Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme von Alexander v. Humboldt. Nach dem alten Ausspruche Herodots (III, 106) sind bei der ungleichen Ausspendung der Güter und der Schätze des Bodens die schönsten Erzeugnisse den Enden der Welt zu Theil geworden. Dieser Ausspruch war nicht bloß auf ein trübes, der Menschheit eigenthümliches Gefühl gegründet, daß das Glück fern von uns wohne, er drückte auch die einfache Thatsache aus, daß durch den Verkehr der Völker den Hellenen, als Bewohnern der gemäßigten Zone, Gold und Gewürze, Bernstein und Zinn aus weiter Ferne zugeführt würden. So wie allmählig durch den Handel der Phönizier, der Edomiter am Golf von Acaba, Aegyptens unter den Ptolemäern und Römern, die lang verschleierten Küsten des südlichen Asiens sich enthüllten, fing man an, die Erzeugnisse der heißen Erdstriche aus erster Hand zu erhalten, und in der regen Einbildungskraft der Menschen wurden die metallischen Schätze der Welt immer weiter und weiter gegen Osten gerückt. Zweimal hat dasselbe Volk, die Araber, in der für den Handel so wichtigen Epoche der Lagiden und der Cäsaren, wie am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, zur Zeit der portugiesischen Entdeckungen, dem Westen den Weg nach Indien gezeigt. Ophir (das Dorado des Salomo) dehnte sich nun bis in den Osten des Ganges aus. Dort erschien Chryse, das lange die Reisenden des Mittelalters beschäftigt hat, und bald als Insel, bald als Theil des Goldchersoneses betrachtet wurde. Die Goldmenge, welche noch heute, nach John Crawfurd, Borneo und Sumatra in Umlauf bringen, erklärt die alte Berühmtheit dieser Gegend. Nahe bei Chryse, dem Goldlande, dem erwünschten Ziele der Indodromen, mußte symmetrisch, nach den Ideen einer systematisirenden Erdkunde, eine Silberinsel, Argyre, liegen, gleichsam um beide edeln Metalle (die Reichthümer von Ophir und des iberischen Tartessus) zu vereinigen. In der Geographie des Mittelalters spiegeln sich, aber mannichfach verunstaltet, die geographischen Mythen der classischen Vorzeit ab. Bei den Arabern Edrisi und Bakui finden wir, am Ende des indischen Meeres, wieder eine Insel Sahabet mit Silbersand, und daneben Saila (nicht mit Ceylon oder Serendiv zu verwechseln), wo Hunde und Affen goldene Halsbänder tragen. Aber in Bestimmung der eigentlichen Heimath des Goldes und aller herrlichen Erzeugnisse der Erde vereinigte sich mit der Idee der Ferne auch die der tropischen Hitze. "So lange Ew. Herrlichkeit nicht schwarze Menschen finden werden," schreibt ein catalonischer Steinschneider, Mossen Jaime Ferrer, 1495 an den Admiral Christoph Columbus, "können Sie nicht große Dinge, wirkliche Schätze, wie Spezereien, Diamanten und Gold erwarten. Der Brief ist in einem 1545 zu Barcelona gedruckten Buche, das den sonderbaren Titel: Sentencias catholicas del Divi poeta Dant führt, vor Kurzem aufgefunden worden. Der Goldreichthum am Uralgebirge, der sich im wogulischen Norden bis dahin erstreckt, wo die Erde kaum in den Sommermonaten aufthauet, die Diamanten, welche während meiner, auf Befehl des Kaisers Nicolaus im Jahr 1829 gemachten sibirischen Expedition von zweien meiner Begleiter, nahe bei dem 60sten Breitengrade, auf dem europäischen Abfall des Urals entdeckt worden sind, sprechen eben nicht für den Zusammenhang des Goldes und der Diamanten mit tropischer Wärme und farbigen Menschen. Christoph Columbus, der dem Golde einen moralischen und religiösen Werth zuschreibt, "weil, wie er sagt, "wer es besitzt, in dieser Welt erlangt, was er will, ja selbst (durch Bezahlung von Messen?) viele Seelen dem Paradiese zuführt," Christoph Columbus war ganz dem System des Steinschneiders Ferrer zugethan. Er suchte Zipangu (Japan), das man für die Goldinsel Chryse ausgab, und als er, am 14. November 1492, längs den Küsten von Cuba, die er für Theile des Continents von Ost-Asien (Cathay) hielt, hinsegelte, schrieb er in sein Tagebuch nieder: "nach der vielen Hitze, die ich leide, muß das Land reich an Gold seyn." So ließen falsche Analogien vergessen, was das classische Alterthum von den Metallschätzen der Massageten und der Arimaspen im hohen Norden von Europa erzählt hatte: ich sage von Europa, denn das öde Flachland von Nord-Asien, das heutige Sibirien, galt mit seinen Kiefernwäldern für eine langweilige Fortsetzung des belgischen, baltischen und sarmatischen Flachlandes. Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Caspischen Meere von A. v. Humboldt, G. Rose und G. Ehrenberg. Thl. I. S. 352--373. El oro, schreibt Columbus an die Königin Isabella, es excellentissimo, con el se hace tesoro y con el tesoro quien lo tiene, hace quanto quiere en el mundo y llega a que hecha las animas al paraiso. Siehe über dieses Lob des Goldes mein Examen critique de l'Histoire de la Geographie et des progres de l'Astronomie nautique aux 15me et 16me siecles (in Fol.) p. 38 et 131. Herod. III, 116. Umfassen wir mit einem Blicke die Geschichte des Handelsverkehrs von Europa, so finden wir die reichsten Quellen des Goldes im Alterthume in Asien. Seit dem Ausgange des Mittelalters, und drei Jahrhunderte nachher, gehören sie dem neuen Welttheile an. Gegenwärtig, seit dem Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, strömen die Quellen wieder am reichlichsten in Asien, aber in andern Zonen desselben Continents. Dieser Wechsel in der Richtung der Strömung, dieser Ersatz, welchen zufällige Entdeckungen im Norden darbieten, wenn im Süden die Goldausbeute plötzlich schwindet, verdient eine ernste Betrachtung, eine Ergründung nach numerischen Angaben; denn im politischen Haushalte, wie bei Erforschung von Naturerscheinungen, sind die Zahlen immer das Entscheidende; sie sind die letzten, unerbittlichen Richter in den vielbestrittenen Verhältnissen der Staatswirthschaft. Wir wissen aus Bökh's scharfsinnigen Untersuchungen, wie, bei Eröffnung des Morgenlandes durch die Perserkriege und durch des großen Macedoniers Zug nach Vorder-Indien, das Gold sich allmählig bei den europäischen Hellenen anhäufte, wie zum Beispiel in Demosthenes Zeitalter die edeln Metalle einen fast fünfmal geringern Werth hatten, als im Solonischen. Der Strom ging damals von Osten nach Westen, und der Zufluß des Goldes war so reichlich, daß, wenn zu Herodots Zeit das Verhältniß des Goldes zum Silber wie 1 : 13 war, es bei Alexanders Tode und über hundert Jahre nachher, wie 1 : 10 stand. Je weniger allgemein die Handelsverbindungen in der alten Welt waren, desto größere und plötzlichere Veränderungen mußte der relative Gold- und Silberwerth erleiden. So finden wir in Rom, durch lokale Anhäufung eines der edeln Metalle, bald nach der Eroberung von Syrakus, das Verhältniß des Goldes zum Silber wie 1 : 17, wenn unter Julius Cäsar es auf einige Zeit bis 1 : 813/14 herabsank. Je geringer die Menge des schon vorhandenen Metalles in einem Lande ist, desto leichter können, durch Zufluß von Außen, jene ungeheuren Schwankungen hervorgebracht werden. Die jetzige Welt ist durch Allgemeinheit und Schnelligkeit des Verkehrs, welcher das Gleichgewicht herstellt, sie ist durch die Größe der schon vorhandenen, angehäuften Massen von Gold und Silber zur Stabilität im relativen Werthe der Metalle geneigt. Nach der Revolution in dem spanischen Amerika war die jährliche Metallproduktion viele Jahre lang auf ein Drittel herabgesunken, und doch konnten die unbeträchtlichen Oscillationen, welche man hie und da bemerkte, nicht dieser Ursache zugeschrieben werden. Ganz anders ist es mit dem Verhältniß des Silbers zu einem noch so wenig angehäuften und dabei so ungleich vertheilten Metalle, dem Platin. Staatshaushaltung der Athener. Bd. 1. S. 6 - 31. Siehe Letronne's gelehrte Berichtigung der monetarischen Hypothesen von Garnier: Considerations generales sur l'evaluation des monnaies grecques et romaines. 1817. p. 112. Von statistischen Angaben, die irgend ein allgemeines, mit der jetzigen Goldproduktion ganzer Länder vergleichbares Resultat enthielten, finden wir bei den Alten nichts. Die Natur der Staatsverwaltung bot nicht die Controlen dar, welche in späteren Jahrhunderten das lästig verfeinerte Zollwesen der Araber, eines Alles berechnenden und tabellarisch aufzeichnenden Handelsvolkes, den süd- und westeuropäischen Staaten mittheilte. Eine Angabe, wie die des Plinius (XII, 18), nach der aus dem römischen Staate der Handel mit Indien, Serica und Yemen jährlich hundert Millionen Sesterzen an edlen Metallen absorbirte, das ist, nach Letronne, für den Geldwerth jener Zeit ein Gewicht von 33,000 Mark Silber (nur halb so viel, als die jährliche Silbererzeugung des sächsischen Erzgebirges), steht vereinzelt und problematisch da. Wo allgemeine Resultate fehlen, würden numerische Beispiele von partiellem Geldreichthume gewisser Gebirgsgegenden um so wichtiger seyn, als wir sie mit der jetzigen Ausbeute berühmter Bergdistrikte vergleichen könnten, Gewicht mit Gewicht in absolutem Sinne, ohne Rücksicht auf die schwierige Betrachtung des Goldes als Maß des Werthes einer bestimmten Quantität von Cerealien. Hinterlassene Schätze eines Herrschers, Folgen des Sieges oder langer Erpressungen, zeugen nur von dem, was sich nach einer uns unbekannten Zahl von Jahrhunderten in großen Länderstrecken angehäuft findet. Resultate der Art sind mit den Angaben zu vergleichen, die unsere Statistiker über die in einem Staate zu einer gewissen Epoche vorhandene Masse edler Metalle wagen. Wenn Cyrus, laut dem Berichte des Plinius (XXXIII, 15), durch die Besiegung von Asien an rohem Golde, ohne das zu Gefäßen verarbeitete zu rechnen, 34,000 Pfd. zusammen brachte, so ist dies noch kaum der zweijährigen Ausbeute des Urals gleich. Dagegen schlägt Appian, auf Urkunden gestützt, den Schatz des Ptolemäus Philadelphus zu 740,000 Talenten an, das ist, je nachdem man egyptische oder kleine ptolemäische Talente rechnet, 1017 oder 254 Millionen Thaler. "Dergleichen klingt fabelhaft," sagt der berühmte Verfasser der Staatshaushaltung der Athener, "aber ich wage nicht die Glaubwürdigkeit zu bezweifeln. In diesem Schatze war viel verarbeitetes Silber und Gold. Die Länder wurden gänzlich ausgesogen, Steuern und Tribute mit bewaffneter Hand von habsüchtigen Generalpächtern eingezogen. Die Einkünfte allein von Cölesyrien, Phönizien, Judäa und Samaria wurden von Ptolomäus Euergetes für 8000 Talente verpachtet, und ein Jude kaufte sie für das Doppelte. Auch Herr William Jacob in seinem vortrefflichen, auf den Wunsch des Staatsministers Huskisson herausgegebenen Werke: Historical Inquiry on Precious Metals pflichtet den Angaben unseres großen Philologen bei. Die obige höhere Evaluation würde der jetzt in Frankreich und Belgien, die geringere Evaluation der in England coursirenden Geldmasse nahe kommen. Nach Strabo (XV, 731) soll Alexander 18 Myriaden Talente nach Ekbatana zusammengebracht haben. Man muß nicht vergessen, daß, während gegenwärtig die edeln Metalle sich über große Länderstrecken und große Bevölkerungen gleichmäßiger vertheilen, sie damals auf wenige Punkte der Erde und im Schatzhause der Herrscher concentrirt waren. T. I. p. 23. Nach den Untersuchungen von Michel Chevalier (Lettres sur l'Amerique du Nord. T. I. p. 394) wird Frankreich zu 3000 Millionen, Großbritannien zu 1000 Millionen Francs angeschlagen. Schon Necker schätzt die Circulation von Frankreich auf 2200 Mill. Francs, Adam Smith die von Großbritannien nur auf 30 Mill. Pfd. Strl. In den preußischen Staaten sollen, nach Hoffmann, nur zwischen 90 und 120 Mill. Thaler cirkuliren. Das, seit der Wiederherstellung des Graumannischen Münzfußes im Jahr 1764 bis zu Ende des Jahres 1836 ausgeprägte preußische Courantgeld in allen Geldsorten, mit Einschluß der 1/15 Stücke, beträgt nach Abzug der während desselben Zeitraumes durch die Münzverwaltung selbst wieder eingezogenen, überhaupt 182,856,020 Thlr. (Die Lehre vom Gelde. 