Aus Humboldts neueſter Reiſe. Dieſe Denkſchrift des beruͤhmten Naturforſchers beeilen wir uns unſern Leſern vollſtaͤndig in die Haͤnde zu geben; wie ſie, von Klaproth mit Anmerkungen bereichert, in den „neuen Annalen der Reiſen am Schluß des vor. J. in Paris erſchienen iſt. Nach den wenigen Bruchſtuͤcken, die bis jetzt von der vielbeſprochenen Reiſe nach Mittelaſien — meiſt in Briefen an den franzoͤſiſchen Akademiker Arago — ins Publikum gekommen waren, konnte man ſich auf eine vielfache wiſſenſchaftliche Ausbeute Rechnung machen. Dieſe Hoffnung geht jetzt in Erfuͤllung. 1. Die mittelaſiatiſchen Bergſyſteme. Die Vulkane ſind wegen der beſtaͤndigen Verbindung zwiſchen dem Innern des im Zuſtande der Fluͤſſigkeit oder der Schmelzung begriffenen Erdballs und der ſeine gehaͤrtete und oxidirte Oberflaͤche umgebenden Atmoſphaͤre, worauf ſie hinweiſen, ſo wie wegen ihres unverkennbaren Zuſammenhangs mit der Urſache der Steinſalzlager, mit den kleinen vulkaniſchen Kegeln (salses), die bei ihren Ausbruͤchen Schlamm, Naphta, nicht-reſpirable Gaſe, manchmal ſogar, aber nur auf kurze Zeit, Flammen, Rauch und Steine (blocs) von ſich ſpeien, mit den Mineralquellen, den Erdbeben und der Emporhebung von Bergmaſſen — ein Gegenſtand von ſo hoher Wichtigkeit in Bezug auf Alles, was die Beobachtung der Natur betrifft, daß ſie nicht bloß den Geologen, ſondern jeden Freund der Naturkunde im weiteſten Sinn dieſes Worts intereſſiren muͤſſen. Nachdem Hr. Leopold von Buch in ſeinem großen Werk uͤber die kanariſchen Inſeln die bald in iſolirten Gruppen um einen Centralvulkan, bald in fortlaufenden Reihenfolgen vorkommende Lagerung der Vulkane mit ausgezeichnetem Talent beleuchtet hat; ſo mag freilich meine gegenwaͤrtige Denkſchrift, ſofern es ſich darin bloß um die lokalen vulkaniſchen Erſcheinungen des mittlern Aſiens und Suͤdamerikas, und deren große Entfernung vom Meer handelt, woruͤber ich einige bis jetzt noch wenig bekannte Beobachtungen zu ſammeln Gelegenheit hatte, von untergeordneter Bedeutung ſeyn; da man jedoch uͤber die Beſchaffenheit des geheimnißvollen Verkehrs der in Thaͤtigkeit befindlichen Vulkane mit den benachbarten Meeren uͤberhaupt noch ſo gar Wenig weiß, ſo macht ein Vulkan, deſſen unerwartete Exiſtenz in dem Innern eines Continents man erfaͤhrt, immerhin auch als lokales Phaͤnomen auf mehrfaches Intereſſe Anſpruch. Auf der Reiſe, welche ich im Sommer 1829 mit meinen Freunden den HH. Ehrenberg und Guſtav Roſe in Nordaſien bis uͤber den Ob hinaus machte, brachte ich auf den Grenzen der chineſiſchen Dſungarei, zwiſchen den Forts Uſt-Kamnogorsk, Buchtarminsk und Choni-mailachu einem chineſiſchen Vorpoſten im Norden des Sees Dſaiſang, auf der Koſakenlinie der kirgiſiſchen Steppe und an den Kuͤſten des kaſpiſchen Meers gegen ſieben Wochen zu. In den wichtigen Stapeloͤrtern Semipolatinsk, Petropaulovski, Troitzkaia, Orenburg und Aſtrachan gab ich mir alle Muͤhe bei den vielgereisten Tataren — unter Tataren verſtehe ich, wie die Ruſſen, nicht die Mongolen, ſondern Leute von der tuͤrkiſchen Familie, Bucharen und Taſchkendi’s — Erkundigungen nach den mittelaſiatiſchen Laͤndern in ihrer Naͤhe einzuziehen. Reiſen nach Thurfan, Achſu, Chotan, Jerkend und Kaſchmir ſind ſehr ſelten; deſto haͤufiger die nach Kaſchgar, nach dem Land zwiſchen dem Altai und dem noͤrdlichen Abhang der himmliſchen Gebirge (Thian-schan, Mussur oder Bokda oola), wo Tſchugultſchak , Korgos und Guldſcha oder Kura, fuͤnf Werſte von den Ufern des Ili, ſich befinden, nach dem Chanat Chochand, Buchara, Taſchkend und Scherſaves (Schehr-Sebs) im Suͤden von Samarkand. In