Gefahren im Atlantischen Ocean. Hr. Alexander von Humboldt bemerkt in einem handschriftlichen Memoir , dessen Mittheilung ich seiner wohlwollenden Gesinnung verdanke: "Die in der nördlichen Region des Atlantischen Oceans zerstreüten, über die Oberfläche des Meeres hervorragenden Klippen (Vigies, Rocks, Shoals), von denen einige nach Purdy unbezweifelt (z. B. Devils Rock im NW. von Kap Ortegal, Tosyna Rock, Gombaud's Rock), andere eben so unsicher als der Telemaque Rock auf der Afrikanischen Nadelbank sind, sollten einmal der Gegenstand einer eigenen Untersuchung werden. Spanische Seefahrer haben im Jahre 1802 in der großen Fucus-Bank von Corvo selbst Klippen (rompientes) entdeckt, an denen das Meer brandet. Dieser Klippe hat zuerst Navarrete im Jahre 1825 Erwähnung gethan , und der Schiffslieutenant Don Miguel Moreno, der kurz vor meiner Amerikanischen Reise Theil an der Kronometer-Expedition von Don Cosme Churucca in den kleinen Antillen nahm, giebt die Rompientes in seiner Karte der vier Reisen des Colon in Lat. 28° N., Long. 41° 2' W. Greenwich an . Nach ihm und Navarrete ist es die Nähe dieser Klippen, die zwischen dem 19. und 22. Sept. 1492 dem großen Entdecker so viele Andeütungen des nahen Landes gab: in der Nacht vom 21. war er nur 6 bis 7 Seemeilen nördlicher gewesen , so daß diese unbedeütenden Felsen die Entdeckung eines neüen Welttheils für die damalige Zeitepoche hätten verhindern können." Über Meeresströme. Rennell glaubte an die Existenz dieser Klippe, und seine Vermuthung wurde im Jahre 1816 durch einen Amerikanischen Seefahrer, Kapt. Blakeman, bekräftigt (der die Mitte der Gefahr in Lat. 37° 57' S. Long. 23° setzte). Dagegen konnte Kapt. Harmer, der das Englische Kriegsschiff Heron kommandirte, fünf Jahre später die Klippe nicht finden, wie wir aus des Commodore Owen vortrefflicher Karte von Südafrika wissen (Rennell, Investigations on the Currents, Lond. 1832, p. 3 und 344). Wie lange hat man nicht in unsern recht eigentlich Eüropäischen Meeren westlich von den Hebriden nach der kleinen, aber hoch aus dem Wasser aufsteigenden Felsinsel Rokol (Rockall) gesucht, die endlich Kapt. Raven auf einer Rückreise von Neüholland wieder fand. Sehr ungewiß sind im Atlantischen Ocean auch Jean Hamons oder Hamonbs und die alte Insel Maydu (Anmerk. des Hrn. von Ht. Von den Preüßischen Schiffen, welche auf ihren Weltreisen das Vorgebirge der guten Hoffnung umschifften, näherte sich keines den Telemaque-Felsen; sie hielten sich alle innerhalb des Parallels von 36° S., um die ganze Kraft des Kap-Stroms zu benutzen. Coleccion T. I. p. 9--12. Carta del Oceano Atlantico Setentrional, con las Derrotas que siguio Dn. Cristobal Colon hasta sa Recalada a las primeras Islas que descubrio en el Nuevo Mundo. 1825. Ich finde, daß Kapt. Cook 1775 diesen Klippen, wenn sie wirklich vorhanden sind, und außerdem richtig situirt wurden, sehr nahe war, in Lat. 28° Long. 41° 30'. Kapt. Alsager 1822 war in demselben Parallel noch 2° 12' westlicher (Anmerk. des Hrn. v. Ht.). Von den Preüßischen Seehandlungsschiffen näherten sich dieser Gefahr beim Durchschneiden des 28. Parallels: Mentor, von Rio Janeiro nach Stettin ....... 3° 42' östlich am 7. Febr. 1826. Christian, Kapt. Riek, von Valparaiso ..... 1° 55' östlich am 28. Nov. 1827. Friedrich Wilhelm III., Kapt. Reintrock, von Rio Janeiro nach Hamburg .... 2° 24' östlich am 22. Juli 1828. Prinzeß Louise, Kapt. Harmßen, von China ...... 2° 07' östlich am 3. Juli 1829. Friedr. Wilh. III., von Hambg. nach N. Orleans .... 3° 42' östlich am 11. Mai 1830. Prinzeß Louise, Kapt. Wendt, von China ...... 0° 34' östlich am 13. März 1832. Dieselbe, derselbe, von China kommend ...... 