Zwei Verſuche, den Chimborazo zu beſteigen . Schuhmachers aſtronomiſches Jahrbuch, und daraus das Stuttgarter Morgenblatt enthält von Alex. von Humboldt den folgenden (hier auszugsweiſe mitgetheilten) Aufſatz als Fragment aus ſeinen noch ungedruckten Reiſetagebüchern Die höchſten Berggipfel beider Kontinente, im alten der Dhawalagiri (weiße Berg) und der Jawahir (Dſchawahir), im neuen der Sorata und Illimani, ſind bisher noch nie von Menſchen erreicht worden. Der höchſte Punkt, zu dem man in beiden Kontinenten auf der Erdoberfläche gelangt iſt, liegt in Südamerika am öſtlichen Abfall des Chimborazo. Dort ſind Reiſende faſt bis 18,500 pariſer Fuß, nämlich einmal im Juni 1802 bis 3016 Toiſen (3097 Wien. Klaft.), ein ander Mal im Dezember 1831 bis 3080 Toiſen (3163 Wien. Klaft.) Höhe über der Meeresfläche gelangt. Barometermeſſungen wurden alſo in der Andeskette 3720 Fuß höher, als der Gipfel des Montblanc angeſtellt. Die Höhe des Montblanc iſt im Verhältniß der Geſtaltung der Kordilleren ſo unbeträchtlich, daß in dieſen vielbetretene Wege (Päſſe) höher liegen, ja ſelbſt der obere Theil der großen Stadt Potoſi dem Gipfel des Montblanc nur um 323 Toiſen (332 Wien. Klft.) nachſteht. Das Erreichen großer Höhen iſt von geringem wiſſenſchaftlichen Intereſſe, wenn dieſelben weit über der Schneegrenze liegen und nur auf wenige Stunden beſucht werden können. Die Natur des Geſteins iſt wegen der ewigen Schneedecke der geognoſtiſchen Beobachtung faſt gänzlich entzogen, da nur einzelne Felsrippen (Grathe) mit ſehr verwitterten Schichten hervortreten. Das organiſche Leben iſt in dieſen hohen Einöden der Erdfläche erſtorben. Kaum verirren ſich in die dünnen Schichten des Luftkreiſes der Berggeier (Coudor) und geflügelte Inſekten, letztere unwillkürlich von Luftſtrömen gehoben. Wenn ein ernſtes, wiſſenſchaftliches Intereſſe kaum noch der Bemühung reiſender Phyſiker, welche die höhern Gipfel der Erde zu erſteigen ſtreben, geſchenkt wird, ſo hat ſich dagegen im allgemeinen Volksſinn ein reger Antheil an einer ſolchen Bemühung erhalten. Das, was unerreichbar ſcheint, hat eine geheimnißvolle Ziehkraft; man will, daß Alles erſpähet, daß wenigſtens verſucht werde, was nicht errungen werden kann. Der Chimborazo iſt der ermüdende Gegenſtand aller Fragen geweſen, die ſeit meiner erſten Rückkunft nach Europa an mich gerichtet wurden. Die Ergründung der wichtigſten Naturgeſetze, die lebhafte Schilderung der Pflanzenzonen und der die Objekte des Ackerbaues beſtimmenden Verſchiedenheit der Klimate, welche ſchichtenweiſe übereinander liegen, waren ſelten fähig, die Aufmerkſamkeit von dem ſchneebedeckten Gipfel abzulenken, den man damals für den Kulminationspunkt der gangartig ausgedehnten Andeskette hielt. Ich werde hier aus dem noch ungedruckten Theile meiner Tagebücher die einfache Erzählung einer Bergreiſe ausziehen. Am 22. Juni 1799 war ich im Krater des Pik von Teneriffa geweſen; drei Jahre darauf, faſt an demſelben Tage (am 23. Juni 1802) gelangte ich 6700 Fuß höher, bis nahe an den Gipfel des Chimborazo. Nach einem langen Aufenthalt in dem Hochlande von Quito, einer der wundervollſten und maleriſchſten Gegenden der Erde, unternahmen wir die Reiſe nach den Chinawäldern von Loxa, dem obern Laufe des Amazonenſtromes, weſtlich von der berühmten Stromenge (Pongo. de Manſeriche), und durch die ſandige Wüſte längs dem peruaniſchen Ufer der Südſee nach Lima, wo der Durchgang des Merkur durch die Sonnenſcheibe (am 9. November 1802) beobachtet werden ſollte. Wir genoßen mehre Tage lang auf der mit Bimsſtein bedeckten Ebene, in der man (nach dem furchtbaren Erdbeben vom 4. Februar 1797) die neue Stadt Riobamba zu gründen anfing, einer herrlichen Anſicht des glocken- oder domförmigen Gipfels des Chimborazo bei dem heiterſten, eine trigonometriſche