A. v. Humboldt. Ueber einige wichtige Punkte der Geographie von Guyana. Nouv. Ann. des voy. 1837. Mai, Juin). Das weite Gebiet zwiſchen den drei Stromſyſtemen des Rupunuri, Caroni und Rio Branco, das heißt den Zuflüſſen des Eſſequibo, unteren Oronoko und Amazonenſtroms hat glücklicherweiſe ſeit ſechs Jahren die Aufmerkſamkeit der Geographen aufs Neue erweckt. Arbeiten, die ſich auf aſtronomiſche Ortsbeſtimmungen ſtützen, werden nach und nach die auf ungenaue Wegeangaben gegründeten Berechnungen erſetzen. Im J. 1831 hat Hr. William Hillhouſe, von einem uneigennützigen Eifer beſeelt, den Lauf des Maſſeruni verzeichnet. Der Capitän Owen verſchaffte, als er im J. 1833 den Demerari bis zu dem Punkte hinaufſtieg, wo dieſer Fluß, nahe dem großen Waſſerfalle, unter 5° 25′ n. B., im Weſten der Yeya Hügel ſich dem Eſſequibo bis auf vier Meilen nähert, der Erdkunde durch Mittel, welche das höchſte Vertrauen verdienen, in dieſen wilden Gegenden eine Längenbeſtimmung, deren ſich diejenigen Reiſenden, welche, nach Weſten und Südweſten vordringend, bei ihren Arbeiten Chronometer benutzen, als Ausgangspunkt bedienen können. Zu Ende 1834 ſchlug die königl. geogr. Geſ. zu London der Regierung eine Ausrüſtung vor, deren doppelter Zweck ſein ſollte, das Innere des engliſchen Guyana in geographiſcher und allgemein phyſikaliſcher Hinſicht zu erforſchen und aſtronomiſche Verbindungen zwiſchen genau beſtimmten Punkten in den britiſchen Beſitzungen und dem öſtlichen Theile des oberen Oronoko in der Nähe der Miſſion de l’Esmeralda und des Cerro-Duida zu ſchaffen , wohin ich ſelbſt meine Inſtrumente im Laufe einer über 480 Lieues langen Flußſchifffahrt zu bringen vermochte . Von höchſter Bedeutung für die aſtronomiſche Erdkunde iſt es, die Grundlinien, worauf ſich das Netz der Karten des ſüdlichen Amerikas nördlich vom Amazonenfluſſe bezieht, nicht aus dem Geſichte zu verlieren. Wenn man durch gute Beobachtungen, deren Details bekannt gemacht ſein müßten, die Länge des Zuſammenfluſſes des Oronoko und Caſſiquiare (bei der Miſſion Esmeralda) vom engliſchen Guyana ausgehend, nahe an 68° 37′ weſtl. von Paris fände, ſo würde man, da der Felſen der Geduld (piedra de la paciencia) nahe der Mündung des Rio Meta im Jahre 1824 chronometriſch auf S. Fé de Bogota bezogen worden iſt, (Oltmanns aſtron. und hypſ. Grundl. der Erdbeſchr. 1831, Th. I, S. 290) hierdurch allein ſchon durch das Innere des Landes hindurch Guayaquil, einen Hafen des ſtillen Meeres, mit der Hauptſtadt des engliſchen Guyana an den Küſten des atlantiſchen verbunden haben. Die Längenverſchiedenheit dieſer beiden Punkte beträgt 21° 46′; denn die Hauptſtadt des engliſchen Guyana (Georges Town am rechten Ufer der Mündung des Demerari) liegt, nach Capit. Owen, unter 60° 31′ 54″ L. und für Guayaquil habe ich, geſtützt auf meine Beobachtungen zu Callao de Lima und auf die neubeſtimmte Lage von Quito 82° 18′ 10″ gefunden. Journ. of the roy. geograph. society vol. 6, p. II, p. 7 und 10 in den Zuſätzen. Die von dem Secretair der Geſellſchaft, Capit. Maconochie der ſich jetzt in der Station von Vandiemensland befindet, redigirte Inſtruktion beſagt, „daß der Reiſende, ſtatt die Miſſion Esmeralda durch Hinabfahren des Rio Branco in den Rio Negro und Auffahrt aus dieſem in den Siapa oder Caſſiquiare zu erreichen (Hr. Schomburgk hatte den Padariri aus Verwechſelung mit dem Siapa oder Idapa vorgeſchlagen), verſuchen ſolle, den Oronoko von ſeinem Urſprunge bis nach Esmeralda hinunter zu kommen, da der Hauptzweck der Unterſuchung dahin gehe, die öſtlichſten Punkte der Arbeiten des Hrn. v. Humboldt mit denen am Eſſequibo zu verbinden. Lieues, 20 auf einen Grad; es iſt dies die Schifffahrt auf dem Apure, Oronoko, Atabapo, Temi, Tuamini, Rio Negro und Caſſiquiare, welche, mit Ausnahme des Trageplatzes von Jarita ununterbrochen fortläuft; dieſe große Linie chronometriſch verbundener Ortslagen iſt durch die Reiſe der HH Bouſſingault und Roulin auf dem Meta und durch die Zeitvergleichung zwiſchen Bogota und dem Einfluß des Meta in den Oronoko mit dem Syſteme der Ortslagen von Neugranada verbunden worden. Die in den Jahren 1825 bis 1836 bei der Expedition der Adventure und des Beagle (Capit.’s King, Stokes und Fitz-Roy) ausgeführten großen Arbeiten beſtätigen bis auf etwa 4 Meilen dieſe Länge von Guayaquil, über welche man Zweifel erhoben hatte. Die Tafel des Beagle (Journ. of the geogr. soc. a. a. O. S. 342) giebt 0° 32′ 48″ weſtlich von Balparaiſo, folglich 82° 13′ 40″ w. von Paris, da Balparaiſo durch die Expedition des Beagle 74° 1′ 39″, durch frühere Berechnungen des Hrn. Oltmanns 74° 2′ 0″, von Hrn. Lartigue 74° 0′ 47″ gefunden worden iſt. Dieſelbe engliſche Expedition giebt für Callao die Beſtimmung 5° 18′ 15″. Der Durchgang des Mercur vor der Sonne am 9. Nov. 1802 ergab mir durch die äußere Berührung (welche die ſicherſte iſt) 5° 18′ 18″, als Mittel beider Berührungen 5° 18′ 16″. Von dem Grade der Genauigkeit, welchen die eben verglichenen Beſtimmungen erlangen, hängt die Geſtalt Südamerikas in ſeiner Breite zwiſchen Demerari und den Küſten von Quito ab. Die allgemeinen Linien dieſer Bildung eines Feſtlandes genau feſtzuſtellen, iſt ganz beſonders wichtig. Auf einem Feſtlande, von welchem nur die Umriſſe durch Umſchiffungen und Seefahrten beſtimmt worden ſind, iſt es von hoher Wichtigkeit, die Ortslagen im Innern (Fluß- oder Bergſyſteme) zugleich auf beide entgegengeſetzte Küſten zu ſtützen. Die geogr. Geſellſchaft zu London ſammelt bereits die Erſtlinge jener Ermuthigungen ein, welche ſie der Unerſchrockenheit der Reiſenden zu Theil werden läßt. Sie hat in Hrn. Schomburgk, dem wir bereits eine anziehende Arbeit über die Jungferninſeln verdanken, Beides, Eifer und Scharfſinn gefunden. Die zwei Berichte, welche dieſer Reiſende bekannt gemacht hat, ſind um ſo anziehender, da ſie zugleich die Bemerkungen des Dr. Hancock über die Vegetation des Landes enthalten. Andere, nicht weniger des Lobes und der Unterſtützung durch die geogr. Geſ. zu Paris würdige Verſuche ſind vom franzöſiſchen Guyana aus angeſtellt worden; aber abgeſehen von dem Vortheile eines ſüdlicheren Ausgangspunktes haben die Schifffahrten auf dem oberen Maroni und Oyapuk den Nachtheil, in eine Gegend hinzuführen, welche um 4° öſtlicher liegt, als der Mittagſtrich des Sees Amucu und des oberen Rupunuri. Die neuen Unternehmungen des Hrn. Leprieur, Pharmaceuten der königl. Marine, nach dem Arawa, den Emerillo-Indianern und den Marrons-Negern des Maroni haben unüberſteigliche Schwierigkeiten dargeboten. Das Gebiet, wohin gegenwärtig directe Erforſchungsverſuche gerichtet werden, iſt ſeit langen Jahren Gegenſtand meiner Unterſuchungen geweſen. Die neuen Expeditionen, auf dem Rupunuri nach dem See Amucu und den Quellen des Rio Mahu in der kleinen Cordillere von Pacuraina, welche Hr. Hillhouſe St. Georgsberge nennt, beſtätigen durchaus die aus der geographiſchen Sage vom Lande Dorado, aus den Reiſetagebüchern Nicolas Hortsmanns und des Don Antonio Santos und aus den handſchriftlichen Karten der Portugieſen, Aſtronom-Geograph Pontes und Ingenieur-Capitän Almeida de Serran gezogenen Winke. Schon ein Blick auf die anziehende Karte der Schomburgkſchen Expedition und auf meine im J. 1826 verfaßte Karte der Republik Columbien, die im Brueſchen Atlas wieder gedruckt iſt, reicht zum Beweiſe dieſer Behauptung hin. Für die Fortſchritte der nothwendig kurzen Unterſuchungen ſcheint es mir nützlich, die Aufmerkſamkeit auf einige ganz beſonders zweifelhafte Punkte zu lenken; wie z. B. auf die Geſammterhebung des ganzen Landes, welches ich in dem hiſtoriſchen Berichte meiner Reiſe (Buch 9, Cap. 26) als ein abgeſondertes Bergſyſtem unter dem Namen der Sierra Parime beſchrieben habe. Wie nahe ſich auch die Zuflüſſe des