4° 12' östlich am 1. Mai 1834. Meeresströme Obschon die Strömungen des Oceans einen der wichtigsten Theile der Hydrographie bilden, so ist es doch, wie Rennell sehr richtig bemerkt, erst seit Einführung der Kronometer und der Vervollkommnung astronomischer Beobachtungen zur Bestimmung der Meereslänge gelungen, sich einen richtigen Begriff von ihrer Richtung und Kraft zu verschaffen. Konnte auch vor Erfindung der Zeithalter die Abweichung, welche der Kurs eines Schiffs durch den Meeresstrom in nördlicher oder südlicher Richtung erleidet, durch Vergleichung der aus der Schiffsrechnung und der unmittelbaren Beobachtung hervorgehenden Breite gefunden werden, so war es doch erst jenen unschätzbaren Maschinen vorbehalten, die Größe kennen zu lehren, um welche der Seefahrer in seiner Bahn gegen Osten oder Westen abgelenkt wird, und dadurch um so mehr zur Vervollkommnung der Schifffahrtkunst beizutragen, als in den besuchtesten Meeren, denjenigen, welche Eüropa von Amerika und Indien, und die neüe Welt von den östlichen Gestaden des alten Kontinents trennen, die meisten Ströme in der Richtung des Untergangs und Aufgangs fließen. Die Kenntniß der Meeresströme, sagt Rennell, setzt den Seefahrer in den Stand, seinen Kurs so einzurichten, daß er in dem einen Fall von dem Strome den größten Vortheil zieht oder in dem andern den geringsten Nachtheil erfährt; die genaue Bekanntschaft mit diesem Phänomen befähigt ihn, seine Reisen zu beschleünigen und Gefahren zu vermeiden; ja von dieser Erscheinung und den sie erzeügenden Luftströmen hangt der Weg ab, den ein Schiff nehmen muß, um in der kürzesten Zeit von einem Hafen zum andern zu gelangen; ein Weg, der nicht durch die kürzeste Entfernung oder die geodätische Linie bezeichnet wird, sondern durch eine Kurve, welche von jener oft sehr bedeütend abweicht. Raum und Zeit stehen bei der Navigation in der innigsten Wechselwirkung. Ein Schiffer, der von der Mündung des Englischen Kanals nach der Havana will, darf nicht, wie es der Blick auf die Karte vermuthen läßt, den kürzesten Weg nehmen und seinen Kurs nördlich von den Azoren auf die Halbinsel Florida und die Bahamastraße setzen; sondern er wendet sich, sobald er den Englischen Kanal verlassen und den Atlantischen Ocean betreten hat, sofort nach Südsüdwesten, schifft zwischen den Azoren und den Canarischen Inseln hindurch, sucht den Wendekreis des Krebses gegen den 20sten Grad der Länge westlich von Ferro, das ist mitten im Ocean zu schneiden, steüert von dort nach den kleinen Antillen und durch das Caraibische Meer längs der südlichen Gestade der Großen Antillen, und gelangt so, die westliche Spitze der Insel Cuba dublirend, nach seinem Bestimmungsort. Daß dieser scheinbare Umweg genommen wird, beruhet auf den herrschenden Luft- und Meeresströmen. Auf jener geraden Linie vom Englischen Kanal nach der Bahamastraße würde der Schiffer, mit westlichen und südwestlichen Winden und östlichen Strömungen kämpfend, die größten Mühseligkeiten zu überwinden haben und dadurch, gelänge auch die Bergfahrt in der Bahamastraße, was in den meisten Fällen sehr zweifelhaft ist, einen so großen Zeitaufwand gebrauchen, daß zu der Reise von Hamburg nach der Habana drei bis vier Monate gebraucht würden, während auf der großen Kurve die kleinen Antillen in 35 bis 40 Tagen erreicht werden, und der Anker im Hafen der Habana am 55sten oder 60sten Tage nach der Abreise von Hamburg ausgeworfen werden kann. Aber nicht bloß für die Zwecke der Navigation ist die Kenntniß der Meeresströme von der aüßersten Wichtigkeit, auch ein allgemeinerer Gesichtspunkt bietet sich dar, von dem aus sie betrachtet werden können, ein Gesichtspunkt, der die Physik der Erde im Ganzen umfaßt. Hr. von Humboldt bemerkt in dieser Beziehung in der bereits oben benützten Denkschrift Folgendes: "Die genauere Kenntniß der zwiefachen Art von Strömungen in dem Elastisch-Flüssigen (dem Luftmeere) und dem Unelastisch-Tropfbar-Flüssigen (dem Ocean, der mit jenem auf ihm ruhenden Luftmeere in Wechselwirkung der Bewegung und Wärmevertheilung steht) hängt von drei veränderlichen Elementen, der Richtung, Schnelligkeit und Temperatur ab. In beiden, sonst so wesentlich von einander verschiedenen, in ihrer Contaktfläche scharf begränzten Erd-umhüllenden Schichten (in der Atmosphäre und in dem Ocean) wird das letzte der eben genannten Elemente, die Temperatur, durch die zwei anderen, die Richtung und die Schnelligkeit, bestimmt. Ist die Meeresströmung in der Bahamastraße durch heftige, die Barometerhöhe vermehrende und den regelmäßigen Wechsel der atmosphärischen Ebbe und Fluth störende N. Stürme, in ihrem Laufe gehemmt, das