Meſſung begünſtigenden Wetter. Durch ein großes Fernrohr hatten wir den noch 15,700 Toiſen (16,134 Wien. Kflt.) entfernten Schneemantel des Berges durchforſcht, und mehre Felsgrathe entdeckt, die, wie dürre, ſchwarze Streifen aus dem ewigen Schnee hervorragend, dem Gipfel zuliefen und einige Hoffnung gaben, daß man auf ihnen in der Schneeregion feſten Fuß werde faſſen können. Riobamba nuevo liegt im Angeſicht des ungeheuern, jetzt zackigen Gebirgsſtockes Cap ac-Urcu, von den Spaniern el Altar genannt, der (laut einer Tradition der Eingebornen) einſt höher als der Chimborazo war, und nachdem er viele Jahre lang geſpien, einſtürzte. Wir befanden uns in der Ebene von Tapia, aus der wir am 22. Juni unſere Expedition nach dem Chimborazo antraten, ſchon 8898 par. Fuß über dem Spiegel der Südſee. Dieſe Hochebene, ein Theil des Thalbodens zwiſchen der öſtlichen und weſtlichen Andeskette, verfolgten wir ſanft anſteigend bis an den Fuß des letztern Berges, wo wir im indiſchen Dorfe Calpi übernachten ſollten. Sie iſt ſparſam mit Kakrusſtämmen und Schinus molle, der einer Trauerweide gleicht, bedeckt. Herden buntgefärbter Llamas ſuchen hier zu Tauſenden eine ſparſame Nahrung. Auf einer ſo großen Höhe ſchadet die ſtarke nächtliche Wärme-Ausſtralung des Bodens, bei wolkenloſem Himmel, dem Ackerbau durch Erkältung und Froſt. Der Chimborazo ſendet, trotz ſeiner ungeheuern Schneemaſſe, ſo waſſerarme Bäche in die Hochebene herab, daß man wohl annehmen kann, der größere Theil ſeiner Maſſe fließe auf Klüften dem Innern zu. Auch in dem Dorfe Calpi ſelbſt hörte man ehemals ein großes Getöſe unter einem Hauſe, das keine Keller hatte. Vor dem berühmten Erdbeben vom 4. Februar 1797 entſprang im Südweſten des Dorfes ein Bach an einem tieferen Punkte; ſeit dieſem großen Ereigniß iſt aber dieſer Bach wieder verſchwunden. Nachdem wir die Nacht in Calpi, nach meiner Barometermeſſung 9720 Fuß über dem Meere, zugebracht hatten, begannen wir am 23. Morgens unſere eigentliche Expedition nach dem Chimborazo. Wir verſuchten, den Berg von der ſüdſüdöſtlichen Seite zu erſteigen, und die Indianer, die uns zu Führern dienen ſollten, von denen aber nur wenige je bis zur Grenze des ewigen Schnees gelangt waren, gaben dieſer Richtung des Weges ebenfalls den Vorzug. Wir fanden den Chimborazo mit großen Ebenen, die ſtufenweiſe über einander liegen, umgeben. Zuerſt durchſchritten wir die Llanos de Luiſa, dann, nach einem nicht ſehr ſteilen Anſteigen von kaum 5000 Fuß Länge, gelangten wir in die Hochebene (Llano) von Sisgun. Die erſte Stufe iſt 10,200, die zweite 11,700 Fuß hoch. Dieſe mit Gras bewachſenen Ebenen erreichen alſo die eine den höchſten Gipfel der Pyrenäen (den Pik Nethou), die andere den Gipfel des Vulkans von Teneriffa. Die vollkommene Söligkeit (Horizontalität) dieſer Hochebenen läßt auf einen langen Aufenthalt ſtehender Waſſer ſchließen. Man glaubt, einen Seeboden zu ſehen. An dem Abhange der Schweizer Alpen bemerkt man auch bisweilen dieß Phänomen ſtufenweiſe über einander liegender kleiner Ebenen, welche wie abgelaufene Becken von Alpenſeen jetzt durch enge offene Päſſe verbunden ſind. Die weit ausgedehnten Grasfluren ſind am Chimborazo, wie überall um die hohen Gipfel der Andeskette, ſo einförmig, daß die Familie der Gräſer ſelten von Kräutern dikotyledoniſcher Pflanzen unterbrochen wird. Es iſt faſt die Steppennatur, die ich in dem dürren Theile des nördlichen Aſiens geſehen habe. Die Flora des Chimborazo hat uns überhaupt minder reich geſchienen, als die Flora der andern Schneeberge, welche die Stadt Quito umgeben. Aus der Hochebene von Sisgun ſteigt man ziemlich ſteil bis zu einem kleinen Alpenſee (Laguna de Yana- Coche) an. Bis dahin war ich auf dem Maulthiere geblieben, und nur von Zeit zu Zeit abgeſtiegen, um mit meinem Reiſegefährten, Herrn