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Alexander von Humboldt: „Ueber die mittlere Höhe der Kontinente“, in: ders., Sämtliche Schriften digital, herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich, Universität Bern 2021. URL: <https://humboldt.unibe.ch/text/1842-Versuch_die_mittlere-10-neu> [abgerufen am 23.04.2024].

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Permalink:
https://humboldt.unibe.ch/text/1842-Versuch_die_mittlere-10-neu
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Titel Ueber die mittlere Höhe der Kontinente
Jahr 1855
Ort Hildburghausen; New York City, New York
Nachweis
in: Meyer’s Volksbibliothek für Länder-, Völker- und Naturkunde, 102 Bände, Hildburghausen/New York: Herrmann J. Meyer [ca. 1853–1855], Band 84 ([ca. 1855]), S. [5]–42.
Sprache Deutsch
Typografischer Befund Fraktur; Antiqua für Fremdsprachiges; Auszeichnung: Sperrung; Fußnoten mit Asterisken; Tabellensatz; Formelsatz; Besonderes: geschwungene Bruchstriche.
Identifikation
Textnummer Druckausgabe: VI.24
Dateiname: 1842-Versuch_die_mittlere-10-neu
Statistiken
Seitenanzahl: 38
Zeichenanzahl: 70920

Weitere Fassungen
Versuch die mittlere Höhe der Continente zu bestimmen (Berlin, 1842, Deutsch)
Versuch einer Bestimmung der mittleren Höhe der Continente (Berlin, 1842, Deutsch)
Versuch, die mittlere Höhe der Kontinente zu bestimmen (Berlin, 1842, Deutsch)
A. v. Humboldts Versuch die mittlere Höhe der Continente zu bestimmen (Augsburg, 1842, Deutsch)
Versuch die mittlere Höhe der Continente zu bestimmen (Leipzig, 1842, Deutsch)
Extrait d’un mémoire de M. le baron de Humboldt ayant pour titre: Essai d’une détermination de la hauteur moyenne des Continents (Paris, 1842, Französisch)
Physique du globe (Paris, 1843, Französisch)
An Attempt to determine the mean height of Continents (Edinburgh, 1843, Englisch)
Saggio di una determinazione dell’ altezza media de’ continenti. Memoria letta all’ Accademia delle Scienze di Berlino (Neapel, 1843, Italienisch)
Ueber die mittlere Höhe der Kontinente (Hildburghausen; New York City, New York, 1855, Deutsch)
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Ueber die mittlere Höhe derKontinente.

(Von Al. v. Humboldt.) Wenn die abſolute Erhebung der Berggipfel, d. i.der kulminirenden Punkte, welche ſich über das Tieflandund deſſen meiſt aufgerichtete Geſteinſchichten zerſtreut fin-den, im Ganzen dem Geologen weniger Intereſſe darbietet,als der Volksglaube es vorausſetzt; ſo iſt dies doch nichtder Fall mit den Beſtimmungen des Volums der Ge-birgsrücken und Bergketten, verglichen mit der Ober-flächen-Ausdehnung der Tiefländer. Dieſer Theilder Gebirgskunde, über welchen eine große Zahl von mirſeit dem Jahre 1805 veröffentlichter ſenkrechter Durch-ſchnitte ganzer Länder einiges Licht verbreitet haben, iſtwenig bearbeitet, und doch nicht ohne Wichtigkeit für Un-terſuchungen aus der höheren Geodäſie und für die Er-gründung der Konſtitution des Erdſphäroids. Laplacehat in ſeiner Mécanique céleste gezeigt: „wie die Ueber-einſtimmungen der Reſultate der Pendel-Verſuche mit der-jenigen Abplattung, welche aus der Meſſung der Erdgradeund den Ungleichheiten des Mondes ſich ergibt, deutlichſtbeweiſt, daß die Oberfläche des Erdſphäroids, wenn ſieganz flüſſig wäre, ſehr nahe die des vollkommenen Gleich-gewichts ſeyn würde. Daraus und aus dem Umſtande, |6| daß das Meer große Feſtländer unbedeckt läßt, ſchließtman, daß es wenig tief ſeyn müſſe; und daß ſeine mittlereTiefe von derſelben Ordnung ſey als die mittlere Höheder Kontinente und Inſeln über ſeiner Oberfläche:eine Höhe, die nicht 1000 Meter (513 Toiſen) überſteigt.Dieſe Höhe iſt folglich ein kleiner Bruchtheil von dem,nicht über 20,000 Meter (10,261 Toiſen) betragenden,Ueberſchuſſe der halben Aequatorial- über die halbe Polar-Axe. Eben ſo wie hohe Berge einige Theile der Konti-nente bedecken, kann es auch große Aushöhlungen in demBecken der Meere geben; aber es iſt zu glauben, daß ihre Tiefe geringer als die Erhebung der hohenBerge ſey: indem der Schlamm der Flüſſe und die Ueber-reſte der Seethiere, welche die Strömungen fortgeführt,mit der Zeit dieſe großen Höhlungen haben ausfüllenmüſſen“. Dies ſind die Worte des großen, mir ſo vieleJahre perſönlich befreundeten Mathematikers. Die mittlere Höhe der Kontinente und Inſeln, wel-che, wie ich glaube zeigen zu können, bisher um Vieles zugroß angenommen worden iſt, hängt weniger von kulmi-nirenden Punkten, von den Pics oder domförmigen, mitewigem Schnee bedeckten Gipfeln, welche die allgemeineNeugierde in ſo hohem Maße auf ſich ziehn; als vonder allgemeinen Geſtaltung der Bodenfläche, von jenenſanftwelligen Hochebenen mit alternirenden Abhängen undNeigungs-Flächen ab, die durch ihre Ausdehnung undMaſſe auf die Lage der mittleren Oberfläche ein-wirken. Eine ſolche iſt die Höhe der Ebene, welche durchden Schwerpunkt des Volums der Kontinente geht;einen Schwerpunkt, der ſehr verſchieden iſt von dem Schwer-punkte der Maſſe, weil der ſich über die Oberfläche derMeere erhebende Theil des Feſten nicht von einer gleich-artigen Dichte und Bildung iſt. Die Geologie hat ihre numeriſchen Elemente wie alle Wiſſenſchaften, welchedie Geſtaltung und Ausdehnung der Gebirgsketten undWaſſerbecken, die Vertheilung der organiſchen Weſen, ja |7| die Urſachen behandeln, welche die Klimate, d. i. die Krüm-mungen der iſothermen Linien, modificiren. Die exak-ten Wiſſenſchaften ſind nur in dem Maße fortgeſchritten,als man endlich angefangen die Naturerſcheinungen inihrer Geſammtheit zu betrachten; und ſo allmählig auf-gehört hat: hier den kulminirenden Punkten, dievereinzelt eine Linie hoher Gipfel bilden; dort den Tem-peratur-Extremen, welche das Thermometer einigeTage im Jahre erreicht, eine große Wichtigkeit beizulegen. Wir beſitzen für die britiſchen Inſeln, für Deutſch-land, die Schweiz, Frankreich und Skandinavien Tauſendegeodätiſch oder barometriſch gemeſſener Höhen; aber dieſeHöhen ſind leider ſehr ungleich vertheilt. Keine Arbeitiſt in der Abſicht unternommen, um vorzugsweiſe, fürFrankreich und Deutſchland, nach Quadratmeilen die Aus-dehnung derjenigen Ebenen zu berechnen, die nicht viel5—600 Fuß abſoluter Höhe überſteigen; um die Punkte,deren Höhen-Koordinate man ergründen will, nachgleichen Abſtänden zu vertheilen, und ſich ſo zu einemallgemeineren Reſultat zu erheben: d. i. zu der Beſtim-mung des Schwerpunktes des Volums der Länder,welche in dem gegenwärtigen Zuſtande unſeres Planetenhöher als die Oberfläche des Oceans liegen. Immer warman vorzugsweiſe mit den Gebirgen, nicht mit dem Tief-lande beſchäftigt. Die Ebenen, welche ſich zu beiden Sei-ten des Amazonenfluſſes bis zum Fuße der Cordillera delos Andes ausdehnen, würden wahrſcheinlich kaum um 80Toiſen erhoben werden, wenn man die Maſſe der Kor-dilleren, welche zwar ſehr hoch, aber ſtellenweiſe mauer-artig ſchmal ſind, gleichförmig auf Ebenen von 437,000Quadrat-Seemeilen *) Oberfläche vertheilte, die beinaheum \( \frac{2}{7} \) den Flächenraum von ganz Europa übertreffen.
*) Unter der Angabe von Quadrat-Seemeilen ſind hier zuverſtehen, wie in allen meinen franzöſiſch geſchriebenen Werken:die Quadrate von franzöſiſchen lieues marines, deren 20 auf
|8| Die Erhöhung der Tiefländer Aſiens, wenn man ſieeinem analogen Verfahren unterwürfe, würde zu gleicherZeit abhangen von den ausgedehnten Plateaus des Gobi,Oſt-Tibets und Ladaks; wie von den mächtigen Gebirgs-ſyſtemen, welche in dieſem Welttheil das Gerüſt der Erd-kugel ſüdlich vom 44. Parallelkreis und öſtlich vom Me-ridian des Baikal-Sees bilden. Das geſammte aſiatiſcheRußland hat eine Oberfläche, welche die von Frankreichum das 17fache übertrifft, und beinahe das 3fache vondem Flächenraume des Tieflandes (Savannen) zwiſchenden Alleghanies und den Rocky Mountains *) ausmacht.Schätzt man, was nicht übertrieben erſcheint, die ſibiri-ſchen Ebenen, die nur eine mittlere Höhe von 240—260Fuß über dem Meeresſpiegel haben, auf 400,000 Quadrat-Seemeilen; und nimmt man für die mittlere Höhe desdurch ſeine Ausdehnung ſo wichtigen Plateaus des Gobi,nach Analogie der von Fuß und Bunge durchreiſten Theilezwiſchen Irkutſk, Ergi und Peking, höchſtens 4000 Fuß(1285 Met.) an: ſo würden die 42,000 Quadrat-Seemei-len des Gobi-Plateaus, auf die ſibiriſchen Niederungenvertheilt, dieſe nur um 70 Toiſen erhöhen; die Wirkungauf den, zu 1,346,000 Quadrat-Seemeilen beſtimmten Flä-
einen Aequatorial-Grad gehen. Da derſelbe Aequatorial-Gradbekanntlich 15 geographiſche Meilen zählt, ſo iſt 1 lieuemarine carrée = 0,5649 geographiſchen Quadratmeilen. Einegeographiſche Quadratmeile iſt = 1,77 lieue carrée marine. *) Ich habe an einem anderen Orte (Relat. hist. lil. S.164 und 180) die Grundlagen dieſer Vergleichungen angegeben.Folgendes ſind die Hauptdata, auf Quadrat-Seemeilen gebracht:Frankreich mit Korſika 17,100, Deutſchland 21,300, aſtatiſchesRußland 465,000 (die Oberfläche des ruſſiſchen Reichs iſt etwasgrößer als die Oberfläche des der Erde ſichtbaren Theils des Mon-des), Europa bis zum Ural 304 000, Vereinigte Staaten zwiſchenden Alleghanies und dem Miſſiſſippi 50,600, zwiſchen dem Miſ-ſiſſippi und den Rocky Mountains 72,500; Angaben, die alsProportional-Zahlen hinlänglich genau ſind.
|9| chenraum von ganz Aſien würde, gar kaum 20 Toiſen be-tragen. Der aſiatiſche Kontinent iſt von einer ſo mäch-tigen Größe, daß er, ob er gleich nicht den Aequator er-reicht, doch an Flächeninhalt ſowohl den des ganzen NeuenKontinents, wie auch den von Europa und Afrika zuſam-mengenommen übertrifft. Deshalb würde die Geſammt-wirkung in Zunahme an Höhe oder kontinentaler An-ſchwellung, welche der Kaukaſus, der Hindu-Kho und derTaurus, das den Ararat zwiſchen Erzerum und Tabrizumgebende Plateau, die Maſſenerhebung Perſiens, derUral und Altai durch Vertheilung hervorbringen könn-ten; wahrſcheinlich noch nicht 18—19 Toiſen erreichen.