Eſſequibo, Rio Branco (Rio de Aguas blancas oder Rio Parime des B. Caulin) und des Caroni und Paragna ſein mögen, ſo ſind doch die drei Becken dieſer großen Flüſſe vollſtändig getrennt. Nur vermittelſt der Gabeltheilung des Oronoko oder der Verbindung des Caſſiquiare mit dem Rio Negro und der Vereinigung des Pacimoni mit dem Cababuri durch einen natürlichen Ableitungscanal (den Baria) könnte, auf einem ungeheuern Umwege von 750 Lieues, eine ununterbrochene Schifffahrt vom Mahu und den Quellen des Rio Branco bis zur Mündung des Caroni möglich werden. Trageplätze, welche über die Schwellen oder Gräten der Waſſertheilung (divortia aquarum) hinführen, periodiſche Ueberſchwemmungen, welche in der Regenzeit die zu verſchiedenen hydrauliſchen Syſtemen gehörigen Zuflüſſe verbinden, haben die Vorſtellung von mehreren Gabeltheilungen und Flußverbindungen erzeugt, die niemals exiſtirt haben, oder welche wenigſtens gegenwärtig nicht vorhanden ſind. Alle Ströme beſitzen ein Streben, ihre Verzweigungen zu vermeiden und ihre Becken abzuſondern. Was früher nur ein Arm war, wird dann das ausſchließliche Sammelbett und bei Strömen von geringer Geſchwindigkeit verſchwinden die Gabelungen oder Verzweigungen zwiſchen zwei hydrauliſchen Syſtemen auf drei verſchiedene Arten, entweder indem das Ableitbett oder der verbindende Kanal den ganzen Gabelfluß in ſeinen Lauf hineinzieht, welcher aus verſchiedenen, mehr oder weniger parallelen Furchen beſteht, oder indem der Kanal ſich durch Ausſpülungen an der Stelle verſtopft, wo er das Hauptbett verläßt, oder endlich, indem ſich (wie bei dem Arno Taverino des Thales von Chiana) in der Mitte ſeines Laufes ein Theilungspunkt bildet, welcher dem oberen Theile einen Gegenhang verſchafft und das Waſſer in entgegengeſetzter Richtung zurückſtrömen läßt. Die Savannen und großen Ebenen Südamerikas bieten vornämlich dieſe Veränderungen oder hundertjährigen Fortſchritte der Entwickelung in dem Syſteme der inneren Ströme dar. Dieſe Bildung des Bodens hat, weil ſie die Verbindungen in Canots oder Piroguen mit flachem Boden auf ungeheure Entfernungen begünſtigt, die friedlichen Einwohner am Caſſiquiare und Rio Negro ſeit Jahrhunderten den Anfällen der Völker karaibiſcher Abkunft ausgeſetzt, deren zahlreiche Stämme mancherlei Namen führen. Dieſe von Oſten und Nordoſten (auf mehr als 200 Stunden weit) herkommende Einfälle hatten den doppelten Zweck des Handels und Sclavenraubs. Das mächtige Volk der Caraiben, von dem man irrthümlicher Weiſe angenommen hat, daß es urſprünglich nur den kleinen Antillen zugehöre, beſaß zur Zeit der Entdeckung Amerikas einen großen Theil des Ufergebiets vom Feſtlande (die Carioni und die Caribana der erſten Conquiſtadores), ſo wie das öſtliche Gebiet zwiſchen dem Ayaput, dem Cuyuni und Guarapiche. Es machte ſich gleichzeitig den Einwohnern Haitis und denen der Ufer des oberen Oronoko furchtbar. Seitdem die europäiſchen Anbauer feſte Niederlaſſungen an den Grenzen dieſes unteren Theils der Parime errichtet haben, welcher (zwiſchen den Parallelen von 2 und 7°) ſich vom 61 bis 65° L. ausdehnt, iſt es den Spaniern gelungen, an dem Caroni und Paragua, der ein Zufluß von jenem iſt, weſtlich und ſüdweſtlich vorzudringen, wie den Holländern am Eſſequibo und Cuyuni und den Portugieſen am Rio Branco, der in den Rio Negro mündet. Dieſer Umſtand war offenbar, bei den beſchränkenden Handelsgeſetzen, welche noch heute in den Colonien gelten, ſehr verführeriſch für den Schleichhandel. Da die Caraiben, vermöge ihrer Beweglichkeit und ihrer langen Erfahrung bei Flußſchifffahrten, die einzigen Landeskundigen waren, ſo bedienten ſich die Weißen ihrer zur Eröffnung heimlicher Handelswege. Nach den Ueberlieferungen, die ich am Ende des vorigen Jahrhunderts ſammelte und nach den Aufklärungen, welche ich in den Archiven zu St. Thomas de la Nouvelle Guyana gefunden habe, waren es vorzüglich drei Umſtände, welche die ſpaniſchen Gouverneure zu Verſuchen, in die terra incognita einzudringen, bewogen. Sie wollten die Entführung von Sclaven und die Angriffe der Miſſionen von Seiten der unabhängigen Caraiben verhindern, mit Genauigkeit die Wege und Verzweigungen der Flüſſe kennen lernen, durch welche die Contrebande eingeführt wurde und endlich bis in jenes reiche Gebiet des Goldlandes gelangen, welches rundum die durch die Leichtgläubigkeit oder hinterliſtige Politik der Ralegh, Keymis und Maſchan ſo berühmt gewordene Laguna de Parime liegen ſollte. Ich habe auch anderwärts wirklich bewieſen, daß es die Landenge zwiſchen den Zweigen des Eſſequibo (oder Deſſequebo Ralegh’s) und des Rio Branco, das heißt: zwiſchen dem Rupunuri einerſeits und dem Pirara, Mahu oder Uraricuera andererſeits iſt, die man als den klaſſiſchen Boden des Dorado de Parime zu betrachten hat. Es iſt zu hoffen, daß der kühne Reiſende, welcher jüngſthin, durch ein Labyrinth von Waſſerfällen, auf dem Maſſarcuni ſchiffend bis zu dem bergigen Theile gelangt iſt, wo die Arthurstafel ſich vor ihm bis zu einer Höhe von 5- 6000 Fuß zu erheben ſchien, den Mangel aſtronomiſcher Beobachtungen durch häufige Angaben von Entfernungen habe erſetzen können. „Wir haben,“ ſagt Hr. Hillhouſe etwas unbeſtimmt, „von aus Cayenne und Surinam abgeſchickten Ausrüſtungen ſprechen hören, die ſehr weit in den Südweſten dieſer Colonien vorgedrungen ſind und wie man berichtet, ſoll wenigſtens eine derſelben bis an den Amazonenſtrom gelangt ſein, vermittelſt eines ſeiner nördlichen Nebenflüſſe. Aber wir ſind noch ohne Nachrichten über die Quellen des Eſſequebo und ſeinen Lauf nach der Vereinigung mit dem Rippanouni (Rupunuri). Als ich den Atlas des Hrn. v. Humboldt zu Rathe zog, ward ich bald überzeugt, daß der Maſſarount (Mazaroni) zwiſchen dem Cuyuni und Eſſequebo fließen müßte und daß, wenn man ihm eine ſüdweſtliche Richtung zuſchriebe, (eigentlich eine ſüdſüdweſtliche) er auch durch jenen berühmten El Dorado oder den großen Goldſee der geographiſchen Fabel fließen müſſe, der noch zu entdecken iſt.“ Man ſieht, daß dieſer Reiſende im Norden und Nordoſten der Granitgebirgskette geblieben iſt, welche eine Schwelle oder Waſſerſcheide zwiſchen dem Rio Eſſequibo und dem Rio Blanco (Branco der Portugieſen, Quecuene der Indianer) bildet; nämlich zwiſchen dem Rio Paragna (Zuſtrom des Caroni) und dem Uraricapara, der bei der alten ſpaniſchen Miſſion Santa Roſa vorübergeht. In dem Entwurfe eines geologiſchen Gemäldes Amerikas nördlich vom Amazonenſtrome, habe ich dieſe Kette nach ungedruckten Papieren, welche ich beſitze und die mir zur Herausgabe der allgemeinen Karte von Columbia (N. 22. meines Atlas) gedient haben, Pararaina-Kette genannt. Bereits Ralegh kannte ſie im J. 1596 unter dem Namen Wacarinna, woraus erhellt, wie viel geographiſche Wahrheiten ſein verwirrter Bericht vom Dorado einſchließt. Die Kette theilt das nördliche Waſſerſyſtem des Caroni und ſeines Nebenfluſſes Paragna von dem ſüdlichen des Rio Branco. Nach mehren Umſtänden ſchließe ich, daß ſie von O. nach W. zwiſchen den Parallelen 4° 4′ und 4° 12′ verlaufe, indem ſie die Berggruppen des holländiſchen und engliſchen Guyana mit der bloß granitiſchen und ſyenitiſchen von Parime verknüpft. Es iſt dies ein Grat, der ſich nach beiden Enden erweitert und die Savannen und Niederebenen des Caroni und Cuyuni von denen des Rio Branco trennt. Er bildet einen der am meiſten characteriſtiſchen Züge der Topographie dieſer Wüſten. Der Capit. Autonio Santos hat ihn 1778 überſchritten, als er vom Nocaprai, einem Nebenfluſſe des Paragua, im Süden von Guirier, zum Curaricara, einem Beiſtrome des Rio Branco, den die Eingebornen auch Uraricapara nennen, überging. In Santos Tagebüchern finde ich den Namen Pacaraymo für die Kette, welche die Waſſer theilt. Die handſchriftlichen Karten