1838. S. 171.) So große Vergleichsummen allein können einiges Licht auf die aus dem Alterthume uns überkommenen Angaben werfen. Fast drei Mal so groß war der von Cyrus hinterlassene Schatz. Plinius (XXX, 3) schätze ihn zu 500,000 Talenten Gold und Silber. Daß dieser Schatz nach dem Tode des Cyrus ansehnlich vermindert worden war, schließt Sainte-Croix (Examen crit. des historiens d'Alexandre. p. 429) daraus, daß alle edeln Metalle, die der Macedonier in Persien zusammenbrachte, nur 330,000 Talente betrugen. Ueber die fast beispiellose Concentrirung der edeln Metalle in Italien unter den Cäsaren siehe Letronne, Evaluation des monnaies grecques et romaines. p. 121. Daß der große asiatische Goldreichthum, der nach Westen überströmte, aus Inner-Asien, nordnordöstlich von Ladakh, aus dem obern Laufe des Oxus (zwischen dem Hindu-Khu und den Höhen von Pamer, am westlichen Abhange des Bolor), aus Baktrien und den östlichsten Satrapien des Perserreiches kam, ist unzweifelhaft: doch ist es leichter, die Richtung des Stromes, als das Einzelne der Quellen und ihre relative Reichhaltigkeit anzugeben. Der Schauplatz der Mythe von den goldsuchenden Ameisen bei dem Bergvolk der Derden ist fern von den Greifen der Arimaspen zu suchen. Jene Mythe scheint dem Tafellande von Kaschgar und Aksu, zwischen den Parallelketten des Himmelsgebirges und des Kuenlun, wo der Fluß Tarim sich in den Lop ergießt, zuzugehören. Der nördlicheren Arimaspen werden wir später noch einmal erwähnen, wenn wir großer, unmittelbar unter dem Rasen liegender Goldmassen des Urals gedenken. Der Ruf des indischen Reichthums erscholl in oft mißverstandenen Tönen nach Persien hin. Ctesias, aus dem Stamme der Asclepiaden, Leibarzt des Königs Artaxerxes Mnemon, beschreibt, fast ohne es selbst zu ahnen, unter dem Bilde einer Goldquelle, auf das deutlichste ein Hüttenwerk, einen Schmelzofen, aus dem sich das flüssige Metall in Krüge (thönerne Formen) ergießt. Den Hellenen näher waren Lydien, an den Flüssen, die dem Tmolus entquellen, Phrygien und Kolchis goldreiche Länder. Die Natur schnell zu erschöpfender Schichten von Goldsand (der sogenannten Goldwäschen) macht dem praktischen Bergmanne begreiflich, warum manche der eben genannten und neuerlichst wiederbesuchten Länder den Reisenden goldarm erschienen. Wie leicht würde man nicht, wenn man gegenwärtig die Schluchten und Flußthäler der westindischen Inseln Cuba und Santo Domingo oder gar die Küste von Veragua durchforschte, ohne die vorhandenen historischen Zeugnisse verleitet werden, an der reichen Goldausbeute jener Gegenden am Ende des 15ten Jahrhunderts zu zweifeln? Dauernder, wenn ihn nicht äußere Verhältnisse stören, ist der eigentliche unterirdische Bergbau auf anstehende Golderze. Eben weil man die ganze Lagerstätte nicht auf einmal kennt, weil das Gebirge beim Gangbergbau nur allmählig aufgeschlossen wird, ist der menschlichen Thätigkeit hier eine längere Beschäftigung dargeboten. Goldhaltiges Schuttland wird schnell durchwühlt und der reicheren Geschiebe beraubt. Wie wenige der vierzig Goldwäschen, die Strabo so sorgsam beschreibt, mögen jetzt noch zu erkennen seyn? Diese auf Analogien und bergmännische Erfahrung gegründete Bemerkung mußte hier um so mehr Platz finden, als leere Zweifelsucht gern die Ueberlieferungen des Alterthums erschüttert. Burnes, Travels into Bokhara. T. II. p. 265. Oper. Reliquiae, ed. Baehr, Ind. cap. 4. p. 248 et 271. Der den Hellenen bekannte Theil von Europa stand in metallischem Reichthume gegen Asien eben so zurück, als späterhin ganz Europa gegen die neue Welt. Das letzte Verhältniß, nämlich die relative Productivität von Europa und Amerika war im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts, als die Bergwerke der spanischen Colonien am schwunghaftesten betrieben wurden, für die Golderzeugung wie 1:13, für die Silbererzeugung wie 1:15. Es ist mir sogar wahrscheinlich, daß für die alexandrinische und ptolemäische Zeit, besonders in der Goldausbeute, das Verhältniß noch ungünstiger für Europa ausfallen würde, wenn statistische Angaben der Art aufgefunden werden könnten. In Griechenland selbst war zwar, neben den anfangs sehr ergiebigen Silbergruben von Laurion, der Goldreichthum in Thessalien, in dem pangäischen Gebirge an der Gränze von Macedonien und Thracien, wie seit den frühesten phönizischen Ansiedlungen auf der gegenüber liegenden Insel Thasos beträchtlich genug. Auch Iberien ist für Phönizier und Carthager nicht bloß ein Silberland gewesen. Tartessus und Ophir (dieses entweder Arabien oder die ostafrikanische Küste oder gar, wie Heeren will, eine allgemeine Benennung für reiche Südländer), Tartessus und Ophir waren das Doppelziel der vereinigten Hiram-Salomonischen Flotte. Wenn auch in dem metallischen Reichthum von Spanien Silber aus Bätika und aus der Nähe des von Hamilkar Barkas gegründeten Neu-Carthago, lange der Hauptgegenstand des auswärtigen Handels war, so lieferten doch auch manches Jahr Galläcien, Lusitanien und besonders Asturien 20,000 Pfund Gold , das ist fast so viel, als Brasilien in seiner blühendsten Epoche gegeben hat. Kein Wunder daher, daß die früh besuchte spanische Halbinsel durch Phönizier und Carthager den Ruf eines westlichen El-Dorado's erlangte. Gewiß war an vielen Punkten, die jetzt nur schwache Spuren von Metallgehalt zeigen, die alte Erde einst, ihrer Oberfläche nahe, mit Schichten von Goldsand bedeckt, oder in festem, anstehenden Gesteine mit Trümmern von Golderzen durchzogen. Die lokale Wichtigkeit jener Bergwerke in Südeuropa ist nicht zu läugnen, aber in Vergleich mit Asien war ihre Goldausbeute doch nur gering zu nennen. Dieser letztere Welttheil blieb lange der Hauptquell des metallischen Reichthums, und die Richtung der Zuströmung des Goldes für Europa konnte nur als von Osten nach Westen bezeichnet werden. Die Fundamente dieser Berechnung sind enthalten im 11. Kapitel meines Essai politique sur le Royaume de la Nouvelle Espagne T. III, p. 400. Die relative Goldausbeute war damals 1300 und 17,300 Kil., die relative Silberausbeute 52,700 und 795,600 Kil. Otfr. Müller, Gesch. Hellen. Stämme B. 1, S. 115. Auch Gold bei Skapte Hyle (Boekh, Corp. Inscript. T. I, p. 219). S. über einen so oft behandelten Gegenstand eine mit philologischer Kritik abgefaßte Schrift des Dr. Keil, in Dorpat: Ueber die Schifffahrt nach Ophir und Tarsis, 1834. S. 61-70. Bökh, Staatshaushalt, Th. I, S. 15. Auch der Hafen von Carthago enthält Goldsand, den das Mittelmeer auswirft, zwischen dem Flusse Miliana und dem Cap Sidi-Bou-Said. Die armen Einwohner benutzen diesen Goldsand noch jetzt. Dureau de la Malle, Rech. sur la Topographie de Carthage 1835 p. 251. Aber Asien selbst, das heißt der durch Landreisen im Mittelalter verbreitete Ruf von den unermeßlichen Schätzen von Zipangu (Japan) und von dem südlichen Archipelagus, veranlaßte eine plötzliche Veränderung in der Richtung jenes Metallstromes. Amerika ward entdeckt, nicht weil Columbus, wie man so lange fälschlich gesagt, einen andern Continent ahnete, sondern weil er durch den Westen einen kürzeren Weg nach dem goldreichen Zipangu und den Gewürzländern im Südosten von Asien suchte. "Der größte geographische Irrthum (die Idee der Nähe von Spanien und Indien) führte zu der größten geographischen Entdeckung. Christoph Columbus und Amerigo Vespucci sind beide in der festen Ueberzeugung gestorben, Ost-Asien (das gangetische Indien, die Halbinsel, auf der Cattigara liegt) berührt zu haben. Um den Ruhm der Entdeckung eines Neuen Continents konnte daher zwischen beiden kein Streit entstehen. In Cuba wollte Columbus dem Gran Khan der Mongolen die Briefe seines Monarchen abgeben. Er glaubt sich in Mangi, dem südlichen Theil von Cathay (China): er sucht die von Marco-Polo beschriebene Himmelsstadt Quinsay, jetzt Hang-tscheu-fu. "Die Insel Espannola (Haiti), schreibt Columbus an den Papst Alexander VI., ist Tarsis, Ophir und Zipangu. Auf meiner zweiten Reise habe ich 1400 Inseln und 333 Meilen des Continents von Asien (de la tierra firme de Asia) entdeckt." Dieses westindische Zipangu gab bald Goldgeschiebe (pepitas de oro) von 8, 10, ja 20 Pfund Gewicht. Das neu entdeckte Amerika wurde nun die Hauptquelle der edeln Metalle. Der neue Strom ging von Westen nach Osten, ja er durchschnitt bald Europa, weil bei zunehmendem Verkehr seit der Umschiffung von Afrika, dem südlichen und östlichsten Asien mehr Ersatz für Spezereien, Seide und Färbestoffe gegeben werden mußte. Letronne p. 105 und 123. Brief vom Monat Februar 1502 aus dem Archive des Herzogs von Veraguas. Die dritte Reise, in welcher der südliche Continent von Amerika den 1. August 1498 entdeckt wurde (dreizehn Monate nach Sebastian Cabot's Entdeckung des nördlichen Continents), und die vierte Reise, welche die ersten Nachrichten von einer westlichen Küste des neuen Landes gab, bestätigten nur den alten Admiral in seiner vorgefaßten Meinung. Daß er in dem Briefe an den Papst nach der ihm eigenen Neigung, eine gewisse biblische Erudition zu zeigen, Tarsis, Ophir und Zipangu als Synonyma von der Insel Santo Domingo aufstellt, ist nicht Verwirrung der Ideen, sondern hängt, wie man aus andern Schriften des Columbus sieht, mit systematischen Ansichten zusammen. Er hielt nicht etwa Indien, sondern sogar Japan (Zipangu) für das Ophir des Salomo, das er auch (nach den aus Josephus bekannten Formen, Sopheira und Sophera) bisweilen Sopora nennt. Er nahm Tarsis (Tarschisch) nicht für das Iberische Tartessus, sondern, wie die Septuaginta und viele Theologen des Mittelalters, für ein nomen appellativum. Die salomonische Schifffahrt war ihm nicht eine Doppelfahrt aus dem rothen und Mittelmeere; sie ging ihm allein von Ezjongeber aus. Quinsay kannte Columbus aus einem Briefe von Toscanelli, nicht aus Marco-Polo, den er nie nennt, obgleich bisher das Gegentheil behauptet worden ist. Da vor der Entdeckung der Silbergruben von Tasco (1522) am westlichen Abfall der mexikanischen Cordilleren Amerika nur Gold lieferte, so fand sich schon die Königin Isabella von Castilien im Jahr 1497 bewogen, das gesetzmäßige Verhältniß der beiden edeln Metalle zu einander beträchtlich zu ändern. Das frühe und bisher so wenig beachtete Geldedikt von Medina läßt sich nur durch diesen Umstand und durch die Anhäufung des Goldes auf wenige Punkte von Europa erklären. Ich habe an einem anderen Orte zu erweisen gesucht, daß von 1492 bis 1500 die ganze Goldeinfuhr aus den damals entdeckten Theilen der Neuen Welt in Mitteljahren kaum 2000 Mark betrug. Der Pabst Alexander VI., welcher wähnte, den Spaniern eine Erdhälfte gegeben zu haben, erhielt als Gegengeschenk von Ferdinand dem Katholischen kleine Goldgeschiebe aus Haiti, "als erste Früchte des neuentdeckten Landes," zur Vergoldung der prächtigen Decke (Soffitto) der Basilica von Sta. Maria Maggiore. Eine Inschrift erwähnt des Metalls, quod primo Catholici Reges ex India receperant. So groß war damals die Thätigkeit der spanischen Regierung, daß schon 1495, wie der Historiker Mundoz gezeigt hat, ein Bergmann Pablo Belvis mit einem Vorrath Quecksilber nach Haiti geschickt wurde, um das Goldwaschen durch Anquicken zu beschleunigen. Sehr auffallend ist es, in einem neu aufgefundenen und erst vor Kurzem publicirten Theile der Geographie des Sherif Edrisi zu lesen, "daß die Neger im Inneren des