heißt, in ihrer Schnelligkeit gemindert, so sinkt die Temperatur des Golfstroms 700 geogr. Meilen weit, da wo sich derselbe in nordöstlicher Richtung, gegen die westlichsten der Azorischen Inseln, Corvo und Flores hin, in eine große Wiese von Seetang verliert. Richtung der Luft- und Meeres-Ströme, je nachdem sie die Meridiane in verschiedenen Winkeln durchschneiden, aus höheren Breiten sich zu niederen oder umgekehrt bewegen, bestimmt den Temperatur- Unterschied zwischen der zuströmenden Luft- oder Wasser- Masse und der ruhenden, zu der sie sich mischt, oder die sie flußartig durchschneidet. Wie die Klimate und die wichtigsten meteorologischen Erscheinungen eben so sehr von der Richtung der Winde, in Hinsicht auf Azimuth und Neigung (von Mischung der Luftschichten, die verschiedenen Breiten-Zonen oder höheren und niederen Regionen der Atmosphäre zugehören) als von dem östlichen Sonnenstande, d. h. dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen abhangen, eben so wirken mittelbar auch die oceanischen Flüsse kalten und warmen Wassers (die Strömungen der Meere) durch ihre Ausdehnung und ihre Nähe auf die Klimate der Kontinente. Die oceanischen Flüsse, welche die wogende, aber in Hinsicht auf Translations-Bewegung ruhende Meeresfläche so manchfaltig durchschneiden, erwärmen oder erkälten zunächst die darüber liegende Meeresluft; sie erregen nicht bloß Verdampfung und Niederschläge salzhaltiger Dämpfe, sondern Sturm und plötzlichen Wechsel elektro-magnetischer Spannungen; sie theilen, dauernde und sanftere Luftströme erzeügend, nach Verschiedenheit ihrer eigenen Temperatur, bald Wärme, bald Kühlung den benachbarten Kontinenten mit." (A. v. Humboldt's Manuscript.) Die Fucusbank von Flores und Corvo. Der Reisende, welcher aus Indien oder einem Südamerikanischen Hafen in der südlichen Hemisphäre nach Eüropa zurückkehrt, segelt nicht zwischen den Kanarischen Inseln und den Azoren hindurch, sondern entfernt sich scheinbar von seinem Ziele, indem er die zuletzt genannte Inselgruppe auf der nordwestlichen Seite passirt. Die Ursache ist, weil er auf jenem geraden Wege in den niedern Breiten gerade gegen den Nordostpassat fahren müßte und auch in höhern Breiten mehren Theils nördliche Winde treffen würde, während er auf dem Kurse um die Azoren den Passat benutzen, und in den meisten Fällen gewiß sein kann, jenseits seiner Polargränze den zurückströmenden Passat oder Südwestwinde zu treffen. Auf dieser Fahrt sieht sich der Reisende, wenn er den Äquator durchschnitten und den Wendekreis des Krebses erreicht hat, plötzlich von Seekraut umgeben; er befindet sich gleichsam auf einer Oceanischen Wiese, die er über anderthalbtausend Meilen nicht verläßt; es ist das Mar de Sargasso der Portugiesischen und Spanischen Seefahrer, die Region des Gulf-weed der Engländer. Horsburgh sagt, man erblicke den Seetang gewöhnlich in Lat. 24° Oder 25°, und er erstrecke sich bis 40° oder 42° N.. Gemäß seiner Karte vom Nordatlantischen Ocean erreichte das Englische Kriegsschiff Endymion, welches die Ostindiche Kauffahrteiflotte konvoiirte, die südliche Gränze des Gulfweeds am 5. Oktober 1799 in Lat. 23° 20' N., Long. 34° 20' W., und überschritt die nördliche am 18. Okt. in Lat. 40° 55' N., Long. 32° 35' W. Rennell bemerkt in seinem Buche : Man nehme an, der Seetang liege nahe auf dem Meridian von Corvo und Flores zwischen den Parallelen von 25° und 36° und ungefähr zwischen den Meridianen von 30° und 32° W.; aber die Thatsachen, welche er auf seinen Karten in so großer Menge angiebt, rücken die Parallelgränzen des Fucus natans weit über jene Breiten hinaus und setzen die Meridian-Are des langen Langstreifens in etwa 37° W. Länge von Greenwich. India Directory, Vol. II., p. 602. Investigation of the Currents, p. 184. Diese Bemerkung schrieb Rennell im Jahre 1816 nieder. Herr v. Humboldt hat bereits in der Beschreibung seiner Reise durch die Äquinoktial-Gegenden des Neüen Kontinents die Sargasso-See zum Gegenstande seiner gelehrten und scharfsinnigen Untersuchungen gemacht; neüerdings aber ihn sehr ausführlich behandelt in der mehr erwähnten Denkschrift über die Meeresströme, aus der ich den nachfolgenden