des Fregattencapitains Sylva Pontes Leme und des Jugenieurcapitains Almeida de Serra, welche 1804 vollendet wurden, nennen Sierra Pacarahina denjenigen Grat, den man überſchreitet, um vom Araicuque zum Anocapra zu gelangen, deren erſterer als Nebenfluß dem Uraricapara, letzterer dem Paraguamuſſo angehört. Man muß in dieſen barbariſchen Namen ſehr genau ſein, denn wenn die Karten von Guyana, wie bereits la Condamine ſagte „von eben ſo falſchen als umſtändlichen Einzelnheiten wimmeln,“ ſo rührt dies meiſt von der außerordentlichen Ungenauigkeit der Nomenclatur und dem Wunſche her, für jeden Namen einen Fluß zu ſchaffen. Man hat Mühe, den Guaicia in dem Sia und den Rio Guarapo in dem Fluße Europa des Ralegh wieder zu erkennen. Sobald die Geographen für jedes dieſer Synonyme einen Fluß erfunden und gegeben haben, wiederholt ſich der Irrthum Jahrhunderte lang, auf allen, gleicherweiſe angelegten Karten. Ein conſervativer Geiſt gefällt ſich, die Irrthümer der Vergangenheit dauernd zu erhalten. Die Karte von Columbien, welche ich im Jahre 1825 herausgegeben habe und die durch Herrn Brue nach ſämmtlichen Zeichnungen und Materialien, welche ich dieſem geſchickten Geographen liefern konnte, ausgearbeitet worden iſt, bildet die Frucht meiner Unterſuchungen. Die oberen Theile des Laufes des Rio Branco und Rio Caroni haben dort ein durchaus neues Anſehn. Da ich mir vorgenommen, die Sage vom Goldlande aufzuklären, das man immer fortſchreitend von Weſten nach Oſten weiter verlegte, von den Quellen des Rio Negro (Guainia), des Guapa (Uanpès) und Supura (Caqueta) bis zu denen des Oronoko, mußte ich großes Gewicht auf den Lauf des Rupunurifluſſes oder Rupunuwini legen, (weni oder wini bedeutet in den großen Zweigen der Maypure-, Cabre- und Guypunare-Sprachen Waſſer oder Fluß) und dies um ſo mehr, als die Karten ſeit Anfange des 16. Jahrhunderts den Namen Rupunuwini dem Parime- oder Dorado-See beigelegt hatten. Die Vorſtellung von einem äußerſt goldreichen Gebiete, das man anfänglich um 1535 (nach den Erzählungen Don Luis Dayn’s) in die Berge von Neugranada (Cundirumarca oder Cundinamarca) verlegte, wo ein Herrſcher, deſſen Leib mit Goldſtaub bedeckt war, in einem Alpenſee ſeine religiöſen Waſchungen vornahm, wurde ſeit der Expedition Antonio de Berrio’s, des Schwiegerſohnes des großen Adelantado Queſada, auf dem Caſanar, Meta und Oronoko, mit der Vorausſetzung eines großen Binnenſees verbunden, der ſein Waſſer zugleich in den Eſſequibo, den Rio Branco und Oronoko ergöſſe. Ich glaube, vermöge einer genaueren Ortskenntniß, durch ein langes und mühſames Studium der ſpaniſchen Schriftſteller, welche von dem Dorado und dem Meere Parime ſprechen, ſo wie vorzüglich durch die Vergleichung einer großen Anzahl in chronologiſcher Reihe geordneter Karten die Quellen dieſer Irrthümer entdeckt zu haben. Die Fabeln, welche an gewiſſen Oertlichkeiten haften, haben in der Regel irgend einen wahrhaften Grund; die vom Dorado (d. h. vom hombre dorado, dem vergoldeten Manne), gleicht jenen Mythen des Alterthums, die, von Land zu Land reiſend, nach und nach verſchiedenen Orten angepaßt wurden. Um Wahrheit und Irrthum zu ſcheiden, reicht es in den Wiſſenſchaften gewöhnlich hin, die Geſchichte der Meinungen aufzuzeichnen und ihre allmälige Entwickelung zu verfolgen. Die eingebornen Völker ſchilderten, um ſich der unbequemen Gäſte leichter zu entledigen, den Dorado ſtets als ſehr leicht erreichbar und in unbeträchtlicher Entfernung. Er glich einem Luftbild, das ſtets vor den Spaniern entwich und ſie immer nachlockte. Es liegt im Weſen des Menſchen, wenn er über die Erde hinirrt, ſich das Glück jenſeit des Bekannten zu denken. Der Dorado, ähnlich dem Atlas und den hesperiſchen Inſeln, iſt nach und nach aus dem Gebiete der Dichtungen herausgetreten, um in das der ſyſtematiſchen Erdkunde einzugehen. Der große Ruf, welcher einem goldtragenden Gebiete zwiſchen dem Caqueta (Pepamene) und Guaupa, einem Nebenfluſſe des Rio Negro, zu Theil war, beſtimmte die Lage des erſten Dorado, desjenigen des Weſtens: Dorado der Om-aguas- und der Manoa-Stämme. Ich ſehe mit Vergnügen, daß die Bemerkungen, welche ich zu San-Carlos del Rio Negro bezüglich auf dieſes bergige Goldgebiet geſammelt habe, neuerdings durch Herrn W. Smyth, Linienſchiffslieutenant von der engliſchen Flotte beſtätigt worden ſind. Dieſer Officier hat, in Verbindung mit Herrn Lowe, mit großer Genauigkeit faſt den ganzen Lauf des Rio Huallaga, einen Theil des Uyuculi und Amazonenſtroms von Nanta und Omaguas bis zur Mündung des Rio Negro aufgenommen. In einer am 14. December 1835 geleſenen Denkſchrift an die königl. geographiſche Geſellſchaft zu London verſichert Hr. Smyth, nach einer Handſchrift des Vaters Andreas Fernando de Souza, daß die reichen Goldverzierungen, welche man bei den Tariana-Indianern findet, von einem Stamme, dem der Panöa, herkommen der, ihnen an Geſittung weit überlegen, um die Quellen des Rio Naupès (Guape) wohne. Dieſe Goldwäſchen zwiſchen dem Naupès, dem Iguiaure und dem Yurubache ſind der Schauplatz der Thaten Pedro de Urſuas und Philipps von Hutten, eines deutſchen Herren, deſſen Namen die Spanier in Felipe de Urre und Utre verſtümmelt haben. Von den Indianern von S. Joſe de Maravitanos, einem Orte 10 Lieues im Süden von San Carlos vom Rio Negro gelegen, wurde dem Capitain-Poblador Don Appollinario Diaz de la Fuente, welcher dieſe Ufer des oberen Oronoko, des Caſiquiare und Rio Negro ein halbes Jahrhundert vor mir beſucht hat, und deſſen Reiſebuch nach Quito ich mir verſchafft habe, eingeredet, daß, wenn man 15 Tage lang auf dem Uaupès nach Weſten ſchiffe, man zu einer berühmten Lagune de Oro gelange, die von Bergen umgeben und ſo groß ſei, daß man das jenſeitige Ufer nicht erblicke. Der wilde Volksſtamm der Guanés erlaube nicht, das Gold aus dem Sandboden zu ſammeln, welcher die Ufer des Sees bildet. Das ſo oft überſchwemmte Land zwiſchen den Quellen des Yurubache und des Rio Marahi, Nebenfluſſes des Caqueta, wohin La Condamine einen anderen Goldſee verſetzt, den er Parahi nennt (d. h. der See Waſſer kann, durch Verwechſelung der Lagen, Veranlaſſung zu der närriſchen Erzählung von der Unermeßlichkeit des Sees des Uaupès gegeben haben. Gewiß ſcheint es mir, daß zwiſchen den unbekannten Quellen des Rio Negro und ſeinen Zuflüſſen Xié und Uaupes (1 — 1½° RB., 71½ bis 74° L.) ein kleines Bergplateau liege, welches Lager von goldhaltigem Aufgeſchwemmten enthalte. Die Sittigung wird einſt in dieſe Gegenden dringen, ſei es von Oſten nach Weſten aus den braſiliſchen oder columbiſchen Miſſionen am Rio Negro und Atabapo, die ſich gegenwärtig in gleich erbärmlichem Zuſtande befinden, ſei es von Weſten nach Oſten von den Miſſionen von Caguan und dem Guayavero am Fuße der Cordilleren von Cundinamarca her. Dann wird man ſehen, ob dieſe goldhaltigen Sandlager werth ſind, ausgewaſchen zu werden und ob ich die geographiſchen Verhältniſſe des erſten Dorado, deſſen der Om-aguas, richtig ausgelegt habe, wohin ſich alle von 1535—1560 unternommene Rüſtungen richteten. In dieſem letzteren Jahre nahm Pedro de Urſua den prächtigen Titel an: Governador del Dorado y de Omagua. Er meinte, daß ſein Gouvernement a partibus ſich über eine Provinz erſtrecke, welche die Eingeborenen unter dem Namen des Landes Caricuri bezeichneten und ſchon dieſer Name, deſſen Bedeutung er ohne Zweifel nicht kannte, erweiſt die Folgen der caraibiſchen Einfälle in dieſe Gegend. Gold heißt in der Tamanaka-Sprache Caricuri, auf caraibiſch Carücürü und bereits der gelehrte Fortſetzer des Mithridat, Herr Vater, hat die Verwandtſchaft dieſer beiden Sprachen bemerkt. Jedoch iſt Curi (Cori) auch das peruaniſche Wort (Quichua) für daſſelbe Metall, ſo daß wir hier eine der eingeführten Wurzeln