Bonpland, Pflanzen zu ſammeln. Yana-Coche verdient nicht den Namen eines Sees. Es iſt ein zirkelrundes Becken von kaum 130 Fuß im Durchmeſſer. Der Himmel wurde immer trüber, aber zwiſchen und über den Nebelſchichten lagen noch einzelne Wolkengruppen zerſtreut. Der Gipfel des Chimborazo erſchien auf wenige Augenblicke. Da in der letzten Nacht viel Schnee gefallen war, ſo verließ ich das Maulthier da, wo wir die untere Grenze dieſes friſch gefallenen Schnees fanden, eine Grenze, die man nicht mit der ewigen Schneegrenze verwechſeln muß. Das Barometer zeigte, daß wir erſt 13,500 Fuß hoch gelangt waren. Auf andern Bergen habe ich, ebenfalls dem Aequator nahe, bis zu 11,200 Fuß Höhe ſchneien ſehen, doch nicht tiefer. Meine Begleiter ritten noch bis zur perpetuirlichen Schneegrenze, d. i. bis zur Höhe des Montblanc, der bekanntlich unter dieſer Breite (1° 27′ ſüdl.) nicht immer mit Schnee bedeckt ſein würde. Dort blieben unſere Pferde und Maulthiere ſtehen, um uns bis zur Rückkunft zu erwarten. 150 Toiſen über dem kleinen Waſſerbecken Yana-Coche ſahen wir endlich nacktes Geſtein. Bis dahin hatte die Grasflur jeder geognoſtiſchen Unterſuchung den Boden entzogen. Große Felsmauern, von Nordoſt nach Südweſt ſtreichend, zum Theil in unförmliche Säulen geſpalten, erhoben ſich aus der ewigen Schneedecke, ein bräunlich ſchwarzes Augitgeſtein, glänzend wie Pechſtein-Porphyr. Die Säulen waren ſehr dünn, wohl 30 bis 60 Fuß hoch. Eine Gruppe ſtand einzeln und erinnerte in der Ferne faſt an Maſten und Baumſtämme. Die ſteilen Mauern führten uns durch die Schneeregion zu einem gegen den Gipfel gerichteten ſchmalen Grath, einem Felskamm, der es uns allein möglich machte, vorzudringen, denn der Schnee war damals ſo weich, daß man faſt nicht wagen konnte, ſeine Oberfläche zu betreten. Der Kamm beſtand aus ſehr verwittertem, bröckligen Geſtein. Es war oft zellig, wie ein baſaltartiger Mandelſtein. Der Pfad wurde immer ſchmaler und ſteiler. Die Eingebornen verließen uns alle bis auf einen in der Höhe von 15,600 Fuß. Alle Bitten und Drohungen waren vergeblich. Die Indianer behaupteten, von Athemloſigkeit mehr als wir zu leiden. Wir blieben allein; Bonpland, unſer liebenswürdiger Freund, der jüngere Sohn des Marqués de Selvalegre, Carlos Montufar, der in dem ſpätern Freiheitskampfe (auf General Morillos Befehl) erſchoſſen wurde, ein Meſtize aus dem nahen Dorfe San Juan und ich. Wir gelangten mit großer Anſtrengung und Geduld höher, als wir hoffen durften, da wir meiſt ganz in Nebel gehüllt waren. Der Kamm (im Spaniſchen ſehr bedeutſam Chuchilla, gleichſam Meſſerrücken, genannt) hatte oft die Breite von 8 bis 10 Zoll. Zur Linken war der Abſturz mit Schnee bedeckt, deſſen Oberfläche durch Froſt wie verglaſt erſchien. Die dünneiſige Spiegelfläche hatte gegen 30 Grad Neigung. Zur Rechten ſenkte ſich unſer Blick ſchaurig in einen 800 oder 1000 Fuß tiefen Abgrund, aus dem ſchneeloſe Felsmaſſen ſenkrecht hervorragten. Wir hielten den Körper immer mehr nach dieſer Seite hin geneigt, denn der Abſturz zur Linken ſchien noch gefahrdrohender, weil ſich dort keine Gelegenheit darbot, ſich mit den Händen an zackig vorſtehendem Geſteine feſtzuhalten, und weil dazu die dünne Eisrinde nicht vor dem Unterſinken im lockern Schnee ſicherte. Nur gleich leichte, poröſe Doleritſtücke konnten wir auf dieſer Eisrinde herabrollen laſſen. Die geneigte Schneefläche war ſo ausgedehnt, daß wir die Steine früher aus dem Geſichte verloren, als ſie zur Ruhe kamen. Der Mangel an Schnee, ſowohl auf dem Grath, der uns leitete, als auf den Felſen zu unſerer Rechten gegen Oſten, kann weniger der Steilheit der Geſteinmaſſen und dem Windſtoße, als offenen Klüften zuzuſchreiben ſein, welche die warme Luft der tieferen Erdſchichten aushauchen. Bald fanden wir das weitere Steigen