Betrachtungen über die Temperatur und den hygrometrischen Zustand der Luft in einigen Theilen von Asien; von Alexander von Humboldt. (Eine im Mai dieses Jahres vor der Pariser Academie gehaltene Vorlesung, entnommen aus des Hrn. Verfassers so eben erschienenen Fragmens de Géologie et de Climatologie asiatiques, T. II.) Da die Gestalt der Länder, die Unebenheiten des Bodens, die relative Lage der opaken (continentalen) und der durchsichtigen und flüssigen (pelagischen) Massen, die Richtung der großen Bergsysteme und das durch das Wärme-Absorptions- und -Emissionsvermögen der Erdkruste bedingte Vorwalten gewisser Winde bei dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse als die Hauptursachen der Verschiedenheiten der Klimate angesehen werden, so können nur allgemeine geographische Ansichten uns bei der Untersuchung über die Temperatur von Asien leiten. Die schnelle Zunahme der Strenge der Winter, so wie man im westlichen Europa auf einem Parallelkreise nach Osten fortrückt, ist vor langer Zeit durch ein fortschreitendes Ansteigen des Bodens zu ungeheuren Hochflächen erklärt worden; man hat hier einer einzigen Kälteursache, die man fälschlich als in einer unermeßlichen Ausdehnung vorhanden annahm, das zugeschrieben, was gleichzeitig von mehreren Ursachen herrührt, besonders von der gleichförmigen Ausbreitung des alten Continents, von zunehmender Entfernung von den westlichen Küsten, d. h. von einem im Westen liegenden Becken, als dem Behälter einer wenig veränderlichen Wärme, endlich von den Westwinden, welche nordwärts des Wendekreises vorherrschen, und für das östliche Europa und für ganz Asien Landwinde sind. Genaue barometrische Messungen haben die Ideen, welche man sich über die Erhebung des Bodens in diesem Theile der Welt gebildet hatte, gänzlich umgestaltet. Der Rücken zwischen dem schwarzen Meer und dem finnländischen Meerbusen erreicht bei Waldai kaum die Höhe von 170 Toisen über dem Meeresspiegel. Die Quellen der Wolga, etwas westlich von dem Ozero Seliger haben, nach einem von Hrn. Helmersen unternommenen Stations-Nivellement, nicht 140 Toisen Meereshöhe. Vor Zeiten hat man, und der Abbé Chappe sogar mit einer Gewißheit bis auf 2 Toisen , die Höhe von Moskau, am Spiegel der Moskwa, zu 269 Tois. angegeben; allein die Erhebung dieses Orts, der zwischen der oberen Wolga und dem Becken der Oka liegt, folglich an der Südseite des Abhanges, der sich von dem Waldaischen Rücken gegen das schwarze und kaspische Meer niedersenkt, beträgt nur 76 Toisen. Kasan, wo die Wolga fast die Hälfte ihres Weges zurückgelegt, liegt nur 45 Toisen über dem Ocean (nicht über dem kaspischen Meer), wenn man mit Hrn. Arago den mittleren Barometerstand am Meere auf 0° reducirt, zu 760mm, 85 annimmt . Man sehe die Meinungen von Gmelin, Strahlenberg und Mairan in den Mém. de l’Acad. 1765, p. 255. Nicht aus diesem See, von dem der Selischarofska Reka ausfließt, sondern der kleine See Pterche ist es, aus dem die majestätische Wolga entspringt. Handschriftliche Mittheilung dieses jungen Gelehrten, der mich, gemeinschaftlich mit seinem Freund, Hrn. Hoffmann (Geognosten auf der letzten Weltreise des Kapitain Kotzebue) im südlichen Ural, und von Slatoust nach Orenburg und zu der Steinsalzgrube (Ilezkaya Sachtschia) in der Kirgisensteppe begleitet hat. Chappe. Voyage en Siberie, T. II. p. 485 et 502. Journ. de Phys. T. XXXIX. p. 40. Man sehe meine Relation hist. T. III. p. 314 und 356. (Auch diese Ann. Bd. XII. (88) S. 399.) Die geringe Höhe, zu welcher sich die continentalen Massen im östlichen Europa erheben, ist sehr beachtenswerth, wenn man dieß Phänomen unter dem Gesichtspunkt des mittleren Reliefs der Continente betrachtet, und dabei absieht von dem partiellen und neueren Phänomen der Bergketten so wie der örtlichen Aufblähungen, welche der Boden von Ebenen zuweilen in der Nachbarschaft von Gebirgen zeigt. Moscau und Kasan, wo die HH. Perevostschetoff, Simonoff und Lobatschewsky eine so große Anzahl vortrefflicher Barometerbeobachtungen mit unter sich und mit den Fortin’- schen Barometern der Pariser Sternwarte verglichenen Instrumenten angestellt haben, liegen mitten in einem ungeheuren Gebiete von Tertiär- und zum Theil Secundär- Formationen, mehr als 230 bis 250 Lieues (25 auf einen Grad des Aequators) entfernt vom Kaspischen, Asowschen und Finnländischen Meere. Eine eben so schwache Convexität der Oberfläche findet sich im mittleren Theil von Polen, wo, nach Hrn. Eichwald , die Meierei Belin, bei Pinsk, nur 68 Toisen, und das Plateau von Osmana nur 147 Toisen erhaben ist, was den Höhen von Moscau und dem Waldaischen Rücken entspricht. Naturhistorische Skizze von Lithauen, Volhynien und Podolien, 1830, S. 106 und 155. In Volhynien liegt die Wasserscheide auf dem Plateau von Awratyne, auf dem der Bug entspringt. (A. a. O. S. 72.) Die baltischen und sarmatischen Ebenen des östlichen Europa’s werden von den sibirischen des nordwestlichen Asiens durch die Ural-Kette getrennt, welche zwischen den Breiten 54° und 67°, vom Iremel und Großen Taganai bis zum Kondjacowski Kamen und zum Parallelkreis von Obdorsk, Gipfel von 6 bis 800 Toisen Höhe darbietet, und welche, was ihren Kamm betrifft, den wenig erhabenen Ketten der Vogesen, des Jura, der Gates und der gold- und platinführenden Cordillera von Villarica in Brasilien vergleichbar ist. Der Ural erregt unsere Aufmerksamkeit durch seine Ausdehnung und die Beständigkeit seiner Richtung, vom Ust-Urt auf dem Isthmus der Truchmenen, zwischen dem Caspischen und Aral-See, bis jenseits des Polarkreises, wo, östlich vom Obi, Hr. Adolph Erman einige Spitzen von mehr als 660 Toisen Höhe gemessen hat. In dem mittleren Theile, unter 56° 49′, etwas westlich von Jekaterinenburg, bietet dieser Gürtel (Poyas) oder diese Felswand, in der Formationen von Grünstein, Serpentin und Talkschiefer vorwalten, Pässe dar, deren Meereshöhe kaum die von Genf und Regensburg übersteigt. Von den Heiden des nördlichen Brabants kann man 80 Längengrade ostwärts, bis zu den Steppen am Westabhange des Altai und bis zur chinesischen Dzungarei, wandern, ohne eine Höhe von 1200 bis 1300 F. anzutreffen. Ich charakterisire hier die Gestaltung des Bodens von Europa und Asien in einer centralen Zone (im Innern des alten Continents), deren Endpunkte, Breda und Semipalatinsk, wo der chinesische Posten Chonimailächu, zwischen 51° 35′ und 48° 57′ liegen, und welche fast dreimal so lang wie der Lauf des Amazonenflusses durch die Ebenen des mittleren Amerika’s. Denkt man sich einen Weg von den Brabanter Heiden zu den Asiatischen Steppen durch hohe Breiten, wie 60° und 65°, so würde man zusammenhangende Ebenen auf eine Erstreckung, die fast dem halben Umfang der Erde gleich ist, antreffen. Es ist also nicht die Erhebung des Bodens, welche, beim Fortrücken im mittleren Europa gegen Osten, die Herabbiegung der isothermischen Linien, die Abnahme der mittleren Jahres-Temperatur, veranlaßt. Erstaunt über die geringe Höhe des Landes um Tobolsk, 240 Lieues vom Eismeere entfernt, widersetzte sich der Abt Chappe seit dem Jahr 1768 zuerst mit Nachdruck dem Volksglauben von dieser Erhebung . Ungeachtet der geringen numerischen Genauigkeit seiner in Form von Landschaften herausgegebenen Profile, bleibt dennoch diesem Gelehrten, dessen Beobachtungen ich in Mexico und Sibirien habe wiederholen können, das unbestreitbare Verdienst, eingesehen zu haben, daß zwischen 57° und 58° Breite und bis 66° Länge die Winterkälte des nördlichen Asiens nicht die Erhebung des Bodens zur Hauptursache habe. Voyage en Siberie, T. I p. x. u. 100; T. II p. 467 u. 599. Chappe hat die Resultate seiner Barometerbeobachtungen von wenigen Tagen durch vage Hypothesen über den Lauf der Flüsse, die, nach ihm, entweder 4 Fuß 7 Zoll oder 1 Fuß 7 Zoll Fall auf 2000 Toisen Länge haben, modificirt. Mittel der wahrscheinlichen Gränzzahlen sind als Resultate der Messungen angegeben. So hat der Dzaisang-See, nach Chappe, eine Meereshöhe von 413 Toisen, weil seine Höhe entweder 626 oder 201 Toisen seyn muß. (A. a. O. T. I p. 103 und 105; T. II p. 574 und 594.) An den Gränzen der chinesischen Dzungarei und am oberen Irtysch, in den Ebenen, die mit denen des Dzaisang-See in Gemeinschaft stehen, unter der Breite 49°, und 16° [Formel] östlicher als Tobolsk, sind seit wenigen Jahren Barometermessungen mit Genauigkeit angestellt. Das Mittel der Beobachtungen, welche die HH. Ledebour , Bunge, Hansteen , Gustav Rose und ich in verschiedenen Jahreszeiten angestellt haben, giebt diesem Landstrich und einem großen Theil der Kirgisensteppe kaum eine Höhe von 200 bis 250 Toisen über dem Meere. Ledebour und Bunge, Reise nach dem Altai, Th. I S. 402 bis 410. Hansteen in Schumacher’s Astron. Nachr. 