Gefahren im Atlantiſchen Ocean. Hr. Alexander von Humboldt bemerkt in einem handſchriftlichen Memoir , deſſen Mittheilung ich ſeiner wohlwollenden Geſinnung verdanke: „Die in der nördlichen Region des Atlantiſchen Oceans zerſtreüten, über die Oberfläche des Meeres hervorragenden Klippen (Vigies, Rocks, Shoals), von denen einige nach Purdy unbezweifelt (z. B. Devils Rock im NW. von Kap Ortegal, Toſyna Rock, Gombaud’s Rock), andere eben ſo unſicher als der Telemaque Rock auf der Afrikaniſchen Nadelbank ſind, ſollten einmal der Gegenſtand einer eigenen Unterſuchung werden. Spaniſche Seefahrer haben im Jahre 1802 in der großen Fucus-Bank von Corvo ſelbſt Klippen (rompientes) entdeckt, an denen das Meer brandet. Dieſer Klippe hat zuerſt Navarrete im Jahre 1825 Erwähnung gethan , und der Schiffslieutenant Don Miguel Moreno, der kurz vor meiner Amerikaniſchen Reiſe Theil an der Kronometer-Expedition von Don Cosme Churucca in den kleinen Antillen nahm, giebt die Rompientes in ſeiner Karte der vier Reiſen des Colon in Lat. 28° N., Long. 41° 2′ W. Greenwich an . Nach ihm und Navarrete iſt es die Nähe dieſer Klippen, die zwiſchen dem 19. und 22. Sept. 1492 dem großen Entdecker ſo viele Andeütungen des nahen Landes gab: in der Nacht vom 21. war er nur 6 bis 7 Seemeilen nördlicher geweſen , ſo daß dieſe unbedeütenden Felſen die Entdeckung eines neüen Welttheils für die damalige Zeitepoche hätten verhindern können.“ Über Meeresſtröme. Rennell glaubte an die Exiſtenz dieſer Klippe, und ſeine Vermuthung wurde im Jahre 1816 durch einen Amerikaniſchen Seefahrer, Kapt. Blakeman, bekräftigt (der die Mitte der Gefahr in Lat. 37° 57′ S. Long. 23° ſetzte). Dagegen konnte Kapt. Harmer, der das Engliſche Kriegsſchiff Heron kommandirte, fünf Jahre ſpäter die Klippe nicht finden, wie wir aus des Commodore Owen vortrefflicher Karte von Südafrika wiſſen (Rennell, Investigations on the Currents, Lond. 1832, p. 3 und 344). Wie lange hat man nicht in unſern recht eigentlich Eüropäiſchen Meeren weſtlich von den Hebriden nach der kleinen, aber hoch aus dem Waſſer aufſteigenden Felsinſel Rokol (Rockall) geſucht, die endlich Kapt. Raven auf einer Rückreiſe von Neüholland wieder fand. Sehr ungewiß ſind im Atlantiſchen Ocean auch Jean Hamons oder Hamonbs und die alte Inſel Maydu (Anmerk. des Hrn. von Ht. Von den Preüßiſchen Schiffen, welche auf ihren Weltreiſen das Vorgebirge der guten Hoffnung umſchifften, näherte ſich keines den Telemaque-Felſen; ſie hielten ſich alle innerhalb des Parallels von 36° S., um die ganze Kraft des Kap-Stroms zu benutzen. Coleccion T. I. p. 9—12. Carta del Oceano Atlantico Setentrional, con las Derrotas que siguió Dn. Cristobal Colon hasta sa Recalada á las primeras Islas que descubrió en el Nuevo Mundo. 1825. Ich finde, daß Kapt. Cook 1775 dieſen Klippen, wenn ſie wirklich vorhanden ſind, und außerdem richtig ſituirt wurden, ſehr nahe war, in Lat. 28° Long. 41° 30′. Kapt. Alſager 1822 war in demſelben Parallel noch 2° 12′ weſtlicher (Anmerk. des Hrn. v. Ht.). Von den Preüßiſchen Seehandlungsſchiffen näherten ſich dieſer Gefahr beim Durchſchneiden des 28. Parallels: Mentor, von Rio Janeiro nach Stettin ....... 3° 42′ öſtlich am 7. Febr. 1826. Chriſtian, Kapt. Riek, von Valparaiſo ..... 1° 55′ öſtlich am 28. Nov. 1827. Friedrich Wilhelm III., Kapt. Reintrock, von Rio Janeiro nach Hamburg .... 2° 24′ öſtlich am 22. Juli 1828. Prinzeß Louiſe, Kapt. Harmßen, von China ...... 2° 07′ öſtlich am 3. Juli 1829. Friedr. Wilh. III., von Hambg. nach N. Orleans .... 3° 42′ öſtlich am 11. Mai 1830. Prinzeß Louiſe, Kapt. Wendt, von China ...... 0° 34′ öſtlich am 13. März 1832. Dieſelbe, derſelbe, von China kommend ...... 