finden, die durch wandernde Stämme 4 — 500 Stunden weit von Südweſten nach Nordoſten verbreitet wurden. Zu Ende des 16. Jahrhunderts überſchritt Antonio de Berrio, der Erbe des großen Adelantado Gonzalo Ximenez de Queſada, die Cordilleras von Neugranada (Cundinamarca), öſtlich von Tunja und kam über den Rio Caſanare, den Meta und unteren Oronoko nach der Dreieinigkeitsinſel. Da erſt ſtellte ſich die Sage vom Dorado im öſtlichen Theile von Guyana, zwiſchen 62 und 66° der Länge in jener Gegend feſt, welche neuerdings wieder Gegenſtand nützlicher und mühſamer Forſchungen geworden iſt. Dieſelben Namen wurden nun auf andere Stellen übertragen, der geographiſche Mythus nach der Bildungsfläche eines, am Fuße der Pacarainakette häufigen Ueberſchwemmungen ausgeſetzten Landes gemodelt. Da die Quellen der großen Ströme ſtets die Forſchbegier der Menſchen erregt haben, indem ſie den gewagteſten Vorausſetzungen ein weites Feld darbieten, ſo wurden die Fragen nach den Quellen des Oronoko in enger Verbindung mit dem Suchen nach dem Dorado in Oſtguyana befunden. Die von einem gewiſſen Martinez verfaßten, von Ralegh verbreiteten und der Geſchichte der Abenteuer Juan Martin’s de Albujar einverleibten Geſchichten hatten die Einbildungskraft des Antonio de Berrio und ſeines Manſe de Campo Domingo de Vera (1595) entflammt. Dieſer Martinez war von den Caraiben „von Stadt zu Stadt geſchleppt worden, bis er nach Manoa, der Hauptſtadt des Dorado, gelangte, wo er einen Verwandten des Inca Atabalipa (Atahualpa) zu ſehen glaubte, den er bereits zu Caxamarca gekannt haben wollte. Da Martinez am obern Carani wohnte, der von der Pacaraina-Bergkette herabkömmt, und da er, nach langer Abweſenheit, den Rio Eſſequibo heraus bei den Indianern der Dreieinigkeitsinſel wieder zum Vorſchein kam, ſo hat er ohne Zweifel dazu beigetragen, den See Manoa an den Iſthmus des Rupunuri oder Rupunuvini zu verſetzen. Dieſer See ward allmälig zu einem inneren Meere vergrößert (Laguna Parime oder von Roponowini des Jodocus Hondius). In dem Jahre, wo ich dieſe Zeilen ſchreibe, bewahren noch viele neuere Karten dieſe alte geographiſche Sage, wie’ſie ebenfalls ſorgfältig die Sage von einer großen Hochebene Mittelaſiens bewahren, welche ſich von der Kette des Himalaya bis zu der des Altai erſtrecken ſoll. Vergl. Taf. 14 meines geogr. Atlas unter den Titel: Histoire de la Géogr. de l’Orénoque depuis la carte de Jodocus Hondius de 1599 jusqu’ à la carte de Buache de 1798. Der Urſprung der Mythe vom Dorado iſt im 7 Buch und 24 Cap. der Geſchichtserzählung meiner Reiſe auseinandergeſetzt. Dieſe Perſon iſt es, von welcher Oviedo in einem Briefe an den Cardinal Bembo den Gonzale Pizarro ſagen läßt: „daß er, vom Fuß bis zum Kopfe mit Goldſtaub bedeckt, einer goldenen Bildſäule aus den Händen des beſten Künſtlers gliche, und daß der vergoldete Herr öfters Abwaſchungen vornähme, wegen der Unbequemlichkeit, welche ihm dieſe Art der Bekleidung, wozu er verdammt ſei, verurſache.“ Es iſt mir wahrſcheinlich, daß dieſer Gebrauch ſich urſprünglich auf den kirchlichen Oberherrn von Cundinamarca bezog, der ſeinen Sitz zu Iraca (jetzt Sogamozo) hatte und eine Art Lama der Secte von Bahica oder Ilacanzas war. Anderwärts habe ich erörtert, ob die Waſchungen in der Laguna de Tota, öſtlich von Tuuja (dem alten Huncahua) Statt fanden, wo der weltliche Oberherr von Cundinamarca wohnte, oder in dem heiligen See von Guatavita, etwas ſüdlich von Bogota. Zu der Zeit, wo man mit ſo unklugem Eifer in England Bergwerksgeſellſchaften errichtete, ſind einige Zeilen aus andern Anſichten der Cordilleren, welche die geſchichtliche Thatſache erwähnen: „daß man im 16. Jahrhunderte eine Sprengung verſucht habe, um den See auszutrocknen und die Schätze zu gewinnen, welche nach der Ueberlieferung von den Eingeborenen dort bei der Ankunft Queſada’s verſenkt worden ſeien,“ ohne mein Wiſſen und zu meinem großen Bedauern, Urſache großer Geldverluſte geworden. Die Namen der drei mächtigen Völker Om-Aguas, Dit-Aguas oder Aguas Manaos oder Manoas und Guayprès oder Uaupès längs der Ufer des Uaupe oder Guaupe ſind noch heute um die Flußbecken des Amazonenſtroms und Rio Negro bekannt. Journ. of the roy. Geogr. soc. 1836, Bd. 6, Th. I., S. 21. Ich bedaure, daß Lieut. Smyth weder meine aſtronomiſchen Beobachtungen an den Ufern des oberen Rio Negro und Caſſiquiare, noch die Reiſekarte des Oronoko und ſeiner Gabelung gekannt hat, die ich 1814 herausgegeben habe. (Atlas Ur. 6). Er würde ſonſt ſicher durch einige richtige Angaben die wilde Zeichnung verbeſſert haben, welche ihm Barra von dem Caſſiquiare und den Zuflüſſen des Rio Negro gegeben, und die er in ſeinem anziehenden Werke hat ſtehen laſſen. (Narrat. of a journey from Lima to Para, 1836). Die Verſicherung des Vaters Andreas Fernando de Souza rückſichtlich der Verbindung des Uaupès (Baupé) mit dem Auiyari (Guaviare) hat keine Wahrſcheinlichkeit. (Vgl. m. Atlas Nr. 21). Es iſt wohl eher der Inirida, Nebenſtrom des Guaviare, welcher ſich durch ſeine Richtung den Quellen des Rio Negro nähert. Um die Verwirrung der hydrogaphiſchen Nomenclatur dieſer Gegenden nicht zu ſteigern, muß ich hier bemerklich machen, daß die Handſchrift des Vater Souza den Caſiquiare Guxiquiari, den Tuamini Tiniuini, den Atabapo Yatabuapu, und den Pimichin, wahrſcheinlich wegen ſeiner Nähe bei der Miſſion Savita, Yaita, nennt. Da ich auf den genannten Flüſſen geſchifft habe, kann ich davon mit einiger Zuverſicht ſprechen. Man hat ſich ſehr viel um die Frage bewegt, was eigentlich die Flüſſe Jurubache und Squiare der Väter Acunna und Fritz ſeien. Ich glaube, ſie in dem Hyurubaxi (ſpr. Churubachi) und dem Iguiari der portugieſiſchen handſchriftlichen Karten in dem hydrographiſchen Depot von Rio Janeiro wiedererkannt zu haben. Erſterer ergießt ſich bei St. Iſabelle in den Rio Negro, Letzterer in den Iſſana, Nebenfluß des Negro. Vergl. m. Karte von Columbia 1° 5′ SB., 68° 10′ L. Auch der Pater Fritz hat, durch eine Reiſe im Jahre 1657 dieſes goldtragende Gebiet berühmt gemacht. Unter den koſtbaren Sammlungen d’Anville’s, welche in den Archiven für auswärtige Angelegenheiten zu Paris unter der Nummer 9545 aufbewahrt werden, habe ich eine handſchriftliche Karte gefunden, welche ſehr merkwürdig iſt und die Reiſe des Vater Fritz verzeichnet. Sie führt die Aufſchrift: tabula geografica del Marannon, 1690. Ich habe dieſelbe für meine Unterſuchungen über die Geſchichte der Geographie Amerikas benutzt. Der zweite Dorado, der des Oſtens, kann mit dem Namen Dorado de la Parime oder das Ralegh belegt werden, denn dieſer große Mann unternahm vier Züge nach dem niedern Oronoko von 1597 — 1617. Gewiß war er ſelbſt getäuſcht, aber als es ſich darum handelte, die Einbildungskraft der Königin Eliſabeth zu entzünden und die Entwürfe ſeiner ehrſüchtigen Staatskunſt auszuführen, vernachläſſigte er keinen Kunſtgriff der ausgeſuchteſten Schmeichelei. Er ſchilderte der Königin „das Entzükken dieſer barbariſchen Völker beim Anblicke ihres Bildes: er will, daß der Name der erhabenen Jungfrau, welche Reiche zu erobern weiß, bis zu den kriegeriſchen Frauen (Amazonen) Guyanas gelange; er verſichert, daß man zu der Zeit als die Spanier den Thron von Cuzco ſtürzten, eine alte Weiſſagung aufgefunden habe, derzufolge der Herrſcherſtamm der Incas einſt Großbritannien ſeine Wiedereinſetzung danken ſolle; er räth, Beſatzungen von 3 — 4000 Engländern, unter dem Vorwande, das Gebiet gegen äußere Feinde zu vertheidigen, in die Städte des Inca zu legen und zugleich dieſen ſo großmüthig beſchützten Fürſten zur Zahlung einer jährlichen Steuer von 300,000 Lſt. an die Königin Eliſabeth anzuhalten; endlich ſetzt er, wie ein Mann, welcher die Zukunft vorausſteht, hinzu, daß alle dieſe weiten Gebiete Südamerikas einſt dem engliſchen Volke gehören würden. Die öſtlichen Theile Guyanas erlangten eine neue Berühmtheit, als der Gouverneur Don Manuel Centurion, verführt durch indianiſche Häuptlinge, die ſich mit Hülfe der Spanier an einem feindlichen Stamme zu rächen hofften, im Jahre 1770 neue Einfälle am obern Cauca unternahm. Das Volk der Majenaos ward, durch ungenaue Ausſprache, damals in Manaos umgetauft und dieſer, durch den Zug Urre’s und Jorge’s d’Espira (Georgs von Speier) berühmte Name nun in der Ebene des Rio Branco wiedergefunden. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts war das geſammte Gebiet zwiſchen den Bergen des franzöſiſchen Guyana und den Wäldern von wilden Cacaobäumen und Juvien (Bertholletia excelsa) am oberen Oronoko, zwiſchen den Quellen des Rio Caroni und dem Amazonenfluſſe (von 0° — 4½° RB. und von 57° — 58° L.) ſo wenig gekannt, daß die Erdbeſchreiber dorthin nach Gutdünken Seen verſetzen und Flußverbindungen erſchaffen konnten. Gegenwärtig iſt das Feld der Vermuthungen beträchtlich verengert. Die Länge von Esmeralda am Oberoronoko iſt beſtimmt worden; im Oſten von dieſem Punkte hat man mitten durch die Ebenen und Steppen der Parime einen Streifen von zwanzig Stunden Breite längs der Ufer des Caroni und Rio Branco von Norden nach Süden durchlaufen. Dies iſt der gefährliche Weg, welchen im J. 1739 der Wundarzt Nicolas Hortsmann aus Hildesheim, 1775 der Spanier Don Antonio Santos mit ſeinem Freunde Nikolas Rodriguez, 1793 der Obriſtlieutenant vom erſten Linieuregimente von Para, Don Francisco Joſe Rodriguez Barete und, nach handſchriftlichen Bemerkungen, welche ich dem Herrn Ritter de Brito, ehemaligem portugieſiſchen Geſandten zu Paris verdanke, mehre engliſche und holländiſche Anſiedler genommen haben, welche im Jahre 1811 über den Trageplatz des Rupunuri und den Rio Branco von Surinam nach Para gingen. Dieſer Weg theilt die terra incognita der Parime in zwei ungleiche Theile und er bezeichnet zugleich, was ein wichtiger Punkt für die Feſtſtellung von Tagen in dieſen Gegenden iſt, Grenzen für die Quellen des Oronoko, die nicht fürder ins Unendliche nach Oſten zurückverlegt werden können, wenn man nicht das Bett des Rio Branco, welcher von Norden nach Süden fließt, von dem Bette des Oronoko, deſſen Richtung von Oſten nach Weſten geht, durchſchneiden laſſen will. Wegen der Lage von Santa Roſa am Uraricapara, deſſen Lauf mir durch die portugieſiſchen Ingenieure wohl beſtimmt ſcheint, können die Quellen des Oronoko nicht öſtlich von dem 65½ Meridiangrade liegen. Dies iſt die öſtliche Grenze, über die man ſie unmöglich hinausſetzen darf; aber mir ſcheint es, wenn ich das Verhalten des Fluſſes in dem Raudal der Guaharibos (über dem Canno Chiguire im Lande der ſo ſehr weißhäutigen Guaycas-Indianer 52′ im Oſten des großen Cerro Duida) bedenke, wahrſcheinlich, daß der Oronoko in ſeinem oberen Laufe höchſtens den Meridian des 66½ Grades erreiche. Dieſer Punkt liegt nach meinen Schlüſſen um 4° 12′ öſtlicher, als der kleine See Amucu, wohin Herr Schomburgk neuerdings gelangt iſt. Verfolgt man den Lauf des Rio Branco ſeiner ganzen Länge nach, von den beiden ihn zuſammenſetzenden Strömen Uraricuera und Tacutu aus und ſteigt man von der Bergkette von Pacaraine durch den ſchmalen Streifen angebauten (oder vielmehr bewohnten) Landes, der zur Geueralcapitanie von Großpara gehört, hinab, ſo kann man die, theils erſonnenen, theils von den Erdbeſchreibern vergrößerten Seen in zwei getrennte Gruppen theilen. Die erſte derſelben umfaßt diejenigen, welche man zwiſchen Esmeralda, die öſtlichſte Miſſion des oberen Oronoko und Rio Branco verſetzt; zur zweiten gehören die Seen, welche man in dem Gebiete zwiſchen dem Rio Branco und dem franzöſiſchen, holländiſchen und engliſchen Guyana annimmt. Dieſe Ueberſicht, welche von den Reiſenden nicht aus den Augen geſetzt werden darf, beweiſt, daß die Frage, ob ein, von dem durch Hortsmann, Santos, Obriſt Barata und Herrn Schomburgk geſehenen See Amucu verſchiedener See Parime im Oſten des Rio Branco beſteht, ganz verſchieden von dem Probleme der Quellen des Oronoko iſt. Da der Name meines berühmten Freundes Don Felipe Bauza, ehemaligen Directors des hydrographiſchen Depots zu Madrid, in der Erdkunde von großem Gewichte iſt, ſo verpflichtet mich hier die Unparteilichkeit, welche jede wiſſenſchaftliche Erörterung leiten ſoll, zu der Erinnerung, daß dieſer Gelehrte einigermaaßen geneigt war, an das Vorhandenſein von Seen im Weſten des Rio Branco, ganz nahe bei den Quellen des Oronoko, zu glauben. Kurze Zeit vor ſeinem Tode ſchrieb er mir von London: „Ich wünſchte, Sie wären hier, damit wir gemeinſchaftlich die Geographie des oberen Oronoko erörtern könnten, welche Sie ſo ſehr beſchäftigt hat. Ich bin ſo glücklich geweſen, die Aktenſtücke, welche dem Marinegeneral Don Joſe Solano, Vater desjenigen, der zu Cadix ein ſo trauriges Ende nahm, gehört haben, von einer gänzlichen Zerſtörung zu retten. Dieſe Actenſtücke beziehen ſich auf die Grenztheilung zwiſchen den Portugieſen und Spaniern, womit Solano zugleich mit dem Geſchwaderführer Yturriaga und Don Vicente Doz ſeit dem Jahre 1754 beauftragt war. Auf allen damaligen Plänen und Entwürfen ſehe ich eine Laguna Parime, bald als Quelle des Oronoko, bald ganz abgeſondert dargeſtellt. Soll man alſo wohl annehmen, daß es einen See dort im Oſten und Nordoſten von Esmeralda gebe?“ Die Braſilianer haben ſeit dem Anfange des 19. Jahrhunderts, aus politiſchen Beweggründen, ein lebhaftes Intereſſe für die Ebenen gezeigt, welche ſich öſtlich vom Rio Branco hinſtrecken. Vergl. eine von mir auf Veranlaſſung des portugieſiſchen Hofes im Jahre 1817 verfaßte Denkſchrift „über die Grenzen des franzöſiſchen Guyana.“ (Schöll, Archives politiques on pièces inédites t I, p. 48—58). Sie vereinigen ſich zu St. Joacquim do Rio Branco; aber die Nebenflüſſe des Tacutu, welche den Mahu und Xurumu bilden, mit den Zuſtrömungen des Uraricuera, welche den Parime, Mayari und Uraricapara ausmachen, entſpringen unmittelbar am Sübabhange der kleinen Cordillern von Pacaraina, ſo daß die Waſſer des Rio Branco, deſſen Zuſammenfluß mit dem Rio Negro nach dem Aſtronomgeographen Pontes Leme unter 1° 26′ SB. ſtattfindet, aus 4° NB. herkommen. Der berühmte Löffling, Schüler Linnés, kam, um Botaniker dieſer Expedition zu werden, nach Cumana. Er ſtarb, nachdem er die Miſſionen von Piritu und Caroni durchreiſt hatte, am 22. Februar 1756, in der Miſſion Sta Eulalia de Murunuri, etwas ſüdlich von dem Einfluſſe des Caroni in den Oronoko. Die Aktenſtücke, ven denen Hr. Bauza hier ſprach, ſind dieſelben, welche zu der großen Karte von la Cruz Olmedilla gedient haben, die allen zu Ende des vorigen Jahrhunderts in England, Frankreich und Deutſchland erſchienenen Karten von Südamerika zu Grunde liegt; ſie haben auch für zwei im Jahre 1756 von dem Vater Caulin, Geſchichtſchreiber des Solanoſchen Zuges und von einem ungeſchickten Compilator Hrn. v. Surville, einem der Archivbeamten des Staatsſekretariats zu Madrid, herausgegebene Karten gedient. Der Widerſpruch, welcher in dieſen Karten erſcheint, iſt beweiſend für denjenigen in den „Plänen und Entwürfen,“ welche ihnen zu Grunde lagen. Noch mehr: der Vater Caulin, Geſchichtſchreiber des Zuges, entwickelt ſcharfſinnig die Umſtände, welche Veranlaſſung zu der Fabel vom See Parime gegeben haben und die Survilleſche Karte, welche deſſen Werk beiliegt, ſtellt nicht allein dieſen See unter dem Namen „weißes Meer und Mar dorado“ wieder her, ſondern bildet auch noch einen kleinern ab, woraus, zum Theil durch Seitenſickerungen, der Oronoko, Siapa und Ocamo entſpringen. Ich habe mich an Ort und Stelle von der in den Miſſionen ganz bekannten Thatſache unterrichten können, daß der Joſé Solano allein