Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito, von Herrn A. v. Humboldt. (Vorgelesen in der Sitzung der Akademic der Wissenschaften zu Berlin am 9. Febr. 1837.) Erste Abhandlung. Wenn Vulkanismus im weitesten Sinne des Worts alle Erscheinungen bezeichnet, die von der Reaktion des inneren flüssig gebliebenen Theils eines Planeten gegen seine oxydirte und durch Wärmestrahlung erhärtete Oberfläche abhängen, so können wohl nur wenige Gegenden der Erde das Schauspiel von dem manchfaltigsten Zusammenwirken vulkanischer Kräfte in einem gleichgrossen Maasstabe darbieten, als das Hochland von Quito. Was ich bei einem achtmonatlichen Aufenthalte in dieser Gegend von Messungen und mir wahrscheinlichen Resultaten gesammelt, ist in mehreren Theilen meines Amerikanischen Reisewerks zerstreut, vorzüglich in dem geognostischen und barometrischen Nivellement der Andes-Kette, in dem Buche über Schichtung und Lagerung der Gebirgsarten, und in einer Abhandlung: Esquisse d’un tableau géologique de l’Amerique méridionale au nord de la rivière des Amazones. Die einzelnen topographischen Beschreibungen der Vulkane, gleichsam Monographie’n derselben, sind noch ungedruckt geblieben. Geognostische Beschreibungen einzelner Erdräume beruhen aber auf zwei ganz verschiedenen Fundamenten, von welchen die einen abhängig von der Zeit, von dem jedesmaligen Zustande unseres fortschreitenden physikalischen und mineralogischen Wissens, die anderen durch Beziehung auf bloss räumliche Verhältnisse (auf Grösse, Stellung oder Lage) unveränderlich und, wenn etwa Natur-Revolutionen die Konfiguration der Erdfläche umgestalten, um so wichtiger sind, als sie die Möglichkeit einer numerischen Vergleichung in dem Resultate der Umgestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung der Formationen nach zoologischen Charakteren, das ist nach dem epochenweisen Zusammenleben vorweltlicher Organismen, oder nach oryktognostischen Charakteren, das ist nach der Natur der krystallinischen Gewebe einer Gebirgsart, erheischt wird, da verliert die aufgezeichnete Beobachtung, wenn sie der Zeit und den Ansichten entrückt wird, unter deren Einfluss sie angestellt wurde, von ihrer Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Wer ein reines und inniges Interesse für seine Wissenschaft hegt, klagt nicht, wenn er je sich entschliessen muss, einen Blick auf seine früheren Arbeiten zu werfen, über diese Wirkung der fortschreitenden Zeit, über ein Veraltern des Stoffes. Es gewährt ihm, neben dem regen Wunsche, das Halbgesehene noch einmal und mit neuerem Wissen bereichert wiederzusehen, das frohe aufrichtende Gefühl der zunehmenden Erweiterung der Wissenschaft. Ein anderer Theil des Gesammelten, der topographische, räumlich beschreibende, ist unabhängig von der Epoche des Einsammelns. Er beruht nicht auf wechselnden Ansichten, sondern auf den alten Grundvesten mathematischen Wissens. Mit grösserer Vervollkommnung der Instrumente erlangt allerdings auch die Weltstellung (astronomische Position), die trigonometrische oder barometrische Höhenbestimmung (Hypsometrie) eine grössere Schärfe, aber die Bedürfnisse des geognostischen und orographischen Wissens sind leichter zu befriedigen, als die Bedürfnisse der Astronomie, wenn diese den Stand oder Lauf der Himmelskörper bestimmen, die Gestalt und Dichtigkeit unseres Planeten ergründen, gleichsam „die Erde messen und wiegen“ soll. Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts sind die astronomischen und gäodetischen Instrumente, deren Auswahl dem Reisenden zu Gebote steht, vollkommen genug, um besonders durch geschickte Benutzung feiner und dabei sicherer Winkelbestimmungen numerische Resultate zu erlangen, deren Genauigkeit innerhalb der Gränzen liegt, welche dem Zwecke der Untersuchung geeignet sind. Dieser orographische, messende Theil der Beobachtungen gewährt dazu den Vortheil, dass, wenn das Detail der Messungen (wie immer geschehen sollte) publizirt oder wenigstens aufbewahrt wird, es noch nach Jahren das Maas des Vertrauens bestimmt, welches der Arbeit zukommt, ja zu neueren und besseren Kombinationen führen kann. Indem ich freimüthig auf den Unterschied aufmerksam mache zwischen dem schnell veralternden und dem von der Zeit unabhängigen Theile geognostischer Beobachtungen, habe ich den relativen Unwerth der Arbeit bezeichnet, die ich Ihnen heute vorlege. Jeder Reisende, der von Europa auch nur drei oder vier Jahre in Lagen entfernt bleibt, in denen er des wissenschaftlichen Verkehrs mit der Heimath entbehrt, fühlt schon am Tage seiner Rückkunft, wie sich mit der raschen Erweiterung der Ansichten über die Bildungsverhältnisse der Gebirgsmassen auch die jene Ansichten bezeichnende Sprache verändert hat. Diese Entfremdung nun veranlasst oft einen unseeligen Trieb des Anpassens und Deutens; und da zu jeder Epoche nur das allgemein gefällt, was dem herrschenden Glauben entspricht, so unterliegt nach und nach das einfach Wahrgenommene den Verstandes-Operationen theorisirender Deutung. Eine solche Gefahr, der es schwer ist, sich ganz zu entziehen, da ein rühmliches Bestreben den Menschen antreibt, den rohen empirischen Stoff durch Idee’n zu beherrschen, wird um so grösser und drohender, als die Zahl der Jahre anwächst, die uns von dem Moment der wirklichen Beobachtung trennt. Wenn ich nun, unter den bezeichneten Verhältnissen, nicht anstehe zum Gegenstand meiner Abhandlungen Fragmente aus meinen noch ungedruckten südamerikanischen Tagebüchern zu wählen, so gründet sich dieser Muth auf dem festen Vorsatz, das Beobachtete grossentheils mit denselben Worten wiederzugeben, in denen es an Ort und Stelle niedergeschrieben wurde, auch das Beobachtete von den späteren Deutungen zu trennen; es gründet sich dieser Muth auf der Berichtigung der Nomenklatur der Gebirgsarten, welche die oryktognostische Untersuchung der freilich nur sehr kleinen mitgebrachten Sammlungen gestattet; er gründet sich endlich (und diess ist das eigentliche Motiv der Bekanntmachung) auf der Ansicht, dass der grösste Theil meiner geognostischen Arbeiten am Abhange der Vulkane von Quito vorzugsweise Raumverhältnisse, Gestaltbeschreibungen der Oberfläche und die nicht veralternde physikalische Orographie eines wundervollen und seitdem nirgend beschriebenen Landstrichs berührt. In der langen, mauerartig hingedehnten, bald einfachen, bald zwei- und dreifach gereihten, und dann durch schmale Queerjöcher gegliederten Andes-Kette verkündigt sich regelmässig und fast periodisch die Nähe thätiger Vulkane, durch das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgsarten, welche die vormals sogenannten uranfänglichen, wie die schiefrigen und sandsteinartigen Übergangs- und Flötz-Formationen trennen. Ein so leicht zu beobachtendes Phänomen musste früh die Überzeugung anregen, dass jene sporadischen Gebirgsarten der eigentliche Sitz vulkanischer Erscheinungen wären, und dass sie die vulkanischen Ausbrüche bedingten. Was damals (um unter einem eingeschränkteren Gesichtspunkte hier bloss an die mineralogische Zusammensetzung zu erinnern), in Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein- und Syenit-Porphyre beschrieben ward, nahm später in Europa die Benennung Trachyt an, einen Namen, durch welchen Haûy’s Distribution minéralogique des roches den älteren mehr charakteristischen Namen Domit verdrängte. Die neueste Zeit hat gelehrt, dass jene durchbrechenden Massen (bald als kraterlose Glocken emporgehoben, bald durch die vulkanischen Mächte dergestalt geöffnet, dass eine permanente Verbindung zwischen dem Innern der Erde und dem Luftkreise gebildet wird) unter verschiedenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammensetzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte, welche der Feldspath charakterisirt, wie am Pic von Teneriffa und am Siebengebirge, wo sich etwas Albit dem Feldspath beigesellte,—Feldspath-Trachyte, die als thätige Vulkane häufig Obsidian und Bimsstein erzeugen; bald sind es Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und Augit, der Basaltformation näher stehend, wie am Ätna, Stromboli und Chimborazo; bald ist Albit mit Hornblende vorherrschend, wie in den neuerlich sogenannten Andesiten der Vulkane von Chili, in den prächtigen als Diorit-Porphyr beschriebenen Säulen von Pisoje bei Popayan, am Fusse des Vulkans von Purace oder im mexikanischen Vulkan von Tolucca; bald sind es endlich Leucitophyre, Gemenge von Leucit und Augit, wie in der Somma, der alten Wand des Erhebungs- Kraters des Vesuvs. Über diese wichtige Unterscheidung der Gebirgsmassen, durch welche vulkanische Ausbrüche sich einen Weg gebahnt haben, ist durch Gustav Rose’s vortreffliche chemische und krystallographische Zergliederung der Feldspath-Gruppe ein neues, einem Theile der Geognosie wohlthätiges Licht verbreitet worden. Wenn ich in diesen Worten gleichsam nur ein gewichtvolleres Urtheil an demselben Orte ausgesprochen, das Urtheil meines vieljährigen Freundes Leopold von Buch wiederhole, so geschieht es zugleich, um an ein neues Epoche machendes und durch viele Zusätze bereichertes Werk dieses grossen Geognosten zu erinnern, welches Alles, was er über die Natur der vulkanischen Erscheinungen ergründet hat, in lichtvoller Darstellung umfasst. Die französische Ausgabe der Physikalischen Beschreibung der Canarischen Inseln, welche so eben erschienen ist, enthält unter der Abtheilung „Central- und Reihen-Vulkane“, die lebendigste und vollständigste Schilderung der Feuerausbrüche des ganzen Erdkreises, so weit derselbe bisher einer wissenschaftlichen Bestrebung zugänglich gewesen ist. Die Vulkane des Hochlandes von Quito, mit denen ich mich in dieser Abhandlung beschäftige, gehören wegen der trefflichen geographischen Arbeiten von La Condamine, Bouguer und Pedro Maldonado zu denjenigen Reihen-Vulkanen, deren Gruppirung in zwei, durch ein schmales Längenthal getrennten Cordilleren am frühesten richtig erkannt worden ist. Es finden daher, mittelst der Vergleichung mit analogen Thatsachen, meine eigenen Beobachtungen in der vorerwähnten Aufzählung der gesammten Erscheinungen das, was Verallgemeinerung der Idee’n immer gewährt, erhöhtes Interesse, Berichtigung der Ansichten und eine Klarheit, die wie aus fernen Lichtpunkten zurückstrahlt. Ehe ich zu der Beschreibung des Vulkans von Pichincha übergehe, muss ich zu besserer Orientirung und genauerer Erläuterung der Lage der Hochebene auf einige Resultate von Messungen aufmerksam machen, die, einzeln genommen und auf das Niveau der nahen Südsee bezogen, freilich keine geognostische Wichtigkeit haben würden, aber bei Betrachtung des stufenweisen Zunehmens der Bodenhöhe in an einander gereihten Längenthälern manchfaltiges Interesse gewähren. Neue Bestimmungen waren hier um so nothwendiger, als die barometrischen der französischen Astronomen zur Zeit der berühmten Gradmessung, den dreifachen Fehler einer Vernachlässigung der Temperatur-Correction, einer irrigen Annahme des mittlen Luftdruckes an der Meeresfläche und einer Nicht-Berücksichtigung des Einflusses der stündlichen Variationen der Barometer-Höhe darbieten. Durch zufällige Compensationen nahen sich allerdings bisweilen La Condamine’s Resultate den immer sehr befriedigend übereinstimmenden von Boussingault und mir; an den meisten anderen Punkten sind aber die Unterschiede beträchtlich, bald positiv, bald negativ, und immer von sehr ungleichem Werthe, so dass die älteren relativen Bestimmungen überall, wo von der ungleich gehobenen Bergebene über dem grossen vulkanischen Heerde von Quito die Rede ist, nur wenig Vertrauen verdienen. Diese Mängel wirken natürlich auch auf die absoluten Resultate trigonometrisch gemessener Höhen, da bekanntlich bei diesen Operationen die Standlinien (Basen), an deren Endpunkte sich die Höhen-Winkel der Berge anlegen, nicht in der Küsten-Ebene lagen, und daher jede solcher Bergmessungen in der Andes-Kette nothwendig aus einer trigonometrischen und barometrischen zusammengesetzt ist. Wenn man einen Blick wirft auf den Entwurf einer hypsometrischen Karte, in der ich, nach sorgfältigen Diskussionen der neuesten astronomischen Ortsbestimmungen, zuerst versucht habe das Streichen, die Mächtigkeit und die manchfaltige Gliederung der vorher auf allen Karten von Süd- Amerika so verunstalteten Andes-Kette darzustellen und alle wichtigen Höhenverhältnisse einzutragen, die bis dahin (bis 1831, also nach Pentland’s Entdeckungen in Bolivia) bekannt geworden waren, so sieht man, dass die seit der französischen Gradmessung so berufene Bifurkation der Kordillere nur von 3° [Formel] südlicher bis 2° 20′ nördlicher Breite Statt findet zwischen dem Bergknoten von Loxa, der durch die herrlichen China-Wälder seines östlichen Abhanges berühmt ist, und dem Bergknoten der Quellen des grossen Magdalenen- Stromes. Nördlich und südlich von dieser Parallele der äussersten Bergknoten von Peru und Neu-Granada (Cundinemarca) sind die Andes in drei minder gleichlaufende Zweige getheilt. Die Breite der Bergketten wurde sogar ehemals gegen Osten aus Gründen vermehrt, die man in einer wundersamen Sprach-Unwissenheit suchen muss. Wo in der Karte von La Cruz Olmedilla, dem Typus aller englischen, französischen und deutschen Karten, die 40 Jahre lang erschienen sind, die Worte standen: „hier wächst wilder Cacao, aqui hay montes de Cacao,“ haben berühmte Geographen Schneeberge in ihre Karte eingetragen, weil sie das in der spanischen Kolonie allgemein übliche Wort Monte (Wald) für Berg (Cerros, Serranias) hielten und dabei vergassen, dass Theobroma Cacao nur in den heissesten Ebenen bei einer mittlen Temperatur von 23° R. gedeiht. Auch im reinsten Europäisch-Spanischen Dialekt heisst monte alto Wald mit hohem Baumwuchs. Das grosse Längenthal, das sich zwischen den beiden oben genannten Bergknoten hinzieht, hat über 60 geographische Meilen (15 auf 1°) Ausdehnung, aber nur eine mittle Breite von 5 Meilen. Es ist durch Queerjöcher in fünf kleinere Becken getheilt, deren Boden zu einer sehr ungleichen Höhe über der Meeresfläche sich erhebt. Die Hochebenen, welche diesen Thalboden bilden, sind: die drei südlicheren, in denen Cuenca, Tacunga und Quito liegen, 1350, 1320 und 1340 Toisen hoch, merkwürdig übereinstimmend; dann