dadurch ſchwieriger, daß die Bröcklichkeit des Geſteins beträchtlich zunahm. An einzelnen, ſehr ſteilen Staffeln mußte man die Hände und Füße zugleich anwenden, wie dieß bei allen Alpenreiſen ſo gewöhnlich iſt. Da das Geſtein ſehr ſcharfkantig war, ſo wurden wir beſonders an den Händen ſchmerzhaft verletzt. In noch höherem Maße haben wir, Leopold v. Buch und ich, nahe am Krater des obſidianreichen Piks von Teneriffa von dieſen Verletzungen gelitten. Ich hatte dazu (wenn es anders einem Reiſenden erlaubt iſt, ſo unwichtige Einzelnheiten zu erwähnen) ſeit mehren Wochen eine Wunde am Fuße, die durch die Anhäufung der Niguas (Pulex penetrans) veranlaßt und durch feinen Staub von Bimsſtein bei Meſſungen im Llano de Tapia ſehr vermehrt worden war. Der geringe Zuſammenhang des Geſteins auf dem Kamme machte nun größere Vorſicht nöthig, da viele Maſſen, die wir für anſtehend hielten, loſe in den Sand gehüllt lagen. Wir ſchritten hinter einander und um ſo langſamer fort, als man die Stellen prüfen mußte, die unſicher ſchienen. Glücklicherweiſe war der Verſuch, den Gipfel des Chimborazo zu erreichen, die letzte unſerer Bergreiſen in Südamerika, daher die früher geſammelten Erfahrungen uns leiten und mehr Zuverſicht auf unſere Kräfte geben konnten. Es iſt ein eigener Charakter aller Excurſionen in der Andeskette, daß oberhalb der ewigen Schneegrenze weiße Menſchen ſich in den bedenklichſten Lagen ſtets ohne Führer, ja ohne alle Kenntniß der Oertlichkeit befinden. Man iſt hier überall zuerſt. Wir konnten den Gipfel auch auf Augenblicke nicht mehr ſehen, und waren daher doppelt neugierig, zu wiſſen, wie viel uns zu erſteigen übrig bleiben möchte. Wir öffneten das Gefäßbarometer an einem Punkte, wo die Breite des Kammes erlaubte, daß zwei Perſonen bequem neben einander ſtehen konnten. Wir waren erſt 17,300 Fuß hoch, alſo kaum 200 Fuß höher, als wir 3 Monate zuvor, einen ähnlichen Kamm erklimmend, auf dem Antiſana geweſen waren. Es iſt mit Höhenbeſtimmungen bei dem Bergſteigen, wie mit Wärmebeſtimmungen im heißen Sommer. Man findet mit Verdruß das Thermometer nicht ſo hoch, den Barometerſtand nicht ſo niedrig, als man erwartete. Da die Luft trotz der Höhe ganz mit Feuchtigkeit geſättigt war, ſo trafen wir nun das loſe Geſtein und den Sand, der die Zwiſchenräume deſſelben ausfüllt, überaus naß. Die Luft war noch 2,8 Gr. über dem Gefrierpunkt. Kurz vorber hatten wir an einer trockenen Stelle das Thermometer 3 Zoll tief in den Sand eingraben können. Es hielt ſich auf † 5,8 Gr. Das Reſultat dieſer Beobachtung, die ungefähr in 2860 Toiſen Höhe angeſtellt wurde, iſt ſehr merkwürdig, denn bereits 400 Toiſen tiefer, an der Grenze des ewigen Schnees, iſt nach vielen und ſorgfältig von Bouſſingault und mir geſammelten Beobachtungen die mittlere Wärme der Atmoſphäre nur † 1,6 Gr. Die Temperatur der Erde zu † 5,8 Gr. muß daher der unterirdiſchen Wärme des Doleritberges, ich ſage nicht der ganzen Maſſe, ſondern den aus dem Innern aufſteigenden Luftſtrömen zugeſchrieben werden. Nach einer Stunde vorſichtigen Klimmens wurde der Felskamm weniger ſteil, aber leider blieb der Nebel gleich dick. Wir fingen nun nach und nach an, Alle an großer Uebelkeit zu leiden. Der Drang zum Erbrechen war mit etwas Schwindel verbunden, und weit läſtiger, als die Schwierigkeit zu athmen. Ein farbiger Menſch (Meſtize aus San Juan) hatte uns bloß aus Gutmütigkeit, keineswegs aber in eigennütziger Abſicht, nicht verlaſſen wollen. Er war ein kräftiger, armer Landmann, der mehr litt, als wir. Wir bluteten aus dem Zahnfleiſch und aus den Lippen. Die Bindehaut (tunica conjunctiva) der Augen war bei Allen ebenfalls mit Blut unterlaufen. Dieſe Symptome des Blutaustretens in den Augen, des Blutausſchwitzens am Zahnfleiſch und an den Lippen hatten für uns nichts Beunruhigendes, da