westlichen Afrika, wie auch die Bewohner der fruchtbaren Niederung Wadi el Alaki (zwischen Abyssinien, Bodja und Nubien) den Goldsand durch Quecksilber bearbeiteten." Davon spricht der nubische Geograph in der Mitte des zwölften Jahrhunderts, als von einer längst bekannten Sache. Sollte sich diese Kenntniß aus dem Orient durch Aegypten, dem schwarzen, der Scheidekunst ergebenen Lande (Chemi), nach Afrika verbreitet haben? Das griechische und römische Alterthum gedenkt wohl einer sehr gebräuchlichen Anwendung des Quecksilbers, um das Gold aus den Fäden alter Tressen aufzunehmen, nirgends aber einer technischen Anwendung im Großen bei den doch oft so umständlich beschriebenen Goldseyffenwerken. Memorias de la Real Acad. de la Historia T. VI, p. 525. Das Edikt von Medina veränderte das alte gesetzliche Verhältniß von 1:116/10 in 1:107/10. S. die französische Uebersetzung von Amedee Jaubert (Paris 1836) T. I, p. 42 und 67. Beide Stellen fehlen in dem Codex, welcher der lateinischen Uebersetzung des Sionita zum Grunde lag. Mehr durch Eröffnung neuer reicher Quellen, als durch Versiegung der älteren wird das jedesmalige Verhältniß des Werthes von Gold und Silber modificirt. Es stieg daher wiederum, seit Entdeckung der Großen Antillen der Preis des Goldes gegen die Mitte des 16ten Jahrhunderts, als die reichen Silbergruben von Potosi und Zacatecas in Peru und Nord-Mexiko eröffnet wurden. Nach meinen sorgfältigen Untersuchungen verhielt sich bis zu der Eröffnung der brasilischen Goldwäschen im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, die Einfuhr des amerikanischen Goldes zu dem des amerikanischen Silbers dem Gewichte nach, wie 1 zu 65. Gegenwärtig ist dies Verhältniß, wenn man den europäischen Metallhandel mit allen Welttheilen in einem Blicke umfaßt, wohl nicht höher als 1 zu 47. So ergibt es wenigstens die Vergleichung der Massen beider Metalle, welche gleichzeitig in Europa gemünzt vorhanden sind. Die Angaben, welche die sonst so vortreffliche Schrift von Adam Smith enthält, sind, wie der größere Theil der darin aufgestellten numerischen Resultate, überaus unrichtig, ja in dem eben berührten Verhältniß um mehr als die Hälfte falsch. Im Geldhandel schwankte der relative Werth von Gold und Silber unter den gebildeten und also unmittelbar mit einander verkehrenden Völkern Europa's, in den ersten hundert Jahren seit der Entdeckung des Neuen Continents, zwischen 1:107/10 und 1:12, in den letzten zweihundert Jahren zwischen 1:14 und 1:16. Dieses Schwanken hängt keineswegs allein von den relativen Quantitäten der Metalle ab, welche jährlich dem Schoße der Erde entrissen werden. Das Verhältniß des Werthes beider Metalle wird zugleich durch die Produktionskosten, durch die Nachfrage oder das Bedürfniß der Consumenten, durch die ungleiche Abnützung, durch die Verwendung zu Geschmeiden und anderen Metallwaaren mannigfaltig modificirt. So viele gleichzeitig einwirkende Elemente machen bei der Leichtigkeit des Zuströmens im allgemeinen und schnellen Weltverkehr und bei der ungeheuren Masse der schon vorhandenen, in Europa angehäuften Metalle, jetzt jede sehr große oder lange dauernde, partielle Oscillation im relativen Werthe von Gold und Silber unmöglich. So hat es sich gezeigt, wenn plötzlich Störungen der Produktion eintraten, wie nach dem Ausbruche der Revolution im spanischen Amerika; so bei übermäßigem Verbrauche eines der edeln Metalle in einer vielbeschäftigten Münzstätte. In England wurden nämlich in den zehn Jahren zwischen 1817 und 1827 über 1,294,000 Mark Gold geprägt, und dieser Goldankauf hat doch nur das Verhältniß des Goldes zum Silber in London von 1:14,97 zu 1:15,60 steigen lassen. Der Tauschwerth des Goldes ist seitdem gegen das Silber wenig gesunken. Denn man kaufte auch am Ende des Jahres 1837 in London ein Pfund Gold für 1565/100 Pfund Silber. Wir werden bald numerische Elemente zu der Lösung der Frage liefern, welche Veränderungen man überhaupt einer sich allmählig fühlbar machenden, vereinten Wirkung des neuen uralischen und nordamerikanischen Bergbaues zuschreiben dürfe? S. mein Essai politique T. III, 400, 430-448 und 463. Jacob, Prec. Metals T. II, p. 187. Das von mir aufgefundene Resultat ist von Say (Traite d'economie politique T. II, L. 3, Chap. 10) durch Analogien aus dem Waarenhandel scharfsinnig erläutert worden. S. die neue vortreffliche Schrift: J. G. Hoffmann, Lehre vom Gelde. 1838, S. 7. Die Masse edler Metalle, welche seit der Entdeckung von Amerika bis zum Ausbruch der mexikanischen Revolution nach Europa gekommen ist, war an Gold 10,400,000 castilianische Mark (2,381,600 Kil.), an Silber 533,700,000 Mark oder 122,217,300 Kil., zusammen an Werth 5940 Millionen Piaster. Das in dieser Zwischenzeit dem amerikanischen Boden entzogene Silber ist in dieser Evaluation nach dem Feingehalte der Piaster, das ist zu 0,903 berechnet worden, daher betragen jene 122,217,300 Kil. Piastersilber nur 110,362,222 Kil. feines Silber. Sie würden eine Kugel von feinem Silber bilden, welche 837/10 Pariser Fuß Durchmesser hätte. Eine solche Reduktion auf Gestalt und Größe verdient, glaube ich, so wenig als analoge graphische Darstellungen getadelt zu werden. Wenn man das Resultat der dreihundert und achtzehnjährigen Silberproduktion des spanischen Amerika mit dem Resultat einjähriger Eisenproduktion einzelner europäischer Staaten vergleicht, so erhält man nach der Angabe meines Freundes, des vortrefflichen Geognosten H. v. Dechen, Kugeln von reinem (geschmiedeten) Eisen für Großbritannien von 148, für Frankreich von 111, für die preußische Monarchie von 76 Pariser Fuß Durchmesser. So groß ist der Unterschied der Frequenz zweier Metalle, Silber und Eisen, in dem den Menschen zugänglichen Theile der Erdrinde. Diese Kugel stellt die Masse feinen Silbers dar, welche in 318 Jahren, von 1492 bis 1809 aus Amerika nach Europa gekommen ist. Die castilianische Mark ist 0,229 Kil. (Das spezifische Gewicht des Silbers = 10,474.) Von zwei ähnlichen Kugelberechnungen, welche die zweite Ausgabe meines Essai politique sur le Royaume de la Nouvelle Espagne enthält (T. III, p. 418 und 459), welche aber nur die Silbermengen der Epoche von 1492 bis 1803 in Silber vom Feingehalt der Piaster und in reinem Silber ausdrücken, ist die erstere richtig, in der zweiten muß man aber 2687/100 statt 2047/100 Meter Durchmesser lesen. Die Berechnung für Großbritannien bezieht sich auf den Durchschnitt der Produktion des Roheisens in den Jahren 1823-1830. (M'Culloch, Dict. of Commerce, 1834 p. 736.) Die Durchschnittssumme ist 617,352 Tons oder 12,149,487 Pr. Centner. Der Durchmesser einer Kugel Roheisen für die einjährige Produktion wäre demnach 175 preußische oder 169 Pariser Fuß. Roheisen liefert bei der Verarbeitung zu Stabeisen 5/7 seines Gewichtes. Für Frankreich sind als Produktion im Jahre 1835 (Resume des travaux statistiques p. 61) an metrischen Cent. 2,690,636 Roheisen = 5,227,905 preuß. Cent. angenommen. In den preußischen Staaten war nach amtlichen Ausweisungen des Jahres 1836 das Erzeugniß an Roheisen 1,651,598 Centner. Während der Strom von Gold und Silber von Westen nach Osten ging, wurde Spanien nur durchströmt. Wenig blieb davon in der Nation, weniger noch in dem Schatze der Könige. Ferdinand der Katholische (so schreibt sein Verehrer und Freund Anghiera wenige Tage nach des großen Monarchen Abscheiden) starb so arm, daß man nicht wußte, wie das Geld zu schaffen wäre, um die Diener bei dem Leichenzuge anständig zu kleiden. Hier die merkwürdige Stelle aus dem Briefe an den Bischof von Tuy: "Madrigalegium villulam Regis tibi alias descripsi. Tot Regnorum dominus, totque palmarum cumulis ornatus, christianae religionis amplificator et prostrator hostium, Rex in rusticana obiit casa, et pauper contra hominum opinionem obiit. Vix ad funeris pompam et paucis familiaribus praebendas vestes pullatas, pecuniae apud eum, neque alibi congestae, repertae sunt, quod nemo unquam de vivente judicavit." Von Carls V. Geldbedrängnissen hat Ranke in seiner Abhandlung über die spanischen Finanzen gehandelt. Der geistreiche Historiker hat meine officiellen Beweise von der geringen Menge edler Metalle, die bis 1545 der amerikanische Bergbau und die sogenannten Inca-Schätze geliefert, durch neue Dokumente erweitert und bekräftigt. Petri Mart. Epist. lib. XXIX n. 556 (XXIII Jan. 1516). Neun Jahre später waren schon die Goldwäschen in Hispaniola erschöpft. Nur Zucker und Leder werden als Ausfuhrartikel genannt. Tres habemus ab Hispaniola naves (schreibt wiederum Anghiera) saccareis panibus et coriis boum onustas (Epist. n. 806, Cal. Martii 1525). Diese Stelle ist für die Geschichte des Handels wichtig, da bekanntlich das erste Zuckerrohr erst 1520 in Santo Domingo von Pedro Atienza gepflanzt wurde. Ranke, Fürsten und Völker von Süd-Europa, B. I, S. 347-355. Essai politique T. III, p. 361-382, 421-428. Der Bergbau lieferte bis 1545 nicht drei Millionen Piaster jährlich. Atahualpa's Lösegeld betrug nach Gomara 52000 Mark Silber und die Beute (Tempelraub) in Cuzco nach Herrera nur 25700 Mark Silber an Werth. Eine genauere Kenntniß der Geschichte der Metallproduktion oder der allmähligen Entdeckung großer erzführenden Lagerstätten in der Neuen Welt lehrt uns, warum das Sinken des Werthes der edlen Metalle oder (was dasselbe ist) das Steigen der Preise von Korn und anderer unentbehrlicher Erzeugnisse des Bodens und des menschlichen Kunstfleißes erst gegen die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, und besonders zwischen 1570 und 1595 am lebhaftesten gefühlt wurde. Damals fing die Silbermenge der Bergwerke von Tasco, Zacatecas und Pachuca in Neuspanien, von Potosi, Porco und Oruro in der peruanischen Andeskette erst an, sich in Europa gleichmäßiger zu verbreiten, und ihren Effekt auf die Preise des Weizens, der rohen Wolle und der Manufakturwaaren auszuüben. Die eigentliche Eröffnung und Bearbeitung der Gruben von Potosi durch die spanischen Conquistadores fällt in das Jahr 1545, und die viel berufene Predigt, welche der Bischof Latimer vor König Eduard VI. hielt, und in der er seinen Zorn über das Steigen der Preise aller Lebensmittel ausdrückt, ist vom 17. Januar 1548. Besser fast noch, als die von Fleetwood, Dupre de St. Maur, Garnier und Lloyd gesammelten Kornpreise verkündigen die englischen Korngesetze zwischen 1554 bis 1688 die Anhäufung der Metalle. Die Ausfuhr des Weizens ist bekanntlich nur erlaubt, wenn der Preis eines gewissen Maßes eine durch das Gesetz bestimmte Höhe erreicht. Nun war diese Grenze unter der Königin Marie 1554 per Quarter 6 Schilling, unter Elisabeth 1593 gegen 20, und im Jahr 1604 unter Jakob I. über 26 Schill. Diese numerischen Thatsachen sind allerdings von großem Werthe, aber ihre Deutung erheischt besondere Vorsicht, da das Problem der Kornpreise, ja aller Preise ein sehr complicirtes ist, und sehr veränderliche theoretische Ansichten, Einfluß des landbesitzenden Adels, ja ungleiche locale Anhäufung von Geld und Waaren auf die Gesetzgebung jeglicher Epoche einwirken. Dazu umfassen Temperaturveränderungen (die mittlere Wärme der Frühlings- und Sommermonate), welche die Cultur der Cerealien begünstigen, nicht gleichzeitig das ganze ackerbauende Europa. Selbst die Fortschritte dieser Cultur, die bessere Benützung der erzeugenden Erdkräfte modificiren die Preise. Eine ungleich wachsende Bevölkerung und der damit zunehmende Verkehr vermehren die Nachfrage nach den Metallen. Bei dem Maaße, das man sucht und in den wechselnden Kornpreisen zu finden glaubt, hat man also mit zwei gleichzeitig veränderlichen