9. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Humboldt las eine erste Abhandlung über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Wenn Vulkanismus, im weitesten Sinne des Worts, alle Erscheinungen bezeichnet, die von der Reaction des inneren flüssiggebliebenen Theils eines Planeten gegen seine oxydirte, durch Wärmestrahlung erhärtete Oberfläche abhängen, so können nur wenige Erdstriche das Schauspiel von dem mannichfaltigsten Zusammenwirken vulkanischer Kräfte in einem gleichgroßen Maßstabe darbieten, als das Hochland von Quito. Die geognostischen Beobachtungen, welche Hr. v. Humboldt mittheilt, sind seinen noch ungedruckten Tagebüchern entnommen. Zur Bestimmung des relativen Werthes dieser Beobachtungen ist zu beachten, daß orographische Beschreibungen auf zwei ganz verschiedenartigen Fundamenten beruhen, von denen die einen abhängig von der Zeit, von dem jedesmaligen Zustande unseres mineralogischen und allgemein physikalischen Wissens, von dem sich höher entwickelnden Geiste der Geognosie, die anderen durch Beziehung auf bloß räumliche Verhältnisse (auf Größe und Stellung) unveränderlich und, wenn etwa Natur-Revolutionen die Configuration der Erdoberfläche umgestalten, um so wichtiger sind, als sie die Möglichkeit einer numerischen Vergleichung in dem Resultate der Umgestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung der Formationen nach zoologischen Characteren, das ist, nach dem epochenweisen Zusammenleben vorweltlicher Organismen, oder nach oryktognostischen Characteren, das ist, nach der Natur der krystallinischen Gewebe einer Gebirgsart, erheischt werden, verliert die aufgezeichnete Beobachtung, wenn sie der Zeit und den Ansichten entrückt wird, unter deren Einfluß sie angestellt wurde, von ihrer Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Sie kann jedoch durch spätere Untersuchung mitgebrachter Sammlungen einigermaaßen ergänzt und berichtigt werden. Ein anderer Theil der aufgezeichneten Beobachtungen, der topographische, räumlich beschreibende, ist dagegen unabhängig von der Epoche des Einsammelns. Er bezieht sich auf Bestimmung der mittleren Axe und der ganzen Gestaltung eines Gebirges, auf astronomische Positionen, auf barometrische und trigonometrische Hypsometrie; er beruht auf den alten Grundfesten mathematischen Wissens. Die Abhandlung des Hrn. v. Humboldt zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste enthält allgemeine Betrachtungen über die Structur der Andeskette, ihre Absonderung in zwei oder drei neben einander hin laufende, durch Hochthäler getrennte, durch Querjöcher im Bergknoten verbundene, gleichsam gegliederte Reihen: er zeigt den Parallelismus der einzelnen Cordilleren unter sich, wobei das abscharende nordöstlich streichende Trumm der Cordillere von Neu-Granada und Merida, welche die ältere Gebirgsspalte am Littoral von Caracas mit der neueren von Quito und Popayan verbindet, eine denkwürdige Ausnahme macht; er untersucht den Einfluß, den die Sinuositäten der Südsee-Küste, besonders im Golf von Arica (einer Wiederholung der Einbiegung welche der ebenfalls pyramidale Continent von Africa in dem Busen von Biafra bei Fernando Po darbietet) auf das plötzlich veränderte Streichen selbst der ferneren östlichen Cordillere ausüben. Betrachtet man die lange mauerartig hingedehnte Andeskette, nördlich vom Amazonen-Strome, als ein Ganzes, so sieht man sie regelmäßig und fast periodisch die Nähe thätiger Vulkane durch das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgsarten verkündigen, welche die vormals sogenannten uranfänglichen, wie die schiefrigen und sandsteinartigen Übergangs- und Flöz-Formationen trennen. Ein so leicht zu beobachtendes Phaenomen mußte früh die Überzeugung anregen, daß jene sporadischen Gebirgsarten der eigentliche Sitz vulkanischer Erscheinungen wären und die vulkanischen Ausbrüche auf irgend eine Weise bedingten. Was damals (um unter einem eingeschränkteren Gesichtspunkte hier bloß an die mineralogische Zusammensetzung zu erinnern) in Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein- und Syenit-Porphyre beschrieben ward, nahm später die Benennung Trachyt an, durch welche die ältere, vielleicht characterischere des Domits verdrängt ward. Die neueste