wir aus mehrmaliger früherer Erfahrung damit bekannt waren. In Europa hat Herr Zumſtein ſchon auf einer weit geringern Höhe am Monte Roſa zu bluten angefangen. Spaniſche Krieger waren bei Eroberung der Aequinoktial-Region von Amerika (während der Conquiſta) nicht über die untere Grenze des ewigen Schnees, alſo wenig über die Höhe des Montblanc hinaus, und doch ſpricht ſchon Acoſta in ſeiner Historia natural de las Indias, einer Art phyſiſcher Erdbeſchreibung, umſtändlich von Uebelkeiten und Magenkrampf, als ſchmerzhaften Symptomen der Bergkrankheit, die darin der Seekrankheit analog iſt. Auf dem Vulkan Pichincha fühlte ich einmal, ohne zu bluten, ein ſo heftiges Magenübel, von Schwindel begleitet, daß ich beſinnungslos auf der Erde gefunden wurde, als ich mich eben auf einer Felsmauer über der Schlucht von Verde-Cuchu von meinen Begleitern getrennt hatte, um elektrometriſche Verſuche an einem recht freien Punkte anzuſtellen. Die Höhe war gering, unter 13,800 Fuß. Am Antiſana, auf der beträchtlichen Erhebung von 17,022 Fuß aber, blutete unſer junger Reiſegefährte, Don Carlos Montufar, ſehr ſtark aus den Lippen. Alle dieſe Erſcheinungen ſind nach Beſchaffenheit des Alters, der Conſtitution, der Zartheit der Haut, der vorhergegangenen Anſtrengung der Muskelkraft ſehr verſchieden, doch für einzelne Individuen ſind ſie eine Art Maß der Luftverdünnung und abſoluter Höhe, zu welcher man gelangt iſt. Nach meinen Beobachtungen in den Kordilleren zeigen ſie ſich an weißen Menſchen bei einem Barometerſtande zwiſchen 14 Zoll und 15 Zoll 10 Lin. Es iſt bekannt, daß die Angaben der Höhen, zu denen die Luftſchiffer behaupten, ſich erhoben zu haben, gewöhnlich wenig Glauben verdienen, und wenn ein ſicherer und überaus genauer Beobachter, Herr Gay-Luſſac, der am 16. September 1804 die ungeheure Höhe von 21,600 Fuß erreichte (alſo zwiſchen den Höhen des Chimborazo und Illimani), kein Bluten erlitt, ſo iſt dieß vielleicht dem Mangel an Muskelbewegung zuzuſchreiben. Nach dem jetzigen Stande der Eudiometrie erſcheint die Luft in jenen hohen Regionen eben ſo ſauerſtoffreich, als in den untern; aber da in dieſer dünnen Luft, bei der Hälfte des Barometerdrucks, dem wir gewöhnlich in den Ebenen ausgeſetzt ſind, bei jedem Athemzuge eine geringere Menge Sauerſtoff von dem Blute aufgenommen wird, ſo iſt allerdings begreiflich, wie ein allgemeines Gefühl der Schwäche eintreten kann. Warum dieſe Aſthenie (Schwäche), wie im Schwindel, vorzugsweiſe Uebelkeit und Luſt zum Erbrechen erregt, iſt hier nicht zu erörtern, ſo wenig, als zu beweiſen, daß das Ausſchwitzen des Blutes (das Bluten aus Lippen, Zahnfleiſch und Augen), was auch nicht alle Individuen auf ſo großen Höhen erfahren, keineswegs durch Aufhebung eines mechaniſchen Gegendrucks auf das Gefäßſyſtem befriedigend erklärt werden kann. Es wäre vielmehr die Wahrſcheinlichkeit des Einfluſſes eines verminderten Luftdrucks auf Ermüdung bei Bewegung der Beine in ſehr luftdünnen Regionen zu unterſuchen, da, nach der denkwürdigen Entdeckung zweier geiſtreichen Forſcher, Wilhelm und Eduard Weber, das ſchwebende Bein, am Rumpfe hangend, bloß durch den Druck der atmoſphäriſchen Luft gehalten und getragen wird. — Die Nebelſchichten, die uns hinderten, entfernte Gegenſtände zu ſehen, ſchienen plötzlich, trotz der totalen Windſtille, vielleicht durch elektriſche Prozeſſe, zu zerreißen. Wir erkannten einmal wieder, und zwar ganz nahe, den domförmigen Gipfel des Chimborazo. Es war ein ernſter, großartiger Anblick. Die Hoffnung, dieſen erſehnten Gipfel zu erreichen, belebte unſere Kräfte aufs Neue. Der Felskamm, der nur hie und da mit dünnen Schneeflocken bedeckt war, wurde etwas breiter, wir eilten ſichern Schrittes vorwärts, als auf einmal eine Art Thalſchlucht von etwa 400 Fuß Tiefe und 60 Fuß Durchmeſſer