Solche Reſultate, auf eine kleine Anzahl zuverläſſi-ger Data gegründet, gewähren allerdings nur Grenz-zahlen; aber da ich gefliſſentlich immer ſehr hohe Wer-the, ſowohl für den Kubikinhalt der Gebirgsketten undHochebenen (Bodenanſchwellungen, wie der Gobi), als fürdas Areal annehme, das beide bedecken: ſo glaube ich indem numeriſchen Endreſultat ſo gewagter Angaben micheher der oberen Grenze, der des Maximums, als derunteren genähert zu haben. Allerdings ſind die Bergket-ken des Himalaya und Kuen-lün, wie die Plateaus von1800 Toiſen Höhe, die den Zwiſchenraum zwiſchen dieſenzwei Ketten von der großen Beugung des Fluſſes vonTibet (Yaru-Dzangbo-Tſchu) bis zu dem Konvergenz-punkte beider Ketten in dem Knoten des Bolor und Thſung-ling bilden, diejenigen Erdſtriche, welche die meiſte Maſſeenthalten. Der, nicht, wie man lange gefabelt hat, miteiner Hochebene, ſondern mit vielen ſchmalen Bergkettenund Berggittern ausgefüllte Raum zwiſchen dem Hima-laya und Kuen-lün umfaßt 5—7 Breitengrade; und dochkann die Wirkung dieſer Anſchwellung (wahrſcheinlich dermaſſenhaft größten der Erdoberfläche) auf ganz Aſien wohlnicht auf mehr als 56 Toiſen angeſchlagen werden. Maniſt, wenn man nicht neben den Verhältniſſen der Höhe diedes Areals ſcharf in’s Auge faßt, verwundert, den Schwer- |10| punkt des Volums von Ländern, von denen ein Theilſo weit über die jetzige Oberfläche der Meere erhobeniſt, nicht mehr ſteigen zu ſehen. Wenn die niederen Ebenen in Aſien nur das dritteTheil der geſammten Oberfläche dieſes Kontinents bilden,ſo iſt eine ſolche Erſcheinung zuſammenhangender, gras-bewachſener Ebenen noch überraſchender im Norden undSüdoſten des Neuen Kontinents. Von Labrador und Ka-nada bis zum mexikaniſchen Meerbuſen bilden ſie eine faſtununterbrochene Fläche. Die fruchtbare, vielbewohnteMiſſiſſippi-Niederung iſt allerdings zweimal ſo hoch alsdie lombardiſche Niederung; doch wird ihre mittlere Bo-denhöhe über dem Meeresſpiegel von Nicollet nur zu 400bis 600 Fuß geſchätzt. Zwiſchen den Parallelkreiſen von47° und 48° findet ſich zwar eine Anſchwellung (die Miſ-ſabey-Höhen), welche die Waſſerſcheide zwiſchen der Hud-ſonsbai und dem mexikaniſchen Meerbuſen bildet; aberdieſe ſchmale Hügelkette erreicht kaum 1500 Fuß. InSüdamerika hangen die Pampas von Buenos Ayres durchdie Llanos des Chaco und des Rio Meta mit den Ebenen (Llanos) von Venezuela zuſammen. Die nördlichſten undſüdlichſten dieſer Ebenen ſind mit geſelligen Gräſernund Kräutern aus der Gruppe der Leguminoſen bedeckt,während die Mitte, welche das Bette des Amazonenſtro-mes bezeichnet, mit undurchdringlicher Waldung überzogeniſt. Durch die Richtung, welche die Ebenen (Savannes,Prairies, Llanos, Pampas) des Neuen Kontinents vonNorden nach Süden nehmen, von den Mündungen desKupferminen- und Mackenziefluſſes bis zu dem Archipeldes Feuerlandes, iſt die merkwürdige Erſcheinung verwirk-licht, daß ſie in der mittleren Gegend Palmen und Bam-buſaceen (ſchon in der Louiſiana die hoch anſtrebendenGrasgattungen Ludolfia und Miegia) nähren, und in denExtremen mit Schnee und Eis bedeckt ſind. Es ſind 580 lieues marines oder 435 geographiſche Meilen in geraderLinie von Macapa am Ausfluß des Amazonenſtroms bis |11| zum öſtlichen Abfall der Cordillera de los Andes, ge-nau unter dem Aequator. In dieſem ganzen Raumehaben die Ebenen ein ſo ſanftes Anſteigen (unter einemWinkel von 25 Sekunden), daß ich in der ProvinzJaen de Bracamoros die Ebenen des Amazonenfluſſes beiChamaya nur 225 Toiſen (438 Metres), bei Tomependanur 207 Toiſen (403 Metres) erhaben über den Spie-gel des Oceans gefunden habe; und doch nenne ich hierzwei dem Oſtabfalle der Andeskette am nächſten liegendePunkte. Unter dem Parallelkreiſe von 5° Süd, vonJaen de Bracamoros bis zum Vorgebirge von SanRoque in der braſilianiſchen Provinz Rio Grande doNorte, bietet Amerika in ſeiner größten Ausdehnungsbreiteeine Ebene von 880 lieues (660 geographiſche Meilen)Länge von Oſten nach Weſten, und einen Abfall von nur1,41 Fuß auf die franzöſiſche Seemeile, oder 1,88 Fuß aufdie geographiſche Meile dar. Ich habe dieſe allgemeinen Betrachtungen, durch ein-zelne Beiſpiele erläutert, voranſchicken wollen, um nunfür jede große Kontinental-Maſſe abgeſondert die Wahr-ſcheinlichkeit der mittleren Höhen-Beſtimmungen zu recht-fertigen, bei denen ich ſtehen bleibe und die um 2/3 vonder Laplaciſchen Angabe verſchieden ſind. Bei dem jetzi-gen Zuſtande der vorhandenen Materialien ſchien es miram rathſamſten zu ſeyn eine Bergkette als ein dreiſeitigesPrisma zu betrachten, deſſen als Grundfläche dienende Seiten-flächen die Area iſt, welche die ganze Kette einnimmt odergleichſam bedeckt. Die dritte Kante des Prismas iſt überdieſe Seitenfläche um eine Größe erhoben, die ich nachder mittleren Höhe der Uebergänge über den Gebirgskamm(der Bergpäſſe und der Plateaus über der Meeresfläche)beſtimme, welche die verſchiedenen Glieder der Kette tren-nen. Die Operation der Schätzung iſt alſo dieſe: es wer-den zuerſt die Maſſen betrachtet, welche vermöge ihrerſtetigen Fortſetzung (Kontinuität) als Ketten oder Hoch-ebenen ſich in beſtimmte Grenzen einſchließen laſſen; und |12| die Wirkung berechnet, welche jene Maſſen auf das ganzeAreal des Landes ausüben können: d. h. es wird die Zahlder Toiſen oder Fuße geſucht, um welche die Oberflächeerhöht (gehoben) werden würde, wenn man das Volumder Ketten oder der Plateaus auf die Niederungen gleich-mäßig vertheilte. Da nun aber die letzteren ſchon einegewiſſe Erhebung über die Meeresfläche haben, ſo mußman nachträglich auch ihre Rückwirkung auf die Area oder Grundfläche der Bergketten und Hochebenen angeben.Dieſe Wirkung, aus deren Vernachläſſigung eine Verklei-nerung des Reſultats der mittleren Kontinental-Höhe ent-ſtehen würde, iſt gewöhnlich ſehr unbedeutend; ſie iſt einekleine Berichtigung, die man bei der Erhebung der primitiven Höhe unmittelbar anbringt. Wenn die Ket-ten (die Pyrenäen, die Alpen-Syſteme, der Hindu-Kho)wie liegende dreiſeitige Prismen berechnet werden; ſo ſinddagegen die Plateaus (der Gobi, das weſtliche Perſien,das von den Bergketten des Himalaya und Kuen-lün be-grenzte Tibet) wie aufrecht ſtehende Prismen betrachtetworden, ohne Beachtung der Seiten-Abfälle gegen dieRänder der Plateaus. Nach der Beſtimmung der Gebirgs-ketten und der Hochebenen, welche eine Einſchließung inhinreichend beſtimmte Grenzen zulaſſen, bleiben bedeutendeFlächenräume übrig, die weder Ebenen, noch fortlaufendeHöhenzüge ſind. Die Wirkung ſolcher wellenförmigenBodengeſtaltung, dieſer ſich in die Gebirgsländer hinein-ziehenden Niederungen, iſt ſchwierig zu ſchätzen. Kommtes jedoch bloß darauf an Grenzzahlen (nombres limites), das wahrſcheinliche Maximum des Total-Effekts, zu be-ſtimmen; ſo können einfache Induktionen, auf die Analogiedirekter geodätiſcher oder barometriſcher Meſſungen gegrün-det, einigermaßen zum Anhalt dienen. Ich habe geglaubt, daß eine Arbeit dieſer Art beidem Leſer nur in ſo weit eine eigne Ueberzeugung erwir-ken könne, als man ihn in den Stand ſetzt den Wertheinzelner Angaben zu beurtheilen. Ich biete hier einen |13| erſten Verſuch dar; die Vervollſtändigung wird erfolgen,wenn unſre hypſometriſchen Kenntniſſe an Ausdehnungund Beſtimmtheit allmählig gewinnen werden. Der großeMathematiker, deſſen Aufmunterung ſo mächtig auf meineForſchungen in der allgemeinen Naturlehre eingewirkt, hat,wie im Eingange dieſer Abhandlung bereits bemerkt wor-den iſt, die mittlere Höhe der Kontinente zu 1000Metern (3078 Fuß) angenommen. Er hat wahrſcheinlich,Kammhöhe und Berggipfel verwechſelnd, die mittlereHöhe der Gebirge und ihre Maſſe (den Raum, welchenſie ausfüllen) überſchätzt. Es kommt hier darauf an,nach der Geſammtheit der in dieſer Abhandlung dargebo-tenen Kombinationen zu unterſuchen, ob das wahrſchein-lichere Reſultat die äußerſte Grenze von 300 Me-tern (924 Fuß) überſchreitet.