4° 12′ öſtlich am 1. Mai 1834. Meeresſtröme Obſchon die Strömungen des Oceans einen der wichtigſten Theile der Hydrographie bilden, ſo iſt es doch, wie Rennell ſehr richtig bemerkt, erſt ſeit Einführung der Kronometer und der Vervollkommnung aſtronomiſcher Beobachtungen zur Beſtimmung der Meereslänge gelungen, ſich einen richtigen Begriff von ihrer Richtung und Kraft zu verſchaffen. Konnte auch vor Erfindung der Zeithalter die Abweichung, welche der Kurs eines Schiffs durch den Meeresſtrom in nördlicher oder ſüdlicher Richtung erleidet, durch Vergleichung der aus der Schiffsrechnung und der unmittelbaren Beobachtung hervorgehenden Breite gefunden werden, ſo war es doch erſt jenen unſchätzbaren Maſchinen vorbehalten, die Größe kennen zu lehren, um welche der Seefahrer in ſeiner Bahn gegen Oſten oder Weſten abgelenkt wird, und dadurch um ſo mehr zur Vervollkommnung der Schifffahrtkunſt beizutragen, als in den beſuchteſten Meeren, denjenigen, welche Eüropa von Amerika und Indien, und die neüe Welt von den öſtlichen Geſtaden des alten Kontinents trennen, die meiſten Ströme in der Richtung des Untergangs und Aufgangs fließen. Die Kenntniß der Meeresſtröme, ſagt Rennell, ſetzt den Seefahrer in den Stand, ſeinen Kurs ſo einzurichten, daß er in dem einen Fall von dem Strome den größten Vortheil zieht oder in dem andern den geringſten Nachtheil erfährt; die genaue Bekanntſchaft mit dieſem Phänomen befähigt ihn, ſeine Reiſen zu beſchleünigen und Gefahren zu vermeiden; ja von dieſer Erſcheinung und den ſie erzeügenden Luftſtrömen hangt der Weg ab, den ein Schiff nehmen muß, um in der kürzeſten Zeit von einem Hafen zum andern zu gelangen; ein Weg, der nicht durch die kürzeſte Entfernung oder die geodätiſche Linie bezeichnet wird, ſondern durch eine Kurve, welche von jener oft ſehr bedeütend abweicht. Raum und Zeit ſtehen bei der Navigation in der innigſten Wechſelwirkung. Ein Schiffer, der von der Mündung des Engliſchen Kanals nach der Havana will, darf nicht, wie es der Blick auf die Karte vermuthen läßt, den kürzeſten Weg nehmen und ſeinen Kurs nördlich von den Azoren auf die Halbinſel Florida und die Bahamaſtraße ſetzen; ſondern er wendet ſich, ſobald er den Engliſchen Kanal verlaſſen und den Atlantiſchen Ocean betreten hat, ſofort nach Südſüdweſten, ſchifft zwiſchen den Azoren und den Canariſchen Inſeln hindurch, ſucht den Wendekreis des Krebſes gegen den 20ſten Grad der Länge weſtlich von Ferro, das iſt mitten im Ocean zu ſchneiden, ſteüert von dort nach den kleinen Antillen und durch das Caraibiſche Meer längs der ſüdlichen Geſtade der Großen Antillen, und gelangt ſo, die weſtliche Spitze der Inſel Cuba dublirend, nach ſeinem Beſtimmungsort. Daß dieſer ſcheinbare Umweg genommen wird, beruhet auf den herrſchenden Luft- und Meeresſtrömen. Auf jener geraden Linie vom Engliſchen Kanal nach der Bahamaſtraße würde der Schiffer, mit weſtlichen und ſüdweſtlichen Winden und öſtlichen Strömungen kämpfend, die größten Mühſeligkeiten zu überwinden haben und dadurch, gelänge auch die Bergfahrt in der Bahamaſtraße, was in den meiſten Fällen ſehr zweifelhaft iſt, einen ſo großen Zeitaufwand gebrauchen, daß zu der Reiſe von Hamburg nach der Habana drei bis vier Monate gebraucht würden, während auf der großen Kurve die kleinen Antillen in 35 bis 40 Tagen erreicht werden, und der Anker im Hafen der Habana am 55ſten oder 60ſten Tage nach der Abreiſe von Hamburg ausgeworfen werden kann. Aber nicht bloß für die Zwecke der Navigation iſt die Kenntniß der Meeresſtröme von der aüßerſten Wichtigkeit, auch ein allgemeinerer Geſichtspunkt bietet ſich dar, von dem aus ſie betrachtet werden können, ein Geſichtspunkt, der die Phyſik der Erde im Ganzen umfaßt. Hr. von Humboldt bemerkt in dieſer Beziehung in der bereits oben benützten Denkſchrift Folgendes: „Die genauere Kenntniß der zwiefachen Art von Strömungen in dem Elaſtiſch-Flüſſigen (dem Luftmeere) und dem Unelaſtiſch-Tropfbar-Flüſſigen (dem Ocean, der mit jenem auf ihm ruhenden Luftmeere in Wechſelwirkung der Bewegung und Wärmevertheilung ſteht) hängt von drei veränderlichen Elementen, der Richtung, Schnelligkeit und Temperatur ab. In beiden, ſonſt ſo weſentlich von einander verſchiedenen, in ihrer Contaktfläche ſcharf begränzten Erd-umhüllenden Schichten (in der Atmoſphäre und in dem Ocean) wird das letzte der eben genannten Elemente, die Temperatur, durch die zwei anderen, die Richtung und die Schnelligkeit, beſtimmt. Iſt die Meeresſtrömung in der Bahamaſtraße durch heftige, die Barometerhöhe vermehrende und den regelmäßigen Wechſel der atmoſphäriſchen Ebbe und Fluth ſtörende N. Stürme, in