In Beziehung auf electrische Fische heißt es in einem Briefe des Frhrn. Alexander von Humboldt an Hrn. Prof. Poggendorf, d. d. Paris, Dec. 1836. "Ich habe auf meine Aufforderung von Hrn. Faraday das bestimmte Versprechen erhalten, sich bei der königl. Societät zu London ernstlich dahin zu verwenden, daß man von der Nordostküste von Südamerica, aus dem Guarapiche, unfern dem Golf von Paria, aus dem Delta des Orinoco oder aus den kleinen Flüssen des englischen Guyana doch einmal wieder lebendige electrische Gymnoten nach Europa kommen lasse. Der Transport ist minder schwierig, als man glaubt. Sie erinnern Sich, daß man diese wunderbaren Fische, an denen alle magneto-electrische Erscheinungen, vom Einflusse des Hirns abhängig, deutlicher als an der Torpille (Zitterrochen) hervortreten, lebend in Philadelphia und Stockholm gehabt hat. Ich bin überzeugt, daß bei dem jetzigen glänzenden Zustande der Physiologie und der Physik überhaupt, diese Gymnoten, wenn man ihre Kräfte anfangs schont und die Thiere nicht (wie leider hier geschah) in den ersten Tagen zu Tode quält, auf denkwürdige Entdeckungen über den geheimnißvollen Proceß, der im Hirn und Nervensysteme vorgeht, führen werden. Unter den schönen Versuchen, die wir John Davy über chemische Zersetzungen und Magnetisirung von Stahlnadeln durch Torpillen verdanken, haben mich drei für die Theorie der electromagnetischen Lebenserscheinungen befonders interessirt. John Davy hat sich nun auch überzeugt, daß die Torpille willkurlich den Schlag nach jeder Richtung (many direction it chooses) leitet, daß der Schlag selbst bei einer Kettenverbindung in der Flamme (bei der kleinsten Zwischenschicht) unterbrochen wird, und daß die Torpille durch eine dünne Schicht Salzwasser durchschlagen kann, so daß man den Schlag empfängt, ohne den Fisch selbst zu berühren (Phil. Trans. for 1834 Tom. II. p. 545 und 547.) Alles dieses war schon bei den Gymnoten beobachtet worden, ob es gleich Thatsachen sind, die man lange und mehrfach geläugnet hat. Das Richtleiten der Flamme hatte mich besonders beschäftigt, da auch in den einfachen galvanischen Versuchen mit Froschschenkeln die Flamme isolirt. Die stärksten Schläge der Gymnoten wurden erst fühlbar, wenn metallene Leiter sich im Innern der schmalsten Flamme berührten. (Siehe meine Relation hist. T. II. p. 187.) Diese Erscheinungen, die man bei den Froschversuchen durch die schwache Spannung der Kette erklärt, ist in den mächtigen Gymnoten um so auffallender, als nach den scharfsinnigen Bemerkungen Ermann's (des Vaters) in der Voltaischen Säule die Flammen eine ganz andere Rolle und zwar als Leiter spielen. (Abhandl. der Berl. Acad. 1818 bis 1819 S. 361.) Das Durchbrechen von Schichten Salzwasser, welches John Davy bei der Torpille beobachtete, erinnert an den lebendigen, 27 Zoll langen Gymnoten, den Norderling in Stockholm, vier Monate lang, wenn der Fisch sehr hungrig war, andere lebendige Fische durch Schlage aus der Ferne tödten sah. Norderling setzt hinzu, "daß der Gymnote sich selten in seinem Urtheile täuschte, um den electrischen Schlag nach Verhältniß der Größe und Entfernung der Beute abzumessen." Gegen die Behauptung von John Davy (Phil. Tr. l. c. p. 546), daß die Torpille nur den Schlag giebt, wenn beide electrische Organe berührt werden, sprechen nicht bloß Gay-Lussac's und meine Beobachtungen, sondern auch Todd's Erfahrung, daß das Ausschneiden eines der electrischen Organe die Wirkung des Fisches nicht