Orenburg, wo man jedes Jahr Karawanen von mehreren tauſend Kamelen anlangen, und die verſchiedenſten Voͤlkerſchaften auf dem Markthof repraͤſentirt ſieht, hat Hr. von Gens, Vorſtand der aſiatiſchen Schule und der Kommiſſion fuͤr Grenzſtreitigkeiten mit den Kirgiſen der kleinen Horde, ſeit zwanzig Jahren eine Maſſe wichtiger Materialien zur Geographie des innern Aſiens geſammelt. Unter den zahlreichen Reiſejournalen, welche Hr. von Gens mir mittheilte, las ich folgende Bemerkung: „Auf dem Weg von Semipolatinsk nach Jerkend, bei dem See Ala-kull oder Aladinghis, ein Wenig nordoͤſtlich vom großen See Balkaſchi, in welchen der Ili ſich ergießt, ſahen wir einen hohen Berg, der vormals Feuer geſpien hat. Noch jetzt verurſacht der Berg, der ſich als eine Inſel im See erhebt, heftige Stuͤrme, welche die Karawanen ſehr belaͤſtigen; deßwegen opfert man im Vorbeigehen dem alten Vulkan einige Schafe.“ Im Kirgiſiſchen heißt dieſer Vorpoſten der Chineſen am Irtiſch Koſch tuba. Eigentlich die Steppe der Chaſaken oder Kaïſaken. Ich beſitze mehrere Itinerarieu aus dieſen verſchiedenen Laͤndern; ſie werden eine anſehnliche Zugabe zu der kleinen Anzahl derjenigen bilden, welche durch die HH. Wolkov und Senkovski im Journal aſiatique und durch Baron Meyrendorfs Reiſe von Orenburg nach Bochara bereits bekannt ſind. Auch Tſchugtſchu. In den offiziellen Schriften der Chineſen heißt die Stadt Tarbachataï und die Kirgiſen der Nachbarſchaft nennen ſie Taſchtawa. Es iſt ein im J. 1767 unter dem Namen Suitfing Tſching errichteter chineſiſcher Grenzpoſten; die Stadt hat Waͤlle und die Behoͤrden und Inſpektoren der Grenze haben darin ihren Sitz. Die Beſatzung beſteht aus 1000 chineſiſchen und 1500 mandſchu’ſchen und mongoliſchen Soldaten mit einem Kommandanten und mehreren Oberoffizieren und bildet eine Art Militaͤrkolonie, indem ſie das Land baut und das zu ihrem Unterhalt erforderliche Getreibe ſelbſt erzeugt. Die Mandſchu’s und Mongolen kommen vom Ili dahin und werden jedes Jahr abgeldst. (Klaproth.) Das Wort Ala-kul oder lieber Alak-kul bezeichnet im Kirgiſiſchen „ſcheckiger See.“ Die Kalmuͤcken der Nachbarſchaft nennen ſeinen oͤſtlichen Theil, welcher der groͤßere iſt, Alak-tugul, d. i. See des ſcheckigen Stiers; ein Berg, der aus dem See hervorragt, trennt dieſen Theil von dem weſtlichen, welcher den kalmuͤckiſchen Namen Schibartu cholaï, d. i. kothiger Golf, traͤgt. Sonſt hieß dieſer See auch Gurghénoor, d. h. Bruͤckenſee. Ich fand ihn zuerſt angezeigt auf der von dem Artilleriekapitaͤn Iwan Unkovski 17 [Formel] verfertigten Karte des Contaiſchalandes (Cungtaidzi bei den dſungariſchen Kalmuͤcken), wobei Angaben des Großcontaiſcha und anderer Kalmuͤcken und Koſaken benuͤtzt ſind. Der See iſt darin richtig ſuͤdlich vom Berg Tarbagataï geſetzt, fuͤhrt den Namen Alak tugul und empfaͤngt die Fluͤſſe Kara-gol, Urer (?) und Imil; auch die warmen Quellen im Oſten davon ſind bezeichnet. Es iſt falſch, wenn unſere Karten zwei durch einen oder mehrere Kanaͤle vereinigte Seen aus dieſem See machen. (Klaproth.) Danville nennt ihn Palcati-nor (Balchaschi-noor bedeutet im Kalmuͤckſchen einen ausgedehnten See, Klapr.), und Panſners Karte giebt ihm eine Laͤnge von 1¾ Gr. An den Ufern des Irtiſch hoͤrte ich die aſiatiſchen Kaufleute ihn Tengis nennen. Tenghis heißt auf Tuͤrkiſch Meer: aktenghis, weißes Meer. Voyage à Astraskhan von Graf J. Potozki 1829 Th. 1, S. 240. Klaproth, Memoires relatifs à l’Asie. Th. 1, S. 108; Ala tenghiz mer bariolée. (Schluß folgt.) Aus Humboldts neueſter Reiſe. (Schluß.) 