Auszug mit Erlaubniß des Verfassers hier einschalte: "Es ist gegenwärtig eine allgemein verbreitete Meinung unter den Seefahrern, daß im Normalzustande des Impulses die mehr isolirten westlichen Azoren, Corvo und Flores in dem Golfstrome, Pico und Fayal aber an dem östlichen Saume desselben liegen, da der Strom von Nantucket bis zur Long. 32° W. fast ununterbrochen von W. nach O. fließt, dann plötzlich, aus noch unergründeten Ursachen, gegen S. umsetzt und sich unter Lat. 35°, im Meridian von Pico, verliert. Dieser Strom warmen Wassers, der seinen frühesten Impuls einer Strömung in der südlichen Hemisphäre, den von Madagaskar aus über die Nadelbank und um das Vorgebirge der guten Hoffnung wirbelnden Wassern, und einem Stoß gegen die vorspringende brasilische Küste beim Kap St. Roque verdankt, nimmt erst von der Spitze von Florida bis zur Bank von Neüfundland eine nordöstliche, von da bis gegen die westlichsten Azoren eine östliche und zuletzt eine südliche Richtung an. " "Betrachtet man diese Gegend zwischen Long. 40°1/2 und 42°1/2 W. südlich vom 45sten Parallel, gleichsam als den Ausfluß, die Mündung des Golfstroms, so wird dadurch scheinbar die Meinung begünstigt, als sei die dort befindliche Anhaüfung von Seetang eine lange und schmale Fucus-Zone, welche sich von N. gegen S., von dem Parallel von Corvo bis zu dem Parallel der Capverdischen Inseln hinzieht, ein Auswurf oder eine Anschwemmung des Oceanischen Flusses warmen Wassers. Man glaubt nach dieser Ansicht, der Golfstrom sammele erst (wirbelnd) in dem Mexikanischen Meerbusen, dann in der Bahama-Straße, den Seetang während seines Laufs, und deponire denselben da, wo er als Strom verschwinde. Es ist nach meiner eigenen Erfahrung keineswegs zu leügnen, daß besonders an seinen Rändern fast in seiner ganzen Länge das Flußbette des Golfstroms, so weit ich es auf vier Seefahrten (von der Küste von Caracas nach dem Kap S. Antonio der Insel Cuba, von Vera-Cruz längs der Küsten der Louisiana nach der Havana, von diesem Hafen durch die Bahama-Straße nach Philadelphia, und von da über den südlichen Theil der Bank von Neüfundland bis in den Meridian der Outer oder False-Bank) in mehr als 5600 Seemeilen Länge beschifft habe , mit zahllosen, der Richtung des Stroms parallelen Streifen von Fucus natans gefüllt ist; aber wenn auch jener Ansicht über das allmälige Zusammen-Schwemmen des Seetangs und über die Entstehung der weit ausgedehnten Fucus-Bank westlich von den Azoren, der auch Rennell (bedingungsweise) beitritt, keine physiologisch-botanischen Gründe direkt entgegen stehen, so ist doch nicht einzusehen, warum nicht auch nahe Untiefen zu jener Anhaüfung mit beitragen sollten. Der größte Theil Tangs südwestlich von den Azoren ist frisch und in voller Vegetation, als wäre er eben erst den Felsen entrissen, und das Senkblei ist so selten in jenen tangreichen Regionen ausgeworfen worden, daß man wol vermuthen kann, die zwei Inselgruppen der Azoren seien nicht die einzigen vulkanischen Hebungen, welche dort der Meeresboden erfahren. Eine Gegend nördlich vom 40sten Parallel und NW. von Corvo scheint mir besonders für den Zuwachs zu zeügen, den die Tangmenge auch aus nahen Untiefen erhält. In dieser Gegend befindet sich zwischen Lat. 40° und 46°, Long. 40° und 31° W. das nördliche Ende der großen Azorischen Fucus-Bank. Die Richtung des Tang-Streifen ist dort von SW. nach NO., und er durchsetzt dammartig und bleibend die südostwärts fließenden stark bewegten Wasser des Golfstroms, wie man auf Rennell's Karte deütlich sehen kann." Alle Längenbestimmungen in dieser Abhandlung des Hrn. von Humboldt beziehen sich auf den Pariser Meridian (2° 20' O. Grw.) und die Temperatur-Angaben auf die Celsius'sche Thermometer- Skala. Nach der Temperatur des Meerwassers zu urtheilen, verließ ich den Golfstrom in der Nacht vom 15. zum 16. Juli 1804 zwischen: Lat. 43° 24'; Long. 48° 4': Meer 21°,0, Luft 22° 7', um 7 h Abends: der nördlichste Rand des Golfstroms war durch Eismassen, die sich kurz vorher in diesen Gegenden gezeigt, und durch eine Strömung von N. her (von False-Bank) erkältet. Lat. 43° 21'; Long. 46° 0': Meer 18° 8'; Luft 22° 7', um 4 h