Zeit, die sich einer völligen Umwandlung der Geognosie erfreut, hat gelehrt, daß jene durchbrechenden Massen (bald als kraterlose Glocken emporgehoben, bald durch die vulkanischen Mächte dergestalt geöffnet, daß eine permanente Verbindung zwischen dem Inneren der Erde und dem Luftkreise gebildet wird) unter verschiedenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammensetzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte, welche der Feldspath characterisirt, wie am Pic von Teneriffa und am Sieben-Gebirge (wo sich etwas Albit dem Feldspath beigesellt), Feldspath-Trachyte, die als thätige Vulkane häufig Obsidian und Bimstein erzeugen; bald Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und Augit; der Basalt-Formation näher stehend, wie am Aetna und Stromboli, am Chimborazo und Pichincha; bald ist Albit mit Hornblende vorherrschend, wie in den neuerlichst sogenannten Andesiten der Vulkane von Chili, in den schönen Säulen von Pisojè am Fuß des Vulkans von Puracé oder am mexicanischen Vulkan von Tolucca; bald endlich sind es Leucitophyre, Gemenge von Leucit und Augit, wie in der Somma, der alten Wand des vesuvianischen Erhebungs-Kraters. Die gegenseitigen Verhältnisse dieser Gesteinarten und die Wirkungen ihrer Gruppirung sind ein wichtiges Problem der allgemeinen Geognosie. Der zweite Abschnitt der Abhandlung ist der geognostischen Beschreibung der nächsten Umgegend der Stadt Quito und des Vulkans von Pichincha, an dessen Abhange die Stadt erbaut ist, gewidmet. Viele offene, mannichfaltig verzweigte, meist wasserleere Spalten, von den Indianern Guaycos genannt, durchschneiden die Stadt. Sie sind 30-40 Fuß breit, gleichen unausgefüllten Gangklüften und haben 70-80 Fuß Tiefe. Sie laufen (was geognostisch wichtig ist und mit der Erhebung des Vulkans, der nicht kegelförmig ist, sondern einen 8000 Toisen langen Rücken bildet, zusammenhängt), alle rechtwinklich auf den Kamm des Gebirges. Der Volksglaube schreibt es ihnen besonders zu, daß die hohen Wohngebäude und prachtvoll gewölbte Kirchen von Quito wenig von so häufigen und mit nahem unterirdischem Getöse begleiteten Erdstößen leiden. Mannichfaltige Erfahrungen in den von den Klüften nicht durchschnittenen Stadtvierteln zeugen aber gegen die Richtigkeit eines Volksglaubens, dessen schon römische Schriftsteller erwähnen. Zur Erläuterung der drei geognostischen Excursionen, welche Hr. v. Humboldt auf den Pichincha machte, wurden Plane, pittoreske Ansichten und Profile vorgelegt, die sich auf eine trigonometrische Operation gründen, welche in der Ebene von Cochapamba bei Chillo vorgenommen wurde. Da die einzelnen weit sichtbaren Gipfel, welche thurmartig den Gebirgskamm krönen, mit Sorgfalt barometrisch gemessen waren, so konnte die hypsometrische Methode der Höhenwinkel und senkrechten Standlinien angewandt werden, eine Methode, deren relative Genauigkeit bei wohlbestimmten Azimuthen, sich dem Verfasser dieser Abhandlung später in Bestimmung der Meridiandifferenz von Mexico und Veracruz (Entfernung volle drei Längengraden) bewährt hat. Temperatur, Wassergehalt, electrische Spannung und Bläue der Atmosphäre wurden bei sehr heiterem Himmel auf dem Gebirgskamm geprüft. Der Südpunct des Schneewassers fand sich zu 187°, 2 Fahr. (ohngefähr 68°, 9 Reaum.) auf einem mit Bimstein bedeckten schmalen Kamme von Dolerit- Gestein, der den Kegel von Tablahuma, in 2356 Toisen Höhe, mit dem Pico de los Ladrillos (dem Ziegelberge) verbindet. Von dem Bergrücken des Vulkans von Pichincha genießt man, in Südwest, einer herrlichen Aussicht auf die mit einem fast undurchdringlichen, menschenleeren Urwald (los Yumbos in der Governacien de las Esmeraldas) bedeckte Ebene, wie auf die Küste der Südsee. Durch eine genauer ausgemittelte Längen-Differenz von Callao und Guayaquil wurde die, von Malaspina’s Expedition aufgenommene Carte der Küste berichtigt und so die Entfernung (88 Bogenminuten) des Theils des Littorals gefunden, welcher auf dem genannten Standpuncte sichtbar wird. Die Höhe des Pichincha, die im Vergleich mit anderen Vulkanen von Quito sehr unbeträchtlich ist, da sie die Höhe des Montblanc wenig übersteigt und die Landstraße von Quito nach Cuenca und Lima im Bergpaß vom Assuay fast dieselbe Höhe