1830, No. 183 S. 294. Die Lage der verschiedenen Bergsysteme (zusammenhängender Ketten wie isolirter oder sporadischer Gruppen) und das Verhältniß dieser Systeme zu mehr oder weniger erhobenen Flächen üben einen großen Einfluß aus auf die Vertheilung der Temperaturen und auf deren Mengung vermöge atmosphärischer Ströme. Es wäre für die Klimatologie höchst interessant, den Flächenraum der gebirgigen und der ebenen Theile von Asien, wenn auch nur annähernd, zu kennen; allein Berechnungen der Art sind bis jetzt noch wenig erörtert und sehr mangelhaft. Für Südamerika, über welches ich hinreichend genaue Angaben besitze, finde ich das Verhältniß der gebirgigen Regionen zu der den Ebenen gleich 1 : 4, und in diesem ungeheuren Theil des neuen Continents nimmt die Andes- Kette, die wie aus einer nur schmalen Spalte emporgestiegen ist, ungeachtet ihrer Länge von 1280 See-Lieues, kaum einen so großen Flächenraum ein wie die wenig erhabenen Gruppen oder Massen von Parime oder Brasilien . In Südamerika, wie in Asien und Europa, läuft der höchste Kamm (der Andes, des Himalaya und der Alpen) keineswegs in der Mitte, sondern des Rückens mehr von der Seite entfernt, an welcher sich die großen Ebenen ausdehnen . Man sehe meine Relat. hist. T. III p. 243. Ebendaselbst p. 232, 234. Die niederen Regionen im Norden des alten Continents, von der Schelde bis zum Jenisei, Regionen, deren mittlere Höhe nicht 40 bis 50 Toisen übersteigt, stehen südlich von der Breite 51° [Formel] , in der Parallele von Orenburg und Saratow, in Verbindung mit der großen Concavität oder Senkung des Bodens im Westen Asiens um den Ural und das Kaspische Meer, einem Phänomene, das man an mehreren Punkten im Innern der Continente wiederholt finden würde, wenn man von dem Boden der Becken aus krystallinischen oder secundären Felsarten die tertiären Bedeckungen oder aufgeschwemmten Ablagerungen abnehmen könnte. Westlich vom Ural neigen die Ebenen des südlichen Rußlands, im alten Kaptschak, gegen den Kessel des kaspischen Meeres, und bilden längs dem Jaik, zwischen Uralsk und Gurief, wie längs der Wolga, zwischen Sarepta und Astrachan, den nördlichen Abhang desselben. Der Rücken des auf unsern Karten so verworren gezeichneten Obtschei Syrt unterbricht diese Verbindung zwischen dem Becken des Kaspischen Meeres und den Ebenen von Simbirsk nur auf eine geringe Strecke. Er löst sich südlich vom Berge Iremel vom Ural ab, da wo bei Belorezk die Belaja (Nebenfluß der Kamà) die Kette durchbricht. Oestlich vom Ural oder vielmehr seinem östlichsten Gliede, Ilmen- Gebirge, Djambu Karagaï und Kara Edir Tau genannt, neigen die großen sibirischen Steppen, des Tobol und des Ischim, ebenfalls in südlicher Richtung (wie die ungeheure Kirgisensteppe, längs den Flüssen Turgay und Sarasu, in östlicher Richtung) gegen die Krater-Länder des Aral und des Sihuns. Diese Einsenkung des Bodens, Folge des Berstens und Einsinkens eines Gewölbes (wahrscheinlich vor der Hebung der großen Bergsysteme und gleichzeitig mit dem Aufschwellen der großen Plateaux) verlängert zwischen 45° und 65° Länge die belgischen, sarmatischen und sibirischen Ebenen bis zum Fuße der Hindu-Kho und der Berggruppe des oberen Oxus, während sie östlicher schon südlich von der Parallele 55° durch den Altaï und den Tangnu begränzt werden. Die Niederung um das Kaspische Meer, den Aral und von Maveralnahar ist nicht so beträchtlich (ihr Boden liegt nur zwei bis dreihundert Fuß unter dem Meeresspiegel, und fünf bis sechshundert Fuß unter den Ebenen von Kasan und Tobolsk), als daß sie, vermöge der Senkung allein, merklich auf Erniedrigung der mittleren Temperatur einwirken könnten; allein ihre eigenthümliche Begränzung giebt ihr, im Süden des Aralsees und der Wüste Kizil-kum, ein Klima, das dem der benachbarten Gegenden nicht ähnlich ist. Von mannigfaltiger Form und, zwischen den Flüssen Jaxartes und Oxus, in mehrere Bassins getheilt, bietet der Boden dieser trocken gebliebenen Einsenkung des Continents seit den ältesten Völkerwanderungen einen sehr merkwürdigen und individuellen politischen Charakter dar. Hier und am Südabhange des Kessels haben sich unabhängig, ich möchte sagen stereotyp, Jahrhunderte lang (wie ehemals in Deutschland, am Ende des Mittelalters) eine große Anzahl kleiner Gesellschaften erhalten, die gegenwärtig unter den Namen der Staaten von Khiva, Bokhara und Samarkand, von Tschersavers, Kokan und Taschkend bekannt sind. Siehe die Abhandlung des Verfassers: Ueber die Bergketten und Vulcane von Inner-Asien, in dies. Ann. Bd. XVIII (94) S. 329 bis 332. Westlicher Fortsatz des Himalaya, der in der Provinz Mazandaran die Küsten des Kaspischen Meeres erreicht. Oestlich vom Meridian des Belur, zwischen dem Altai und der Himalaya-Kette, giebt es kein Centralplateau der Tartarei von der Größe Neuhollands. Die von den Geographen und Historikern des vorigen Jahrhunderts aufgestellte Continuität und alte Civilisation dieses Plateaus müssen gleichfalls in Zweifel gezogen werden. In der Sprache der wissenschaftlichen Geologie lassen sich, nach einem gewissen Höhenmaaßstab, verschiedene Ordnungen von Hochebenen annehmen . Die Hochebene von Schwaben hat 150 Toisen, die von Bayern oder der Schweiz, zwischen den Alpen und dem Jura, hat 260 bis 270 Toisen, die von Spanien 350 Toisen, die von Mysore 380 bis 420 Toisen, die von Persien, Mexico, Bogota, Quito und Caxamarca, vom Antisana und vom Titicaca haben respective eine Meereshöhe von 650, 1168, 1370, 1490, 2000 und 2100 Toisen. Relat. hist. T. III p. 208. Note 7. In der gemeinen Sprache wird das Wort Plateau (table-land, Tafelland) nur auf die Anschwellungen des Bodens, die merklich veschlechternd auf das Klima einwirken, angewandt, folglich auf Höhen über 3 bis 400 Toisen, und wenn Strahlenberg sagt, daß die Ebenen Sibiriens jenseits des Urals, den er das Ripheische Gebirge nennt, sich »zu den Ebenen Europa’s verhalten wie ein Tisch zu dem Brette, auf das derselbe gestellt ist,« so hat er wahrscheinlich nicht geahnet, daß die Central-Ebenen der chinesischen Dzungarei kaum die Höhe des Bodensees oder der Stadt München besitzen. Die Ebenen im Norden des Dzaisang-Sees, in denen ich mich vor zwei Jahren befand, hängen, indem sie den Tarbagatai umgeben, mit denen der Provinz Ili, der Seen Alaktugul und Balkasch und der Ufer des Tschui zusammen. In dem auf der Westseite durch das Querjoch Bolor geschlossenen Bassin zwischen dem Muz-tagh (dem Himmelsgebirge) und dem Kuenlun (der nördlichen Kette von Tübet), ergiebt sich die geringe Erhebung der Plateaus auf große Strecken aus dem Vergleich der Breiten und der Cultur gewisser Pflanzen. Zu Kaschgar, Khoten, Aksu und Kutsche, in der Breite von Sardinien, baut man Baumwolle; in den Ebenen von Khoten, unter einer nicht südlicheren Breite als der von Sicilien, erfreut man sich eines ungemein milden Klima’s, und es wird daselbst eine erstaunliche Menge von Seidenwürmern gezogen. Nördlicher, zu Jerkand, Hami, Kharaschar und Kutsche, ist seit dem grausten Alterthum der Wein- und Granaten-Bau berühmt. Die Abdachung des Bodens in diesem geschlossenen Becken steht, merkwürdig genug, in umgekehrter Richtung zu der des offenen Beckens der Provinz Ili oder des Thianschan-Pelu. Selbst östlich von Tangut scheint die Hochebene (oder steinige Wüste) Kobi eine Furche und eine beträchtliche Niederung darzubieten; denn, nach Klaproth, berichten alte-chinesische Sagen, daß der Tarim, der sich gegenwärtig in dem See Lop verliert, ehemals durch diesen See floß und sich in den Gelben Fluß ergoß, ein Phänomen, welches die Bildung einer Wasserscheide durch fortwährende Anschwemmungen erweist, und welches sich andern Erscheinungen der vergleichenden