1. Die mittelaſiatiſchen Bergſyſteme. Die Nachricht von einem Vulkan, die aus dem Munde eines Tataren herruͤhrte, welcher im Anfang dieſes Jahrhunderts reiste, vielleicht aus dem Munde Seyfulla Seyfullin’s, der ſich ſeit dem Monat Dezember 1829 wieder in Semipolatinsk befindet, nachdem er mehrere Mal in Kaſchgar und Jerkend geweſen, erweckte bei mir ein um ſo lebhafteres Intereſſe, als ſie mich an die brennenden Vulkane des innern Aſiens erinnerte, wovon wir den gelehrten Forſchungen der HH. Abel Remuſat und Klaproth in der chineſiſchen Literatur die erſte Kunde verdanken; eine Kunde, die wegen der vom Meer entfernten Lage dieſer Vulkane ſo viel Verwunderung veranlaßte. Kurz vor meiner Abreiſe von St. Petersburg erhielt ich durch die Gefaͤlligkeit des Hrn. von Kloſterman, kaiſ. Polizeidirektors zu Semipolatinsk, naͤhere Aufſchluͤſſe, die derſelbe von Bucharen und Taſchkendis hatte: „der Weg von Semipolatinsk nach Kuldſcha betraͤgt 25 Tagreiſen; man paſſirt die Berge Alaſchan und Kondegatay, in der Steppe der Kirgiſen der mittlern Horde, die Ufer des Sees Sawandkull, die Berge Tarbagatai in der Dſungarei, und den Fluß Emyl; iſt man uͤber dieſen, ſo vereinigt ſich die Straße mit der von Tſchugultſchak nach der Provinz am Ili. Von den Ufern des Emyl bis zum See Ala-kull ſind es 60 Werſt, und die Entfernung des Sees von Semipolatinsk ſchaͤtzen die Tataren zu 455 Werſten. Er liegt rechts von der Straße; ſeine Ausdehnung iſt 100 Werſt von O nach W. Mitten in dieſem See erhebt ſich ein hoher Berg, Aral-tubé genannt. Von da bis zu dem chineſiſchen Poſten zwiſchen dem kleinen See Janalaſch-kull und dem Fluß Baratara, an deſſen Ufern die Kalmuͤcken lagern, rechnet man 55 Werſte.“ Genauer Boro tala gol, d. h. der Fluß der grauen Ebene. Der Fluß laͤuft nicht von O nach W und ergießt ſich nicht in den Alak tugul, wie Panſners Karte angiebt; ſondern im Gegentheil er laͤuft von W nach O, und muͤndet in den Chaltar uſik noor, auch Bulchatſi noor genannt. (Kl.) Vergleicht man das Reiſejournal von Orenburg mit dem von Semipolatinsk, ſo bleibt kein Zweifel, daß der Berg, der nach der Ueberlieferung der Eingebornen, folglich in hiſtoriſchen Zeiten, Feuer geſpien hat, die kegelfoͤrmige Inſel Aral-tubé ſey. Iſt nun aber auch die Lage dieſer Inſel und ihre Beziehung zu den von den HH. Klaproth und Abel Remuſat nicht aus europaͤiſchen Reiſebeſchreibungen, ſondern mit Huͤlfe alter chineſiſcher Werke entdeckten Vulkanen im Norden und Suͤden des Gebirgs Thian-ſchan ausgemittelt, ſo duͤrfte es doch nicht unzweckmaͤßig ſeyn, eine Darſtellung der Geographie jener Gegend beizufuͤgen. Ja ich halte eine ſolche Darſtellung fuͤr um ſo nothwendiger, als die bis jetzt erſchienenen Karten in der Beſtimmung der Lage der Bergketten und Seen in der Dſungarei und in dem Land der Uigurs von Biſch-Balik zwiſchen dem Tarbagatai, dem Ili und dem großen Thian-ſchan im Norden von Akſu ſo aͤußerſt mangelhaft ſind. In Erwartung von Klaproths trefflicher Karte von Mittelaſien, welche den danville’ſchen Atlas ergaͤnzen wird, verweiſe ich die Leſer nicht auf die Karten von Arrowſmith, welche die Bergſyſteme ſehr ſchlecht zeigen, ſondern auf die von Berthe 1829, Brué oder noch lieber auf die Klaproths in der „Aſia polyglotta“ und den „hiſtoriſchen Gemaͤlden von Aſien,“ vornehmlich aber auf die kleine Karte von Mittelaſien in den Mémoires relatifs à l’Asie (Th. 2. S. 362.) Im tuͤrkiſch-kirgiſiſchen Dialekt Inſel (toube)- Huͤgel (aral). Im mongoliſch-kalmuͤckiſchen aral-noor Inſeln-See; die Inſelgruppe in der Wolga bei Jenotaievsk tabun-aral, die fuͤnf Inſeln. Die Chalchamongolen brauchen ſtatt des reinmongoliſchen Wortes Oola, das