erreicht, gewährt einen Gesichtskreis, dessen Halbmesser (ohne Refraction) 2° 13′ beträgt. Dickes Gewölk stand über der heißen vegetationsreichen Ebene der Yumbos, die eine ungeheure Masse von Wasserdampf in den Luftkreis ergießt. Ein bestimmter Meerhorizont, die Scheidung von Luft und Wasser, war nicht zu erkennen; man sah gleichsam in das Leere, weil die Quantität des, vom Wasser reflectirten Lichts zu gering ist, um auf einem so langen Wege durch die (Licht absorbirende) Atmosphäre zum Auge zu gelangen. Die tiefen Schluchten oder offenen wasserleeren Spalten, welche in rechtem Winkel dem Kamme des Pichincha zulaufen, machen dies Gebirge sehr unzugänglich. Die Reisenden (Hr. v. Humboldt, Aimé Bonpland und Don Carlos Montufar) fanden hier mehr Hindernisse, als auf dem schneebedeckten Gipfel des Antisana, den sie kurz vorher bis zu mehr als 17000 Fuß Höhe erstiegen hatten. Die einbrechende Nacht, völlige Unkunde des Weges und tiefe Abgründe hinderten sie, auf dieser ersten Excursion bis zu der, von den französischen Astronomen nicht gemessenen südwestlichsten vierten Kuppe zu gelangen, zu der Kuppe Rucu-Pichincha (2490 Toisen), aus der in den Jahren 1539, 1566, 1577 und 1660 Flammen ausgebrochen sind. Der Krater, von drei Felsen kastellartig umschlossen, wurde erst bei der zweiten Excursion erreicht. Auch Blöcke hat der Berg, vielleicht schon bei seiner ersten Erhebung auf einer langen Spalte (Richtung: N 56° O) ausgestoßen. Sie liegen reihenweise in der Ebene Rumipamba und kamen aus dem nordöstlichsten Thale der Condorgeyer (Cundurguachana). Diesem Thale entspricht in einer gegenüberliegenden Hügelreihe eine andere Kluft, die in das tiefe Becken von Guapulo führt. 10. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. von Humboldt las eine zweite Abhandlung, enthaltend: geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. In der ersten Abhandlung (gelesen am 3. Febr. 1837) wurde der Zusammenhang geschildert, in dem die Gestaltung des vulkanischen Hochlandes von Quito mit der sich durch 60 Breitengrade gleichmäßig wiederholenden Gliederung der Andeskette und ihrer Querjöcher (Bergknoten) steht. Wie in der organischen Welt jedes tiefere Eindringen in den Entwickelungsgang und den Bau einzelner Organe neues Licht über das Ganze der Lebenserscheinungen verbreitet, so spiegelt sich auch das ganze vulkanische Erdenleben in dem treu-entworfenen Bilde einzelner Feuerschlünde. Aus der Einsicht in das Besondere entspringt der Überblick des Ganzen und je einfacher und unbefangener man das Beobachtete wiedergiebt, desto stärker tritt durch die eigene, jeder Individualität inwohnende Kraft der Naturcharakter der Landschaft, das Bild der bald schlummernden, bald wieder erwachten Thätigkeit der tiefgespaltenen Erdrinde hervor. Die äußersten Punkte der Gruppe von Vulkanen, zu der das Hochland von Quito gehört (und diese Gruppe ist die nördlichste des ganzen südamerikanischen Continents), sind der Vulkan Sangay und der Paramo de Ruiz. Trachyt-, Melaphyr- und Andesit- Gestein ist zwar auch außerhalb dieser Begrenzung hier und da sporadisch ausgebrochen, aber eigentliche Eruptionen glühender Schlacken, Rauchsäulen und heiße Dämpfe (Abstufungen des noch thätigen, innern Wirkens der Erde) haben sich in den uns zugänglichen historischen Zeiten nur zwischen 2° südlicher und 5° nördlicher Breite offenbaret. Die berühmte vulkanische Zone von Quito, Pasto, Popayan und Cundinamarca hat die Länge von Messina bis Venedig. Von ihrer nördlichen Grenze, das heißt von dem seit 1829 wiederentzündeten Paramo de Ruiz (nahe bei dem großen Kegelberge Tolima) bis zum Anfang der vulkanischen Gruppe von Costa-Rica und Guatemala findet sich, auf einer Ausdehnung von 4 [Formel] Breitengraden, ein zwar von Erdstößen oft erschüttertes, aber von Ausbrüchen bisher freigebliebenes Land. Eine bogenförmige Krümmung der Andeskette giebt dieser Mittelzone eine Länge von 140 geographischen Meilen. Anders ist es gegen Süden. Der vulkanfreie Zwischenraum, welcher die zwei furchtbar-thätigen Gruppen von Quito und Bolivia (Alto-Perù) trennt, ist zwei Mal länger, als der vulkanfreie Zwischenraum im Norden. Vom Tunguragua und Sangay bis zum Charcani (nordöstlich von Arequipa) kennt man keinen brennenden