Ueber die mittlere Höhe der Kontinente. (Von Al. v. Humboldt.) Wenn die abſolute Erhebung der Berggipfel, d. i. der kulminirenden Punkte, welche ſich über das Tiefland und deſſen meiſt aufgerichtete Geſteinſchichten zerſtreut finden, im Ganzen dem Geologen weniger Intereſſe darbietet, als der Volksglaube es vorausſetzt; ſo iſt dies doch nicht der Fall mit den Beſtimmungen des Volums der Gebirgsrücken und Bergketten, verglichen mit der Oberflächen-Ausdehnung der Tiefländer. Dieſer Theil der Gebirgskunde, über welchen eine große Zahl von mir ſeit dem Jahre 1805 veröffentlichter ſenkrechter Durchſchnitte ganzer Länder einiges Licht verbreitet haben, iſt wenig bearbeitet, und doch nicht ohne Wichtigkeit für Unterſuchungen aus der höheren Geodäſie und für die Ergründung der Konſtitution des Erdſphäroids. Laplace hat in ſeiner Mécanique céleste gezeigt: „wie die Uebereinſtimmungen der Reſultate der Pendel-Verſuche mit derjenigen Abplattung, welche aus der Meſſung der Erdgrade und den Ungleichheiten des Mondes ſich ergibt, deutlichſt beweiſt, daß die Oberfläche des Erdſphäroids, wenn ſie ganz flüſſig wäre, ſehr nahe die des vollkommenen Gleichgewichts ſeyn würde. Daraus und aus dem Umſtande, daß das Meer große Feſtländer unbedeckt läßt, ſchließt man, daß es wenig tief ſeyn müſſe; und daß ſeine mittlere Tiefe von derſelben Ordnung ſey als die mittlere Höhe der Kontinente und Inſeln über ſeiner Oberfläche: eine Höhe, die nicht 1000 Meter (513 Toiſen) überſteigt. Dieſe Höhe iſt folglich ein kleiner Bruchtheil von dem, nicht über 20,000 Meter (10,261 Toiſen) betragenden, Ueberſchuſſe der halben Aequatorial- über die halbe Polar- Axe. Eben ſo wie hohe Berge einige Theile der Kontinente bedecken, kann es auch große Aushöhlungen in dem Becken der Meere geben; aber es iſt zu glauben, daß ihre Tiefe geringer als die Erhebung der hohen Berge ſey: indem der Schlamm der Flüſſe und die Ueberreſte der Seethiere, welche die Strömungen fortgeführt, mit der Zeit dieſe großen Höhlungen haben ausfüllen müſſen“. Dies ſind die Worte des großen, mir ſo viele Jahre perſönlich befreundeten Mathematikers. Die mittlere Höhe der Kontinente und Inſeln, welche, wie ich glaube zeigen zu können, bisher um Vieles zu groß angenommen worden iſt, hängt weniger von kulminirenden Punkten, von den Pics oder domförmigen, mit ewigem Schnee bedeckten Gipfeln, welche die allgemeine Neugierde in ſo hohem Maße auf ſich ziehn; als von der allgemeinen Geſtaltung der Bodenfläche, von jenen ſanftwelligen Hochebenen mit alternirenden Abhängen und Neigungs-Flächen ab, die durch ihre Ausdehnung und Maſſe auf die Lage der mittleren Oberfläche einwirken. Eine ſolche iſt die Höhe der Ebene, welche durch den Schwerpunkt des Volums der Kontinente geht; einen Schwerpunkt, der ſehr verſchieden iſt von dem Schwerpunkte der Maſſe, weil der ſich über die Oberfläche der Meere erhebende Theil des Feſten nicht von einer gleichartigen Dichte und Bildung iſt. Die Geologie hat ihre numeriſchen Elemente wie alle Wiſſenſchaften, welche die Geſtaltung und Ausdehnung der Gebirgsketten und Waſſerbecken, die Vertheilung der organiſchen Weſen, ja die Urſachen behandeln, welche die Klimate, d. i. die Krümmungen der iſothermen Linien, modificiren. Die exakten Wiſſenſchaften ſind nur in dem Maße fortgeſchritten, als man endlich angefangen die Naturerſcheinungen in ihrer Geſammtheit zu betrachten; und ſo allmählig aufgehört hat: hier den kulminirenden Punkten, die vereinzelt eine Linie hoher Gipfel bilden; dort den Temperatur-Extremen, welche das Thermometer einige Tage im Jahre erreicht, eine große Wichtigkeit beizulegen. Wir beſitzen für die britiſchen Inſeln, für Deutſchland, die Schweiz, Frankreich und Skandinavien Tauſende geodätiſch oder barometriſch gemeſſener Höhen; aber dieſe Höhen ſind leider ſehr ungleich vertheilt. Keine Arbeit iſt in der Abſicht unternommen, um vorzugsweiſe, für Frankreich und Deutſchland, nach Quadratmeilen die Ausdehnung derjenigen Ebenen zu berechnen, die nicht viel 5—600 Fuß abſoluter Höhe überſteigen; um die Punkte, deren Höhen-Koordinate man ergründen will, nach gleichen Abſtänden zu vertheilen, und ſich ſo zu einem allgemeineren Reſultat zu erheben: d. i. zu der Beſtimmung des Schwerpunktes des Volums der Länder, welche in dem gegenwärtigen Zuſtande unſeres Planeten höher als die Oberfläche des Oceans liegen. Immer war man vorzugsweiſe mit den Gebirgen, nicht mit dem Tieflande beſchäftigt. Die Ebenen, welche ſich zu beiden Seiten des Amazonenfluſſes bis zum Fuße der Cordillera de los Andes ausdehnen, würden wahrſcheinlich kaum um 80 Toiſen erhoben werden, wenn man die Maſſe der Kordilleren, welche zwar ſehr hoch, aber ſtellenweiſe mauerartig ſchmal ſind, gleichförmig auf Ebenen von 437,000 Quadrat-Seemeilen Oberfläche vertheilte, die beinahe um [Formel] den Flächenraum von ganz Europa übertreffen. Unter der Angabe von Quadrat-Seemeilen ſind hier zu verſtehen, wie in allen meinen franzöſiſch geſchriebenen Werken: die Quadrate von franzöſiſchen lieues marines, deren 20 auf einen Aequatorial-Grad gehen. Da derſelbe Aequatorial-Grad bekanntlich 15 geographiſche Meilen zählt, ſo iſt 1 lieue marine carrée = 0,5649 geographiſchen Quadratmeilen. Eine geographiſche Quadratmeile iſt = 1,77 lieue carrée marine. Die Erhöhung der Tiefländer Aſiens, wenn man ſie einem analogen Verfahren unterwürfe, würde zu gleicher Zeit abhangen von den ausgedehnten Plateaus des Gobi, Oſt-Tibets und Ladaks; wie von den mächtigen Gebirgsſyſtemen, welche in dieſem Welttheil das Gerüſt der Erdkugel ſüdlich vom 44. Parallelkreis und öſtlich vom Meridian des Baikal-Sees bilden. Das geſammte aſiatiſche Rußland hat eine Oberfläche, welche die von Frankreich um das 17fache übertrifft, und beinahe das 3fache von dem Flächenraume des Tieflandes (Savannen) zwiſchen den Alleghanies und den Rocky Mountains ausmacht. Schätzt man, was nicht übertrieben erſcheint, die ſibiriſchen Ebenen, die nur eine mittlere Höhe von 240—260 Fuß über dem Meeresſpiegel haben, auf 400,000 Quadrat- Seemeilen; und nimmt man für die mittlere Höhe des durch ſeine Ausdehnung ſo wichtigen Plateaus des Gobi, nach Analogie der von Fuß und Bunge durchreiſten Theile zwiſchen Irkutſk, Ergi und Peking, höchſtens 4000 Fuß (1285 Met.) an: ſo würden die 42,000 Quadrat-Seemeilen des Gobi-Plateaus, auf die ſibiriſchen Niederungen vertheilt, dieſe nur um 70 Toiſen erhöhen; die Wirkung auf den, zu 1,346,000 Quadrat-Seemeilen beſtimmten Flächenraum von ganz Aſien würde, gar kaum 20 Toiſen betragen. Der aſiatiſche Kontinent iſt von einer ſo mächtigen Größe, daß er, ob er gleich nicht den Aequator erreicht, doch an Flächeninhalt ſowohl den des ganzen Neuen Kontinents, wie auch den von Europa und Afrika zuſammengenommen übertrifft. Deshalb würde die Geſammtwirkung in Zunahme an Höhe oder kontinentaler Anſchwellung, welche der Kaukaſus, der Hindu-Kho und der Taurus, das den Ararat zwiſchen Erzerum und Tabriz umgebende Plateau, die Maſſenerhebung Perſiens, der Ural und Altai durch Vertheilung hervorbringen könnten; wahrſcheinlich noch nicht 18—19 Toiſen erreichen. Ich habe an einem anderen Orte (Relat. hist. lil. S. 164 und 180) die Grundlagen dieſer Vergleichungen angegeben. Folgendes ſind die Hauptdata, auf Quadrat-Seemeilen gebracht: Frankreich mit Korſika 17,100, Deutſchland 21,300, aſtatiſches Rußland 465,000 (die Oberfläche des ruſſiſchen Reichs iſt etwas größer als die Oberfläche des der Erde ſichtbaren Theils des Mondes), Europa bis zum Ural 304000, Vereinigte Staaten zwiſchen den Alleghanies und dem Miſſiſſippi 50,600, zwiſchen dem Miſſiſſippi und den Rocky Mountains 72,500; Angaben, die als Proportional-Zahlen hinlänglich genau ſind. Solche Reſultate, auf eine kleine Anzahl zuverläſſiger Data gegründet, gewähren allerdings nur Grenzzahlen; aber da ich gefliſſentlich immer ſehr hohe Werthe, ſowohl für den Kubikinhalt der Gebirgsketten und Hochebenen (Bodenanſchwellungen, wie der Gobi), als für das Areal annehme, das beide bedecken: ſo glaube ich in dem numeriſchen Endreſultat ſo gewagter Angaben mich eher der oberen Grenze, der des Maximums, als der unteren genähert zu haben. Allerdings ſind die Bergketken des Himalaya und Kuen-lün, wie die Plateaus von 1800 Toiſen Höhe, die den Zwiſchenraum zwiſchen dieſen zwei Ketten von der großen Beugung des Fluſſes von Tibet (Yaru-Dzangbo-Tſchu) bis zu dem Konvergenzpunkte beider Ketten in dem Knoten des Bolor und Thſungling bilden, diejenigen Erdſtriche, welche die meiſte Maſſe enthalten. Der, nicht, wie man lange gefabelt hat, mit einer Hochebene, ſondern mit vielen ſchmalen Bergketten und Berggittern ausgefüllte Raum zwiſchen dem Himalaya und Kuen-lün umfaßt 5—7 Breitengrade; und doch kann die Wirkung dieſer Anſchwellung (wahrſcheinlich der maſſenhaft größten der Erdoberfläche) auf