folgt die 1582 bis 1650 Toisen hohe Ebene de los Pastos, das vulkanische Tübet von Amerika, doch noch 355 Toisen niedriger als der Thalboden um den von Pentland, Meyen und d’Orbigny neuerlichst besuchten See von Titicaca. Das nördlichste fünfte Bassin von Almaguer sinkt plötzlich bis zu 1164 Toisen herab. Von den Queerjöchern ist nur eines wichtig, der Pass von Assuay, mit Ruinen von Inca-Schlössern bedeckt, dessen höchsten Punkt ich, wo der Weg über die Ladera de Cadlud führt, über 14500 Fuss (2428 Toisen) hoch fand. Nur 400 Toisen tiefer steht der Palast des Inca Tupayupangi mit Resten von Bädern, die (man muss es hoffen) mit warmem Wasser in diesem unwirthlichen Klima gefüllt wurden. Da Pentland’s Messungen in der östlichen Kordillere von Bolivia, wo der Sorata 3948 Toisen (23688 Par. Fuss), also nur 440 Toisen niedriger als der Dhavalagiri des Himalaya-Gebirges und volle 600 Toisen höher als der Chimborazo ist, zu der Meinung verleitet hat, es müssten alle Strukturverhältnisse in jenen südlichen Breiten kolossaler als in der dem Äquator nahen Zone seyn, so mache ich hier darauf aufmerksam, dass der Pass über das Queerjoch des Assuay, wo die grosse Handelsstrasse von Quito nach Cuenca and Lima geht, nur von zweien unter allen von Pentland gemessenen Pässen (und um ein sehr Geringes) an Höhe übertroffen wird. Der Pass über die Altos de Toledo ist 25 und der von Chullunquani 17 T. höher. Denn überall verhalten sich die mittlen Höhen der Gebirgsrücken, deren Minima die Pässe uns kennen lehren, nicht wie die einzelnen Gipfel, wie die Kulminations-Punkte der Ketten. Eine graphische Darstellung der Alpen und Pyrenäen (die letzteren haben bekanntlich einen sehr hohen Rücken bei geringer Höhe der einzelnen Gipfel) bekräftigt diese Betrachtungen. Da man von dem Felskamme des Vulkans von Pichincha hinweg über die menschenleeren und undurchdringlichen Waldungen der Yumbos und der Provinz de las Esmeraldas in die Südsee hineinblickt, und da schon westlich von den Felsinseln Puna und St. Clara (le Amertajado) bei sehr heiterem Wetter der Chimborazo auf der Schifffarth von Lima nach Guayaquil gesehen werden kann, so ist der wahre Abstand der Küste von den westlichen Kordilleren ein Gegenstand, mit dem ich mich besonders beschäftigen musste. Die zu bestimmende Entfernung hängt hauptsächlich von der Längendifferenz zwischen den Städten Quito und Guayaquil, von dem Azimuth und dem Höhenwinkel der Spitze des Chimborazo, wie dieselbe auf dem Littorale von Guayaquil gesehen wird, ab. Ich muss mich hier begnügen, zu bemerken, dass die Zweifel, welche der Kapitän Basil Hall gegen die von mir gefundene Länge von Guayaquil erhoben hatte, durch die letzte grosse englische Expedition in den Schiffen Adventure und Beagle (Kapit. King, Stokes und Fitz Roy) zur Aufnahme der Küste von West-Patagonien bis Guayaquil völlig und zu meiner Zufriedenheit gelöst worden sind. Nach den erst vor wenigen Monaten von Sir John Barrow bekannt gemachten Resultaten der Expedition ist Guayaquil, ungeachtet die Zeit von einem sehr fernen Punkte, Valparaiso, übertragen wurde, bis auf 17 Zeitsekunden mit meiner nun schon sehr alten Längenbestimmung übereinstimmend gefunden worden, ja für den Hafen Callao de Lima, auf den ich Guayaquil chronometrisch bezog, findet die letzte englische Expedition, wie die Seefahrer ausdrücklich bemerken, ein mittles Resultat, das nur um 2 Zeitsekunden von der Länge abweicht, welche Oltmanns aus meiner Beobachtung des Durchganges des Merkur auf der Sonnenscheibe schloss. Da bei so grossen Höhen und auf so langen Wegen (der Pichincha, um weniges höher als der Montblanc, kann ohne Refraktion in der Entfernung von 34, der Chimborazo in einer von 39 geogr. Meilen gesehen werden) die Wahrscheinlichheit abnimmt, dass der Lichtstrahl durch keine der neben und über einander gelagerten Wolkenschichten gehindert werde, zu dem Auge zu gelangen, so geniesst man am Ufer der Südsee selten des erfreulichen Anblicks der majestätischen Andes-Kette. Ein Höhenwinkel des Chinborazo (nur 1° 57′ 40″), den der gelehrte spanische See-Offizier, Don Josef Espinosa während der Malasipna’schen Weltumseegelung am Strande von Guayaquil erlangte, ist der Gegenstand eines auf diesem Wege nicht zu schlichtenden Streits über die wahre Höhe des Chimborazo geworden, da Refraktion und Azimuth, wie die horizontale Entfernung selbst, nicht gehörig erörtert wurden. Journal of the Royal Geogr. Soc. T. 6, P. 2, p. 337. Memorias de los Navegantes Espanoles, T. I, p. 187. Ich habe noch einen anderen Punkt zu berühren, der sich auf die Positions- und Dimensions-Verhältnisse der Kordilleren bezieht. Leopold von Buch hat in seiner lichtverbreitenden Theorie des Hervortretens von Gebirgsketten durch Spalten mehrfach auf die Beziehungen hingewiesen, die man zwischen der Richtung der Gebirgsketten und naher oder ferner Küsten bemerkt. Das Phänomen thätiger, dauernder Vulkane ist in Süd-Amerika bekanntlich auf den West-Rand des Kontinents beschränkt, und meine hypsometrische Darstellung der ganzen Andes-Kette, welche in die neuesten Karten von Brué übertragen, nirgends aber richtiger und geschmackvoller wiederholt worden ist, als in einer leider noch immer nicht erschienenen kleinen Karte von Berghaus , zeugt für den innigsten Zusammenhang zwischen der Form (dem Umriss) des Kontinents und dem wechselnden Streichen der Kette. Der Wendepunkt bei Arica, wo die Küste ihr nordsüdliches Streichen plötzlich in ein nordwestliches verwandelt, eine Einbiegung unter 18° [Formel] südlicher Breite, welche der ganz ähnlichen Einbiegung der Westküste des pyramidalen Kontinents von Afrika (in 4° [Formel] nördlicher Breite) bei Fernando Po, entspricht, ist in seiner geologischen Bedeutsamkeit schon mehrmals von mir an anderen Orten bezeichnet worden. Das plötzlich veränderte Streichen der Andes-Kette im Parallel von Arica ist nicht auf die der Südsee-Küste nahe westliche Kordillere eingeschränkt; sie erstreckt sich in eben dem Maase auf die östliche Kette, welche den frühesten Sitz menschlicher Kultur in Süd-Amerika, die Hochebenen von Titicaca, begränzt und auf ihrem Rücken die erst neuerlichst bekannt gewordenen Bergkolosse des Sorata und Ilimani trägt. Der Parallelismus der Kordilleren unter sich, besonders zwischen 5° südlicher und 5° nördlicher Breite ist so auffallend, als der Parallelismus mit den Sinuositäten des Littorals. Ein einziges, sein Streichen veränderndes abscharendes Trumm vereinigt die neuere Gebirgsspalte der Andes von Quito durch Neu-Granada, östlich von Bogota, mit der älteren Gebirgsspalte der Küstenkette von Caracas. Karte des ganzen Neuen Kontinents. Westlich vom Hochlande von Quito scheint die Richtung der Ketten selbst zu beweisen, dass ein Küsten-Einschnitt, der Golf von Guayaquil, ein kleines zufälliges Phänomen späterer Entstehung ist, als die der Ketten-Hebung. Hier nähert sich die Küste bis auf 25 Bogen-Minuten der westlichen Kordillere in der Gegend von Cuenca, südlich von dem oben erwähnten Queerjoch des Assuay, wo die viel besuchte Landstrasse fast die Höhe des Montblanc erreicht. Kein Einfluss dieser grösseren Meeres-Nähe auf die Stellung der Vulkane zeigt sich aber hier. Schon zwanzig geographische Meilen nördlicher, seit dem Parallel des Tunguragua, ist die lange Reihe thätiger Vulkane gegen Süden geendigt. Hindernisse in den Gesteinschichten haben vielleicht hier, der Seeküste näher, den Durchbruch der elastischen Kräfte und eine permanente Verbindung mit dem Inneren gehindert. Auffallend ist es sogar, dass das Hinderniss weniger gross nach der von dem Littoral abgekehrten Seite gewesen ist; denn am Fuss der östlichen Kette ist der Sangay, oder Vulkan von Macas, einen vollen halben Grad südlich vom Parallel des Tunguragua in einer waldreichen Ebene, an den Quellen des Rio Morona, ausgebrochen. Rüppel gibt dem rauchenden Kegelberge in Kordofan 84 Meilen Entfernung vom Meere, während der Peschan in Inner-Asien, von dem sich noch in späteren ganz historischen Zeiten Lavaströme ergossen haben, und andere thätige Vulkane der Kette Thianschan nach meiner Skizze der Bergketten von Inner- Asien drei Mal so weit, volle 260 geographische Meilen von allen Meeren entfernt und keinesweges von grossen Binnen- Wassern umgeben liegen. Wenn gleich in einem grossen Theile der Welt das Emporsteigen von Trachyt-, Andesit- und Dolrit-Massen die höchsten Gipfel der Ketten oder Insel-Gruppen gebildet hat, so lehren dagegen andere Zonen (z. B. der Himalaya und die östliche Andes-Kordillere von Bolivia), dass dieser Zusammenhang zwischen dem Maximum der Erhebung und der Natur des sichtbaren Gesteins kein nothwendiger ist. In Mexiko, wo alle Vulkane auf einer, den Isthmus und die Axe der Kette fast rechtwinkelig durchschneidenden Spalte emporgestiegen sind (Leopold von Buch vergleicht diese untergeordnete Queerspaltung mit der im Inneren von Java), sind allerdings alle Nevados, das heisst alle Gipfel, welche hoch über die ewige Schneegränze hinausreichen Vulkane und aus den eben genannten Gebirgsarten zusammengesetzt. Ebenfalls in dem Hochlande von Quito liegen die - Kulminationspunkte der Kordillere allerdings in Dolerit-Glocken und Kegeln; aber auch in eben dem Hochlande, gegenüber dem Chimborazo und dem Vulkan Tunguragua, sind die hohen Nevados von Condorasto, Cuvillan und Collanes Glimmerschiefer und Gestellstein. Die höchsten Berge der ganzen Andes-Kette, der Sorata oder Tusubaya etwas westlich von der Mission Challana, und der Ilimani, südlich von dem Missions-Dörfchen Ocobaya, zwei Gipfel, von denen jener fast nur um eine grosse Thurmhöhe (78 Toisen) niedriger ist als der zweite und einzig gut gemessene Koloss des Himalaya, bestehen aus Grauwackenschiefer, aber nach handschriftlichen Noten von Pentland, die ich besitze, finden sich wenigstens am westlichen Abfalle des Ilimani Syenit- und Porphyr-Massen, in denen, als Zeugen des Durchbruchs, eckige Stücke von Grauwackenschiefer eingebacken sind. Alle diese Thatsachen beweisen, dass die absolute Höhe einzelner Gipfel (ein Phänomen, welches von jeher das populärste Interesse auf sich gezogen hat) bloss eine lokale, in mehr oder minder Widerstand gegründete Zufälligkeit ist, geognostisch unwichtig in Vergleich mit Richtung der Axe, Beharrlichkeit im Streichen und mittler Höhe des Rückens einer Bergkette. Jawahir 4026 Toisen, Sorata 3948 Toisen. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen der Andes-Kordilleren gehe ich zu der Schilderung einzelner Vulkane der Hochebene von Quito über. Ich beginne mit einem der niedrigsten Gipfel, Pichincha, weil er der Stadt am nächsten liegt, weil er eine von der der meisten feuerspeienden Berge sehr abweichende Form hat, und für mich der Gegenstand dreier Expeditionen war. In Europa hat dieser Berg in der Mitte des vorigen Jahrhunderts einen grossen, jetzt freilich längst verhallten Ruf gehabt, da Bouguer und La Condamine auf seinem Rücken drei Wochen lang eine Hütte bewohnten, in der sie meteorologische Beobachtungen anstellten. Diese Hütte lag 2430 T. hoch, also nur 180 Fuss tiefer als der Gipfel des Montblanc. Derjenige Theil des Längenthals zwischen der östlichen und westlichen Kordillere oder, wie ich mich lieber ausdrücke, zwischen der Kordillere, des Antisana und Cotopaxi und der des Pichincha und Chimborazo, in welchem die Stadt Quito liegt, ist wiederum durch eine niedrige Hügelkette, die von Ichimbio und Poingasi, der Länge nach von Süden nach Norden in zwei Hälften getheilt. Östlich von diesen Hügeln liegen die fruchtbaren anmuthigen Ebenen von Puembo und Chillo, westlich dem Vulkan Pichincha näher, die öderen Grasflächen von Iñaquito und Turabamba. Das Niveau beider Hälften des Thals ist verschieden. In der östlichen milderen ist der Thalboden 8040, in der rauheren westlichen ist er fast 9000 Fuss (nach mir 1492, nach Boussingault 1496 T.) über dem Meeresspiegel erhoben. Die lateinische Inschrift, welche die französischen Astronomen in dem Jesuiten-Kollegium aufgestellt haben, und welche die Länge von Quito viel zu westlich setzt, gibt auch die Höhe der Stadt aus Gründen, die ich oben berührt habe, 270 Fuss zu niedrig an. Wenn man nun erwägt, dass Quito dicht an der Felsmauer des Pichincha erbaut und von vielen sehr tiefen, offenen, meist wasserleeren Spalten, Guaycos, durchschnitten ist, die alle dem Vulkan rechtwinkelig zulaufen, wenn man sich dazu erinnert, dass wir daselbst fast in jedem Monate, mit und ohne Erdbeben, ein schreckhaftes unterirdisches Getöse (bramido) unter unseren Füssen hörten, so darf man sich nicht wundern, dass der dem Vulkan nähere Thalboden in den Ebenen von Iñaquito und Turubamba durch die noch heute wirkenden vulkanischen Kräfte höher gehoben sey, als der Boden von Chillo in dem entfernteren östlicheren Theile des Thals. Die mittle Wärme von Quito ist, nach meinen Beobachtungen von Maximis und Minimis der Lufttemperatur in kaum vier Monaten 11°,5 R., nach Boussingault, aus der Wärme der trocknen Erde geschlossen, etwas höher = 12°,2, Unterschied 0°,7. Das ist fast die mittlere Wärme von Rom, aber auf der Höhe von Quite und fast unter der Linie selbst; welche Verschiedenheit in der Vertheilung der Wärme! In Quito sind die Extreme 4°,8 und 17°,6 R. Spuren von Eis oder dünne Eisrinden sieht man unendlich selten und nur als Wirkung der Wärmestrahlung gegen einen wolkenfreien Himmel. Die französischen Akademiker schildern das Klima milder als es jetzt ist. Die Vergleichung mit dem Thalkessel von Caschmir scheint vollends unpassend. Nach den neuesten Messungen von Victor Jacquemont und Baron Hügel liegt die Stadt Caschemir volle 3700 Fuss niedriger als Quito. Von dem grossen Stadtmarkte (Plaza major) aus sieht man in drehender Nähe die stroffen Abhänge (faldas) des Vulkans von Pichincha, nicht die Reihe der Gipfel, die wir bald beschreiben werden; man sieht auf einem kahlen hervortretenden Hügel, der freilich höher als der Pic von Teneriffa ist, das von La Condamine als Signal errichtete Kreuz (la Cruz de Pichincha) und, was einen schönen Anblick gewährt, westlicher und tiefer den silberglänzenden Wasserfall von Cauluna in nur 1728 Toisen Höhe. Der Fuss des Wasserfalls bleibt unter einem vorspringenden