Vulkan in einem Abstande, der größer ist, als der von Messina bis Berlin. So verschiedenartig muß in einer und derselben Gebirgskette das Zusammentreffen von Umständen gewesen sein, von denen die Bildung permanent-offener Spalten abhängt. Zwischen den Gruppen von Trachyt-, Dolerit- und Andesit-Bergen, durch welche die vulkanischen Kräfte thätig werden, liegen Strecken zwei Mal so lang als die Pyreneen, in welchen Granit, Syenit, Glimmer- und Thonschiefer, Conglomerate und Kalkstein (nach Leopold von Buch: alte Kreide und Juraschichten) herrschen. Allmäliges Häufigerwerden von Labrador-, Pyroxen- und Albithaltigen Formationen verkündigen hier dem aufmerksamen Reisenden jeglichen Übergang der gleichsam in sich abgeschlossenen, friedlicheren, metallreichen Zone, in die noch frei mit dem Innern der Erde communicirende Region. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen untersuchte Hr. v. H. die Frage über die progressive Wanderung der vulkanischen Thätigkeit (in der Gruppe des Pichincha und Cotopaxi) von Norden gegen Süden; er zeigt die allmälige Erweiterung der Erschütterungskreise und nennt die einzelnen Vulkane, welche, obgleich weit von einander entfernt, doch in unterirdischer Verbindung mit einander stehen, da die ganze Provinz Quito als ein vulkanischer Heerd zu betrachten ist und nach Seneca’s treflichem, alten Ausspruche „jeglicher Feuerberg nur der Weg der tieferliegenden vulkanischen Kräfte ist.” In ipso monte ignis non alimentum habet, sed viam. Die Abhandlung schließt mit der Erzählung einer zweiten und dritten Besteigung des Pichincha, Expeditionen, in denen der Verfasser mit vieler Anstrengung an den steil abgestürzten, wiederentzündeten Crater gelangte, der seit La Condamine’s Zeiten nicht wieder besucht worden war. 23. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Humboldt las eine dritte Abhandlung enthaltend: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane der Hochebene von Quito. Die ersten zwei Abhandlungen, vorgetragen am 9. Februar 1837 und 10. Mai 1838, entwickelten die gegliederte Construction der Andeskette, ihre Verhältnisse zu der Form des ganzen Continents und die geognostischen Resultate von drei Besteigungen des Vulkans von Pichincha, dessen noch entzündeter Krater seit 60 Jahren nicht besucht worden war. Die dritte Abhandlung enthält die Beschreibung von drei großen Naturphänomenen, vom Einsturze des Vulkans Capac-Urcu oder Altar de los Collanes im Jahre 1462, eines Berges, der wahrscheinlich ehemals den Chimborazo an Höhe übertroffen hat; von dem Einsinken des Carguairazo im Jahr 1698, wobei viele Quadratmeilen mit schlammigem, kleine Fische (Pimclodus Cyclopum) enthaltenden Letten bedeckt wurden, und endlich von der Catastrophe von Riobamba, das ist von einem die ganze Provinz verheerenden Erdbeben (4. Februar 1797). Das erste dieser drei Naturphänomene war fast ganz unbekannt geblieben, obgleich es im genauesten Zusammenhange mit der politischen Geschichte des Landes, mit der Eroberung des Hochlandes von Quito durch den Inca Tupac Yupanqui steht; Hr. v. H. gründet seine Beschreibung auf die Traditionen der Eingebornen und auf ein Manuscript, welches, um die Mitte des 16ten Jahrhunderts, über die Schicksale seines Hauses der erste Christ (Juan Seplay Curi, Urenkel des letzten einheimischen Königs der Puruguay von Quito) niederschrieb. Die jetzige Gestaltung des eingesunkenen Vulkans Capac-Urcu und die geognostischen Verhältnisse der Umgegend wurden mit dem verglichen, was in den Sagen des Landvolks sich noch erhalten hat. Des Bergsturzes des Carguairazo haben die französischen Akademiker zwar Erwähnung gethan, aber bei dem damaligen Zustande der physikalischen Wissenschaften nicht die analogen Erscheinungen der Schlamm-Auswürfe des Cotopaxi und Imbaburu zu deuten gewußt. Die große Catastrophe von Riobamba, in welcher über 30,000 Menschen den Untergang fanden, und deren zerstörende Wirkungen die des Erdbebens von Calabrien (5. Februar 1785) weit übertrafen, ist von niemand beschrieben worden, der den Schauplatz jener Verheerungen und Umwandlungen selbst besuchen konnte. Der sonst so genaue Botaniker Cavanilles hat allein in den Icones plantarum rariorum eine eben so kurze als ungenaue Notiz des Erdbebens von Riobamba gegeben. Der Name des brennbaren Schlammes (Moya) wird sogar, in dieser Notiz, als der Name eines Berges aufgeführt. Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer Erscheinungen erheischt das sorgfältigste Aufsuchen einzelner Thatsachen, sie mögen die Gestaltung der Oberfläche, die wechselnde Richtung der vulkanischen Thätigkeit, die Erweiterung oder temporäre Unterbrechung der Erschütterungskreise, die Erhebung oder das Hervortreten endogener Gebirgsmassen betreffen. „Wie in der organischen Welt jedes tiefere Eindringen in den Entwickelungsgang und den Bau der einzelnen Organe neues Licht über das Ganze der Lebenserscheinungen (gleichsam der Lebensprozesse) verbreitet, so spiegelt sich auch das gesammte Erdenleben in dem treuentworfenen Bilde einzelner Feuerschlünde und oft erschütterter Länderstriche.“ Was in den einzelnen Thatsachen noch in scheinbarem Widerspruche mit früheren Abstractionen steht, muß darum nicht immer als ein Beweis der Unsicherheit von diesen betrachtet werden. Der Widerspruch hat oft nur seinen Grund in der Unvollständigkeit der Beobachtung selbst. Wenn man schon viele Jahre lang, wie am Ufer stehend, auf den Strom wechselnder Meinungen und bestrittener Thatsachen herabblickt, so bleibt man von dem Gefühle durchdrungen, daß die Fortschritte der Naturwissenschaften weniger durch gewagte Abstractionen als durch unvollständig beobachtete Thatsachen gehindert worden sind, ja daß man sich jener leichter, als dieser entledigen kann. Die Geognosie hat sich aber, seit den letzten Jahrzehenden, vorzugsweise eines Zustandes zu erfreuen, in dem aus den entferntesten Weltgegenden die chronometrische Reihung von Flöz- und Tertiär-Gebirgsarten, die Aufzählung der organischen Reste, welche dieselben enthalten, die Schilderung der Trennung der Sedimentschichten durch körnige endogene (plutonische und vulkanische) Gebilde, des Einflusses dieser Eruptions-Gebilde auf die Lage und das Gewebe der durchbrochenen Massen, des Zusammenhanges der vulkanischen Erscheinungen (als Erhebungs-Cratere, Auswurfs-Kegel, Schlamm- und Gas-Quellen, Ausdehnung der gleichzeitigen Erschütterungskreise) in einen befriedigenden Einklang treten. Dieser vervollkommnete Zustand der Wissenschaft, zu dem das jetzt allgemein gefühlte Bedürfniß geognostischer Profile und geognostischer Karten so kräftig beigetragen, kann denen nicht entgehen, die das Neuere mit dem noch nicht sehr Veralteten zu vergleichen bemüht sind. Die Schärfe der Beobachtungen, denen die messenden und experimentirenden Disciplinen längst ihre unbestrittenen Vorzüge verdanken, ist in anderen Bestrebungen endlich auch ein nothwendiges Erforderniß geworden, und während daß frühere Reisende in der Schilderung tropischer Klimate, der Verheerungen der Vulkane und der Wirkungen des Erdbebens vorzugsweise das Sonderbare hervorhoben, sucht, wenigstens die größere Zahl der neueren Reisenden, nach der Vorschrift des amasischen Geographen „das Wahre mehr als das Erstaunliche zu sammeln.“ Die Hochebene von Quito gehört, wie Japan, die Insel Java und, in einem kleineren Maßstabe, San Miguel der Azoren und Lancerote unter den Canarischen Inseln, zu den Theilen der bekannten Erde, in denen die Menschen, seit den frühesten Zeiten, am häufigsten daran gemahnt wurden, daß die sogenannten Festen verschiebbar sind, daß unter der alten Erdrinde, vielleicht in nicht sehr großer Tiefe, noch dieselben Mächte walten, welche, entfesselt oder minder eingezwängt, in urweltlicher Zeit, den ganzen Continenten, wie einzelnen Bergzügen, Form und Richtung, dem Luftmeere seinen periodisch-fluthenden Druck und seine Mischung, den Typen des organischen Lebens üppige Fülle, epochenweis-wechselnde Gestalten und doch schon eine fixe geographische Begrenzung gaben. Hr. v. H. untersucht nach einander die Analogien, welche Vulkane ohne eigentliche Lavaströme darbieten, er schildert geographisch und hypsometrisch den Schauplatz der großen Erschütterungskreise in den nördlichen Anden, wie die Lage und Umgebungen des Capac-Urcu, dessen Einsturz eine der wichtigsten Begebenheiten der politischen Geschichte des Hochlandes von Quito, die Epoche des Unterganges der Nationalität eines eingebornen Volksstammes (der Puruguay), die