Magdeburg, 22. April. Die hieſige Zeitung enthält heute folgenden Art. aus Berlin: „Seit man weiß, daß die neue Judenordnung wirklich den Juden eine mehr oder minder von dem allgemeinen Weſen getrennte eigene Stellung im Staatsverbande anweiſen ſoll, nimmt man noch mehr Antheil an den Anſtrengungen, welche die Juden ſelbſt gegen den neuen Geſetzentwurf machen. Die Akademie der Wiſſenſchaften hat ein Zeichen gegeben, daß es an der Zeit ſei, die Grenzpfähle der Vorurtheile einzureißen und Trennungen aufzuheben. Sie hat nämlich (wie wir ſchon gemeldet) zum erſten Male einen Juden zu ihrem Mitgliede der philoſophiſchen Klaſſe ernannt. Alexander von Humboldt, als aufgeklärter Staatsmann eben ſo berühmt, wie als großer Gelehrter, hat beſondern Theil daran, wie überhaupt Herr von Humboldt ſich mit Energie gegen ein beſchränkendes Geſetz erklärt, an welches er übrigens nicht glauben will. Ein Brief des Herrn von Humboldt, in Abſchriften verbreitet und an einen der erſten Räthe Sr. Majeſtät gerichtet, erklärt, daß er die Gerüchte für falſch aufgefaßt halte, daß aber, wenn ſie dennoch wahr ſein ſollten, ein ſolches Geſetz gegen alle Staatsklugheit ſtreite, daß es die böswilligſten Interpretationen der eigentlichen Motive zulaſſe, und Rechte aufhebe, die ein menſchlicheres Geſetz des Vaters bereits erwerben ließ, auch der Milde des jetzigen Königs ganz entgegen ſei. Merkwürdig iſt der Schluß dieſes Schreibens, worin Herr von Humboldt ſagt: „Es iſt gefahrvolle Anmaßung der ſchwachen Menſchheit, die uralten Geſetze Gottes auslegen zu wollen. Die Geſchichte finſtrer Jahrhunderte lehrt uns, zu welchen Abwegen ſolche Deutungen Muth geben. Die Beſorgniß mir zu ſchaden, muß ſie nicht abhalten, von dieſen Zeilen Gebrauch zu machen. Man muß vor Allem den Muth einer Meinung haben.“