ganz Aſien wohl nicht auf mehr als 56 Toiſen angeſchlagen werden. Man iſt, wenn man nicht neben den Verhältniſſen der Höhe die des Areals ſcharf in’s Auge faßt, verwundert, den Schwerpunkt des Volums von Ländern, von denen ein Theil ſo weit über die jetzige Oberfläche der Meere erhoben iſt, nicht mehr ſteigen zu ſehen. Wenn die niederen Ebenen in Aſien nur das dritte Theil der geſammten Oberfläche dieſes Kontinents bilden, ſo iſt eine ſolche Erſcheinung zuſammenhangender, grasbewachſener Ebenen noch überraſchender im Norden und Südoſten des Neuen Kontinents. Von Labrador und Kanada bis zum mexikaniſchen Meerbuſen bilden ſie eine faſt ununterbrochene Fläche. Die fruchtbare, vielbewohnte Miſſiſſippi-Niederung iſt allerdings zweimal ſo hoch als die lombardiſche Niederung; doch wird ihre mittlere Bodenhöhe über dem Meeresſpiegel von Nicollet nur zu 400 bis 600 Fuß geſchätzt. Zwiſchen den Parallelkreiſen von 47° und 48° findet ſich zwar eine Anſchwellung (die Miſſabey-Höhen), welche die Waſſerſcheide zwiſchen der Hudſonsbai und dem mexikaniſchen Meerbuſen bildet; aber dieſe ſchmale Hügelkette erreicht kaum 1500 Fuß. In Südamerika hangen die Pampas von Buenos Ayres durch die Llanos des Chaco und des Rio Meta mit den Ebenen (Llanos) von Venezuela zuſammen. Die nördlichſten und ſüdlichſten dieſer Ebenen ſind mit geſelligen Gräſern und Kräutern aus der Gruppe der Leguminoſen bedeckt, während die Mitte, welche das Bette des Amazonenſtromes bezeichnet, mit undurchdringlicher Waldung überzogen iſt. Durch die Richtung, welche die Ebenen (Savannes, Prairies, Llanos, Pampas) des Neuen Kontinents von Norden nach Süden nehmen, von den Mündungen des Kupferminen- und Mackenziefluſſes bis zu dem Archipel des Feuerlandes, iſt die merkwürdige Erſcheinung verwirklicht, daß ſie in der mittleren Gegend Palmen und Bambuſaceen (ſchon in der Louiſiana die hoch anſtrebenden Grasgattungen Ludolfia und Miegia) nähren, und in den Extremen mit Schnee und Eis bedeckt ſind. Es ſind 580 lieues marines oder 435 geographiſche Meilen in gerader Linie von Macapa am Ausfluß des Amazonenſtroms bis zum öſtlichen Abfall der Cordillera de los Andes, genau unter dem Aequator. In dieſem ganzen Raume haben die Ebenen ein ſo ſanftes Anſteigen (unter einem Winkel von 25 Sekunden), daß ich in der Provinz Jaen de Bracamoros die Ebenen des Amazonenfluſſes bei Chamaya nur 225 Toiſen (438 Metres), bei Tomependa nur 207 Toiſen (403 Metres) erhaben über den Spiegel des Oceans gefunden habe; und doch nenne ich hier zwei dem Oſtabfalle der Andeskette am nächſten liegende Punkte. Unter dem Parallelkreiſe von 5° Süd, von Jaen de Bracamoros bis zum Vorgebirge von San Roque in der braſilianiſchen Provinz Rio Grande do Norte, bietet Amerika in ſeiner größten Ausdehnungsbreite eine Ebene von 880 lieues (660 geographiſche Meilen) Länge von Oſten nach Weſten, und einen Abfall von nur 1,41 Fuß auf die franzöſiſche Seemeile, oder 1,88 Fuß auf die geographiſche Meile dar. Ich habe dieſe allgemeinen Betrachtungen, durch einzelne Beiſpiele erläutert, voranſchicken wollen, um nun für jede große Kontinental-Maſſe abgeſondert die Wahrſcheinlichkeit der mittleren Höhen-Beſtimmungen zu rechtfertigen, bei denen ich ſtehen bleibe und die um 2/3 von der Laplaciſchen Angabe verſchieden ſind. Bei dem jetzigen Zuſtande der vorhandenen Materialien ſchien es mir am rathſamſten zu ſeyn eine Bergkette als ein dreiſeitiges Prisma zu betrachten, deſſen als Grundfläche dienende Seitenflächen die Area iſt, welche die ganze Kette einnimmt oder gleichſam bedeckt. Die dritte Kante des Prismas iſt über dieſe Seitenfläche um eine Größe erhoben, die ich nach der mittleren Höhe der Uebergänge über den Gebirgskamm (der Bergpäſſe und der Plateaus über der Meeresfläche) beſtimme, welche die verſchiedenen Glieder der Kette trennen. Die Operation der Schätzung iſt alſo dieſe: es werden zuerſt die Maſſen betrachtet, welche vermöge ihrer ſtetigen Fortſetzung (Kontinuität) als Ketten oder Hochebenen ſich in beſtimmte Grenzen einſchließen laſſen; und die Wirkung berechnet, welche jene Maſſen auf das ganze Areal des Landes ausüben können: d. h. es wird die Zahl der Toiſen oder Fuße geſucht, um welche die Oberfläche erhöht (gehoben) werden würde, wenn man das Volum der Ketten oder der Plateaus auf die Niederungen gleichmäßig vertheilte. Da nun aber die letzteren ſchon eine gewiſſe Erhebung über die Meeresfläche haben, ſo muß man nachträglich auch ihre Rückwirkung auf die Area oder Grundfläche der Bergketten und Hochebenen angeben. Dieſe Wirkung, aus deren Vernachläſſigung eine Verkleinerung des Reſultats der mittleren Kontinental-Höhe entſtehen würde, iſt gewöhnlich ſehr unbedeutend; ſie iſt eine kleine Berichtigung, die man bei der Erhebung der primitiven Höhe unmittelbar anbringt. Wenn die Ketten (die Pyrenäen, die Alpen-Syſteme, der Hindu-Kho) wie liegende dreiſeitige Prismen berechnet werden; ſo ſind dagegen die Plateaus (der Gobi, das weſtliche Perſien, das von den Bergketten des Himalaya und Kuen-lün begrenzte Tibet) wie aufrecht ſtehende Prismen betrachtet worden, ohne Beachtung der Seiten-Abfälle gegen die Ränder der Plateaus. Nach der Beſtimmung der Gebirgsketten und der Hochebenen, welche eine Einſchließung in hinreichend beſtimmte Grenzen zulaſſen, bleiben bedeutende Flächenräume übrig, die weder Ebenen, noch fortlaufende Höhenzüge ſind. Die Wirkung ſolcher wellenförmigen Bodengeſtaltung, dieſer ſich in die Gebirgsländer hineinziehenden Niederungen, iſt ſchwierig zu ſchätzen. Kommt es jedoch bloß darauf an Grenzzahlen (nombres limites), das wahrſcheinliche Maximum des Total-Effekts, zu beſtimmen; ſo können einfache Induktionen, auf die Analogie direkter geodätiſcher oder barometriſcher Meſſungen gegründet, einigermaßen zum Anhalt dienen. Ich habe geglaubt, daß eine Arbeit dieſer Art bei dem Leſer nur in ſo weit eine eigne Ueberzeugung erwirken könne, als man ihn in den Stand ſetzt den Werth einzelner Angaben zu beurtheilen. Ich biete hier einen erſten Verſuch dar; die Vervollſtändigung wird erfolgen, wenn unſre hypſometriſchen Kenntniſſe an Ausdehnung und Beſtimmtheit allmählig gewinnen werden. Der große Mathematiker, deſſen Aufmunterung ſo mächtig auf meine Forſchungen in der allgemeinen Naturlehre eingewirkt, hat, wie im Eingange dieſer Abhandlung bereits bemerkt worden iſt, die mittlere Höhe der Kontinente zu 1000 Metern (3078 Fuß) angenommen. Er hat wahrſcheinlich, Kammhöhe und Berggipfel verwechſelnd, die mittlere Höhe der Gebirge und ihre Maſſe (den Raum, welchen ſie ausfüllen) überſchätzt. Es kommt hier darauf an, nach der Geſammtheit der in dieſer Abhandlung dargebotenen Kombinationen zu unterſuchen, ob das wahrſcheinlichere Reſultat die äußerſte Grenze von 300 Metern (924 Fuß) überſchreitet. I. Europa. Ehe wir eine Beſtimmung für das geſammte Europa wagen, müſſen wir einen Blick auf das Areal von Frankreich allein (17,100 Quadrat-Seemeilen) werfen. Die Pyrenäen nehmen nach den genauen Unterſuchungen des ſchweizeriſchen Berghauptmanns von Charpentier 768 ſolcher Quadrat-Seemeilen (430 geogr. Quadratmeilen) ein. Obgleich die mittlere Höhe des Kammes der Pyrenäen 1250 Toiſen (2437 Meter) beträgt, ſo werde ich doch, nach dem Rathe des kompetenteſten Richters in dieſer lokalen geognoſtiſchen Angelegenheit, Elie de Beaumont, bei 800 Toiſen (1560 Metern) Höhe ſtehen bleiben, wegen der Aushöhlungen des Prismas, welche lange und ſehr tiefe Querthäler verurſachen. Die Maſſe der Pyrenäen-Kette, wenn man ſie auf die Oberfläche des ganzen Frankreichs vertheilte, würde dieſe um 18 Toiſen (35 Meter) erhöhen. Nach der Meinung des berühmten Geologen, den ich eben genannt, muß die vereinigte Wirkung der franzöſiſchen Alpen, des franzöſiſchen Jura und der Vogeſen die der Pyrenäen um die Höhe einiger Toiſen überſteigen; die Wirkung der Plateaus des Limouſin, der Auvergne, der Cevennen, des Aveiron, Forez, Morvan und der Côte d’Or muß wenigſtens der der Pyrenäen gleichkommen. Vielleicht ein Sechstel oder ein Achtel der Oberfläche von Frankreich iſt mit Plateaus (abwechſelnden Boden-Anſchwellungen) von 3—400 Toiſen Erhebung bedeckt. Sie werden von ſehr engen Thälern durchſchnitten. Man würde nur in den Hauptthälern, und ziemlich weit von ihrem Urſprung, Punkte finden, die weniger als 140 Toiſen erhöht wären. Lyon, im Niveau der Rhone, hat allerdings nur 83 Toiſen Höhe; aber die Ebenen der Breſſe betragen über 150 Toiſen. Die Geſammtheit dieſer kubiſchen Maſſen-Beſtimmung macht es wahrſcheinlich, daß, wenn man für die primitive Höhe der Ebenen 80 Toiſen (156 Meter) annimmt, man für den Schwerpunkt des Volums von Frankreich 136—140 Toiſen (265—273 Meter) über den jetzigen Spiegel des Oceans erhalten wird. Dieſe Verhältniſſe zeigen ſich noch auffallender, wenn man von einem einzelnen Lande, wie Frankreich, zu