Felsen verdeckt. Correspondance pendant son Voyage dans l’Inde, T. II, p. 58, 74. Journal of the Royal Geogr. Soc. T. VI, P. 2, p. 384. Jacquemont gibt 5350, Hügel 5850 engl. Fuss; Mittel 875 Toisen. Pichincha. Ich habe einen topographischen Plan des Vulkans und aller Thäler, die am südöstlichen zugänglicheren Abhange zu seinem weit ausgedehnten Rücken führen, in Quito selbst entworfen und zur Erläuterung dieser Karte eine Profil- Ansicht geliefert, wie man sie bei heiterer Luft unfern Chillo in der Grasflur Cachapamba geniesst. Die Karte ist in dem Atlas von Süd-Amerika, der meinen Reisebericht begleitet, die pittoreske Ansicht aber in den Vues des Cordilleres erschienen. Ausser den barometrischen Messungen vieler einzelner Gipfel habe ich eine trigonometrische Messung aller Gipfel in der Ebene von Cachapamba vorgenommen, die vom Krater des Rucupichincha 14,211 Toisen entfernt ist. Da mir eine eigentliche Triangulation zwischen den engen Schluchten des Vulkans am Abhange selbst unmöglich war und viele Wochen Zeit erfordert haben würde, so ist die kürzere hypsometrische Methode, die sich der Höhenwinkel und senkrechten Standlinien bedient, vorgezogen worden, eine Methode, deren Genauigkeit durch meinen Versuch den Längenunterschied von Mexiko und Veracruz in einer Entfernung von drei Längengraden hypsometrisch zu bestimmen, empfehlenswerth scheint. Aus den Winkeln hat sich dazu die Masse des ganzen Vulkans und der einzelnen Gipfel ergeben. Die Entfernung des noch brennenden Kraters von dem Thurm de la Merced in Quito (ein Element, das die Einwohner dieser Stadt lebhaft interessirte) habe ich, von dem Hügel von Poingasi aus, wo man zugleich den Thurm und die den Krater umgebenden drei Felsen sieht, durch eine etwas verwickelte Triangulation bestimmt. Ich fand sie aus mehreren Kombinationen 5586 T. Zu meiner grossen Freude habe ich in Paris, lange nachdem mein Plan gestochen war, den ersten Entwurf einer handschriftlichen Karte aus La Condamine’s Nachlass erhalten, deren Maasstab erlaubte, sich eines Abstandes von 8 bis 10 T. zu versichern. Diese Karte enthält, ausser der Stadt Quito und dem Thurme der Kirche de la Merced, vom Pichincha selbst nur das Centrum des Kraters. Die darauf graphisch gesuchte Entfernung war 5520 T., Unterschied 66 T. oder [Formel] . Magnetische Azimuthe sind fast gar nicht, oder nur in Poingasi für sekundäre Punkte in 1800 T. Entfernung von dem Abhange des Vulkans, also an einem Orte benutzt worden, wo ich mittelst eines Lambert’schen vierzehnzölligen Deklinatoriums die lokale magnetische Abweichung bestimmen konnte. Diese allgemeine, nur schon zu umständliche Übersicht der bei der Konstruktion meiner Karte angewandten Mittel soll die Richtigkeit der Haupt-Dimensionen eines Vulkans bewähren, der in seiner Hauptrichtung von SW. nach NO. eine isolirte, ununterbrochen fortlaufende Wand bildet. Auch der Umriss des Berges in der pittoresken Ansicht ist nach Horizontal- und Höhen-Winkeln gezeichnet, die wiederholt mit dem Sextanten gemessen wurden. Die Beschreibungen, welche La Condamine an mehreren Stellen des Mesure de la Méridienne von dem Vulkan von Pichincha gibt, sind überaus unbestimmt. Er spricht zwar von mehreren Gipfeln, nennt deren aber nur drei, statt vier. Den höchsten, südwestlichsten Gipfel, aus dem allein die grossen Ausbrüche erfolgt sind, haben die französischen Akademiker gar nicht gemessen. Die einzige Kuppe, deren in der Inschrift des Jesuiten-Kollegiums erwähnt ist, und die bloss als Cacumen lapideum bezeichnet wird, ist der dritte thurmähnliche Gipfel, von S.W. nach N.O. gerechnet. Wo übrigens die Hütte stand, in der die Beobachter mit so rühmlicher Ausdauer Wochen lang schliefen, ist nach der angegebenen Barometerhöhe und bei aller mangelnden Tradition schwer zu ergründen. Klarheit kann man nur in die Beschreibung der Struktur des Berges bringen, wenn man sich der indischen, sehr bestimmten Benennungen der Gipfel bedient. Was zuerst am Pichincha auffällt, ist seine von der gewöhnlichen Kegelform der Vulkane so verschiedene Gestalt. Den grössten Kontrast bietet der Pichincha mit dem Cotopaxi dar, dessen Schnee-Mantel die kleinsten Unebenheiten eines vollkommenen Kegels bedeckt, und von dem die spanischen Kreolen mit Recht sagen, er sey wie von der Drehbank gekommen, hecho al torno (fait au tour) . Der Pichincha bildet eine lange Mauer, und diese Ausdehnung in der Länge bei einer in Verhältniss geringen Höhe (kaum 15,000 Fuss) vermindert an Punkten, wo man das ganze isolirt stehende Gebirge mit einem Blick umfassen kann, den majestätischen Eindruck der Ansicht. Man vergleiche meine Vues des Cordillères, Pl. 10 und 61. Pichincha liegt auf dem Rücken der westlichen Kordilleren, als ein Ganzes betrachtet allerdings in einem Alignement, d. h. in derselben Axenrichtung mit den Schneebergen Iliniza, Corazon und Cotocachi; er bildet eine Reihe mit ihnen, aber bei dem jähen Absturz, den die Kordilleren gegen das Meer hin zeigen, kann man sagen, dass Pichincha, speciell betrachtet, die fortlaufende Kordillere wie mit einem Mauer-Stücke krönt, und dass die Richtung dieser Mauer von der Richtung der Basis, auf der sie ruht (von der allgemeinen Axe der Kordillere) um volle 35° abweicht. Die Axe der westlichen Kordillere liegt zwischen 0° 40′ südl. und 0° 20′ nördl. Breite, N. 21° O.; die specielle Axe des Vulkans, durch seine Gipfelreihe gelegt, liegt N. 56° O. Nach neueren Ansichten würde man daher sagen, dass die später entstandene Mauer, die wir Pichincha nennen, auf einer engeren Spalte, die mehr vom Meridian gegen Osten abweicht, hervorgetreten ist. Von diesen Erscheinungen, die den allgemeinen untergeordnet sind, gibt auch die grosse Bergebene des Antisana in 12,600 Fuss Höhe ein merkwürdiges Beispiel. Der schneebedeckte runde Gipfel des Berges erhebt sich inselförmig in dieser Ebene, aber gegen Westen ist aus derselben, in der Richtung von Norden gegen Süden, eine schwarze Felswand hervorgestiegen, der Chussolonge, der im Kleinen der Form nach an den Pichincha erinnert. Der letztere ist zwar von allen Seiten isolirt, doch ist er es minder gegen den Corazon und gegen Iliniza hin, wo der Atacazo sich ihm naht, als gegen Norden, gegen den Cerro de Cuicocha und den Nevado de Cotocachi hin, wo in einer weiten Öffnung der Fluss Guallabamba sich aus der Obsidianreichen Hochebene von Quinche einen Weg nach der Südsee bahnt. Zu besserer Verständigung des Folgenden füge ich im Allgemeinen noch hinzu, dass die vier Gipfel des Pichincha, die aus der Ferne theils als Kegel, theils als Thurmspitzen und Ruinen von Bergschlössern erscheinen, von N.O. gegen S.W. folgende Reihe bilden: 1) ein ungenannter Kegelberg, nahe bei dem Rücken Ingapilca, den ich nach der Frequenz der grossen Condor-Geyer, und weil gegen ihn die tiefe Spalte von Cundurguachana endigt, durch welche Blöcke in die schöne Grasebene (Exido) von Iñaquito gekommen siad, den Conder-Gipfel nenne. 2) Guaguapichincha, das heisst, das Kind des alten Vulkans. 3) Picacho de los Laerilles, wegen der mauerartigen Spaltung so benannt und durch einen schmalen Sattel mit einem anderen mehr südlich vorliegenden Kegel, Tablahuma, zusammenhängend. 4) Rucupickincha, der Alte oder Vater, den Krater enthaltend, und, da er etwas ausserhalb der Reihe mehr gegen die Südsee gerichtet ist, von Chillo oder Poingasi aus unter einem etwas kleineren Höhenwinkel erscheinend, als der Kastelartige Gipfel des Guaguapichincha. Die kupferfarbigen Eingeborenen nennen Vulkane, weil es für sie gleichsam Individuen (einzelne Kegel) sind, die ganzen Berg-Kolosse des Coiepaxi und Tungurahua; aber am Pichincha nennen sie el Volcan bloss den südwestlichsten Theil, von dem sie der Tradition nach wissen, dass in den Jahren 1533, 1539, 1560, 1566, 1577, 1580 und 1660 so grosse Feuerausbrüche Statt fanden, dass die Stadt Quito ganze Tage lang durch fallende Asche in tiefe Finsterniss gehüllt war. Sie bedienen sich sogar, wenn sie für mehr lateinisirt (muy latinos), d. h. gebildet gehalten werden wollen, der Benennung Vulkan für den letzten und vierten Gipfel öfter als der Benennung Rucupichincka. Erste Besteigung. — Wir machten den ersten Versuch, an den Krater des Pichincha zu gelangen, an einem heiteren Morgen im Monat April . Unsere Begleitung war zahlreicher, als wir es gewünscht hätten, ein Übel, das man bei keiner Reise vermeiden kann, in welcher die Instrumente, deren man sich bedient, die Neugierde der Einwohner des Landes auf sich ziehen. Da in den unteren Revieren des Vulkans häufig gejagt wird, auch die Indianer ein Gemisch von Hagel und Schnee, freilich nicht von dem schneebedeckten Gipfel des Kraters, sondern aus tieferen Schnee- und Eis-Höhlen zur Stadt bringen, so rühmten sich alle unsere Begleiter, Weisse und Farbige, der Gegend sehr kundig zu seyn. Ich war gerade vor einem Monat mit Hrn. Bonpland und dem jungen Sohne des Marquis de Selvalegre, Carlos Montufar, der uns nach dem Amazonen-Strome Lima, Mexiko und Paris begleitete, aber nach seiner Zurückkunft von Europa in dem edlen Kampfe für die Freiheit seines Vaterlandes den Tod fand, auf dem Antisana gewesen. Wir gelangten dort auf einem Felskamme, der über die ewige Schneegränze hinausreichte, zu der Höhe von mehr als 17,000 F., so dass die Erreichung des höchsten Gipfels des Pichincha, der den Montblanc kaum um 180 Fuss übersteigt, uns vergleichungsweise ein leicht auszuführendes Unternehmen schien. Der Erfolg hat gezeigt, dass die spaltähnlichen tiefen Thäler, welche die vier Hauptgipfel des Pichincha trennen, an vielen Punkten unübersteigliche Hindernisse darbieten. Wir nahmen unseren Weg von Quito aus gegen Nordwesten, um, neben dem Klostergarten Recoleccion de la Merced vorbei, zu dem Wasserfall Chorro de la Cantuna zu gelangen. Die Recoleccion liegt zwischen zweien der Guaycos oder offenen Spalten von 30 bis 40 Fuss Breite, von denen ich oben sprach, und die alle dem Berggehänge zulaufen. Beide Spalten vereinigen sich etwas nördlich von der Kirche de la Merced, wo eine Brücke über sie geschlagen ist. Weiter hin nach dem Platze des heiligen Franciscus, werden die Guaycos unsichtbar, da hohe Gebäude durch Wölbungen sie verdecken. Einige dieser Guaycos gleichen mächtigen offenen Gängen, 60 bis 80 Fuss tief. An vielen Punkten sind sie, in 30 bis 40 Lachter Länge, gar nicht nach oben geöffnet, sondern bilden natürliche Stollen, unterirdische Weitungen. Es ist ein Volksglaube in Quito, dass die Stadt darum so wenig an ihren prächtigen Kirchen und hohen Häusern bei häufigen Erdbeben leidet, weil diese in anderer Hinsicht geognostisch wichtigen offenen Klüfte den (elastischen) Dämpfen, à los vapores, freien Ausgang gewährten. Eine solche, auch von Ulloa angenommene Theorie, die mit der uralten römischen Meinung vom Nutzen der Brunnen bei Erdstössen zusammenhängt, wird aber durch die Erfahrung wenig bestätigt. Aufmerksame Beobachter haben bemerkt, dass einige östlichere Quartiere der Stadt Quito bei Santa Barbara und San Juan Evangelista, die von keinen Guaycos durchschnitten sind, minder leiden, als die den Guaycos näheren. Die wenig steilen Abhänge (faldas), die zum Wasserfall führen, sind mit kurzem Rasen von geselligen Grasarten (Podosaemum debile, Gymnothrix und Stipa eminens Cavan.) bedeckt. In dem Rasen blühen vereinzelt einige Calceolarien. Der Wasserfall von Cantuna, 1728 T. über dem Meere gelegen, war gerade sehr dürftig, und hatte in anderen Monaten, von der Plaza major aus gesehen, unsere Erwartungen mehr gespannt. Wir folgten weiter aufwärts einer engen Schlucht, durch die wir, das weit gesehene Kreuz von La Condamine, La Cruz de Pichincha, (2072 T.) rechts zur Seite lassend, in eine kleine, ganz horizontale Ebene (Llano de la Toma oder Llano de Palmascuchu) gelangten. Die absolute Höhe dieser Ebene ist 2280 T. Eine ganz ähnliche Ebene, aber fast zur Hälfte kleiner, von kaum 300 T. Breite, Llano de Altarcuchu, liegt weiter westlich, ebenfalls dicht an dem Hauptkamm oder Rücken des Gebirges. Beide Ebenen, altem Seeboden ähnlich, bilden das Ende aufsteigender Thäler und sind durch ein Bergjoch getrennt, auf dessen Fortsetzung der groteske Gipfel Guaguapichincha emporsteigt. Auf der ersten nordöstlicher gelegenen kleinen Ebene von Palmascuchu genossen wir eines herrlichen Anblickes auf Antisana, den sogenannten Vulkan von Ansango, auf Cotopaxi und Sinchulahua, alle zur östlichen Kordillere gehörig. Es war 11 Uhr Morgens, und trotz der Höhe stieg das Thermometer im Schatten auf 11° R. Guaguapichincha aus der Ebene gesehen, erscheint wie eine zertrümmerte hohe Burg. Wir glaubten anfangs, dass diese Burg aus gegliederten senkrechten Säulen bestehe; als wir aber an ihr hinaufklimmten, fanden wir ein pechsteinähnliches, schwarzes Gestein, das in ganz dünne Schichten gespalten war. Die Schichten hatten oft nur 2 bis 3 Zoll Mächtigkeit; einige Gruppen waren 12 bis 14 Zoll dick, alle fielen sehr regelmässig mit 85° gegen Norden. Ihr Streichen war hor. 6,4 unseres deutschen Gruben-Kompasses. Querspalten gaben dem sehr frischen, glänzenden, unverwitterten Gestein, bei der fast seigeren Schichtung, in der Ferne einige Ähnlichkeit mit einem Fels von Porphyrschiefer. Ich nannte das Gestein damals pechsteinartigen Trapp-Porphyr. Wo ich Hornblende in dem Gewebe vermuthet hatte, erkannte Leopold von Buch, der meine damals etwas reichhaltigeren Sammlungen bald nach meiner Rückkunft unter der Lupe sorgfältig untersuchte, deutlich Augitkrystalle. Er fand diese auch in den vulkanischen Gesteinen des Chimborazo. Nach einer neueren Untersuchung meines Freundes Gustav Rose enthält die schwarze pechsteinartige Grundmasse von Guaguapichincha in 2378 T. Höhe ausser dem Augit auch Labrador, nicht Feldspath, nicht Albit, nicht Hornblende. Der Glanz des Gesteins ist geringer als beim eigentlichen Pechstein; die Grundmasse ist nur schimmernd, an den Kanten schwach durchscheinend und uneben im Bruch. Vor dem Löthrohr sah sie Gustav Rose (schwierig und nur an den Kanten) zu einem weissen Glase schmelzen. Der Labrador findet sich daran in Zwillingskrystallen mit einspringenden Winkeln. Die Krystalle sind weiss, stark durchscheinend, auf dem Bruche stark perlmutterglänzend. Sie erscheinen nur klein