über die Waſſerfälle von Aturès und Maypure heraus, aber doch nicht jenſeits des Zuſammenfluſſes des Guaviare und Oronoko, unter 4° 3′ Br. und 70° 31′ L. gekommen iſt und daß die aſtronomiſchen Werkzeuge der Grenzexpedition weder bis an den Iſthmus des Pimichin und Rio Negro, noch an den Caſtquiare und den Oberoronoko oberhalb der Mündung des Atabapo gebracht worden ſind. Dieſes große Land, wo vor meiner Reiſe keine aſtronomiſche Beobachtung verſucht worden war, ward zu Solanos Zeit nur von einigen auf Entdeckungen ausgeſchickten Soldaten durchzogen und Don Apollinario de la Fuente, deſſen Tagebücher ich aus dem Archive der Provinz Quixos hervorgeſucht habe, ſammelte ohne Kritik aus den lügenhaften Erzählungen der Indianer Alles, was der Leichtgläubigkeit des Gouverneurs Centurion ſchmeicheln konnte. Keine der zu der Ausrüſtung gehörigen Perſonen hat einen See geſehen und Don Apollinario konnte nur bis zum Cerro Yumariquin und bis nach Gehette gelangen. Aus dieſem Grunde iſt die Lage des Gleichers, d. h. der Punkt, wo er den Rio Negro ſchneidet, um mehr als einen Grad verfälſcht. Ich habe durch Hrn. Bauza den aſtronomiſchen Theil der Urhandſchrift von Solano und Doz erhalten, der von Hrn. Oltmanns in den Denkſchriften der Akad. d. W. zu Berlin für 1830 veröffentlicht worden iſt (S. 113). Alle Beobachtungen treffen nördlich vom Raudal d’Atures; man hat die Verfinſterungen der Jupitertrabanten wieder berechnet, indem man Delambres neue Tafeln benutzte. Die Fehler in der Länge verſchwinden dann größtentheils; ſie waren, nach den Reſultaten, wobei die Grenzexpedition in den Jahren 1754 — 57 ſtehen blieb, für die Länge von Cumana 2½°, für den port d’Espagne auf der Inſel de la Trinité 1¾°. Die Delambreſchen Tafeln verringern dieſe Irrthümer für den erſteren Punkt auf 15′, für den zweiten auf 2′ im Bogen. Dies iſt ein neues und ſchlagendes Beiſpiel für den Nutzen, welchen die Erdbeſchreibung aus der Bekanntmachung der aſtronomiſchen Beobachtungen ſelbſt ziehen kann. Nachdem ich, in der ganzen Ausdehnung des Landes, wohin man den Forſchungseifer der Reiſenden zu richten wünſcht, eine Theilungslinie aufgeſtellt habe, die durch das Becken des Rio Branco gebildet wird, bleibt mir noch übrig, anzudeuten, daß unſere geographiſchen Kenntniſſe im Weſten dieſes Theiles zwiſchen dem 64. und 68. Grade nicht im Geringſten vermehrt worden ſind. Die Verſuche, welche die Regierung des ſpaniſchen Guyana fortſchreitend ſeit den Zügen von Iturria und Solano unternommen hat, um die Bergkette von Pacaraina zu erreichen und zu überſchreiten, haben wenig Erfolg gehabt. Die Spanier haben, indem ſie in den Miſſionen der cataloniſchen Capuziner von Barcellonetto am Zuſammenfluſſe des Caroni mit dem Rio Paragna, dieſen letzteren Fluß ſüdwärts bis herauf zu ſeiner Vereinigung mit dem Paraguamuſi verfolgten, an der Stelle dieſer Vereinigung die Miſſion Guirion errichtet, welche anfänglich den ſtolzen Namen Ciudad de Guirion empfing. Ich ſchätze ſie auf etwa 4½° B. Von dort aus trieb der Gouverneur Centurion, aufgeregt zur Erforſchung des Dorado durch die ausſchweifenden Berichte zweier Indianerhäuptlinge Paranacare und Arimuicaip, von dem mächtigen Volke der Ipurucotos, dasjenige, was man damals geiſtliche Eroberung nannte, immer weiter und errichtete jenſeits der Berge von Pacaraina die beiden Dörfer Santa Roſa und San Baptiſta de Caudacada, erſteres in dem obern Theile und am öſtlichen Ufer des Uraricapara, Nebenfluß des Uraricuera, den ich in dem Reiſetagebuche von Rodriguez Rio Curaricara genannt ſehe; letzteres 6 — 7 Stunden weiter nach O. S. O. Der Aſtronomgeograph der portugieſiſchen Grenzcommiſſion, Fregattencapitain Don Antonio Peres da Sylva Pontes Leme und der Jugenieurcapitain Don Riccardo Franco d’Almeida da Serra; welche von 1787—1804 mit größter Sorgfalt den ganzen Lauf des Rio Branco und ſeiner oberen Verzweigungen erforſcht haben, nennen den nördlichſten Theil des Uraricapara das Thal der Ueberſchwemmung. Sie ſetzen die ſpaniſche Miſſion Santa Roſa unter 3° 46′ Br. und bezeichnen den Weg, welcher von da nach Norden, indem er die Bergkette überſchreitet, zum Canno Anocapra, einem Zufluſſe des Paraguamuſi führt, um ſo aus dem Becken des Rio Branco in das des Caroni zu gelangen. Außer dem Thale der Ueberſchwemmung findet man noch andere große Moräſte zwiſchen dem Rio Xurumi und dem Parime . Einer dieſer Creeks iſt Nebenfluß des Tacutu, der andere des Uraricuera. Am Fuße der Pacarainaberge ſelbſt ſind die Flüſſe großen periodiſchen Austretungen unterworfen und der See Amucu, von welchem weiter unten geſprochen werden ſoll, zeigt denſelben Character der Lage am Eingange der Ebenen. Die ſpaniſchen Miſſionen Santa Roſa und San Baptiſta de Caudacada oder Cayacaya, in den Jahren 1770 und 73 von dem Gouverneur Don Manuel Centurion gegründet, wurden vor Ende des letzten Jahrhunderts zerſtört und ſeit dieſem Zeitraume iſt kein neuer Verſuch gemacht worden, um von dem Becken des Caroni gegen den ſüdlichen Abhang der Pacaraina-Kette vorzudringen. Zwei Karten dieſer portugieſiſchen Offiziere, welche das ganze Detail der trigonometriſchen Aufnahme der Windungen des Rio Branco, des Uraricuera, Tacutu und Mahu enthalten, ſind Hrn. Obriſt Lapin und mir eine durch den Hrn. Grafen Linhares gefällig mitgetheilt worden. Dieſe koſtbaren, nicht veröffentlichten Aktenſtücke, welche ich benutzt habe, befinden ſich noch in den Händen des gelehrten Geographen, welcher vor längerer Zeit ihren Stich auf ſeine Koſten hat beginnen laſſen. Die Portugieſen nennen bald den ganzen Rio Branco, Rio Parime, bald beſchränken ſie dieſe Benennung blos auf den Nebenſtrom des Uraricuera, etwas unter dem Canno Mayari und über der ehemaligen Miſſion San Antonio. Da die Worte Paragua und Parime gleichmäßig Waſſer, großes Waſſer, See und Meer bezeichnen, muß man ſich nicht wundern, ſie ſo oft bei den Omaguas des oberen Marannon, bei den nördlichen Guaranis und den Caraiben, alſo ſehr weit von einander entfernten Völkern anzutreffen. Unter allen Zonen werden die großen Flüſſe von den Uferbewohnern kurzweg der Fluß genannt. Paragua, einer der Zweige des Caroni, iſt derſelbe Name, welchen die Eingeborenen dem oberen Oronoko geben. Der Name Orinune iſt tamanakiſch und ward zuerſt im Jahre 1531 von Diego de Ordaz gehört, als dieſer bis zur Mündung der Meta hinaufdrang. Nur das Land im Oſten der Ebene Rio Branco hat in dieſen letzten Jahren glückliche Nachforſchungen veranlaßt. Hr. Hillhouſe iſt den Maſſeruni bis zum Creek von Caranany hinaufgeſtiegen, von wo ein Fußſteig den Reiſenden, wie er ſagt, in zwei Tagen bis zu der Quelle des Maſſeruni und in drei Tagen zu den Nebenflüſſen des Rio Branco geführt habe. Die Windungen des großen Fluſſes Maſſeruni, welchen Hr. Hillhouſe beſchrieben hat, angehend, bemerkt er in einem, unterm 31. Dec. 1831 aus Demerari an mich gerichteten Schreiben, „daß der Maſſeruni von den Quellen aus erſt nach Weſten, hernach auf einen Breitengrad nördlich, dann nahe an 200 engliſche Meilen weit nach Oſten und endlich nach Norden und Nordnordoſten zum Eſſequibo fließt.“ Da Hr. Hillhouſe den Südabhang der Pacaraina-Kette nicht hat erreichen können, ſo hat er auch nichts über den See Amucu erfahren und erwähnt ſogar in ſeiner gedruckten Denkſchrift, „daß es nach den Nachrichten, welche ihm von dem, das Land zwiſchen dem Ufergebiete und dem Amazonenſtrome fortwährend durchziehenden Stamme der Accawäs zugekommen wären, gewiß ſei, daß in allen dieſen Bezirken kein See gefunden werde.