tuͤrkiſche Wort dybe, um Bay zu bezeichnen. Vrgl. Klaproths kirgiſiſch-mongoliſches Vokabularium in den Memoires relatifs à l’Asie Th. 3, S. 550 f.; Asia polyglotta S. 276 und Atlas S. XXX; Reiſen des Grafen J. Potozki, Th. 1, S. 33. Der mittlere und innere Theil Aſiens, der weder einen unermeßlichen Bergknaͤul noch ein fortgehendes Plateau darbietet, wird von O nach W von vier großen Bergſyſtemen durchſchnitten, welche einen augenſcheinlichen Einfluß auf die Bewegungen der Voͤlker ausgeuͤbt haben: ſie ſind der Altaï, der ſich im Weſten in den kirgiſiſchen Bergen endigt; der Thian-ſchan, der Kuͤen-luͤn und der Himalaja. Zwiſchen dem Altaï und dem Thian-ſchan trifft man die Dſungarei und das Thalbecken des Ili, zwiſchen dem Thian-ſchan und dem Kuͤen-luͤn die kleine oder vielmehr die hohe Bucharei oder Kaſchgar, Jerkend, Chotan (oder Yuͤ-thian), die große Wuͤſte (Gobi oder Scha-mo), Thurfan, Chamil (Hamo) und Tangut, d. h. das noͤrdliche Tangut der Chineſen nicht zu verwechſeln mit Tuͤbet oder Si-fan; endlich zwiſchen dem Kuͤen-luͤn und dem Himalaja das oͤſtliche und weſtliche Tuͤbet mit H’Laſſa und Ladak. Will man dieſe drei Plateaus zwiſchen dem Altaï, Thian-ſchan, Kuͤen-luͤn und Himalaja durch drei Alpenſeen andeuten, ſo kann man dazu den Balkaſchi, Lop und Tengri (Terkirinor bei Danville) waͤhlen; ſie entſprechen den Plateau’s der Dſungarei, Tanguts und Tuͤbets. Aus Humboldts neueſter Reiſe. 2. Das Syſtem des Altai. Der Altai umgiebt die Quellen des Irtiſch und des Jeniſei oder Kem; im Oſten heißt er Taͤngnu, zwiſchen den Seen Koſſogol (Kuſukul) und Baikal ſayaniſches Gebirg, weiterhin wird er zum hohen Kentai und zum dauriſchen Gebirg, endlich im Nordoſt ſchließt er ſich an den Jablonnoi-chrebet (Aepfelberg), an den Chingchan und an die Aldanketten an, die ſich laͤngs dem Meer von Ochotsk hinziehen. Die mittlere Breite ſeiner Verlaͤngerung von Oſten nach Weſten faͤllt zwiſchen 50 und 51° 30′. Ueber die Geographie des nordoͤſtlichen Theils dieſes Syſtems zwiſchen dem Baikal und den Staͤdten Yakutſk und Ochotsk koͤnnen wir von den Talenten und dem Eifer des Dr. Erman, der dieſe Gegenden durchreiste, mit Naͤchſtem befriedigende Aufſchluͤſſe erwarten. Der eigentliche Altai erſtreckt ſich kaum uͤber einen Raum von ſieben Laͤngengraden; aber wir begreifen unter dem Namen Syſtem des Altai alle die Gebirge im hoͤchſten Norden, welche die große Maſſe der Hochlaͤnder des innern Aſiens umſchließen, einmal weil die einfachen Namen ſich leichter dem Gedaͤchtniß einpraͤgen, und dann weil der Altai den Europaͤern wegen ſeines Reichthums an edeln Metallen, indem er eine jaͤhrliche Ausbeute von 70,000 Mark Silber und 1900 Mark Gold liefert, am Beſten bekannt iſt. Der Altai, im Tuͤrkiſchen und Mongoliſchen ſo viel als Goldberg (alta-in, oola) iſt uͤbrigens keine Bergkette, die ein Land abſcheidet, wie der Himalaya, der das Plateau von Tuͤbet begrenzt und nur gegen den Indus hin, wo das Land viel niedrer liegt als auf der andern Seite, ſich jaͤh abdacht; die Ebenen um den See Dſaiſang und zumal die Steppen um den See Balkaſchi erheben ſich ſicherlich nicht uͤber 300 Klafter uͤber den Meeresſpiegel. Hiezu von Klaproth aus der großen Kaiſ. Geographie von China folgende Beigabe: Beſchreibung der Provinz Tarbagatai. Der Berg Altaï liegt im NO der Stadt Tarbagatai (Tſchugutſchak); er beginnt mit dem Berg Bihſi dabahn in der Statthalterſchaft Tſchin ſi fu (oder Barkul), geht an dem Kurtu dabahn (dieſer iſt 100 [?] Li nordweſtlich von dem Gurbi dabahn und bildet mit ihm eine Kette; der Chara Ertſis [Irtiſch] entſpringt an ſeinem weſtlichen