Größen zu thun. Die erhöhten Kornpreise drücken selbst für ein einzelnes Land nicht die in gleichem Maaße anwachsende Menge von Gold und Silber aus, so wenig als sie uns unmittelbar über die allgemeinen Witterungsverhältnisse und (nach der Hypothese eines großen Astronomen) über die Quantität der Sonnenflecke belehren. Angaben, welche in derselben Epoche einen großen Theil von Europa umfassen, fehlen uns gänzlich, und genaue Untersuchungen haben gezeigt, daß in Oberitalien zum Beispiel das Steigen der Preise von Getreide, Wein und Oel zwischen dem fünfzehnten und achtzehnten Jahrhundert viel geringer gewesen ist, als man berechtigt war, es anzunehmen, nach dem, was uns aus England, Frankreich und Spanien bekannt ist, wo die Kornpreise seit der Entdeckung von Amerika um das Vier- bis Sechsfache gestiegen sind. Es wird nicht unnütz seyn, hier ein numerisches Resultat einzuschalten, das auf vierzehnjährigen Durchschnittspreisen im ganzen preußischen Staate beruht, und auf meine Bitte von dem Direktor unseres statistischen Bureaus, Herrn Geh. Rath Hofmann, mit dem größten Fleiße berechnet worden ist. Im Jahr 1838, in dem man in Berlin für ein Pfund Gold 159/13 Pfund reinen Silbers, 1611 Pfund Kupfer und fast 9700 Pfund Eisen kauft, ist das Pfund Gold nach Durchschnitten von 1816/29 und 1824/37 genau 20794 Pfund Weizen, 27655 Pfund Roggen, 31717 Pfund Gerste und 32626 Pfund Haber werth. Jacob on Precious Metals, T. II, p. 77, 132 und 388. Gianrinaldo Carli. Opere, T. VII, p. 190. Savigny, Geschichte des Rechts, B. III, S. 567. Die Nachrichten über die Preise der Dinge im südlichen Europa reichen sehr bestimmt bis in das vierzehnte Jahrhundert, da (1321) Marino Sanuto dem Papste Johannes XXII. den Kostenanschlag eines Kreuzzuges vorlegte, durch den der ganze Handel des Orients abgeleitet werden sollte. In diesem Kostenanschlage, wie in den Preisangaben von Balducci Pegoletti, ist aber der Silbergehalt der Münzen mit mehr Sorgfalt zu bestimmen, als bisher von denen geschehen ist, die sich mit der Waarenkunde und der Geschichte des Handels beschäftigt haben. Clemencin in den Mem. de la Academia Real de Historia, T. VI, p. 553. Die Vanega Weizen (trigo) kostete in Spanien von 1406 bis 1502 im Mittel 10 , von 1793 bis 1808 aber 62 Reales, die Münze auf gleichen Silbergehalt reducirt. Damit stimmen Say's Untersuchungen über die Kornpreise in Frankreich überein (Traite d'economie politique, T. I, p. 352). Zur Zeit der Jungfrau von Orleans, unter Carl VII., war das Hectoliter Weizen (an Gewicht 75 Kil.) bis zum Preise von 219 Gran Silber gesunken. Der Mittelpreis kurz vor der Entdeckung von Amerika war 268 Gran; er stieg 1514 schon bis 333, unter Franz I. bis 731, unter Heinrich IV. bis 1130 Gran Silber. Lavoisier fand das Steigen der Weizenpreise von 1610 bis 1789 im Verhältniß von 1130 zu 1342 Gran. Im Jahr 1820 kostete in Frankreich ein Hectoliter 1610 Gran Silber, 9216 dieser Gran auf ein Pfund oder 0,489 Kil. gerechnet. (S. auch Letronne Considerations generales sur les monnaies grecques, p. 118--123.) Vom Mittelalter aufwärts finden wir die Kornpreise steigend: zur Zeit Valentinians III. (im Jahr 446) das Hectoliter zu 344 Gran Silber, und am Ende der Republik unter Cicero gar zu 528 Gran. Die Resultate von Dureau de la Malle geben noch höhere Preise. (Comptes rendus de l'Inst. Juillet 1838. p. 84.) Hier die Fundamente dieser wichtigen Angabe: "Auf dem statistischen Bureau zu Berlin werden monatlich die Marktpreise der vier Hauptgetreidearten aus allen Theilen des preußischen Staates zusammengestellt und Durchschnitte für die einzelnen Provinzen daraus gezogen. Aus diesen Durchschnitten werden am Ende jedes Jahres Mittelpreise für das ganze Jahr und aus der Reihenfolge dieser Mittelpreise vierzehnjährige Durchschnitte so berechnet, daß von den Preisen der nächst auf einander folgenden vierzehn Jahre jedesmal die zwei höchsten und zwei niedrigsten weggestrichen, die übrigen zehn aber addirt werden, wo dann das Zehntheil dieser Summe als Durchschnittspreis der in Betrachtung gezogenen vierzehn Jahre angesehen wird. Aus dieser Arbeit, die Jahre 1816 bis 1837 begreifend, folgt für den preußischen Scheffel: Die den vier Getreidearten zukommenden Gewichte sind für den Scheffel in preußischen Pfunden (zu zwei Mark kölnisch) 85, 80, 69 und 52. Das Pfund Gold ist aber gleich gesetzt, in preußischem Silbergelde, 439 Thlr. 11 Sgr. 66/13 Pfg." Die Vergleichung der beiden Perioden 1816/29 und 1824/37 zeigt ein Fallen der Getreidepreise im preußischen Staate um 142/7 Procent beim Weizen, um 111/2 beim Roggen, um 12 bei der Gerste und 1113/17 beim Haber, eine Preisverminderung, welche größtentheils der vermehrten Erzeugung und besseren Benutzung des Bodens zuzuschreiben ist. Die fortschreitende Cultur wendet sich den Cerealien zu, die einen höhern Werth haben. (Dieterici, Uebersicht des Verkehrs. 1838. S. 474.) Ich führe diese Preisverminderung, als eine von dem Zu- und Abfluß edler Metalle unabhängige an. Weizen ... 1 Thlr. 23 Silbergr. 105/9 Pfennige. Roggen ... 1 " 8 " 15/9 " Gerste ... 1 " 28 " 81/9 " Haber ... 1 " 21 " 81/3 " Die Besorgnisse über die verminderte Einfuhr der edlen Metalle aus dem Neuen Continent, welche sich bei dem Erscheinen des wichtigen und in Deutschland nicht genugsam beachteten Werkes von Jakob (on Precious Metals) verbreitet hatten, sind nicht in Erfüllung gegangen. Die von 1809 bis 1826 so tief gesunkene Metallproduktion hat sich, trotz des unruhigen Zustandes des freien spanischen Amerikas, doch wieder zu 3/4 von dem gehoben, was sie in der Epoche war, als ich jene Länder verließ. In Mexiko ist sogar, nach den neuesten Nachrichten, die ich dem thätigen preußischen Geschäftsträger Herrn v. Gerolt verdanke, im Jahr 1837 die Ausbeute auf 20 bis 22 Millionen Piaster gestiegen, wozu außer Zacatecas die neu aufgenommenen Gruben von Fresnillo, Chihuahua und Sonora am meisten beigetragen haben. In der letzten friedlichen Epoche der spanischen Oberherrschaft konnte ich den Mittelertrag der mexikanischen Bergwerke auch nur auf 23 Millionen Piaster (etwa 537,000 Kil. Silber und 1600 Kil. Gold) schätzen. Die Controle war damals leichter, da es nur einen Centralmünzhof gab und strenge Gesetze den Handel auf eine kleinere Zahl von Häfen beschränkten. Die größte Thätigkeit der Welt war damals in jener Centralmünze von Mexiko, die von 1690 bis 1803 aus inländischem Gold und Silber genau für 1353 Millionen Piaster, aber von der Entdeckung von Neuspanien an bis zur Befreiung des Landes wahrscheinlich 2028 Millionen Piaster geliefert hat, das ist 2/5 aller edeln Metalle, welche in dieser Zeit das ganze Amerika nach dem Alten Continent hat fließen lassen. Erst in diesem Jahre hat Herr Ternaux-Compans in seiner überaus nützlichen Sammlung von Memoires originaux pour servir a l'histoire de la decouverte de l'Amerique (Conquete du Mexique, p. 451) eine offizielle Liste der von den Vicekönigen von Neuspanien zwischen 1522 und 1587 nach dem Mutterlande gesandten Summen bekannt gemacht. Ich habe diese Liste in dem Archive von Mexiko nicht gefunden. Sie ist sehr merkwürdig und zeigt, daß meine früheren Angaben der mexikanischen Metallproduktion von 1521 bis 1600 (Essai politique, T. III, p. 414) eher noch etwas zu hoch waren. Es war neuerlichst oft die entgegengesetzte Meinung geäußert worden. Von der Administration des Fernan Cortez an bis 1552, wo die Gruben von Zacatecas eben erst eröffnet wurden, stieg die Ausfuhr selten in einem Jahre auf 100,000 Pesos. Von da an ist sie in schnellem Steigen. In den Jahren 1569, 1578 und 1587 war sie schon 931,564, 1,111,202 und 1,812,051 Pesos de oro. Die Summen sind nicht in unsern Piastern, sondern in diesen Pesos de oro angegeben. Was man aus Mißmuth über mißlungene Versuche jetzt so oft von Erschöpfung der mexikanischen Erzmittel vorbringt, ist im Widerspruch mit der geognostischen Kenntniß des Landes, ja selbst mit den neuesten Erfahrungen. Die Münzstätte von Zacatecas allein hat, in den unruhigen Zeiten von 1811 bis 1833, über 66,332,000 Piaster aus 7,758,000 Mark Silber geprägt und in den letzten 11 Jahren (1822 bis 1833) ununterbrochen zwischen vier und fünf Millionen Piaster: S. die lehrreiche Schrift des Herrn Joseph Burkart: Aufenthalt und Reisen in Mexiko in den Jahren 1824 bis 1834. Th. I, S. 360 und 385. Th. II, S. 74 und 152. 1829 ... 4,505,180 Piaster. 1830 ... 5,189,902 " 1831 ... 4,469,450 " 1832 ... 5,012,000 " 1833 ... 5,720,000 " In Zacatecas hat ein einziger Gang, die Veta grande, welche seit dem sechzehnten Jahrhundert bebauet wird, und bis 1738 oft in einem Jahre bis drei Millionen Piaster lieferte, folgende Massen in Umlauf gebracht: 1828 ... 117,268 Mark Silber. 1829 ... 235,741 " " 1830 ... 279,288 " " 1831 ... 272,095 " " 1832 ... 258,498 " " 1833 ... 209,192 " " Guanaxuato, das freilich zu meiner Zeit schon lange bis 755,000 Mark Silber jährlich lieferte, ist dagegen in neueren Jahren bis unter die Hälfte herabgesunken. Die Ausbeute war: 1829 ... an Gold: 852 Mark; an Silber: 269,494 Mark. 1830 ... " " 1058 " " " 284,386 " 1831 ... " " 622 " " " 258,500 " 1832 ... " " 1451 " " " 300,612 " 1833 ... " " 1144 " " " 316,024 " Wenn endlich einmal jene herrlichen von der Natur mannichfaltig gesegneten Regionen, nach vielem innern Gähren und Treiben, des Friedens genießen, so müssen mit dem fortschreitenden Anbau des Bodens nothwendig auch neue Lagerstätten entblößt und eröffnet werden. In welcher Region der Erde außerhalb Amerika hat man Beispiele eines ähnlichen Silberreichthums aufzuweisen? Man vergesse nicht, daß bei Sombrerete, wo einige Gruben schon 1555 eröffnet wurden, die Familie Fagoaga (Marques del Apartado) in fünf Monaten in einer Erstreckung von 16 Lachtern (96 Fuß) Länge aus Anbrüchen von Rothgiltigerz der Veta Negra einen reinen Gewinn von vier Millionen Piaster gezogen hat, und daß in dem Bergdistrikt von Catorce in 21/2 Jahren (1781--1783) aus einer Weitung voll Hornsilber und Colorados, welche das Volk Gott des Vaters Geldsack (la Bolsa de Dios Padre) nannte, ein Geistlicher, Juan Flores, ebenfalls 31/2 Millionen Piaster erbeutete. Der Ertrag des Goldes im spanischen und portugiesischen Amerika hat beträchtlich mehr abgenommen, als der Ertrag des Silbers, aber jene Abnahme ist viel älter als der Ausbruch der politischen Revolutionen in den Tropenländern. Ich habe an einem andern Ort bereits entwickelt, in welchem Irrthum man in Europa bis zum Anfange dieses Jahrhunderts über Ausdauer des Reichthums der brasilischen Goldwäschen gewesen ist, wie man den glänzenden Zustand dieser Wäschen (von 1752 bis 1773) mit dem spätern Zustande verwechselt hat. Der für die Geschichte des Goldhandels so wichtige Bullion-Report hat zuerst einiges Licht über diesen Gegenstand verbreitet. Die sichersten Nachrichten verdanke ich den Privatmittheilungen des ehemaligen Generalbergwerks-Direktors Freiherrn von Eschwege. Jakobs Werk über die edeln Metalle enthält nur dürftige Zusätze. Zwischen 1752 und 1761 oscillirte die den Quinto bezahlende Goldausbeute von Minas Geraes zwischen 6400 und 8600 Kil. (eine portugiesische Arroba hat nach Franzini 14,656 Kilogrammen). Diese Ausbeute ist allerdings sehr beträchtlich und die jetzigen Produktionen des Ural und Altai weit übertreffend; aber man muß gedenken, daß 1804 auch das spanische Amerika an 10400 Kil. Gold gab, nämlich: Essai polit., T. III, p. 448-452. Report of the Bullion Committee of 1810, Append. N. 22. T. II. p. 261--265 und 395. Neugranada ... 4700 Kil. Chili ..... 2800 " Mexiko ..... 1600 " Peru ..... 