“ Dieſe Verſicherung hatte für mich etwas Ueberraſchendes, ſie war in gradem Widerſpruche mit den Nachrichten, welche ich über den See Amucu geſammelt hatte, aus dem der Canno Pirara nach den Tagebüchern Hortsmann’s, Santo’s und Rodriguez entſpringt; Tagebücher, welche mir um ſo mehr Vertrauen eingeflößt hatten, weil ſie ſo vollſtändig mit den portugieſiſchen Handzeichnungen übereinſtimmten. Nach fünfjährigem Harren hat endlich Hrn. Schomburgks Reiſe den Zweifel zerſtreut. „Es iſt ſchwer zu glauben,“ ſagt Hr. Hillhouſe in ſeiner anziehenden Denkſchrift über den Maſſeruni, „daß die Ueberlieferung von einem großen Binnenſee gar keinen Grund habe. Das Folgende mag, wie ich vermuthe, zur Exiſtenz des fabelhaften Parime-Sees Veranlaſſung gegeben haben. In ziemlich bedeutender Entfernung von dem Taboco-Waſſerfalle haben die ruhigen Waſſer des Maſſeruni keinen größeren ſichtbaren Fall, als die eines Sees. Wenn in einer näheren oder entfernteren Epoche die horizontalen Lagen der granitiſchen Bildung von Taboco vollkommen dicht und ſpaltenlos geweſen ſind, ſo hat ſich das Waſſer wenigſtens 50 Fuß über ſeine gegenwärtige Ebene erhoben und einen See von 10—12 Meilen Breite auf 1500—2000 Meilen Länge bilden müſſen. Es iſt nicht blos die Ausdehnung der vorausgeſetzten Ueberſchwemmung, welche mich hindert, dieſe Erklärung anzunehmen. Ich habe Ebenen (Lanos) geſehen, wo zu der Zeit des Regens die Ueberſchwemmungen der Nebenflüſſe des Oronoko in Folge des Aufſteigens der Gegengehänge des Bodens, jährlich eine Oberfläche von faſt 400 Quadratſtunden mit Waſſer bedecken. Die verſchlungenen Verzweigungen zwiſchen dem Apure, dem Arauca, dem Capanaparo und dem Sinaruco verſchwinden dann vollſtändig, die Form der Flußbetten iſt verwiſcht und das Ganze erſcheint als ein großer See. Aber die Oertlichkeit der Sage vom Dorado und Parime gehört geſchichtlich einer ganz andern Gegend Guyana’s, dem Süden der Pacaraina-Berge, an. Es ſind, wie ich anderwärts vor funfzehn Jahren ſchon bewieſen zu haben glaube, die Glimmerfelſen des Ucucuamo, der Name des Rio Parime (Rio Branco), die Ueberſchwemmungen ſeiner Nebenflüſſe und vorzüglich das Beſtehen des Sees Amucu in der Nachbarſchaft des Rupunuwini (Rupunuri) und vermittelſt des Pirara in Verbindung mit dem Rio Parime, welche die Sage vom weißen Meere und vom Dorado de la Parime veranlaßt haben.“ Mit Befriedigung habe ich geſehen, wie die Reiſe des Hrn. Schomburgk dieſe erſten Bemerkungen vollkommen beſtätigt hat. Derjenige Theil ſeiner Karte, welcher den Lauf des Eſſequibo und Rupunuri darſtellt, iſt durchaus neu und für die Erdkunde von größter Wichtigkeit. Er ſtellt die Pacarainakette von 3° 52′ bis 4° Breite dar; ich hatte ſeine mittlere Richtung von 4° bis 4° 10′ angegeben. Die Kette erreicht den Zuſammenfluß des Eſſequibo und Rupunuri unter 3° 57′ B. und 60° 23′ L. Ich hatte dieſen Einfluß um einen halben Grad zu weit nach Norden verſetzt. Die Lage des Sees Amucu und ſeine Verbindungen mit dem Mahu und dem Tacutu (Tacoto) ſtimmen ganz mit meiner Karte von Columbia 1825 überein und obgleich, nach den Auszügen der Handſchriften des Hrn. Schomburgk bei der Anzeige der Quellen ſeiner Karte die meinige ſich nicht genannt findet, zeigt doch die oberflächlichſte Vergleichung, daß Alles was dieſer Reiſende nicht durchreiſt hat und was in punktirten Linien in der neuen Karte bis zum Rio Xuruma (Zuruma) und nach St. Joacqim de Rio Branco verzeichnet iſt, von der von 1825 entnommen iſt. Auch ſtimmen wir Beide höchſt auffallend über die Breitenlage des Sees Amucu zuſammen. Der Reiſende findet ſie unter 3° 33′, ich hatte geglaubt, ſie auf 3° 35′ feſtſetzen zu müſſen; aber der Canno Pirara (Pirarara), welcher den Amucu mit dem Becken des Rio Branco verbindet, tritt im Norden und nicht im Weſten aus dem See. Die folgenden Vemerkungen, welche ich aus der Denkſchrift des Hrn. Schomburgk überſetze, werfen auf dieſen Gegenſtand einiges Licht. „Der See Amucu, ſagt dieſer Reiſende, iſt ohne Widerſpruch der Kern (nucleus) des Sees Parime und des vorgeblichen weißen Meeres. Im Monate December und Januar, als wir ihn beſuchten, hatte er kaum eine Stunde Länge und war zur Hälfte mit Binſen bedeckt. (Dieſer Ausdruck findet ſich ſchon auf der d’Anvilleſchen Karte von 1748). Der Pirara entſpringt aus dem See weſtnordweſtlich von dem indianiſchen Dorfe Pirara und geht in den Mau oder Mahu. Letzterer Fluß entſpringt, nach den Nachrichten, welche ich einziehen konnte, im Norden der Pacarainakette, welche in ihrem öſtlichen Theile nur 1500 Fuß Höhe hat. Die Quellen finden ſich auf einer Hochebene wo der Fluß einen ſchönen Waſſerfall, la Corona genannt, bildet. Wir waren auf dem Punkte ihn zu beſuchen, als am dritten Tage dieſes Ausſlugs in die Berge das Unwohlſein eines unſerer Gefährten mich zwang, zur Station des Sees Amucu zurückzukehren. Der Mahu hat ſchwarzes (kaffefarbenes) Waſſer und ſein Strom iſt reißender, als der des Rupunuri. In Mitten der Berge, durch welche er ſich einen Weg bricht, hat er noch nicht 60 Yards Breite und iſt von ſehr maleriſchem Anblicke. Dieſes Thal und die Ufer des Buroturo, Nebenfluſſes des Siparuni, werden von den Macuſi-Indianern bewohnt. Im Monat April ſind die Savannen überſchwemmt und haben dies Eigne, daß die Waſſer aus zwei verſchiedenen Flußſyſtemen ſich auf ihnen vereinigen. Die große Fläche, welche von dieſer vorübergehenden Ueberſchwemmung bedeckt wird, kann zu der Fabel vom See Parime Veranlaſſung gegeben haben. Während der Regenzeit könnte eine Waſſerverbindung im Innern des Landes hergeſtellt werden, die den Eſſequibo, Rio Branco und Grand-Para vereinigte. Einige Baumgruppen auf Sandhügeln erheben ſich vaſengleich in den Savannen und erſcheinen zur Zeit der Ueberſchwemmungen wie Eilande in einem großen See; dies ſind ohne Zweifel die Ipomucena-Inſeln von Don Antonio Santos.“ Ich habe in d’Anville’s Handſchriften, deren Unterſuchung die Erben mir freundlich erlaubten, gefunden, daß der Wundarzt Hortsmann aus Hildesheim, welcher dieſe Gegenden ſo ſorgfältig beſchrieben hat, einen zweiten Alpenſee kannte, den er auf zwei Tagereiſen von dem Zuſammenfluſſe des Mahu und Rio Parime (Tacutu?) entfernt ſetzt. Es iſt ein See mit ſchwarzem Waſſer auf dem Gipfel eines Berges. Er unterſcheidet ihn ſehr genau vom See Amucu, den er „mit Binſen bedeckt nennt. Die Tagebücher von Hortsmann und Santos, ſowie die portugieſiſchen Handzeichnungen des Marinedepots zu Rio Janeiro zeigen keine dauernde Communication zwiſchen dem Rupunuri und dem See Amucu. So iſt auch auf den d’Anvilleſchen Karten der Flußlauf nach der erſten Ausgabe von Südamerika aus den Jahren 1748 verzeichnet, welche der verbreiteteren von 1760 in dieſer Beziehung voranſteht. Die Reiſe des Hrn. Schomburgk beſtätigt dieſe Unabhängigkeit des Rupunuri- und Eſſequibo-Bettes, aber der Verfaſſer macht bemerklich, daß „während der Regenzeit der Fluß Waa Ecuru, Nebenfluß des Rupunuri, mit dem Canno Pirara zuſammenhängt.