Abhang) vorbei und windet ſich dann ſchlangenfoͤrmig weiter. Seine oͤſtlichen Firſten ſind die hoͤchſten und ſteilſten. Er iſt die Krone aller Berge der Nordprovinz (d. h. der Provinz im Norden des Thian-ſchan oder himmliſchen Bergs). Im Oſten dieſer Kette befindet ſich das alte Land der Chalcha, im Weſten das der Oſungar. Im J. 1755 wurde ein Mandarin hingeſchickt, um den Geiſtern des Gebirgs zu opfern. Dieſer Brauch wird ſeitdem jedes Jahr wiederholt. Beſchreibung des Landes der Chalcha. „Der Berg Altaï iſt der Kin-ſchan der Alten (im Chineſiſchen Goldberg); er liegt im Norden des Fluſſes Tes und verbreitet ſich uͤber einen Raum von 2000 Li. Er iſt ſo hoch, daß er an die Milchſtraße ſtoßt, und daß der auf ſeinen Gipfeln aufgehaͤufte Schnee ſelbſt im Sommer nicht ſchmilzt. Er iſt das anſehnlichſte von allen Gebirgen im NW. Sein hoͤchſter Gipfel iſt im NW des Sees Ubſa-noor. Mehrere Arme, darunter vier Hauptarme, loͤſen ſich von ihm ab. Der eine geht gerade gegen N, laͤngs dem Lauf des Ertſis, in das ruſſiſche Reich hinein; der nordoͤſtliche noͤrdlich am Fluß Tes hin 1000 Li weit; der dritte welcher ſich mit dem Berg Tangnu-oola verzweigt, laͤuft Anfangs oͤſtlich, dehnt ſich aber dann in nordoͤſtlicher Richtung bis zu dem noͤrdlichen Abhang des Chang-gai und im Norden bis zu der Selengga aus; mehr als 100 Li ſuͤdlich entſendet er einen Zweig, der ſich nachher auch nach O kehrt, Ulan gom oola heißt, und im N den See Kirghis-noor umgiebt; imSO iſt der Berkinak kokeï oola, und im O der Berg Angghi oola (auf den Karten Onggu oola); ſeinem ſuͤdlichen Abhang entſtroͤmt der Fluß Kungghgol, ſeinem nordoͤſtlichen der Uchai-gol; noch noͤrdlicher iſt der Berg Malaga oola, an deſſen oͤſtlichem Fuß die Quellen des Bourgaſſutaï gol (gol im Mongoliſchen Fluß) ſind. Im NO ſind die hohen Gebirge, deren ſuͤdlicher Abhang den Fluͤſſen, woraus der Chara gol entſteht, das Daſeyn giebt. Die Kette geht hierauf nordoͤſtlich, erreicht den noͤrdlichen Abhang des Changgai und folgt den Fluͤſſen Chatun-gol und Tamir. Ein andrer Arm des Altai richtet ſich ſuͤdlich und macht ununterbrochen verſchiedene Schwenkungen. Von ſeinem weſtlichen Abhang ergießen ſich die Fluͤſſe Narin-gol. Churtſin-gol, Chaliootu-gol, Neſk-gol, Bordſi-gol, Chaba-gol, Kirau-gol, Chara Ertſis-gol und Cho Ertſis-gol, von ſeinem oͤſtlichen Abhang der Kargira gol und Chobtu-gol. Der Gebirgszug dreht ſich nun oſtwaͤrts: hier ergießen ſich von ſeinem noͤrdlichen Abhang der Bujantu-gol, von ſeinem ſuͤdlichen Abhang der Bula Tſingghil-gol und der Dſchaktaï-gol (auf den Karten Ariktai-gol). Im O iſt der Schwanz des Bergs Altai (auf den mandſchu’ſchen Karten Altaï alin dubé; dubé der Schwanz, der aͤußerſte Punkt einer Sache); imSO der Taiſchiri Oola. Weiter ſuͤdoͤſtlich zerfaͤllt das Gebirg in zwei Arme, welche ſich gleich zwei ſchwarzen Wolkenlinien um die Sandwuͤſte legen. Der oͤſtliche Arm heißt Kuk ſirk oola und reicht nordoͤſtlich bis zum Bayan oola; der ſuͤdliche Duté dabahn, dann Butaï oola, wo an ſeinem weſtlichen Fuß die Quelle des Tugurik-gol, weiter gegenSO Burkan oola und Chonggor adſirgan oola; ſeine Hoͤhen laufen noch einige tauſend Li fort, und durchſchneiden die Sandwuͤſte, wo ſie den Namen Arban chovor datſcha chada (die zwoͤlf Felſen von Datſcha) fuͤhren; noch weiter gegenSO iſt der Gurban ſaïkan oola, gegen S der Nom chon oola und wieder gegenSO der Ubeghen oola. Die Kette endigt mit dem Berg Kuk Chararung oola. Im Suͤden des Theils der Kette, welcher Chong gor adſirgan oola genannt wird, ſind die Berge Kitſighené oola, Baïchongor oola und Dſchalatu oola, welche