Abends. Noch schwamm viel Fucus natans umher. Humboldt. "Ich habe ehemals selbst, nicht auf eigene Erfahrung, sondern auf die Zeügnisse von Turner und Lamouroux gestützt, die Meinung für die wahrscheinlichere gehalten, es können die Fucusarten keine neüen Zweige treiben, wenn sie von der Wurzel getrennt umherschwimmen. Aber die physiologische Betrachtung, daß alle Theile der Algen fast gleichmäßig leben, und daß der Fucus natans (Sargassum natans, Lamouroux) aus dem Gestein des Seebodens mittelst seiner wurzelartigen Wulst, die ihm nur als klauenartige Stielverlängerung zum Anheften zu dienen scheint, wol schwerlich irdische Nahrung ziehe, hat mich schon längst in meiner früheren Meinung wankend gemacht. Allerdings mögen die Sporen der Thalassophyten, in Mucus gehüllt, von der Oberfläche des Meeres durch ihre Schwere herab zu Boden fallen, und sich dort, wie Martius und de Candolle glauben, an Felsen anheften. Neben dieser Art der Fortpflanzung und Vermehrung ist aber eine andere wahrscheinlich, und auf Analogie der Süßwasser-Algen gegründet. Meyen vermuthet, daß der Seetang frei schwimmend vegetirt, und sich in neüe blattartige Lappen ausdehnt; eine Vermuthung, die schon Thunberg ausgesprochen, ohne sie physiologisch zu begründen. Bei den Vaucherien und bei Polysperma glomerata hat der scharfsichtige Meyen gezeigt, daß zwei Fortpflanzungen Statt finden, durch die Sporen der eigentlichen Früchte, und durch die, welche im Innern der Schlaüche selbst enthalten sind. Viele dieser Algen tragen nie Früchte, sondern die Entwickelung neüer Individuen beruht auf der Astbildung." Bei keinem einzigen Exemplare der Tausende von Fucus natans (identisch mit Sargassum vulgare und S. bacciferum, Agardhs), die ich im Sargasso-Meer sammelte, heißt es in dem Berichte der Reise um die Erde auf dem Preüßischen Schiffe Prinzeß Louise, habe ich Früchte gefunden, während die Pflanzen, welche ich an der Küste Brasiliens erlangte, immer mit Früchten bedeckt waren. Ich glaube, daß jener schwimmende Tang nie festgesessen hat. Frei im Wasser haben sich seine jungen Keime entwickelt, und Wurzeln und Blätter, aber beide von gleicher Beschaffenheit, nach allen Seiten ausgetrieben. Bei den Süßwasser-Algen bedingt sich gegenseitig die Bildung der Frucht und der Wurzel. Die Wurzel der Tangarten ist, wie die der Conferven nur eine in Entwickelung gehemmte Frons. "Es ist nicht uninteressant zu bemerken, daß die Meinung, frische blättertreibende Algen des Meeres müßten ihrem Geburtsort ganz nahe sein, dem großen Entdecker Christoph Colon eigenthümlich war. Wir sind jetzt glücklich genug, die Beobachtungen dieses geistreichen, die kleinsten Erscheinungen scharf auffassenden Seefahrers fast so zu lesen, wie er sie bei dem ersten Eindruck des Gesehenen gleich niederschrieb. Colon's Journal der ersten Entdeckungsreise ist für die so merkwürdige Permanenz der großen Fucuslagen westlich von Corvo, ich meine für die seit vierthalbhundert Jahren unveränderte Örtlichkeit der großen Fucus-Wiese (die keine contourlose unbestimmte Fläche, wie man fälschlich sagt, sondern einen ziemlich scharf begränzten von NNO. gegen SSW. gedehnten Streifen bildet) sehr wichtig. Am 16. Sept. 1492 zeigten sich dem kühnen Seefahrer (Lat. 28°, Long. 35°1/2 W.) die ersten Fucus-Massen in abgesonderten Massen. ""Das Kraut,"" sagt Colon (er bedient sich nie der portugiesischen Benennung: Sargasso), ""war so grün, daß man schließen konnte, es sei erst ganz vor kurzem von dem Boden losgerissen; auch glaubten alle (meine Seeleüte), daß wir nahe einer Insel wären, ich sage einer Insel, nicht dem Kontinente (von Asien), der tierra firme: ""denn,"" setzt der Admiral sonderbar apodiktisch hinzu: "das feste Land finde ich erst weiter vorwärts."" Die Fucusart karakterisirt Colon specifisch durch kleine Früchte, die denen der Pistazie gleichen. So oft er des vielen Seetangs im Schiffsjournale erwähnt, unterscheidet er, wie neüere Seefahrer, ob der Tang alt oder frisch ist, oder beides zugleich." "Wenn man betrachtet eines Theils den geringen Abstand der durch Colon beschriebenen Tang-Wiese von den Inseln Corvo und Flores, andern Theils die Reisen, die