dem ganzen Kontinent übergeht. Europa, im Oſten durch die Ural-Kette begrenzt, hat 304,000 Quadrat-Seemeilen (170,240 geogr. Quadrat- Meilen). Die Wirkung der Pyrenäen-Kette würde auf Europa kaum 6 Fuß Erhöhung betragen. Die Alpen haben im Meridian des comer Sees und von Baſſano 36—40 Seemeilen Breite, an anderen Punkten der Bergkette erreicht ihre Breite kaum 15 dieſer Meilen. Nimmt man nun die Grundfläche des ganzen Alpen-Syſtems, der weſtlichen (grajiſchen, kottiſchen und Meer-Alpen), die faſt von Nord nach Süd gerichtet ſind, und der öſtlichen (trientiner, karniſchen und juliſchen), zu 2700 Quadrat- Seemeilen an; und ſetzt man, wegen der Quer- und Längenthäler, bloß 800 Toiſen mittlerer Höhe, ſo findet man als Effekt der Alpen 3 t ,5. Um zwei benachbarte Länder, Frankreich und Deutſchland, unter dem Geſichtspunkt der ſtereometriſchen Geognoſie vergleichen zu können, beginne ich mit einem kleinen Raume, Thüringen, das mit dem Harz genauer als irgend ein anderer Theil unſeres Vaterlandes unterſucht worden iſt; und ſchreite dann zu einer allgemeinen Ueberſicht des Areals von Deutſchland. Ein vortrefflicher Beobachter, Herr von Hoff, hat auf einer Oberfläche von nahe 400 Quadrat-Seemeilen die Höhe von 1076 Punkten beſtimmt, und in dieſer, größtentheils gebirgigen Gegend von Thüringen nur 166 Toiſen (323 Meter) für die Erhebung des Schwerpunkts von dem Volum der über dem jetzigen Niveau der Oſtſee gelegenen Länder gefunden (Höhen-Meſſungen in und um Thüringen, geſammelt von K. E. A. v. Hoff, 1833, S. 118). Sein barometriſches Nivellement war durch die Sternwarte auf dem Seeberg, durch den Inſelsberg, Brocken und die Station des Hohen-Hagen mit den trigonometriſchen Operationen von Gauß und Encke verbunden worden. Da in dieſer intereſſanten Arbeit jede Quadrat-Seemeile 2 [Formel] gemeſſene Höhen darbot und dieſe Meſſungen ziemlich gleichmäßig vertheilt ſind, ſo hatte ich, ſeit meiner Herausgabe von Länder-Profilen mit dieſem Gegenſtande beſchäftigt, Herrn von Hoff aufgefordert die Beſtimmung der mittleren Höhe des durchforſchten Landes zu verſuchen. Das einzelne Reſultat von Thüringen, eine mittlere Höhe von 166 Toiſen (996 Fuß), überſteigt das allgemeine Reſultat, an welches ich mich für alle Kontinente halte, nur um 8 Toiſen (48 Fuß). Die den Meſſungen des Herrn von Hoff unterworfene Gegend umfaßt die Bergkette des thüringer Waldes, deſſen Kammhöhe 350 Toiſen beträgt. Der Boden des tiefſten Thales (des der Unſtrut) liegt 60—100 Toiſen über dem Spiegel der Oſtſee (Jena 67 t , Weimar 108 t , Gotha 158 t ). Sieben Profile ſtellen die Boden-Geſtaltung dieſer merkwürdigen Gegend dar, in welcher ſich der große Beerberg zu 510 Toiſen (3064 Fuß), der Inſelsberg zu 476 Toiſen (2856 Fuß) erheben. Mit dieſer, ſehr im Einzelnen durchforſchten Gegend Thüringens wollen wir nun im ſüdlichen Deutſchland zwiſchen den Alpen und der Donau die große bayeriſchſchwäbiſche Hochebene, wie die mittlere Höhe der Bodenfläche der inneren Schweiz zwiſchen dem genfer und konſtanzer See vergleichen. Die Reſultate über die mittlere Höhe beider Hochebenen verdanke ich den freundſchaftlichen Mittheilungen zweier ebenſo unermüdet thätiger als kenntnißvoller Naturforſcher, Herrmann und Adolph Schlagintweit. Für die Grenzen der bayeriſch-ſchwäbiſchen Hochebene ſetzen wir im Norden den Lauf der Donau; gegen Oſten die Salzach und den Lauf des Inns unter ihrem Zuſammenfluß; gegen Süden den Chiemſee bei Roſenheim, den Staffelſee bei Murnau und den Bodenſee; gegen Weſten die rauhe Alp und Ulm (1455 Fuß). Flächeninhalt etwas über 200 geographiſche Quadratmeilen; mittlere Höhe des Hochlandes nach ſorgfältiger Zuſammenſtellung der gemeſſenen Punkte: 1350 Fuß (ohngefähr 220 Fuß weniger als die Höhe von München). Den niederen Theil der Schweiz, ein meiſt bergloſes, von Südweſt gegen Nordoſt hingeſtrecktes, Hochland bildend, zwiſchen den Alpen und dem Jura, denken wir uns begrenzt gegen Weſten von dem genfer (1154 Fuß) und neufchateller (1339 Fuß) See, und der Aar bis zu ihrem Einfluſſe in den Rhein; gegen Oſten durch eine Linie, die mau führt durch Vevay, Freiburg (1653 Fuß), den thuner (1713 Fuß), zuger, zürcher (1258 Fuß) und Bodenſee (1225 Fuß). Meſſungen geben für die mittlere Höhe der ſchweizer ebenen Gegend 1380 Fuß: ſehr wenig verſchieden von der bayeriſch-ſchwäbiſchen Hochebene. Zieglers treffliche Sammlung abſoluter Höhen der Schweiz (1853) enthält an 14,000 Beſtimmungen. Von der hypſometriſchen Betrachtung kleiner Regionen gehen wir nun auf das Ganze über. Als die Maſſen-Erhebungs-Karte Deutſchlands, die mühevolle Arbeit des Lieutenants und Ingenieur-Geographen Wolff, erſchien, forderte ich dieſen ausgezeichneten Mann auf, zur Erweiterung meiner Arbeit über die mittlere Höhe der Kontinente die Konſtruktion ſeiner mit ſo vielem Fleiße ausgearbeiteten Karte zu benutzen, um die mittlere Boden-Erhebung Deutſchlands nach den von ihm geſammelten Materialien ſo vieler tauſend Höhen genau zu berechnen. Herr Wolff hat zu dem Zweck ſeine Karte in kleine Quadrate von 25 Quadratmeilen Flächeninhalt getheilt, für jedes derſelben in den 6 Blättern der Höhen- Ueberſichts-Karte die mittlere Erhebung geſucht, und dann für drei, von Oſten nach Weſten gerichtete, Streifen oder Abtheilungen allgemeine hypſometriſche Reſultate ermittelt. Die erſte oder nördliche Abtheilung erſtreckt ſich von den Küſten der Oſt- und Nordſee bis zum Parallel von Breslau, Leipzig, Kaſſel und Elberfeld (Br. 54° 7′ — 51° 20′); die zweite oder mittlere Abtheilung von dem ebengenannten Parallel (51°⅓) bis zu dem von 48°: dem Parallel von Wien, Schaffhauſen, Freiburg im Breisgau; die dritte oder ſüdliche Abtheilung, die deutſche, nicht die ſchweizer, Alpenregion umfaſſend, vom 48.° bis 45.° ⅘ Br. Es ſind ſo 13,257 geogr. Quadratmeilen gründlich unterſucht worden. Eine ſorgfältige Berechnung iſt von Herrn Wolff nach mehreren Methoden geführt worden; die letzte, deren Reſultate hier gegeben werden, nach der von meinem theuren, vieljährigen Freunde, dem General Baeyer, dem Mitarbeiter Beſſels in der oſtpreußiſchen Gradmeſſung, mitgetheilten Formel. Seyen h′, h″, h‴ ..... die mittleren Höhen (Kammhöhen); f1, f2, f3 .... die Grundflächen, d. i. der Flächeninhalt der Landſtriche oder Zonen; und x die für alle Grundflächen geſuchte mittlere Höhe der gleichmäßig ausgebreiteten Maſſe: ſo iſt: [Formel] Die Reſultate der Rechnung des Lieutenant Wolff ſind folgende geweſen: Wenn man einen Punkt der Meeresküſte mit einem Höhenpunkte durch eine gerade Linie verbindet, ſo entſteht ein rechtwinkliges Profil-Dreieck. Die halbe Höhe deſſelben gibt ein Rektangel von gleichem Inhalt. Konſtruirt man in gleicher Weiſe für alle Höhenpunkte die zugehörigen Profil-Dreiecke, verwandelt dieſelben in Rektangel und ſucht die mittlere Höhe derſelben; ſo erhält man die im Text gegebene Formel, in welcher f die Summe aller Profile oder für rechtwinklige Prismen die der Grundflächen iſt, und die gegebenen Höhen, h, in dieſem Sinne als Kammhöhen angeſehen werden, Landſtriche Flächeninhalt in geograph. Quadr.-Meilen Mittlere Höhen (Kammhöhen) in par. Fuß Geographiſche Kubikmeilen I. Abth., nördliche 4821 597 63,624 II. Abth., mittlere 5235 1743 201,917 III. Abth., ſüdliche 3219 5151 372,518 Hieraus ergibt ſich für die Abtheilungen II und III, welche nicht an die Küſte ſtoßen, als unterer Grenzwerth, wenn man ihre niedrigſten Punkte (wo die Profil-Dreiecke anfangen) in das Niveau des Meeres an der Küſte legt, als mittlere Höhe der Bodenfläche: Abth. I .... 299 par. Fuß oder 49,8 Toiſen Abth. II .... 872 ‒ ‒ ‒ 145,3 ‒ Abth. III.... 2576 ‒ ‒ ‒ 429,3 ‒ Mittlere Höhe von ganz Deutſchland, ohne die Schweiz, nach dieſer Verfahrungsart: 1076 par. Fuß oder 179,3 Toiſen. Geht man aber bei den erwähnten Abtheilungen von der mittleren Höhe der Bodenfläche in den vorliegenden Stufen (Terraſſen) aus, ſo erhält man für Abtheilung II und III als höhere Grenzwerthe: Abth. I .... 299 par. Fuß oder 49,8 Toiſen (wie früher) Abth. II .... 1021 ‒ ‒ ‒ 170,2 ‒ Abth. III.... 3086 ‒ ‒ ‒ 514,5 ‒ Mittlere Höhe nach dieſer Verfahrungsart: 1259 par. Fuß oder 209,8 Toiſen. Zwiſchen dieſen Grenzen von 179 und 210 Toiſen (349 und 409 Metern) fällt alſo ſehr wahrſcheinlich die mittlere Höhe von Deutſchland ohne die Schweiz. Durch Verbindung beider Reſultate findet man demnach: Abth. I. ..... 299 par. Fuß oder 49,8 Toiſen Abth. II. ..... 946 ‒ ‒ ‒ 157,7 ‒ Abth. III. ..... 