an den Itattu oola ſtoßen; 80 Li ſuͤdlich von dem letztern ruͤckt der Thian ſchan von Weſten in verſchiedenen Abbeugungen gegenSO vor, und tritt mehr als 1000 Li in die Sandſteppe hinein. Im O der Kette iſt noch der Berg Chorgotu oola, der mit dem Segun Chaldſchan oola zuſammenhaͤngt; dieſer erſtreckt ſich 200 Li noͤrdlich bis an den Kuk Chararung oola. Mehr ſuͤdlich kreuzen alle dieſe Berge die Sandſteppe und vereinigen ſich in der Kette Gardſchan (chineſiſch In ſchan) 500 Li noͤrdlich von der Kruͤmmung des Huang ho, der dort das Land Ordos umgiebt.“ Man ſieht, daß die Chineſen, indem ſie die Richtung des großen Altaï von NW nachSO anzeigen, ihn beinahe mit dem Thian ſchan zuſammen treffen laſſen. in iſt die Form des Genitivus bei den Mongolen. Vrgl. Klaproths Mémoires relatifs à l’Asio. Th. 2 S. 582. Ich vermeide es abſichtlich, bei den Nachweiſungen, die ich im W und S des Altai, in der Stadt Zmeinogorsk, in Ridderski und Zyrianovski geſammelt habe, mich des Namens „kleiner Altai zu bedienen — eines Namens, der den aſiatiſchen und ruſſiſchen Bewohnern jener Landſchaften fremd iſt, mit welchem aber die Geographie die maͤchtigen Gebirgsmaſſen zwiſchen dem Narym, den Quellen der Buchtorma, der Tſchuia, dem See Teletskoi, der Bia, dem Schlangenberg und dem Irtiſch oberhalb Uſt-kamenogork, ſomit das Gebiet des ruſſiſchen Sibiriens zwiſchen 79 und 86° Laͤn. oͤ. Par. und zwiſchen 49° 30′ und 52° 30′ Br. bezeichnen; dieſer kleine Altai, an deſſen aͤußerſter Grenze, dem ſogenannten Vorgebirg Kolywano- Woskrestſensk, man Granit, Porphyr, trachytiſches Geſtein und edle Metalle findet, iſt wahrſcheinlich in Bezug auf Ausdehnung und abſolute Hoͤhe weit betraͤchtlicher als der große Altai, deſſen Lage und Exiſtenz als Schneegebirg beinahe noch problematiſch ſind. Arrowſmith und mehrere neuere Geographen, die den von ihm willkuͤrlich gewaͤhlten Maßſtab zur Richtſchnur nehmen, verſtehen unter dem großen Altai eine imaginaͤre Fortſetzung des Thian-ſchan, die ſich im O nach Chamil (Hami), einem beruͤhmten Rebenland, und nach der Mandſchuſtadt Barkul (Iſchin-ſi-fu) verlaͤngert und im NO zu den oͤſtlichen Quellen des Jeniſei und dem Berg Tangnu. Durch die Richtung der Waſſerſcheide zwiſchen den Zufluͤſſen des Orchon und des Aral-noor, eines Steppenſees , ſo wie durch die ungluͤckliche Gewohnheit uͤberall hohe Bergketten zu bemerken, wo Waſſerſyſteme ſich trennen, wurde dieſer Irrthum verurſacht. Will man auf unſern Karten einen großen Altaï beibehalten, ſo muß man dieſen Namen einer Folge von Bergen beilegen, die eine gerade entgegengeſetzte Richtung, naͤmlich von NW nachSO, haben, und zwiſchen dem rechten Ufer des obern Irtiſch, und dem Jek-Aral-noor oder dem See der großen Inſel, unfern Gobdo Choto, liegen. Lebedurs Reiſe. Th. 1 S. 271. Th. 2. S. 114. In Gobdo-choto, in der Naͤhe von Tſchung-ugan ſzuͤ, einem Buddhatempel. Parallel mit der Kette des Changaï, welche ſich zwiſchen dem Jek- Aral-noor der Dſungarei und dem mit ewigem Schnee bedeckten Gebirge Tangnu hinzieht und ſich ſuͤdoͤſtlich nach der alten mongoliſchen Stadt Kara Chorum wendet. Klaproths Asia polyglotta S. 146. (Hiezu fuͤgt Klaproth ſelbſt Folgendes: „Der Berg Changaï oola liegt im N der Quelle des Orchon, 1000 Li rechts von der Stadt Ning hia duͤ Schenſi und 500 nordweſtlich von Ungghin muren. Seine Gipfel haben eine ſehr anſehnliche Hoͤhe. Die Kette, ein Aſt des von NW kommenden Altaï, reicht im O bis zu den Fluͤſſen Orchon und Tula und deren Zufluͤſſen und wird der Kenté von Chinggan. Von dieſem Aſte trennt ſich im W ein Zweig unter dem Namen Kuku Dabahu; derſelbe umgiebt die obere Selengga und alle ihre Zufluͤſſe, die in ihnen entſpringen und verlaͤngert ſich 1000 Li in das ruſſiſche Gebiet. Der Orchon, der Tamir und ihre Zufluͤſſe entſpringen gleichfalls in dieſer Kette und vermuthlich iſt ſie identiſch mit dem Gebirg, welches die alten Chineſen Yan ſchen ſchan kannten.