nicht glauben will.
Ein Brief desHerrn von Humboldt, in Abſchriften verbreitet
und aneinen der erſten Räthe Sr. Majeſtät gerichtet,
erklärt,daß er die Gerüchte für falſch aufgefaßt halte,
daß aber,wenn ſie dennoch wahr ſein ſollten,
ein ſolches Geſetzgegen alle Staatsklugheit
ſtreite, daß es die böswilligſtenInterpretationen der
eigentlichen Motive zulaſſe, undRechte aufhebe, die
ein menſchlicheres Geſetz des Vatersbereits erwerben
ließ, auch der Milde des jetzigen Kö-nigs ganz entgegen ſei.
Merkwürdig iſt der Schlußdieſes Schreibens, worin
Herr von Humboldt ſagt: „Esiſt gefahrvolle
Anmaßung der ſchwachen Menſchheit, dieuralten
Geſetze Gottes auslegen zu wollen. Die Ge-ſchichte
finſtrer Jahrhunderte lehrt uns, zu welchen Ab-wegen
ſolche Deutungen Muth geben. Die Beſorgnißmir zu
ſchaden, muß Sie nicht abhalten von dieſen Zei-len
Gebrauch zu machen. Man muß vor Allem denMuth einer Meinung
haben!“