unſerem Unternehmen eine unüberſteigliche Grenze ſetzte. Wir ſahen deutlich jenſeits des Abgrundes unſern Felskamm in derſelben Richtung fortſetzen, doch zweifle ich, daß er bis zum Gipfel ſelbſt führt. Die Kluft war nicht zu umgehen. Es war 1 Uhr Mittags. Wir ſtellten mit vieler Sorgfalt das Barometer auf, es zeigte 13 Zoll 11 [Formel] Lin. Die Temperatur der Luft war nur 1,6 Gr. unter dem Gefrierpunkt, aber nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den heißeſten Gegenden der Tropenwelt ſchien uns dieſe geringe Kälte erſtarrend. Dazu waren unſere Stiefeln ganz von Schneewaſſer durchzogen, denn der Sand, der bisweilen den Grath bedeckte, war mit altem Schnee vermengt. Wir hatten nach der la Placeſchen Barometer-Formel eine Höhe von 18,097 pariſer Fuß (3099 ½ Wien. Klafter) erreicht. Wäre La Condamine’s Angabe der Höhe des Chimborazo, wie ſie auf der noch in Quito, im Jeſuiten-Collegio, aufbewahrten Steintafel aufgezeichnet iſt, die richtige, ſo fehlten uns bis zum Gipfel ſenkrecht noch 1224 Fuß oder die dreimalige Höhe der Peterskirche zu Rom. La Condamine und Bouguer ſagen ausdrücklich, daß ſie am Chimborazo nur bis zu 2400 Toiſen (2466 Wien. Klaft.) Höhe gelangt waren, aber am Corazon, einem der maleriſchſten Schneeberge (Nevados) in der nahen Umgebung von Quito, rühmen ſie ſich, das Barometer auf 15 Zoll 10 Lin. geſehen zu haben. Sie ſagen, dieß ſei ein tieferer Stand, als je ein Menſch bisher habe beobachten können. An dem oben beſchriebenen Punkte des Chimborazo war der Luftdruck um faſt 2 Zoll geringer, geringer auch, als da, wo 16 Jahre ſpäter, 1818, ſich Kapitän Gerard am höchſten im Himalaiagebirge, auf dem Tarhigang, erhoben hat. In einer Taucherglocke bin ich in England einem Luftdruck von 45 Zoll faſt eine Stunde lang ausgeſetzt geweſen. Die Flexibilität der menſchlichen Organiſation erträgt demnach Veränderungen im Barometerſtande, die 31 Zoll betragen. Doch ſonderbar möchte die phyſiſche Konſtitution des Menſchengeſchlechts allmälich umgewandelt werden, wenn große kosmiſche Urſachen ſolche Extreme der Luftverdünnung oder Luftverdichtung permanent machten. Wir blieben kurze Zeit in dieſer traurigen Einöde, bald wieder ganz in Nebel gehüllt. Die feuchte Luft war dabei unbewegt. Keine beſtimmte Richtung war in den einzelnen Gruppen dichterer Dunſtbläschen zu bemerken. Wir ſahen nicht mehr den Gipfel des Chimborazo, keinen der benachbarten Schneeberge, noch weniger die Hochebene von Quito. Wir waren wie in einem Luftballon iſolirt. Nur einige Steinflechten waren uns bis über die Grenze des ewigen Schnees gefolgt. Die letzten kryptogamiſchen Pflänzchen, die ich ſammelte, waren Lecida atrovirens (Lichen geographicus, Wrb.) und eine Gyrophora des Acharius, eine neue Species (Gyrophora rugosa), ungefähr in 2820 Toiſen (2898 Wien. Klaft.) Höhe. Das letzte Moos, Grimmia longirostris, grünte 400 Toiſen tiefer. Ein Schmetterling Sphinx, war von Herrn Bonpland in 15,000 Fuß Höhe gefangen worden; ein Fliege ſahen wir noch um 1600 Fuß höher. Den auffallendſten Beweis, daß dieſe Thiere unwillkürlich vom Luftſtrome, der ſich über den erwärmten Boden erhebt, in dieſe obere Region der Atmoſphäre gebracht werden, gibt folgende Thatſache. Als Bouſſingault die Silla de Caraccas beſtieg, um meine Meſſung des Berges zu wiederholen, ſah er in 8000 Fuß Höhe, um Mittag, als dort Weſtwind wehte, von Zeit zu Zeit weißliche Körper die Luft durchſtreichen, die er Anfangs für aufſteigende Vögel mit weißem, das Sonnenlicht reflektirenden Gefieder hielt. Dieſe Körper erhoben ſich aus dem Thale von Caraccas mit großer Schnelligkeit, und überſtiegen die Gipfel der Silla, indem ſie ſich gegen Nordoſt richteten, wo ſie wahrſcheinlich das Meer erreichten. Einige fielen früher nieder auf den ſüdlichen Abhang der Silla; es waren