Berlin, den 21. April. Der Brief welchen Hr. von Humboldt in Betreff der Gerüchte über die Judenordnung an den Minister, Grafen Stollberg, geschrieben, enthält sehr bemerkenswürdige Aussprüche. "Ich hoffe, sagt der berühmte Gelehrte darin, daß Vieles sehr falsch und hämisch aufgesaßt ist; wäre es aber so, so halte ich die beabsichtigte Einrichtung nach meiner innersten Ueberzeugung für höchst aufregend, wider alle Grundsätze wahrhafter Staatsklugheit streitend, zu den bösartigsten Interpretationen der Motive veranlassend, Rechte raubend, die durch ein menschlicheres Gesetz des Vaters bereits erworben sind, und der Milde unseres jetzigen Monarchen entgegen. Es ist gefahrvolle Anmaaßung der schwachen Menschheit, die uralten Decrete Gottes auslegen zu wollen. Die Geschichte finsterer Jahrhunderte lehrt, zu welchen Abwegen solche Deutungen Muth geben. -- Die Besorgniße, mir zu schaden, muß Sie nicht abhalten, von diesen Zeilen Gebrauch zu machen, "man muß vor Allen den Muth einer Meinung haben!" -- In einem andern Briefe an einen jüdischen Bankier spricht sich Hr. v. Humboldt nicht minder energisch aus: Sie sehen, sagt er, was ich schon im Verein mit dem edlen Stollberg gethan habe, man muß so viel als möglich diese Angelegenheit veröffentlichen; man wird etwas scheu werden und damit ist viel geholfen!