Zerstörung des Reichs des Conchocando vor Lican Guayña-Abomatta durch die von Cuzco aus eindringenden Incas bezeichnet. Durch synchronistische Anknüpfung mehrerer Begebenheiten, besonders der ersten Landung des Franzisco Pizarro an der Insel Punà und des Todesjahres des Incas Huayna-Capac, wird die große Catastrophe an das Jahr 1462 geknüpft. Man erhält wenigstens mit Gewißheit eine Fehlergrenze, ein numerisches Maximum, über welches hinaus die merkwürdige Naturbegebenheit nicht gesetzt werden kann. Der jetzige Gipfel des Capac-Urcu (Altar de los Collanes) erreicht kaum noch 16,200 Fuß Höhe, aber wenn man sich die geneigten Hörner, Reste des alten Kraterrandes, verlängert und convergirend denkt, so erhält man allerdings einen Berg-Coloß, der höher als der Chimborazo (21,100 F.), wenn auch nicht höher, als der, von Pentland in Bolivia gemessene Sorata (23,690 F.) war. Die vulkanische Bergkette des Andes bietet, in physiognomischer Hinsicht, drei pittoreske, aber sehr verschiedene Typen dar. Diese Typen bilden den Zauber des wundervollen Landes. Die thätigen Vulkane mit einem Feuerschlunde im Gipfel sind Kegelberge, wie der Cotopaxi; eine zweite Form sind hochgewölbte Dome, Alpenkuppeln, wie der Chimborazo; eine dritte Form sind die zerrissenen Gipfel, die zackigen Ränder eingestürzter Crater, fast castellartige Ruinen darstellend, Denkmäler alter Verheerung; so der Carguairazo, die Zwillings-Pyramiden des Ilinissa und der Altar, welcher, nach des Verfassers Ausspruch, in dem Contour seines eingesunkenen Feuerschlundes den großartigsten Anblick darbietet, den er in beiden Welttheilen gesehen. Auf der Hochebene von Tapia, 9042 Fuß über dem Spiegel der Südsee, von der neuen Stadt Riobamba aus, ruht der Blick in Osten auf dem noch brennenden Vulkan Tungurahua, wie auf dem Altar de los Collanes, in Westen auf dem Chimborazo und Carguairazo. Wenn die Sonnenscheibe sich schon hinter die westliche Cordillere gesenkt hat, so glimmen auf, wie in röthlichem Feuer, die Schneemassen des tiefeingeschnittenen Gipfels des Altar. Zwei Hörner erheben sich symmetrisch zu beiden Seiten, sanft gegen einander geneigt, wahrscheinlich die Form des alten Kegels andeutend. Diese Hörner verbindet, nach hinten zu, eine niedere und jäh abgestürzte Felswand, von Norden nach Süden sich hinziehend. In der Mitte der Wand steht eine thronartige Erhebung, im Umrisse stumpf ausgeschweift, mit zwei nach außen gesenkten sehr kleinen Seitenflügeln. Diese thronartige Erhebung hat die spanische Benennung des Berges veranlaßt. Hr. v. H. legte der Academie eine sehr charakteristische Zeichnung des Berges vor, die er seinem vieljährigen Freunde, Hrn. Schinkel, verdankt. Sie ist nach einer Skizze ausgeführt, welche der Verfasser der Abhandlung in dem Llano de Tapia entworfen hatte. Die Vergleichung dieses Berggipfels mit denen von zehen anderen Berggipfeln der Andeskette, welche früher gestochen wurden, leitet auf Betrachtungen über die Ursachen, die nach Winkelmessungen aufgetragene Contoure dem Anblick, welchen Berge tief am Horizont gewähren, ganz unähnlich machen. Pittoreske Darstellungen sind ihrer Natur nach von Profilen völlig verschieden: es müssen die ersteren so entworfen werden, wie die mit Schnee bedeckten oder nackten Theile sich dem Auge darstellen, unbefreit von den Täuschungen, welche die Farben-Contraste und die verflächt scheinende Gestalt der Himmelswölbung in den Verhältnissen der Höhe und horizontalen Ausdehnung hervorbringen. Alle physischen Ursachen der Täuschung bei domartigen Schneebergen, schroffen Alpenhörnern oder mit Wald bekränzten Bergrücken, unter verschiedenartiger Beleuchtung, bei Sonnenschein oder Mondenlicht, trockner oder mehr durchscheinender, regenverkündender Atmosphäre, sind noch nicht hinlänglich ergründet und doch beruht, in jeglicher Zone, die Mannigfaltigkeit des Naturgenusses, der ewige Zauber einer Gebirgs-Landschaft, auf diesem lieblichen Wechsel, der, uns selbst fast unbewußt, die Sinne täuscht und unsere Gemüthsstimmung bedingt. Der Beschreibung des Einsturzes des Capac-Urcu und der vieljährigen Erdbeben, welche ihn begleiteten, folgt die Beschreibung des Versinkens der Kraterränder des Carguairazo am 20. Junius 1698 und der dadurch veranlaßte