I. Europa.

Ehe wir eine Beſtimmung für das geſammte Europa wa-gen, müſſen wir einen Blick auf das Areal von Frankreichallein (17,100 Quadrat-Seemeilen) werfen. Die Pyrenäennehmen nach den genauen Unterſuchungen des ſchweizeriſchenBerghauptmanns von Charpentier 768 ſolcher Quadrat-See-meilen (430 geogr. Quadratmeilen) ein. Obgleich die mittlereHöhe des Kammes der Pyrenäen 1250 Toiſen (2437 Meter)beträgt, ſo werde ich doch, nach dem Rathe des kompeten-teſten Richters in dieſer lokalen geognoſtiſchen Angelegen-heit, Elie de Beaumont, bei 800 Toiſen (1560 Metern)Höhe ſtehen bleiben, wegen der Aushöhlungen des Pris-mas, welche lange und ſehr tiefe Querthäler verurſachen.Die Maſſe der Pyrenäen-Kette, wenn man ſie auf dieOberfläche des ganzen Frankreichs vertheilte, würde dieſeum 18 Toiſen (35 Meter) erhöhen. Nach der Meinungdes berühmten Geologen, den ich eben genannt, muß die |14| vereinigte Wirkung der franzöſiſchen Alpen, des franzöſi-ſchen Jura und der Vogeſen die der Pyrenäen um dieHöhe einiger Toiſen überſteigen; die Wirkung der Pla-teaus des Limouſin, der Auvergne, der Cevennen, desAveiron, Forez, Morvan und der Côte d’Or muß wenig-ſtens der der Pyrenäen gleichkommen. Vielleicht einSechstel oder ein Achtel der Oberfläche von Frankreich iſtmit Plateaus (abwechſelnden Boden-Anſchwellungen) von3—400 Toiſen Erhebung bedeckt. Sie werden von ſehrengen Thälern durchſchnitten. Man würde nur in den Hauptthälern, und ziemlich weit von ihrem Urſprung,Punkte finden, die weniger als 140 Toiſen erhöht wären.Lyon, im Niveau der Rhone, hat allerdings nur 83 Toi-ſen Höhe; aber die Ebenen der Breſſe betragen über 150Toiſen. Die Geſammtheit dieſer kubiſchen Maſſen-Be-ſtimmung macht es wahrſcheinlich, daß, wenn man für die primitive Höhe der Ebenen 80 Toiſen (156 Meter) an-nimmt, man für den Schwerpunkt des Volums von Frank-reich 136—140 Toiſen (265—273 Meter) über den jetzi-gen Spiegel des Oceans erhalten wird. Dieſe Verhält-niſſe zeigen ſich noch auffallender, wenn man von einemeinzelnen Lande, wie Frankreich, zu dem ganzen Kontinentübergeht. Europa, im Oſten durch die Ural-Kette begrenzt,hat 304,000 Quadrat-Seemeilen (170,240 geogr. Quadrat-Meilen). Die Wirkung der Pyrenäen-Kette würde auf Eu-ropa kaum 6 Fuß Erhöhung betragen. Die Alpen habenim Meridian des comer Sees und von Baſſano 36—40Seemeilen Breite, an anderen Punkten der Bergkette er-reicht ihre Breite kaum 15 dieſer Meilen. Nimmt mannun die Grundfläche des ganzen Alpen-Syſtems, der weſt-lichen (grajiſchen, kottiſchen und Meer-Alpen), die faſtvon Nord nach Süd gerichtet ſind, und der öſtlichen(trientiner, karniſchen und juliſchen), zu 2700 Quadrat-Seemeilen an; und ſetzt man, wegen der Quer- und Län-genthäler, bloß 800 Toiſen mittlerer Höhe, ſo findet manals Effekt der Alpen 3 t ,5. |15| Um zwei benachbarte Länder, Frankreich und Deutſch-land, unter dem Geſichtspunkt der ſtereometriſchen Geo-gnoſie vergleichen zu können, beginne ich mit einem klei-nen Raume, Thüringen, das mit dem Harz genauerals irgend ein anderer Theil unſeres Vaterlandes unter-ſucht worden iſt; und ſchreite dann zu einer allgemeinenUeberſicht des Areals von Deutſchland. Ein vortrefflicherBeobachter, Herr von Hoff, hat auf einer Oberfläche vonnahe 400 Quadrat-Seemeilen die Höhe von 1076 Punk-ten beſtimmt, und in dieſer, größtentheils gebirgigen Ge-gend von Thüringen nur 166 Toiſen (323 Meter) für dieErhebung des Schwerpunkts von dem Volum der überdem jetzigen Niveau der Oſtſee gelegenen Länder gefunden(Höhen-Meſſungen in und um Thüringen, ge-ſammelt von K. E. A. v. Hoff, 1833, S. 118). Seinbarometriſches Nivellement war durch die Sternwarte aufdem Seeberg, durch den Inſelsberg, Brocken und die Sta-tion des Hohen-Hagen mit den trigonometriſchen Opera-tionen von Gauß und Encke verbunden worden. Da indieſer intereſſanten Arbeit jede Quadrat-Seemeile 2\( \frac{7}{10} \) gemeſſene Höhen darbot und dieſe Meſſungen ziemlichgleichmäßig vertheilt ſind, ſo hatte ich, ſeit meiner Her-ausgabe von Länder-Profilen mit dieſem Gegenſtande be-ſchäftigt, Herrn von Hoff aufgefordert die Beſtimmungder mittleren Höhe des durchforſchten Landes zu ver-ſuchen. Das einzelne Reſultat von Thüringen, eine mitt-lere Höhe von 166 Toiſen (996 Fuß), überſteigt das all-gemeine Reſultat, an welches ich mich für alle Kontinentehalte, nur um 8 Toiſen (48 Fuß). Die den Meſſungendes Herrn von Hoff unterworfene Gegend umfaßt dieBergkette des thüringer Waldes, deſſen Kammhöhe 350Toiſen beträgt. Der Boden des tiefſten Thales (des derUnſtrut) liegt 60—100 Toiſen über dem Spiegel der Oſt-ſee (Jena 67 t , Weimar 108 t , Gotha 158 t ). Sieben Pro-file ſtellen die Boden-Geſtaltung dieſer merkwürdigen Ge-gend dar, in welcher ſich der große Beerberg zu 510 Toi- |16| ſen (3064 Fuß), der Inſelsberg zu 476 Toiſen (2856 Fuß)erheben. Mit dieſer, ſehr im Einzelnen durchforſchten GegendThüringens wollen wir nun im ſüdlichen Deutſchlandzwiſchen den Alpen und der Donau die große bayeriſch-ſchwäbiſche Hochebene, wie die mittlere Höhe derBodenfläche der inneren Schweiz zwiſchen dem gen-fer und konſtanzer See vergleichen. Die Reſultate überdie mittlere Höhe beider Hochebenen verdanke ich denfreundſchaftlichen Mittheilungen zweier ebenſo unermüdetthätiger als kenntnißvoller Naturforſcher, Herrmann undAdolph Schlagintweit. Für die Grenzen der bayeriſch-ſchwäbiſchen Hoch-ebene ſetzen wir im Norden den Lauf der Donau; gegenOſten die Salzach und den Lauf des Inns unter ihremZuſammenfluß; gegen Süden den Chiemſee bei Roſen-heim, den Staffelſee bei Murnau und den Bodenſee; ge-gen Weſten die rauhe Alp und Ulm (1455 Fuß). Flä-cheninhalt etwas über 200 geographiſche Quadratmeilen;mittlere Höhe des Hochlandes nach ſorgfältiger Zuſam-menſtellung der gemeſſenen Punkte: 1350 Fuß (ohngefähr220 Fuß weniger als die Höhe von München). Den niederen Theil der Schweiz, ein meiſt bergloſes,von Südweſt gegen Nordoſt hingeſtrecktes, Hochland bil-dend, zwiſchen den Alpen und dem Jura, denken wir unsbegrenzt gegen Weſten von dem genfer (1154 Fuß) undneufchateller (1339 Fuß) See, und der Aar bis zu ihremEinfluſſe in den Rhein; gegen Oſten durch eine Linie, diemau führt durch Vevay, Freiburg (1653 Fuß), den thu-ner (1713 Fuß), zuger, zürcher (1258 Fuß) und Boden-ſee (1225 Fuß). Meſſungen geben für die mittlere Höheder ſchweizer ebenen Gegend 1380 Fuß: ſehr wenig ver-ſchieden von der bayeriſch-ſchwäbiſchen Hochebene. Zieg-lers treffliche Sammlung abſoluter Höhen derSchweiz (1853) enthält an 14,000 Beſtimmungen. Von der hypſometriſchen Betrachtung kleiner Regio- |17| nen gehen wir nun auf das Ganze über. Als die Maſ-ſen-Erhebungs-Karte Deutſchlands, die mühe-volle Arbeit des Lieutenants und Ingenieur-Geographen Wolff, erſchien, forderte ich dieſen ausgezeichneten Mannauf, zur Erweiterung meiner Arbeit über die mittlereHöhe der Kontinente die Konſtruktion ſeiner mit ſo vielemFleiße ausgearbeiteten Karte zu benutzen, um die mittlereBoden-Erhebung Deutſchlands nach den von ihm geſam-melten Materialien ſo vieler tauſend Höhen genau zuberechnen. Herr Wolff hat zu dem Zweck ſeine Karte inkleine Quadrate von 25 Quadratmeilen Flächeninhalt ge-theilt, für jedes derſelben in den 6 Blättern der Höhen-Ueberſichts-Karte die mittlere Erhebung geſucht, unddann für drei, von Oſten nach Weſten gerichtete, Strei-fen oder Abtheilungen allgemeine hypſometriſche Re-ſultate ermittelt. Die erſte oder nördliche Abtheilungerſtreckt ſich von den Küſten der Oſt- und Nordſee biszum Parallel von Breslau, Leipzig, Kaſſel und Elberfeld(Br. 54° 7′ — 51° 20′); die zweite oder mittlere Abtheilung von dem ebengenannten Parallel (51°⅓) biszu dem von 48°: dem Parallel von Wien, Schaffhauſen,Freiburg im Breisgau; die dritte oder ſüdliche Abthei-lung, die deutſche, nicht die ſchweizer, Alpenregionumfaſſend, vom 48.° bis 45.° ⅘ Br. Es ſind ſo 13,257geogr. Quadratmeilen gründlich unterſucht worden. Eineſorgfältige Berechnung iſt von Herrn Wolff nach mehre-ren Methoden geführt worden; die letzte, deren Reſultatehier gegeben werden, nach der von meinem theuren, viel-jährigen Freunde, dem General Baeyer, dem Mitarbei-ter Beſſels in der oſtpreußiſchen Gradmeſſung, mitge-theilten Formel. *) Seyen h′, h″, h‴ ..... die mittle-
*) Wenn man einen Punkt der Meeresküſte mit einem Hö-henpunkte durch eine gerade Linie verbindet, ſo entſteht ein recht-winkliges Profil-Dreieck. Die halbe Höhe deſſelben gibt ein Rekt-
|18| ren Höhen (Kammhöhen); f1, f2, f3 .... die Grund-flächen, d. i. der Flächeninhalt der Landſtriche oder Zo-nen; und x die für alle Grundflächen geſuchte mittlereHöhe der gleichmäßig ausgebreiteten Maſſe: ſo iſt: x= h′ f′ + h″ f 2 + h‴ f 3 + .... 2 ( f 1 + f 2 + f 3 + .... ) Die Reſultate der Rechnung des Lieutenant Wolff ſindfolgende geweſen:
Landſtriche Flächeninhaltin geograph.Quadr.-Meilen Mittlere Höhen(Kammhöhen)in par. Fuß GeographiſcheKubikmeilen
I. Abth., nördliche 4821 597 63,624
II. Abth., mittlere 5235 1743 201,917
III. Abth., ſüdliche 3219 5151 372,518
Hieraus ergibt ſich für die Abtheilungen II und III, welche nicht an die Küſte ſtoßen, als unterer Grenz-werth, wenn man ihre niedrigſten Punkte (wo dieProfil-Dreiecke anfangen) in das Niveau des Meeresan der Küſte legt, als mittlere Höhe der Bodenfläche:
  • Abth. I .... 299 par. Fuß oder 49,8 Toiſen
  • Abth. II .... 872 ‒ ‒ ‒ 145,3 ‒
  • Abth. III.... 2576 ‒ ‒ ‒ 429,3 ‒
Mittlere Höhe von ganz Deutſchland, ohne die Schweiz,nach dieſer Verfahrungsart: 1076 par. Fuß oder 179,3Toiſen. Geht man aber bei den erwähnten Abtheilungenvon der mittleren Höhe der Bodenfläche in den vorliegen-