2831 ‒ ‒ ‒ 471,9 ‒ für ganz Deutſchland: 1168 par. Fuß oder 194,7 Toiſen. Die beiden Grenzwerthe oſcilliren alſo im Mittei um [Formel] . Die mittlere Höhe von Deutſchland iſt alſo um 55 Toiſen (etwas mehr denn ⅓) größer als die von Frankreich gefunden worden: was nach der Mächtigkeit der tyroler, ſalzburger, ſteiriſchen, karniſchen und krainiſchen Alpen, wie durch die Verbreitung vieler abgeſonderter Gebirgsgruppen bis gegen die nördliche Zone hin wohl zu vermuthen war. Da ich mich ſchon am Ende des vorigen Jahrhunderts mit Höhenmeſſungen in Spanien auf den Wegen von Barcelona, Montſerrat, Valencia, den Llanos de Almanza, Madrid, Escurial, Aſtorga nach Coruña beſchäftigte, auch zwei Profile des ganzen Landes mit Orientirung der partiellen vertikalen Projektionsflächen herausgab; ſo wagte ich die mittlere Höhe der Halbinſel auf 585 Meter (1806 Fuß) zu ſchätzen. Ein halbes Jahrhundert ſpäter, da ein geiſtreicher Geologe, Herr de Verneuil, in dieſem Jahre alle neueren hypſometriſchen Angaben hat ſammeln können, wird dieſe mittlere Höhe 711 Meter (2190 Fuß), alſo noch ⅐ größer, gefunden. Die Reſultate, welche drei aneinander grenzende Länder gewähren, ſind auf den erſten Anblick ſehr auffallend: mittlere Höhe von Deutſchland. 379 Meter (1168 Fuß) Frankreich.. 269 ‒ (828 ‒) Spanien ... 711 ‒ (2190 ‒) Die Vergleichung lehrt am augenſcheinlichſten, wie eine große kontinuirliche Hochebene mehr auf die mittlere Höhe eines ausgedehnten Erdſtriches wirkt als koloſſale, ſchneebedeckte, immer ſchmale, mauerartig ſich erhebende Gebirgsketten. Von der iberiſchen Halbinſel iſt vom Meere faſt alles verſchlungen, was nicht zur Hochebene gehörte; daher die Aehnlichkeit meiner Profile von Alt- und Neu- Spanien; Aehnlichkeit der Ländergeſtaltung, nicht der abſoluten Höhen. Deutſchland hat, trotz ſeines ſüdlichen Alpengebirges, gegen Norden über 4800 geographiſche Quadratmeilen, ⅓ des ganzen Areals, von Ebenen bedeckt, die im Mittel kaum 300 Fuß über dem Meere erhoben liegen. Für Spanien können wir folgende Punkte angeben, welche den Charakter der inneren Bodenfläche bezeichnen: Madrid 635 Meter (1955 Fuß), Ocaña 704 Meter (2166 Fuß), Valladolid 682 Meter (2199 Fuß), Burgos 880 Meter (2608 Fuß), Aſtorga 727 Meter (2237 Fuß), Zamora 575 Meter (1769 Fuß), Guadalaxara 666 Meter (2049 Fuß), Aranjuez am Tajo 474 Meter (1458 Fuß), Miranda del Ebro 460 Meter (1416 Fuß). Nimmt man für das Plateau der iberiſchen Halbinſel (Höhe 300 — 330 Toiſen, Oberfläche 13,800 Quadrat-Seemeilen) eine Wirkung auf das generelle Reſultat von 12 Toiſen; für die Gebirge Skandinaviens, des nördlichen Deutſchlands, der Karpathen und Apenninen, die in den Abruzzen (Grand Saſſo und Monte Velino) ſo hoch anſteigen, wenigſtens den 5fachen Effekt der Alpen an: ſo wird man für ganz Europa 105 Toiſen oder 205 Meter erhalten, indem man 65 Toiſen primitiver Höhe für die 158,000 Quadrat-Seemeilen (88,480 geographiſche Quadrat-Meilen) baltiſcher, ſarmatiſcher und ruſſiſcher Ebenen, ſo wie etwas mehr für die Niederungen von Frankreich, England und Ungarn anſetzt. Berlin 16 t ,4; Pinſk 68 t , Moskau 47 t; Perm 58 t , Kaſan 9 t über dem Spiegel der Oſtſee. Wenn man dem ſo unbeſtimmten Ausdruck Tiefland Europa’s die beſtimmtere Bedeutung zuſammenhangender Bodenflächen geben will, die unter 6 — 700 Fuß über dem Meere liegen, ſo ſcheint das Verhältniß des Hochlandes zum Tieflande unſeres Kontinents nach neuen Unterſuchungen wohl dem von 40,000 zu 130,000 geographiſchen Quadratmeilen nahe zu kommen. Eigentliche ganz ſöhlige, hügelloſe, horizontbildende Ebenen von großer Ausdehnung, das Wort in dem Sinne genommen, wie Llanos und Pampas in Südamerika, habe ich in Europa nur in Ungarn geſehen. Die baltiſchen Heideländer, Ericeta, ſind damit nicht zu vergleichen; auch im Ganzen nicht die ſibiriſchen Steppen, die ich zwiſchen dem Irtyſch und Obi, oder am Iſchim, dem Jaik und dem kaſpiſchen Meere geſehen; ſie ſind wellenförmig und hügelig. Den Llanos von Venezuela ſchien mir am ähnlichſten ein Theil der Khirgiſen-Steppe der großen Horde ſüdlich von Uſt-Kamenogorſk und Semipalatinſk. II. Südamerika. Da die orographiſche Geſtaltung beider Theile des Neuen Kontinents ſehr einfach iſt, ſo werden auch die numeriſchen Data etwas zuverläſſiger ausfallen. Südamerika hat 571,000 Quadrat-Seemeilen. Die Andeskette, ſorgfältig berechnet von der Magellans-Straße bis zum Iſthmus von Panama, hat eine Grundfläche von ohngefähr 59,000 Quadrat-Seemeilen. Sie ſenkt ſich oft ſo bedeutend, daß ſie auf lange Strecken ihres Laufs nicht in die ewige Schneegrenze eintritt; ſie wird oft durch tief eingeſchnittene Längenthäler in zwei oder drei Ketten (Cordilleras) getheilt. Solche Thäler, deren Boden nicht immer eine beträchtliche Erhebung erreicht, verleihen auf unſeren Karten den Kordilleren einen täuſchenden Anblick von Maſſe und Größe. Obgleich der mittlere Kamm der Andes, beſtimmt durch die Päſſe von geringſter Höhe, nicht volle 1850 Toiſen erreicht, ſo wird es doch rathſam ſeyn für die Berechnung des ganzen liegenden dreiſeitigen Prismas aus den ſchon mehrmals angegebenen Gründen nur eine mittlere Höhe von 1250 Toiſen anzuwenden. Effekt der Anden auf ganz Südamerika: 64 t ,6. Der Effekt auf die Ebenen allein, die ſich im Oſten der Andes ausbreiten (424,600 Quadrat-Seemeilen), nämlich: die Ebenen des Amazonenfluſſes (260,400 Quadrat-Seemeilen), die Pampas des Rio de la Plata und Patagoniens (135,200 Quadrat-Seemeilen), des unteren Orinoco, des Meta und Guaviare (29,000 Quadrat-Seemeilen; würde 81 t ,2 betragen. Es könnte Anfangs Verwunderung erregen, wie eine Bergkette, die von der Magellans-Straße bis zu dem Punkte, wo ſie ſich an die Küſtenkette von Venezuela anſchließt, ohne kleine Krümmungen zu rechnen, 1460 Seemeilen Länge hat, eine Grundfläche von 59,000. Quadrat-Seemeilen darbieten könne. Eine ſolche Grundfläche würde der Geſammtheit der Kordilleren eine mittlere Breite von 40,4 Seemeilen geben, wenn da, wo nur zwei parallele Ketten mit einer zwiſchenliegenden Plateau-Erhöhung vorhanden ſind, wie z. B. zwiſchen den Knoten von Loxa und los Paſtos, die Breite des ganzen Reliefs gewöhnlich nicht 10 bis 14 Seemeilen überſteigt. Wenn man aber aufmerkſamer die Karte unterſucht, die ich von dem, ganzen Laufe der Kordilleren entworfen habe; ſo wird man die Aufmerkſamkeit heften auf die verſchiedenen Anſchwellungen und Ausweitungen der Bergketten, welche gleichſam gewaltige Strebepfeiler bilden: z. B. die Vorberge von Cordova, Salta und Jujuy (16,000 Quadrat-Seemeilen) öſtlich und nordöſtlich von Mendoza; die Ausweitung zwiſchen Potoſi, dem Vorberge von Cochabamba und dem Knoten des Cuzco, ein Plateau von 14,800 Quadrat- Seemeilen, welches den See von Titicaca mit einſchließt; die Hochebenen von Pasco und Huanuco, wo die Anden ſich in drei Aeſte verzweigen; den breiten Bergknoten zwiſchen Caxamarca und Loxa; die Anſchwellung in der Provinz de los Paſtos und von da bis Timana und Popayan; die Plateaus zwiſchen den drei ſo ſtark divergirenden Ketten von den Quellen des Cauca und Magdalenſtroms an bis Santa Roſa und Pamplona; ferner die mächtige Erhebung (von mehr als 5000 Quadrat-Seemeilen), die einen großen Theil von Neu-Granada oder Cundinamarca umfaßt; endlich die Anſchwellung zwiſchen der Sierra Nevada von Merida und la Grita. Verminderte man die Grundfläche der Anden um beinahe ein Viertel, ſo würde, wenn man nur eine Area von 45,000 Quadrat-Seemeilen annimmt, die Wirkung der Anden auf das geſammte Südamerika ſich doch erſt um 15 Toiſen (90 Fuß) vermindern: die Wirkung würde ſich auf 49 t ,6 (297) Fuß) reduciren. Setzt man nun für die kleinen Berg-Gruppirungen im Oſten der Kordilleren: die Küſtenkette von Venezuela, die Parime am oberen Orinoco und Braſilien, 12 Toiſen; ſo erhält man, wenn man 100 Toiſen für die urſprüngliche mittlere Höhe der Tiefländer annimmt, für die Höhe des Schwerpunkts des Volums von Südamerika 177 Toiſen (1062 Fuß) über dem jetzigen Spiegel des Oceans. Wenn man die kleineren Bergſyſteme im Oſten der Andeskette in beiden Theilen von Amerika mit einem Blicke umfaßt, ſo findet man eine merkwürdige Uebereinſtimmung in den Höhen- Verhältniſſen: Alle Kulminationspunkte liegen zwiſchen 1000 und 1300 Toiſen Höhe. Kein Gipfel öſtlich von den Kordilleren von Chili, Peru, Neu-Granada, Mexiko und den Rocky Mountains erreicht die ewige Schneegrenze; ja außer den Alleghanies fällt nicht einmal Schnee ſporadiſch in einer der genannten öſtlichen Gruppen. Alle hohen Gipfel zwiſchen 9000 und 22,000 Fuß gehören dem weſtlichen Theils des Neuen Kontinents. In Europa, wo der Kulminationspunkt des ganzen Welttheils nur 14,809 Fuß erreicht, ſind Höhen von 9000 und 11,000 Fuß noch in großer Entfernung von dem Alpen-Syſtem zu finden im ſüdlichen Spanien, in Sicilien, in Griechenland und in den Apenninen. Ganz im Gegenſatz mit dem Neuen Kontinent ſind in Europa ſehr beträchtliche Hebungen fern von der Hauptkette erſchienen. Auch ſind in Europa (wie in Amerika) die allerhöchſten Gipfel nicht trachytiſch. Oeſtliche Bergſyſteme: Höchſte Gipfel: Braſilien ........ Itacolumi 5400 Fuß (ſüdl. Breite 20°½) Parime-Gebirge ..... Duida 7860 Fuß (nördl. Br. 3°¼) Küſtenkette von Venezuela ... Silla de Caracas 8100 Fuß (nördl. Br. 10°½) Antillen ......... Blaue Berge (Jamaika) 6828 Fuß (nördl. Br. 18°⅕ Alleghanies ........ Mount Waſhington 5848 Fuß (nördl. Br. 44°¼ Die Oberfläche der Baſis des ganzen Gebirgslandes der Andes, der Küſtenkette von Venezuela, der Plateaus von Braſilien und der Parime am oberen Orinoco beträgt ohngefähr 92,000 Quadrat-Seemeilen. Die Rückwirkung der ebenen Gegenden auf die gebirgige Oberfläche (die Niederungen überhaupt als Plateaus von einer beſtimmten Höhe über dem Waſſerſpiegel betrachtet) bietet eine Korrektion von nur 19 Toiſen dar, welche abzuziehen iſt von der als primitiv angenommenen Höhe. Dies iſt die Berichtigung, von der ich im Anfang dieſer Abhandlung geſprochen habe, und die für Europa kaum einige Toiſen betragen würde. Die Ebenen von Südamerika ſteigen in der ſüdlichen Hemiſphäre vom atlantiſchen Ocean gegen Weſten ſo langſam an, daß da, wo ſie ſich bei Tomependa (Br. 5° 31′) in der Provinz Jaen de Bracamoros an den öſtlichen Abfall der Anden anlegen, ihre ſenkrechte Höhe erſt 207 Toiſen (1242′) beträgt. III. Nordamerika. Der Flächenraum, von der Landenge Panama bis zur Barrow-Straße beträgt ohngefähr 607,000 Quadrat-Seemeilen: von denen zwiſchen den Alleghanies und dem Felſen- Gebirge (Rocky Mountains), wie in den engliſchen Beſizzungen von Kanada und Neu-Wales, in Labrador und den nördlichen Indianer-Ländern 328,000 aus faſt ununterbrochen fortlaufenden Ebenen und Savannen beſtehen. Auf die Niederungen wirken in den uns hier beſchäftigenden Arten hypſometriſcher Berechnung ein: a) die Hochebenen und der gebirgige Theil von Mexiko und Guatemala; b) die Rocky Mountains, die mächtige Fortſetzung der Sierra de las Grullas von Neu-Mexiko; c) die lange, aber niedrige Bergkette der Alleghanies. Der Flächenraum von Mexiko und Guatemala vereint beträgt 93,000 Quadrat-Seemeilen, wovon die Baſis des gebirgigen Theils 42,000, mit den Rocky Mountains 48,000 Quadrat-Seemeilen ausmacht. Die nordmexikaniſche Andeskette ſenkt ſich von den Parallelen des 18. und 19. Grades, d. i. von der Gruppe des Vulkans von Orizaba (16,302 Fuß) und des Popocatepetl (16,626 Fuß), bis Santa Fé und Taos in Nuevo Mexico ſo herab, daß ſie in dieſem Zwiſchenraume nirgends in die, ſich doch ebenfalls gegen Norden ſo ſchnell erniedrigende Schneegrenze reicht. Auf den Expeditionen von 1842 und 1844 hat der kühne und verdienſtvolle Fremont in der Gruppe der Windfluß-Berge (Wind-River Mountains) unter 43° 10′ Breite einen Gipfel von 12,730 Fuß erſtiegen, den Colonel Abert auf ſeiner großen Karte Fremont’s Peak nennt. Fremonts Unterſuchungen und Meſſungen umfaſſen den ungeheuren Länderſtrich von der Mündung des Kanzas-River in den Miſſouri bis zu den Waſſerfällen des Columbia und den Miſſionen Santa Barbara und Pueblo de los Angeles in Ober-Kalifornien: einen Längen-Unterſchied von 28° (an 340 geographiſche Meilen) zwiſchen den Parallelen von 34° und 45°. Vierhundert Punkte ſind durch Barometer-Höhen hypſometriſch und größtentheils auch aſtronomiſch beſtimmt worden: ſo daß eine Länderſtrecke, welche mit den Krümmungen des Weges an 900 geographiſche Meilen betrug, von der Mündung des Kanzas-Fluſſes bis zum Fort Vancouver und zu den Küſten der Südſee (faſt 180 Meilen mehr als die Entfernung von Madrid bis Tobolſk), in einem Höhen- Profile über der Meeresfläche hat dargeſtellt werden können. Unter den mittleren Breiten von 37°—43° bieten die Rocky Mountains, außer großen Schneegipfeln, welche mit der Höhe des Pics von Teneriffa zu vergleichen ſind, Hochebenen in einer Ausdehnung dar, wie man ſie ſonſt kaum auf der Erde findet. Sie übertreffen in der Richtung von Oſten nach Weſten die mexikaniſchen tropiſchen Hochebenen, die ich gemeſſen und abgebildet, faſt um das Doppelte. Von dem Gebirgsſtock, welcher etwas weſtlich vom Fort Laramie anhebt, bis jenſeits der Wahsatch- Mountains erhebt ſich ununterbrochen eine Anſchwellung des Bodens von 5—7000 Fuß über der Meeresfläche. Dieſer Raum, the Great Basin, eine Art von breitem Längenthale, zwiſchen den Rocky Mountains und der weſtlichen Schneekette der Küſte von Kalifornien, iſt voller Salzſeen: deren größter, ehemals von mir als Laguna de Timpanogos auf meiner großen mexikaniſchen Karte angegeben, 3940 Fuß Höhe hat. Als Bergketten berechnet, deren mittlere Höhe zu 800 Toiſen angenommen werden kann, würde der Effekt von Mexiko, Guatemala und den Rocky Mountains nur 31 Toiſen betragen; wenn man aber die große Breite der mexikaniſchen Plateaus betrachtet, wie ſie in den Durchſchnitten meines Atlas von Mexiko abgebildet ſind, ſo iſt man geneigt dieſe Wirkung mindeſtens um ein Drittel zu erhöhen und ſie zu 42 Toiſen anzuſetzen. Die Alleghanies oder das apallachiſche Gebirge, in parallele Ketten von ſiluriſcher, devoniſcher und Kohlenkalk-Formation getheilt (Grundfläche 2700 Quadrat-Seemeilen, mittlere Höhe 2400 Fuß), geben vielleicht kaum die Vermehrung von Einer Toiſe. Die primitive Höhe der Niederungen wird 74 Toiſen betragen, nachdem man die kleine Berichtigung der Rückwirkung der Ebenen auf die Baſis der Gebirgsländer angebracht hat. Es würde daraus die mittlere Höhe Nordamerika’s als zu 117 Toiſen oder 228 Metern hervorgehen. Südamerika hatte uns 177 Toiſen gegeben; da die Oberflächen beider Amerikas ungleich ſind: die eine 571,000, die andere 607,000 Quadrat-Seemeilen hat, ſo ſcheint der Schwerpunkt des Volumens des ganzen Neuen Kontinents nicht über 146 Toiſen oder 285 Meter geſetzt werden zu dürfen. IV. Aſien. Die Oberfläche dieſes Welttheils, zu dem ſich durch Gliederung und mildere Temperatur Europa wie eine vortretende Halbinſel verhält, beträgt 1,346,000 Quadrat- Seemeilen, wovon die ſibiriſchen Ebenen allein beinahe 400,000 ausmachen. Um annäherungsweiſe die mittlere Höhe zu ſchätzen, ſind einzeln in Grundfläche und Erhebung zu betrachten: α) die große, von Südweſt nach Nordoſt gerichtete Anſchwellung des Bodens, welche in den, ſo ausführlich beſchreibenden, geographiſchen Werken der Chineſen Gobi oder Schamo genannt wird: von dem chineſiſchen öſtlichen Turkeſtan (der kleinen Bucharei) ununterbrochen fortlaufend bis zu dem Bergknoten Kentei an einer der Amur-Quellen; β) die vier großen Latitudinal- (oder Parallel-) Ketten: a) des Altai; b) des Thian-ſchan oder Himmelsgebirges, deſſen weſtliche Fortſetzung jenſeits der aralo-kaſpiſchen Einſenkung der, ebenfalls vulkaniſche Kaukaſus iſt; c) des Kuen-lün oder A-neu-tha und d) des Himalaya, welcher ſich dem letzteren anſchaart: indem von da an, in der Richtung der Erhebungs-Axen, beide Ketten, nach der Durchkreuzung der Meridian-Spalte des Bolor, als Hindu-Kho- Ketten ſich gegen Herat durch Afghaniſtan (Kabuliſtan) von Oſt gegen Weſten fortſetzen; γ) die unterbrochenen, gleichſam wie verſchobene Gänge alternirenden Meridianketten vom Eismeere bis zu dem Hochlande der Nilgherry (blauen Berge) am Kap Comorin, als da ſind: Ural; Erhebung des Uſt-Urt zwiſchen dem Aral- See und kaſpiſchen Meere; Kosyurt zwiſchen dem oberen Tſchui und Syr (Oxus); Bolor; Soliman-Kette; die Ghates von Malabar; ferner 50 Längengrade öſtlicher die Meridianketten (Südſüdweſt—Nordnordoſt), ſich mehrfach wiederholend im Stanowoi Chrebet, im Kingan-Petſcha, in der birmaniſchen und Malakka-Kette jenſeits des Irawaddy; δ) die partiellen Anſchwellungen der Bodenfläche: entweder den Raum zwiſchen zwei hohen Latitudinal-Ketten (Himalaya und Kuen-lün) ausfüllend als Oſt- und Weſt-Tibet zwiſchen den Meridianen von Hlaſſa (9000 Fuß?), den heiligen Seen (14,070 Fuß), Ladak (9378 Fuß) und Deotſuh (12,192 Fuß); oder Maſſen-Erhebungen meiſt bei dem Durchkreuzen mehrerer, ſehr verſchieden gerichteter Faltungen (Bergſyſteme): wie das vulkaniſche Hochland des kaukaſiſchen Ararat, deſſen mittlere Höhe der geiſtreiche Gebirgsforſcher Abich zu 5—6000 Fuß anſchlägt, und das ſich von der Kette des Murow und Kondurdagh (11,539 Fuß), öſtlich vom Goktſchai-See längs dem Fuße des großen Ararat (14,056 Fuß trigonometriſch nach Federow), über den Djarlydagh in das Trachyt-Syſtem des Kargabaſſar nach Erzerum (5838 Fuß) zieht; das Hochland um Ardebil in Perſien (mittlere Höhe 4223 Fuß), öſtlich vom Urmia-See (4690 Fuß) und nördlich von der Zagros-Kette; die hohe iraniſche Wüſte zwiſchen dieſer Zagros- und der Kanda-Kette um Isfahan (4128 Fuß), öſtlicher aber um Jezd und den Zarah-See nur 2100 Fuß; die Plateaus von Beludſchiſtan, Myſore und Nilgherry (mittlere Höhe 6600 Fuß; der höchſte Gipfel iſt Dodabetta, 7896 Fuß); endlich die hohe Wüſte, welche faſt das ganze Innere der arabiſchen Halbinſel zwiſchen den Meridianketten von Hedſchaz und Oman ausfüllt: wo nach Wellſtedt der waldbedeckte Gipfel Dſchebel Akhdar ſich bis 6000 Fuß erhebt, weſtlich von Mascat. Gobi, Scha-mo (Sandwüſte), Scha-ho (Sandfluß) und Hanhai: ausgetrocknetes (altes) Meer, wegen der vom Winde erregten Sandwellen. Oft wird der Gobi auf chineſiſchen Karten, z. B. auf der von dem durch Abel-Rémuſat überſetzten Sou-houng-kian-lou, in ſchwarzer Farbe als ein nur 25 bis 32 geographiſche Meilen breiter Sandfluß dargeſtellt. Wenn ihm in der citirten Karte eine ſo kleine Breite gegeben wird, ſo iſt es vielleicht nur Willkür des Zeichners, um der Sandwüſte ein mehr flußartiges Anſehen und beſtimmtere Kontinuität zu verleihen. Wo Bunge und Fuß zwiſchen Irkutſk und Peking den Gobi durchſtrichen, war er etwas über 90 geographiſche Meilen breit von Nordnordweſt nach Südſüdoſt. Die Meridian-Inſelreihen der Lakediven, Maldiven und Chagos, wie der Andaman und Nikobaren ſind Hebungen, welche den Meridianketten der Ghates und von Malakka entſprechen. Der Gobi (42,000 Quadrat-Seemeilen), wenn man ihn als ein Plateau und aufgerichtetes Prisma berechnet, und die Erhebung zu höchſtens 4000 Fuß (667 Toiſen) annimmt zwiſchen den Meridianen von 85° und 116°; ergibt auf ganz Aſien doch nur einen Effekt von 20 t ,8. Bei der vormals ſo allgemeinen Neigung zu Uebertreibung der Höhen über dem Meere, und bei der ſchädlichen Verwechſelung der mittleren Erhebung einer Kette (eines Gebirgskammes) oder einer weit ausgedehnten Boden-Anſchwellung mit einzelnen Kulminationspunkten (Berggipfeln) iſt auch die Wüſte Gobi, nach zum Theil mißverſtandenen Angaben der Jeſuiten Gerbillon und Verbieſt, auf 7500 und 8000 Fuß Höhe angegeben worden. Pallas ſchätzte dieſe Höhe noch über 9000 Fuß. Bei den barometriſchen Meſſungen der ruſſiſchen Akademiker Bunge und George Fuß, welche 1831 die Miſſion griechiſcher Mönche nach Peking begleiteten, um dort eine bleibende. magnetiſche Station zu gründen, iſt zwiſchen Irkutſk und der chineſiſchen Mauer am Urang-tchai-dabahn der Gobi von Nordnordweſt bis Südſüdoſt durchſchnitten worden. Die mittlere Höhe der Wüſte iſt kaum zu 4000 Fuß anzuſchlagen: ohngefähr gleich der des iraniſchen Hochlandes zwiſchen Teheran und Isfahan; kaum 800 Fuß höher als das kleine Plateau, auf welchem das Palaſt- Kloſter des Escurials zwiſchen beiden Kaſtilien ſteht. Der mittlere Theil des Gobi zwiſchen Ergi, Ude, Durma und Charaburghuna iſt ſo vertieft, daß die Bodenhöhe nur 2400 Fuß beträgt. In alten chineſiſchen Traditionen wird dieſe Vertiefung, in der ſich noch kleine Salzſeen befinden, das alte ausgetrocknete Meer genannt; ja es herrſcht ſogar in Korea der Volksglaube an die Möglichkeit, man könne noch heute durch Graben eines Kanals das öſtliche Meer eindringen und die Mongolei wie einen großen Theil des ruſſiſchen Sibiriens überſchwemmen laſſen. Sonderbarer Kontraſt mit den alten europäiſchen Phantaſien über die Geſtaltung von Nordaſien! Zu den albernſten Verwechſelungen, trotz aller Rügen von Klaproth und Stanislas Julien, hat die Benennung der Bergſyſteme zwiſchen dem Himalaya und Altai als Muſſur, Muſart, Mustag, Siué-ſchan Anlaß gegeben. Von dieſen Namen die nicht mehr bedeuten als: „hier liegen Schneeberge, Sierras Nevadas“, ſind bis heute (ſeit Strahlenberg) unſere Karten von Aſien in Deutſchland, England und Frankreich noch immer nicht gereinigt. Die Hebung der Hochebene des, von Südweſt nach Nordoſt ſtreichenden Gobi halte ich für älter als die der Latitudinal- und Meridian-Ketten, vielleicht für gleichzeitig mit der Senkung des aralo-kaſpiſchen Beckens. Ich nehme zur weſtlichen Begrenzung eine Linie an, welche hinläuft durch den 80. Grad der Länge und 37. der Br.: zwiſchen Khotan und Keria (Keldia), öſtlich vom Fluſſe Khaſchghol, dem rechten Ufer des Tarim-ghol und Lop- Sees, im Oſten der Provinz Pidjan, der Oaſe von Khamil und der Ruinen der alten Karakhorum; und ausläuft gegen Urga und das Land der Khalkas des Tſetſen-Khan. Der Gobi wird gegen Oſten begrenzt durch die Gebirge von Tanggut, die Stadt Schatſchen, das Land der Ordos und die Bergkette von Khangkai. Außer der Oaſe von Khamil (Hami) iſt von dieſer Berechnung des Areals des Gobi ebenfalls ausgeſchloſſen worden das angebaute Land, das ſich längs den Ufern des Bulun-ghir-ghol ausdehnt und die Städte Ngan-ſi-tſcheu und Sutſcheu in ſich ſchließt. Die Grundlage meiner annähernden Beſtimmungen iſt die auf Befehl des Kaiſers Khian-lung aufgenommene Karte geweſen. Die Maſſen-Erhebung zwiſchen dem Himalaya und Kuen-lün, zwiſchen den Parallelen von 28° und 36° hat, wenn man die beiden hohen Bergketten mit einrechnet, nach Grimms, 1833 erſchienenen, Karten von Aſien eine Oberfläche von 41,800 Quadrat-Seemeilen. Es iſt das Relief zwiſchen dem Meridian von 92° 25′ (zugleich dem der wichtigen Inflexion des Yaru-Dzangbo-Tſchu, welchen man bis auf Klaproths Unterſuchung für den oberen Theil des Laufes des Brahmaputra angeſehen hat) und dem Meridian von 71° 40′, welcher zwiſchen Gilgit und Schitral, weſtlich von Klein-Tibet, durchgeht: da, wo der Himalaya, Kuen-lün und die Kette des Bolor ſich ſüdlich vom Tſungling zu einem großen, 18,000 Fuß hohen Gebirgsknoten vereinigen. Hodgſon ſchätzt in ſeiner neueſten Abhandlung über die phyſikaliſche Geographie des Himalaya die Länge des ganzen Gebirgszuges von Gilgit bis Brahma-Kund in engliſchen Meilen zu 1800, die mittlere Breite zu 90, ſchwankend zwiſchen 70 und 110. Die niedrige Sandſtein-Region der Dhuns; der dürre Saul-Forest oder Baver und die Moräſte des Tarai ſind in der Breitenangabe nicht mitgerechnet. Die mittlere Höhe des Kamms rechnet Hodgſon nur zwiſchen 10,000 und 16,000 engliſchen Fußen (1563 und 2500 Toiſen). Wenn ich in der Asie centrale die mittlere Höhe des Tafellandes zwiſchen Himalaya und Kuen-lün auf etwa 1800 Toiſen (10,800 Fuß) angab; ſo gründete ſich dieſer Ausſpruch auf die Vergleichung des Landſtriches von 120 geographiſchen Quadratmeilen, welcher um die beiden heiligen Seen Manaſarovar (Mapan) und Rakas-Tal (Rawanhrad oder Tſcho-Logan) liegt, und nach Strachey’s neueſter Meſſung durch Beſtimmung des Siedepunkts 14,310 Fuß hoch iſt: mit den Höhen von Schipke (9942 Fuß) Ladak oder Leh (die Stadt 9378 Fuß, aber die Ebene umher 12,600 Fuß), Iscardo (5910 Fuß); auch auf die viele, eine geringere Höhe andeutende, Weinkultur von Hlaſſa im Oſten, wie um Dabling, Kanum und Pangi! Um von einer mittleren Höhe von Tibet zu ſprechen, müſſen alle 3 Theile deſſelben: das obere oder öſtliche Tibet mit Hlaſſa, das mittlere mit Ladak, und Klein-Tibet oder Baltiſtan mit Iscardo; gleichzeitig in Betracht genommen werden. Im Meridian der heiligen Seen, wo das mächtige Kailas-Gebirge ſich erhebt, alſo faſt in der Mitte der Längenaxe von Tibet, liegt rechtwinklig die Axe der Bodenanſchwellung und zugleich Waſſerſcheide: da der Dzangbo gegen Oſten, der Sutledj und Indus in ihrem oberen Laufe gegen Nordweſten ſtrömen. In dieſer Beſtimmung der geſammten Maſſenerhebung der Plateaus von Tibet und Ladak habe ich nicht die Berge ausgeſchloſſen, die ſich auf den Plateaus ſelbſt erheben und deren Ausdehnung einengen. Die ganze Wirkung des Himalaya und Kuen-lün auf die mittlere Höhe von Aſien kann wohl nicht viel mehr als 56,6 Toiſen betragen. Wenn, trotz der geringen Differenz in dem Areal, die Wirkung des koloſſalen Reliefs weniger groß als die iſt, welche die Andeskette, als dreiſeitiges liegendes Prisma berechnet, auf ganz Südamerika ausübt; ſo iſt die Urſache dieſer geringeren Wirkung in dem Umſtande zu ſuchen, daß Südamerika nur eine halb ſo große Oberfläche hat als Aſien. Unerachtet der Kamm der Gebirgsketten, d. h. ihre mittlere Höhe und nicht die einzelnen Kulminationspunkte (Gipfel), einen weſentlichen Einfluß auf die Berechnungen hat, mit denen wir uns hier beſchäftigen; ſo wird es doch dem Leſer angenehm ſeyn, hier die neueſten Angaben der höchſten Gipfel des Himalaya zu finden. Ungewißheit und Synonymie, Vervielfältigung und Verunſtaltung der Benennungen bei großer Willkür in Veränderung der Vokale, ungenaue Reduktionen der Maße haben zu vielen irrigen Variationen Veranlaſſung gegeben: Kintſchindjinga (Kunſchain-junga, Kanſchin, Kangſchang), von Oberſt Waugh gemeſſen, 28,178 engl. Fuß oder 26,439 par. Fuß; Dhawalagiri (ungewiß) nach Hodgſon 27,600 engl. Fuß oder 25,897 par. Fuß, nach Webb 28,080 engl. Fuß oder 26,345 par. Fuß; Jawahir oder Nanda Devi 25,749 engl. Fuß oder 24,160 par. Fuß; Jamnutri 25,670 engl. Fuß oder 24,084 par. Fuß, nach Herbert; Goſainthan 24,700 engl. Fuß oder 23,176 par. Fuß; Chumalari 23,929 engl. Fuß oder 22,452 par. Fuß. Die Hochebene von Perſien, ſüdlich von der weſtlichen Verlängerung des Hindu-Kho gegen Herat hin, hat 27,000 Quadrat-Seemeilen, und bringt auf die mittlere Höhe eine Wirkung von ohngefähr 72 Fuß hervor; eine zweimal größere als die ſchmalen Ketten des Altai und des Ural. Die Halbinſel Kleinaſien zählt nicht viel mehr Flächeninhalt als Frankreich, iſt aber weit dichter mit Gebirgen bedeckt. Im ſüdweſtlichen Theile des Taurus, in