780 " Buenos-Ayres .. 500 " 10380 Kil. Die Produktion von Minas Geraes war in den Mitteljahren 1785--1794 schon auf 3300 Kil., zwischen 1810 und 1817 auf 1600 Kil., zwischen 1818 und 1820 auf 428 Kil. gesunken. Damit stimmt die Angabe des Herrn Ritter von Schäffer überein, nach welcher 1822 nur 24 Arrobas (350 Kil.) in den Schmelzhof von Villa Rica abgeliefert wurden. Seit dieser Zeit scheint, durch die Industrie einiger englischen Gesellschaften, sich der brasilische Goldbergbau wieder etwas gehoben zu haben: aber mehr noch als die Erschöpfung der Lagerstätten hat der Hang zur Cultur von Colonial- Produkten, welche die immer fortdauernde schändliche Sklaveneinfuhr aus Afrika begünstigt, an dem Verfall der Goldwäschen Schuld. Bei dem ungeheuren Schleichhandel, der jetzt in Brasilien getrieben wird, wäre zu wünschen, daß ein der Verhältnisse des Landes recht kundiger Eingeborner sich bemühen wollte, den allgemeinen Ertrag der jährlichen Goldproduktion seit 1822 zu ergründen. Es ist eine merkwürdige Erscheinung in der Geschichte des von Europäern getriebenen Bergbaues, daß seitdem die Goldgewinnung in Brasilien so tief gesunken ist, dieselbe im nördlichen Asien und (freilich fast nur vorübergehend) in dem südlichen Theile der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu einer unerwarteten Höhe empor stieg. Das Bergsystem des Ural (eine Meridiankette, mauerartig hingestreckt vom Ust-Urt im nördlichen Theile des Truchmenen-Isthmus bis gegen das Eismeer, ja nach des Botanikers Alexander Schrenk's und Herrn von Bär's neuesten schönen Beobachtungen bis nach Waigatz und Novaja-Semlja hin) ist goldführend erfunden in einer Länge von fast 17 Breitengraden. Wenn der Ural in den Jahren 1821 und 1822 nur noch 27 bis 28 Pud Gold (440 bis 456 Kil.) lieferte, so stieg der Ertrag des uralischen Goldsandes schon in den drei folgenden Jahren, 1823, 1824 und 1825, stufenweise auf 105, 206 und 237 Pud. Nach der mir, von dem russischen Herrn Finanzminister Grafen von Cancrin handschriftlich mitgetheilten Uebersicht der edeln Metalle, die in dem russischen Reiche gewonnen und in dem Münzhofe von St. Petersburg aus den legirten Metallen rein erhalten worden sind, war die Goldproduktion: 1828 .... 290 Pud 39 Pfund. 1829 .... 289 " 25 " 1830 .... 347 " 27 " 1831 .... 352 " 2 " 1832 .... 380 " 31 " 1833 .... 368 " 27 " 1834 .... 363 " 10 " Als ich auf Befehl des Kaisers Nicolaus mit meinen Freunden Gustav Rose und Ehrenberg die Expedition in dem nördlichen Asien machte, waren die Goldwäschen auf das europäische Grenzgebirge des Urals beschränkt. Der Altai (mongolisch: das Goldgebirge, Altaiin Oola) gab nur das wenige Gold (an 1900 Mark), welches aus den goldhaltigen Silbererzen (70,000 Mark) der reichen Gruben von Schlangenberg oder Smeinogorsk, Ridderski und Syrianowski ausgeschieden werden konnte. Seit 1834 ist aber in diesem mittleren Theile von Sibirien der Fleiß der Goldsucher unerwartet belohnt worden. Man hat Lager von Goldsand (Gerölle) entdeckt, ganz denen am Abhange des Urals gleich. Das durch seinen Einfluß auf die Belebung des Verkehrs von Inner-Asien so verdiente Haus Popof hat auch hier ein rühmliches Beispiel gegeben. Unter den 398 Pud Gold (27,884 Mark), welche 1836 das ganze russische Reich lieferte, waren 293 Pud 26 Pfund vom Ural und 104 Pud 15 Pfund vom Altai. Im nächstfolgenden Jahr 1837 war die Ausbeute des östlichen Sibiriens schon so gestiegen, daß der Altai 130 Pud, der Ural (von Kron- und Privatwäschen) 309 Pud Waschgold gaben. Rechnet man zu diesen Summen 30 Pud Gold, die aus den in anstehendem Gestein einbrechenden Erzen vom Altai und Nertschinsk ausgeschieden wurden, so ergeben sich für die gesammte russische Goldproduktion des Jahrs 1837 genau 469 Pud oder 7644 Kil. Gold. Die Goldwäschen im Ural sind daher in einem sehr langsamen Sinken, der Altai aber fügt zur Totalmasse so viel hinzu, daß seine Ausbeute zu der des Ural sich schon wie 4:91/2 verhält. Altaiin ist eine mongolische Genitiv-Form. (Klaproth, Memoires relatifs a l'Asie. T. II. p. 382.) Dazu (ebenfalls 1836) an Platin des Urals 118 Pud 2 Pfd. oder 8269 Mark Cölnisch. Ueber die eigentliche Ablagerung des Goldsandes im Altai sind wir erst ganz neuerlichst durch einen sehr ausgezeichneten Geognosten, meinen ehemaligen Reisebegleiter im südlichen Ural, Herrn von Helmersen, belehrt worden. Das Waschgold, welches seit einigen Jahren in stets wachsender Menge im östlichsten Theile des Tomskischen Gouvernements gewonnen wird, gehört nicht dem großen Gebirgsstock selbst zu, den wir das altaische Erzgebirge nennen, den Ledebour, Bunge und Gebler erforscht haben, und in dem sich der Berg Belucha mit seinen unerstiegenen Schneespitzen an den Quellen der Katunja bis zu 11,000 Fuß, bis zur Höhe des Wetterhorns und Pics von Teneriffa majestätisch erhebt. Die Lager goldhaltigen Sandes zeigen sich an beiden Abhängen, besonders aber an dem östlichen eines kleinen Gebirgsarmes, welchen der von Osten gegen Westen streichende Altai in dem Meridian des Telezkischen Sees gegen Norden aussendet, und der bis in den Parallel von Tomsk reicht. "Auf den Karten," sagt mein Freund, Herr v. Helmersen, wird dieser waschgoldführende Gebirgsarm durch die Namen des Abakanskischen, Kusnezkischen und Alatau-Gebirges bezeichnet. Seiner Richtung, seiner innern Zusammensetzung und seiner Form nach hat er mit dem Ural die unverkennbarste Aehnlichkeit; es ist in der That eine Wiederholung des Ural, nur in geringerer Länge. Die Analogie geht so weit, daß auch hier der Ostabhang goldreich, der Westabhang aber viel ärmer ist. Da gerade dieser Westabhang der Krone zur Bearbeitung vorbehalten wurde, so haben bisher fast nur die Privatunternehmer den Goldreichthum des Alatau (dieses gegen Norden auslaufenden Zweiges des Altai) benutzt." Geognosten, welche mit meinen Untersuchungen über die Richtung der Gebirgssysteme von Inner-Asien und mit den geistreichen Ansichten Elie de Beaumont's über Parallelismus und relative Altersfolge der Gebirgsspalten und Ketten vertraut sind, kann die Wichtigkeit jener Beobachtungen des Herrn von Helmersen nicht entgehen. Ich selbst habe die nördliche Lagerstätte des altaischen (kusnezkischen) Goldsandes nicht gesehen, da meine Reise von Tobolsk über Tara, durch die Barabinskische Steppe, nach dem westlichen und südlichen Altai und von da nach dem chinesischen Grenzposten Chunimailächu (in der Provinz Ili, nördlich vom Saysan-See) gerichtet war. Sehr uneigentlich wird er der Kleine Altai genannt. Auch Hr. von Helmersen theilt meinen Unglauben an die Existenz des Großen Altai (Fragmens asiatiques. T. I. p. 28). "Eines jener großen Längenthäler, sagt Helmersen, "die das Erzgebirge Altai durchziehen, ist das Thal der oberen Buchtarma: es scheidet den nördlichen russischen Antheil des Gebirges von dem südlichen, chinesischen. Dieser südliche Theil ist häufig, und bis in die neuesten Zeiten, als ein besonderes Gebirge mit dem Namen des Großen Altai aufgeführt worden, im Gegensatze zu dem nördlichen sogenannten Kleinen Altai. Abgesehen von dem Unpassenden dieser Benennungen, die weder in der Natur begründet scheinen, noch von den Bewohnern angenommen sind, dienen sie nur, um einen Irrthum fortzupflanzen, den ein Kartenzeichner von dem andern erbt. Der chinesische Altai bildet mit dem russischen nur ein und dasselbe Ganze, und es ist kein Grund vorhanden, sie als zwei, sogar in ihrer Richtung verschiedene Gebirgszüge auftreten zu lassen." Helmersen im Bull. de l'Acad. de St. Petersb. T. II. p. 107. Siehe auch Erman, Reise um die Erde. Thl. II. S. 19--21. Das altaische Waschgold ist etwas silberhaltiger als das Gold des Ural. Die sibirischen Kaufleute, von dem kaiserlichen Bergdepartement kräftig begünstigt, haben jetzt selbst Winterwäschen angelegt, und die Bearbeitung dieses neuen Zweiges der asiatischen Industrie ist um so merkwürdiger und erfreulicher, als die Arbeiter nur Freiwillige sind und sehr gut bezahlt werden. Nach neueren Nachrichten, die ich dem Herrn Finanzminister Grafen von Cancrin, verdanke, sind reiche Sandlager, wie im Salairskischen Gebirgszuge, so auch am Flusse Biriusa entdeckt worden, der die Gouvernements Jeniseisk und Irkutsk von einander trennt. Für ganz Sibirien sind schon 240 Licenzen (Berechtigungen zu Benutzung von goldhaltigen Lagerstätten) ertheilt. Das Dorf Biriussinsk auf der Straße von Kansk nach Nijnei Udinsk, hat eine sehr malerische Lage zwischen tiefeingeschnittenen Bächen: auch östlich bleibt der Boden sehr zerrissen bis zu den schroffen Sandsteinfelsen von Nijnei Udinsk. (Erman, Handschriftliche Nachrichten.) So beträchtlich zeigt sich demnach in neuerer Zeit (und der Hauptzweck dieser Untersuchung ist, den Wechsel der Strömungen im Goldhandel zu schildern) der Zufluß von Osten her! Jene 469 Pud uralischen und altaischen Goldes (32,830 preuß. Mark), welche der Ertrag des Jahres 1837 waren, sind werth in preußischem Silbergelde 7,211,000 Thaler. Ein solcher Ertrag ist nur noch um 1/8 geringer, als die Goldproduktion von Minas Geraes in Brasilien in den reichsten Jahren der glücklichen Epoche von 1752 und 1761 war; er ist aber fast um 1/3 geringer, als die Goldproduktion von Neu-Granada, Chili und Mexiko kurz vor dem Ausbruch der Revolution in dem spanischen Amerika. Wenn man die ungeheure Ausdehnung des sibirischen Continents betrachtet und sich der schnellen Zunahme des Goldes vom Ural in den Jahren 1822, 1823 und 1824 erinnert, so wird es überaus wahrscheinlich, daß der Zufluß des sibirischen Goldes von Osten nach Westen, von Asien nach Europa, noch immer nicht sein Maximum erreicht hat. Der Ertrag von Ostsibirien wird vielleicht schneller steigen, als der Ertrag der uralischen Wäschen, wo man die reichsten Sandlager zuerst und Anfangs leider! zu flüchtig bearbeitet hat, abnimmt. Bei der hydrostatischen Scheidung auf den Waschherden geht unstreitbar eine große Menge des edeln Metalls, welches Körnern von Eisenoxyd und andern leichten Substanzen anklebt, verloren. Es ist hier nicht der Ort, zu untersuchen, ob die scharfsinnige und vielverheißende Methode des Zusammenschmelzens mit Eisen und die Behandlung des goldhaltigen Eisens durch Schwefelsäure, welche der Oberst Anossow, Intendant zu Slatoust, vorgeschlagen, bei der Größe der durchzuschmelzenden Massen, bei der Schwierigkeit der Zufuhr eines so goldarmen Sandes und bei dem Erforderniß von vielem Brennmaterial, im Großen mit Erfolg auszuführen ist. Fortgesetzte, wohlgeleitete Versuche scheinen bisher gegen die Ausführbarkeit zu entscheiden. Die Ansichten, welche man seit kaum fünfzehn Jahren über den noch immer vorhandenen Goldreichthum von Nord-Asien gewonnen hat, führen fast unwillkürlich zu den Issedonen, Arimaspen und goldhütenden Greifen zurück, denen Aristeas von Prokonnesus und, etwa zweihundert Jahre später, Herodot einen so dauernden Ruf verschafft haben. Mir ist die Freude geworden, die Orte im südlichen Ural zu besuchen, wo wenige Zolle unter dem Rasen, nahe neben einander, glänzende Goldmassen von 13, 16, ja 24 russischen Pfunden entdeckt worden sind. Noch viel größere Massen können einst als rundliche Geschiebe, ganz unverdeckt, auf der Oberfläche der Erde gelegen haben. Kein Wunder also, wenn schon in hohem Alterthume dieses Gold von Jäger- und Hirtenvölkern gesammelt wurde, wenn das Gerücht von solchem Reichthume weit erscholl, ja bis zu den hellenischen Kolonien am Pontus Euxinus vordrang, Kolonien, die früh mit dem nordöstlichen Asien jenseits des caspischen Meeres und Oxussees (Aral) in Verkehr traten. Die handeltreibenden Griechen und auch die Skythen kamen