angel von gleichem Inhalt. Konſtruirt man in gleicher Weiſefür alle Höhenpunkte die zugehörigen Profil-Dreiecke, verwandeltdieſelben in Rektangel und ſucht die mittlere Höhe derſelben; ſoerhält man die im Text gegebene Formel, in welcher f die Summealler Profile oder für rechtwinklige Prismen die der Grund-flächen iſt, und die gegebenen Höhen, h, in dieſem Sinneals Kammhöhen angeſehen werden,
|19| den Stufen (Terraſſen) aus, ſo erhält man für Abthei-lung II und III als höhere Grenzwerthe:
  • Abth. I .... 299 par. Fuß oder 49,8 Toiſen (wie früher)
  • Abth. II .... 1021 ‒ ‒ ‒ 170,2 ‒
  • Abth. III.... 3086 ‒ ‒ ‒ 514,5 ‒
Mittlere Höhe nach dieſer Verfahrungsart: 1259 par.Fuß oder 209,8 Toiſen. Zwiſchen dieſen Grenzen von 179 und 210 Toiſen(349 und 409 Metern) fällt alſo ſehr wahrſcheinlich die mittlere Höhe von Deutſchland ohne die Schweiz. DurchVerbindung beider Reſultate findet man demnach:
  • Abth. I. ..... 299 par. Fuß oder 49,8 Toiſen
  • Abth. II. ..... 946 ‒ ‒ ‒ 157,7 ‒
  • Abth. III. ..... 2831 ‒ ‒ ‒ 471,9 ‒
für ganz Deutſchland: 1168 par. Fuß oder 194,7 Toiſen.Die beiden Grenzwerthe oſcilliren alſo im Mittei um \( \frac{1}{12} \).Die mittlere Höhe von Deutſchland iſt alſo um 55Toiſen (etwas mehr denn ⅓) größer als die von Frank-reich gefunden worden: was nach der Mächtigkeit dertyroler, ſalzburger, ſteiriſchen, karniſchen und krainiſchenAlpen, wie durch die Verbreitung vieler abgeſonderter Ge-birgsgruppen bis gegen die nördliche Zone hin wohl zuvermuthen war. Da ich mich ſchon am Ende des vorigen Jahrhun-derts mit Höhenmeſſungen in Spanien auf den Wegenvon Barcelona, Montſerrat, Valencia, den Llanos de Al-manza, Madrid, Escurial, Aſtorga nach Coruña beſchäf-tigte, auch zwei Profile des ganzen Landes mit Orienti-rung der partiellen vertikalen Projektionsflächen heraus-gab; ſo wagte ich die mittlere Höhe der Halbinſel auf585 Meter (1806 Fuß) zu ſchätzen. Ein halbes Jahr-hundert ſpäter, da ein geiſtreicher Geologe, Herr de Ver-neuil, in dieſem Jahre alle neueren hypſometriſchen An-gaben hat ſammeln können, wird dieſe mittlere Höhe 711Meter (2190 Fuß), alſo noch ⅐ größer, gefunden. Die |20| Reſultate, welche drei aneinander grenzende Länder ge-währen, ſind auf den erſten Anblick ſehr auffallend:mittlere Höhe von
  • Deutſchland. 379 Meter (1168 Fuß)
  • Frankreich.. 269 ‒ (828 ‒)
  • Spanien ... 711 ‒ (2190 ‒)
Die Vergleichung lehrt am augenſcheinlichſten, wie einegroße kontinuirliche Hochebene mehr auf die mittlere Höheeines ausgedehnten Erdſtriches wirkt als koloſſale, ſchnee-bedeckte, immer ſchmale, mauerartig ſich erhebende Ge-birgsketten. Von der iberiſchen Halbinſel iſt vom Meerefaſt alles verſchlungen, was nicht zur Hochebene gehörte;daher die Aehnlichkeit meiner Profile von Alt- und Neu-Spanien; Aehnlichkeit der Ländergeſtaltung, nicht der ab-ſoluten Höhen. Deutſchland hat, trotz ſeines ſüdlichenAlpengebirges, gegen Norden über 4800 geographiſche Qua-dratmeilen, ⅓ des ganzen Areals, von Ebenen bedeckt,die im Mittel kaum 300 Fuß über dem Meere erhobenliegen. Für Spanien können wir folgende Punkte an-geben, welche den Charakter der inneren Bodenfläche be-zeichnen: Madrid 635 Meter (1955 Fuß), Ocaña 704Meter (2166 Fuß), Valladolid 682 Meter (2199 Fuß),Burgos 880 Meter (2608 Fuß), Aſtorga 727 Meter (2237Fuß), Zamora 575 Meter (1769 Fuß), Guadalaxara 666Meter (2049 Fuß), Aranjuez am Tajo 474 Meter (1458Fuß), Miranda del Ebro 460 Meter (1416 Fuß). Nimmt man für das Plateau der iberiſchen Halbin-ſel (Höhe 300 — 330 Toiſen, Oberfläche 13,800 Qua-drat-Seemeilen) eine Wirkung auf das generelle Re-ſultat von 12 Toiſen; für die Gebirge Skandinaviens,des nördlichen Deutſchlands, der Karpathen und Apenni-nen, die in den Abruzzen (Grand Saſſo und Monte Ve-lino) ſo hoch anſteigen, wenigſtens den 5fachen Effekt derAlpen an: ſo wird man für ganz Europa 105 Toiſen oder205 Meter erhalten, indem man 65 Toiſen primitiver Höhe für die 158,000 Quadrat-Seemeilen (88,480 geogra-phiſche Quadrat-Meilen) baltiſcher, ſarmatiſcher und ruſſi- |21| ſcher Ebenen*), ſo wie etwas mehr für die Niederungen vonFrankreich, England und Ungarn anſetzt.

II. Südamerika.

Da die orographiſche Geſtaltung beider Theile desNeuen Kontinents ſehr einfach iſt, ſo werden auch die nu-meriſchen Data etwas zuverläſſiger ausfallen. Südame-rika hat 571,000 Quadrat-Seemeilen. Die Andeskette,ſorgfältig berechnet von der Magellans-Straße bis zum Iſth-mus von Panama, hat eine Grundfläche von ohngefähr 59,000Quadrat-Seemeilen. Sie ſenkt ſich oft ſo bedeutend, daßſie auf lange Strecken ihres Laufs nicht in die ewigeSchneegrenze eintritt; ſie wird oft durch tief eingeſchnit-tene Längenthäler in zwei oder drei Ketten (Cordilleras) getheilt. Solche Thäler, deren Boden nicht immer einebeträchtliche Erhebung erreicht, verleihen auf unſeren Kar-ten den Kordilleren einen täuſchenden Anblick von Maſſe
*) Berlin 16 t ,4; Pinſk 68 t , Moskau 47 t ; Perm 58 t , Ka-ſan 9 t über dem Spiegel der Oſtſee. Wenn man dem ſo unbe-ſtimmten Ausdruck Tiefland Europa’s die beſtimmtere Bedeutungzuſammenhangender Bodenflächen geben will, die unter 6 — 700Fuß über dem Meere liegen, ſo ſcheint das Verhältniß des Hoch-landes zum Tieflande unſeres Kontinents nach neuen Unterſuchun-gen wohl dem von 40,000 zu 130,000 geographiſchen Quadrat-meilen nahe zu kommen. Eigentliche ganz ſöhlige, hügelloſe,horizontbildende Ebenen von großer Ausdehnung, das Wort in demSinne genommen, wie Llanos und Pampas in Südamerika, habeich in Europa nur in Ungarn geſehen. Die baltiſchen Heidelän-der, Ericeta, ſind damit nicht zu vergleichen; auch im Ganzennicht die ſibiriſchen Steppen, die ich zwiſchen dem Irtyſch undObi, oder am Iſchim, dem Jaik und dem kaſpiſchen Meere geſe-hen; ſie ſind wellenförmig und hügelig. Den Llanos von Vene-zuela ſchien mir am ähnlichſten ein Theil der Khirgiſen-Steppeder großen Horde ſüdlich von Uſt-Kamenogorſk und Semipa-latinſk.
|22| und Größe. Obgleich der mittlere Kamm der Andes, be-ſtimmt durch die Päſſe von geringſter Höhe, nicht volle 1850Toiſen erreicht, ſo wird es doch rathſam ſeyn für die Berech-nung des ganzen liegenden dreiſeitigen Prismas ausden ſchon mehrmals angegebenen Gründen nur eine mitt-lere Höhe von 1250 Toiſen anzuwenden. Effekt der An-den auf ganz Südamerika: 64 t ,6. Der Effekt auf dieEbenen allein, die ſich im Oſten der Andes ausbreiten(424,600 Quadrat-Seemeilen), nämlich: die Ebenen desAmazonenfluſſes (260,400 Quadrat-Seemeilen), die Pam-pas des Rio de la Plata und Patagoniens (135,200 Qua-drat-Seemeilen), des unteren Orinoco, des Meta und Guaviare(29,000 Quadrat-Seemeilen; würde 81 t ,2 betragen. Eskönnte Anfangs Verwunderung erregen, wie eine Bergkette,die von der Magellans-Straße bis zu dem Punkte, wo ſie ſichan die Küſtenkette von Venezuela anſchließt, ohne kleineKrümmungen zu rechnen, 1460 Seemeilen Länge hat, eineGrundfläche von 59,000. Quadrat-Seemeilen darbietenkönne. Eine ſolche Grundfläche würde der Geſammtheitder Kordilleren eine mittlere Breite von 40,4 Seemei-len geben, wenn da, wo nur zwei parallele Ketten mit ei-ner zwiſchenliegenden Plateau-Erhöhung vorhanden ſind,wie z. B. zwiſchen den Knoten von Loxa und los Pa-ſtos, die Breite des ganzen Reliefs gewöhnlich nicht 10bis 14 Seemeilen überſteigt. Wenn man aber aufmerkſa-mer die Karte unterſucht, die ich von dem, ganzen Laufeder Kordilleren entworfen habe; ſo wird man die Auf-merkſamkeit heften auf die verſchiedenen Anſchwellungenund Ausweitungen der Bergketten, welche gleichſam ge-waltige Strebepfeiler bilden: z. B. die Vorberge vonCordova, Salta und Jujuy (16,000 Quadrat-Seemeilen)öſtlich und nordöſtlich von Mendoza; die Ausweitung zwi-ſchen Potoſi, dem Vorberge von Cochabamba und dem Knoten des Cuzco, ein Plateau von 14,800 Quadrat-Seemeilen, welches den See von Titicaca mit einſchließt;die Hochebenen von Pasco und Huanuco, wo die Anden |23| ſich in drei Aeſte verzweigen; den breiten Bergknoten zwi-ſchen Caxamarca und Loxa; die Anſchwellung in der Pro-vinz de los Paſtos und von da bis Timana und Popayan;die Plateaus zwiſchen den drei ſo ſtark divergirenden Ket-ten von den Quellen des Cauca und Magdalenſtroms anbis Santa Roſa und Pamplona; ferner die mächtige Er-hebung (von mehr als 5000 Quadrat-Seemeilen), die ei-nen großen Theil von Neu-Granada oder Cundinamarcaumfaßt; endlich die Anſchwellung zwiſchen der Sierra Ne-vada von Merida und la Grita. Verminderte man dieGrundfläche der Anden um beinahe ein Viertel, ſo würde,wenn man nur eine Area von 45,000 Quadrat-Seemeilen an-nimmt, die Wirkung der Anden auf das geſammte Süd-amerika ſich doch erſt um 15 Toiſen (90 Fuß) vermindern:die Wirkung würde ſich auf 49 t ,6 (297) Fuß) reduciren.Setzt man nun für die kleinen Berg-Gruppirungen imOſten *) der Kordilleren: die Küſtenkette von Venezuela,
*) Wenn man die kleineren Bergſyſteme im Oſten der An-deskette in beiden Theilen von Amerika mit einem Blicke umfaßt,ſo findet man eine merkwürdige Uebereinſtimmung in den Höhen-Verhältniſſen:
Oeſtliche Bergſyſteme: Höchſte Gipfel:
Braſilien ........ Itacolumi 5400 Fuß(ſüdl. Breite 20°½)
Parime-Gebirge ..... Duida 7860 Fuß(nördl. Br. 3°¼)
Küſtenkette von Venezuela ... Silla de Caracas 8100 Fuß(nördl. Br. 10°½)
Antillen ......... Blaue Berge (Jamaika) 6828 Fuß(nördl. Br. 18°⅕
Alleghanies ........ Mount Waſhington 5848 Fuß(nördl. Br. 44°¼
Alle Kulminationspunkte liegen zwiſchen 1000 und 1300 ToiſenHöhe. Kein Gipfel öſtlich von den Kordilleren von Chili, Peru,Neu-Granada, Mexiko und den Rocky Mountains erreicht dieewige Schneegrenze; ja außer den Alleghanies fällt nicht einmalSchnee ſporadiſch in einer der genannten öſtlichen Gruppen.Alle hohen Gipfel zwiſchen 9000 und 22,000 Fuß gehören dem weſt-
|24| die Parime am oberen Orinoco und Braſilien, 12 Toi-ſen; ſo erhält man, wenn man 100 Toiſen für die ur-ſprüngliche mittlere Höhe der Tiefländer annimmt,für die Höhe des Schwerpunkts des Volums von Süd-amerika 177 Toiſen (1062 Fuß) über dem jetzigen Spie-gel des Oceans.