Hydrographie anreiht, welche ich in der historischen Relation meiner Reise nach den Aequinoxial-Regionen des neuen Continents aus einander gesetzt habe . T. II p. 75. und 525. Aus der Gesammtheit dieser Betrachtungen über die Gestaltung des Bodens von Asien ergiebt sich, daß der innere Theil, zwischen den Breiten 30° und 50°, und zwischen den Meridianen des Belur oder von Caschmir und des Baikal-See oder der großen Beugung des Gelben Flusses, ein Gebiet von sehr verschiedenartigem Niveau ist, das große Landstrecken darbietet, deren Erhebung, wie die der Plateaux von Bayern, Spanien und Mysore, den Hochebenen niederer Ordnung angehört. Es steht zu vermuthen, daß solche Aufblähungen des Bodens, wie die der Hochebenen von Quito und vom Titicaca (1500 bis 2000 Toisen), hauptsächlich nur zwischen der Bifurcation der Hindu-Kho-Kette, deren Zweige unter den Namen Hímalaya und Kuenlun bekannt sind, folglich in den Ländern Ladak, Tübet und Katschi, so wie in dem Gebirgsknoten um den Khukhu-Noor und in der Wüste Kobi, nordwestlich vom Inschan, angetroffen werden. Wir sehen also, wie Asien, indem es durch Bergketten verschiedener Richtung und verschiedenen Alters in Becken getheilt ist, der Entfaltung des organischen Lebens und der Gründung menschlicher Gesellschaften, von Jägern (Sibiriern), von Hirten (Kirgisen und Kalmücken), von Ackerbauern (Chinesen) oder Mönchen (Tübetanern), eine Mannigfaltigkeit von Ebenen, Terrassen und Hochgründen (Haut-fonds) im Luftocean darbietet, welche die Temperaturen und die Klimate auf eine erstaunliche Weise abändert. Eine traurige Einförmigkeit herrscht in den Steppen von den Ufern des Sihun (Jaxartes) und der kleineren Bergkette Alatan bis zum Eismeer; allein jenseits des Jenisei, östlich vom Meridian von Sayansk und des Baikal-Sees, nimmt selbst Sibirien einen gebirgigen Charakter an. Genaue Kenntniß der Unebenheiten der Oberfläche eines Continents ist die erste Grundlage der Klimatologie. Ohne diese hypsometrische Kenntniß wird man der Erhebung des Bodens zuschreiben, was Wirkung anderer Ursachen ist, die in unteren Regionen (auf einer Oberfläche, die gleiche Krümmung mit dem Meeresspiegel hat) auf die Beugung der isothermischen Linien einwirken. Wenn man jenseits der Breite 46° oder 50° vom nordöstlichen Europa zum nördlichen Asien übergeht, so findet man zugleich eine Abnahme der mittleren Jahres-Temperatur und eine ungleichere Vertheilung dieser Temperatur unter die verschiedenen Jahreszeiten, letztere in Folge der continentalen Gestalt von Asien (große nur wenig ausgeschweifte Massen) und dessen besonderer Lage gegen den Aequator und das Polareis, so wie des Einflusses der Westwinde. In der eben angedeuteten Beziehung bieten Asien und Europa folgende Gegensätze dar. Europa mit vielfach gekrümmten Umrissen, unterbrochen von Meerbusen und Meeresarmen, hie und da zusammengeschnürt, gewissermaßen gegliedert, bildet den westlichen Theil des alten Continents. Es ist nur ein halbinselförmiger Fortsatz von Asien, wie es die Bretagne mit ihren milden Wintern und kühlen Sommern von Frankreich ist. Europa empfängt als vorherrschende Winde die Westwinde, welche für die westlichen und in der Mitte liegenden Theile Meerwinde sind, und welche in Berührung standen mit einer Wassermasse, deren Temperatur an der Oberfläche selbst im Januar (und 45° bis 50° Breite) nicht unter 10°,7 und 9° C. sinkt. Europa genießt den wohlthätigen Einfluß einer zwischen den Meridianen von Lissabon und Kasan liegenden breiten tropischen Landzone (der von Afrika und Arabien), die sich durch die tägliche Irradiation ganz anders an ihrer Oberfläche erwärmt als eine tropische Meereszone, und die, vermöge der aufsteigenden Luftströme, heiße Luftmassen auf die mehr dem Pole zuliegenden Länder ausgießt. Andere bisher noch nicht hinlänglich gewürdigte Vortheile für Europa, wenn man es in seiner allgemeinen Configuration als westlicher halbinselförmiger Fortsatz von Asien betrachtet, sind: seine geringere und ungleiche Continental-Entwicklung gegen Norden, seine schiefe Form, und seine Richtung von Südwest nach Nordost. Fast im ganzen ersten westlichen Drittel seiner Länge geht der continentale Theil von Europa nicht über die Breite 52° hinaus. Das mittlere Drittel, vergrößert durch Skandinavien, wird vom Polarkreis durchschnitten. In dem östlichsten Drittel, östlich vom Meridian von St. Petersburg, wo das breiter gewordene Continent alle Charaktere eines asiatischen Klima’s annimmt, streift der Polarkreis nur die nördliche Küste; allein diese Küste wird von einer Zone des Eismeers bespült, deren Wintertemperatur gar sehr verschieden ist von der, welche dasselbe Meer westlich vom Nordcap darbietet. Die Richtung des großen Meerthales, welches Europa von Amerika trennt, und das Daseyn jenes Stromes von heißem Wasser (Gulfstream), welcher dasselbe anfangs von SSW. nach NNO., später von W. nach O. durchsetzt und längs der Küste von Norwegen hinläuft, wirken mächtig auf die Gränzen des Polareises, auf die Umrisse dieser Wand gefrornen Wassers, welche zwischen Ost-Grönland, der Bäreninsel und dem Nordende der skandinavischen Halbinsel den flüssigen Wässern einen ungeheuern Golf darbietet. Europa genießt also den Vortheil, diesem Golfe gegenüber zu liegen, folglich von dem Gürtel des Polareises durch ein offenes Meer getrennt zu seyn. Im Winter schreitet dieser Gürtel bis zur Breite 75° vor, bis Novaja Semlia, der Mündung der Lena und bis nahe zum Archipel von Neu-Sibirien. Im Sommer zieht er sich im Meridian des Nordcap und westlicher, zwischen Spitzbergen und Ost-Grönland, bis zur Breite 80° und 81° gegen Norden zurück. Noch mehr, die Wintergränze des Polareises, d. h. die Linie, in der das Polareis im Winter dem continentalen Europa am nächsten kommt, hüllt nicht einmal die Bäreninsel ein; in der kältesten Jahreszeit kann man ungehindert vom Nordcap nach dem südlichen Vorgebirge von Spitzbergen schiffen, durch ein Meer, dessen Temperatur durch die Wasserströme aus Südwesten erhöht worden ist. Das Polareis nimmt überall ab, wo es, wie in der Baftins-Bay und zwischen Island und Spitzbergen , einen freien Ausweg gegen den Polarkreis hat. Kapitain Sabine hat unter den Breiten 65° und 70° die mittlere Temperatur des atlantischen Oceans an der Oberfläche zu 5°,5 gefunden , während unter denselben Breiten im Continente Europa’s die mittlere Jahres-Temperatur schon mehrere Grade unter Null liegt. Es ist überflüssig hier daran zu erinnern, welche calorifischen Modificationen die Nordwinde durch diese relative Configuration des Landes und Polareises erleiden müssen, sobald sie im nördlichen und nordwestlichen Europa anlangen. Man sehe die Abhandlung: Ueber die Hauptursachen der Temperatur-Verschiedenheit auf dem Erdkörper, in diesen Annalen Bd. XI (87) S. 1. Exper. ou pend. p. 456. Das Continent von Asien hat, jenseits der Breite 70°, eine 13 Mal größere Ausdehnung von O. nach W. als Europa; zwischen den Mündungen des Jenisei und der Lena erreicht es sogar die Breite 75°, d. h. die der Bäreninsel. Ueberall berühren seine Küsten die Wintergränze des Polareises, und die Sommergränze desselben entfernt sich nur an einigen Punkten und auf kurze Zeit von den Küsten. Die Nordwinde, deren Gewalt, westlich vom Meridiane des Baikal-Sees, bis zur Br. 52°, und, westlich vom Meridiane des Belur, bis zur Br. 40°, durch keine Bergkette in der Ebene gemäßigt wird, gehen über eine mit Schnee bedeckte Eisfläche hinweg, welche das Continent gewissermaßen verlängert, nördlich bis zum Pole, nordöstlich bis zur Region des Maximums der Kälte, welches die englischen Seefahrer glauben unter den Meridian der Behringsstraße, unter 80° und 81° Breite, versetzen zu müssen . Das continentale Asien bietet unter der heißen Zone nur ein sehr kleines Stück Land der solaren Irradiation dar. Zwischen den Meridianen, die seine östlichen und westlichen Enden begränzen, nämlich denen des Cap Tschukotski und des Urals (in dem ungeheuren Raum von 118° Längengraden) durchschneidet der Aequator nur den Ocean; mit Ausnahme eines kleinen Stücks der Inseln Sumatra, Borneo, Celebes und Gilolo, ist in diesen Gegenden kein Land unter dem Aequator vorhanden. Der continentale