von der Sonne erleuchtete Grashalme. Bouſſingault ſchickte mir ſolche, die noch Aehren hatten, in einem Briefe nach Paris, wo mein Freund und Mitarbeiter, Kunth, ſie augenblicklich für die Wilfa tenacissima erkannte, welche im Thal von Caraccas wächſt. Ich muß noch bemerken, daß wir keinem Condor auf dem Chimborazo begegneten, dieſem kräftigen Geier, der auf dem Antiſana und Pichincha ſo häufig iſt und, mit dem Menſchen unbekannt, große Dreiſtigkeit zeigt. Der Condor liebt heitere Luft, um ſeinen Raub oder ſeine Nahrung (denn er gibt todten Thieren den Vorzug) aus der Höhe leichter zu erkennen. — Da das Wetter immer trüber und trüber wurde, ſo eilten wir auf demſelben Felsgrathe herab, der unſer Aufſteigen begünſtigt hatte. Vorſicht war indeß wegen Unſicherheit des Trittes noch mehr nöthig, als im Heraufklimmen. Wir hielten uns nur ſo lange auf, als wir brauchten, Fragmente der Gebirgsart zu ſammeln. Wir ſahen voraus, daß man uns in Europa oft um ein kleines Stück vom Chimborazo anſprechen würde. Als wir ungefähr in 17,400 Fuß Höhe waren, fing es an, heftig zu hageln. Es waren undurchſichtige, milchweiße Hagelkörner mit konzentriſchen Lagen. Einige ſchienen durch Rotation beträchtlich abgeplattet: 20 Minuten, ehe wir die untere Grenze des ewigen Schnees erreichten, wurde der Hagel durch Schnee erſetzt. Die Flocken waren ſo dicht, daß der Schnee bald viele Zoll tief den Felskamm bedeckte. Wir wären gewiß in große Gefahr gekommen, hätte uns der Schnee auf 18,000 Fuß Höhe überraſcht. Um 2 Uhr und einige Minuten erreichten wir den Punkt, wo unſere Maulthiere ſtanden. Die zurückgebliebenen Eingebornen waren mehr als nöthig um uns beſorgt geweſen. Der Sandfloh, la Chique, der franzöſiſchen Koloniſten von Weſtindien, ein Inſekt, das ſich unter der Haut des Menſchen eingräbt, und da der Eierſack der befruchteten Weibchen beträchtlich anſchwillt, Entzündung erregt. Mechanik der menſchlichen Gehwerkzeuge 1836, § 64, S. 147— 160. Neuere, von den Gebrüdern Weber zu Berlin angeſtellte Verſuche haben den Satz: daß das Bein in der Beckenpfanne von dem Druck der atmoſphäriſchen Luft getragen wird, vollkommen beſtätigt. Der Theil unſerer Expedition oberhalb des ewigen Schnees hatte nur 3 ½ Stunden gedauert, während welchen wir, trotz der Luftverdünnung, nie durch Niederſitzen zu ruhen brauchten. Die Dicke des domförmigen Gipfels hat in dieſer Höhe der ewigen Schneegrenze, alſo in 2460 Toiſen (2528 Wien. Klaft.) Höhe, noch einen Durchmeſſer von 3437 Toiſen (3532 Wien. Klaft.), und nahe am höchſten Gipfel, faſt 150 Toiſen unterhalb demſelben, einen Durchmeſſer von 672 Toiſen. Die letztere Zahl iſt alſo der Durchmeſſer des obern Theiles des Domes oder der Glocke; die erſtere drückt die Breite aus, in der die ganze Schneemaſſe des Chimborazo, in Riobamba unevo geſehen, dem Auge erſcheint. Wir nahmen unſern Rückweg nach dem Dorfe Calpi, etwas nördlicher als die Llanos de Sisgun, durch den pflanzenreichen Paramo de Pungupala. Schon um 5 Uhr Abends waren wir wieder bei dem freundlichen Pfarrer in Calpi. Wie gewöhnlich folgte auf den nebelverhüllten Tag der Expedition die heiterſte Witterung. Am 25. Juni erſchien uns im Riobamba nuevo der Chimborazo in ſeiner Pracht, ich möchte ſagen in der ſtillen Größe und Hoheit, die der Naturcharakter der tropiſchen Landſchaft iſt. Ein zweiter Verſuch auf dem durch eine Kluft unterbrochenen Kamme wäre gewiß ſo fruchtlos, als der erſte ausgefallen. Bonſſingault hat mit ſeinem Freunde, dem engliſchen Oberſten Hall, der bald darauf in Quito ermordet wurde, am 16. Dezember 1831 einen neuen Verſuch gemacht, den Gipfel des Chimborazo zu erreichen, erſt von Mocha und Chillapullu, dann von Arenal aus, alſo auf einem andern Wege, als den ich mit Bonpland und Don Carlos Montufar betrat. Er mußte das Weiterſteigen