nicht selbst bis zu den Issedonen; sie verkehrten nur mit den Argippäern. Niebuhr in seinen Untersuchungen über die Skythen und Geten (Untersuchungen, die keinesweges durch das bestätigt werden, was wir jetzt über Racenverschiedenheit und Sprachbau nordasiatischer Völker wissen) setzt die Issedonen und Arimaspen nördlich von Orenburg, also in jene uns jetzt so bekannt gewordene goldreiche Gegend am östlichen Abfall des südlichen Ural. Diese Meinung wird in dem eben erschienenen inhaltreichen Werke des Staatsraths Eichwald über die alte Geographie des caspischen Meeres vertheidigt. Heeren und Völcker deuten dagegen das Herodotische Goldland auf den Altai, und ich gestehe, daß diese geographische Deutung mir mehr durch Lokalverhältnisse gerechtfertigt scheint. Herodot beschreibt eine Handelsstraße, auf der das Gold des nördlichen Altai, durch Vermittlung der Issedonen und Skythen, nach dem Pontus gelangen konnte, das Gold selbst oder wenigstens der Ruf davon. Um bis zu den Argippäern vorzudringen, die kahlköpfig sind, eingedrückte Nasen und große Kinnbacken haben, müssen die Skythen und die Griechen der pontischen Colonien sieben Dolmetscher von sieben verschiedenen Sprachen zu ihren Geschäften anwenden. (Herodot, IV, 24.) Seitdem man in dem Gebirgsarme, welchen der Altai gegen Norden bis in den Parallel von Tomsk aussendet, so reiche Lager von Goldsand entdeckt hat, gewinnt die Deutung der Arimaspen auf eine vom Uralgürtel weit östlich liegende Gegend allerdings an Wahrscheinlichkeit. Die Mythe von den goldhütenden Greifen des Herodot hängt, nach der Vermuthung eines gelehrten und talentvollen Reisenden, Adolph Erman, mit den im nördlichen Sibirien so häufigen fossilen Knochen urweltlicher Pachydermen zusammen, in denen einheimische Jägervölker Klauen und Kopf eines Riesenvogels zu sehen glauben. "Will man sich nicht weigern," schließt Herr Erman, "in dieser arktischen Sage das Vorbild zu der griechischen von den Greifen zu finden, so ist es streng wahr, daß nordische Erzsucher das Gold von unter den Greifen hervorzogen, denn Goldsande unter Erd- und Torflagern, die mit jenen Knochen erfüllt sind, gehören jetzt, wie früher, zu den gewöhnlichsten Erscheinungen." Aber so anziehend auch diese Erklärung ist, so steht ihr doch entgegen, daß der wunderbaren Fabelwesen, der Greifen, schon in den Hesiodischen Gedichten Erwähnung geschieht, daß sie die Pforten von Persepolis als Löwenadler schmücken, und durch babylonische und persische Tapeten früh über Milet nach Griechenland kamen. Ein berühmter russischer Akademiker, Herr v. Gräfe, ist geneigt, ein großzahniges Unthier, den Odontotyrannus byzantinischer Schriftsteller, und des von Majo aufgefundenen Julius Valerius für eine dunkle Erinnerung des sibirischen Mammouth, für einen späten Nachhall der Urwelt zu halten. Der Tyrann und die alte Mythe der Greife scheinen mir nicht unterirdisch aus dem gefrornen Schuttlande aufgestiegen, sondern Phantasiegebilde einer sonnigen, südlichen Zone. Auch in den Fragmenten von Alcman, die Herr Welcker bearbeitet hat, wie in denen des Hecatäus und des Damastes geschieht Erwähnung der Issedonen. (Hec. Mil. Fragm. ed. Klausen n. 168, p. 92.) Das größte Goldgeschiebe, welches bisher am Ural (zu Alexandrowsk bei Miask) gefunden worden, ist 8 Zoll lang, 5 3/8 Zoll breit und 43/4 Zoll hoch. Es wiegt 24 russische Pfund 69 Solotnik (431/4 Mark), und wird zu Petersburg in der prachtvollen Mineralien-Sammlung des Bergcorps aufbewahrt. Unter den Platingeschieben von Nischne Tagilsk (Besitzung des Herrn v. Demidoff) wurden drei gefunden von 13, 19 und 20 Pfund Gewicht. (Rose, Reise nach dem Ural. Thl. I, S. 41.) "Kleine historische und philologische Schriften" S. 361. (S. auch Niebuhrs herodotische Welttafel.) S. 264. Eichwald leitet, wie Reichard, den Namen Issedonen von dem Flusse Isset her und hält das Volk für einen Wogulenstamm. Heeren, Ideen über Politik und Verkehr (1824), Thl. I. Abth. 2. S. 281--287. Völcker, Mythische Geographie der Griechen und Römer. Thl. I. S. 188 und 191. Klausens Commentar dazu in der Allgemeinen Schulzeitung. 1832. S. 653. (Völcker hat die Stellen der Alten, die ich hier nicht einzeln citire, am sorgfältigsten gesammelt.) Diese Argippäer leben von den Früchten des Baumes Ponticum, deren Saft Aschy heißt, und deren ausgedrückte Masse zu Kuchen geknetet wird. Schon Nemnich und Heeren (Thl. 1. Abth. 2. S. 283) haben darin den Prunus Padus erkennen wollen. Siehe auch Erman, Reise um die Erde. Thl. I. S. 307. A. a. O. Thl. I. S. 712. Karl Otfr. Müller, Dorier. Thl. II. S. 276. (Ueber den Greif des Ctesias, als baktrisch-indisches Thier. S. Heeren, Thl. I. Abth. 1. S. 239, und Böttiger, Griechische Vasengemälde. Thl. I. n. 3. S. 105.) Auch Herodot (IV, 79 u. 152) nennt zweimal die Greife als Gebilde und Ornamente. Gräfe in Mem. de l'Acad. de St. Petersbourg. 1830. p. 71 et 74. Julius Valerius res gestae Alexandri translatae ex Aesopo III, 33. S. dazu das Chron. Hamartol. welches Hase in den Manuscripten der Pariser Bibliothek excerpirt hat. Ich habe oben des Umstandes gedacht, daß im Ural ungeheure Goldmassen wenige Zolle unter dem Rasen gefunden werden. Rieselndes Wasser oder andere geringfügige Ursachen können diese Masse einst so entblößt haben, daß sie auf die Oberfläche der Erde selbst gelangten. Ist vielleicht die Geschichte des heiligen Goldes bei den Skythen, deren Herodot (IV, 7) erwähnt, ist das Herabfallen goldener Ackerwerkzeuge vom Himmel, welche die beiden zuerst nach einander hinzutretenden Königssöhne nicht berühren konnten, ohne sich zu verbrennen, während der dritte, Colaxais, das erloschene (erkaltete) Gold ohne Gefahr nach Hause trug, bloß mythisch zu erklären, oder soll man darin vielleicht Anklänge eines heißen Aerolithenfalles erkennen? Sind hier Eisen und Gold mit einander verwechselt und war das heilige Gold ein glühender Meteorstein, der von Pallas in Sibirien aufgefundenen Masse ähnlich, aus der man Ackerwerkzeuge schmieden konnte, wie die Esquimaux der Baffinsbay sich ihre Messer aus einer im Schnee halbvergrabenen Meteormasse noch in unsern Tagen bereiten? Ich weiß, daß physische Erklärungen alter Mythen und neuerer Wunder jetzt nicht beliebt sind, und daß ich besorgen muß, auf den Irrweg alexandrinischer Grammatiker zu gerathen; aber einem Naturforscher ist die Erinnerung an einen Aerolithenfall wohl zu verzeihen. Vielleicht war das vom Himmel gefallene Metall nur glühend, um die älteren Söhne abzuhalten? Auch nach deutschem Volksglauben leuchtet und brennt der Ort, wo ein Schatz vergraben liegt. Solche Betrachtungen leiten ab von speciell-physischen Deutungen! Ich lasse die Stelle des Herodot (IV, 5) hier nach Schweighäusers Uebersetzung lateinisch folgen: "Targitao filios fuisse tres, Leipoxain et Arpoxain, minimumque natu Colaxain. His regnantibus de coelo delapsa aurea instrumenta, aratrum et jugum et bipennem et phialam, decidisse in Scythicam terram. Et illorum natu maximum, qui primus conspexisset, propius accedentem capere ista voluisse; sed eo accedente, aurum arsisse. Quo digresso, accessisse alterum et itidem arsisse aurum. Hos igitur ardens aurum repudiasse; accedente vero natu minimo, fuisse extinctum, huncque illud domum suam contulisse: qua re intellecta, fratres majores ultro universum regnum minimo natu tradidisse. Sacrum autem illud aurum custodiunt Reges summa cura; et quotannis conveniunt, majoribus sacrificiis illud placantes. Dicuntque Scythae, si quis festis illis diebus aurum hoc tenens obdormiverit sub dio, hunc non transigere illum annum." Die Massageten, nach Ammianus Marcellinus ein alanischer Stamm, wandten zur Rüstung und zum Pferdeschmuck das Gold, wie andere Völker das Eisen an. (Her. I, 215.) Das Wiederauffinden goldhaltiger Sandlager in Nord-Asien, jenseits des Obi, das Steigen eines einjährigen Ertrages des Altaischen oder Kusnezkischen Waschgoldes bis zu einem Gewicht von 130 Pud oder 9100 preuß. Mark ist eine Begebenheit in der Geschichte des Goldhandels: sie ist eine um so wichtigere Begebenheit, als sie dem, Europa unmittelbar unterworfenen Theile von Asien zugehört, und als die ganze Ausbeute zu uns in Westen hinüberfließend auf den europäischen Goldmarkt einwirkt. So uralt auch der Bergbau auf anstehende Erzmittel unter der unbestimmten Benennung Tschudischer Schürfe in Sibirien ist, so erklären sich die beträchtlichen Massen verarbeiteten Goldes, die man bei der ersten Besitznahme des Landes in jenem Lande in den Gräbern fand, und von denen die Petersburger Sammlungen so merkwürdige Stücke aufzuweisen haben, doch leichter noch durch ein frühes Auffinden von Goldgeschieben im Schuttlande nahe an der Oberfläche der Erde. Müller, der vortreffliche Geschichtschreiber Sibiriens, erzählt, daß durch die ersten Goldschätze, die man aus den Gräbern (Kurganui) sammelte, in Krasnojarsk der Werth des Goldes auf das Ueberraschendste herabsank. Inner-Asien, zwischen den Bergsystemen des Himalaya- und des vulkanischen Himmels-Gebirges, bildet, wie China, ein politisch und fast auch merkantilisch-geschlossenes Ganze. So wenig wir auch seit den glänzenden Zeiten der mongolischen Dynastien am Ende des dreizehnten Jahrhunderts, seit den Reisen der Venezianer Poli von jenem Erdstriche wissen, so ist doch neuerlichst (im Süden durch Indien, im Norden durch Sibirien) manche Kunde von den goldhaltigen Sandlagern Inner-Asiens zu den Europäern gelangt. Die Zeitungen von Calcutta berichten, daß im ganzen westlichen Tübet alle Flüsse goldführend sind, und daß die Eingebornen das Gold durch Amalgamation (Anquicken) gewinnen. Altindische Mythen machen den Herrscher des Nordens, Kuwera, zugleich zum Gott des Reichthums, und es ist merkwürdig genug, daß die Residenz des Gottes (Alaka) nicht im Himalayagebirge selbst, sondern auf dem Kailasa jenseits des Himalaya in Tübet zu suchen ist. Nordwestlicher, jenseits der Bergkette des Kuenlun, welche die Gebiete von Ladak und Khotan trennt, setzt Heeren, und ich glaube mit vieler Wahrscheinlichkeit, die große goldreiche Sandwüste, welche die an Caspatyrus (Kaschmir) grenzenden Inder besuchten, und in denen die "Ameisen kleiner wie Hunde, aber größer wie Füchse" sich eingruben. Auch am westlichen Abhange des Bolor (der östliche führt nach Khufalun, dem sogenannten Klein-Tübet der Geographen, nach Kaschgar und dem Steppensee Lop) hat der talentvolle neueste Erforscher dieser Terra incognita, Alexander Burnes, die Goldsandlager von Durwaz und des oberen Oxuslaufes beschrieben. In China ist die Bearbeitung des Waschgoldes ebenfalls uralt, und man unterscheidet in der bergmännischen Nomenclatur des pedantischen Volkes Goldfelder (weitausgebreitete Goldlager der Ebenen), Goldgeschiebe als Hundsköpfe, Weizenkörner und kleinen Hirsenstaub. Leider gibt es, wie überall, in Choco, in der Sonora und am Ural der Hundsköpfe weniger, als des goldenen Hirsenstaubes. Die sogenannten Tschudischen Schürfe und Tschudischen Gruben Nord- Asiens gehören nicht einem Volksstamm zu. Der Name dieses erzsuchenden, metallschmiedenden Kabiren-Volkes bezeichnete ursprünglich nur Fremde, Nicht-Russen (barbari), bestimmter aber in den Russischen Jahrbüchern nach Klaproth (Asia polyglotta p. 184) und nach den neuesten gelehrten Untersuchungen Sjögren's (Mem. de l'Acad. de St. Petersbourg VIme Serie. T. I. p. 308) alle finnischen, das heißt uralischen Stämme. Journal asiatique, T. II. p. 12. A. a. O. T. I. p. 361. Albert Höfer, Uebersetzung der Urwasi des Kalidasa. 