Die Oberfläche der Baſis des ganzen Gebirgslandesder Andes, der Küſtenkette von Venezuela, der Plateausvon Braſilien und der Parime am oberen Orinoco beträgtohngefähr 92,000 Quadrat-Seemeilen. Die Rückwirkungder ebenen Gegenden auf die gebirgige Oberfläche (dieNiederungen überhaupt als Plateaus von einer beſtimm-ten Höhe über dem Waſſerſpiegel betrachtet) bietet eineKorrektion von nur 19 Toiſen dar, welche abzuziehen iſtvon der als primitiv angenommenen Höhe. Dies iſtdie Berichtigung, von der ich im Anfang dieſer Abhand-lung geſprochen habe, und die für Europa kaum einigeToiſen betragen würde. Die Ebenen von Südamerikaſteigen in der ſüdlichen Hemiſphäre vom atlantiſchen Oceangegen Weſten ſo langſam an, daß da, wo ſie ſich bei To-mependa (Br. 5° 31′) in der Provinz Jaen de Braca-moros an den öſtlichen Abfall der Anden anlegen, ihreſenkrechte Höhe erſt 207 Toiſen (1242′) beträgt.

III. Nordamerika.

Der Flächenraum, von der Landenge Panama bis zurBarrow-Straße beträgt ohngefähr 607,000 Quadrat-See-
lichen Theils des Neuen Kontinents. In Europa, wo derKulminationspunkt des ganzen Welttheils nur 14,809 Fuß er-reicht, ſind Höhen von 9000 und 11,000 Fuß noch in großer Ent-fernung von dem Alpen-Syſtem zu finden im ſüdlichen Spanien,in Sicilien, in Griechenland und in den Apenninen. Ganz imGegenſatz mit dem Neuen Kontinent ſind in Europa ſehr be-trächtliche Hebungen fern von der Hauptkette erſchienen. Auchſind in Europa (wie in Amerika) die allerhöchſten Gipfel nichttrachytiſch.
|25| meilen: von denen zwiſchen den Alleghanies und dem Felſen-Gebirge (Rocky Mountains), wie in den engliſchen Beſiz-zungen von Kanada und Neu-Wales, in Labrador undden nördlichen Indianer-Ländern 328,000 aus faſt unun-terbrochen fortlaufenden Ebenen und Savannen beſtehen.Auf die Niederungen wirken in den uns hier beſchäftigendenArten hypſometriſcher Berechnung ein: a) die Hochebenenund der gebirgige Theil von Mexiko und Guatemala; b) die Rocky Mountains, die mächtige Fortſetzung der Sierrade las Grullas von Neu-Mexiko; c) die lange, aber niedrigeBergkette der Alleghanies. Der Flächenraum von Mexikound Guatemala vereint beträgt 93,000 Quadrat-Seemeilen,wovon die Baſis des gebirgigen Theils 42,000, mit den RockyMountains 48,000 Quadrat-Seemeilen ausmacht. Dienordmexikaniſche Andeskette ſenkt ſich von den Parallelen des18. und 19. Grades, d. i. von der Gruppe des Vulkansvon Orizaba (16,302 Fuß) und des Popocatepetl (16,626Fuß), bis Santa Fé und Taos in Nuevo Mexico ſo herab,daß ſie in dieſem Zwiſchenraume nirgends in die, ſich dochebenfalls gegen Norden ſo ſchnell erniedrigende Schnee-grenze reicht. Auf den Expeditionen von 1842 und 1844hat der kühne und verdienſtvolle Fremont in der Gruppeder Windfluß-Berge (Wind-River Mountains) unter 43°10′ Breite einen Gipfel von 12,730 Fuß erſtiegen, denColonel Abert auf ſeiner großen Karte Fremont’s Peak nennt. Fremonts Unterſuchungen und Meſſungen um-faſſen den ungeheuren Länderſtrich von der Mündung desKanzas-River in den Miſſouri bis zu den Waſſerfällendes Columbia und den Miſſionen Santa Barbara und Pueblo de los Angeles in Ober-Kalifornien: einen Län-gen-Unterſchied von 28° (an 340 geographiſche Meilen)zwiſchen den Parallelen von 34° und 45°. VierhundertPunkte ſind durch Barometer-Höhen hypſometriſch undgrößtentheils auch aſtronomiſch beſtimmt worden: ſo daßeine Länderſtrecke, welche mit den Krümmungen des We-ges an 900 geographiſche Meilen betrug, von der Mün- |26| dung des Kanzas-Fluſſes bis zum Fort Vancouver undzu den Küſten der Südſee (faſt 180 Meilen mehr als dieEntfernung von Madrid bis Tobolſk), in einem Höhen-Profile über der Meeresfläche hat dargeſtellt werden kön-nen. Unter den mittleren Breiten von 37°—43° bietendie Rocky Mountains, außer großen Schneegipfeln, welchemit der Höhe des Pics von Teneriffa zu vergleichen ſind,Hochebenen in einer Ausdehnung dar, wie man ſie ſonſtkaum auf der Erde findet. Sie übertreffen in der Rich-tung von Oſten nach Weſten die mexikaniſchen tropiſchenHochebenen, die ich gemeſſen und abgebildet, faſt um dasDoppelte. Von dem Gebirgsſtock, welcher etwas weſtlichvom Fort Laramie anhebt, bis jenſeits der Wahsatch-Mountains erhebt ſich ununterbrochen eine Anſchwellungdes Bodens von 5—7000 Fuß über der Meeresfläche.Dieſer Raum, the Great Basin, eine Art von breitemLängenthale, zwiſchen den Rocky Mountains und der weſt-lichen Schneekette der Küſte von Kalifornien, iſt vollerSalzſeen: deren größter, ehemals von mir als Laguna deTimpanogos auf meiner großen mexikaniſchen Karte an-gegeben, 3940 Fuß Höhe hat.
Als Bergketten berechnet, deren mittlere Höhe zu 800Toiſen angenommen werden kann, würde der Effekt vonMexiko, Guatemala und den Rocky Mountains nur 31Toiſen betragen; wenn man aber die große Breite dermexikaniſchen Plateaus betrachtet, wie ſie in den Durch-ſchnitten meines Atlas von Mexiko abgebildet ſind, ſo iſtman geneigt dieſe Wirkung mindeſtens um ein Drittel zuerhöhen und ſie zu 42 Toiſen anzuſetzen. Die Alleghaniesoder das apallachiſche Gebirge, in parallele Ketten vonſiluriſcher, devoniſcher und Kohlenkalk-Formation getheilt(Grundfläche 2700 Quadrat-Seemeilen, mittlere Höhe2400 Fuß), geben vielleicht kaum die Vermehrung vonEiner Toiſe. Die primitive Höhe der Niederungenwird 74 Toiſen betragen, nachdem man die kleine Berich-tigung der Rückwirkung der Ebenen auf die Baſis der |27| Gebirgsländer angebracht hat. Es würde daraus diemittlere Höhe Nordamerika’s als zu 117 Toiſen oder 228Metern hervorgehen. Südamerika hatte uns 177 Toiſengegeben; da die Oberflächen beider Amerikas ungleichſind: die eine 571,000, die andere 607,000 Quadrat-See-meilen hat, ſo ſcheint der Schwerpunkt des Volumensdes ganzen Neuen Kontinents nicht über 146 Toiſen oder285 Meter geſetzt werden zu dürfen.

IV. Aſien.

Die Oberfläche dieſes Welttheils, zu dem ſich durchGliederung und mildere Temperatur Europa wie einevortretende Halbinſel verhält, beträgt 1,346,000 Quadrat-Seemeilen, wovon die ſibiriſchen Ebenen allein beinahe400,000 ausmachen. Um annäherungsweiſe die mittlereHöhe zu ſchätzen, ſind einzeln in Grundfläche und Erhe-bung zu betrachten: α) die große, von Südweſt nachNordoſt gerichtete Anſchwellung des Bodens, welche inden, ſo ausführlich beſchreibenden, geographiſchen Werkender Chineſen Gobi *) oder Schamo genannt wird: vondem chineſiſchen öſtlichen Turkeſtan (der kleinen Bucharei)ununterbrochen fortlaufend bis zu dem Bergknoten Kenteian einer der Amur-Quellen; β) die vier großen Latitu-
*) Gobi, Scha-mo (Sandwüſte), Scha-ho (Sandfluß) und Hanhai: ausgetrocknetes (altes) Meer, wegen der vomWinde erregten Sandwellen. Oft wird der Gobi auf chineſi-ſchen Karten, z. B. auf der von dem durch Abel-Rémuſat über-ſetzten Sou-houng-kian-lou, in ſchwarzer Farbe als ein nur 25bis 32 geographiſche Meilen breiter Sandfluß dargeſtellt. Wennihm in der citirten Karte eine ſo kleine Breite gegeben wird, ſoiſt es vielleicht nur Willkür des Zeichners, um der Sandwüſteein mehr flußartiges Anſehen und beſtimmtere Kontinuität zuverleihen. Wo Bunge und Fuß zwiſchen Irkutſk und Peking den Gobi durchſtrichen, war er etwas über 90 geographiſche Meilenbreit von Nordnordweſt nach Südſüdoſt.
|28| dinal- (oder Parallel-) Ketten: a) des Altai; b) des Thian-ſchan oder Himmelsgebirges, deſſen weſtlicheFortſetzung jenſeits der aralo-kaſpiſchen Einſenkung der,ebenfalls vulkaniſche Kaukaſus iſt; c) des Kuen-lün oder A-neu-tha und d) des Himalaya, welcher ſich demletzteren anſchaart: indem von da an, in der Richtungder Erhebungs-Axen, beide Ketten, nach der Durchkreu-zung der Meridian-Spalte des Bolor, als Hindu-Kho- Ketten ſich gegen Herat durch Afghaniſtan (Kabuliſtan)von Oſt gegen Weſten fortſetzen; γ) die unterbrochenen,gleichſam wie verſchobene Gänge alternirenden Meridian-ketten *) vom Eismeere bis zu dem Hochlande der Nilgherry (blauen Berge) am Kap Comorin, als daſind: Ural; Erhebung des Uſt-Urt zwiſchen dem Aral-See und kaſpiſchen Meere; Kosyurt zwiſchen dem obe-ren Tſchui und Syr (Oxus); Bolor; Soliman-Kette;die Ghates von Malabar; ferner 50 Längengrade öſt-licher die Meridianketten (Südſüdweſt—Nordnordoſt),ſich mehrfach wiederholend im Stanowoi Chrebet, im Kingan-Petſcha, in der birmaniſchen und Ma-lakka-Kette jenſeits des Irawaddy; δ) die partiellenAnſchwellungen der Bodenfläche: entweder den Raumzwiſchen zwei hohen Latitudinal-Ketten (Himalaya undKuen-lün) ausfüllend als Oſt- und Weſt-Tibet zwiſchenden Meridianen von Hlaſſa (9000 Fuß?), den heiligenSeen (14,070 Fuß), Ladak (9378 Fuß) und Deotſuh(12,192 Fuß); oder Maſſen-Erhebungen meiſt bei demDurchkreuzen mehrerer, ſehr verſchieden gerichteter Fal-tungen (Bergſyſteme): wie das vulkaniſche Hochland deskaukaſiſchen Ararat, deſſen mittlere Höhe der geiſtreicheGebirgsforſcher Abich zu 5—6000 Fuß anſchlägt, und dasſich von der Kette des Murow und Kondurdagh (11,539
*) Die Meridian-Inſelreihen der Lakediven, Maldiven undChagos, wie der Andaman und Nikobaren ſind Hebungen, welcheden Meridianketten der Ghates und von Malakka entſprechen.