“ (Schluß folgt.) Aus Humboldts neueſter Reiſe. 2. Das Syſtem des Altai. (Schluß.) Im Suͤden des Narym und der Buchtorma, welche Das begrenzen, was man den kleinen ruſſiſchen Altaï nennt, iſt der urſpruͤngliche Sitz der tuͤrkiſchen Staͤmme — der Ort, wo Diſabul, Großchan der Thu-chiu am Ende des VI Jahrhunderts einen Geſandten des Kaiſers von Konſtantinopel empfing. Dieſer „Goldberg“ der Tuͤrken und Chineſen (kinschan) hieß auch Ek-tagh und Ektel, welche Namen wahrſcheinlich eine aͤhnliche Bedeutung haben. Wie man behauptet, giebt es mehr ſuͤdlich, unter 46° Br., ungefaͤhr dem Meridian von Pidſchan und Turfan eine hohe Firſte, die im Mongoliſchen Gipfel des Altaï (Altaïn-niro) heißt. Einige Grade noch ſuͤdlicher, wo dieſer große Altaï ſich mit den Bergen Naiman-oola vereinigt, finden wir einen Querruͤcken, der ſich von NW nachSO erſtreckt, und den ruſſiſchen Altaï mit dem Thian-ſchan im N von Barkul und Hami verbindet. Es iſt hier nicht der Ort zu entwickeln, wie das auf unſerer Halbkugel ſo verbreitete Bergſyſtem von nordweſtlicher Richtung in den Steinlagen in dem Zug der des Alpen von Alghin, der hohen Steppe Tſchuja, der Kette des Iyiktu, welche der Culminationspunkt des ruſſiſchen Altaï iſt, in den ſchmalen Thalſpalten, worin der Tſchuliſchman, der Tſchuja, die Katunia und der obere Tſchariſch fließen und endlich in dem ganzen Lauf des Irtiſch von Krasnoiarskoi (Kraſnaia Jarki) bis Tobolsk ſich beurkundet. Klaproth’s Tableaux historiques de l’Asie S. 117. Mémoires relatifs à l’Asie Th. 2, S. 388. Man weiß nicht beſtimmt, ob der Name Goldberg, welches der Altaï im S. des Narym und der gegenwaͤrtigen ruſſiſchen Greuze fuͤhrt, ſeine Entſtehung den Graͤbern in den Thaͤlern am obern Irtiſch verdankt, worin die Kalmuͤcken noch jetzt Gold finden, oder ob der Goldreichthum des noͤrdlichen Theiles des an ſeinem Ende ſogenannten kleinen Altaï, iu deſſen hoͤhern Regionen beſonders auch anſehnliche Silberminen vorkommen, auf den ſogenannten großen Altaï jenen Ruf des Goldreichthums uͤbertragen hat. Der Zuſammenhang der beiden Gebirgsmaſſen konnte ſelbſt den unciviliſirteſten Voͤlkern nicht entgehen. Der kleine Altaï durchſchneidet den Irtiſch bei Uſt- Kamenogorsk; dieſer Fluß, den wir beſchifften, fuͤllt gleichſam eine ungeheure Bergſpalte — einem offenen Erzgang — zwiſchen Buchtarminsk und Uſt-Kamenogorsk aus. In dieſem laͤnglichten außerordentlich engen Thal fanden wir den Granit uͤber thonigen Schiefer verbreitet. Die Eingebornen erzählten dem Dr. Meyer, daß imSO die Narymberge mittelſt des Kurtſchum, des Dolenkara und des Saratan mit dem großen Altaï ſich verketten. Als ich in der Mitte des Monats Auguſt in Krasnoiarskoi, einem Koſakenvorpoſten mit Aufnahme der Azimuthe der benachbarten Berge beſchaͤftigt war, gewahrte ich deutlich imSO zwiſchen den Zwillingsgipfeln des Tſulutſchoko hindurch den mit ewigem Schnee bedeckten Tagtau in der chineſiſchen Mongolei, folglich in der Richtung des großen Altaï. Lebedur, Meyer und Bunge. S. die ſehr intereſſante Reiſe in den Altaï, Th. 1, S. 422. Dieſer Punkt, welcher uns durch die kuͤhnen Ausfluͤge des Hrn. Bunge in den Altaïgebirgen bekannt geworden, hat wahrſcheinlich eine betraͤchtlichere Hoͤhe als der Pik Nethou (1787 Toiſen), der hoͤchſte Gipfel der Pyrenaͤen. Der