1837. S. 90. Her. III, 102--106. (Heeren. Thl. I. Abthl. I. S. 90, 102, 340--345.) Vergl. Ritter, Asien, Th. II. S. 657-660. Burnes, Travels, T. II. p. 165. Noch 1831 wurden im Oxus Goldgeschiebe von der Größe eines Taubeneies gefunden. Wie der Rhein führt der Oxus (Djihun) seinen Goldsand bis an seinen Ausfluß, und die unglückliche Expedition des Fürsten Alexander Bekewitsch, welche Peter der Große 1716 unternehmen ließ, wurde durch lügenhaft ausgeschmückte Truchmenische Nachrichten von der Anhäufung des Goldsandes an der alten Oxusmündung (südlich vom kleinen Balkangebirge am Ostufer des Caspischen Meeres) veranlaßt. Landresse, sur les alluvions oriferes de la Chine, im Journal asiat. T. II. p. 99. Fast zu derselben Zeit, wo der Ural seinen Goldschatz eröffnete, und zu ersetzen anfing, was die tiefgesunkene brasilische Goldausbeute nicht mehr dem Geldverkehr darzubieten vermochte, wurden vielversprechende goldhaltige Lagerstätten in dem südlichen Theile der Alleghanys, in Virginien, Nord- und Süd-Carolina, Georgien, Tennessee und Alabama entdeckt. Der eigentliche Flor dieser nordamerikanischen Goldwäschen, welche bald auch einen eigentlichen Bergbau auf anstehendes Gestein veranlaßten, fällt in die Jahre 1830 bis 1835. Sie haben allerdings in den letzten acht Jahren nicht viel über 41/2 Mill. Dollars geliefert, aber die Erscheinung des Goldreichthums in solcher Nähe von der atlantischen Küste verdient in geognostischer Hinsicht mehr Aufmerksamkeit, als man ihr in Europa geschenkt hat. Sie bietet auch ein großes historisches Interesse dar, da das viele Gold, welches die ersten spanischen Conquistadoren in den Händen der Eingebornen von Florida fanden, jetzt nicht mehr als Wirkung eines alten Verkehrs mit Mexiko (Anahuac) oder mit Hayti betrachtet zu werden braucht. Herr Jacob konnte in seinem oft erwähnten Werke über die edeln Metalle den Ertrag der Goldwäschen von Nordamerika nur noch zu 130,000 Dollars anschlagen; aber wenige Jahre darauf stieg derselbe auf 800,000, ja selbst auf eine Million Dollars. In der Grafschaft Cavarras (Nord-Carolina) wurde ein Goldgeschiebe von 28 Pfund (englischem avoir du poids-Gewicht) gefunden und daneben mehrere von vier bis zehn Pfund. Seit meiner Rückkehr aus Sibirien habe ich ununterbrochen, und meist vergeblich, gesucht, mir eine genaue Auskunft über den Fortgang der Goldwäschen in den südlichen Staaten zu verschaffen, und erst ganz neuerlichst ist es mir geglückt, durch die Güte des jetzigen Bank-Directors, Herrn Albert Gallatin, eines der geistreichsten Staatsmänner unserer Zeit, meine Wünsche befriedigt zu sehen. Ich schalte hier einige Stellen aus einem Briefe des vielgereisten Mannes ein: Nach handschriftlichen, mir von meinem ältesten Jugendfreunde, Herrn Berghauptmann Freiesleben, mitgetheilten Nachrichten soll gar 1821 in Anson County ein 48 Pfd. schweres Goldgeschiebe zwischen Geröllen von Quarz und Grauwackenschiefer gefunden worden seyn. Diese handschriftlichen Nachrichten begleiteten eine Sammlung von Mineralien, welche der Bruder des verstorbenen Akademie-Inspectors Kohler nach Freiberg sandte. -- Möchten doch nordamerikanische Gelehrte uns etwas Bestimmteres über jene kolossalen Goldgeschiebe von 28 und 48 englischen Pfunden berichten! Aus Genf gebürtig, aber schon während des Befreiungskrieges in den Vereinigten Staaten ansäßig, Minister der Finanzen unter Jeffersons glänzender Präsidentschaft, dann Gesandter in Paris, St. Petersburg und London. "Der Goldreichthum des Urals und vielleicht des ganzen nördlichen Asiens mußte allerdings Ihre Aufmerksamkeit auf unsere Goldwäschen und auf unseren Goldbergbau in den südlichen Staaten leiten. Ich hoffe, bald durch den Professor Patterson, der zugleich der Director der Münze ist, und durch den Professor Renwick in New-York, beide ausgezeichnete Mineralogen, Ihre geognostischen Fragen beantworten zu können. Jetzt sende ich Ihnen, nach offiziellen Documenten, die specielle Uebersicht von dem, was aus unserm inländischen Golde seit 1824 in unserer Münze, ausgeprägt worden ist. Diese statistische Uebersicht findet sich ebenfalls in dem überaus inhaltreichen American Almanac and Repository of useful knowledge for 1838. (Boston. publ. by Ch. Bower), p. 134, einem Werkchen, das vielen europäischen zum Muster dienen könnte. Uebersicht des jährlichen Betrages an Gold zur Vermünzung aus den Goldgruben der Vereinigten Staaten. Jahr Virginia. Nord- Carolina. Süd- Carolina. Georgia. Tennessee. Alabama. Unbestimmt. Total. Doll. Doll. Doll. Doll. Doll. Doll. Doll. Doll. 1824 -- 5,000 -- -- -- -- -- 5000 1825 -- 17,000 -- -- -- -- -- 17,000 1826 -- 20,000 -- -- -- -- -- 20,000 1827 -- 21,000 -- -- -- -- -- 21,000 1828 -- 46,000 -- -- -- -- -- 46,000 1829 2,500 134,000 3,500 -- -- -- -- 140,000 1830 24,000 204,000 26,000 212,000 -- -- -- 466,000 1831 26,000 294,000 22,000 176,000 1,000 1,000 -- 520,000 1832 34,000 458,000 45,000 140,000 1,000 -- -- 678,000 1833 104,000 475,000 66,000 216,000 7,000 -- -- 868,000 1834 62,000 380,000 38,000 415,000 3,000 -- -- 898,000 1835 60,000 263,500 42,400 319,900 100 -- 12,200 698,500 1836 62,000 148,100 55,200 201,400 300 -- -- 467,000 374,5 00 2,465,600 298,100 1,680,300 12,400 1,000 12,200 4,844,500 Sie fragen, wie viel etwa man, wegen des Schleichhandels, zu den Summen an Dollars, welche jene Tabelle aufführt, jährlich zusetzen müsse? Eine solche Evaluation ist schwierig, aber ich glaube, Ihnen mit einiger Sicherheit sagen zu können, daß in keinem Jahr die Produktion (Ausbeute) des Goldes über eine Million Dollars gewesen ist. Der Verlust durch Schleichhandel ist um so geringer, als, nach unseren neuesten Gesetzen, das Gold, im Verhältniß zum Silber, fast zwei Procent höher, als der gewöhnliche Preis gesetzt ist. Das Verhältniß zum Silber ist, nach jenen Gesetzen, wie 16 zu 1. Deßhalb kommt jetzt wohl alles inländische Gold in unsere Münzstätte. Im Ganzen nehmen die alten Goldwäschen, besonders in Carolina, ab, doch findet man immer neue goldhaltige Schichten und auch der eigentliche Bergbau auf Gold wird hoffnungsreicher." Ich füge zu diesen interessanten Nachrichten noch hinzu, daß die goldführenden Regionen von Nordamerika ganz neuerlichst von einem sehr unterrichteten deutschen Bergbauverständigen, Herrn Carl Degenhardt (dermalen zu Clausthal am Harze) und von Herrn Featherstonhaugh, der Zinnerze und Zinnober entdeckt hat, besucht wurden. Der Gewinn, und mit ihm die Lust zum Goldwaschen und zum Goldbergbau sind seit dem Jahr 1835 rasch gesunken. In einem Lande, das bei seinem stets fortschreitenden Wohlstande das Glück des freiesten Verkehrs genießt, bieten sich bessere Mittel dar, die Capitalien produktiv zu machen; aber in der Geschichte des Geldhandels interessiren die dem Schooße der Erde entrissenen und in Cirkulation gebrachten Massen, wie der Zu- und Abfluß derselben in verschiedenen Richtungen mehr, als der Vortheil, welchen die Bearbeitung der Lagerstätten vorübergehend gewährt. Die Strömungen der edeln Metalle aus Asien und Amerika nach unserem kleinen Continente, und von diesem theilweise zu den Urquellen zurück, folgen, wie die Flüssigkeiten, den Gesetzen des Gleichgewichts. Die goldreichen, uns aber wenig bekannten Regionen von Inner-Asien und Inner-Afrika bilden kleine, gleichsam abgeschlossene Becken, die mit den Küsten und durch sie mit dem großen Welthandel nur in geringe Verbindung treten. Dagegen ist unter dem Einfluß westlicher Cultur von Nertschinsk, vom Altai und dem Ural an bis jenseits des atlantischen Meeresarms zum Missouri ein ununterbrochenes Fluthen im Verkehr der edeln Metalle. Der Tauschwerth desselben, man betrachte die Metalle in ihrem Verhältniß zu einander oder als Maßstab der Waarenpreise (Preise der Nahrungsmittel oder künstlicher Fabrikate), ist keineswegs allein und hauptsächlich durch Vermehrung und Verminderung der Metallproduktion bedingt: dieser Tauschwerth (ich wiederhole es hier) wird eben so sehr, bei den complicirten Einrichtungen und Wechselverhältnissen des jetzigen Völkerlebens, durch die zu- und abnehmende Bevölkerung und ihre Culturfortschritte, durch das von der Bevölkerung abhängige Bedürfniß eines wachsenden Circulations-Capitals, durch die oft eintretende Nothwendigkeit baarer Geldversendungen und die Richtung derselben, durch die ungleiche Abnutzung beider edeln Metalle, durch die Masse des Papiergeldes, als Theil des Umlaufscapitals, einwirkend auf das neben ihm bestehende metallische Tauschmittel, bestimmt. Ein Steigen des relativen Werthes des Goldes gegen den Werth des Silbers kann während einer allgemeinen Vermehrung der Goldproduktion eben so gut bestehen, als ein vorübergehendes Sinken des Barometers und eine zunehmende Erhöhung der Temperatur bei starkem Nord-Ost-Winde. In den meteorologischen Veränderungen der Atmosphäre, wie im großen Verkehr der edeln Metalle wirken viele perturbirende Ursachen gleichzeitig. Der Erfolg jeder einzelnen Ursache ist bestimmbar, als Preis-erhebend oder Preis-erniedrigend, nicht aber sind es, bei der Unzahl von sich anhäufenden Störungen, das Maaß der partiellen Compensationen, die Natur und das Maaß der Totalwirkung. Quantitäten vermehrter Goldproduktion, welche unsere Einbildungskraft aufregen, verschwinden, man möchte sagen, wie ein Unendlichkleines, gegen die seit Jahrtausenden aufgehäufte und im Welthandel cirkulirende Masse, werde diese existirend als Münze gedacht oder verarbeitet zu sachlichem Gebrauchswerthe. Jeglicher Zufluß, auch der kleinste, wirkt allerdings durch eine lange Dauer, da aber eine größere und an Wohlstand wachsende Population auch eines größeren Umlaufcapitals bedarf, so kann, trotz des Zuflusses, durch Vertheilung ein fühlbarer Mangel eintreten. Vor den großen Goldentdeckungen am östlichen Abfall des Ural, deren eigentlicher Flor erst mit den Jahren 1823 und 1824 begann, war auf dem großen Markte zu Hamburg der Tauschwerth des Silbers zum Golde als Mittelpreis der Jahre 1818--1822 wie 1:15,75, wenn er nach der reichen Goldausbeute am Ural im Mittel der fünf Jahre 1830--1834 nur auf 1:15,73 sank. In dieser Zwischenzeit wurden in England, wie ich schon oben berührt, um den Verkehr mit Metallgeld wieder herzustellen, 1,294,000 Mark Gold vermünzt. Welchen Theil hat nun an dieser Veränderung des Tauschwerthes die verminderte Exportation der edeln Metalle aus dem Neuen Continent gehabt? Der brasilischen Goldwäschen ist hier kaum Erwähnung zu thun, da sie in jener Zeit jährlich kaum 1700 Mark lieferten. Will man nun auch annehmen, daß in diesen dem ersten Ausbruch der Revolution näheren zwölf Jahren die Golderzeugung des spanischen Amerika bis unter 1/3 von dem gesunken sey, was in der letzten blühenden Epoche (1800--1806) der mittlere Goldertrag gewesen war, so beträgt der zwölfjährige Verlust der Importation (1816--1827) doch nur 83,200 Kil. Nun hat aber der Ural in den Jahren 1823 -- 1827 bereits einen Ersatz von 17,300 Kil. gegeben. Es sind also im Ganzen in jenen zwölf Jahren nur 286,000 Mark Gold weniger nach Europa gekommen. Ich habe geflissentlich ein Beispiel ausgewählt, welches hinlänglich sichere numerische Elemente darbietet. Das gefundene Resultat ist die Entbehrung einer Goldmenge, die nur zwischen 1/4 und 1/5 des, während der zwölf Jahre in der Londoner Münze verprägten Goldes beträgt. Wenn man den Tauschwerth der edeln Metalle befreit von den kleinen lokalen Zufälligkeiten betrachtet, z. B. den Goldbarren-Werth in Hamburg, so erkennt man darin zwischen 1816 und 1837 weder den Einfluß des asiatischen Bergbaues, noch die abnehmende Golderzeugung im spanischen Amerika. Ich theile hier die Resultate der sorgfältigen Untersuchung mit, die ich der Freundschaft eines