“ Dies iſt der Zuſtand jener ſo wenig entwickelten und der trennenden Grate faſt entbehrenden Flußbetten. Der Rupunuri und das Dorf Annay (3° 56′ Br., 60° 56′ L.) werden gegenwärtig als die Grenzen der engliſchen und braſiliſchen Beſitzungen in dieſen Wüſten bezeichnet. Hr. Schomburgk ward von ernſthafter Krankheit, gezwungen, lange Zeit zu Annay zu verweilen; er gründet die chronometriſche Lage des Sees Amucu auf das Mittel der während ſeines Aufenthalts zu Annay (im Oſten und Weſten) genommenen Mondabſtände. Die Längen dieſes Reiſenden ſind für dieſe Punkte von Parime meiſt um einen Grad öſtlicher, als auf meiner columbiſchen Karte. Weit entfernt, Zweifel auf das Ergebniß der Mondabſtände von Annay zu werfen, muß ich doch bemerklich machen, daß die Berechnung dieſer Abſtände wichtig wird, wenn man die Zeiten vom See Amucu auf Esmeralda übertragen will, deſſen Länge ich 68° 23′ 19″ fand. Hr. Schomburgk iſt erſtaunt geweſen, die Spuren einer holländiſchen Niederlaſſung an den Ufern des Eſſequibo, weit über ſeinem Zuſammenfluſſe mit dem Rupunuri, unter 3° 50′ Br., nahe dem Inlet Primoſo zu finden. Dieſer Poſten war bereits früher gegen die Einfälle der Caraiben befeſtigt. Es iſt nicht ohne Intereſſe, zu erfahren, daß Don Antonio Santos in ſeinem 1775 verfaßten Reiſetagebuche von eben dieſer holländiſchen Wohnung am obern Eſſequibo ſpricht. Damals gingen die europäiſchen Niederlaſſungen weiter nach Süden und Weſten, als jetzt. Man findet für jene Zeit drei Landwege aus dem Becken des Rio Branco nach Demerari angezeigt; den am Mahu über die Berge am Branco, Nebenfluß des Cuyuni; den vom Canno Pirara zum Tavaricuru (Wen Ecuru) und den Weg vom Sarauru, der in den Taeutu fällt, zum Rupunuri, etwas ſüdlich von den Cumucumu-Bergen auf der Seite von Pontes Leme, die vielleicht mit den Conocon- (Conoconu) Bergen der Schomburgkſchen Karte identiſch ſind. So alſo iſt, nach den neueſten Forſchungen, jenes große Meer de la Parime, das ſchwer aus unſern Karten zu bringen iſt und dem man, bei meiner Rückkehr aus Amerika, noch 40 Stunden Länge gab, jetzt auf den See Amucu und 2 — 3 Stunden Umkreis beſchränkt. Mehr als zweihundert Jahre lang unterhaltene Täuſchungen (die letzte ſpaniſche Rüſtung zur Aufſuchung des Dorado im Jahre 1775 koſtete mehreren hundert Menſchen das Leben) haben endlich der Erdkunde einige Früchte gebracht. Im Jahre 1512 gingen Tauſende von Soldaten bei der Expedition unter, welche Ponce de Leon unternahm, um die Quelle der Jugend auf einer kleinen Bahama-Inſel, Namens Bimini, die man kaum auf unſern Karten findet, zu entdecken. Dieſe Fahrt veranlaßte die Eroberung Floridas und die Kenntniß des großen Golfſtroms, welcher aus der Bahama-Straße ausläuft. Der Durſt nach Reichthümern und der Wunſch, jung zu werden, der Dorado und eine Jugendquelle, haben faſt gleichzeitig die Leidenſchaften erregt. In der Sitzung der Geſellſchaft der Alterthumsforſcher vom 7. Nov. 1836 wurde eine Denkſchrift des H. n. Schomburgk über die religiöſen Ueberlieferungen der Macuſi-Indianer verleſen, welche Nation am oberen Mahu und einem Theil der Berge von Pacaraina wohnt und alſo ſeit einem Jahrhunderte (ſeit der Reiſe des unternehmenden Hortsmann) ihre Sitze nicht verändert hat. „Die Macuſis,“ ſagt Hr. Schomburgk, „glauben, daß ein einziger Mann, der eine allgemeine Ueberſchwemmung überlebt hatte, die Erde durch Verwandlung von Steinen und Menſchen wieder bevölkerte.“ Wenn dieſe Sage, Frucht der beweglichen Einbildungskraft der Völker, an Deukalion und Pyrrha erinnert, ſo wiederholt ſie ſich unter etwas abweichender Geſtalt bei den Tamanakas des Oronoko. Fragt man dieſe, wie die Menſchheit der großen Fluth entkommen ſei, welche das „Zeitalter des Waſſers“ der Mexikaner iſt, ſo antworten ſie ohne Zögern: „daß ein Mann und eine Frau ſich auf den Gipfel des hohen Berges Tamanacu am Ufer des Aſiveru gerettet hätten, und daß ſie, indem ſie die Früchte der Mauritiuspalme hinter ſich warfen, aus ihren Kernen Menſchen und Frauen hätten entſtehen ſehen, welche die Erde neu bevölkerten.“ Einige Stunden von Encaramada erhebt ſich in Mitten der Savanne ein Felſen, Tapu Mereme, das heißt der gemalte Felſen, genannt; er zeigt Geſtalten von Thieren und ſymboliſche Zeichen, gleich denen, welche wir in geringer Entfernung unterhalb Encaramada nahe bei Caycara (7° 5′ bis 7° 40′ Br., 68° 50′ — 69° 45′ L.) geſehen hatten. Eben ſolche behauene Felſen finden ſich zwiſchen dem Caſſiquiare und Atabapo (2° 5 — 3° 20′ Br., 69° 70′ L.) und was noch auffallender iſt, noch 140 Stunden weiter öſtlich in den Oeden derſelben Parime wieder, welche Gegenſtand dieſes Aufſatzes iſt. Ich habe die letztere Thatſache aus dem Tagebuche des Wundarztes Nicolas Hortsmann beſtätigt, welches in einer Abſchrift von der Hand des berühmten d’Anville vor mir lag. Dieſer einfache und beſcheidene Reiſende ſchrieb Tag für Tag an Ort und Stelle auf, was ihm bemerkenswerth ſchien. Er verdient um ſo mehr Vertrauen, als er, unzufrieden, den Zweck ſeiner Nachforſchungen, den See Dorado, die Goldwäſchen und ein Diamantenbergwerk, welches ihm nur ſehr durchſichtige Bergkryſtalle lieferte, nicht erreicht zu haben, Alles, was ihm unterwegs aufſtieß, mit einer Art Geringſchätzung betrachtet. Als er am Rupunuri hinaufſtieg, da wo der von kleinen Waſſerfällen erfüllte Fluß zwiſchen den Bergen von Macarana ſich hinwindet, fand er am 16. April 1749 ehe er die Umgebungen des Amucu-Sees erreichte, „mit Figuren, oder, wie er portugieſiſch ſagt: de varias letras bedeckte Felſen.“ Man hat uns auch nahe bei dem Felſen von Culimacari, am Ufer des Caſſiquiare, Züge gezeigt, die man für Schrift erklärte, aber es waren nur ungeſtalte Bilder, die Himmelskörper, Crocodile, Rieſenſchlangen und Werkzeuge zur Bereitung des Maniocmehls darſtellend. Ich habe auf dieſen gemalten Felſen (piedras pintadas) keine ſymmetriſche Anordnung oder regelmäßig abgeſetzte Zeichen erkannt. Das Wort letras in dem Tagebuche des Wundarztes darf alſo wohl nicht im ſtrengen Sinne genommen werden. Herr Schomburgk iſt nicht ſo glücklich geweſen, die von Hortsmann geſehenen Bilder wiederzufinden, aber er beſchreibt andere dergleichen an dem Ufer des Eſſequibo beim Waſſerfalle Waraputa. „Dieſer Waſſerfall, ſagt er, iſt nicht allein wegen ſeiner Höhe, ſondern auch wegen der großen Zahl in Stein gehauener Geſtalten berühmt, wie ich ſie zu St. John, einer der Jungferninſeln geſehen habe und die ohne Zweifel ein Werk der Caraiben ſind, welche ehemals dieſen Theil der Antillen bevölkerten. Ich that mein Möglichſtes um einen der Steine, welcher Inſchriften trägt, zu zerbrechen und mitzunehmen; aber er war zu hart und ich zu ſchwach vom Fieber. Weder Drohungen noch Verſprechungen konnten die Indianer bewegen, einen einzigen Hammerſchlag gegen dieſe Felſen zu thun, die ſo ehrwürdige Denkmale der Intelligenz und Kunſtfertigkeit ihrer Ahnen ſind. Sie halten dieſelben für das Werk des großen Geiſtes und die verſchiedenen Stämme, welche wir antrafen, kannten ſie alle, trotz der Entfernungen. Schrecken war auf den Geſichtern meiner indianiſchen Gefährten gemalt. Sie ſchienen zu erwarten, daß das Feuer des Himmels auf mich falle. Als ich ſah, daß ich keinen dieſer Steine zerbrechen könne, begnügte ich mich mit einer vollſtändigen Zeichnung. Dies war offenbar das Klügſte und der Herausgeber des engliſchen Journals bemerkt hiezu zu meiner großen Genugthuung: „es iſt zu hoffen, daß Andre keinen beſſeren Erfolg haben werden, als Hr. Schomburgk und daß kein Reiſender einer geſitteten Nation mehr die Hand zur Zerſtörung dieſer Denkmale of the untutored Indian anlegen werde.“ Trotz der Ausdehnung der Einfälle der alten Caraiben und der ehemaligen Macht dieſes ſchönen Volksſtammes kann ich doch nicht glauben, daß dieſer große Gürtel von behauenen Felſen, der, wie angedeutet, einen großen Theil Südamerika’s von O. nach W. durchzieht, das Werk der Caraiben ſei. Es ſind vielmehr Spuren einer alten Sittigung, die vielleicht einem Zeitraum angehört, wo Name und Abſtammung der heute unterſchiedenen Stämme noch unbekannt waren. Selbſt die Ehrfurcht, welche man dieſen groben Arbeiten überall widmet, zeigt, daß die heutigen Indianer keine Vorſtellung von Ausführung ähnlicher Werke haben. Noch mehr! Zwiſchen Encaramada und Caycaro, am Ufer des Oronoko, finden ſich dieſe Hieroglyphen oft ſehr hoch an Felſenmauern, die nur durch Gerüſte von ungemeiner Höhe zugänglich ſein würden. Fragt man die Eingebornen, wie dieſe Figuren hätten ausgehauen werden können, ſo antworten ſie lächelnd, als erzählten ſie etwas, was nur ein Weißer nicht wiſſen könne: „daß es in dem Tage der großen Waſſer geweſen ſei, wo ihre Väter in Kähnen auf dieſer Höhe geſchifft hätten.“ Dies iſt ein geologiſcher Traum zur Löſung eines Problems über eine ſehr alte Civiliſation.