|29| Fuß), öſtlich vom Goktſchai-See längs dem Fuße desgroßen Ararat (14,056 Fuß trigonometriſch nach Fede-row), über den Djarlydagh in das Trachyt-Syſtem desKargabaſſar nach Erzerum (5838 Fuß) zieht; das Hoch-land um Ardebil in Perſien (mittlere Höhe 4223 Fuß),öſtlich vom Urmia-See (4690 Fuß) und nördlich von derZagros-Kette; die hohe iraniſche Wüſte zwiſchen dieſerZagros- und der Kanda-Kette um Isfahan (4128 Fuß),öſtlicher aber um Jezd und den Zarah-See nur 2100 Fuß;die Plateaus von Beludſchiſtan, Myſore und Nilgherry(mittlere Höhe 6600 Fuß; der höchſte Gipfel iſt Doda-betta, 7896 Fuß); endlich die hohe Wüſte, welche faſt dasganze Innere der arabiſchen Halbinſel zwiſchen den Me-ridianketten von Hedſchaz und Oman ausfüllt: wo nachWellſtedt der waldbedeckte Gipfel Dſchebel Akhdar ſich bis6000 Fuß erhebt, weſtlich von Mascat.
Der Gobi (42,000 Quadrat-Seemeilen), wenn manihn als ein Plateau und aufgerichtetes Prisma berechnet,und die Erhebung zu höchſtens 4000 Fuß (667 Toiſen)annimmt zwiſchen den Meridianen von 85° und 116°;ergibt auf ganz Aſien doch nur einen Effekt von 20 t ,8.Bei der vormals ſo allgemeinen Neigung zu Uebertrei-bung der Höhen *) über dem Meere, und bei der ſchäd-lichen Verwechſelung der mittleren Erhebung einerKette (eines Gebirgskammes) oder einer weit ausgedehn-ten Boden-Anſchwellung mit einzelnen Kulminationspunk-ten (Berggipfeln) iſt auch die Wüſte Gobi, nach zumTheil mißverſtandenen Angaben der Jeſuiten Gerbillon
*) Zu den albernſten Verwechſelungen, trotz aller Rügen vonKlaproth und Stanislas Julien, hat die Benennung der Berg-ſyſteme zwiſchen dem Himalaya und Altai als Muſſur, Mu-ſart, Mustag, Siué-ſchan Anlaß gegeben. Von dieſenNamen die nicht mehr bedeuten als: „hier liegen Schneeberge, Sierras Nevadas“, ſind bis heute (ſeit Strahlenberg) unſereKarten von Aſien in Deutſchland, England und Frankreich nochimmer nicht gereinigt.
|30| und Verbieſt, auf 7500 und 8000 Fuß Höhe angegebenworden. Pallas ſchätzte dieſe Höhe noch über 9000 Fuß.Bei den barometriſchen Meſſungen der ruſſiſchen Akade-miker Bunge und George Fuß, welche 1831 die Miſſiongriechiſcher Mönche nach Peking begleiteten, um dort einebleibende. magnetiſche Station zu gründen, iſt zwiſchenIrkutſk und der chineſiſchen Mauer am Urang-tchai-dabahnder Gobi von Nordnordweſt bis Südſüdoſt durchſchnittenworden. Die mittlere Höhe der Wüſte iſt kaum zu 4000Fuß anzuſchlagen: ohngefähr gleich der des iraniſchenHochlandes zwiſchen Teheran und Isfahan; kaum 800 Fußhöher als das kleine Plateau, auf welchem das Palaſt-Kloſter des Escurials zwiſchen beiden Kaſtilien ſteht. Dermittlere Theil des Gobi zwiſchen Ergi, Ude, Durma undCharaburghuna iſt ſo vertieft, daß die Bodenhöhe nur2400 Fuß beträgt. In alten chineſiſchen Traditionen wirddieſe Vertiefung, in der ſich noch kleine Salzſeen befin-den, das alte ausgetrocknete Meer genannt; ja esherrſcht ſogar in Korea der Volksglaube an die Möglich-keit, man könne noch heute durch Graben eines Kanalsdas öſtliche Meer eindringen und die Mongolei wie einengroßen Theil des ruſſiſchen Sibiriens überſchwemmen laſ-ſen. Sonderbarer Kontraſt mit den alten europäiſchenPhantaſien über die Geſtaltung von Nordaſien!
Die Hebung der Hochebene des, von Südweſt nachNordoſt ſtreichenden Gobi halte ich für älter als die derLatitudinal- und Meridian-Ketten, vielleicht für gleichzei-tig mit der Senkung des aralo-kaſpiſchen Beckens. Ichnehme zur weſtlichen Begrenzung eine Linie an, welchehinläuft durch den 80. Grad der Länge und 37. der Br.:zwiſchen Khotan und Keria (Keldia), öſtlich vom FluſſeKhaſchghol, dem rechten Ufer des Tarim-ghol und Lop-Sees, im Oſten der Provinz Pidjan, der Oaſe von Kha-mil und der Ruinen der alten Karakhorum; und ausläuftgegen Urga und das Land der Khalkas des Tſetſen-Khan.Der Gobi wird gegen Oſten begrenzt durch die Gebirge |31| von Tanggut, die Stadt Schatſchen, das Land der Ordosund die Bergkette von Khangkai. Außer der Oaſe vonKhamil (Hami) iſt von dieſer Berechnung des Areals desGobi ebenfalls ausgeſchloſſen worden das angebaute Land,das ſich längs den Ufern des Bulun-ghir-ghol ausdehntund die Städte Ngan-ſi-tſcheu und Sutſcheu in ſich ſchließt.Die Grundlage meiner annähernden Beſtimmungen iſt dieauf Befehl des Kaiſers Khian-lung aufgenommene Kartegeweſen. Die Maſſen-Erhebung zwiſchen dem Himalaya undKuen-lün, zwiſchen den Parallelen von 28° und 36° hat,wenn man die beiden hohen Bergketten mit einrechnet,nach Grimms, 1833 erſchienenen, Karten von Aſien eineOberfläche von 41,800 Quadrat-Seemeilen. Es iſt dasRelief zwiſchen dem Meridian von 92° 25′ (zugleich dem derwichtigen Inflexion des Yaru-Dzangbo-Tſchu, welchen manbis auf Klaproths Unterſuchung für den oberen Theil desLaufes des Brahmaputra angeſehen hat) und dem Meri-dian von 71° 40′, welcher zwiſchen Gilgit und Schitral,weſtlich von Klein-Tibet, durchgeht: da, wo der Himalaya,Kuen-lün und die Kette des Bolor ſich ſüdlich vom Tſung-ling zu einem großen, 18,000 Fuß hohen Gebirgskno-ten vereinigen. Hodgſon ſchätzt in ſeiner neueſten Ab-handlung über die phyſikaliſche Geographie des Himalayadie Länge des ganzen Gebirgszuges von Gilgit bisBrahma-Kund in engliſchen Meilen zu 1800, die mittlereBreite zu 90, ſchwankend zwiſchen 70 und 110. Die nie-drige Sandſtein-Region der Dhuns; der dürre Saul-Forest oder Baver und die Moräſte des Tarai ſind in der Brei-tenangabe nicht mitgerechnet. Die mittlere Höhe desKamms rechnet Hodgſon nur zwiſchen 10,000 und 16,000engliſchen Fußen (1563 und 2500 Toiſen). Wenn ich inder Asie centrale die mittlere Höhe des Tafellandes zwi-ſchen Himalaya und Kuen-lün auf etwa 1800 Toiſen(10,800 Fuß) angab; ſo gründete ſich dieſer Ausſpruchauf die Vergleichung des Landſtriches von 120 geogra- |32| phiſchen Quadratmeilen, welcher um die beiden heiligenSeen Manaſarovar (Mapan) und Rakas-Tal (Rawan-hrad oder Tſcho-Logan) liegt, und nach Strachey’s neue-ſter Meſſung durch Beſtimmung des Siedepunkts 14,310Fuß hoch iſt: mit den Höhen von Schipke (9942 Fuß)Ladak oder Leh (die Stadt 9378 Fuß, aber die Ebene um-her 12,600 Fuß), Iscardo (5910 Fuß); auch auf die viele,eine geringere Höhe andeutende, Weinkultur von Hlaſſaim Oſten, wie um Dabling, Kanum und Pangi! Um voneiner mittleren Höhe von Tibet zu ſprechen, müſſen alle3 Theile deſſelben: das obere oder öſtliche Tibet mitHlaſſa, das mittlere mit Ladak, und Klein-Tibetoder Baltiſtan mit Iscardo; gleichzeitig in Betracht ge-nommen werden. Im Meridian der heiligen Seen, wodas mächtige Kailas-Gebirge ſich erhebt, alſo faſt in derMitte der Längenaxe von Tibet, liegt rechtwinklig die Axeder Bodenanſchwellung und zugleich Waſſerſcheide: da derDzangbo gegen Oſten, der Sutledj und Indus in ihremoberen Laufe gegen Nordweſten ſtrömen. In dieſer Beſtimmung der geſammten Maſſenerhe-bung der Plateaus von Tibet und Ladak habe ich nichtdie Berge ausgeſchloſſen, die ſich auf den Plateaus ſelbſterheben und deren Ausdehnung einengen. Die ganze Wir-kung des Himalaya und Kuen-lün auf die mittlere Höhevon Aſien kann wohl nicht viel mehr als 56,6 Toiſen be-tragen. Wenn, trotz der geringen Differenz in dem Areal,die Wirkung des koloſſalen Reliefs weniger groß als dieiſt, welche die Andeskette, als dreiſeitiges liegendes Prismaberechnet, auf ganz Südamerika ausübt; ſo iſt die Urſachedieſer geringeren Wirkung in dem Umſtande zu ſuchen,daß Südamerika nur eine halb ſo große Oberfläche hatals Aſien. Unerachtet der Kamm der Gebirgsketten, d. h. ihremittlere Höhe und nicht die einzelnen Kulminationspunkte(Gipfel), einen weſentlichen Einfluß auf die Berechnun-gen hat, mit denen wir uns hier beſchäftigen; ſo wird |33| es doch dem Leſer angenehm ſeyn, hier die neueſten An-gaben der höchſten Gipfel des Himalaya zu finden. Un-gewißheit und Synonymie, Vervielfältigung und Verun-ſtaltung der Benennungen bei großer Willkür in Verän-derung der Vokale, ungenaue Reduktionen der Maße ha-ben zu vielen irrigen Variationen Veranlaſſung gegeben:
  • Kintſchindjinga (Kunſchain-junga, Kanſchin,Kangſchang), von Oberſt Waugh gemeſſen, 28,178engl. Fuß oder 26,439 par. Fuß;
  • Dhawalagiri (ungewiß) nach Hodgſon 27,600engl. Fuß oder 25,897 par. Fuß, nach Webb 28,080engl. Fuß oder 26,345 par. Fuß;
  • Jawahir oder Nanda Devi 25,749 engl. Fuß oder24,160 par. Fuß;
  • Jamnutri 25,670 engl. Fuß oder 24,084 par. Fuß,nach Herbert;
  • Goſainthan 24,700 engl. Fuß oder 23,176 par. Fuß;
  • Chumalari 23,929 engl. Fuß oder 22,452 par. Fuß.