in Beurtheilung von Handels- und staatswirthschaftlichen Verhältnissen gleich erfahrenen Mannes verdanke. Herr Joseph Mendelssohn hat, auf meine Bitte, die in London und Hamburg in den Jahren 1816--1837 officiell notirten Preise von Gold und Silber in Barren (nicht vermünzt) gesammelt und daraus für jedes Jahr einen Durchschnitt der Preise aufgestellt. "In London waren die durch einen langen Krieg gestörten Verhältnisse der Metalle von 1816 bis 1819 sehr anomal; 1816 wie 1:15,800 und 1817 wie 1:14,975. Erst mit dem Jahre 1820 tritt in London eine größere Stetigkeit in jenen Verhältnissen ein: die Extreme waren 1825 und 1833, denen 1:15,319 und 1:15,899 zugehörten. (Unterschied [Formel] ) Ein anhaltendes Vor- oder Rückschreiten war nicht zu bemerken. Auf dem Hamburger Markte waren die Schwankungen weit geringer. Das Verhältniß war dort am größten 1821, am kleinsten 1817: im ersten Jahre wie 1:15,965; im zweiten wie 1:15,635. (Unterschied in 21 Jahren nur [Formel] ) Dieser Hamburger Markt ist aber mehr geeignet, über das Verhältniß des Tauschwerthes der Metalle ein richtiges Urtheil zu gewähren. In London sind die Preise des ungemünzten Goldes und des Silbers beide veränderlich; es wird beides gegen das gemünzte englische Geld oder gegen die jenes Geld repräsentirenden Noten verhandelt. In Hamburg dagegen hat das ungemünzte Silber keinen veränderlichen Preis, es ist selbst das Maaß, welches alle andern Preise bestimmt. Die feine Cölnische Mark a 273/4 Mark banco ist die Valuta, in der alle Waaren, und also auch das ungemünzte Geld, gehandelt und berechnet werden. Es unterliegen die Verhältnisse der Preise beider Metalle in London doppelten Zufälligkeiten in Vergleich mit Hamburg. Soll in London eine bedeutende Quantität Silber gegen Gold eingehandelt werden, so muß zuförderst das Silber verkauft werden, wodurch der Preis des Silbers etwas fällt. Für das gelöste Geld wird Gold gekauft, wodurch das Gold also steigt. Ist eine solche Operation von Belang, so wird das Verhältniß des Goldes zum Silber doppelt erhöht, das Gold steigt und das Silber fällt. Bei einer ganz ähnlichen Operation in Hamburg findet kein Verkauf des Silbers statt: der Preis des Silbers ist unveränderlich und nur das verursachte Steigen des Goldes ändert das Verhältniß." Hier folgen einzelne Gruppen von Jahren aus der von meinem Freunde mitgetheilten Tabelle der Hamburger Verhältnisse: 1816: 15,790 -- 1817: 15,635. -- 1818: 15,685 -- 1819: 15,642. -- 1820: 15,660. -- 1825: 15,693. -- 1826: 15,750. -- 1827: 15,727. -- 1828: 15,776. -- 1829: 15,769. -- 1833: 15,748. -- 1834: 15,663. -- 1835: 15,693. 1836: 15,733. -- 1837: 15,711. Das Maximum, welches der Tauschwerth des Goldes im Jahr 1827 erreichte, hat sich mit sehr geringen Schwankungen bis 1832 erhalten. Dann wird ein allmähliges Sinken wieder bemerkbar, und dazu ein sehr regelmäßig fortschreitendes Sinken. Das russische Gold aus der Uralkette und aus Sibirien hat einen Theil dieser Wirkung hervorgebracht, aber wir dürfen nicht vergessen, daß die ganze Goldproduktion Rußlands, so wichtig sie in anderer Rücksicht uns scheint, doch in den Jahren 1823 bis 1837 nur gegen 302,000 Mark beträgt, noch 1/19 weniger als die mindere Goldausfuhr aus dem spanischen Amerika in den Jahren 1816--1827. Auch jetzt noch hat sich in jenen Freistaaten von Mexiko und von Südamerika der Goldbergbau weniger gehoben, als die Silberproduktion. Dazu bedürfen die nordamerikanischen Staaten, ihrer großen Geld- und Bankverwirrung kaum entgangen, beträchtlicher und baarer Goldsendungen aus Europa. Das ist ein Abfluß nach Westen, der neben vielen andern immerfort wirkenden Ursachen den Effekt verlarvt, den wir der vermehrten Goldausbeute von Asien zuzuschreiben geneigt sind. Der Hauptgrund des schwachen Wirkens der uralischen und nordasiatischen Goldausbeute liegt aber wohl, wie ich schon mehrmals bemerkt habe, in der relativen Kleinheit des Zuflusses, verglichen mit der schon vorhandenen Masse edler Metalle. Der Abfluß nach Asien, den ich an einem andern Orte und in verschiedenen Epochen zu untersuchen Gelegenheit gehabt, ist bestimmt im Abnehmen. Für das Jahr 1831 schätzte Herr Jacob den jährlichen Verlust der englischen Handelsbalance in dem asiatischen Verkehr um das Vorgebirge der guten Hoffnung noch jährlich auf zwei Millionen Pfund Sterling. So viel ich mich erinnere, war dies auch die Meinung des zu früh verstorbenen großen Staatsmannes, Herrn Huskisson. Trotz des häufigen Gebrauchs von Caffe, Thee, Zucker und Cacao, welche das fünfzehnte Jahrhundert nicht kannte, ist der Gewürzhandel noch ein sehr beträchtlicher Gegenstand in der passiven Handelsbalance Europas. In den Staaten des deutschen Zollvereins ist der Verbrauch der Gewürze, nach den neuesten, ganz offiziellen Untersuchungen, in den Jahren 1834, 1835 und 1836 auf einen Werth von: Sur les quantites relatives de metaux precieux monnayes et reduits en objets d'orfevrerie und sur les changemens qu'eprouve l'accumulation des metaux precieux en Europe in der zweiten Ausgabe meines Essai pol. T. III, p. 436--444 und p. 460--476. Eine Vertheidigung meiner Ansichten über die Anhäufung edler Metalle ist enthalten in dem Edinb. Review, 1832, April, S. 43--61. Dieterici, statistische Uebersicht des Verkehrs im Zollverbande 1838, S. 187--194. In den zwei ersten der obengenannten drei Jahre war die Bevölkerung der zum Zollverbande gehörigen Länder 23,478,000 Einwohner; im Jahr 1836 aber 25,148,000 Einwohner. Der Verbrauch der Gewürze in Frankreich (Tableau decennal du Commerce de la France, publie par l'administration des Douanes, comprenant les annes 1827--1836) ist auffallend klein im Vergleich mit den deutschen Staaten des Zollvereins. Der relative Verbrauch der einzelnen Artikel, den ich in der folgenden Tabelle zusammenstelle, in Francs und Kilogrammen für Frankreich, in preußischen Thalern und preußischen Centnern für die deutschen Länder, wirft einiges Licht auf die Lebensweise benachbarter Volksstämme. Eine langjährige Beschäftigung mit der Geographie des Mittelalters und Untersuchungen über den sehr verspäteten Einfluß, welchen Gama's Reise auf die gänzliche Umwandlung des Gewürzhandels ausgeübt hat, veranlaßten mich zu einer speciellen Arbeit über den gegenwärtigen Verbrauch der Gewürze in Europa. Der Geh. Ober. Reg. Rath, Herr Dieterici, hat mir handschriftlich neue und interessante Materialien dazu mitgetheilt. Hauptartikel des Gewürzverbrauchs. Frankreich. Einw. 33 Millionen. Deutschland im Zollverband. Einw. 231/2--25 Mill. 1834. 1835. 1836. 1834. 1835. 1836. Francs. Francs. Francs. Pr. Thlr. Pr. Thlr. Pr. Thlr. Pfeffer u. Piment .. 3,267,000 (2,333,000 Kil.) 2,322,000 (1,658,000 Kil.) 2,796,000 (1,997,000 Kilogr .) 292,100 (17000 Centner) 336,000 (20,200 Centner) 410,000 (24,900 Centner) Vanille ..... 1,178,000 (4700 K.) 1,259,000 (5000 K.) 1,412,000 (5600 Kil.) 584 000 (242 Ctr.) 707,000 (293 Ctr.) 813,000 (337 Ctr.) Zimmt...... 694,000 (158,000 K.) 82,000 (18700 K.) 338,000 (77000 K.) 426,000 (1215 Ctr.) 380,000 (1100 Ctr.) 407 000 (1160 Ctr.) Gewürznelken ... 271,000 (60,300 K.) 240 000 (53,000 K.) 240,000 (53,000 K.) 71,500 (1800 Ctr.) 83,000 (2178 Ctr.) 95,500 (2500 Ctr.) Muskatnüsse u. Blumen 33,000 (6200 K.) 27,000 (4600 K.) 36,300 (7200 K.) 543,700 (2400 Ctr.) 553,000 (2900 Ctr.) 584,000 (3400 Ctr.) Totalverbrauch ... 5,476,000 oder 2,600,000 Kilogr. 3,982,000 oder 1,775,000 Kilogr. 4,856,000 oder 2,171,000 Kilogr. 2,426 000 oder 28,600 Ctr. 2,592,000 oder 31,600 Ctr. 2,876,000 oder 38,000 Ctr. 2,426,000 Thalern 2,592,000 " 2,876,000 " gestiegen. In Frankreich war die Consumtion in denselben Jahren nur: 5,476,000 Francs. 3,982,000 " 4,856,000 " aber in ganz Europa, bei einer Bevölkerung von wenigstens 228 Millionen Menschen, ist sie wahrscheinlich nicht unter 14 bis 16 Millionen Thaler, wovon Vanille, Muskatnüsse und Blumen, Pfeffer und Zimmt fast 2/3 ausmachen. Wenn man bedenkt, wie groß die Summe des Gewürzwerthes bei dem jetzigen Verbrauche von Europa im Vergleich mit der Summe seyn muß, um welche am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts sich gleichsam der wichtigste Theil des damaligen Welthandels drehte, so hat man hier abermals ein merkwürdiges Beispiel von der Potenz der Metalle, wenn sie mit concentrirter Stärke auf einen engen Raum (damals die Ufer des Mittelmeers und das westlichste Europa) ihre Kraft ausüben. Der Gewürzhandel veranlaßte zufällig die Entdeckung des Neuen Continents, er führte die Portugiesen um die Südspitze von Afrika nach Indien, wie er Griechen und Römer einst nach Taprobane geleitet hatte. Als Christoph Columbus "durch den Occident nach dem Orient" gelangen will, schreibt ihm (schon am 24. Junius 1474) Paul Toscanelli aus Florenz: "ich freue mich zu hören, daß Ihr den schönen und großen Wunsch nähret, auf kürzerem Wege dahin zu gelangen, onde nacen las especerias." Mit welchen Klagen sind die Schriften der Italiener erfüllt, mit welchen Verwünschungen werden die Portugiesen bedeckt, weil sie zur See nach Indien vorgedrungen sind, und den Gewürzhandel der venezianischen, pisanischen und genuesischen Kaufleute zu vernichten drohen. Der Cardinal Bembo nennt es ein malum inopinatum und sucht philosophische Trostgründe. Petrus Martyr d'Anghiera schreibt an seinen gelehrten Freund Pomponius Lätus: Portugalenses trans aequinoctium aliamque arcton, aromatum commercia prosequuntur, Alexandrinos ac Damascenos mercatores ad medullas extenuant." Die Meinung, welche die Genueser ausgestreut hatten, der neue Weg um das Vorgebirge der guten Hoffnung werde bald wieder verlassen werden, weil die Gewürze in der langen Schifffahrt von der Seeluft litten, fand keinen Glauben, und Amerigo Vespucci, der lang Verläumdete, hatte scharfsinnig auch hier, schon drei Jahre nach Gama, den wahren Gesichtspunkt getroffen. Er sagt in einem neu aufgefundenen Briefe, den er am grünen Vorgebirge den vierten Junius 1501 an Lorenzo Pier Francesco de Medicis schrieb, als er dem Reste von Cabrals Flotte auf dem Rückwege nach dem Tago begegnet war: "Bald werdet ihr aus Portugal viel Neues vernehmen. Der König hat nun einen überwichtigen und reichen Handel (grandissimo traffico e gran richezza) in seiner Hand. Möge der Himmel sein Heil dazu geben. (Vespucci war damals in portugiesischem Solde.) Nun werden die Gewürze aus Portugal nach Alexandrien und Italien gehen (statt wie bisher von Alexandrien nach Portugal). Das ist der Welt Lauf! (Cosi va el mondo.)" Historiae Venetae, lib. VI, pag. 189. Opus Epistolarum, N. CCII. Im Jahr 1520 sagte dies in Rußland Pablo Centurion (de Genova), als er so spät noch den Gewürzhandel durch das Caspische Meer und die Flüsse Wolga, Occa und Mokwa ableiten wollte: "Afirmava el genoves corromperse las especias (especerias) en tan larga navegacion" (Gomara Istoria de las Indias, Saragoza, 1553, Fol. XL. Baldelli, il Milione di Marco Polo, 1827, T. I, p. LVIII. Vespucci's Brief ist aus der Biblioteca Ricardiana, manoscritto di Pier Voglienti, N. 1910, p. 48. Vespucci erhielt seine Nachrichten über Cabral's Reise von einem Dolmetscher, den er immer schlechthin den Signor Guasparre nennt und auf einem der zurückkehrenden Schiffe fand. Ich habe vor Kurzem bewiesen, daß dieser Guasparre der Sohn eines polnischen Juden aus Posen war, dessen Eltern 1456 durch Casimir III. vertrieben waren. Vasco de Gama hatte den Menschen auf der Insel Anjadiva (Ankediva) an der Küste Canara gefunden, und ihn erst foltern und dann taufen lassen. S. mein Examen critique de l'hist. de la Geographie (in Fol.) p. 507. Berlin, Junius 1838.