man lange vor Colon von den Azoren gegen NO. unternahm (Pedro de Velasco, ein unternehmender Seemann aus Palos, schiffte von Flores nach Irland, volle 40 Jahre vor 1492), so wird es mehr als wahrscheinlich, daß bei den haüfigen Stürmen des Azorischen Meeres, welche die Schiffe von ihrer beabsichtigten Fahrt abführten, das Phänomen einer lokalen Anhaüfung von Seetang lange vor der ersten großen Entdeckungsreise der Spanier, diesen und den Portugiesen bekannt sein mußte. Wie sollte von 1449 bis 1492, bei dem damals regen Unternehmungsgeiste, das Mar de Sargasso nicht befahren worden sein? Auch spricht Colon in seinem Reise-Journal, als er auf der Rückkehr von der ersten Entdeckungsfahrt sich den Azoren nahet (7. Febr. 1493), von einem Seetang, der dieser Region eigenthümlich und von dem vorher gesehenen verschieden ist." "Die Benennung ""Mar de Sargasso"", womit die alten portugiesischen und spanischen Seefahrer seit dem 15ten Jahrhundert die Seetangreiche Meer-Region zwischen den Azoren und den Bermuden belegen, ist sehr unbestimmt. Rennell ist in seinem großen Werke über die Atlantischen Meeresströmungen der in meiner Reise nach der Äquatorial-Region (1814) aufgestellten Meinung, daß es zwei Gruppen von zusammengedrängtem frischem Seetang zwischen den Meridianen der Azoren und der Bahama-Inseln gebe, beigetreten. Die erste und größte dieser Gruppen ist der Längenstreifen von Flores und Corvo, dessen ich so eben erwähnt habe. Er schließt weder Corvo noch das um 5 1/2 Bogenminuten westlicher liegende Eiland Flores ein , wie es die bewegten warmen Wasser des Golfstroms thun. Der östliche Rand der Fucus-Bank bleibt im Mittelzustande vom Meridian von Corvo (Long. 33° 31' W.) entfernt, bei Lat. 39 1/2 und 41° im Westen fast vier Längengrade, bei Lat. 30° und 20°, dagegen 7° 1/4 und 3°3/4. Rennell hat eine große Menge von Beobachtungen gesammelt, denen zufolge ich die östlichen und westlichen Gränzen der Fucus- Bank von Flores und Corvo folgender Maaßen finde: Trotz dieses Umstandes des Nicht-Einschließens halte ich die Benennung "Fucus-Bank von Flores und Corvo", in so fern sie die Nähe dieser Inseln bezeichnet, für karakteristisch und empfehlungswerth. -- Humboldt. Ostgränze: Westgränze: im Parallel: Long. 37° 25' 42° 15' W. Lat. 20° 40 10 44 20 25 40 50 44 50 30 42 20 44 50 35 37 15 42 20 40 31 40 32 15 45 "Die nordöstlichste Erstreckung des Tang-Streifens scheint im Meridian von Fayal selbst, fast 2°1/4 östlich vom Meridian von Corvo, im Parallel von 46° zu liegen. Das südlichste Ende beobachtete Kapt. Birch im Februar 1818 in Lat. 19° 2/3 bei Long. 39° 1/4 W. Nach der Art, wie diese numerischen Verhältnisse, die von den Fehlern der Ortsbestimmung wol nicht ganz gereinigt werden konnten, erhalten sind, muß man die östlichsten und westlichsten Längen unter verschiedenen Breitengraden nicht als gleichzeitige Ränder der Fucus-Bank, sondern als die Gränzen betrachten, zwischen welchen die Beobachtungen bei verschiedenen Zuständen des Meeres schwanken. Im Mittelzustande scheint demnach die Achse des Streifens bei Lat. 20° in Long. 40° W. 30 43 40 39 3/4 46 31 1/4 zu liegen. Die Richtung der Achse ist von dem Parallel von Corvo nördlich ohngefähr N. 42° O. Südlich von diesem Parallel behält sie bis zu Lat. 35° fast dieselbe Richtung, doch mehr SSW. bis NNO.; südlicher als 35° weicht bis Lat. 25° die Richtung wenig vom Meridian ab, und wendet sich sogar bis zum Parallel von 20° wieder allmälig gegenSO., so daß in Lat. 20° und 40° die Fucus-Zone fast in denselben Längengraden liegt. Diese Schilderung ist ganz und allein nach den von Rennell gesammelten Thatsachen. Evans bemerkt, daß die größte Anhaüfung von Tang zwischen den Parallelkreisen von 30° und 36° ist. In südlicheren Breiten gegen 20°, sagt Rennell (und wir werden gleich sehen, wie richtig diese Bemerkung ist), dehnt sich der Tang weit gegen O. aus und scheint mehrere parallele Lager zu bilden." "Ich werde jetzt einige noch unbenutzte Erfahrungen anführen, um zu beweisen, wie Strömungen und Winde jene Gränzen der Fucus-Bank von Corvo zu gewissen Jahreszeiten verändern. Labillardiere bemerkt, daß er von Lat. 25° und Long. 