ihrem Laufe gehemmt, das heißt, in ihrer Schnelligkeit gemindert, ſo ſinkt die Temperatur des Golfſtroms 700 geogr. Meilen weit, da wo ſich derſelbe in nordöſtlicher Richtung, gegen die weſtlichſten der Azoriſchen Inſeln, Corvo und Flores hin, in eine große Wieſe von Seetang verliert. Richtung der Luft- und Meeres-Ströme, je nachdem ſie die Meridiane in verſchiedenen Winkeln durchſchneiden, aus höheren Breiten ſich zu niederen oder umgekehrt bewegen, beſtimmt den Temperatur- Unterſchied zwiſchen der zuſtrömenden Luft- oder Waſſer- Maſſe und der ruhenden, zu der ſie ſich miſcht, oder die ſie flußartig durchſchneidet. Wie die Klimate und die wichtigſten meteorologiſchen Erſcheinungen eben ſo ſehr von der Richtung der Winde, in Hinſicht auf Azimuth und Neigung (von Miſchung der Luftſchichten, die verſchiedenen Breiten-Zonen oder höheren und niederen Regionen der Atmoſphäre zugehören) als von dem öſtlichen Sonnenſtande, d. h. dem Einfallswinkel der Sonnenſtrahlen abhangen, eben ſo wirken mittelbar auch die oceaniſchen Flüſſe kalten und warmen Waſſers (die Strömungen der Meere) durch ihre Ausdehnung und ihre Nähe auf die Klimate der Kontinente. Die oceaniſchen Flüſſe, welche die wogende, aber in Hinſicht auf Translations-Bewegung ruhende Meeresfläche ſo manchfaltig durchſchneiden, erwärmen oder erkälten zunächſt die darüber liegende Meeresluft; ſie erregen nicht bloß Verdampfung und Niederſchläge ſalzhaltiger Dämpfe, ſondern Sturm und plötzlichen Wechſel elektro-magnetiſcher Spannungen; ſie theilen, dauernde und ſanftere Luftſtröme erzeügend, nach Verſchiedenheit ihrer eigenen Temperatur, bald Wärme, bald Kühlung den benachbarten Kontinenten mit.“ (A. v. Humboldt’s Manuſcript.) Die Fucusbank von Flores und Corvo. Der Reiſende, welcher aus Indien oder einem Südamerikaniſchen Hafen in der ſüdlichen Hemiſphäre nach Eüropa zurückkehrt, ſegelt nicht zwiſchen den Kanariſchen Inſeln und den Azoren hindurch, ſondern entfernt ſich ſcheinbar von ſeinem Ziele, indem er die zuletzt genannte Inſelgruppe auf der nordweſtlichen Seite paſſirt. Die Urſache iſt, weil er auf jenem geraden Wege in den niedern Breiten gerade gegen den Nordoſtpaſſat fahren müßte und auch in höhern Breiten mehren Theils nördliche Winde treffen würde, während er auf dem Kurſe um die Azoren den Paſſat benutzen, und in den meiſten Fällen gewiß ſein kann, jenſeits ſeiner Polargränze den zurückſtrömenden Paſſat oder Südweſtwinde zu treffen. Auf dieſer Fahrt ſieht ſich der Reiſende, wenn er den Äquator durchſchnitten und den Wendekreis des Krebſes erreicht hat, plötzlich von Seekraut umgeben; er befindet ſich gleichſam auf einer Oceaniſchen Wieſe, die er über anderthalbtauſend Meilen nicht verläßt; es iſt das Mar de Sargaſſo der Portugieſiſchen und Spaniſchen Seefahrer, die Region des Gulf-weed der Engländer. Horsburgh ſagt, man erblicke den Seetang gewöhnlich in Lat. 24° Oder 25°, und er erſtrecke ſich bis 40° oder 42° N.. Gemäß ſeiner Karte vom Nordatlantiſchen Ocean erreichte das Engliſche Kriegsſchiff Endymion, welches die Oſtindiche Kauffahrteiflotte konvoiirte, die ſüdliche Gränze des Gulfweeds am 5. Oktober 1799 in Lat. 23° 20′ N., Long. 34° 20′ W., und überſchritt die nördliche am 18. Okt. in Lat. 40° 55′ N., Long. 32° 35′ W. Rennell bemerkt in ſeinem Buche : Man nehme an, der Seetang liege nahe auf dem Meridian von Corvo und Flores zwiſchen den Parallelen von 25° und 36° und ungefähr zwiſchen den Meridianen von 30° und 32° W.; aber die Thatſachen, welche er auf ſeinen Karten in ſo großer Menge angiebt, rücken die Parallelgränzen des Fucus natans weit über jene Breiten hinaus und ſetzen die Meridian-Are des langen Langſtreifens in etwa 37° W. Länge von Greenwich. India Directory, Vol. II., p. 602. Investigation of the Currents, p. 184. Dieſe Bemerkung ſchrieb Rennell im Jahre 1816 nieder. Herr v. Humboldt hat bereits in der Beſchreibung ſeiner Reiſe durch die Äquinoktial-Gegenden des Neüen Kontinents die Sargaſſo-See zum Gegenſtande ſeiner gelehrten und ſcharfſinnigen Unterſuchungen gemacht; neüerdings aber ihn ſehr ausführlich behandelt in der mehr erwähnten Denkſchrift über die Meeresſtröme, aus der