Theil des gemäßigten Asiens genießt daher nicht die Wirkung der aufsteigenden Ströme, welche durch die Lage von Afrika so wohlthätig für Europa werden. Nordwestlich von der Melville’s-Insel. Daß man hier diesem Maximumpunkte oder Kältepol nahe sey, ergiebt sich, wenn man die mittlere Temperatur der Melville’s-Insel (75° Br. und 113° Länge), welche Parry zu — 18°,5 berechnet, vergleicht mit der mittleren Temperatur der Luft über dem Meere östlich von Grönland (76° [Formel] Br. und 3° L. W.), die nach Scoresby nur — 7°,5 beträgt. Sonstige Ursachen zur Erkältung Asiens (uns dabei immer auf allgemeine Betrachtungen beschränkend, auf Alles, was im Großen das Klima von Asien charakterisirt) sind: seine Configuration im horizontalen Sinn oder die Form seiner Umrisse, die Unebenheiten seiner Oberfläche in verticaler Richtung und vor Allem seine östliche Lage gegen Europa. Asien bietet, nordwärts der Breite 35°, eine Anhäufung von Land in zusammenhängenden Massen dar, ohne Meerbusen und ohne beträchtliche zungenförmige Fortsätze. Große, von Ost nach West laufende Berg-Systeme, deren höchste Glieder die der heißen Zone zunächst liegende Region einzufassen scheinen, widersetzen sich auf große Strecken dem Zutritt der südlichen Winde. Sehr erhabene Plateaux, die, mit Ausnahme von Persien, viel weniger zusammenhängend sind, wie man sie gemeiniglich abbildet, finden sich zerstreut vom Gebirgsknoten von Caschmir und Tübet bis zu den Quellen des Orkhon, auf einer unermeßlichen Strecke in Richtung von SW. nach NO. Sie durchsetzen oder umsäumen niedere Regionen, häufen und erhalten den Schnee bis zur Mitte des Sommers, und wirken durch herabsteigende Ströme erniedrigend auf die Temperatur der benachbarten Länder. Sie variiren und individualisiren die Klimate im Osten der Quellen des Oxus, des Alatau und des Tarbagatai in Central-Asien, zwischen den Parallelen des Himalaya und des Altai. Endlich ist Asien, in der ganzen Länge von Europa, geschieden von einem im Westen liegenden Meere oder von Westküsten, welche, in der gemäßigten Zone immer wärmer sind als die Ostküsten eines Continents. Die ungeheure Verbreiterung unseres Continents vom Ende des finnischen Meerbusens aus trägt bei zur erkältenden Wirkung der vorherrschenden Westwinde, welche für die östlich von der niedrigen Uralkette liegenden Theile der alten Welt Landwinde sind. Die eben bezeichneten Contraste zwischen Europa und Asien enthalten die Gesammtheit der Ursachen, die gleichzeitig auf die Beugung der Linien gleicher Jahreswärme und auf die ungleiche Vertheilung dieser geringeren Wärme unter die verschiedenen Jahreszeiten einwirken; Phänomene, welche besonders ostwärts des Meridians von St. Petersburg merklich werden, da wo das Continent von Europa sich in einer Breite von 20° Breitengrade an das nördliche Asien anschließt. Das östliche Europa und ganz Asien (letzteres nördlich von der Breite 35°) haben ein ungemein continentales Klima, um mich dieses Ausdrucks als Gegensatz gegen den: Klima der Inseln und der Westküsten, zu bedienen; sie haben durch ihre Gestalt und Lage in Bezug auf die West- und Südwest-Winde ein unmäßiges Klima, analog dem der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, nämlich sehr heiße Sommer auf ungemein strenge Winter. In keinem Theile der Welt, selbst nicht in Italien und auf den Canarischen Inseln, habe ich so schöne Weintrauben reifen sehen wie zu Astrachan, nahe am Ufer des Kaspischen Meeres; und dennoch sieht man an diesem Ort, und selbst südlicher zu Kislar an der Mündung des Terek (in der Breite von Avignon und Rimini), das Centesimal-Thermometer im Winter oft bis — 20° und — 30° fallen. Auch ist man zu Astrachan, wo während des Sommers, der heißer ist wie der in der Provence und der Lombardei, die Vegetationskraft durch künstliche Bewässerung des mit Kochsalz geschwängerten Bodens erhöht wird, gezwungen, die Weinstöcke sehr tief in den Boden einzusetzen. Es ist dieselbe so ungleiche Vertheilung der Jahreswärme unter die einzelnen Jahreszeiten, welche den Weinbau, oder besser gesagt, die Erzeugung eines trinkbaren Weins in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, nordwärts der Breite 40°, bisher so schwierig gemacht hat. In dem Systeme der Klimate von Europa bedarf man, um trinkbaren Wein im Großen zu erzielen, nicht bloß einer mittleren Jahrestemperatur, die sich bis zu 8°,7 oder 9°,0 erhebt, sondern auch eines Winters, der nicht unter +1,° liegt, und eines Sommers, der wenigstens 18°,5 C. erreicht. Es ist diese fixe Portion in der Wärmevertheilung, welche den Vegetationscyclus bedingt, sowohl unter den Pflanzen, die so zu sagen in Winterschlaf verfallen und während der Zeit nur in ihrer Axe Leben zeigen, als auch unter denen, welche, wie der Oelbaum, während des Winters ihr Appendicular-System, ihre Blätter behalten. Das Folgende enthält einige numerische Elemente der vergleichenden Klimatologie, geeignet auf die eben aus einander gesetzten Contraste einiges Licht zu werfen: St. Petersburg (Breite 59° 66′, Länge O. 27° 58′). Mittlere Temperatur des Jahres +3°,8 C., des Winters — 8°,3, des Sommers +16°,7 C. Tobolsk (Breite 58° 12′, Länge 68° 58′). Berechnet für ein Jahr (1816) von Hrn. A. Erman nach den Beobachtungen des Hrn. Albert, mittlere Temperatur —0°,63. Westlicher, an der Ostküste von Finnland, zu Uleo (Breite 65° 3′, Länge 23° 6′) mittlere Temperatur +0°,6, und zu Christiania (Breite 59° 55′, Länge 8° 28′) in der Parallele von Petersburg: mittlere Temperatur des Jahres +6°,0, des Winters —1°,8, des Sommers +17°,0. Kasan (Breite 55° 48′, Länge 46° 44′). Ich besitze für die zwölf Monate des Jahres 1828 die Mittel von 9 Uhr Morgens und Abends, vom Mittag und von 3 Uhr Abends nach den mit großer Sorgfalt angestellten Beobachtungen des Hrn. Simonoff. Ich finde aus den bloßen Beobachtungen um 9 Uhr und aus den Beobachtungen an den gleichlautenden Morgen- und Abendstunden (um beide Methoden zu gebrauchen, die annähernd die mittlere Temperatur des Jahres geben) +1°,3 und + 1°,2 C.; für den Winter: —18°,4 und —17°,8, für den Sommer +17°,4 und +16°,8; der wärmste Monat des Jahres (Juni) war + 19°,4 oder + 18°,5, der kälteste (Januar) —22°,7 oder — 21°,8. Man sieht, daß die Resultate der beiden Methoden weit weniger von einander abweichen als die Mittel aus mehreren Gruppen von Jahren unter sich verschieden seyn würden. Was die mittlere Jahres-Temperatur von Kasan betrifft, so ist sie neuerlich zu +3° und selbst zu +3°,3 C. berechnet worden (Poggendorff’s Annalen, 1829, St. 2 S. 162). Man hat sich wahrscheinlich mit dem Mittel aus vier Beobachtungen am Tage begnügt, von denen keine das Minimum giebt, und von denen zwei (die am Mittage und um 3 Uhr Nachmittags) dem Maximum der Wärme zu nahe liegen. In der That finde ich bei gleichzeitiger Anwendung aller vier täglichen Beobachtungen des Jahres 1828 die mittlere Jahres-Temperatur +3°,2, die des Winters = —16°,3, und die des Sommers = +19°,8; allein diese Temperaturen sind wegen der Stunden, zu welchen sie gefunden wurden, nicht die wahren Mittel-Temperaturen. Ein Theil des Frühlings und des Sommers ist in Kasan eben so warm als in Paris, obgleich dieses 7° südlicher liegt als Kasan, und eine bis zu 9°,4 reichende Mittel-Temperatur hat. Kasan. (Breite 55° 48′.) Paris. (Breite 48° 50′.) März — 2°,1 C. + 6°,5 C. April + 10,3 + 9,8 Mai +15,5 +14,5 Juni +18,9 +16,9 Juli +18,2 +18,6 August +14,2 +18,4 September + 5,6 +15,7 October + 0,6 +11,3 November —10,7 + 6,7. So ist nach glaubwürdigen Resultaten, die ich in einem anderen Werke vervielfältigen werde, die periodische Bewegung der Wärme an zwei Orten, die in westöstlicher Richtung um 700 Lieus von einander entfernt sind, und annähernd auf derselben isotherischen Linie liegen, in den Mittel-Temperaturen ihrer Winter aber um 21°,5 C. abweichen. Das nordische (continentale, folglich unmäßige) Klima nöthigt die Einwohner; A sofferir tormenti caldi e geli . Dante, Purgat. canto III. Unter der Breite von Paris bieten zwei auf einander folgende Monate keinen Temperaturzuwachs dar, der größer als 4° bis 5° C. wäre. Von der Parallele Roms bis zu der Stockholms, zwischen den Isothermen von 16°,5 und von 5° beträgt der Unterschied