Lycien und Pamphylien vom Golf von Makry bis zu dem von Adaliya, iſt die, bis in die Schneeregion reichende Kette durch, von Süden nach Norden gerichtete Faltungen ſonderbar getrennt. Dort im ciliciſchen Taurus-Thale liegen Dörfer, z. B. Bach-kichla, über 7300 Fuß hoch. Von Karamanien bis Eregli oſcillirt der, im Akdagh bis 9000 Fuß Höhe anſteigende Gebirgszug zwiſchen 36°½ und 37°¾ Breite. Weiter öſtlich, durch Cilicien nach dem Bulghar-dagh fortſetzend, nimmt der ganze Zug der Parallelketten des Taurus mehr entſchieden das Streichen Südweſt—Nordoſt an, um ſich mit dem Hochlande von Erzerum (Breite 38° 58′) und durch dieſes mit dem armeniſch-kaukaſiſchen des Ararat (39° 42′) zu verbinden: welches wiederum, in Oſten, jenſeits des kaſpiſch-araliſchen Beckens, in dem Asferah und Thian-ſchan ſeine Fortſetzung findet. Schon auf dem Parallelkreiſe von 38° 30′ (Länge 35° 18′) erhebt ſich faſt iſolirt, wie die beiden Ararat-Gipfel, etwas ſüdlich von Kaiſaria der Koloß des Argäus. Der, nach Peters von Tſchichatſcheff barometriſcher Meſſung 11,824 Fuß hohe Vulkankegel bildet das Centrum eines großen trachytiſchen Plateaus, das ſich bis zum Ala-dagh und See Eregli erſtreckt und an 3000 Fuß Höhe hat. Die größte und ununterbrochenſte Ebene oder vielmehr das ausgedehnteſte Plateau, welches Kleinaſien darbietet, liegt in ſeinem Inneren, und verdient den Namen des lykaoniſchen, da es ganz Lykaonien, wie Theile von Galatia und Phrygien ausfüllt. Es umgibt daſſelbe den großen Salzſee Tuz-gheul, welcher in der Höhe von 2755 Fuß liegt. Weniger ausgedehnt, aber mit größerer und zugleich minder einförmiger Boden-Anſchwellung, erhebt ſich weſtlich von Givas gegen den oberen Lauf des Halys (Kizil-irmak) hin das Plateau von Uzunyayla. Auch hier findet man wieder einzelne Dörfer auf 5000 — 5500 Fuß Höhe über dem Meeresſpiegel. Die hypſometriſche Kenntniß der Geſtaltung von Kleinaſien hat ſeit wenigen Jahren durch die Thätigkeit eines kenntnißreichen und verdienſtvollen Reiſenden, Peter von Tſchichatſcheff, dermaßen zugenommen, daß er zu den 150 von Ainsworth, William Hamilton, Texier und Fellows gemeſſenen Punkten, auf welche die Orographie bisher beſchränkt war, über 700 neue hinzugefügt hat. Dieſer Reiſende klagt über ihre ſo ungleiche Vertheilung, da ⅕ aller Höhenbeſtimmungen auf die, nicht ſehr ausgedehnte Landſchaft der alten Galatia fällt. Er macht wahrſcheinlich: „daß nach dem gegenwärtigen Zuſtande unſerer Kenntniſſe, wenn der mit hohen Bergen bedeckte Theil der Halbinſel zu den Hochebenen ſich wie 20 zu 1 verhält, die mittlere Höhe der über dem Meere erhobenen Bodenfläche des ganzen Landes 500 Meter (1539 Fuß) betrage“. Das wäre allerdings das Doppelte der mittleren Höhe von Frankreich; ½ mehr als das ganze, in ſeinen nördlichen Theilen ſo ebene Deutſchland, doch beträchtlich weniger als Spanien. Kleinaſiens mittlere Bodenhöhe zu 500 Meter geſchätzt, kann gewiß (wie auch Peter von Tſchichatſcheff ſehr richtig bemerkt) nur als eine untere Grenzzahl betrachtet werden. Wir haben oben für die mittlere Höhe des ſüdlichen gebirgigen Theils von Deutſchland 920 Meter (2821 Fuß) gefunden: ohngefähr die Zahl, welche Laplace der mittleren Höhe aller Kontinente zuſchrieb. Der gebirgige Theil von China hat wenigſtens 54,400 Quadrat-Seemeilen. Mehrere Gipfel treten unter einer ſehr ſüdlichen Breite in die ewige Schneegrenze ein; doch kann die mittlere Höhe der geſammten Gruppirung, wenn man eine ſo beträchtliche Grundfläche annimmt, wohl nicht über 5—6000 Fuß veranſchlagt werden. Die Geſammtwirkung derſelben würde dann höchſtens 16 Toiſen betragen. An dieſe unſicheren Reſultate reihen ſich die faſt eben ſo unſicheren über die Hochebenen von Arabien, von Kandahar und Beludſchiſtan, wo das Plateau von Khelat 7800 Fuß Höhe erreichen ſoll, an. Während die Hochländer der Nilgherry (6360 Fuß) und von Myſore (3060 Fuß) verhältnißmäßig von kleinem Umfange ſind, füllt die von dem Oxus und Jaxartes durchſtrömte große Bucharei einen ſehr ungleich wellenförmigen Flächenraum von 240,000 Quadrat-Seemeilen aus. Die mittlere Höhe dieſer Maſſenerhebung, als Plateau berechnet, ſey 1020 Fuß: was mir nach den geſammelten wirklichen Meſſungen ſehr übertrieben ſcheint; und man erhält für die Geſammtwirkung dieſes großen Erdſtrichs doch erſt 180 Fuß. Wenn man nun für die urſprüngliche mittlere Höhe der aſiatiſchen Tiefländer 240 Fuß annimmt, ſo findet man bei Summirung der vorangehenden einzelnen Schätzungen die Höhe des Schwerpunktes von dem Volum des aſiatiſchen Feſtlandes zu 180 Toiſen oder 1080 Fuß. Dieſe Arbeit, die mich lange beſchäftigt hat, aber erſt vor zehn Jahren zum erſten Mal veröffentlicht worden iſt, kann nur als ein erſter Verſuch auf dem ſo ganz vernachläſſigten Felde der ſtereometriſchen Geognoſie betrachtet werden. Sie kann ihrer Natur nach nur annähernd Grenzzahlen darbieten; vielleicht aber den Weg zeigen, auf welchem man bei einer ſorgfältigeren Beſtimmung von Raum (Areal) und Höhe allmählig zu mehr geſicherten Reſultaten gelangen wird: Quadr.- Seemeilen Toiſen Fuß Aſien ... (1346000) .. 180 oder 1080 Südamerika . (571000) .. 177 ‒ 1062 Nordamerika . (607000) .. 117 ‒ 702 der ganze Neue Kontinent: (1178000) .. 146 ‒ 876 Europa .. (304000) .. 105 ‒ 630 Man erkennt in dieſen Zahlen eine große Bodenſenkung der Länder, oder vielmehr das geringere Gewicht (poids) der Erhebungen in den Nordgegenden von Europa und Amerika. Die Kontinuität der Senkung der Bodenfläche im Norden Aſiens wird aufgewogen durch die großen Anſchwellungen dieſes Kontinents zwiſchen den Parallelen von 28°½ und 45°. Ich wiederhole, daß Hochebenen von wenig auffallender Höhe wegen ihrer größeren Raum-Ausfüllung auf den Schwerpunkt mehr wirken als die ſchmalen Gebirgszüge; daß die Kulminations-Höhen dieſer unwichtig ſind im Vergleich mit der, ſchwerer zu ermittelnden Kammhöhe, hauteur moyenne des lignes de faîte. Der höchſte Gipfel der Pyrenäen, der Pic Nithou (10,722 F.), iſt 4087 F. niedriger als der Montblanc (14,809 F.), und doch iſt die Kammhöhe der Pyrenäen über 300 Fuß höher als die der Alpen. Die hervorſpringendſten Züge, welche das geologiſche Gemälde der großen Reliefs der Erde darbieten kann, treten in den Zahlen der vorſtehenden Tafel zu Tage. Sie bezeichnen zugleich die Gegenden der Oberfläche unſeres Planeten, wo die vulkaniſchen Kräfte des Inneren am mächtigſten gewirkt haben die äußere Rinde, ſey es im Ganzen oder ſporadiſch in einzelnen Gipfeln, zu heben. Ueber die 958,000 Quadrat-Seemeilen der Oberfläche Afrika’s, über Auſtralien und den Südpolar-Kontinent habe ich, aus leicht zu errathenden Gründen, mich aller Schätzungen enthalten müſſen. Es iſt aber nicht wahrſcheinlich, daß jene fehlenden Angaben dazu führen würden, den Schwerpunkt der Volume, die wir einer hypothetiſchen Rechnung unterworfen haben, anſehnlich zu verändern. Aus den von mir angegebenen Zahlen ſcheint hervorzugehen, daß die mittlere Höhe aller Feſtländer über dem Spiegel des Oceans nicht viel mehr als 157,8 Toiſen betrage. Das Beiſpiel Schwedens, deſſen theilweiſe und fortſchreitende Erhebung zuerſt durch Leopold von Buch genauer nachgewieſen wurde, könnte zu der Vermuthung führen, daß im Verlauf der Jahrhunderte dieſe mittlere Höhe nicht immer dieſelbe bleiben möchte; aber es ſcheint in der Bewegung der Erdrinde ein Erſatz durch partielle Hebungen einzutreten (z. B. in Grönland und im ſüdlichen Schonen); und da es ſich um den Schwerpunkt von Volumen ungeheurer Größe handelt, ſo müſſen die Aenderungen einiger kleinen, vereinzelten Maſſen in ihrer Geſammtwirkung unbedeutend werden. Eine der Schwierigkeiten, welche ſich der wünſchenswerthen Genauigkeit der von mir verſuchten Art ſtereometriſcher Beſtimmungen entgegenſtellen, iſt die große Ausdehnung von Landſtrecken, die man nicht in beſtimmte Grenzen einſchließen kann; und die nur theilweiſe gebirgig, d. h. wellenartig, gefurcht, aus Hügeln und Ebenen gemiſcht ſind: alſo doch im Ganzen Tiefländern zugehören. Die Wirkung dieſer Landſtrecken auf Erhebung des Schwerpunkts muß die ſeyn, zu vermehren, was ich die primitive Höhe der Ebenen genannt habe: geſchloſſen aus einzelnen, oft nicht zahlreichen, doch ſehr glaubwürdigen Meſſungen. Unterſucht man dieſe Quelle des Irrthums näher, ſo ſcheint ſie mir nicht fähig in den Endreſultaten eine ſehr beträchtliche Veränderung hervorzubringen. Die neue Karte von Frankreich, dieſes ſchöne Denkmal der vervollkommneten Geodäſie, liefert uns eine große Menge Koordinaten der Höhen-Erhebung, welche wellenförmig unebenen Gegenden angehören. Die eingetragenen Zahlen beweiſen, daß, wo die großen, volkreichen Städte in Furchen oder Flußthälern zuſammengedrängt ſind, die zwiſchen dieſen Furchen aufſteigenden Plateaus weit weniger Erhebung haben, als man ihnen beizumeſſen verſucht ſeyn möchte, wenn man