und schmal, auf den Spaltungsflächen mit den einspringenden Winkeln etwa zwei Linien lang, und sind in der Grundmasse sehr häufig zerstreut. Die Augitkrystalle sind schwärzlichgrün, nur klein und sehr sparsam eingewachsen. Wir haben also am Pichincha wieder, wie am Ätna, ein Dolerit-Gestein mit vorwaltendem Labrador. Die Umrisse des Guaguapichincha sind wunderbar zackig, was bei vielem schwarzen vulkanischen Gestein der Andes bemerkt wird. Gegen Südwesten sahen wir Zapfen und Zacken, die, bei kaum 10 Zoll Dicke, wohl 8 bis 9 Fuss Höhe hatten und senkrecht aufstiegen. Die Zeichnung, die ich bei 80maliger Vergrösserung von dem Umriss des Guaguapichincha (aus der Ebene von Chillo, also in einer Entfernung von 13,326 T.) mit Sorgfalt gemacht habe, lehrt, dass Guaguapichincha wohl das acutum et lapideum cacumen der Jesuiten-Inschrift von La Condamine ist. Die oberste Spitze ist thurmartig abgestumpft. Den 14. April 1802. Wir hatten im Hinaufsteigen durch die enge Schlucht, die nach der kleinen Ebene Palmascuchu an den Fuss des Guaguapichincha führt, schon unterhalb dem Signal-Kreuze, etwa in 1800 T. Höhe, den nackten Felsen hie und da mit Bimsstein bedeckt gefunden. Diese Lagen Bimsstein wurden häufiger, je höher wir stiegen. Es wurde uns auch bald auffallend, dass der Bimsstein an dem grotesken Gipfel von Guaguapichincha sich mehr an dem westlichen und südwestlichen Abhange (also nach der Seite des Kraters von Rucupichincha hin), denn in entgegengesetzter Richtung fand. Es kontrastirte sonderbar seine weisse, bisweilen gelbliche Farbe mit der Schwärze des Augit-Gesteins. Die Eingebornen, die uns zu Führern dienten, gestanden uns bald selbst, dass sie nie bis zu dem Gebirgskamme gelangt wären: sie wussten keinen anderen Rath, um zu dem dritten Gipfel, Pico de los Ladrillos, und so dem Krater näher zu gelangen, als uns erst in die Ebene von Palmascuchu, und dann (das steile Bergjoch von Loma Gorda, das zwei benachbarte und ziemlich parallele Spalten trennt, überschreitend) in die Neben-Schlucht von Altar- und Verdecuchu hinabsteigen zu lassen. Ein Blick auf die Karte wird die sonderbare, aber doch eigentlich einförmige Struktur des Berges erläutern. Viele wasserleere Thäler (eigentlich Spalten) ziehen sich vom Kamm gegen die Hochebene von Quito herab. Es sind die Spalten von Cundurguachana, welchen, wie wir bald erwähnen werden, eine gewisse Öffnung bei Guapulo, dem Pichincha gegenüber, entspricht; die Quebrada, die nach Palmascucku führt; dann Verdecuchu und das breitere Thal von Yuyucha; endlich eine fünfte Schlucht, welche aus der bimssteinreichen Ebene am Fuss des Rucupichincha in das Thal von Lloa Chiquito führt. Die Ausmündungen dieser engen Schluchten sind so gelegen, dass grosse Wasserfluthen, die der schmelzende Schnee bei jedem vulkanischen Ausbruch erregt, von der Stadt Quito abgelenkt werden, und nach Lloa und in die Ebene der Turubamba gelangen. Nach den Ansichten der neueren Geognosie darf man auf dieses Phänomen der Spalten von Pichincha wohl einige Wichtigkeit legen. Ihre Entstehung hängt mit der Hebung des Berges zusammen, sie sind nicht durch Wasser eingefurcht, können aber später Wasserbecken schmelzenden Schnee’s eingeschlossen haben, da, wo sie durch Querdämme getrennt waren. In der That glaube ich, als wir von der kleinen Ebene von Verdecuchu (2173 T.) in die Ebene von Altarcuchu (2256 T.) hinaufstiegen, diese stufenweise Lage von Becken ehemaliger kleiner Alpen-Seen, dem Gebirgsrücken nahe, deutlich erkannt zu haben. Statt auf dem mit Bimsstein ganz überschütteten schmalen Kamme, der Guaguapichincha mit dem Picacho de los Ladrillos (dem Ziegelberge) verbindet, zu diesem letzteren zu gelangen, liessen uns die Indianer aus dem von fast senkrecht abgestürzten Felswänden umgebenen Becken von Altarcuchu auf den Ziegelberg selbst steigen. Die relative senkrechte Höhe betrug nur 900 Fuss. Der Gipfel des Ziegelberges ist ein fast ganz mit Bimsstein bedeckter Kegel. Diess Ersteigen erinnerte uns an den Aschenkegel (Pan de azucar) des Pics von Teneriffa. Ein Kranz von schwarzem pechsteinartigen Gestein, in dünne senkrechte Schichten gespalten, hat den Namen Pico de los Ladrillos veranlasst. Die Eingebornen nennen es ein Gemäuer. Die Ähnlichkeit mit dünnen Basaltsäulen ist, von Ferne gesehen, sehr gross. Dieser Kranz von Dolerit-Gestein ist übrigens durch eine sonderbare Schicht von Bimsstein, die inselförmig darin liegt, unterbrochen. Ich habe die Ansicht des Kegels zweimal gezeichnet, einmal ganz nahe in einer Enfernung von 500 T., und dann durch das Fernrohr von Chillo aus. Beide Skizzen sind sehr übereinstimmend, und der inselförmige Bimssteinflecken hat mich oft davor gesichert, nicht einen Gipfel mit dem andern bei Winkelmessungen zu verwechseln. Wir fanden die Höhe des Pico de los Ladrillos 2402 T. Es war auf demselben Raum genug, um ein Graphometer von Ramsden auf sein Gestell zu schrauben, und mittelst des Sextanten, zur Begründung der Karte des Vulkans und zur Bestimmung der relativen Lage seiner einzelnen Kuppen gegen die benachbarten Schneeberge, die nöthigen Winkel zu messen. Die Kälte war sehr empfindlich, gegen 3° R. Einzelne Schneemassen bedeckten den Abhang. In Westsüdwesten erblickten wir nun in seiner vollen Pracht, aber leider durch Abgründe von uns getrennt, den ganz mit Schnee bedeckten Rucupichincha. Wo der Krater sich geöffnet, blieb uns damals noch unbekannt, denn seit dem Junius 1742 war Niemand an seinen Rand gelangt. Man wusste nur noch, dass er sich gegen das Südmeer hin öffne. Nach eben dieser Seite hin geniesst man von dem Gipfel des Pics de los Ladrillos einen der wundervollsten Anblicke, die sich mir je auf allen meinen Gebirgreisen dargeboten haben. Der südwestliche Absturz des Pichincha ist überaus jäh. Auch dort ist derselbe in parallele, auf den Kamm senkrecht zulaufende Spalten getheilt. Wir erfuhren, bei anderen Exkursionen, die Namen nur zweier dieser Thal- Klöfte, der Quebrada de Nina Urcu, und, dem Rucupichincha näher, die Quebrada de las minas de Melizaldi. Auch in diesen hohen Einöden mitten im vulkanischen Gestein hat man bald nach Erzen, bald nach vergrabenen Schätzen geschärft. Den Vordergrund, nach dem unteren Theile des Abhanges zu, bildet die Waldvegetation von los Yumbos, die fast undurchdringlich sich bis an die Meeresküste erstreckt und die weite heisse Ebene erfüllt. Um zu untersuchen, welcher Theil des Littorals dem Vulkan am nächsten liegt, kann man bis jetzt nur zu den Aufnahmen von Malaspina, Espinosa und Bauza seine Zuflucht nehmen. Die Expedition der Descubierta und Atrevida ist der Küste, von Guayaquil an bis zum Vorgebirge Guasaeama, in einer Nähe von 15 bis 16 Seemeilen (60 auf einen Grad) gefolgt. Der Irrthum von [Formel] Längengrad, die meine Beobachtungen für die Stadt Quito haben kennen gelehrt, und die ebenfalls viel zu östliche Lage, welche Malaspina und alle späteren Seefahrer und Geographen dem Hafen Guayaquil geben, haben natürlich einen wichtigen Einfluss auf die Bestimmung der Entfernung, in der die Küste der Südsee dem Vulkan am nächsten gelegen ist. Da die chronometrischen Längen von Malaspina auf Differenzen mit dem Meridian von Guaysquil beruhen, so bedurften sie einer Korrektion von 18 Begenminuten, woraus, wenn ich Pichincha auf das nahe Quito beziehe und diesem seine wahre Länge von 81° 4′ gebe, folgt, dass die dem Auge nächste Küste der Südsee in einer Entfernung von 88 Bogenminuten oder 22 geogr. Meilen liegt. Diess ist unmittelbar westlich vom Vulkane die Entfernung der Mündung des Rio de Palmar, wie gegen Nordwesten die Entfernung der kleinen Busen de las Sardinas und San Mateo nahe beim Fluss Esmeraldas. In der übrigens mit Recht sehr belobten Karte der Provinz Quito von La Condamine und Maldonado sind leider die Küsten so falsch verzeichnet, dass die zuerst genannte Entfernung gegen den Rio Esmeraldas hin um mehr als 30 Bogenminuten falsch lat. Die Krümmung der Erde erlaubt für die Höhe des Pichincha einen Gesichtskreis von 2° 13′ Halbmesser, ohne Refraktion; mit dieser, wie sie unter dem Äquator gewöhnlich ist, etwa 2° 25′. Es bleibt also kein Zweifel übrig, dass man von dem Kamm des Vulkans weit in das Meer hineinsehen kann. Der Meerhorizont, welcher sich bekanntlich bis zur Höhe des Auges erhebt, so dass alle näheren Gegenstände auf der Meeresfläche projicirt erscheinen, liegt für Pichincha noch 56 Bogenminuten oder 14 geogr. Meilen jenseits des Littorals. Die dichten Urwälder der Yumbes und der ehemaligen, von vielen Strömen durchschnittenen Governacion de Esmaraldas ergiessen eine ungeheure Masse von Wasserdämpfen in die Atmosphäre. Daher fanden wir, als wir auf den Kamm des Gebirges gelangt waren, gegenSO., nach der Hochebene von Quito zu, den reinsten wolkenleersten Himmel (das Saussure’sche Cyanometer zeigte 37°), während über der Vegetations-reichen Fläche gegen Westen dieses Gewölk hing. In diesem Gewölk war eine einzige Öffnung, und durch diese erblickten wir eine weite bläuliche Fläche. War es eine der dünnen Wolkenschichten, die ich über dem Ozean ausgebreitet am frühen Morgen auf dem Pic von Teneriffa und auf mehreren Gipfeln der Kordilleren gesehen, und deren obere Fläche oft ganz ohne alle Unebenheiten ist, oder war es (wie meine Begleiter behaupteten, und die Farbe anzudeuten schien) die Südsee selbst? Ich wage nicht zu entscheiden. Wenn der Meerhorizont über zwei Grad entfernt liegt, ist die Masse des von dem Wasser reflektirten Lichts so gering, dass durch den langen Weg bis zu dem Gipfel eines Berges, der auch nur 15000 Fuss Höhe hat, der grössere Theil durch Absorption in der Atmosphäre verloren geht. Dann scheint die Gränze des Gesichtskreises nicht mehr die Luft selbst, auf einer Wasserlinie ruhend, zu seyn, sondern man sicht in das Leere, als wäre man in einem Luftball, zu welchem nach Gay-Lussac’s Erfahrung Schallwellen höher als schwaches vom Horizont reflektirtes Erdenlicht gelangen. Bei der sehr niedrigen Temperatur von 3° (in ungefähr gleicher Höhe und bei einer südlichen Breite von 0° 11′ haben in ihrer Hütte die französischen Astronomen das Reaumur’sche Thermometer bei Nacht bis fast 5° unter den Gefrierpunkt sinken sehen) stand das Deluc’sche Fischbein- Hygrometer zwischen 12 und 1 Uhr im Schatten auf 32°. Diese grosse Trockenheit erhielt sich zu meinem Erstaunen auch dann, wenn wir kurz vorher in leichten Nebel, vorübergehend, gehüllt gewesen waren. Das Hygrometer stieg dann nicht über 34°. Die elektrische Spannung der Atmosphäre bot eine sonderbare Erscheinung dar: so lange wir nicht von Nebel umgeben waren, zeigte ein Volta’sches Elektrometer mit einem aufgeschrobenen metallischen Leiter, also 8 Fuss hoch über dem Felsen, 3 Linien positiver Elektricität. Es war unnöthig, die Spitze mit rauchendem Schwamme zu bewaffnen. So wie wir aber in eine Nebelschicht traten, wurde plötzlich die Elektricität negativ, etwa eine Linie, und ging dann abwechselnd während des Nebels vom negativen zum positiven über. Es war also wie ein kleiner, sonst unbemerkbarer Gewitterprocess in den Dunstbläschen, die wahrscheinlich in abgesonderten Schichten gelagert waren. Von dem Pico de los Ladrillos, auf dem wir standen, geht ein schmaler Felskamm, ganz mit Bimsstein überschüttet, zu der etwas niedrigeren Neben-Kuppe Tablakuma einem vollkommenen Kegel. Der horizontale Kamm liegt 46 T. niedriger als der Ziegelberg, 34 T. niedriger als Tablahuma. Wo das Gestein sichtbar wird, ist es wieder dünngeschichtet, stark einfallend, dem Porphyrschiefer durch seine Absonderung ähnlich. Ich hatte mir zu meiner Reise von dem geschickten Mechaniker Paul in Genf, ausser dem ziemlich unvollkommenen Cyanometer, den von Saussure gebrauchten sehr schönen Apparat zur Bestimmung des Siedpunktes auf grossen Berghöhen anfertigen lassen. Ich benutzte das Bonilloire thermoscopique nicht, wie nur zu oft von neueren Reisenden in Klein-Asien, Persien und der Bacharei geschehen ist, um Höhen nach einer schon 1739 von Le Monniee ausgeführten Methode zu bestimmen (der Fehler eines Fahrenheit’schen Grades in der Bestimmung des beobachteten Siedpunktes kann einen Fehler von 340 Fuss Höhe nach sich ziehen); ich beobachtete vielmehr den Stand des Barometers, die Luft- und Quecksilber-Temperatur und den Siedgrad des Wassers so oft ich konnte gleichzeitig, um Thatsachen zur Berichtigung der damals noch so schwankenden Deluc’schen Theorie von dem Siedpunkte zu sammeln. Als der Apparat eben aufgestellt war, entdeckten wir mit Bedauern, dass der Indianer, der das gewöhnliche Feuerzeug trug, die Anhöhe noch nicht erreicht hatte. Glücklicherweise war heller Sonnenschein. Wir wussten, dass eine wollige, von uns zuerst beschriebene Alpen-Pflanze aus der Familie der Kompositen, eine Pflanze, die erst in 13,500 Fuss zu wachsen anfängt, Culcitium rufescens, sehr leicht entzündliche, stets trockne Materie (yesca) darbietet. Dieser „Frailejon“ von Pichincha ist nicht mit dem gleichnamigen und eben so wolligen Frailejon von Neu-Granada, einer Espeletia, zu verwechseln. Wir schroben das Objectiv aus einem grossen Dollond’schen Fernrohr ab und zündeten die Blattwolle des Culcitiums, die sich mit der Oberhaut wie ein Handschuh abziehen lässt, durch die Sonnenstrahlen an. Das Gefäss mit Schneewasser gefüllt, gab den Siedpunkt zu 187°,2 Fahr., etwas unter 69°,0 R. an. Das Barometer zeigte ganz in der Nähe, auf den Nullpunkt reducirt, 16 Zoll 4,64 Linien (altes französisches Maas). Professor Poggendorff findet, dass meine Beobachtungen des Siedpunkts, nach einer auf Gay-Lussac’s Versuchen gegründeten Tafel von August, entsprechen 199,4 Par. Linien, nach der auf Dalton’s Versuchen gegründeten Tafel von Biot etwa anderthalb Linien mehr, 200,92 Par. Linien (die Quecksilbersäulen immer auf den Gefrierpunkt reducirt). Ich las durch unmittelbare Beobachtung auf dem Felskamme, der den Ziegelberg mit der Kuppe Tablahuma verbindet, an meinem Barometer 196,64 Par. Lin. (auf 0° reducirt): der Gay-Lussac- August’schen Tafel also näher, als der Dalton-Biot’schen; man vergesse nicht, dass in diesen Beobachtungen ein Grad Fabrenheit schon 4,5 Linien Barometerhöhe entspricht. Wäre den jetzigen Tafeln und den Elasticitäts-Bestimmungen des Wasserdampfs