ich den nachfolgenden Auszug mit Erlaubniß des Verfaſſers hier einſchalte: „Es iſt gegenwärtig eine allgemein verbreitete Meinung unter den Seefahrern, daß im Normalzuſtande des Impulſes die mehr iſolirten weſtlichen Azoren, Corvo und Flores in dem Golfſtrome, Pico und Fayal aber an dem öſtlichen Saume deſſelben liegen, da der Strom von Nantucket bis zur Long. 32° W. faſt ununterbrochen von W. nach O. fließt, dann plötzlich, aus noch unergründeten Urſachen, gegen S. umſetzt und ſich unter Lat. 35°, im Meridian von Pico, verliert. Dieſer Strom warmen Waſſers, der ſeinen früheſten Impuls einer Strömung in der ſüdlichen Hemiſphäre, den von Madagaskar aus über die Nadelbank und um das Vorgebirge der guten Hoffnung wirbelnden Waſſern, und einem Stoß gegen die vorſpringende braſiliſche Küſte beim Kap St. Roque verdankt, nimmt erſt von der Spitze von Florida bis zur Bank von Neüfundland eine nordöſtliche, von da bis gegen die weſtlichſten Azoren eine öſtliche und zuletzt eine ſüdliche Richtung an. “ „Betrachtet man dieſe Gegend zwiſchen Long. 40°½ und 42°½ W. ſüdlich vom 45ſten Parallel, gleichſam als den Ausfluß, die Mündung des Golfſtroms, ſo wird dadurch ſcheinbar die Meinung begünſtigt, als ſei die dort befindliche Anhaüfung von Seetang eine lange und ſchmale Fucus-Zone, welche ſich von N. gegen S., von dem Parallel von Corvo bis zu dem Parallel der Capverdiſchen Inſeln hinzieht, ein Auswurf oder eine Anſchwemmung des Oceaniſchen Fluſſes warmen Waſſers. Man glaubt nach dieſer Anſicht, der Golfſtrom ſammele erſt (wirbelnd) in dem Mexikaniſchen Meerbuſen, dann in der Bahama-Straße, den Seetang während ſeines Laufs, und deponire denſelben da, wo er als Strom verſchwinde. Es iſt nach meiner eigenen Erfahrung keineswegs zu leügnen, daß beſonders an ſeinen Rändern faſt in ſeiner ganzen Länge das Flußbette des Golfſtroms, ſo weit ich es auf vier Seefahrten (von der Küſte von Caracas nach dem Kap S. Antonio der Inſel Cuba, von Vera-Cruz längs der Küſten der Louiſiana nach der Havana, von dieſem Hafen durch die Bahama-Straße nach Philadelphia, und von da über den ſüdlichen Theil der Bank von Neüfundland bis in den Meridian der Outer oder Falſe-Bank) in mehr als 5600 Seemeilen Länge beſchifft habe , mit zahlloſen, der Richtung des Stroms parallelen Streifen von Fucus natans gefüllt iſt; aber wenn auch jener Anſicht über das allmälige Zuſammen-Schwemmen des Seetangs und über die Entſtehung der weit ausgedehnten Fucus-Bank weſtlich von den Azoren, der auch Rennell (bedingungsweiſe) beitritt, keine phyſiologiſch-botaniſchen Gründe direkt entgegen ſtehen, ſo iſt doch nicht einzuſehen, warum nicht auch nahe Untiefen zu jener Anhaüfung mit beitragen ſollten. Der größte Theil Tangs ſüdweſtlich von den Azoren iſt friſch und in voller Vegetation, als wäre er eben erſt den Felſen entriſſen, und das Senkblei iſt ſo ſelten in jenen tangreichen Regionen ausgeworfen worden, daß man wol vermuthen kann, die zwei Inſelgruppen der Azoren ſeien nicht die einzigen vulkaniſchen Hebungen, welche dort der Meeresboden erfahren. Eine Gegend nördlich vom 40ſten Parallel und NW. von Corvo ſcheint mir beſonders für den Zuwachs zu zeügen, den die Tangmenge auch aus nahen Untiefen erhält. In dieſer Gegend befindet ſich zwiſchen Lat. 40° und 46°, Long. 40° und 31° W. das nördliche Ende der großen Azoriſchen Fucus-Bank. Die Richtung des Tang-Streifen iſt dort von SW. nach NO., und er durchſetzt dammartig und bleibend die ſüdoſtwärts fließenden ſtark bewegten Waſſer des Golfſtroms, wie man auf Rennell’s Karte deütlich ſehen kann.