31° an (also fast im Meridian der Azorischen Insel Fayal) gegen NNW. steüernd, in einer Strecke von mehr als 140 Myriametern (750 geogr. Meilen) das Meer mit einer unbeschreiblich dicken Masse von Fucus natans bedeckt fand. Die angegebene Distanz würde das nördliche Ende dieser Fucusmenge für Labillardiere's Schiff ohngefähr in Lat. 36°3/4 und Long. 35° 1/8 setzen, in eine Gegend, wo Rennell eine abgesonderte Tang-Insel angiebt. Diese Beobachtung einer sonderbar östlichen Verbreitung des Fucus natans in niederen Breiten, zwischen den Parallelen von 25° bis 35° und 31° bis 35° westl. Länge, findet einige Bestätigung in den handschriftlichen Schiffsjournalen meines Freündes, Hrn. Lichtenstein. Auf seiner Rückreise vom Vorgebirge der guten Hoffnung fand er die ersten Massen Ende April 1806 unter Lat. 18° 55' und Long. 35° 37' W.; aber bei stiller See und gleichmäßig frischem Winde aus NO. wurden die Massen immer dichter zwischen 19°1/2 bis 22°1/4 Breite und 35°3/4 bis 36°1/4 W. Länge, so daß drei Tage lang ""der Ocean stellenweise wie eine Wiese mit Fucus, in dem der Lophius und Scylläen hausten, bedeckt war."" Nördlicher als der Parallel von 22°3/4 und noch bei Long. 36° verschwand der Seetang plötzlich, und das Meer blieb davon frei bis zur Insel Pico. Hr. Lichtenstein segelte also von Lat. 22°3/4 an diesseits des östlichen Randes der Bank von Flores und Corvo, um von 36° nach 30° 48' westl. Länge, unter welcher die Insel Pico liegt, zu gelangen. Auch Bory de St. Vincent sah fast ununterbrochene Streifen von Fucus natans seit Lat. 23°1/2 und Long. 35° bis Lat. 35°. Leider fehlt die Längenbestimmung für den letzten Punkt. Ich selbst habe am Ende des Monats Juni 1799, auf meiner Schifffahrt von der Corunna nach Cumana, bei frischem ONO. Winde zwischen Lat. 20° 24' bis 20° 8' N. und Long. 27° 45' bis 28° 50' W., also nordwestlich von den Capverdischen Inseln, und 8° östlich von dem Punkte, den Rennell für das südöstlichste Ende der großen Fucus- Bank hält, sehr viel schwimmende Tang-Gruppen beobachtet." "Diese anomalen Thatsachen, welche dem Major Rennell unbekannt geblieben, sind mehrfacher Deütung fähig. Allerdings ist das südliche Ende des Fucus- Streifens von Corvo von den Capverdischen Inseln (in OSO.) noch über 600 Seemeilen entfernt, und die Richtung der Strömung um diese Inseln (gegen SW. und WSW.) entgegnet der oft geaüßerten Vermuthung, als kämen die Tangmassen, die man oft, doch aber immer nur in mäßiger Menge, auf der großen Handelsstraße von Spanien nach Trinidad und Caracas zwischen Lat. 19° bis 22°, und schon Long. 28° bis 29°1/2 antrifft, vor den Inseln S. Antonio und Bonavista. Labillardiere's Beobachtung leitet auf die Frage, ob die große Fucus- Zone von Corvo, die im Mittelzustande in Long. 40° und 41° liegt, durch NW. Stürme und Strömung getrieben, bisweilen 6° bis 7° östlicher vortritt, oder aber ob es nicht vielmehr in den Lat. von 24° und 34° gleichzeitig mehrere vorliegende Tangstreifen giebt, deren einer, und zwar der östlichste, in der Richtung, in der Labillardiere steüerte, durchschnitten ward. Lichtensteins Erfahrungen weichen weniger auffallend von dem Normal- Zustande ab. Otto von Kotzebue erwähnt in seiner Reisebeschreibung des Sargasso-Meeres nicht, und der vortreffliche Naturforscher dieser Expedition, Adalbert von Chamisso, hat nur in seinem Tagebuche aufgefunden, daß der Rurick auf der Rückkehr nach Eüropa die ersten Tang-Massen am 22. Mai in Lat. 20° und Long. 37°1/2 W. zu durchschneiden anfing; in Lat. 23° und Long. 38°1/4 (am 24. Mai 1818) wurden sie sehr haüfig und dick. Man verlor sie aus dem Gesicht, als man in Lat. 35° 42' und Long. 37°1/2 (SW. von Flores) gelangte. Folgende Zahlen bestimmen genauer die Örtlichkeit der Beobachtungen nach Horner's Angaben. 22. Mai. Lat. 19° 59' Long. 37° 30' W. 23. 21 40 38 35 24. 23 06 39 11 25. 25 23 39 20 26. 27 39 39 30 27. 30 04 39 44 28. 32 37 38 55 29. 34 34 38 15 30. 