unter 80° R. mehr zu trauen, so würde aus diesen Vergleichungen folgen, dass ich den Siedpunkt des Schneewassers in einem Gefäss, aus dem nach Saussure’s Vorschrift die Dämpfe leicht entweichen könnten, doch um einige Bruchtheile zu hoch gefunden habe. Der feuerspeiende Gipfel Rucupichincha war noch, wie ich schon oben bemerkt, in beträchtlicher Entfernung, durch eine ungeheure Kluft von uns getrennt. Des Wegen unkundig wäre es unvorsichtig gewesen, da wir nur auf drei Stunden Tageshelle rechnen konnten, den Versuch zu wagen die Kluft, oder vielmehr das grosse Becken des Sienega del Vulcan zu umgehen. Ein zufälliger Umstand, so unwichtig er auch war, bewog meine Begleiter auf eine sehr baldige Rückkehr zu dringen. Ich war eine Zeit lang allein auf dem Kamm von Tablahuma geblieben, um den Versuch des Siedpunkts zu grösserer Befriedigung zu wiederholen. Ermüdung nach zehnstündiger Wanderung zu Fuss auf steilen Wegen, Kälte und dichter Kohlendampf, eine Gluth, über die ich mich, um sie genau zu beobachten, unvorsichtig hingebeugt (weil, wie bekannt, in Höhen von nur 15 bis 16 Zoll Luftdruck die Flammen schwer zusammenzuhalten sind) verursachte mir Schwindel und Ohnmacht. Ich habe nie, bei grösserer Anstrengung und viele Tausend Fuss höher, vorher und nachher etwas Ähnliches erfahren. Der Kohlendampf wirkte gewiss mehr, als die unbeträchtliche Höhe von 2356 T. Meine Begleiter, die auf dem östlichen Abhange standen, erkannten bald den Unfall und eilten mich aufzurichten, und durch etwas Wein zu stärken. Wir stiegen nun durch das Thal von Yuyucha langsam herab und wurden auf dem Rückwege durch den Anblick des vom Monde herrlich erleuchteten Vulkans Cotopari erfreut. Unter allen Schneebergen ist es der, welcher (vielleicht wegen seiner vollkommenen Kegelform und wegen des gänzlichen Mangels an Unebenheiten der Oberfläche) am häufigsten ganz wolkenfrei bleibt. Wir gelangten schon um 7 Uhr Abends nach Quito. Die Gebirgsart des Pichincha ist in der unteren Region von der der oberen den Bestandtheilen nach wahrscheinlich wenig verschieden, aber das minder feinkörnige Gemenge hat ein verschiedenes Ansehen. Ein Steinbruch (Caniera) nahe bei dem Panecillo (Javirac), einer freistehenden rundlichen Kuppe, unter der die Incas einen Stollen (Durchgang) nach Turubamba versucht haben, ist geognostisch von vielem Interesse. Das Gestein wird dort von dem Volke Sandstein genannt; es ist ungeschichtet, meist grünlichgrau, in einzelnen Massen röthlich und mit Blättchen schwarzen Glimmers sparsam gemengt. Ich hatte es auf der Reise einen feinkörnigen Grünsteinporphyr genannt. Nach Gustav Rose’s genauer und mehr wissenschaftlicher Bestimmung ist es ebenfalls ein Doloritgestein voll kleiner Poren. In der Grundmasse liegen weisse Krystalle von Labrador mit deutlich einspringenden Winkeln, und viele schwärzlichgrüne Krystalle von Augit. Hornblende ist nicht darin zu finden. In noch tieferem Niveau habe ich, in dem Boden der Stadt Quito selbst bei der Kirche San Roque, in einer Ausgrabung von 15 Fuss Tiefe in einem Thonlager 8 bis 10 Zoll dicke Streifen von Bimsstein gefunden. Am Schluss dieser ersten Expedition nach dem Vulkan Pichincha muss ich noch der vielen scharfkantigen Blöcke erwähnen, welche am nordöstlichen Ende des langen Berges in der schönen Grasebene von Inaquito zerstreut liegen, einer Ebene, welche durch die daselbst 1546 zwischen Gonzalo Pizarro und dem Vice-König Blasco Nunez Vela gelieferte Schlacht berühmt geworden ist. Die Blöcke von ungeheurer Grösse, scharfkantig und nicht porös, sind dem pechsteinartigen Gesteine von Guaguapichincha sehr ähnlich. Die Eingebornen nennen sie eine Reventazon, ein unbestimmtes Wort, mit dem sie die Folge einer vulkanischen Erschütterung wie auch Ausbruchphänomene bezeichnen. Die Blöcke liegen ziemlich reihenweise hinter einander, aber immer dicht am Fuss des Vulkans. Der Ort heisst Rumipamba. Ich glaube, dass die Blöcke vielleicht bei Erhebung des Berges durch die Spalte Cundurguachana herabgestossen worden sind. Sehr auffallend war mir, dass in derselben Richtung die kleine Hügelkette, welche die Ebene von Inaquito oder Anaquito östlich begränzt, durch eine Spalte, die einen eigenen Namen (Boca de Nayon) führt, durchbrochen ist. Ich finde in meinem Tagebuche die Worte: dieselbe Kraft (Ursache), welche an dem Abhange des Vulkans das enge Thal Gundurguachana aufgerissen hat, wird auch wohl diese Spaltöffnung hervorgebracht haben. Die Boca de Nayon, ein natürliches Thor, führt in einen kleinen Kessel, dessen Boden 840 Fuss tiefer als die Ebenen der Blöcke liegt. Ein wohlhabendes Dorf, Guapulo, dessen schöne Kirche mit Säulen dorischer Ordnung geziert ist, liegt an dem engen Becken. Das Ganze gleicht einer offenen Gangkluft, und man kann sich kaum der Besorgniss erwehren, dass in einem Lande, welches so grossen Revolutionen der Erdoberfläche noch immer ausgesetzt ist, die Bergkluft sich einmal schliessen, und Dorf und Kirche mit dem wunderthätigsten aller Heiligen-Bilder von Quito spurlos in Schutt vergraben werde. Geognostische und Physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito, von Herrn A. v. Humboldt. (Vorgelesen in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 10. Mai 1838.) Zweite Abhandlung . Als Fortsetzung der vom Herrn Vf. an uns eingesendeten ersten Abhandlung im Jahrb. 1837, S. 253, entnommen aus Poggendorff’s Annalen, 1838, XLIV, 193—219. D. R. In einer ersten Abhandlung habe ich den Zusammenhang geschildert, in dem die Gestaltung des vulkanischen Hochlandes von Quito mit der sich durch 60 Breitengrade gleichmässig wiederholenden Gliederung der Andes-Kette und ihrer Queerjöcher oder Bergknoten steht. An diese allgemeine geognostische Schilderung reihte sich die Angabe der Mittel an, durch welche ich den Vulkan Rucu-Pichincha trigenometrisch mit dem Kirchthurm de la Merced (einem der wichtigsten Punkte der alten Französischen Gradmessung) verbunden habe, und die Erzählung vom ersten aber vergeblichen Versuche an den Krater zu gelangen. Wie in der organischen Welt jedes tiefere Eindringen in den Entwickelungsgang und den Bau einzelner Organe neues Licht über das Ganze der Lebens-Erscheinungen verbreitet, so spiegelt sich auch gleichsam das gesammte vulkanische Erdenleben in dem treuentworfenen Bilde einzelner Feuerschlünde. Aus der Einsicht in das Besondere entspringt der Überblick des Ganzen, und je einfacher und unbefangener man das Beobachtete wiedergibt, desto stärker tritt durch die eigene, jeder Individualität inwohnende Kraft der Natur-Charakter der Landschaft, das Bild der bald schlummernden, bald wieder erweckten Thätigkeit der tief gespaltenen Erdrinde hervor. Diese Betrachtungen haben mich in der späten Bearbeitung meiner noch ungedruckten Tagebücher geleitet, und bei der grossen Ausdehnung des festen Landes, das ich unter den verschiedensten Klimaten seit nun fast einem halben Jahrhundert zu durchwandern das Glück gehabt habe, wird die Überzeugung in mir um so lebendiger, dass in der beweglichen Ordnung der Natur das Gesetzliche sich um so lichtvoller darstellt, als es an eine sorgfältige Schilderung der einzelnen Erscheinungen geknüpft ist. Wenn man die nördlichste Gruppe der Vulkane von Süd-Amerika unter einem Blicke zusammenfasst, so gewinnt die in Quito oft ausgesprochene Meinung, dass die vulkanische Thätigkeit sich in neueren Zeiten innerhalb jener Gruppe von Norden gegen Süden fortbewegt hat, einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit. Doch nicht sowohl um diese Meinung fester zu begründen, als vielmehr um die Lage der noch offenen Feuerschlünde genauer zu erörtern, mögen hier die übersichtlichen Betrachtungen folgen, welche eine auf Messungen und astronomische Beobachtungen gegründete Kenntniss der Kordilleren und ihrer Verzweigungen darbieten. Die äussersten Punkte der Gruppe, zu der das Hochland von Quito gehört, sind der Vulkan Sangay und der Parume de Ruiz. Trachyt-, Melaphyr- und Andesit- Gestein ist zwar auch ausserhalb dieser Gruppe hier und da sporadisch ausgebrochen, aber Eruptionen glühender Schlacken, Rauchsäulen und heisse Dämpfe (Abstufungen des noch thätigen innern Wirkens der Erde) haben sich in neueren historischen Zeiten nur zwischen 2° südlicher und 5° nördlicher Breite gezeigt. Diese berühmte vulkanische Zone hat also nur die Länge von Messina bis Venedig. Von ihrer nördlichen Grenze, das heisst von dem rauchenden Paramo de Ruiz an, dessen neue Entzündung im Jahre 1829 von St. Ana und Marmato aus, also östlich und westlich von der mittlen Kordillere, gleichzeitig beobachtet wurde, bis über den Isthmus von Panama hinüber zum Anfang der vulkanischen Gruppe von Costa Rica und Guatemala findet sich auf einer Ausdehnung von 4 [Formel] Breitegraden ein zwar von Erdstössen oft erschüttertes, aber von Ausbrüchen bisher freies Land. Zu diesem gehören der nördliche Theil von Cundinamarca, Darien, Panama und Veragna. Eine bogenförmige Krümmung des Kontinents gibt dieser Mittelzone 140 geograph. Meil. Länge. Anders ist es gegen Süden. Der vulkanische Zwischenraum, welcher die zwei furchtbar thätigen Gruppen von Quito und Bolivia oder Alto-Peru von einander trennt, ist zwei Mal grösser, als der vulkanfreie Zwischenraum im Norden, von Ruiz bis Costa Rica. Vom Tunguragua und Sangay (Br. 1° 59′ Süd) an bis zum Charcani (Br. 16° 4′ Süd) nordöstlich von Arequipa kennt man keinen brennenden Vulkan. Dieser Abstand ist grösser, als der Abstand von Messina bis Berlin. So komplizirt und verschiedenartig muss in einer und derselben Gebirgskette das Zusammentreffen von Umständen gewesen seyn, von welchen die Bildung permanent offener Spalten abhängt. Zwischen den Gruppen von Trachyt-, Dolerit- und Andesit-Bergen, durch welche die vulkanischen Kräfte thätig werden, liegen Strecken zwei Mal so lang als die Pyrenäen, in denen Granit, Syenit, Glimmerschiefer, Thonschiefer, Konglomerate und Kalkstein (nach Leopold von Buch’s Untersuchungen der von mir mitgebrachten Petrefakten: alte Kreide und vielleicht Jura- Schichten) herrschen. Allmähliches Häufigerwerden von Labrador-, Pyroxen- und Albit-haltigen Formationen verkündigt in den Kordilleren dem aufmerksamen Reisenden jeglichen Übergang der in sich abgeschlossenen, friedlicheren, metallreicheren Zone in die noch frei mit dem Innern des Erdkörpers kommunizirenden Regionen. Die Vulkane von Costa Rica hat uns erst ganz neuerlich der Oberst Don Juan Galindo in seiner Skizze von Central-Amerika kennen gelehrt. Östlich von den hohen Gebirgs-Rücken von Costa Rica liegen die Vulkane: Irasu oder Carthago, Turriatra und Chirripo; westlich die Vulkane Barba, Votos, Erradura und Miraralles. Irasu hat einen furchtbaren Ausbruch 1723 gehabt; man glaubt, dass es der erste war. Der südlichste Vulkan der sieben, welche Galindo nennt, ist Barba, nach seiner Karte in Br. 9° 30′ (Journal of the Grogr. Soc. Vol. VI, P. II, p. 188). Gibt es nordöstlich vom Golfo Dulce einen Vulkan de Barua, den Brué aufführt? Galindo kennt dort diess einen Rio Vara zwischen Torrara und Baltar, keinen Vulkan Barua. Leopold de Buch, Description physique des îles Canaries, p. 488. Indem ich die vulkanische Gruppe, zu der das Hochland, das heisst der grosse gemeinsame Herd der Vulkane von Quito gehört, als die nördlichste des Süd-Amerikanischen Kontinents bezeichne, erinnere ich, so weit der jetzige Zustand unserer topographischen Kenntnisse es erlaubt, an die Reihenfolge der Punkte, welche von Norden nach Süden, zwischen den Bergknoten von Antioquia und Assuay, zwischen den Parallelen von Honda und Guayaquil, die frischesten Spuren von Ausbruchs-Phänomenen und allgemeiner vulkanischer Thätigkeit darbieten: Rücken des Paramo de Ruiz (Br. ungefähr 4° 57′ N.); Kegelberg von Tolima nach trigonometrischer Messung 17,190 Fuss hoch und vielleicht der höchste Berg des neuen Kontinents nördlich vom Äquator, dessen grosse Eruption vom 12. März 1595 erst vor Kurzem durch ein aufgefundenes Manuskript des Historikers von Neu-Granada, Fray Pedro Simon, bekannt geworden ist (Br. 4° 46′ N.); Quebrada del Azufral im Andes-Pass von Quindiu, ein perpetuirlicher Ausbruch heisser Schwefeldämpfe in Glimmerschiefer und desshalb um so merkwürdiger; Purace bei Popayan (13,650 Fuss, Br. 2° 20′ N.); der Vulkan von Pasto (12,620 Fuss, Br. 1° 11′ N.); El Azufarl, Cumbal (14,717 Fuss, Br. 0° 53′ N.) und Chiles in der Provinz de los Pastos; endlich in dem eigentlichen Hochlande von Quito die nicht erloschenen Vulkane Pichincha, Cotopaxi, Tunguragua und Sangay. Die Vertheilung von Dampf- und Feuer-ausstossenden Spalten in der Verzweigung der Andes ist aber dergestalt, dass da, wo nördlich vom Bergknoten von Popayan die Kette sich in drei Zweige theilt, die Vulkane der mittlen Kordillere, also nicht der der Meeresküste näheren, zugehören. Südlich von jenem Bergknoten, der zugleich die nahen Quellen des Magdalenen- und Cauca-Stromes enthält, da wo die Andes nur zwei parallele Ketten bilden, liegen die drei Vulkane der Provinz de los Pastos, und Pichincha, an dessen Fuss Quito gebaut ist, auf dem westlicheren, Cotopaxi, Tunguragua und Sangay auf dem östlicheren Zweige oder demselben nahe. Grössere Meeresnähe bestimmt demnach hier nicht, wie in Bolivia und Chili, die Lokalität der Ausbruchs-Phänomene. In der Hochebene von Quito sind seit den letzten 100 Jahren die thätigsten und am meisten gefürchteten Vulkane die gegen O. und S. gelegenen. Cotopaxi, Turguragua und Sangay, letzterer gewöhnlich der Vulkan von Macas genannt und zwischen 1739 und 1745 fast ununterbrochen speiend, wie Stromboli und einst Massaya , gehören der Meer-ferneren Kordillere zu. Sangay, über 16,000 Fuss hoch, ist sogar in der Ebene am östlichen Fuss der östlichsten Kordillere, 4 geogr. Meilen von derselben entfernt, ausgebrochen, zwischen der Quelle des Rio Morona und dem rechten Ufer des Pastaza. Ja zwei vom Meere noch entferntere und noch östlichere Beispiele vulkanischer Thätigkeit habe ich in meiner General-Karte der Andes-Kette angegeben, nämlich den Vulkan de la Fragua, bei Santa Rosa (Br. 1° 47′ N.), welchen die Missionäre des Caqueta, wenn sie von dem Franziskaner-Kloster la Ceja kommen, ununterbrochen rauchen sehen, und den Guacamayo in den