“ Alle Längenbeſtimmungen in dieſer Abhandlung des Hrn. von Humboldt beziehen ſich auf den Pariſer Meridian (2° 20′ O. Grw.) und die Temperatur-Angaben auf die Celſius’ſche Thermometer- Skala. Nach der Temperatur des Meerwaſſers zu urtheilen, verließ ich den Golfſtrom in der Nacht vom 15. zum 16. Juli 1804 zwiſchen: Lat. 43° 24′; Long. 48° 4′: Meer 21°,0, Luft 22° 7′, um 7 h Abends: der nördlichſte Rand des Golfſtroms war durch Eismaſſen, die ſich kurz vorher in dieſen Gegenden gezeigt, und durch eine Strömung von N. her (von Falſe-Bank) erkältet. Lat. 43° 21′; Long. 46° 0′: Meer 18° 8′; Luft 22° 7′, um 4 h Abends. Noch ſchwamm viel Fucus natans umher. Humboldt. „Ich habe ehemals ſelbſt, nicht auf eigene Erfahrung, ſondern auf die Zeügniſſe von Turner und Lamouroux geſtützt, die Meinung für die wahrſcheinlichere gehalten, es können die Fucusarten keine neüen Zweige treiben, wenn ſie von der Wurzel getrennt umherſchwimmen. Aber die phyſiologiſche Betrachtung, daß alle Theile der Algen faſt gleichmäßig leben, und daß der Fucus natans (Sargassum natans, Lamouroux) aus dem Geſtein des Seebodens mittelſt ſeiner wurzelartigen Wulſt, die ihm nur als klauenartige Stielverlängerung zum Anheften zu dienen ſcheint, wol ſchwerlich irdiſche Nahrung ziehe, hat mich ſchon längſt in meiner früheren Meinung wankend gemacht. Allerdings mögen die Sporen der Thalaſſophyten, in Mucus gehüllt, von der Oberfläche des Meeres durch ihre Schwere herab zu Boden fallen, und ſich dort, wie Martius und de Candolle glauben, an Felſen anheften. Neben dieſer Art der Fortpflanzung und Vermehrung iſt aber eine andere wahrſcheinlich, und auf Analogie der Süßwaſſer-Algen gegründet. Meyen vermuthet, daß der Seetang frei ſchwimmend vegetirt, und ſich in neüe blattartige Lappen ausdehnt; eine Vermuthung, die ſchon Thunberg ausgeſprochen, ohne ſie phyſiologiſch zu begründen. Bei den Vaucherien und bei Polysperma glomerata hat der ſcharfſichtige Meyen gezeigt, daß zwei Fortpflanzungen Statt finden, durch die Sporen der eigentlichen Früchte, und durch die, welche im Innern der Schlaüche ſelbſt enthalten ſind. Viele dieſer Algen tragen nie Früchte, ſondern die Entwickelung neüer Individuen beruht auf der Aſtbildung.“ Bei keinem einzigen Exemplare der Tauſende von Fucus natans (identiſch mit Sargassum vulgare und S. bacciferum, Agardhs), die ich im Sargaſſo-Meer ſammelte, heißt es in dem Berichte der Reiſe um die Erde auf dem Preüßiſchen Schiffe Prinzeß Louiſe, habe ich Früchte gefunden, während die Pflanzen, welche ich an der Küſte Braſiliens erlangte, immer mit Früchten bedeckt waren. Ich glaube, daß jener ſchwimmende Tang nie feſtgeſeſſen hat. Frei im Waſſer haben ſich ſeine jungen Keime entwickelt, und Wurzeln und Blätter, aber beide von gleicher Beſchaffenheit, nach allen Seiten ausgetrieben. Bei den Süßwaſſer-Algen bedingt ſich gegenſeitig die Bildung der Frucht und der Wurzel. Die Wurzel der Tangarten iſt, wie die der Conferven nur eine in Entwickelung gehemmte Frons. „Es iſt nicht unintereſſant zu bemerken, daß die Meinung, friſche blättertreibende Algen des Meeres müßten ihrem Geburtsort ganz nahe ſein, dem großen Entdecker Chriſtoph Colon eigenthümlich war. Wir ſind jetzt glücklich genug, die Beobachtungen dieſes geiſtreichen, die kleinſten Erſcheinungen ſcharf auffaſſenden Seefahrers faſt ſo zu leſen, wie er ſie bei dem erſten Eindruck des Geſehenen gleich niederſchrieb. Colon’s Journal der erſten Entdeckungsreiſe iſt für die ſo merkwürdige Permanenz der großen Fucuslagen weſtlich von Corvo, ich meine für die ſeit vierthalbhundert Jahren unveränderte Örtlichkeit der großen Fucus-Wieſe (die keine contourloſe unbeſtimmte Fläche, wie man fälſchlich ſagt, ſondern einen ziemlich ſcharf begränzten von NNO. gegen SSW. gedehnten Streifen bildet) ſehr wichtig. Am 16. Sept. 1492 zeigten ſich dem kühnen Seefahrer (Lat. 28°, Long. 35°½ W.) die erſten Fucus-Maſſen in abgeſonderten Maſſen. „„Das Kraut,““ ſagt Colon (er bedient ſich nie der portugieſiſchen Benennung: Sargaſſo), „„war ſo grün, daß man ſchließen konnte, es ſei erſt ganz vor kurzem von dem Boden losgeriſſen; auch glaubten alle (meine Seeleüte), daß wir nahe einer Inſel wären, ich ſage einer Inſel, nicht dem Kontinente (von Aſien), der tierra firme: „„denn,““ ſetzt der Admiral ſonderbar apodiktiſch hinzu: „das feſte Land finde ich erſt weiter vorwärts.““ Die Fucusart karakteriſirt Colon ſpecifiſch durch kleine Früchte, die denen der Piſtazie gleichen. So oft er des vielen Seetangs im Schiffsjournale erwähnt, unterſcheidet er, wie neüere Seefahrer, ob der Tang alt oder friſch iſt, oder beides zugleich.