35 42 37 32 "Der Rurick fand also die große Tang-Zone von Corvo eben da, wo Birch, Alsager, Hamilton und Livingston sie 1818--1820 gesehen hatten. Ebenso Meyen auf der Rückreise von Canton im Jahre 1832. Die ersten bedeütenden Massen des Seegrases erschienen in Lat. 20° und Long. 36° 20'. Die Menge nahm zu im Parallel von 24° und Long. 39°1/2. Das Maximum war Lat. 35° und 36°, bei Long. 43°1/4 W. Diese Angaben stimmen vollkommen mit dem, was wir oben als den Normal- Zustand geschildert haben. Um so befremdender ist es mir, daß Admiral Krusenstern, fast mitten durch diese Zone hinsteüernd (Juni 1806) Lat. 27° 25', Long. 40° 29' W. 30 34 43 30 37 32 41 06 und so nach überaus genauen Längenbestimmungen des Seetangs gar nicht erwähnt . Allerdings bleibt das Phänomen einer grünenden Oberfläche ungesehen, wenn man auch nur wenige Meilen vom Rande des Streifens hinsegelt. Eine genaue Untersuchung des Gegenstandes lehrt, daß man genau unterscheiden muß zwischen dem eigentlichen großen Längenstreifen von Corvo, dessen Hauptachse die Meridiane von 40° und 43° durchschneidet, und dem mit Tangbündchen mehr oder weniger dicht erfüllten Meere, das östlich von jenem großen Längenstreifen zwischen den Parallelen von 20° und 35° sich bis zum 32sten Längengrade, ja bis zum Meridian von Fayal erstreckt. Die Existenz dieser sporadischen Massen und vorliegenden Streifen, auf welche die Schiffer treffen, die vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach Eüropa heimkehren, beweisen die Beobachtungen von Krusenstern's Reise, II., 422--424. Aber aus Horner's Tabelle des specifischen Gewichts des Meerwassers sieht man, daß die Nadeschda zwischen Lat. 25° und 26°, und Long. 39° 1/4 W. "von Seegras, mit dem das Meer weit umher bedeckt ist, umgeben war." (Bd. III., 151, 153). Diese Angabe stimmt ziemlich mit dem überein, was wir für den Normal-Zustand halten. Humboldt. Lat. Long. Lat. Long. Lichtenstein ..... 19° 1/2 35° 3/4 -- 22° 1/4 36° 1/4 Bory de St. Vincent . 23 1/2 35 Lat. Long. Lat. Long. Freycinet (Exp. der Urania) 28° 31' 35° 55' -- 36° 01' 35° 44' (Exp. der Coquille) 29 54 32 45 -- 31 35 31 07 D'Urville (Ex. de l'Astrolabe) 24 51 32 39 -- 26 20 33 39 29 05 3053 Gaudichaud (Rückr. v. Chili) 27 3/4 37 3/4 -- 29 35 1/2 Labillardiere ..... 25 31 -- 36 1/2 35 1/2 "Die zweite und kleinere Gruppe von Seetang liegt in SSW. und SW. der Bermuden. Wie mir nach neüern Untersuchungen scheint, kann man ihre Gränze im Mittelzustande also angeben: Lat. 25°--31°, Long. 68° -- 76°. Die Hauptachse ist ohngefähr N. 60° O. gerichtet. Man durchschneidet sie, wenn man von den Bermuden nach dem Baxo de Plata (Caye d'Argent) im Norden der Halbinsel Somane von Haiti, segelt. Ein sehr erfahrener Spanischer Seemann, der mich von der Havana im Mai 1804 bei sehr stürmischer See durch die Bahamastraße nach Philadelphia führte, hat mich versichert, in der kleinen Fucusbank im Westen von den Lucayischen Inseln zusammenhängende Tangmassen von 3/4 bis 1 Seemeile Länge gesehen zu haben. Bei schwachem Winde hinderten sie sehr bemerkbar den Lauf des Schiffes. "Um sich ein vollständiges Bild von der Vertheilung dieser gesellschaftlich lebenden Thalassiophyten zu machen, muß man noch eine Meerzone betrachten, welche zwischen Lat. 25° und 31° 1/2 N. die große Bank von Flores und Corvo, den schmalen, von N. gegen S. gerichteten Streifen, mit der kleinen, mehr inselförmig abgerundeten, südwestlich von den Bermuden verbindet. Diese vermittelnde Zone ist zu jeder Jahreszeit in der ungeheüern Erstreckung von mehr als 1000 Seemeilen mit parallelen, schwimmenden, aber freilich wenig angehaüften Lagen von Fucus natans in theils frischem, theils sehr veraltetem Zustande erfüllt, so, daß ein Schiff nicht vom 44° bis zum 68° der Länge, von der großen Bank zur kleinern, gegen W. segeln kann, ohne nicht fast von Stunde zu Stunde Bündeln von zerstreütem Seetang zu begegnen. Bisweilen erreicht in sehr westlichen Längen das Scattered-Weed den Parallel von 34°1/2 und nähert sich dem östlichen Rande des Golfstroms. "Will man die Benennung ""Mar de Sargasso"" auf diese ganze Gegend von Corvo bis zu den Bermuden und dem Meridiane der Lucayischen Insel Eleüthera ausdehnen, so erhält man für einen Raum, der haüfig aber nicht gleichzeitig mit Seetang gefüllt ist, über 65000 deütsche Quadratmeilen, fast sechs Mal so groß als Deütschland." -- So weit Herr von Humboldt.