Llanos (Ebenen) de San Xavier der Provinz Quixos . Nach Itinerarien und Kombinationen, welche sich auf astronomische Beobachtungen gründen, finde ich den Abstand des Guacamayo von Chillo, dem anmuthigen Landsitze des Marquès de Sevalegre, in gerader Richtung 18 Meilen, und doch habe ich einmal Wochen lang in Chillo, fast zu jeder Stunde, den unterirdischen Donner oder, wie die Eingeborenen sagen, „das Brüllen“ (los bramidos) des Guacamayo vernommen. Gomara, ed. de Saragoza 1553, Fol. CX, b. Relat. hist. T. II, n. 452. Mein Atlas, n. X. Die jetzige, schon oben erwähnte, wenigstens scheinbare Konzentration der vulkanischen Thätigkeit im S. der Hochebene von Quito, zwischen den Parallelen des Cotopaxi und Sangay, verglichen mit der Häufigkeit der Ausbrüche des Pichincha im 16. Jahrhundert, hat die Meinung von der progressiven Wanderung jener Thätigkeit von N. nach S. erzeugt. Diese Meinung fand ihre Bestätigung in dem furchtbaren Ereigniss der Zerstörung von Riobamba (der Katastrophe vom 4. Februar 1797, welche in einem so sparsam bevölkerten Lande 30,000 Menschen das Leben kostete). Ein Bergvolk, das zwischen einer doppelten Reihe von Feuerschlünden lebt, hat sich aus wahren und falschen Beobachtungen Theorie’n gebildet, denen es eben so hartnäckig anhängt, als den seinen der wissenschaftliche Beobachter. Um die durch Erdbeben zerstörten Städte nicht an denselben Punkten wieder aufzubauen, sucht man nach trüglichen Kennzeichen eine Gegend, unter der das Gestein, wie man zu sagen pflegt, „ausgebrannt und das Brennmaterial, der Schwefel (los solfos), verzehrt ist“, wo die Dämpfe nicht mehr nach einem Ausgang streben. Die Schlünde der Vulkane (las calderas) werden nach diesem alten Volksglauben sehr richtig als Sicherheits-Ventile grosser unterirdischer Dampfbehälter betrachtet, ganz wie schon Strabo thut, wenn er der in Sizilien seltener gewordenen Erdbeben erwähnt . „Das Unglück der furchtbaren Erschütterung vom 4. Februar 1797 würde nicht erfolgt seyn, hörte ich oft wiederholen, wenn der Gipfel des Chimborazo sich geöffnet, wenn Tunguragua oder Cotopaxi gespieen hätten, wenn die Erde sich der Dämpfe hätte entledigen können“ (desahogarse de los vapores) . Eben diese Einsicht in den Zusammenhang der Erscheinungen sollte aber auch die Einwohner daran erinnert haben, dass Erdstösse äusserst selten auf einen kleinen Erschütterungskreis beschränkt sind, dass sie fast immer als Wirkung sehr entfernter Ursachen auftreten. Wenn in einem neuerwählten Wohnsitze (und zu solchen Städtewanderungen ist das ganze Spanische Amerika sonderbar geneigt) man sich eine Zeit lang völlig sieher geglaubt und plötzlich wellenförmige Erschütterungen gespört werden, so schwindet alles Vertrauen zu der gepriesenen Unbeweglichkeit eines Bodens, auf dem der Neubau von Kirchen und Klöstern vielleicht noch nicht einmal vollendet ist; man verwünscht dann die sogenannten Erfahrenen, die Praktiker (Expertos), auf deren Rath die Translation geschehen ist, und sehnt sich nach den Trümmern der alten Heimath zurück, weil dort „durch die letzte grosse Katastrophe Alles ausgetobt habe, weil alle brennbare und elastische Materie konsumirt sey“. Ein solches Schwanken der Volksmeinung, Folge geognostischer Phantasieen, habe ich in der neuen Stadt Riobamba erlebt, welche in die ungeheure Bimsstein-Ebene von Tapia am Fuss des ausgebrannten Kolosses Capac Urcu verlegt war. Heftige Erdstösse, begleitet von ungewöhnlich krachenden, intermittirenden, unterirdischen Donnerschlägen weckten uns aus dem Schlafe. Es war die erste Erschütterung, die man dort fühlte, und mit diesem Gefühl verschwand der Glaube an die Nützlichkeit des neuen Anbaues. Es ist eine seltsam-kühne Anforderung sich in einem vulkanischen Lande vor Erdstössen, wie vor Lavaströmen sichern zu wollen. Die letzteren sind auf dem Hochlande von Quito nicht zu fürchten, und vor dem Erdbeben kann selbst vieljährige Erfahrung der Ruhe keine absolute Sicherheit gewähren, da man nach genauen von mir gesammelten Beobachtungen neue unterirdische Kommunikationen sich eröffnen und das Erdbeben gleichsam fortschreiten sieht. Die Erschütterungskreise erweitern sich bisweilen dergestalt nach einer Explosion von ausserordentlicher Stärke, dass in gewissen Richtungen, von dieser Epoche an, entfernte Punkte, die vorher völlig ruhig blieben, regelmässig mitschwingen. Der geistreiche Geograph von Amasea, nachdem er von der Trennung von Sizilien und Unter-Italien durch Erdbeben gesprochen hat, fügt folgende Betrachtung (lib VI, p. 258 Cas.) hinzu: „jetzt zwar, sagt man, seitdem die Mündungen (des Ätna) geöffnet sind, durch welche das Feuer emporbläst, und seitdem Glüh-Massen und Wasser hervorstürzen können, wird das Land am Meeresstrande nur selten erschüttert. Damals hingegen, als noch alle Ausgänge auf der Oberfläche verstopft waren, bewirkten Feuer und Luft, unter der Erde eingeschlossen, heftige Erschütterungen, die Erddecken aber wichen endlich der Gewalt der (unterirdischen) Winde. Zerrissen nahmen sie von beiden Seiten das Meer auf. Einige Inseln sind Bruchstücke des festen Landes, andere sind aus dem Meere, wie noch jetzt sich zuträgt, hervorgegangen. Denn die Hochsee-Inseln (die weit hinaus im Meere liegenden) wurden wahrscheinlich aus der Tiefe emporgehoben; hingegen die an Vorgebirgen liegenden und durch eine Meerenge getrennten scheinen (vernunftgemäss) dem Festlande abgerissen.“ (Groskurd.) Dieselben Ansichten hatte das Römische Alterthum. Neque alind est in terra tremor quam in nube tonitruum. Nec hiatus aliud, quam cum fulmen erumpit, incluso, spiritu luctante et ad libertatem exire nitents. Plin. II, 79. Der Keim zu allem, was in neueren Zeiten über die Ursachen der Erdbeben gesagt worden ist, findet sich bei Seneca (Nat. Quaest. VI, 4—31). Nach der Tradition und einigen Anzeigen der Gestaltung im zertrümmerten Gipfel einst weit höher als der Chimborazo. Zahlreiche Beispiele bezeugen, dass Vulkane nach scheinbarem mehr als hundertjährigem Frieden , selbst wenn schon das Innere der Krater-Wände mit Vegetation bedeckt ist, urplötzlich wieder zu speien beginnen. Spekulationen aber die Wanderung vulkanischer Thätigkeit und die Richtung ihrer fortschreitenden Kraft-Äusserungen sind daher so ungewiss, als für ächt vulkanische Gruppen die Klassifikation in thätige und erloschene Feuerberge. Während dass jetzt die südlichsten Kegelberge des Hochlandes von Quito, Tunguragua und Cotopaxi, zu ruhen scheinen (von dem letzten erlebte ich den donnernden, weit in der Südsee vernehmbaren Ausbruch im Februar 1803), hat sich gerade an dem entgegengesetzten nördlichen Ende derselben Gruppe der Paramo de Ruiz entzündet. Seine hohe Rauchsäule wird nun schon 9 Jahre lang ununterbrochen in Entfernungen von 15 bis 16 geogr. Meilen gesehen. Dass aber in solchen Gruppen von Reihen-Vulkanen, trotz ihrer grossen Ausdehnung, die äussersten Glieder durch unterirdische Kommunikationen mit einander verbunden sind, dass nach Seneca’s trefflichem altem Ausspruche: „der Feuerberg nur der Weg der tiefer liegenden vulkanischen Kräfte ist“, hat sich, wie ich an einem anderen Orte gezeigt , in einer denkwürdigen Erscheinung zu Anfang dieses Jahrhunderts manifestirt. In der Stadt Pasto sah man am 4. Februar 1797 an dem Morgen, wo 50 Meilen südlicher die Stadt Riobamba durch ein furchtbares Erdbeben zerstört wurde, die Rauchsäule plötzlich verschwinden, welche schon einen Monat lang ununterbrochen aus dem Krater des Vulkans von Pasto aufstieg. Auch Tunguragua erlitt damals ungeheure Senkungen an seinem Abhange und wurde durch eine wundersame Verschiebbarkeit des Bodens eines Theils seiner herrlichen Waldbegränzung beraubt. Unter Nero (Seneca, Epist. 79) war man in Rom schon geneigt, den Ätna in die Klasse allmählich verlöschender Vulkane zu setzen, und später behauptete Aelian (hist. VIII, 11) sogar, die Seefahrer fingen an, den einsinkenden Gipfel weniger weit vom hohen Meere aus zu sehen. Dennoch hat sich seit jenen Zeiten der Ätna eben nicht mit abnehmender Kraft in seiner vulkanischen Thätigkeit gezeigt. Epist. l. c. Rel. hist. Vol. II, p. 16 und 19 (éd. in 4to.). Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer Erscheinungen (ein Theil der grossen noch ungeschriebenen Geschichte des Erdkörpers, der streng traditionellen, nicht hypothetisch-mythischen) erheischt ein sehr sorgfältiges Aufsuchen einzelner Thatsachen und Begebenheiten. In dem neuen Kontinent ist es allerdings schwer über den Zeitpunkt der Entdeckung und der Spanischen Konquista hinauszugehen: nur einzelne Begebenheiten (Schrecken-erregende Natur-Ereignisse) finden sich an die bekannten Regierungsjahre der Herrscher aus der Dynastie der Incas oder des aztekischen Königs-Geschlechts angereiht. Für den der Stadt Quito nächsten Vulkan, welcher der besondere Gegenstand auch dieser zweiten Abhandlung ist, kann ich sechs Ausbrüche nachweisen, deren 5 allein in das 16. Jahrhundert fallen. Die Epochen sind: 1534; 1539; 17. Oktober 1566; 1577; 1580, und 27. Oktober 1660. Als der durch seine Kriegsthaten und seinen Sprung berühmte mexikanische Konquistador, Pedro de Alvarado, 1534 das grosse Wagstück machte, mit seiner Reiterei durch dichte Wälder von dem Südsee-Hafen Pueblo Viejo nach der Hoch- Ebene hinaufzusteigen, wurden die Spanier durch einen Aschenregen erschreckt, den der der Stadt Quito nächste Vulkan (Pichincha) ausstiess. Gomara (fol. LXIX, b) versichert: „der Aschenregen habe sie schon in 80 Leguas Entfernung erreicht, dabei seyen Flammen nebst vielem Donner aus dem siedenden Berge (monte, que hierve) ausgebrochen“ (Herrkra, Dec. V, lib. VI, cap. 2). Wie viel älter mögen die Ausbrüche seyn, die eine Bimssteinsehicht hervorgebracht haben, welche man unter dem Strassenpflaster von Quito mit Lettenschichten von 15 Fuss bedeckt findet. Die Eruption des Pichincha vom 17. Oktober 1566 gab wieder einen Asehenregen, der 20 Stunden dauerte und alle Viehweiden in der Provinz zerstörte. Einen Monat darauf, am 16. November, fiel noch mehr Asche. Die Indianer flohen vor Schrecken auf die Berge, und man musste mit Karren die Strassen von der Asche reinigen. (Herrera, Dec. V, Lib. X, cap. 10). Im ganzen 16. Jahrhunderte war die Andes-Kette von Chili, Quito und Guatemals in furchtbarer vulkanischer Aufregung. Zwei überaus seltene, von den Jesuiten Jacinto Moran de Butron und Thomas de Gijon 1721 und 1754 herausgegebene Biographieen der wunderthätigen Nonne Beata Mariana de Jesus, unter dem mystischen Namen la Azucena (Lilie) de Quito bekannt, beschäftigen sich im Allgemeinen viel mit dem Pichincha, enthalten aber bloss die besondere und sichere Angabe des Ausbruches von 1660. „Seit der Schreckens-Szene von 1580“, sagt Butrun, „ruhte der Vulkan; aber am 27. Oktober 1660, zwischen 7 und 8 Uhr Morgens, war die Stadt Quito auf das Neue in grösster Gefahr. Unter vielem Donner-ähnlichen Krachen flossen am Abhange des Rucu-Pichincha Felsstücke, Theer und Schwefel (brea y solfos) in das Meer. Flammen stiegen hoch aus dem Krater auf, konnten aber wegen der geographischen Lage der Stadt und wegen des Erde-Regens in Quito selbst nicht gesehen werden. Dahin nämlich wurden bloss kleines Gestein (cuscayo) und Asche geschleudert. Das Strassenpflaster bewegte sich auf und nieder, wie die Wogen des Meeres. Menschen und Thiere konnten sich mit Mühe auf den Füssen erhalten. Das grässliche Schwanken dauerte ununterbrochen 8 bis 9 Stunden. Dazu war die Stadt wegen der fallenden Asche oder des Erde-Regens (lluvia de tierra) in dicke Finsterniss gehüllt. Man lief mit den Laternen in den Gassen umher; aber die Lichter hatten Mühe zu brennen und machten nur die nächsten Gegenstände erkennbar. Die Vögel erstickten in der schwarz-verdickten Luft und fielen todt zur Erde“. In diesem etwas lebhaft kolorirten Gemälde des Jesuiten darf man so wenig, als in La Condamine’s Beschreibung der Eruption des Cotopaxi von 1744, die „Ströme von gebrannten Felsstücken, Theer und Schwefel, die am Pichinchi sogar das ferne Meer sollten erreicht haben“, für Lavaströme halten. Das bewegende Prinzip in diesen Erscheinungen ist der geschmolzene Schnee, welcher Schlacken, Rapilli und Asche breiartig gemengt in schmalen Bächen fortführt. Ein vortrefflicher Beobachter, der Oberst Hall, erwähnt einer ganz ähnlichen Ergiessung aus dem Rucu-Pichincha. „Der Gebirgsstock“, sagt er, „wird oft von Erschütterungen heimgesucht und neuerlichst (wahrscheinlich also zwischen 1828 und 1831) ist ein Weg, der nach dem Dorfe Mindo (in die waldreichen Yumbos) führt und sich längs dem Ufer eines vom Pichincha herabkommenden, mit seiner Kraterkluft in Verbindung stehenden Flusses hinzieht, durch einen Schlammauswurf verwüstet worden“. Die wahre Natur dieser sogenannten Schlammauswürfe (eruptions boueuses) bedürfte einer neueren oryktognostischen und chemischen Untersuchung, besonders weil fest steht, dass die von Klaproth bearbeitete Moya von Pelileo brennbar ist (ich sah die Indianer ihre Speisen bei der frischen Moya kochen), und gleichzeitig Kohlenstoff und Krystall-Bruchstücke von Feldspath enthält. S. mein Essai politique, T. II, p. 73 (8. éd. in 8vo), und Denkwürdigkeiten des Bernal Diaz de Castillo, 1838, T. II, S. 67. Noch jetzt heisst eine Gegend in der Stadt Mexico: Salto de Alvarado. Ein merkwürdiges Wort des tapfern und an alle menschlichen Leiden gewöhnten Kriegsmannes hat uns Gomara (fol. CXII, b) aufbewahrt. Man fragte ihn im Sterben „was ihn schmerze“, er antwortete: (nicht der Leib, sondern) die Seele (das Gemüth), la alma. Die Titel sind: La Azucena de Quito que broto el florido campo de la Iglesia en las Indias occidentales, por Jacinto Moran de Butron, Soc. Jesu (Madrid 1781); und Compendio historico de la prodigiosa vida, virtudes y milagros de Mariana Jesus Flores y Paredes, escrito por Thomas de Gijon 1754. Die Beata ward 1618 geboren, und da sie nur 26 Jahre alt wurde, erlebte sie nicht den grossen Ausbruch von 1660, ja nicht einmal die erste Zerstörung von Riobamba (1654), während welcher auch die Stadt Quito viel durch Erdbeben litt. Gijon behauptet fälschlich (p. 38), dass Pichincha zum ersten Male 1580 Feuer gespieen habe. Butron, p. 67. An dem Fronton des Klosters des heiligen Augustus las ich