hindere. Es bleibt noch viel über diese Lebenswirkungen der magneto-electrischen Gymnoten und Torpillen, wie über andere, einer Selbstentzündung (theilweisen Einäscherung) fähigen, nicht nach außen wirkenden und vielleicht eben so magneto-electrischen, mit Hirn und Nerven begabten Thiere zu erforschen übrig. So wenig es bisher neueren Physikern und mir selbst geglückt ist, bei Torpillen und Gymnoten Lichterscheinungen zu sehen, wie sie Walsh, Sir John Pringle, Magellan, Williamson, Ingenhouß und Fahlberg in überspringenden Funken wollen beobachtet haben, (Gay Lussac und ich haben auch bei den Gymnoten in Paris den Ingenhoussischen Versuch mit zwei auf eine Glasplatte geklebten, und nur 1/4 Linie von einander entfernten Goldplättchen ohne Erfolg wiederholt), so ist nach Ehrenberg's merkwürdigen mikroscopischen Entdeckungen über die Leuchtthiere des Oceans, die Existenz eines magneto-electrischen lichtausströmenden Lebensprocesses in andern Thierclassen, als Fischen, doch der ernstesten Betrachtung würdig geworden. "In der Oceania (Thaumanthias) haemisphaerica entsprechen Zahl und Lage der Funken der verdickten Basis der größeren Cirren am Rande oder Organen, in deren Nähe und mit ihnen abwechselnd. Das Erscheinen des Feuerkranzes ist ein Lebensact. Wenn man die Photocharis reizt, so entsteht erst ein Flimmern einzelner Funken an jedem Cirrhus, welches an Stärke zunimmt und endlich den ganzen Cirrhus erleuchtet, bis das Feuer über den Rücken des nereidenartigen Thierchens hinläuft, so daß es einem brennenden Schwefelfaden mit grüngelblichem Lichte gleicht." (Ehrenberg über das Leuchten des Meeres, S. 136, 140, 153, 160 und 163.) Der scharfsinnige Beobachter hat in den willkürlich oder gereizt aufblitzenden Organen der Photocharis eine großzellige Structur mit gallertartiger Beschaffenheit im Innern gefunden, die mit dem electrischen Organe der Gymnoten oder Zitterrochen viel Aehnlichkeit zeigt. Ist demnach die Secretion der schleimigen Flüssigkeit, welche sich bei andern Leuchtthieren reichlich ergießt, und die ohne weitern Einfluß der Organismen fortleuchtet, nur Folge der electrischen Funken? Von Salzwasser, einer vortrefflich leitenden Flüssigkeit umgeben, müssen diese kleinen Geschöpfe eine ungeheuere Spannung haben, um als Wasserthiere zu blitzen. Sie erinnern Sich, m. th. F., wie lange man bei dem Zitterrochen die Möglichkeit der Wasserzersetzung und chemischen Wirkungen geläugnet hat, weil bei den sorgfältigen, in Triest von Sir Humphry Davy angestellten Versuchen weder Wasserzersetzungen noch andere chemische Wirkungen sichtbar wurden. Sie wissen, wie schwierig es selbst seinem Bruder, Hrn. John Davy, geworden ist, die Ursache des Nichtgelingens zu erklären. Vielleicht werden Sie noch eine Zeit erleben, in der man aus dem, sich so schnell und nach dem Willen der Thiere wieder ladenden, electrischen Organe der Gymnoten die electro-magnetische Kraft, unter gewissen bisher unerkannten Verhältnissen, von Lichterscheinungen begleitet, ausbrechen sieht. Dann wird es vielleicht klar werden, was jetzt nur vermuthet werden kann, daß in den kleinsten lebendigen Organismen, in den aufblitzenden Leuchtinfusorien und Ringelwürmern, wie in den donnernden Wolkenschichten und in dem stillen magnetischen Wetterleuchten (dem Polarlichte), das als Folge verstärkter Spannung im Innern des Erdkörpers den veränderten stündlichen Gang der Magnetnadel lange vorher andeutet, ein und derselbe Proceß vorgeht."