Ausbruch von Schlamm und todten unterirdischen Fischen, Pimelodus Cyclopum. Das letztere luftverpestende Phänomen, wird mit vielen ähnlichen, die der neuesten Zeit angehören, verglichen. Zugleich untersucht der Verfasser das Maximum der Höhe, auf denen Alpenbäche und Alpenseen in der Andeskette und in den Pyrenäen Fische nähren. Die dritte Catastrophe, das Erdbeben von Riobamba (4. Februar 1797), ist nicht wie die beiden vorigen (1462 und 1698) von dem Einsturz hoher Berggipfel begleitet gewesen. Man hat mit Unrecht das Erdbeben von Riobamba als die Reaction eines einzigen Vulkans (z. B. des Tungurahua) geschildert. Die vulkanischen Mächte, welche erschütternd wirken, hausen unter dem ganzen Gewölbe des Hochlandes von Quito. Was wir dort einzelne Vulkane nennen, sind Öffnungen, die zu einem und demselben Heerde führen. Ignis in aliqua interna valle conceptus exaestuat, sagt Seneca sehr treffend, in ipso monte non alimentum habet, sed viam. Wenn man einen allgemeinen Blick auf die geognostische Constitution des Hochlandes von Quito wirft, in so weit es sich zwischen zwei Cordilleren, vom Bergknoten der vulkanischen Provinz de los Pastos bis zu dem Querjoch des Assuay, in einer Länge von 50 geographischen Meilen, von Norden nach Süden hinzieht, so sind, bis auf wenige, aber sehr wichtige Ausnahmen, deren gleich besondere Erwähnung geschehen soll, alle bisher untersuchten Massen der Vulkane (namentlich die Massen des langen Rückens von Pichincha, des Gebirgsstocks von Antisana, des Cotopaxi, des Chimborazo, des einst feuerspeienden Yana-Urcu, der Gegend von Penipe, wie der von Riobamba-nuevo in dem Llano de Tapia, einer Ebene, welche die alten Ausbrüche des Capac-Urcu überdeckt haben) aus einem porphyrartigen Gemenge von Augit und Labrador-Krystallen zusammengesetzt. Dieses Resultat gründet sich auf die neuesten Untersuchungen, denen Hr. Gustav Rose die oryktognostische Zusammensetzung der Felsarten in der Sammlung, des Hr. v. H., wie in der sehr zahlreichen Sammlung des Hrn. Boussingault aus der Hochebene von Quito und der Provinz de los Pastos, unterworfen hat. Da beide Reisende (Hr. v. H. und Boussingault) zu sehr verschiedenen Zeiten und meist auf ganz verschiedenen Wegen zu den Berggipfeln aufgestiegen sind, so gewähren die abgeschlagenen Stücke ein vollständigeres Bild der vorherrschenden Gesteine. Selbst der Vulkan von Purace bei Popayan, 2 [Formel] Grad nördlich von Quito, gehört noch zu diesen doleritartigen Gesteinen, die von eigentlichem Trachyt oder Andesit völlig verschieden sind. So mannigfaltig auch die Farbe und Dichtigkeit der Massen ist, compact oder porös (voll kleiner Höhlungen und Risse), pechsteinartig, graulichschwarz und fettglänzend, wie am Cotopaxi, oder schwarz und zugleich eben und matt, wie am Antisana, der allgemeine Charakter ist überall derselbe und wird bloß modificirt durch die relative Menge des Labrador und Augit. Nur in einem Fragmente des Vulkan Tungurahua, das Hr. v. H. in einer Höhe von 12,480 Fuß vom Felskamme von Guandisava abgeschlagen, hat Herr Gustav Rose den Augit durch Uralit ersetzt gefunden. Es ist dies das erste Mal, daß dieses Fossil, welches eine so große Rolle in dem langgedehnten Rücken des Uralgebirges spielt, dem Altai fehlt, aber in Tyrol bei Predazzo und Claussen vorkommt, in dem neuen Welttheile erkannt worden ist. Eine ähnliche Gesteinsverschiedenheit als der Tungurahua, ein einzelner vulkanischer Kegelberg, darbietet, zeigt die Umgegend des alten durch das Erdbeben von 1797 ganz zerstörten Riobamba. Bei der Stadt selbst, am Cerro de la Cantera, steht ein Gestein an von grünlichgrauer matter Grundmasse mit unebenem Bruche, enthaltend, wie am gewöhnlichsten im Hochlande von Quito, viele sehr kleine Krystalle von Labrador neben großen sparsam eingesprengten Krystallen von schwärzlichgrauem Augit, also wieder ein Dolerit-Gestein. Von diesem sehr verschieden, und deshalb um so merkwürdiger, hat sich eine andere Felsart gezeigt, welche in der Ebene (Exido) östlich vom Flüßchen Quilluyacu, also ebenfalls in der unmittelbaren Nähe des alten Riobamba, gesammelt wurde. Diese letztere Felsart besteht, nach Hrn. Gustav Rose’s Untersuchung, aus Hornblende und zwei bis drei Linien langen sehr glänzenden