folgende Inschrift: „Año de 1660 a 27 de Octobre rebento el Volcan de Pichincha a las 9 del dia“. Auch eines furchtbaren Erdbebens von 1662 erwähnt diese Inschrift. Das Datum des Monats ist verwischt und unleserlich geworden. Vielleicht Nina-yacu (Feuer-Fluss), einer der oberen Zuflüsse des Rio des Esmeraldas? Auch ein Strom von trockner vulkanischer Asche, den man von weitem für eine Masse heissen Wassers hielt, ergoss sich am 26. Oktober 1822 aus dem Krater des l’- suvs. Ich habe dieses seltene, von Monticelli genau beobachtete Phänomen in meiner Abhandlung über den Bau der Vulkane beschrieben. Wenn man bedenkt, dass die Stadt Quito in gerader Richtung nur 5500 Toisen von dem Krater des Rucu- Pichincha entfernt liegt, dass die Einwohner dort fast in jedem Monate durch Erdstösse oder, was auf mich immer einen tieferen Eindruck machte, durch unterirdisches Krachen oder kettenartiges Klirren ohne Begleitung von Erdstössen an die Nähe des vulkanischen Heerdes gemahnt werden, so scheint es beinahe fabelhaft, dass während meines Aufenthaltes in Quito kein weisser oder kupferfarbener Mensch existirte, der die Lage des Kraters aus eigener Anschauung kannte. Niemand hatte versucht an den Rand des Feuerschlundes zu gelangen, seit Bouguer und La Condamine, also seit 60 Jahren. In derselben Unkunde trafen die letztgenannten Reisenden die Einwohner von Quito 1742, und doch waren bei ihrer Ankunft nur 78 Jahre seit dem grossen letzten Ausbruch des Rucu-Pichincha verflossen. La Condamine erzählt mit der anmuthigen Lebendigkeit, die ihm eigenthümlich ist, wie sieben Jahre lang er nicht erfahren konnte, in welcher Richtung der Krater-Rand zu erreichen sey; wie lange umherirrend und durch sogenannte Führer getäuscht er endlich selbst die Aufgabe löste, aber durch die furchtsame Bedenklichkeit von Bouguer an allen genaueren Beobachtungen gehindert wurde. Der Heerd selbst ist das ganze Hochland von Quito. Die einzelnen Verbindungs-Öffnungen mit der Atmosphäre sind die Berge, die wir Pichincha, Cotopaxi oder Tunguragua nennen. Sehr treffend sagt Seneca im 79. Briefe, in dem er ebenfalls von der oben berührten problematischen Erniedrigung des Ätna-Gipfels handelt: potest hoe accidere, non quia montis altitudo desedit, sed quia ignis evanuit, et minus vehemens ac largus effertur: ob eandem causam fumo quoque per diem segnior. Neutrum autem incredibile est, nec montem qui devoretur quotidie minni, nec ignem non manere eundem: qui non ipse ex se est, sed in aliqua inferna valle conceptus exaestunt et aliis pascitur: in ipse monte non alimentum habet, sed viam. (Ed. Ruhkopfiana, T. III, p. 32.) Voyage à l’Equateur, p. 147—156. Ich hatte seit meiner ersten Exkursion nach dem Gebirgsstock Pichincha den Vulkan Cotopaxi bis zu einer Höhe von 2263 T. über der Meeresfläche und den klassischen Boden der Ebene von Yaruqui besucht, in der die französischen Astronomen und Gradmesser die Unvorsicht begingen, durch ihren kleinen Pyramidenbau die übermässig reitzbaren spanischen National-Gefühle zu beleidigen und einen Prozess zu veranlassen, der weitschweifig beschrieben, dennoch bei dem damaligen Mangel politischer Begebenheiten den Französischen Hof und das Pariser Publikum lebhaft interessirte. Die Zeit meiner Abreise nach Lima, wo ich den Durchgang des Merkurs beobachten sollte, rückte heran; es schien mir schimpflich, die Hochebene von Quito zu verlassen, ohne mit eigenen Augen den Zustand des Kraters von Pichincha erforscht zu haben. Ich machte neue und glücklichere Versuche am Ende des Mai-Monats , während dass mein Reisegefährte, Hr. Bonpland, abwesend war, um in der Einsamkeit von Chillo das Skelet eines Lama’s zu bereiten. Herr Xavier Ascasobi, der häufig an dem Abhange des Pichincha (en les faldas) zu jagen pflegte, versprach mir, mich an den Fuss des kastellartigen Theiles des Berges zu führen, der wahrscheinlich den Krater einschliesse. Dort angekommen, möchte ich dann allein mein Glück versuchen, um nach der oberen Zinne zu gelangen. Den 26. Mai 1802. Zweite Besteigung. — Wir traten unsere Reise von vielen Indianern, welche die Instrumente trugen, begleitet vor 6 Uhr Morgens an. Das Wetter schien sehr günstig, kein Gewölk trübte die tiefe Bläue des Himmels, und die Temperatur war 12°,3 R. Die uralten mächtigen Stämme von Cedrela, hier wegen Ähnlichkeit der schönen Holzfarbe Cedern genannt, welche am Ufer des Rio Machangara stehen, erinnerten an die ehemalige stärkere Bewaldung dieser Gegend. Diese Stämme mit bärtigen Tillandsien und blühenden Orchideen moosartig bedeckt, sind der Tradition nach älter als die Spanische Eroberung: es sind Reste des Cedrelen-Waldes, der niedergehauen wurde, als man das erste Kloster des heiligen Franciscus erbaute. Viele Bäume dienten damals zur Bedachung des Klosters, und auf die gerodete Waldstelle säete der Pater Jodocus Rixi de Gante (aus Gent) den ersten Weizen. Ich habe den irdenen Topf in Händen gehabt, in welchem der Mönch die ersten Saamen der Cerealien brachte. Man bewahrt ihn als eine ehrwürdige Reliquie. In den Ansichten der Natur ist der deutschen Inschrift erwähnt, die auf dem Gefässe steht und die ein blosser Trinkspruch ist. Gegenwärtig findet man den Abhang des Pichincha meist nur mit kurzem Grase bewachsen, in dem einzelne Sträucher von Barnadesia und Duranta, gemengt mit dem schönen Aster rupestris und mit Eupatorium pichinchense wuchern. Der Weg, den man uns führte, war anfangs ganz derselbe, den wir auf der ersten Exkursion genommen hatten. Wir stiegen wieder von dem grossen Wasserfall Cantuna nach der 13,680 Fuss hohen Ebene von Palmascuchu auf, wo unter der grotesken Bergkruppe, Fenster (Ventanillas) des Guaguapichincha genannt, ich den mir sehr nothwendigen Winkel zwischen dem östlichsten Thurme des Krater-Randes von Rucu-Pichincha und der Kirche de la Merced, dem Meridian der Französischen Akademiker, wiederholt messen konnte. Um den jähen Absturz der Loma gorda nach der Llanura de Verdecuchu hin zu vermeiden, hielten wir uns nördlicher und gelangten durch den alten Seeboden von Aitarcuchu (nach vieler Anstrengung und lebhaftem Streite unter den Führern, die wieder alle der Gegend gleich unkundig waren), ein zweites Bergjoch südlich vom Tablauma übersteigend, zuerst in das sich nach Quito hin ausmündende Thal von Yuyucha und dann, jenseits des Alto de Chuquira in die langerwünschte-Sienega del Volhan. Meine Karte des Vulkans, eine blosse geognostische Skizze, hat wenigstens das Verdienst, die jedesmal eingeschlagene Richtung des Weges in ewigem Auf- und Absteigen graphisch verfolgen zu können. Über die Hochebene von Verdecuchu bis fast 13,500 Fuss Höhe waren noch einzelne Stämme einer Baumartigen Verbesina gesehen worden. Das ist die merkwürdige Baumgruppe , die ich in dem Essai sur la Géographie des Plantes (p. 69) beschrieben. Das weite Becken der Sienega (es hat eine Länge von wenigstens 1800 Toisen von N.N.O. gegen S.S.W., und mündet in das Thal von Lloa) ist ohne Spur von Organismus. Sein Boden ist meist söhlig und fast in gleicher Höhe mit dem Llanito de Altarcuchu. Es ist ganz mit Bimsstein in dicken Schichten von blendender Weisse oder etwas ins Gelbliche spielend bedeckt. Der Bimsstein ist theils in zollgrosse Fragmente, theils in wahren Sand zerfallen, in den man bis an das Knie einsinkt. Aus diesem Aschen- und Bimsstein-Meere erhebt sich nun der Vater — oder Alte, — Rucu-Pichincha, gegen eine Axe, die man durch die Bergzinnen von Ingapilca, das Kind — oder Guagua-Pichincha und den Ziegelberg (Picacho de los Ladrillos) legt, westlich zurücktretend. Die Konstruktion dieses fast ganz isolirten Gebirgsstockes erregt Bewunderung, wenn man an seinem Fusse steht. Ich erkannte drei schmale Thurm-ähnliche, ganz Schnee-lose Felsen, von denen der mittle mit den beiden anderen einen stumpfen Winkel von 130° bildet. Die schwarzen Thürme sind durch etwas niedrigere Berg- Gehänge, damals grösstentheils mit Schnee bedeckt, unter einander verbunden. Wir werden bald sehen, dass hier der östliche Rand des Kraters ist, und dass jene zwei Berg-Gehänge zwei Seiten eines Dreiecks sind. Der untere Theil des steilen Gebirgsstockes, zwischen den Felsthürmen, ist mit Bimsstein bedeckt und trägt ungeheure Blöcke von gebranntem Dolerit. Sie liegen vereinzelt. Einige dieser Blöcke sind 22 Fuss lang, 18′ breit und 12 Fuss hoch. Ich fand sie halb eingesunken in die vulkanische Asche auf Abhängen von 20° bis 30° Böschung. In diese Lage sind sie gewiss nicht durch den Stoss geschmolzenen Schneewassers gekommen, wie viele gebrannte Blöcke um den Cotopaxi. Die des Pichincha sind da liegen geblieben, wohin sie aus dem Krater geschleudert wurden. Das Gewebe dieser pyroxenhaltenden Massen ist an einzelnen Fragmenten parallel faserig. Die lichteren aschgraueren Stücke sind sogar seidenartig glänzend. Von Obsidian konnte ich nichts auffinden. Von meinen weissen Begleitern, Don Pedro Urquinaona, Don Vicente Aguirre und dem damals sehr jungen Marquis de Maenza, lebt der letzte allein noch in Europa als Zeuge des Unternehmens. Er führt jetzt, als Grande erster Klasse, den ererbten Titel eines Grafen v. Punonrostra. Poeppig (Reise, T. II, S. 80) erwähnt nach Benjamin Scott kleiner Holzungen, wirklicher, aber niedriger Bäume bei Huaylillas de Potosi und Uchusuma auf dem Peruanischen Gebirge, von 14,800 bis 14,930 Fuss Höhe. Wenn bei Bolivin hin gegen 18° südl. Breite, als Folge eigener meteorischer Prozesse (Fragmens asiatiques, p. 540—549), die untere Gränze des ewigen Schnee’s steigt, so scheint auch die untere Gränze der Baum-Vegetation sich zu erheben. Die Führer mit den grösseren Instrumenten waren, wie gewöhnlich, zurückgeblieben. Ich war allein mit einem sehr gebildeten Kreolen, Hrn. Urquinaona und dem Indianer Felipe Aldas. Wir sassen missmuthig am Fusse des Bergschlosses. Der Krater, den wir suchten, war gewiss hinter der Felswand in Westen, aber wie sollten wir dahin gelangen und zu der Wand selbst emporsteigen? Die thurmähnlichen Massen schienen zu steil, ja theilweise senkrecht abgestürzt. Am Pic von Teneriffa hatte ich mir das Erklimmen des Aschenkegels (Pan de Azucar) dadurch erleichtert, dass ich meinen Weg längs dem Rande eines vorstehenden Felsgrahtes nahm , an welchem ich mich mit den Händen (freilich nicht ohne Verletzung) festhielt. So beschloss ich auch hier an dem Bimsstein-Abhange, dicht an dem Rande des mittlen Felsenthurmes aufzusteigen. Wir machten zwei mühvolle Versuche, einmal etwa 300, ein anderes Mal über 700 Fuss hoch. Die Schneedecke schien uns sicher zu tragen, und wir glaubten um so mehr bis an den Rand des Kraters zu gelangen, als vor 60 Jahren Bouguer und La Condamine denselben Weg über das Schneefeld des Aschenkegels eingeschlagen hatten. Die Beschreibung der französischen Reisenden passte vortrefflich auf die Lokal-Verhältnisse, welche fast unverändert schienen. Die Schneedecke war so fest, dass wir eher fürchten mussten, bei einem Fall auf der schiefen Fläche mit beschleunigter Geschwindigkeit herabzurollen und gegen einen der scharfkantigen Blöcke zu stossen, die aus dem Bimsstein emporragen. Plötzlich und mit grossem Angstgeschrei brach der Indianer Aldas, welcher dicht vor mir ging, durch die gefrorene Schneerinde durch. Er war bis an den Leib versunken, und da er versicherte, dass seine Füsse keines Widerstand fänden, so fürchteten wir, er hänge in einer offenen Spalte. Glücklicherweise war die Gefahr geringer. Weit ausschreitend hatte der Mann eine grosse Masse Schnee zwischen den Schenkeln durch sein Gewicht Sattelförmig zusammengepresst. Er ritt gleichsam auf dieser Masse, und da wir bemerkten, dass er nicht tiefer sank, so konnten wir desto besonnener daran arbeiten, ihn herauszuziehen. Es gelang, indem wir ihn hinten über warfen und dann bei den Schultern aufhoben. Der Vorfall hatte uns etwas verstimmt. Der Indianer, bei seiner abergläubischen Furcht vor der Nähe des Feuerschlundes, protestirte gegen alle weitern Versuche auf dem trügerischen Schnee. Wir stiegen herab, um aufs Neue Rath zu pflegen. Der östlichste Thurm am Umkreise des Kraters schien bei näherer Betrachtung nur an dem unteren Theile sehr steil, nach oben hin mehr verflächt und treppenförmig durch Absätze unterbrochen. Ich hat Hrn. Urquinaona, auf einem Felsblock unten in der Sienega ruhig sitzen zu bleiben und abzuwarten, ob er mich, nach einiger Zeit, hoch an der thurmförmigen, schneefreien Masse würde erscheinen sehen; dann erst sollte er mir nachkommen. Der gutmüthige Indianer liess sich bereden, mich nochmals zu begleiten. Die ganze Höhe des Felsens über dem Boden der Sienega del Volcan beträgt, wie spätere Messungen gaben, allerdings noch 1560 Fuss, aber der aus dem Bimsstein-Mantel frei hervorragende Theil des Thurmes erreicht kaum [Formel] dieser Höhe. Als wir das nackte Gestein erreicht hatten und mühevoll, des Weges unkundig, auf schmalen Simsen und zapfenartigen Hervorragungen emporstiegen, wurden wir in einen immer dichter werdenden, aber noch geruchlosen Dampf gehüllt. Die Gesteinplatten gewannen an Breite, das Ansteigen wurde minder steil. Wir trafen zu unserer grossen Freude nur einzelne Schneeflecke. Sie hatten 10 bis 12 Fuss Länge und kaum 8 Zoll Dicke. Wir fürchteten nach dem, was wir erfahren, nichts so sehr als den halbgefrorenen Schnee. Der Nebel erlaubte uns nur den Felsboden zu sehen, den wir betraten; kein ferner Gegenstand war sichtbar. Ein stechender Geruch von schwefliger Säure verkündigte uns nun zwar die Nähe des Kraters, aber wir ahneten nicht, dass wir gewissermassen schon über demselben standen. Auf einem kleinen Schneefelde schritten wir langsam in nordwestlicher Richtung, der Indianer Aldas voran, ich hinter ihm, etwas zur Linken. Wir sprachen keine Sylbe mit einander, wie diess immer geschieht, wenn man durch lange Erfahrung des Bergsteigens auf schwierigen Pfaden kundig ist. Gross war meine Aufregung, als ich plötzlich dicht vor uns auf einen Steinblock sah, der frei in einer Kluft hing, und als zugleich zwischen dem Steine und dem äussersten Rande der Schneedecke, die uns trug, in grosser Tiefe, ein Licht erschien, wie eine kleine sich fortbewegende Flamme. Gewaltsam zog ich den Indianer bei seinem Poncho (so heisst ein Hemde aus