der Monate April und Mai überall 5° bis 7°, und von allen Monaten, die unmittelbar einander folgen, sind diese es (im Systeme der Klimate des centralen Europa), welche das Maximum der Wärmezunahme darbieten. Im Nordosten Europa’s und im Nordwesten Asiens dagegen steigen die Wärmezunahmen zweier benachbarten Monate bis auf 12°, und sie treten, wie das Maximum der Wärme, früher ein als dieselben Zunahmen in Europa. Diese jähe Schnelligkeit in der Steigerung der Wärme, welche das Erwachen der Natur charakterisirt, ist es, welche jene schöne Frühlingsflor von Tulipaceen, Irideen und Rosaceen in den sibirischen Ebenen erklärt. Die großen und raschen Wärmeänderungen treten hier vom März zum April und vom October zum November ein. Beim Gedanken an die Eismassen, die sich in den sumpfigen Tundra, zwischen dem Obi und dem Jenisei, zwischen Beresow und Turuchansk, so lange erhalten, würde man erstaunen über die Sommerwärme von Tobolsk, Tara, Kainsk, Krasnojarsk und Barnaul, wenn man nicht die Wirkung der versengenden Süd- und Südwest-Winde kennte, die aus den trocknen Steppen des centralen Asiens herüberwehen . Hr. Adolph Erman findet die mittlere Richtung aller Winde, die im Laufe des Jahres wehen Demselben Beobachter zufolge sind auch während des ganzen Jahres die Westwinde sehr häufig an der Mündung des Obi und am nördlichen Ende der Ural-Kette. Nach dem, was wir selbst im südlichen und mittleren Sibirien, so wie in der Kalmückensteppe erfahren haben, können wir nicht glauben, daß die Westwinde seltener werden, in dem Maaße als man von Holland aus gegen den Altai vorrückt, wie es der Fall zu seyn scheint mit Amsterdam und St. Petersburg (Schouw, Beiträge zur vergleichenden Klimatologie, Heft 1, S. 53). zu Tobolsk S. 47° W. ‒ Kasan S. 52 W. ‒ Moscau S. 35 W. ‒ St. Petersburg S. 41 W. Peking (39° 54′ Br., 114° 7′ Länge). Mitteltemperatur des Jahres +12°,7 C., des Winters — 3°,2, des Sommers + 28°,1. Der Sommer in diesem östlichsten Theile Asiens entspricht dem Sommer von Neapel; allein drei Wintermonate fallen unter Null, wie in dem 16° nördlicher liegenden Kopenhagen, dessen Mitteltemperatur für’s Jahr 5° kleiner ist. Der Unterschied mit dem Klima des westlichen Europa’s ist so groß, daß man an den Küsten von Frankreich, zwischen Nantes und St. Malo, unter den Breiten 47° und 48° [Formel] , die nämliche Jahres-Wärme wie zu Peking findet, während doch diese Küsten 7° bis 8° nördlicher liegen und 8° mäßigere Winter besitzen. Auf meiner letzten Reise habe ich an mehreren Orten Sibiriens sorgfältig verglichene Thermometer in den Händen von Personen hinterlassen, die einen vortrefflichen Gebrauch von ihnen zu machen fähig sind, wenn sie dieselben an Stunden beobachten, welche die Mitteltemperatur der Tage und des Jahres kennen lehren können. Ich habe bereits mehrere Reihen interessanter Beobachtungen aus Bogoslowsk, im nördlichen Ural, wo eifrige und unterrichtete Bergbeamte sich gerne mit dieser Art von Untersuchungen beschäftigen. Da Alles, was man in Asien über Kältegrade größer als der Gefrierpunkt des Quecksilbers weiß, noch sehr ungewiß ist, so habe ich Hrn. Dr. Albert zu Tobolsk, der uns auf die verbindlichste Weise aufnahm, und der zuweilen in Amtsgeschäften die Polarregionen von Beresow und Obdorsk besucht, ein Weingeistthermometer übersandt, dessen Theilung von Hrn. Gay-Lussac sorgfältig auf das Glas selbst gezogen ist und bis —60°. C reicht. Allein die größten Fortschritte, welche die Meteorologie und besonders die Theorie der Isothermen je erreichen können, werden wir der Kaiserlichen Academie zu St. Petersburg schuldig seyn, wenn sie, nach dem ihr von meinem Freunde Kupffer und mir vorgelegten Plane, fortfährt ein regelmäßiges System von stündlichen Baro-, Thermo- und Hygrometer-Beobachtungen, von Beobachtungen der Bodentemperatur, der Windesrichtung, der Regen- und Schneemenge auf der ganzen Fläche des russischen Reichs (von Armenien, Semipalatinsk und Irkutzk bis Kola, Kamtschatka und der Insel Kodiak) ausführen zu lassen. Die Gleichzeitigkeit dieser Variationen in dem Luftdruck, der Temperatur, der Feuchtigkeit, der Richtung und dem Vorwalten der Winde auf einer Continentalfläche , die größer ist als der sichtbare Theil des Mondes, wird durch einen vernünftigen Vergleich der numerischen Elemente Gesetze aufdecken, die uns bisher noch unbekannt blieben. Die Errichtung eines physikalischen Observatoriums zu St. Petersburg zum Behufe der Berichtigung und Vergleichung der Instrumente, der Wahl von ihrer astronomischen Lage nach wohl bestimmten Orten, der Leitung magnetischer und meteorologischer Beobachtungen, der Berechnung und Bekanntmachung der mittleren Resultate, wird noch von den spätesten Nachkommen den großen Verdiensten beigezählt werden, welche sich diese berühmte Academie seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts um die physikalische Kenntniß des Erdballs, um die Botanik und die beschreibende Zoologie erworben hat . Von 38° [Formel] (der Breite von Smyrna, Livadien, dem südlichsten Calabrien, von Murcia, Lissabon, Washington, vom nördlichen Japan, und dem Süden der beiden Buchareien) bis 75°. In Asien, wie in der neuen Welt, bemerkt man, daß die Isothermen beim Eintritt in die heiße Zone dem Aequator parallel werden. Dieß Resultat wird durch die Mitteltemperaturen der Monate bestätigt, welche ich aus zwölfhundert sehr genauen Beobachtungen gezogen habe, die mir von Hrn. Abt Richenet, ehemaligen Missions-Attaché mitgetheilt worden sind. Es ist interessant die Klimate von Havana, Macao und Rio-Janeiro zu vergleichen, da die beiden ersten Orte an der Gränze der nördlichen heißen Zone und nahe an Ostküsten liegen, letztere aber an der Gränze der südlichen heißen Zone. Schon an einem andern Orte habe ich die folgende Tafel gegeben, der ich hier die Mitteltemperaturen der drei heißesten und der drei kältesten Monate des Jahres hinzufüge. Relat. hist. T. III p. 305 und 374. Mitteltemperatur Macao. (Br. 22° 12′ N.) Havana. (Br. 23° 9′ N.) Rio-Janeiro. (Br. 22° 54′ S.) des Jahres 23°,3 25°,7 23°,5 vom Decemb. bis Febr. 18,2 28,0 26,0 vom Juni bis Aug. 28,0 28,6 20,3 des kältesten Monats 16,6 21,1 19,2 des wärmsten Monats 28,4 28,8 27,3 Der kältende Einfluß der Gestaltung und Lage Asiens wird zu Macao und Canton noch offenbarer, sobald die West- und Nordwest-Winde über ein mit Schnee und Eis bedecktes ungeheures Continent hinwegstreifen. Indeß sind die Contraste der Wärmevertheilung unter die einzelnen Jahreszeiten in den Häfen des südlichen China’s viel weniger merklich als zu Peking. Während der neun Jahre von 1806 bis 1814 hat der Abt Richenet, welcher sich eines vortrefflichen Extremen-Thermometers von Sixt bediente, die Temperatur selten bis 3°,3 C., oft aber bis 5° fallen sehen. Zu Canton erreicht das Thermometer zuweilen fast den Gefrierpunkt, und in Folge der Ausstrahlung gegen einen wolkenlosen Himmel findet man daselbst Eis auf den Terrassen der Häuser, an Orten, die von Palmen und Bananen umgeben sind. Eben so fällt zu Benares (geographische Breite 25° 20′, isothermische Breite 25°,2 C.) die Wärme im Winter auf 7°,2, obgleich sie im Sommer oft auf 44° C. steigt. Südlicher, zwischen dem Wendekreis und dem Aequator, besonders zwischen den Breiten 0° und 15°, sind die Mitteltemperatur der Continental-Atmosphäre fast in beiden Welten gleich. Die genauesten und neuesten Beobachtungen aus Asien geben: Bombay 26°,7 C. Manilla 25 ,6 Madras 26, 9 Pondichery 29 ,6 Batavia 27 ,7 Auf Ceylon: Trinconomale 26°,9 C. Pointe de Galle 27 ,2 Colombo 27 ,0 Kandy 25 ,8 Die Mitteltemperatur der eigentlichen Aequatorialzone von 0° bis 10° oder 15° Breite ist bisher sonderbar übertrieben worden, sie scheint mir nicht über 27°,7 hinaus zu gehen. Das Klima von Pondichery kann, wie ich es schon anderswo bemerkt habe, eben so wenig zur Charakterisirung der ganzen Aequatorialregion dienen, als die Oasis von Murzuk, wo der unglückliche Ritchie und der Kapitain Lyon (wahrscheinlich wegen in der Luft schwebenden Sandes) das Thermometer auf 43° und 53°,7 C. stehen sahen, das Klima der gemäßigten Zone im nördlichen Afrika charakterisirt. Die größte tropische Ländermasse liegt zwischen den Breiten 18° und 