“ „Wenn man betrachtet eines Theils den geringen Abſtand der durch Colon beſchriebenen Tang-Wieſe von den Inſeln Corvo und Flores, andern Theils die Reiſen, die man lange vor Colon von den Azoren gegen NO. unternahm (Pedro de Velasco, ein unternehmender Seemann aus Palos, ſchiffte von Flores nach Irland, volle 40 Jahre vor 1492), ſo wird es mehr als wahrſcheinlich, daß bei den haüfigen Stürmen des Azoriſchen Meeres, welche die Schiffe von ihrer beabſichtigten Fahrt abführten, das Phänomen einer lokalen Anhaüfung von Seetang lange vor der erſten großen Entdeckungsreiſe der Spanier, dieſen und den Portugieſen bekannt ſein mußte. Wie ſollte von 1449 bis 1492, bei dem damals regen Unternehmungsgeiſte, das Mar de Sargasso nicht befahren worden ſein? Auch ſpricht Colon in ſeinem Reiſe-Journal, als er auf der Rückkehr von der erſten Entdeckungsfahrt ſich den Azoren nahet (7. Febr. 1493), von einem Seetang, der dieſer Region eigenthümlich und von dem vorher geſehenen verſchieden iſt.“ „Die Benennung „„Mar de Sargaſſo““, womit die alten portugieſiſchen und ſpaniſchen Seefahrer ſeit dem 15ten Jahrhundert die Seetangreiche Meer-Region zwiſchen den Azoren und den Bermuden belegen, iſt ſehr unbeſtimmt. Rennell iſt in ſeinem großen Werke über die Atlantiſchen Meeresſtrömungen der in meiner Reiſe nach der Äquatorial-Region (1814) aufgeſtellten Meinung, daß es zwei Gruppen von zuſammengedrängtem friſchem Seetang zwiſchen den Meridianen der Azoren und der Bahama-Inſeln gebe, beigetreten. Die erſte und größte dieſer Gruppen iſt der Längenſtreifen von Flores und Corvo, deſſen ich ſo eben erwähnt habe. Er ſchließt weder Corvo noch das um 5 ½ Bogenminuten weſtlicher liegende Eiland Flores ein , wie es die bewegten warmen Waſſer des Golfſtroms thun. Der öſtliche Rand der Fucus-Bank bleibt im Mittelzuſtande vom Meridian von Corvo (Long. 33° 31′ W.) entfernt, bei Lat. 39 ½ und 41° im Weſten faſt vier Längengrade, bei Lat. 30° und 20°, dagegen 7° ¼ und 3°¾. Rennell hat eine große Menge von Beobachtungen geſammelt, denen zufolge ich die öſtlichen und weſtlichen Gränzen der Fucus- Bank von Flores und Corvo folgender Maaßen finde: Trotz dieſes Umſtandes des Nicht-Einſchließens halte ich die Benennung „Fucus-Bank von Flores und Corvo“, in ſo fern ſie die Nähe dieſer Inſeln bezeichnet, für karakteriſtiſch und empfehlungswerth. — Humboldt. Oſtgränze: Weſtgränze: im Parallel: Long. 37° 25′ 42° 15′ W. Lat. 20° 40 10 44 20 25 40 50 44 50 30 42 20 44 50 35 37 15 42 20 40 31 40 32 15 45 „Die nordöſtlichſte Erſtreckung des Tang-Streifens ſcheint im Meridian von Fayal ſelbſt, faſt 2°¼ öſtlich vom Meridian von Corvo, im Parallel von 46° zu liegen. Das ſüdlichſte Ende beobachtete Kapt. Birch im Februar 1818 in Lat. 19°⅔ bei Long. 39° ¼ W. Nach der Art, wie dieſe numeriſchen Verhältniſſe, die von den Fehlern der Ortsbeſtimmung wol nicht ganz gereinigt werden konnten, erhalten ſind, muß man die öſtlichſten und weſtlichſten Längen unter verſchiedenen Breitengraden nicht als gleichzeitige Ränder der Fucus-Bank, ſondern als die Gränzen betrachten, zwiſchen welchen die Beobachtungen bei verſchiedenen Zuſtänden des Meeres ſchwanken. Im Mittelzuſtande ſcheint demnach die Achſe des Streifens bei Lat. 20° in Long. 40° W. 30 43 40 39 ¾ 46 31 ¼ zu liegen. Die Richtung der Achſe iſt von dem Parallel von Corvo nördlich ohngefähr N. 42° O. Südlich von dieſem Parallel behält ſie bis zu Lat. 35° faſt dieſelbe Richtung, doch mehr SSW. bis NNO.; ſüdlicher als 35° weicht bis Lat. 25° die Richtung wenig vom Meridian ab, und wendet ſich ſogar bis zum Parallel von 20° wieder allmälig gegenSO., ſo daß in Lat. 20° und 40° die Fucus-Zone faſt in denſelben Längengraden liegt. Dieſe Schilderung iſt ganz und allein nach den von Rennell geſammelten Thatſachen. Evans bemerkt, daß die größte Anhaüfung von Tang zwiſchen den Parallelkreiſen von 30° und 36° iſt. In ſüdlicheren Breiten gegen 20°, ſagt Rennell (und wir werden gleich ſehen, wie richtig dieſe Bemerkung iſt), dehnt ſich der Tang weit gegen O. aus und ſcheint mehrere parallele Lager zu bilden.