aufgeben, als ſein Barometer 13 Zoll 8 ½ L. bei der warmen Luft-Temperatur von † 7,8 Gr. zeigte. Er ſah alſo die unkorrigirte Queckſilberſäule faſt 3 Linien niedriger, und war um 64 Toiſen höher gelangt, als ich, bis zu 3080 Toiſen, (3163 W. Klft.) Hören wir ſelbſt dieſen der Andeskette ſo kundigen Reiſenden, der mit großer Kühnheit zuerſt chemiſche Apparate an und in die Krater der Vulkane getragen hat. »Der Weg, ſagt Bonſſingault, »den wir uns in dem letzten Theile unſerer Expedition durch den Schnee bahnten, erlaubte uns nur ſehr langſam vorzuſchreiten; rechts konnten wir uns an einen Felſen feſthalten, links war der Abgrund furchtbar. Wir ſpürten ſchon die Wirkung der Luftverdünnung, und waren gezwungen, uns alle zwei bis drei Schritte nieder zu ſetzen. So wie wir uns aber geſetzt hatten, ſtanden wir wieder auf, denn unſer Leiden dauerte nur ſo lange, als wir uns bewegten. Der Schnee, den wir betreten mußten, war weich und lag kaum 3 bis 4 Zoll hoch auf einer ſehr glatten und harten Eisdecke. Wir waren genöthigt, Stufen einzuhauen. Ein Neger ging voran, um dieſe Arbeit, die ſeine Kräfte bald erſchöpfte, zu vollziehen. Indem ich bei ihm vorbeigehen wollte, um ihn abzulöſen, glitt ich aus und wurde glücklicherweiſe vom Oberſt Hall und meinem Neger zurückgehalten. Wir befanden uns,« ſetzt Herr Bouſſingault hinzu »für einen Augenblick alle drei in der größten Gefahr. Weiterhin ward der Schnee günſtiger, und um 3¾ Uhr Nachmittags ſtanden wir auf dem lang erſehnten Felskamme, der wenige Fuß breit, aber mit Abgründen umgeben war. Hier überzeugten wir uns daß das Weiterkommen unmöglich ſei. Wir befanden uns am Fuße eines Fels-Prisma, deſſen obere Fläche, bedeckt mit einer Kuppe von Schnee, den eigentlichen Gipfel des Chimborazo bildet. Um ſich von der Topographie des ganzen Berges ein richtiges Bild zu machen, denke man ſich eine ungeheure ſchneebedeckte Felsmaſſe, die von allen Seiten wie durch Strebepfeiler unterſtützt erſcheint. Die Strebepfeiler ſind die Kämme, die ſich anlegen und aus dem ewigen Schnee hervortreten.« Der Verluſt eines Phyſikers wie Bouſſingault wäre unbeſchreiblich theuer durch den wenigen Gewinn erkauft worden, den Unternehmungen dieſer Art den Wiſſenſchaften darbieten können. Der Chimborazo iſt nach der Nomenclatur von Guſtav Roſe ein Augit-Porphyr, eine Art Dolerit. Es fehlen ihm Obſidian und Bimsſtein. Hornblende iſt nur ausnahmsweiſe und ſehr ſparſam erkannt worden. Der Chimborazo iſt alſo, wie Leopold von Buchs und Elie de Beaumonts neueſte Beſtimmungen lehren, der Gebirgsart des Aetna analog. Die ganze Hochebene der Provinz Quito iſt ſtets von mir als ein großer vulkaniſcher Herd betrachtet worden. Tungurahna, Cotopaxi, Pichincha mit ihren Kratern ſind nur verſchiedene Auswege dieſes Herdes. Wenn Vulkanismus im weiteſten Sinne des Wortes alle Erſcheinungen bezeichnet, die von der Reaktion des Innern eines Planeten gegen ſeine oxydirte Oberfläche abhängen, ſo iſt dieſer Theil des Hochlandes mehr als irgend ein anderer in der Tropengegend von Südamerika der permanenten Wirkung des Vulkanismus ausgeſetzt. Auch unter den glockenförmigen Angitporphyren, welche wie der Chimborazo keinen Krater haben, toben die vulkaniſchen Mächte. Drei Tage nach unſerer Expedition hörten wir in dem neuen Riobamba um 1 Uhr Nachts ein wütiges unterirdiſches Krachen (bramido), das von keiner Erſchütterung begleitet war. Erſt drei Stunden ſpäter erfolgte ein heftiges Erdbeben, ohne vorhergehendes Geräuſch. Aehnliche Bramidos, wie man glaubt vom Chimborazo kommend, wurden wenige Tage vorher in Calpi vernommen. Dem Bergkoloß noch näher, im Dorfe San Juan, ſind ſie überaus häufig. Sie erregen die Aufmerkſamkeit der Eingebornen nicht mehr, als es ein ferner Donner thut aus tiefbewölktem Himmel in unſerer nordiſchen Zone.