28° N., und aus dieser Zone besitzen wir auch, wegen ihrer vielen und reichen Handelsstädte, die meisten meteorologischen Kenntnisse. Dagegen sind die vier dem Aequator zunächst liegenden Grade noch heut wie vor 70 Jahren eine Terra incognita für die positive Klimatologie. Noch kennen wir nicht die Mitteltemperaturen des Jahres und der Monate von Grand-Para, von Guayaquil und (fast ist’s schimpflich zu sagen) von Cayenne! Wenn man nur die Wärme betrachtet, welche ein gewisser Theil des Jahres erreicht, so findet man in der nördlichen Halbkugel die heißesten Klimate entweder unter dem Wendekreis des Krebses selbst, oder 4 bis 5 Grad nördlicher, im südlichsten Theile der gemäßigten Zone. In Persien, zu Abusheer, unter der Breite 28° [Formel] geht z. B. die Mitteltemperatur des Juli bis 34° C.; während in der heißen Zone die wärmsten Monate sind: zu Cumana 29°,2, zu Vera-Cruz 28°,8. Im rothen Meere sieht man das Centesimalthermometer am Mittage oft auf 44°, und in der Nacht auf 34° [Formel] stehen. Die Wärme-Extreme, welche man im südlichen Theile der gemäßigten Zone, zwischen Aegypten, Arabien und dem Persischen Meerbusen, beobachtet, sind die gleichzeitige Wirkung der geringen Zeit, die unter dieser Breite zwischen dem zweimaligen Zenith-Durchgange der Sonne verfließt, des langsamen Ganges dieses Gestirnes bei Annäherung an die Wendekreise, der mit der Breite wachsenden Tageslänge, der Configuration der benachbarten Länder, der Beschaffenheit ihrer Oberfläche, der beständigen Durchsichtigkeit einer fast aller Wasserdämpfe beraubten Continental-Luft, der Richtung der Winde, und der Menge von Staub (Erdtheilchen, die im Sonnenschein erwärmt werden und sich gegenseitig bestrahlen), welchen diese Winde aufheben und in Schwebung erhalten. Die Mitteltemperatur des ganzen Jahres ist daselbst 32°,7, die des Winters 17°,8 C. Der Charakter eines unmäßigen Klima’s (Climat continental par excellence) erweist sich auch in Asien durch die Schneegränze, d. h. durch die Höhe, in welcher sich diese Gränze, bei ihren Schwankungen, im Sommer erhält. Schon in einer anderen Abhandlung habe ich entwickelt, weshalb in der gemäßigten Zone Asiens, am Kaukasus und am Nordabhange des Himalaya, dieser Gürtel ewigen Schnees sich in einer weit beträchtlicheren Höhe über dem Meeresspiegel erhält als unter denselben Breiten (und man kann noch hinzusetzen: unter denselben Isothermen) in Europa und Amerika. Die interessante Reise der HH. Kupffer und Lenz zum Gipfel des Elbruz hat neuerlich bestätigt, was ich schon aus den Messungen der HH. v. Engelhardt und Parrot über die Seite des Kasbek geschlossen hatte. Am ersten dieser Gipfel des Kaukasus geht der Schnee bis zu 1727 Toisen hinab; am zweiten (ohne Zweifel wegen einiger örtlicher Ursachen der Strahlung) bis 1647 Toisen. Die Schneegränze liegt folglich am Kaukasus 250 bis 300 Toisen höher als, unter derselben Breite, an den Pyrenäen. Die sommerliche Strahlung des Bodens der tübetanischen Hochebene, welche an Höhe vielleicht die des Titicaca- Sees übertrifft, die Trockenheit der Luft, welche sich in ganz Inner- und Nord-Asien zeigt, der wenige Schnee, welcher im Winter fällt, wenn die Temperatur auf —12° oder —15° herabsinkt, endlich die Klarheit und Durchsichtigkeit der Luft , welche am Nordabhange der Himalaya herrschen, und zugleich die Irradiation der Plateaux und die Transmission der von diesem ausgestrahlten Wärme erhöhen, scheinen mir die Hauptursachen des großen Unterschiedes, welchen die Höhe der Schneegränze am Nord- und Süd-Abhange des indischen Gebirgsrücken darbietet. Nach den barometrischen Messungen der HH. Ledebour und Bunge zeigt der Altai nicht dieselbe Erscheinung wie der Kaukasus. Der ewige Schnee scheint hier, in Bezug auf die Breite der Lage, tiefer herabzusteigen wie an den Karpathen; allein die Karpathen, die Alpen und die Pyrenäen liefern keine recht scharfe Vergleichungspunkte, und beweisen, daß selbst in Europa, von 42° [Formel] bis 49° [Formel] Breite, die östlicheren Lagen die Einwirkungen der Polardistanzen abändern. Am Altai, in den Bergen von Ridderski, hatte sich der Schnee in Schluchten erhalten, während sich auf dem Plateau von Korgon Schichten von mehreren Jahren über einander liegend fanden. Ueber die Gränze des ewigen Schnees in dem Himalaya-Gebirge und den Aequatorial-Regionen. Man sehe Ann. de chim. T. XIV p. 22 und 52, und meine erste Abhandlung über die Gebirge Indiens; ebendaselbst T. III p. 297. Rapport fait à l’Acad. Imp. sur un voyage dans les environs du mont Elbrouz, p. 125. Die Brücke über die Malka, am Fuße des Elbruz, liegt unter der Breite 43° 45′. Man sehe den Brief eines englischen Reisenden aus Subathu vom 11. Dec. 1823 in dem Asiatical Journal, Mai 1825, und daraus übersetzt in dem Nouv. Annal des Voyages, T. XXVIII p. 19 und 23. Ein eifriger und kenntnißreicher französischer Geognost, Hr. Jacquemont, welcher, nach dem Beispiele von Moorcroft, Webb und Gerard, in diesem Augenblick die Himalaya-Kette durchstreift, schreibt die Ungleichheit der Höhe der Schneegränze am Nord- und Süd-Abhange dieses Gebirges ebenfalls der Klarheit des Himmels auf dem Plateau von Ladak und der nebligen Beschaffenheit desselben auf Seite von Indostan zu (Brief an Hrn. Élie de Beaumont, aus Lari vom 9 Sept. 1830). Schneegränze. Karpathen (Br. 49° [Formel] ) 1330 Toisen., Altai (Br. 48° 30′ — 51°) in den Bergen von Ridderski 920 T. (?); auf Korgon 1100 T. Pyrenäen (Br. 42° [Formel] —43°) 1400 T. Alpen (Br. 45° [Formel] — 46°) 1370 T. Kaukasus (Br. 42° [Formel] — 43°). Elbruz 1730 T. Kasbek 1650 T. Andes von Quito (Br. 1° bis 1° [Formel] ) 2460 T. Nevados von Mexico (Br. 19° — 19° [Formel] ) 2350 T. Himalaya (Br. 30° [Formel] — 31°) Südabhang 1950 Toisen, Nordabhang 2600 T. Die große Höhe der Schneegränze im südlichen Asien zwischen den Ketten des Himalaya und Kuenlun, zwischen den Breiten 31° und 36°, und gegen Nordosten vielleicht unter noch höheren Breiten, ist eine Wohlthat der Natur. Indem sie der Entwicklung organischer Formen, dem Hirtenleben und dem Ackerbau (Weizen- und Gerstenfelder finden sich auf den Hochebenen von Daba und Doompo (31° 15′ Br.) in 2334 Toisen, bei Lassur in 2170 Toisen Höhe) ein ausgedehnteres Feld darbietet, macht diese Erhebung der Schneegränze und diese Irradiation der tübetanischen Plateaux eine Alpenzone in Asien bewohnbar für Völker von einer düsteren und mystischen Physiognomie, von einer ganz eigenthümlichen industriellen und religiösen Civilisation, welche (Zone) in den Aequinoxialregionen Amerika’s (unter der geringeren Breite von 25° bis 30°) ganz von Schnee verschüttet oder einem alle Cultur ertödtenden Reife bloß gestellt seyn würde. Analogen, obgleich noch nicht hinlänglich ergründeten Ursachen hat man es zuzuschreiben, daß in Ober- Peru und Bolivia eine ackerbautreibende Bevölkerung in Höhen sich findet, weit beträchtlicher als die, welche in der nördlichen Halbkugel, bei gleichem Abstand vom Aequator, nicht die geringste Spur von Ackerbau darbieten. Hr. Pentland hat an dem Andes-Paß durch die Altos von Toledo (Br. 16° 2′ S.) die untere Schneegränze in der Höhe von 2660 Toisen angetroffen, also fast in derselben Höhe, welche sie unter 30° [Formel] bis 31° nördlicher Breite am nördlichen oder tübetanischen Abhange des Himalaya einnimmt. Und dennoch steigt im Neuen Continente unter 19° nördl. Br., am Abhange der Vulcane oder Trachytkegel Mexico’s, die aus Hochebenen von 1200 bis 1400 Toisen Höhe emporsteigen, die Schneegränze selbst in der heißesten Jahreszeit nicht höher als bis 2350 Toisen. Es ist recht merkwürdig (und vor zwanzig Jahren würden es die Physiker kaum geahnet haben), daß die beiden Beispiele von anomaler Höhe oder, um jeden dogmatischen Ausdruck zu vermeiden, die Beispiele des Maximums der Erhebung der Schneegränze im Laufe des Jahres sich (als Wirkung der Trokkenheit der Luft, der Sonnenwärme und der Strahlung der Plateaux) in Südamerika unter 16° bis 18° S. Breite, und in Asien in dem Theile der gemäßigten Zone, der sich bis auf 7° bis 8° dem Wendekreis des Krebses nähert, finden würden. Schon vorhin, als ich von dem versengenden Klima des arabischen und persischen Meerbusens sprach (S. 97), habe ich