z. B. ganz Lothringen durchreiſt und aus den Flußthälern aufſteigt. Die Zahlen, welche die Karte am häufigſten auf dem Gipfel der Hügel oder Plateaus darbietet, ſind: 235, 260, 270, ſelten 340 bis 400 Meter über der Meeresfläche; das iſt kaum 100 Meter mehr als die Höhe, welche wir in den vorhergehenden Berechnungen als die primitive mittlere Höhe Frankreichs in den Tiefländern angeſehen haben. Würden nun dieſe 100 Meter auf die Oberfläche von ganz Frankreich nach dem Areal der Grundfläche, über der ſie ſich erheben, vertheilt, ſo würden ſie 20 — 25 Meter betragen. Nehmen wir in Aſien eine Erdfläche von 524,000 Quadrat-Seemeilen an für China, Inner-Indien und die Niederungen zwiſchen dem Altai und dem Himmelsgebirge: ein Ländergebiet, das nicht in den Theilen des Kontinents begriffen iſt, über welche wir beſtimmte Angaben haben; nehmen wir ſelbſt an, dieſes wellenförmig gekrümmte Ländergebiet habe 70 Toiſen oder 420 Fuß mehr Höhe als die mittlere Höhe der Ebenen des aſiatiſchen Rußlands: ſo würde dieſes neue in die Rechnung aufgenommene Element den Schwerpunkt von ganz Aſien noch nicht um ⅐ höher legen. Dies wäre eine Veränderung, welche weit unter der wahrſcheinlichen Grenze der Fehler in den von uns verſuchten Beſtimmungen liegt. Es gibt Probleme, vor denen man nicht zurückſchrecken muß, wenn ſie eines der intereſſanteſten Elemente der phyſiſchen Geographie berühren. Nur durch die gewagte Veröffentlichung der erſten Annäherungen, nur durch Nachweiſung jetzt noch fehlender numeriſcher Data von Höhe und Ausdehnung iſt man ſicher die Aufmerkſamkeit auf einen wichtigen Gegenſtand hinzuziehen und eine befriedigendere Arbeit vorzubereiten. Betroffen über den großen Unterſchied des Ergebniſſes meiner Berechnungen und der Beſtimmung des Verfaſſers der Mécanique céleste, habe ich 1838, alſo ſchon 5 Jahre vor der erſten Veröffentlichung derſelben, meinen vieljährigen Freund Poiſſon befragt. Ich laſſe hier die Bemerkungen folgen, welche dieſer große Mathematiker die Gefälligkeit gehabt hat mir über den Gegenſtand mitzutheilen: „Laplace ſagt, die mittlere Tiefe des Meeres müſſe ein kleiner Bruchtheil von dem Ueberſchuſſe der halben großen Axe der Erde über ihre halbe kleine Axe ſeyn: einem Ueberſchuſſe, der ohngefähr 20,000 Meter beträgt. Die Data, auf die er ſich ſtützt, würden nicht genügen, um für das Verhältniß dieſer Tiefe zu dieſem Ueberſchuſſe beſtimmte Grenzen feſtzuſetzen; er könnte [Formel] und die Tiefe ohngefähr 500 Meter betragen u. ſ. w. Ich glaube nicht, daß dies der Theorie entgegen ſey. Der Verfaſſer ſagt auch, die mittlere Tiefe ſey von derſelben Ordnung als die mittlere Höhe der Kontinente, welche nicht 1000 Meter überſchreitet. Das Wort Ordnung läßt einen weiten Sinn zu; es ſoll nur bezeichnen: daß das Verhältniß der Tiefe zu dem Unterſchiede der beiden halben Axen kein großer Bruchwerth im Vergleich mit dem Verhältniſſe der Höhe zu eben dieſem Unterſchiede iſt; daß das erſtere Verhältniß z. B. nicht 10- oder 15mal das zweite ſeyn würde. Die Ausdrücke, deren ſich Laplace bedient hat, geſtatten, wie ich glaube, anzunehmen, daß das erſte Verhältniß das Zweifache, Dreifache, vielleicht Vierfache des zweiten ſey: immer vorausgeſetzt, daß die mittlere Höhe der Kontinente und die mittlere Tiefe der Meere beide im Verhältniß zu dem Ueberſchuſſe der einen halben Axe über die andere ſehr klein werden. Wenn ich in der Folge Gelegenheit habe mich mit dieſer Frage in theoretiſcher Beziehung zu beſchäftigen, ſo wird es mir, wie Du wohl vorausſetzen wirſt, um ſo erwünſchter ſeyn genauere Angaben geſammelt zu finden als die, welche unſer berühmter Lehrer hatte benutzen können.“ Wenn nun, wie ich wahrſcheinlich gemacht, die mittlere Höhe der Feſtländer nur 300 Meter beträgt, ſo iſt ſie, ſtatt der mittleren Tiefe der Meere nahe gleich zu ſeyn, wahrſcheinlich wenigſtens 5- bis 6mal kleiner. Man kann es wagen eine Grenze für das Minimum der mittleren Tiefe anzugeben; aber es fehlt gänzlich an Daten, um irgend eine Zahl mit Beſtimmtheit anzuſetzen. Laplace und Thomas Young glaubten anfangs aus der Theorie der Ebbe und Fluth herleiten zu können, daß die mittlere Tiefe des Oceans entweder 16,000 oder 4800 Meter (2,1 oder 0,6 geogr. Meilen, die Meile zu 3807 t ) betragen müſſe; aber der erſtere dieſer berühmten Männer hat dieſes Reſultat bald wieder aufgegeben. „Die Oberfläche des Erdſphäroids“, ſagt Laplace, „iſt beinahe die des Gleichgewichts, wenn ſie flüſſig würde. Daraus und aus dem Umſtande, daß das Meer große Feſtländer unbedeckt läßt, ſchließt man, daß es wenig tief ſeyn müſſe. Bei den Verſuchen, welche über die Temperatur-Abnahme des Meeres angeſtellt ſind, haben Sabine, Lenz, Wauchope und Beechey bis zu 900—1000 Metern das Senkblei ausgeworfen, ohne Grund zu finden. Ein ſehr unterrichteter Seefahrer, Kapitän Bérard, iſt dahin gelangt, „mit einer ſeidenen Schnur von einem Millimeter Durchmeſſer, welche ein einzelner Menſch leicht handhabte, bis in 2600 Meter (8004 Fuß) Tiefe den Meeresgrund zu meſſen, was damals noch nicht geſchehen war“. Das ſind 180 Meter weniger als die Höhe des Canigou, und dabei fällt das Senkblei nicht rein lothrecht. Herr de Teſſan, der neue, ſehr ſcharfſinnige Mittel zur Tiefe-Meſſung mit explodirenden Bomben vorgeſchlagen hat, glaubte ſelbſt zu erweiſen, daß es unmöglich iſt mit einer Lothleine bis in Tiefen von 4—5000 Metern zu gelangen: welches das Maximum der Tiefe iſt, das Daubuiſſon für die Abgründe des Oceans anzunehmen geneigt war. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika, welche in der neueren Zeit ſich ſo rühmlich beſtrebt hat alles, was auf Aſtronomie und phyſikaliſche Erdbeſchreibung Bezug hat, zu befördern, hat ſeit 1850, nach Anleitung des verdienſtvollen Lieutenant Maury, durch das Bureau of Ordonance and Hydrography auch die Tiefen der Meere als einen beſonderen Gegenſtand der Erforſchung auf Staatsſchiffen angeordnet. Die Kapitäne Barron, Platt, Walſh und Taylor haben ſich durch ihre Thätigkeit in dieſer Hinſicht beſonders ausgezeichnet. Goldsborough, auf der Ueberfahrt von Rio Janeiro nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, ſondirte 17,450 Fuß tief in Br. 27° ſüdl. und Lg. 31° 20′ W.; Barron (Mai 1851) auf dem John Adams 27,161 Fuß in Br. 32° 6′ nördl., Lg. 47° 7′ W.; Lieut. Walſh Nov. 1849 auf dem Schooner Taney 32,086 Fuß in Br. 31° 59′ nördl., Lg. 61° 3′ W. Alle dieſe Tiefen ſind weit übertroffen worden durch die Soundings des Kapitän Denham von der königlich britanniſchen Marine, Befehlshabers des Herald, welcher am 30. Oktober 1852 nach einem Berichte des Oberſten Sabine den Meeresboden erſt in 7706 fathoms oder 43,380 par. Fuß Tiefe erreichte, in Br. 36° 49′ ſüdl. und Lg. 39° 26′ W. Dieſe Tiefe iſt faſt 17,000 Fuß größer als die Höhe des Kintſchindjinga, des höchſten wohlgemeſſenen Gipfels des Himalaya-Gebirges, den wir ſeit Joſeph Hookers tibetaniſcher Reiſe kennen. Der Kintſchindjinga (26,438 Fuß) iſt alſo über dieſem tiefſten Punkte der Erdoberfläche 11,636 Toiſen (69,816 Fuß), etwas über drei geographiſche Meilen, erhaben. Auf der Mond-Oberfläche iſt in den zwei höchſten Bergen, Dörfel und Leibnitz, dieſer Unterſchied zwiſchen dem Maximum der Erhebung und den Mond-Ebenen, ſogenannten Meeren, nur 3800 Toiſen oder eine geographiſche Meile. Die Anſchwellung der Aequatorial-Gegend des Erdſphäroids beträgt kaum das Doppelte der eben angegebenen abſoluten Höhe (11,636 Toiſen) eines Gipfelpunktes des Kintſchindjinga über dem niedrigſten jetzt bekannten Punkte des Meeresbodens. Der Unterſchied der Aequatorial- und Polar-Durchmeſſer iſt nämlich 1716,9—1713,1 geogr. Meilen (jede zu 3807,23 Toiſen oder 22,843 par. Fuß Länge gerechnet). Vergleichungen poſitiver und negativer Höhen ſtellten auch ſchon die alexandriniſchen Philoſophen an, wie Cleomedes und Plutarch uns lehren. Der letztere ſagt ausdrücklich im Leben des Aemilius Paulus (cap. 25), wo er der Bergmeſſung des Olympus durch Xenagoras und der von ihm dort eingegrabenen Inſchrift erwähnt: „die Geometer glauben, daß kein Berg höher und kein Meer tiefer als 10 Stadien ſey“. Cleomedes ſtellt dieſelbe Vergleichung der poſitiven und negativen Höhen an, ſetzt aber die Maxima der Höhen und Tiefen zu 15 Stadien (etwas über 8500 Fuß) an; „denn die“, ſagt er, „welche an der Kugelgeſtalt der Erde zweifeln wegen der Höhlungen des Meeres(bodens) und der Erhebungen der Berge, urtheilen unvernünftig: denn es gibt keinen Berg, der ſenkrecht mehr als 15 Stadien (1410 Toiſen) hat; und das iſt auch die Tiefe des Oceans.“ Die, gewiß ſehr alte und zum Theil richtige Sage der Seeleute: daß das Meer am tiefſten iſt, wo die Küſte ſich ſehr ſteil und hoch erhebt; kann wohl ſchon früh zu einer ſolchen dogmatiſchen Verallgemeinerung der Begriffe über Gebirgshöhen und Meerestiefen beigetragen haben.