Die Hochebene von Perſien, ſüdlich von der weſtli-chen Verlängerung des Hindu-Kho gegen Herat hin, hat27,000 Quadrat-Seemeilen, und bringt auf die mittlereHöhe eine Wirkung von ohngefähr 72 Fuß hervor; einezweimal größere als die ſchmalen Ketten des Altai unddes Ural. Die Halbinſel Kleinaſien zählt nicht viel mehr Flä-cheninhalt als Frankreich, iſt aber weit dichter mit Ge-birgen bedeckt. Im ſüdweſtlichen Theile des Taurus, inLycien und Pamphylien vom Golf von Makry bis zu demvon Adaliya, iſt die, bis in die Schneeregion reichendeKette durch, von Süden nach Norden gerichtete Faltungenſonderbar getrennt. Dort im ciliciſchen Taurus-Thaleliegen Dörfer, z. B. Bach-kichla, über 7300 Fuß hoch.Von Karamanien bis Eregli oſcillirt der, im Akdaghbis 9000 Fuß Höhe anſteigende Gebirgszug zwiſchen36°½ und 37°¾ Breite. Weiter öſtlich, durch Ciliciennach dem Bulghar-dagh fortſetzend, nimmt der ganze Zug |34| der Parallelketten des Taurus mehr entſchieden das Strei-chen Südweſt—Nordoſt an, um ſich mit dem Hochlande vonErzerum (Breite 38° 58′) und durch dieſes mit dem ar-meniſch-kaukaſiſchen des Ararat (39° 42′) zu verbinden:welches wiederum, in Oſten, jenſeits des kaſpiſch-arali-ſchen Beckens, in dem Asferah und Thian-ſchan ſeineFortſetzung findet. Schon auf dem Parallelkreiſe von 38°30′ (Länge 35° 18′) erhebt ſich faſt iſolirt, wie die bei-den Ararat-Gipfel, etwas ſüdlich von Kaiſaria der Koloßdes Argäus. Der, nach Peters von Tſchichatſcheff baro-metriſcher Meſſung 11,824 Fuß hohe Vulkankegel bildetdas Centrum eines großen trachytiſchen Plateaus, das ſichbis zum Ala-dagh und See Eregli erſtreckt und an 3000Fuß Höhe hat. Die größte und ununterbrochenſte Ebeneoder vielmehr das ausgedehnteſte Plateau, welches Klein-aſien darbietet, liegt in ſeinem Inneren, und verdient denNamen des lykaoniſchen, da es ganz Lykaonien, wieTheile von Galatia und Phrygien ausfüllt. Es umgibtdaſſelbe den großen Salzſee Tuz-gheul, welcher in derHöhe von 2755 Fuß liegt. Weniger ausgedehnt, abermit größerer und zugleich minder einförmiger Boden-An-ſchwellung, erhebt ſich weſtlich von Givas gegen den obe-ren Lauf des Halys (Kizil-irmak) hin das Plateau vonUzunyayla. Auch hier findet man wieder einzelne Dörferauf 5000 — 5500 Fuß Höhe über dem Meeresſpiegel. Diehypſometriſche Kenntniß der Geſtaltung von Kleinaſienhat ſeit wenigen Jahren durch die Thätigkeit eines kennt-nißreichen und verdienſtvollen Reiſenden, Peter von Tſchi-chatſcheff, dermaßen zugenommen, daß er zu den 150 vonAinsworth, William Hamilton, Texier und Fellows ge-meſſenen Punkten, auf welche die Orographie bisher be-ſchränkt war, über 700 neue hinzugefügt hat. DieſerReiſende klagt über ihre ſo ungleiche Vertheilung, da ⅕aller Höhenbeſtimmungen auf die, nicht ſehr ausgedehnteLandſchaft der alten Galatia fällt. Er macht wahrſchein-lich: „daß nach dem gegenwärtigen Zuſtande unſerer Kennt- |35| niſſe, wenn der mit hohen Bergen bedeckte Theil der Halb-inſel zu den Hochebenen ſich wie 20 zu 1 verhält, die mittlere Höhe der über dem Meere erhobenen Boden-fläche des ganzen Landes 500 Meter (1539 Fuß) betrage“.Das wäre allerdings das Doppelte der mittleren Höhevon Frankreich; ½ mehr als das ganze, in ſeinen nörd-lichen Theilen ſo ebene Deutſchland, doch beträchtlich weni-ger als Spanien. Kleinaſiens mittlere Bodenhöhe zu 500 Meter geſchätzt, kann gewiß (wie auch Peter vonTſchichatſcheff ſehr richtig bemerkt) nur als eine untereGrenzzahl betrachtet werden. Wir haben oben für diemittlere Höhe des ſüdlichen gebirgigen Theils vonDeutſchland 920 Meter (2821 Fuß) gefunden: ohngefährdie Zahl, welche Laplace der mittleren Höhe aller Kon-tinente zuſchrieb. Der gebirgige Theil von China hat wenigſtens 54,400Quadrat-Seemeilen. Mehrere Gipfel treten unter einerſehr ſüdlichen Breite in die ewige Schneegrenze ein; dochkann die mittlere Höhe der geſammten Gruppirung, wennman eine ſo beträchtliche Grundfläche annimmt, wohl nichtüber 5—6000 Fuß veranſchlagt werden. Die Geſammt-wirkung derſelben würde dann höchſtens 16 Toiſen betra-gen. An dieſe unſicheren Reſultate reihen ſich die faſteben ſo unſicheren über die Hochebenen von Arabien, vonKandahar und Beludſchiſtan, wo das Plateau von Khelat7800 Fuß Höhe erreichen ſoll, an. Während die Hoch-länder der Nilgherry (6360 Fuß) und von Myſore (3060Fuß) verhältnißmäßig von kleinem Umfange ſind, füllt dievon dem Oxus und Jaxartes durchſtrömte große Bucha-rei einen ſehr ungleich wellenförmigen Flächenraum von240,000 Quadrat-Seemeilen aus. Die mittlere Höhe die-ſer Maſſenerhebung, als Plateau berechnet, ſey 1020 Fuß:was mir nach den geſammelten wirklichen Meſſungen ſehrübertrieben ſcheint; und man erhält für die Geſammtwir-kung dieſes großen Erdſtrichs doch erſt 180 Fuß. Wenn man nun für die urſprüngliche mittlere Höhe der |36| aſiatiſchen Tiefländer 240 Fuß annimmt, ſo findet manbei Summirung der vorangehenden einzelnen Schätzungendie Höhe des Schwerpunktes von dem Volum des aſiati-ſchen Feſtlandes zu 180 Toiſen oder 1080 Fuß. Dieſe Arbeit, die mich lange beſchäftigt hat, aber erſtvor zehn Jahren zum erſten Mal veröffentlicht wordeniſt, kann nur als ein erſter Verſuch auf dem ſo ganz ver-nachläſſigten Felde der ſtereometriſchen Geognoſie betrachtet werden. Sie kann ihrer Natur nach nur an-nähernd Grenzzahlen darbieten; vielleicht aber den Wegzeigen, auf welchem man bei einer ſorgfältigeren Beſtim-mung von Raum (Areal) und Höhe allmählig zu mehrgeſicherten Reſultaten gelangen wird:
Quadr.-Seemeilen Toiſen Fuß
Aſien ... (1346000) .. 180 oder 1080
Südamerika . (571000) .. 177 ‒ 1062
Nordamerika . (607000) .. 117 ‒ 702
der ganze Neue Kontinent:
(1178000) .. 146 ‒ 876
Europa .. (304000) .. 105 ‒ 630
Man erkennt in dieſen Zahlen eine große Boden-ſenkung der Länder, oder vielmehr das geringere Gewicht (poids) der Erhebungen in den Nordgegenden von Europaund Amerika. Die Kontinuität der Senkung der Boden-fläche im Norden Aſiens wird aufgewogen durch die gro-ßen Anſchwellungen dieſes Kontinents zwiſchen den Pa-rallelen von 28°½ und 45°. Ich wiederhole, daß Hoch-ebenen von wenig auffallender Höhe wegen ihrer größerenRaum-Ausfüllung auf den Schwerpunkt mehr wirken alsdie ſchmalen Gebirgszüge; daß die Kulminations-Höhendieſer unwichtig ſind im Vergleich mit der, ſchwerer zuermittelnden Kammhöhe, hauteur moyenne des lignes defaîte. Der höchſte Gipfel der Pyrenäen, der Pic Nithou(10,722 F.), iſt 4087 F. niedriger als der Montblanc(14,809 F.), und doch iſt die Kammhöhe der Pyrenäen |37| über 300 Fuß höher als die der Alpen. Die hervor-ſpringendſten Züge, welche das geologiſche Gemälde dergroßen Reliefs der Erde darbieten kann, treten in denZahlen der vorſtehenden Tafel zu Tage. Sie bezeichnenzugleich die Gegenden der Oberfläche unſeres Planeten,wo die vulkaniſchen Kräfte des Inneren am mächtigſtengewirkt haben die äußere Rinde, ſey es im Ganzen oderſporadiſch in einzelnen Gipfeln, zu heben. Ueber die958,000 Quadrat-Seemeilen der Oberfläche Afrika’s, überAuſtralien und den Südpolar-Kontinent habe ich, ausleicht zu errathenden Gründen, mich aller Schätzungenenthalten müſſen. Es iſt aber nicht wahrſcheinlich, daßjene fehlenden Angaben dazu führen würden, den Schwer-punkt der Volume, die wir einer hypothetiſchen Rechnungunterworfen haben, anſehnlich zu verändern. Aus denvon mir angegebenen Zahlen ſcheint hervorzugehen, daß die mittlere Höhe aller Feſtländer über demSpiegel des Oceans nicht viel mehr als 157,8 Toiſenbetrage. Das Beiſpiel Schwedens, deſſen theilweiſe und fort-ſchreitende Erhebung zuerſt durch Leopold von Buch ge-nauer nachgewieſen wurde, könnte zu der Vermuthungführen, daß im Verlauf der Jahrhunderte dieſe mittlereHöhe nicht immer dieſelbe bleiben möchte; aber es ſcheintin der Bewegung der Erdrinde ein Erſatz durch par-tielle Hebungen einzutreten (z. B. in Grönland undim ſüdlichen Schonen); und da es ſich um den Schwer-punkt von Volumen ungeheurer Größe handelt, ſo müſſendie Aenderungen einiger kleinen, vereinzelten Maſſen inihrer Geſammtwirkung unbedeutend werden. Eine der Schwierigkeiten, welche ſich der wünſchens-werthen Genauigkeit der von mir verſuchten Art ſtereo-metriſcher Beſtimmungen entgegenſtellen, iſt die großeAusdehnung von Landſtrecken, die man nicht in beſtimmteGrenzen einſchließen kann; und die nur theilweiſe ge-birgig, d. h. wellenartig, gefurcht, aus Hügeln und Ebenen |38| gemiſcht ſind: alſo doch im Ganzen Tiefländern zugehören.Die Wirkung dieſer Landſtrecken auf Erhebung desSchwerpunkts muß die ſeyn, zu vermehren, was ich die primitive Höhe der Ebenen genannt habe: geſchloſſenaus einzelnen, oft nicht zahlreichen, doch ſehr glaubwür-digen Meſſungen. Unterſucht man dieſe Quelle des Irr-thums näher, ſo ſcheint ſie mir nicht fähig in den End-reſultaten eine ſehr beträchtliche Veränderung hervorzu-bringen. Die neue Karte von Frankreich, dieſes ſchöneDenkmal der vervollkommneten Geodäſie, liefert unseine große Menge Koordinaten der Höhen-Erhebung,welche wellenförmig unebenen Gegenden angehören. Dieeingetragenen Zahlen