bemerkt, daß es gerade die dem Wendekreis zu liegende Gränze der gemäßigten Zone ist, welche (aus Ursachen, die die Theorie des solaren Klima’s erklärt), in einem gewissen Theil des Jahres, d. h. in der periodisch-jährlichen Bewegung der Temperatur, das Maximum der Wärme darbietet, welches die Gewalt und die Dauer der Irradiation hervorbringen können. Annuaire du bureau des longitudes pour 1830, p. 331. Ich könnte mich hier noch über das Vorherrschen gewisser Luftströme verbreiten, so wie über die Ordnung oder vielmehr die Richtung, in der die Winde sich drehen (durch O. und S.), um Westwinde zu werden, über unsere Untersuchungen, zur Erkennung der Permanenz unterirdischen Eises, endlich über die Wärmevertheilung im Boden von Nord-Asien, wie sie aus der Temperatur der Quellen hervorgeht — Phänomene, über welche Hr. G. Rose während unserer Reise eine große Anzahl genauer Beobachtungen gesammelt hat, und welche auf eine recht verwickelte Art zugleich von der Breite und Länge des Orts, von der Tiefe, von der Jahreszeit, von der Cohärenz der Fels- oder aufgeschwemmten Schichten abgeändert werden; — allein diese Entwicklung behalte ich mir für ein anderes Werk vor, und ich beschließe diese Abhandlung, in der ich nur einige zerstreute Materialien der allgemeinen Klimatologie mittheilen wollte, mit Beobachtungen über die Trockenheit der Atmosphäre Asiens. Die große Einfachheit und die Genauigkeit des psychrometrischen Apparats von Hrn. August haben mich veranlaßt, denselben zugleich mit dem alten Hygrometer von De Luc auf meiner letzten Reise anzuwenden. Vom Anfange Junis bis Ende Octobers 1829 (während die Temperatur der Luft zwischen 8°,7 und 31°,2 C. schwankte) sind die psychrometrischen Beobachtungen von meinem Reisegefährten, Hrn. Gustav Rose, angestellt. Dreiunddreißig dieser Beobachtungen, die neuerlich von Hrn. August in einer Abhandlung bekannt gemacht sind, zeugen von der außerordentlichen Trockenheit der Luft in den Ebenen Sibiriens westlich vom Altai, zwischen dem Irtysch und dem Obi, sobald Südwestwinde lange aus Mittel-Asien geweht haben, in Berührung mit Hochebenen, die sich nicht 200 Toisen über dem Meeresspiegel erheben. In der Steppe Platowskaja haben wir den Thaupunkt 4°,3 C. unter dem Gefrierpunkt angetroffen, und zwar am 5. August um 1 Uhr Nachmittags, als die Temperatur der Luft im Schatten 23°,7 C. war. Der Unterschied im Stande des trocknen und feuchten Thermometers stieg auf 11°,7 C., während bei gewöhnlicher Beschaffenheit der Atmosphäre dieser Unterschied nur auf 5 bis 6° C. steigt. In der Steppe Platowskaja hätte sich die Luft um 28° C. erkalten müssen, ehe sie Thau abgesetzt haben könnte. Die Luft zwischen Barnaul und dem berühmten Bergwerk am Schlangenberg, in einer zwischen den Breiten 51° [Formel] und 53° eingeschlossenen Zone, enthielt folglich nur 0,16 an Dämpfen, was den Graden 28° oder 30° des Haarhygrometers entspricht. Jene Trockenheit ist unzweifelhaft die größte, welche bisher in niederen Regionen der Erde beobachtet worden ist. Hr. Erman, der Vater, der sich viel mit hygrometrischen Untersuchungen beschäftigt und dabei gleichzeitig das Psychrometer und die Hygrometer von Daniell und Saussure angewandt, hat das letztere nur ein einziges Mal, und zu seinem großen Erstaunen (zu Berlin am 20. Mai 1827 um 2 Uhr Nachmittags) auf 42° stehen gesehen, ebenfalls bei der Temperatur 23°,7, welche wir in der Steppe Platowskaja antrafen. Unter den einer großen Genauigkeit fähigen Instrumenten ist das Thermometer dasjenige, welches die mannigfaltigste Anwendung gestattet. Es dient zur Messung der Wärme, des Lichts und der Feuchtigkeit. Es ist zugleich Thermometer, Barometer, Hygrometer und Photometer. Der von der berühmten Accademia del Cimento und dem Physiker Le Roi eingeschlagene Weg wurde von Saussure und Deluc verlassen, die einen Theil ihres Lebens an die Vervollkommnung der Hygrometer mit starren Substanzen setzten. Die schönen Arbeiten von Dalton haben erlaubt, statt der Haar- und Elfenbeinhygrometer die Bestimmung des Thaupunkts zu setzen, und auf die Bestimmung dieses Punktes gründen sich die Hygrometer von Leslie und Daniell, wie das Psychrometer von August. Ueber die Fortschritte der Hygrometrie in der neuesten Zeit u. s. w. Berlin 1830. Unter den Tropen, auf einem Plateaux von 1200 Toisen Höhe, in dem Thale von Mexico, welches Seen von beträchtlicher Größe, umgeben von einem dürren und salzigen Boden, einschließt, habe ich, während das Thermometer im Schatten ebenfalls 22°,5 und 23°,7 zeigte, eine Trockenheit von 40° bis 42° des Saussureschen Hygrometers beobachtet, also eine der von Hrn. Erman wahrgenommenen sehr nahe kommende. Hr. Gay-Lussac sah auf seiner berühmten Luftfahrt in einer Höhe von 2365 Toisen (die die des Mont-Blanc um 175 Toisen übertrifft) das Hygrometer Saussure’s (dessen Fixpunkte wohl berichtigt waren) in einer Temperatur von 4° C. bis 25°,3 zurückweichen, was nur 2mm,79 für die Spannung der Wasserdämpfe gäbe. Wenn die fossilen Knochen der großen tropischen Thiere, welche man neuerlich in den goldführenden Gebieten auf den Rücken des Urals gefunden hat, beweisen, daß diese Kette in einer sehr späten Epoche gehoben wurde , so ist die Gegenwart und die Erhaltung derselben Gerippe, bedeckt mit Fleisch und andern weichen Theilen, am Ausfluß der Lena und an den Ufern des Wilhui, unter den Breiten 72° und 64°, eine noch erstaunlichere Thatsache. Die Entdeckungen von Adams und Pallas haben ein neues Interesse erlangt seit die auf der Expedition des Capitain Beechey in Kotzebue’s-Sund (Breite 66° 13′, Länge 163° 25′ W.) unternommenen mühsamen Untersuchungen und Herrn Buckland’s tieferes Studium der geognostischen Sammlung aus der Escholtz-Bai es fast zur Gewißheit gebracht haben, daß im Norden Asiens wie im Nordwesten Amerika’s die fossilen Gerippe, ohne und mit Fleisch, sich nicht in Eismassen finden, sondern in demselben aufgeschwemmten Lande (diluvium), welches in den meisten Gegenden der tropischen und gemäßigten Zone beider Welten die Tertiärformationen bedeckt. Nur eine instantane Erkältungs-Ursache, sagt jener berühmte Naturforscher , dem wir die bewundernswürdigen Untersuchungen über die ausgestorbenen Thiergattungen verdanken, hat diese weichen Theile Jahrtausende lang erhalten und aufbewahren können. Beschäftigt während meines Aufenthalts in Sibirien mit Untersuchungen über die Wärme der unterirdischen Schichten, habe ich geglaubt in der Kälte, welche, ungeachtet der Wärme der gegenwärtigen Sommer, in einer Tiefe von 5 bis 6 Fuß herrscht, eine Erklärung dieser Erscheinung zu sehen. Die fossilen Knochen der Pachydermen sind in den Ebenen östlich und westlich vom Ural, an den Ufern des Irtysch und der Kama, längst bekannt. Dieselbe Folgerung findet ihre Anwendung auf die Andes, wo, in beiden Hemisphären, auf den Plateaux von Mexico, von Cundinamarca (bei Bogota), von Quito und Chili fossile Knochen vom Mastodonten in 1200 bis 1500 Toisen Höhe gefunden werden. (Meine Relat. histor. T. I p. 386, 414, 429; T. III p. 579.) Beechey, Voyage to the Pacific and Berings-Strait, 1831. T. I p. 257—323; T. II p. 560, 593 — 612. Cuvier, Ossemens fossiles 1821, T. I p. 203. »Alles macht es ungemein wahrscheinlich, daß die Elephanten, welche das fossile Elfenbein lieferten, in den Ländern, wo man gegenwärtig ihre Knochen findet, lebten und wohnten. Sie können nur durch eine Umwälzung, welche alle damals lebenden Thiere tödtete, oder durch eine Veränderung des Klima’s, welche ihre Fortpflanzung daselbst hinderte, verschwunden seyn. Was aber konnte die Ursache davon seyn; sie hat sehr plötzlich wirken müssen. — Wäre die Kälte gradweise und langsam eingetreten, so würden diese Knochen, und noch vielmehr die weichen Theile, von denen diese noch zuweilen umgeben sind, Zeit gehabt haben sich zu zersetzen, wie die, welche man in heißen und gemäßigten Ländern findet. Es würde unmöglich gewesen seyn, daß ein ganzer Leichnam, wie der von Hrn. Adams entdeckte, sein Haar und seine Haut behalten hätte, wäre er nicht unmittelbar von dem Eise, das ihn uns aufbewahrt hat, eingeschlossen worden. Alle Hypothesen von einer allmäligen Erkältung der Erde oder einer Veränderung in der Neigung der Erdaxe fallen mithin von selbst.