“ „Ich werde jetzt einige noch unbenutzte Erfahrungen anführen, um zu beweiſen, wie Strömungen und Winde jene Gränzen der Fucus-Bank von Corvo zu gewiſſen Jahreszeiten verändern. Labillardière bemerkt, daß er von Lat. 25° und Long. 31° an (alſo faſt im Meridian der Azoriſchen Inſel Fayal) gegen NNW. ſteüernd, in einer Strecke von mehr als 140 Myriametern (750 geogr. Meilen) das Meer mit einer unbeſchreiblich dicken Maſſe von Fucus natans bedeckt fand. Die angegebene Diſtanz würde das nördliche Ende dieſer Fucusmenge für Labillardière’s Schiff ohngefähr in Lat. 36°¾ und Long. 35°⅛ ſetzen, in eine Gegend, wo Rennell eine abgeſonderte Tang-Inſel angiebt. Dieſe Beobachtung einer ſonderbar öſtlichen Verbreitung des Fucus natans in niederen Breiten, zwiſchen den Parallelen von 25° bis 35° und 31° bis 35° weſtl. Länge, findet einige Beſtätigung in den handſchriftlichen Schiffsjournalen meines Freündes, Hrn. Lichtenſtein. Auf ſeiner Rückreiſe vom Vorgebirge der guten Hoffnung fand er die erſten Maſſen Ende April 1806 unter Lat. 18° 55′ und Long. 35° 37′ W.; aber bei ſtiller See und gleichmäßig friſchem Winde aus NO. wurden die Maſſen immer dichter zwiſchen 19°½ bis 22°¼ Breite und 35°¾ bis 36°¼ W. Länge, ſo daß drei Tage lang „„der Ocean ſtellenweiſe wie eine Wieſe mit Fucus, in dem der Lophius und Scylläen hausten, bedeckt war.““ Nördlicher als der Parallel von 22°¾ und noch bei Long. 36° verſchwand der Seetang plötzlich, und das Meer blieb davon frei bis zur Inſel Pico. Hr. Lichtenſtein ſegelte alſo von Lat. 22°¾ an dieſſeits des öſtlichen Randes der Bank von Flores und Corvo, um von 36° nach 30° 48′ weſtl. Länge, unter welcher die Inſel Pico liegt, zu gelangen. Auch Bory de St. Vincent ſah faſt ununterbrochene Streifen von Fucus natans ſeit Lat. 23°½ und Long. 35° bis Lat. 35°. Leider fehlt die Längenbeſtimmung für den letzten Punkt. Ich ſelbſt habe am Ende des Monats Juni 1799, auf meiner Schifffahrt von der Corunna nach Cumana, bei friſchem ONO. Winde zwiſchen Lat. 20° 24′ bis 20° 8′ N. und Long. 27° 45′ bis 28° 50′ W., alſo nordweſtlich von den Capverdiſchen Inſeln, und 8° öſtlich von dem Punkte, den Rennell für das ſüdöſtlichſte Ende der großen Fucus- Bank hält, ſehr viel ſchwimmende Tang-Gruppen beobachtet.“ „Dieſe anomalen Thatſachen, welche dem Major Rennell unbekannt geblieben, ſind mehrfacher Deütung fähig. Allerdings iſt das ſüdliche Ende des Fucus- Streifens von Corvo von den Capverdiſchen Inſeln (in OSO.) noch über 600 Seemeilen entfernt, und die Richtung der Strömung um dieſe Inſeln (gegen SW. und WSW.) entgegnet der oft geaüßerten Vermuthung, als kämen die Tangmaſſen, die man oft, doch aber immer nur in mäßiger Menge, auf der großen Handelsſtraße von Spanien nach Trinidad und Caracas zwiſchen Lat. 19° bis 22°, und ſchon Long. 28° bis 29°½ antrifft, vor den Inſeln S. Antonio und Bonaviſta. Labillardière’s Beobachtung leitet auf die Frage, ob die große Fucus- Zone von Corvo, die im Mittelzuſtande in Long. 40° und 41° liegt, durch NW. Stürme und Strömung getrieben, bisweilen 6° bis 7° öſtlicher vortritt, oder aber ob es nicht vielmehr in den Lat. von 24° und 34° gleichzeitig mehrere vorliegende Tangſtreifen giebt, deren einer, und zwar der öſtlichſte, in der Richtung, in der Labillardière ſteüerte, durchſchnitten ward. Lichtenſteins Erfahrungen weichen weniger auffallend von dem Normal- Zuſtande ab. Otto von Kotzebue erwähnt in ſeiner Reiſebeſchreibung des Sargaſſo-Meeres nicht, und der vortreffliche Naturforſcher dieſer Expedition, Adalbert von Chamiſſo, hat nur in ſeinem Tagebuche aufgefunden, daß der Rurick auf der Rückkehr nach Eüropa die erſten Tang-Maſſen am 22. Mai in Lat. 20° und Long. 37°½ W. zu durchſchneiden anfing; in Lat. 23° und Long. 38°¼ (am 24. Mai 1818) wurden ſie ſehr haüfig und dick. Man verlor ſie aus dem Geſicht, als man in Lat. 35° 42′ und Long. 37°½ (SW. von Flores) gelangte. Folgende Zahlen beſtimmen genauer die Örtlichkeit der Beobachtungen nach Horner’s Angaben. 22. Mai. Lat. 19° 59′ Long. 37° 30′ W. 23. 21 40 38 35 24. 23 06 39 11 25. 25 23 39 20 26. 27 39 39 30 27. 30 04 39 44 28. 32 37 38 55 29. 34 34 38 15 30. 