Albit-Krystallen. Eine noch nicht ganz vollendete chemische Analyse hat in den für Albit gehaltenen Krystallen mehr Kalkerde gezeigt, als man sonst dem Albit, wie zufällig, beigemengt findet. Auch ein Bimstein des Cotopaxi, an dem Abhange dieses Vulkans, im Alto de Suniguaicu, in fast 13,600 Fuß Höhe gesammelt, enthält Hornblende, die aber in den großen Bimsteinbrüchen (Lomas de Guapulo y de Zumbalica) unfern des Städtchens Lactacunga, ohngefähr drei geographische Meilen in Südwesten vom Fuß des Cotopaxi nicht bemerkt wurde. In diesen unterirdischen Brüchen findet man dem Bimstein beigemengt nur schwarze oder tombackbraune, vielleicht spät entstandene Glimmerblättchen, wie kleine weiße Krystalle, die man für Albit halten kann. Die eben bezeichneten Verhältnisse, das Vorkommen der Hornblende in einigen Massen vom alten Riobamba und im Bimstein des Cotopaxi, wie die Abwesenheit der Augitkrystalle in allen von Hrn. v. H. gesammelten Bimsteinen können mit vielem Rechte auf die Anwesenheit von Andesit zwischen den sichtbar allgemeiner verbreiteten doleritartigen Gesteinen von Quito leiten. Andesite (Gemenge von Albit und Hornblende) kommen in prächtigen Säulen bei Pisoje, nicht sehr fern von dem doleritartigen Vulkan von Purace vor. Andesite erscheinen in der Andeskette nördlich vom Isthmus von Panama in dem mexikanischen Vulkan von Toluca. Vielleicht ist die große Bimsteinmasse der Steinbrüche von Zumbalica bei Lactacunga dem Cotopaxi ganz fremd, vielleicht gehört seine Bildung älteren Erscheinungen an, Revolutionen, bei denen sich noch nicht die Kegelberge erhoben hatten. Hr. Boussingault läugnet das Vorkommen des Obsidians am Cotopaxi selbst und glaubt, daß die Obsidianstücke, die Hr. v. H. bei Mulalo, also in noch 1 [Formel] Meilen Entfernung vom Cotopaxi gesammelt hat, und welche die Königl. Mineralien-Sammlung enthält, weder den Ausbrüchen des Vulkans, noch den Anschwemmungen seiner Schneewasser zuzuschreiben sind. Wie nach den jetzt herrschenden Ansichten ganze Gebirgsketten oft das Product verschiedenartiger partieller Hebungen zu sein scheinen, so mögen auch wohl, in mächtigen Gebirgsstöcken, Felsarten von verschiedener Zusammensetzung einander genahet worden sein. Neue Untersuchungen an Ort und Stelle können allein Probleme der Lagerung und des relativen Alters befriedigend lösen. Durch Zergliederung des Einzelnen werden, wie ein geistreicher Forscher, Herr v. Dechen, sich ausdrückt, Felsarten, aber nicht Gebirgsformationen bestimmt. Der Schluß der Abhandlung ist der Natur der Moya gewidmet, einer brennbaren Masse, welche an mehreren Punkten, besonders aber bei Pelileo und Igualata, während des Erdbebens von Riobamba, breiartig und kleine fortschreitende Kegel bildend, aus dem Innern der Erde hervorgequollen ist. Nach Hrn. Ehrenbergs genauen microscopischen Zergliederungen besteht die Moya, welche Jahre lang den Indianern zum Kochen der Speise gedient hat, beinahe zur Hälfte aus Trümmern verkohlter organischer Gebilde. Drei Tafeln wurden vorgezeigt, welche diese Trümmer darstellen. Reste von dicotyledonischen Pflanzen sind allerdings auch unter die Labradorkrystalle der Moya vertheilt, aber die Hauptmasse der Kohle bildenden Fragmente gehört zerstörten Gräsern zu. Diese Fragmente enthalten deutlich sichtbar lange Spaltöffnungen, und sehr charakteristisch die wellenförmigen Zellränder in der Epidermis der Stängel und Blätter der Gramineen. Auch Kieselschalen von Infusionsthierchen (Navicula und Fragilaria) hat Hr. Ehrenberg in der Moya erkannt. Die Mengung der gekohlten Pflanzenreste mit den losen Labradorkrystallen ist so gleichförmig und innig, daß die räthselhafte Moya von Pelileo eine Schicht zerstörten Labrador-Gesteins zu sein scheint, eine Schicht, die, in alten Erdrevolutionen, am Abhang der Vulkane mit den Trümmern von Pflanzentheilen und thierischen Kieselpanzern geschwängert und, wie der Bimstein der Thalebene, durch Wasser abgesetzt wurde. Das ganze weite Becken von Hambato bis Pelileo ist mit diesen Sedimentlagen angefüllt: tief vergraben und überschüttet, wird die Moya durch die propulsive Kraft der Erdstöße an die Oberfläche emporgedrängt, wo ihre fortschreitende Bewegung oft den Hütten der Eingebornen verderblich geworden ist.