« Während in den Monaten Juli und August die Luft am Mittage eine Temperatur von 25° bis 30°,7 C. besaß, fanden wir zwischen dem Kloster Abalak und der Stadt Tara (Breite 56 [Formel] bis 58), bei den Dörfern Tschitowskoi und Bakschewa, so wie zwischen Omsk und Petropablowsk (auf der Kosaken-Linie von Ischym, Breite 54° 52′ — 54° 59′), bei Schankin und Poladennaya Kreporst, vier nicht tiefe Brunnen, ohne Ueberreste von Eis an ihrer Einfassung, deren Temperatur war: +2°,6, 2°,5, 1°,5 und 1°,4 C. Diese Beobachtungen wurden unter der Breite von Nord-England und Schottland angestellt, und diese Temperatur des Bodens von Sibirien erhält sich den ganzen Winter hindurch. Hr. Adolph Erman hat zwischen Tomsk und Krasnojarsk, auf dem Wege von Tobolsk nach Irkuzk, ebenfalls zwischen den Breiten 56° und 56° [Formel] , Quellen von +0°,7 und 3°,8 C. angetroffen, während die Atmosphäre bis auf —24° C. abgekühlt war; aber einige Grade nordwärts, sowohl auf sehr unbedeutenden Bergen (unter 59° 44′ Breite, wo die mittlere Temperatur des Jahres kaum —1°,4 ist) als auch in den Steppen jenseits der Breite 62°, bleibt der Boden in einer Tiefe von 12 bis 15 Fuß gefroren. Ich hoffe, daß Untersuchungen, die man mir versprochen hat zu Beresow und Obdorsk, nahe am Polarkreis, in verschiedenen Monaten des Sommers anzustellen, uns bald belehren werden, wie stark die veränderliche Dicke der Eisschicht ist, oder besser gesagt, der Schicht feuchten gefrornen Erdreichs, die von kleinen Eisgängen durchsetzt wird und Gruppen kleiner Eiskrystallen porphyrartig einschließt. Zu Bogoslowsk, wo ein geschickter Bergbeamte, Hr. Beger, auf meine Bitte so gütig war, in einem torfigen, wenig von Bäumen beschatteten Boden einen Brunnen graben zu lassen, fanden wir, mitten im Sommer, in 6 Fuß Tiefe eine gefrorene Erdschicht von mehr als 9 [Formel] Fuß Dicke. Zu Jakutzk, noch 4° [Formel] südlich vom Polarkreis, ist das unterirdische Eis ein allgemeines und immerwährendes Phänomen, ungeachtet der hohen Temperatur im Juli und August. Man kann sich denken, wie rasch von 62° bis 72° Breite von Jakutzk bis zur Mündung der Lena, die Dicke dieser gefrorenen Erdschicht zunehmen muß. Tieger, ganz den indischen ähnlich , zeigen sich noch heutigen Tags von Zeit zu Zeit in Sibirien bis zur Breite von Berlin und Hamburg. Sie leben ohne Zweifel im Norden des Himmelsgebirges (Muz-tagh) und machen ihre Streifzüge bis zum Westabhange des Altai, zwischen Buchtharminsk, Barnaul und der berühmten Silbergrube am Schlangenberg, wo man mehrere von außerordentlicher Größe getödtet hat. Diese Thatsache, welche sehr von den Zoologen beachtet zu werden verdient, knüpft sich an andere für die Geologie sehr wichtige Erscheinungen. Thiere, die wir gegenwärtig als Bewohner der heißen Zone ansehen, haben ehemals (worauf so viele geologische Thatsachen hindeuten), gleich den Bambusarten, den baumartigen Farrnkräutern, den Palmen und den Corallenthieren, im Norden des alten Continents gelebt. Wahrscheinlich geschah es unter dem Einfluß der inneren Erdwärme, die, durch Spalten in der oxydirten Kruste, in den nördlichsten Regionen mit der Atmosphäre in Verbindung stand. Es hat mir bei Erörterung der urweltlichen Veränderungen der Klimate immer geschienen , als dürften die Geologen die Erscheinung der baumförmigen Monocotyledonen (entblößt von Rinde und jenen Appendicularorganen, welche unsere Dicotyledonen ohne Nachtheil durch die Winterkälte verlieren können) nicht trennen von dem Phänomen der großen fossilen Pachydermen. Mir ist begreiflich, wie in dem Maaße, als die Atmosphäre sich abkühlte (weil die Wirkung der inneren Erdwärme auf die äußere Kruste schwächer wurde, weil die Spalten sich mit festen Massen oder Felsarten ausfüllten, weil bei der neuen Ordnung der Dinge die Vertheilung des Klima’s fast allein von der Ungleichheit der solaren Irradiation abhängig wurde), die Pflanzen- und Thier-Klassen, die eine größere Temperatur-Gleichheit erforderten, allmälig aussterben mußten. Mein Reisegefährte, Hr. Ehrenberg, hat über den nordasiatischen Tieger und über den langhaarigen Panther, der von Kaschgar bis zur Mitte der Lena wohnt, interessante Nachrichten in den Annal. des sciences nat. T. XXI p. 387 — 412 bekannt gemacht. Man sehe: Denkschriften der Berliner Akademie f. 1822, S. 154, und meine: Ansichten der Natur (2. Ausgabe) Bd. II S. 188. Zu meiner lebhaften Genugthuung sehe ich, daß Hr. Buckland, welcher uns so viele sonderbare Thatsachen über das Leben und die Gewohnheiten der urweltlichen Thiere kennen gelehrt hat, ebenfalls diesen innigen Zusammenhang zwischen der Coexistenz oder vielmehr zwischen dem örtlichen Verhalten, welches die Korallenthiere, die monocotyledonischen Hölzer, die Meerschildkröten (Chelonia) und die fossilen Mastodonten der kalten Regionen darbieten, hervorhebt (Beechey, T. II p. 611). Unter den Thieren haben sich einige der kräftigsten Racen ohne Zweifel nach Süden begeben, und daselbst noch einige Zeit in dem den Wendekreisen näher liegenden Regionen gelebt. Andere Species und Varietäten (ich erinnere an die Löwen des alten Griechenlands, an den Königstieger der Dzungarei, den schönen langhaarigen Irbis-Panther Sibiriens) sind nicht so weit gegangen; sie konnten sich vermöge ihrer Organisation und Lebensweise mitten in der der gemäßigten Zone, und (wie Hr. Cuvier hinsichtlich der dickhaarigen Pachydermen annimmt) selbst in nördlicheren Regionen acclimatisiren. Wenn nun bei einer der letzten Umwälzungen, welche die Oberfläche unseres Planeten erlitt, z. B. bei der Hebung eines neueren Gebirges, Elephanten mit stumpferer Unter-Kinnlade, mit schmäleren und weniger sinuös gebänderten Backenzähnen, zweihörnige Rhinocerote, ganz verschieden von denen Sumatra’s und Afrika’s, im Laufe des sibirischen Sommers nach den Ufern des Wilui und dem Ausfluß der Lena gewandert sind, so wird man hernach daselbst ihre Leichname finden in der Tiefe von einigen Fußen, eingehüllt in gefrorene Erdschichten, die sie gegen Fäulniß schützen. Schwache Erdstöße, Risse im Boden, und Veränderungen in der Beschaffenheit der Oberfläche weniger bedeutend als die, welche noch in unsern Tagen auf der Hochebene von Quito oder in dem indischen Archipel vorgehen, können diese Conservation der fleischigen Theile der Elephanten und Rhinocerote bewirkt haben. Die Annahme einer plötzlichen Erkaltung der Erdkugel scheint mir folglich durchaus unnöthig. Man muß nicht vergessen, daß der Königstieger, den wir gewohnt sind ein Thier der heißen Zone zu nennen, noch gegenwärtig in Asien von den Gränzen Indostans bis zum Tarbagatai, am Oberen Irtysch und in der Kirgisensteppe, in einer Ausdehnung von 40 Breitengraden, lebt , und daß er im Sommer von Zeit zu Zeit Streifzüge von 100 Lieues noch weiter gegen Norden macht. Individuen, welche im nordöstlichen Sibirien bis zu den Breiten 62° und 65° gelangten, könnten durch einen Erdfall oder durch sonst eine nicht ungewöhnliche Erscheinung noch in dem jetzigen Zustande des Klima von Asien ein Conservations-Phänomen erleiden, das denen des Mammuth von Adams und der Rhinocerote am Wilui ganz ähnlich wäre. Ich habe geglaubt, diese Betrachtungen über die gegenwärtige Temperatur des nordasiatischen Bodens und über die geographische Verbreitung einer Gattung von großen Fleischfressern (des Königstiegers) von der Aequatorialzone bis zur Breite des nördlichen Deutschlands den Naturforschern und Geologen vorlegen zu müssen. Man wird, ich wage es mir zu schmeicheln, nicht verwechseln, was wahrscheinlichen Hypothesen angehört, und was den eines hohen Grades von Genauigkeit und Gewißheit fähigen numerischen Elementen der Klimatologie beizuzählen ist. Um die Continuität dieser Wohnplätze des Königstiegers auf einer Zone, die von Süd nach Nord mehr als 1000 Lieus Länge hat, zu erweisen, füge ich den zwischen dem Altai und dem Himmelsgebirge liegenden Regionen, die in der zoologischen Abhandlung des Hrn. Ehrenberg angeführt werden, noch die mit hohem Schilf bedeckten Sümpfe der Stadt Schayar (unter der Breite von Constantinopel und des nördlichen Spaniens) in der Kleinen Bucharei hinzu, welche Sümpfe die Schlupfwinkel sehr reißender Tieger sind.