35 42 37 32 „Der Rurick fand alſo die große Tang-Zone von Corvo eben da, wo Birch, Alſager, Hamilton und Livingſton ſie 1818—1820 geſehen hatten. Ebenſo Meyen auf der Rückreiſe von Canton im Jahre 1832. Die erſten bedeütenden Maſſen des Seegraſes erſchienen in Lat. 20° und Long. 36° 20′. Die Menge nahm zu im Parallel von 24° und Long. 39°½. Das Maximum war Lat. 35° und 36°, bei Long. 43°¼ W. Dieſe Angaben ſtimmen vollkommen mit dem, was wir oben als den Normal- Zuſtand geſchildert haben. Um ſo befremdender iſt es mir, daß Admiral Kruſenſtern, faſt mitten durch dieſe Zone hinſteüernd (Juni 1806) Lat. 27° 25′, Long. 40° 29′ W. 30 34 43 30 37 32 41 06 und ſo nach überaus genauen Längenbeſtimmungen des Seetangs gar nicht erwähnt . Allerdings bleibt das Phänomen einer grünenden Oberfläche ungeſehen, wenn man auch nur wenige Meilen vom Rande des Streifens hinſegelt. Eine genaue Unterſuchung des Gegenſtandes lehrt, daß man genau unterſcheiden muß zwiſchen dem eigentlichen großen Längenſtreifen von Corvo, deſſen Hauptachſe die Meridiane von 40° und 43° durchſchneidet, und dem mit Tangbündchen mehr oder weniger dicht erfüllten Meere, das öſtlich von jenem großen Längenſtreifen zwiſchen den Parallelen von 20° und 35° ſich bis zum 32ſten Längengrade, ja bis zum Meridian von Fayal erſtreckt. Die Exiſtenz dieſer ſporadiſchen Maſſen und vorliegenden Streifen, auf welche die Schiffer treffen, die vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach Eüropa heimkehren, beweiſen die Beobachtungen von Kruſenſtern’s Reiſe, II., 422—424. Aber aus Horner’s Tabelle des ſpecifiſchen Gewichts des Meerwaſſers ſieht man, daß die Nadeſchda zwiſchen Lat. 25° und 26°, und Long. 39° ¼ W. „von Seegras, mit dem das Meer weit umher bedeckt iſt, umgeben war.“ (Bd. III., 151, 153). Dieſe Angabe ſtimmt ziemlich mit dem überein, was wir für den Normal-Zuſtand halten. Humboldt. Lat. Long. Lat. Long. Lichtenſtein ..... 19° ½ 35° ¾ — 22° ¼ 36° ¼ Bory de St. Vincent . 23 ½ 35 Lat. Long. Lat. Long. Freycinet (Exp. der Urania) 28° 31′ 35° 55′ — 36° 01′ 35° 44′ (Exp. der Coquille) 29 54 32 45 — 31 35 31 07 D’Urville (Ex. de l’Aſtrolabe) 24 51 32 39 — 26 20 33 39 29 05 3053 Gaudichaud (Rückr. v. Chili) 27 ¾ 37 ¾ — 29 35 ½ Labillardière ..... 25 31 — 36 ½ 35 ½ „Die zweite und kleinere Gruppe von Seetang liegt in SSW. und SW. der Bermuden. Wie mir nach neüern Unterſuchungen ſcheint, kann man ihre Gränze im Mittelzuſtande alſo angeben: Lat. 25°—31°, Long. 68° — 76°. Die Hauptachſe iſt ohngefähr N. 60° O. gerichtet. Man durchſchneidet ſie, wenn man von den Bermuden nach dem Baxo de Plata (Caye d’Argent) im Norden der Halbinſel Somane von Haïti, ſegelt. Ein ſehr erfahrener Spaniſcher Seemann, der mich von der Havana im Mai 1804 bei ſehr ſtürmiſcher See durch die Bahamaſtraße nach Philadelphia führte, hat mich verſichert, in der kleinen Fucusbank im Weſten von den Lucayiſchen Inſeln zuſammenhängende Tangmaſſen von ¾ bis 1 Seemeile Länge geſehen zu haben. Bei ſchwachem Winde hinderten ſie ſehr bemerkbar den Lauf des Schiffes. „Um ſich ein vollſtändiges Bild von der Vertheilung dieſer geſellſchaftlich lebenden Thalaſſiophyten zu machen, muß man noch eine Meerzone betrachten, welche zwiſchen Lat. 25° und 31° ½ N. die große Bank von Flores und Corvo, den ſchmalen, von N. gegen S. gerichteten Streifen, mit der kleinen, mehr inſelförmig abgerundeten, ſüdweſtlich von den Bermuden verbindet. Dieſe vermittelnde Zone iſt zu jeder Jahreszeit in der ungeheüern Erſtreckung von mehr als 1000 Seemeilen mit parallelen, ſchwimmenden, aber freilich wenig angehaüften Lagen von Fucus natans in theils friſchem, theils ſehr veraltetem Zuſtande erfüllt, ſo, daß ein Schiff nicht vom 44° bis zum 68° der Länge, von der großen Bank zur kleinern, gegen W. ſegeln kann, ohne nicht faſt von Stunde zu Stunde Bündeln von zerſtreütem Seetang zu begegnen. Bisweilen erreicht in ſehr weſtlichen Längen das Scattered-Weed den Parallel von 34°½ und nähert ſich dem öſtlichen Rande des Golfſtroms. „Will man die Benennung „„Mar de Sargaſſo““ auf dieſe ganze Gegend von Corvo bis zu den Bermuden und dem Meridiane der Lucayiſchen Inſel Eleüthera ausdehnen, ſo erhält man für einen Raum, der haüfig aber nicht gleichzeitig mit Seetang gefüllt iſt, über 65000 deütſche Quadratmeilen, faſt ſechs Mal ſo groß als Deütſchland.“ — So weit Herr von Humboldt.