beweiſen, daß, wo die großen, volk-reichen Städte in Furchen oder Flußthälern zuſammen-gedrängt ſind, die zwiſchen dieſen Furchen aufſteigendenPlateaus weit weniger Erhebung haben, als man ihnenbeizumeſſen verſucht ſeyn möchte, wenn man z. B. ganzLothringen durchreiſt und aus den Flußthälern aufſteigt.Die Zahlen, welche die Karte am häufigſten auf demGipfel der Hügel oder Plateaus darbietet, ſind: 235,260, 270, ſelten 340 bis 400 Meter über der Meeres-fläche; das iſt kaum 100 Meter mehr als die Höhe,welche wir in den vorhergehenden Berechnungen als die primitive mittlere Höhe Frankreichs in den Tiefländernangeſehen haben. Würden nun dieſe 100 Meter auf dieOberfläche von ganz Frankreich nach dem Areal derGrundfläche, über der ſie ſich erheben, vertheilt, ſo wür-den ſie 20 — 25 Meter betragen. Nehmen wir in Aſieneine Erdfläche von 524,000 Quadrat-Seemeilen an fürChina, Inner-Indien und die Niederungen zwiſchen demAltai und dem Himmelsgebirge: ein Ländergebiet, dasnicht in den Theilen des Kontinents begriffen iſt, überwelche wir beſtimmte Angaben haben; nehmen wir ſelbſtan, dieſes wellenförmig gekrümmte Ländergebiet habe 70Toiſen oder 420 Fuß mehr Höhe als die mittlere Höheder Ebenen des aſiatiſchen Rußlands: ſo würde dieſes |39| neue in die Rechnung aufgenommene Element den Schwer-punkt von ganz Aſien noch nicht um ⅐ höher legen. Dieswäre eine Veränderung, welche weit unter der wahrſchein-lichen Grenze der Fehler in den von uns verſuchten Be-ſtimmungen liegt. Es gibt Probleme, vor denen mannicht zurückſchrecken muß, wenn ſie eines der intereſſan-teſten Elemente der phyſiſchen Geographie berühren. Nurdurch die gewagte Veröffentlichung der erſten Annähe-rungen, nur durch Nachweiſung jetzt noch fehlender nu-meriſcher Data von Höhe und Ausdehnung iſt man ſicherdie Aufmerkſamkeit auf einen wichtigen Gegenſtand hin-zuziehen und eine befriedigendere Arbeit vorzubereiten. Betroffen über den großen Unterſchied des Ergebniſſesmeiner Berechnungen und der Beſtimmung des Verfaſſersder Mécanique céleste, habe ich 1838, alſo ſchon5 Jahre vor der erſten Veröffentlichung derſelben, meinenvieljährigen Freund Poiſſon befragt. Ich laſſe hier dieBemerkungen folgen, welche dieſer große Mathematikerdie Gefälligkeit gehabt hat mir über den Gegenſtand mit-zutheilen: „Laplace ſagt, die mittlere Tiefe des Meeres müſſeein kleiner Bruchtheil von dem Ueberſchuſſe der halbengroßen Axe der Erde über ihre halbe kleine Axe ſeyn:einem Ueberſchuſſe, der ohngefähr 20,000 Meter beträgt.Die Data, auf die er ſich ſtützt, würden nicht genügen,um für das Verhältniß dieſer Tiefe zu dieſem Ueberſchuſſebeſtimmte Grenzen feſtzuſetzen; er könnte \( \frac{1}{20} \) und die Tiefeohngefähr 500 Meter betragen u. ſ. w. Ich glaube nicht,daß dies der Theorie entgegen ſey. Der Verfaſſer ſagtauch, die mittlere Tiefe ſey von derſelben Ordnung alsdie mittlere Höhe der Kontinente, welche nicht 1000 Me-ter überſchreitet. Das Wort Ordnung läßt einen wei-ten Sinn zu; es ſoll nur bezeichnen: daß das Verhält-niß der Tiefe zu dem Unterſchiede der beiden halben Axenkein großer Bruchwerth im Vergleich mit dem Verhältniſſeder Höhe zu eben dieſem Unterſchiede iſt; daß das erſtere |40| Verhältniß z. B. nicht 10- oder 15mal das zweite ſeynwürde. Die Ausdrücke, deren ſich Laplace bedient hat,geſtatten, wie ich glaube, anzunehmen, daß das erſte Ver-hältniß das Zweifache, Dreifache, vielleicht Vierfache deszweiten ſey: immer vorausgeſetzt, daß die mittlere Höheder Kontinente und die mittlere Tiefe der Meere beideim Verhältniß zu dem Ueberſchuſſe der einen halben Axeüber die andere ſehr klein werden. Wenn ich in der FolgeGelegenheit habe mich mit dieſer Frage in theoretiſcherBeziehung zu beſchäftigen, ſo wird es mir, wie Du wohlvorausſetzen wirſt, um ſo erwünſchter ſeyn genauere An-gaben geſammelt zu finden als die, welche unſer berühm-ter Lehrer hatte benutzen können.“ Wenn nun, wie ich wahrſcheinlich gemacht, die mitt-lere Höhe der Feſtländer nur 300 Meter beträgt, ſo iſtſie, ſtatt der mittleren Tiefe der Meere nahe gleich zuſeyn, wahrſcheinlich wenigſtens 5- bis 6mal kleiner. Mankann es wagen eine Grenze für das Minimum dermittleren Tiefe anzugeben; aber es fehlt gänzlich an Da-ten, um irgend eine Zahl mit Beſtimmtheit anzuſetzen.Laplace und Thomas Young glaubten anfangs aus derTheorie der Ebbe und Fluth herleiten zu können, daß diemittlere Tiefe des Oceans entweder 16,000 oder 4800 Me-ter (2,1 oder 0,6 geogr. Meilen, die Meile zu 3807 t )betragen müſſe; aber der erſtere dieſer berühmten Män-ner hat dieſes Reſultat bald wieder aufgegeben. „DieOberfläche des Erdſphäroids“, ſagt Laplace, „iſt beinahedie des Gleichgewichts, wenn ſie flüſſig würde. Darausund aus dem Umſtande, daß das Meer große Feſtländerunbedeckt läßt, ſchließt man, daß es wenig tief ſeyn müſſe.“Bei den Verſuchen, welche über die Temperatur-Abnahmedes Meeres angeſtellt ſind, haben Sabine, Lenz, Wau-chope und Beechey bis zu 900—1000 Metern das Senk-blei ausgeworfen, ohne Grund zu finden. Ein ſehr un-terrichteter Seefahrer, Kapitän Bérard, iſt dahin gelangt,„mit einer ſeidenen Schnur von einem Millimeter Durch- |41| meſſer, welche ein einzelner Menſch leicht handhabte, bisin 2600 Meter (8004 Fuß) Tiefe den Meeresgrund zumeſſen, was damals noch nicht geſchehen war“. Das ſind180 Meter weniger als die Höhe des Canigou, und dabeifällt das Senkblei nicht rein lothrecht. Herr de Teſſan,der neue, ſehr ſcharfſinnige Mittel zur Tiefe-Meſſung mitexplodirenden Bomben vorgeſchlagen hat, glaubte ſelbſt zuerweiſen, daß es unmöglich iſt mit einer Lothleine bis inTiefen von 4—5000 Metern zu gelangen: welches dasMaximum der Tiefe iſt, das Daubuiſſon für die Abgründedes Oceans anzunehmen geneigt war. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord-amerika, welche in der neueren Zeit ſich ſo rühmlich be-ſtrebt hat alles, was auf Aſtronomie und phyſikaliſche Erd-beſchreibung Bezug hat, zu befördern, hat ſeit 1850, nachAnleitung des verdienſtvollen Lieutenant Maury, durch das Bureau of Ordonance and Hydrography auch die Tiefender Meere als einen beſonderen Gegenſtand der Erfor-ſchung auf Staatsſchiffen angeordnet. Die Kapitäne Bar-ron, Platt, Walſh und Taylor haben ſich durch ihre Thä-tigkeit in dieſer Hinſicht beſonders ausgezeichnet. Golds-borough, auf der Ueberfahrt von Rio Janeiro nach demVorgebirge der guten Hoffnung, ſondirte 17,450 Fuß tiefin Br. 27° ſüdl. und Lg. 31° 20′ W.; Barron (Mai 1851)auf dem John Adams 27,161 Fuß in Br. 32° 6′ nördl.,Lg. 47° 7′ W.; Lieut. Walſh Nov. 1849 auf dem Schoo-ner Taney 32,086 Fuß in Br. 31° 59′ nördl., Lg. 61° 3′W. Alle dieſe Tiefen ſind weit übertroffen worden durchdie Soundings des Kapitän Denham von der königlichbritanniſchen Marine, Befehlshabers des Herald, welcheram 30. Oktober 1852 nach einem Berichte des OberſtenSabine den Meeresboden erſt in 7706 fathoms oder 43,380par. Fuß Tiefe erreichte, in Br. 36° 49′ ſüdl. und Lg. 39° 26′W. Dieſe Tiefe iſt faſt 17,000 Fuß größer als die Höhedes Kintſchindjinga, des höchſten wohlgemeſſenen Gipfelsdes Himalaya-Gebirges, den wir ſeit Joſeph Hookers ti- |42| betaniſcher Reiſe kennen. Der Kintſchindjinga (26,438 Fuß)iſt alſo über dieſem tiefſten Punkte der Erdoberfläche 11,636Toiſen (69,816 Fuß), etwas über drei geographiſcheMeilen, erhaben. Auf der Mond-Oberfläche iſt in denzwei höchſten Bergen, Dörfel und Leibnitz, dieſer Un-terſchied zwiſchen dem Maximum der Erhebung und denMond-Ebenen, ſogenannten Meeren, nur 3800 Toiſenoder eine geographiſche Meile. Die Anſchwellung derAequatorial-Gegend des Erdſphäroids beträgt kaum dasDoppelte der eben angegebenen abſoluten Höhe (11,636Toiſen) eines Gipfelpunktes des Kintſchindjinga über demniedrigſten jetzt bekannten Punkte des Meeresbodens. DerUnterſchied der Aequatorial- und Polar-Durchmeſſer iſtnämlich 1716,9—1713,1 geogr. Meilen (jede zu 3807,23Toiſen oder 22,843 par. Fuß Länge gerechnet). Vergleichungen poſitiver und negativer Höhen ſtelltenauch ſchon die alexandriniſchen Philoſophen an, wie Cleo-medes und Plutarch uns lehren. Der letztere ſagt aus-drücklich im Leben des Aemilius Paulus (cap. 25), woer der Bergmeſſung des Olympus durch Xenagoras undder von ihm dort eingegrabenen Inſchrift erwähnt: „dieGeometer glauben, daß kein Berg höher und kein Meertiefer als 10 Stadien ſey“. Cleomedes ſtellt dieſelbeVergleichung der poſitiven und negativen Höhen an, ſetztaber die Maxima der Höhen und Tiefen zu 15 Stadien(etwas über 8500 Fuß) an; „denn die“, ſagt er, „welchean der Kugelgeſtalt der Erde zweifeln wegen der Höhlun-gen des Meeres(bodens) und der Erhebungen der Berge,urtheilen unvernünftig: denn es gibt keinen Berg, der ſenk-recht mehr als 15 Stadien (1410 Toiſen) hat; und dasiſt auch die Tiefe des Oceans.“ Die, gewiß ſehr alte undzum Theil richtige Sage der Seeleute: daß das Meer amtiefſten iſt, wo die Küſte ſich ſehr ſteil und hoch erhebt;kann wohl ſchon früh zu einer ſolchen dogmatiſchen Verall-gemeinerung der Begriffe über Gebirgshöhen und Meeres-tiefen beigetragen haben.