Lama-Wolle) rückwärts und zwang ihn, sich mit mir zur Linken platt auf den Boden zu werfen. Es war ein Schnee-freies Felsenstück mit horizontaler Oberfläche von kaum 12 Fuss Länge und 7 bis 8 Fuss Breite. Der Indianer schien schnell zu errathen, was die Vorsicht erheischt hatte. Wir lagen nun beide auf einer Steinplatte, die altanartig über dem Krater gewölbt schien. Das ungeheure, tiefe, schwarze Becken war wie ausgebreitet vor unseren Augen, in schaudervoller Nähe. Ein Theil des hier senkrecht abgestürzten Schlundes war mit wirbelnden Dampfsäulen erfüllt. Gesichert über unsere Lage fingen wir bald an zu untersuchen, wo wir uns befanden. Wir erkannten, dass die Schnee-freie Steinplatte, auf die wir uns geworfen, von der Schneebedeckten Masse, über die wir gekommen waren, durch eine, kaum zwei Fuss breite Spalte getrennt wurde. Die Spalte war aber nicht ganz bis zu ihrem Ende mit gefrorenem Schnee brückenartig überdeckt. Eine Schneebrücke hatte uns, so lange wir in der Richtung der Spalte gingen, mehrere Schritte weit getragen. Eine kleine Zeichnung, die ich bei einer dritten Besteigung entwarf und noch jetzt besitze, zeigt diesen sonderbaren Weg. Das Licht, welches wir zuerst durch einen Theil der Kluft zwischen der Schneedecke und dem eingeklemmten Steinblocke gesehen, war nicht Täuschung. Wir sahen es wieder bei der dritten Besteigung an demselben Punkte und durch dieselbe Öffnung. Es ist eine Region des Kraters, in dem damals in dem dunkeln Abgrund kleine Flammen, vielleicht von brennendem Schwefelgas, am häufigsten aufloderten. Sonnen-Reflexe auf der spiegelnden Oberfläche konnten an diesen Licht-Erscheinungen keinen Theil haben; denn bei der Beobachtung war die Sonne durch Gewölk verdeckt. Es gelang uns, durch heftiges Klopfen mit einem Steine auf die Schneebrücke, die kleine Öffnung zu erweitern. Es fiel eine beträchtliche Masse Eis und Schnee durch die Kluft herab. Ihre Dicke schien an der Stelle wo wir klopften, wieder nur acht Zoll. Wo die Eisbrücke uns getragen, war sie gewiss dicker gewesen. Ich würde bei der Erzählung dieses kleinen Ereignisses nicht verweilt haben, wenn nicht die sonderbare Gestaltung eines Theils des Krater-Randes dadurch gewissermassen verdeutlicht würde. Auch Leopold v. Buch erwähnt dieses Felsgrahtes, der aber nicht Obsidian ist. Phys. Beschr der Canarischen Inseln, S. 231. „Je proposai à Mr. Boucuer“, sagt La Condamine (Voyage, p. 154), „un chemin tres court: c’étoit de monter tout droit par dessus la neige à l’enceinte de la bouche du Volcan. Je sondois la profondeur de la niege avec un bâten, elle étoit très profonde, mais elle pouvoit nous porter: j’enfençai tantôt plus tantôt moins, mais jamais beaucoup au dessus du genou. Je m’approchai du rocher nud qui dominoit l’enceinte et je parvins à en atteindre la cime“. Siehe mein Recueil d’Observations astronomiques, T. 1, p. 309, n. 184. Den chaotischen Anblick, den der Feuerschlund von Rucu-Pichincha gewährt, kann man nicht unternehmen mit Worten zu beschreiben. Es ist ein ovales Becken, das von Norden nach Süden an der grossen Axe über achthundert Toisen misst. Diese Dimension allein konnte durch die trigonometrische Operation von Poingasi genauer bestimmt werden, indem dort der Winkel zwischen den zwei Felsenthürmen, die gegen Norden und Osten den Feuerschlund begrenzen, gemessen wurden. Wenn, wie ich bereits früher bemerkt, der östliche Krater-Rand zwei Seiten eines stumpfen Dreiecks darbietet, so ist dagegen der gegenüberstehende Rand mehr gerundet, weit niedriger und in der Mitte fast Thal-förmig gegen die Südsee hin geöffnet. Die kleine Axe von Osten gegen Westen habe ich kein Mittel gehabt trigonometrisch zu bestimmen; eben so wenig die Tiefe. Man blickt von der hohen Zinne auf verglaste, zum Theil zackige Gipfel von Hügeln, die sich gewiss vom Boden selbst des Kraters erheben. Zwei Drittel des Beckens waren völlig von dichten Wasser- und Schwefel-Dämpfen umhüllt. Alle Schätzungen sehr grosser Krater-Tiefen sind unsicher und gewagt; sie sind es um so mehr, als unsere Urtheile unter dem Einfluss einer aufgeregten Einbildungskraft stehen. Es war mir damals, als blickte ich von der Höhe des Kreuzes von Pichincha auf die Häuser der Stadt Quito hinab. Dennoch ist der sichtbare Theil des Kraters vielleicht kaum 1200 oder 1500 Fuss tief. La Condamine glaubte 1742, also 82 Jahre nach dem letzten grossen Ausbruche, den Krater ganz erloschen zu sehen. Wir dagegen sahen 60 Jahre nach La Condamine’s Besteigung und 148 Jahre nach dem letzten Ausbruche die deutlichsten Spuren des Feuers. Bläuliche Lichter bewegten sich hin und her in der Tiefe, und obgleich damals Ostwind herrschte (trotz der Höhe nicht der Gegenstrom der Passate), so empfanden wir doch am östlichen Krater- Rande den Geruch der schwefligen Säure, der abwechselnd stärker oder schwächer wurde. Der Punkt, auf dem ich mich befand, war nach einer später von mir angestellten Barometer-Messung 14,940 Fuss über dem Meere. Rucu-Pichincha reicht kaum 35 T. hoch über die ewige Schnee-Grenze hinaus, und einige Male habe ich ihn von Chillo aus völlig Schnee-frei gesehen. Der Indianer stieg von dem Felsthurme in die Sienega herab, um meinen Begleiter, Hrn. Urquinanoa, zu holen. Es bedurfte keiner Empfehlung, dass er die Spalte überschreiten solle, ohne die schmale Schneebrücke zu betreten. Indem ich nun allein an dem Rande des Kraters sass, bemerkte ich, dass meine Fussbekleidung, die wegen der früheren Ersteigungs-Versuche ganz mit Schnee-Wasser getränkt war, schnell durch den Zudrang warmer, aus dem Krater aufsteigender Luftströme trocknete. Das Thermometer, welches in der Sienega 4° R. zeigte, stieg oben bisweilen auf 15° [Formel] , wenn ich es liegend über den Abgrund hielt. Dass an den Krater-Rändern selbst, welche die drei Thürme verbinden, der Schnee bis auf wenige Fusse vordringt, ist wohl eine Folge der Dicke der Schichten und der sehr ungleichen Luftströmung. La Condamine behauptet sogar, auf dem Gipfel der im Becken stehenden Hügel Schneeflecke zwischen schwarzen Schlacken deutlich erkannt zu haben. Ich bemerkte nirgends Schnee im Innern, aber die manchfaltigsten Färbungen weisser, gelber und rother Massen, wie sie Metalloxyde in allen Kratern darbieten. Als nach langem, einsamem Harren Hr. Urquinaona endlich erschien, wurden wir bald in den dichtesten Nebel gehüllt, in einen Wasserdampf, den wahrscheinlich die Mischung von Luftströmen sehr ungleicher Temperatur erzeugte. Es war nur noch eine Stunde bis zum Untergang der Sonne. Wir eilten daher, zufrieden unseren Zweck erreicht zu haben, in das mit Bimsstein gefüllte Thal der Sienega del Volcan zurück. In diesem Bimsstein-Sande zeigte uns der Indianer Spuren von der Tatze des kleinen ungemähnten Berglöwen (Leoncito de monte oder Puma chiquito nennen ihn die Spanier), eines Thieres, das noch unbeschrieben , und von dem grossen Amerikanischen Löwen Cuguar, Felis concolor, sehr verschieden ist. Nach Exemplaren, die ich später sah, und die uns von Lloa am Abhange des Pichincha gebracht wurden, ist der Berglöwe sehr niedrig, kaum 1 [Formel] Fuss hoch, aber sein Kopf ist dick und bei den Augen 5 [Formel] Zoll breit. Im starken Gebiss haben die Eckzähne dieser kleinen, ungefleckten, gelbrothen Felie-Art eine Länge von 13 Linien. Das dem Menschen völlig unschädliche Thier scheint die öde, obere Berg-Region des Vulkans zu lieben; denn auch La Condamine sah an demselben Punkte die Spur seiner Tatzen. Wir überstiegen glücklicherweise vor Einbruch der Nacht das steile Joch, welches die Sienega von dem Thal von Yuyucha trennt. Aber durch dieses Thal gelangten wir in grosser Finsterniss (kein Stern liess sich blicken), nach zahllosem Fallen auf dem rauhen Pfade, Nachts um halb zwölf Uhr nach Quito. Wir waren auf der beschwerlichen Exkursion von 18 Stunden fast 14 zu Fuss gegangen. Wohl sehr von Felis unicolor Lesson verschieden, da dieser dem heissen Guyana, der kleine Berglöwe aber Höhen, die 8000 Fuss übersteigen, angehört. Aus dem Neuen Kontinent sind nun schon an zwanzig ihm eigenthümliche Felis-Arten bekannt. Dritte Besteigung. — Den 27. Mai, also den Tag nach unserer zweiten Expedition, spürte man Abends in Quito einige sehr heftige Erdstösse. Die Nachricht von der Wiederentzündung des nahen Kraters hatte bei den Einwohnern viel Interesse, aber zugleich auch Missvergnügen erregt. Man verbreitete, „die fremden Ketzer (los hereges) hätten gewiss Pulver in den Krater geworfen“. Die letzten Erdstösse wären der Wirkung dieser Pulver zuzuschreiben. Meine Reise-Begleiter waren seitdem von dem Landsitze Chillo zurückgekommen, und am 28. Morgens um halb fünf Uhr waren wir schon wieder auf dem Wege nach Rucu- Pichincha: Bonpland, Caelos Montufar und der gelehrte Jose Caldas, Schüler des grossen Botanikers Mutis, den wenige Jahre nachher, wie unser Freund Montufar, als Gefangener des Generals Morillo, erschossen wurde. Der Weg, den wir verfolgten, war derselbe wie bei unserer ersten Besteigung. Von dem Damme, der den Ziegelberg von der Bergkuppe Tablauma scheidet, und auf dem ich den Siedpunkt des Wassers zu 68°,97 R. gefunden, stiegen wir in die Bimsstein-Ebene der Sienega del Voltan hinab. Bonpland, der unsere schöne Sida pichinchensis in 2356 Toisen Höhe sammelte und, um die Wurzeln des wolligen Culeitium rufescens zu untersuchen, bis zum unteren Rande des ewigen Schnee’s aufklimmen musste, wurde zwei Mal ohnmächtig — gewiss nur als Folge der Anstrengung, nicht wegen Mangel an Luftdruck. Auch bluteten weder das Zahnfleisch, noch die Augen. In der Mittagsstunde hatten wir die bereits so oft besprochene Steinplatte neben oder vielmehr über dem Krater erreicht. Das Ersteigen an dem Felsthurme schien uns nun ganz leicht, wie immer, wenn, der Örtlichkeit genau kundig, man sicher auftritt. Die bei der ersten Besteigung beschriebene Spalte war nun ganz offen, frei von Schnee. Wegen ihrer Schmalheit (nicht viel über zwei Fuss) wurde sie leicht überschritten. Wie übrigens die Steinplatte selbst, auf der wir ein Graphometer neben dem Barometer bequem aufstellen konnten, mit dem Krater-Rande nach unten zusammenhängt, wurde uns auch dieses Mal nicht ganz deutlich. Ist die Warte ein vorspringender Altan oder der flache Gipfel eines Felsens, der aus dem Boden des Abgrundes selbst aufsteigt? Ich wage es nicht zu entscheiden, weiss aber durch Briefe aus Quito, dass noch in den nächsten Jahren nach meiner Abreise die Einwohner jene Steinplatte als einen Mirador (Belvedere des Kraters) mehrmals besucht haben. Die bläulichen beweglichen Lichter wurden wieder von allen Anwesenden im finsteren Theile des Kraters deutlich erkannt. — Was aber diese dritte Besteigung am interessantesten machte und die fortdauernde oder erneuerte Thätigkeit des Vulkans am meisten charakterisirt, war der Umstand, dass seit 1 [Formel] Uhr nach Mittag der Fels, auf dem wir standen, heftig durch Erdstösse erschüttert wurde. Von donnerartigem Geräusche war dabei nichts zu vernehmen. Ich zählte 18 Stösse in 36 Minuten. Dieses Erdbeben wurde, wie wir an demselben Abend erfuhren, in der Stadt Quito nicht gefühlt; es war bloss dem Rande des Kraters eigen. Diese Erfahrung ist ganz dem analog, was man sehr gewöhnlich am Vesuv erfährt, wenn derselbe Schlacken auswirft. Sitzt man am Innern des Kraters, am Fusse eines der kleinen Eruptions-Kegel, so fühlt man Erdstösse einige Sekunden vor jeglichem Schlacken-Auswurfe. Diese lokalen Erschütterungen werden dann beim Eremiten oder in Portici nicht gespürt. Es sind Phänomene, deren Ursache der Erd- Oberfläche im Krater ganz nahe ist: sie sind von den Stössen, die aus grossen Tiefen wirken und einen Erschütterungskreis von 50, 60, ja 100 Meilen haben, ganz verschieden. Am Krater-Rande des Pichincha spürten wir, nach jeder sehr heftigen Schwankung, einen stärkeren, stechenderen Schwefelgeruch. Die Temperatur der hohen Bergluft war gewöhnlich 4°,2 bis 5°,8 R.; sobald aber die mit schwefliger Säure gemischten warmen Dämpfe uns umhüllten, sahen wir auf kurze Zeit das Thermometer, über den Krater gehalten, zu 10° bis 12°,3 steigen. Während der Erdstösse hatte ich die Luft-Elektrizität mehrmals untersucht. Die Ableiterstange war, nach Volta’s Methode, mit brennendem Schwamm bewaffnet. Die Kork-Kügelchen divergirten 4 Linien. Dio + Elektrizität ging plötzlich in Null über, wurde aber, was mich bei dem oftmaligen Wechsel wunderte, nie — Elektrizität. Die Aussicht über den niedrigen westlichen Krater-Rand nach der Waldgegend und dem stillen Ozean hin war durch die schönste Heiterkeit und Trockenheit der Luft verherrlicht. Das Fischbein- Hygrometer zeigte 30°,8 = 66° des Haar-Hygrometers bei 5°,3 R. auf einer Höhe von 2490 Toisen, und doch fand ich 27 Jahre später im nördlichen Asien, in einer Steppe, die wenig über dem Meere erhaben ist, durch das Psychrometer von August eine Trockenheit, in der das Saussure’sche Haar-Hygrometer bei einer Temperatur von 19° R. zwischen 28° und 30° gezeigt haben würde . Der eben genannte, dem Meere zugewandte Krater-Rand erschien uns dieses Mal mehr geöffnet, mehr mit den Thälern und Schluchten am nordwestlichen Abhange des Pichincha verschmolzen. Um 6 [Formel] Uhr Abends waren wir schon über Lloa nach Quito herabgestiegen. Ein flüchtiger Blick auf die geognostische Skizze des ganzen Gebirgsstockes geworfen lehrt, dass der Vulkan hauptsächlich nach der, Quito entgegengesetzten Seite wirkt, ja dass die Schlamm-Fluthen (avenidas), die er bei grossen Ausbrüchen veranlasst, durch das Thal von Lloa Chiquite nach der Gras-Ebene von Turubamba im Südwesten der Hauptstadt gefahrlos abgeleitet werden. Neuere Besteigungen von Boussingault und Hall in den Jahren 1831 und 1832 haben die Entzündung und fortdauernde innere Thätigkeit des Kraters von Rucu- Pichincha bestätigt. In dieser Waldgegend der Yumbos finden sich auch Stämme des merkwürdigen Kuhbaumes (Palo de Vaca), unseres Galactodendron, dessen nahrhafte, Wachs oder Galactine enthaltende Milch von Boussingault und Solly chemisch analysirt worden ist, während dass eine vollständige botanische Beschreibung der Pflanze, trotz so vieler naturhistorischen Reisen, nun schon volle 35 Jahre vergebens erwartet wird. S. meine Fragmens ásiatiques, p. 378.