Iyikt (Gottesberg) oder Alas-tau (im Kalmuͤckiſchen der kahle Berg) liegt auf dem linken Ufer der Tſchuja und iſt durch den Argul von den gigantiſchen Saͤulen von Katunia getrennt. Der hoͤchſte Punkt des ruſſiſchen Altaï, deſſen Hoͤhen man bis jetzt barometriſch maß, aber noch nicht durch entſprechende Beobachtungen konſtatirte, iſt eine Quelle auf dem kleinen Berg Kokſun: ſie liegt 1615 Toiſen uͤber dem Meer. Zwiſchen den Meridianen von Uſt-Kamenogorsk und Semipolatinsk, zwiſchen der 59 und 50 Parallele, verlaͤngert ſich das Syſtem der Altaïgebirge von O nach W mittelſt einer Kette von Huͤgel und niedern Bergen, 60 geographiſche Meilen (15 auf den Gr.) weit in die kirgiſiſche Steppe hinein. Dieſe in Bezug auf Weite und Erhebung nicht bedeutende Verlaͤngerung bietet ein großes geognoſtiſches Intereſſe dar. Eine kirgiſiſche Bergkette, welche, wie es nach den Karten ſcheint, unter dem Namen Alghidin Tſano und Alghidin Schamo eine ununterbrochene Verbindung zwiſchen dem Ural und Altaï herſtellt, exiſtirt nicht. Fuͤnf bis ſechshundert Fuß hohe Huͤgel, Gruppen kleiner Berge, die wie der Semi-tau bei Semipolatinsk ſich auf einmal 1000 bis 1200 Fuß uͤber die Ebene erheben, taͤuſchen den Reiſenden, der nicht gewohnt iſt, die Unebenheiten des Bodens zu meſſen. Aber nicht minder merkwuͤrdig iſt der Umſtand, daß dieſe Gruppen von Huͤgeln und kleinen Bergen ſich mitten aus einer Spalte erheben, welche die Waſſerſcheide zwiſchen den Zufluͤſſen des Saras im S der Steppe und denen des Irtiſch im N derſelben ausmacht — einer Spalte, die bis zum Meridian von Swerinagolovskoi auf einer Strecke von 16 Laͤngengraden in gleicher Richtung ſich fortzieht; aus dieſer Spalte entſpringen dieſelben Lagen unvermiſchten Granites, die nicht einmal einen Uebergang zu dieſer Gebirgsart darbieten, derſelbe Thonſchiefer und dieſelbe Grauwacke, die, in Verbindung mit Diabaſen, Augite von Porphyr und Schichten von Jaspis, ſo wie kompakte und koͤrnig gewordene Uebergangsſteine, in ſich ſchließen; endlich dieſelben metalliſchen Subſtanzen, die man in dem kleinen Altaï trifft, in dem die Spalte ihren Anfang nimmt. Klaproth fuͤgt hiezu aus der Reiſe von Bardanes in den kirgiſiſchen Steppen bei: „Die von den Ruſſen Alghinskoechrebet, Ayaͤghinskoe chrebet benannt en Berge fuͤhren bei den Kirgiſen den Namen Dalai kamtſchat. Sie beginnen im N des Sees Naurlun-kul, entſenden von ihrem noͤrdlichen Abhang die Quellen des Kinkul und Baganak, Zufluͤſſe auf der linken Seite des Iſchim, und endigen bei den Quellen des Kairakly und Karaſu, die ebenfalls dem Iſchim angehoͤren. Auf dem ſuͤdlichen Abhang entſpringen die Fluͤſſe, welche den kleinen Turgai und den Kara turgai bilden. Dieſe Kette iſt ein Theil der Verlaͤngerung der Gebirge der Dſungarei, wodurch dieſe mit dem Ural zuſammenhaͤngen. Es iſt Dieß eine an verſchiedenen Orten von ungeheuren geneigten Flaͤchen durchbrochene Kette; ſie zeigt nirgend Spuren von großen Erdrevolutionen und iſt uͤberall bewohnt; jedoch ſind der Eremen, wo die Quelle des Iſchim, und der Boguli tanga tau ſehr hoch und enthalten tiefe Abgruͤnde. Noch mehr flacht ſich die Kette bei den Quellen des Tobol ab; ſie gleicht daſelbſt einer wellenfoͤrmigen Hochebene, und heißt das große Gebirg (oulou tau). In der Naͤhe des Sees Naurlunkul bilden die Vorſpruͤnge wenig geneigte lehmige Ebenen bedeckt, mit Kalkſchiefer, Sandſtein, Gips, Alabaſter und hartem Thon. Das Gebirg ſelbſt iſt dort ziemlich hoch und zum Theil mit Wald bewachſen.“ Eigentlich gelangen nur wenige Fluͤſſe, wie die Tſchagauka, der Tunduk und der Iſchim in den Irtiſch; die andern wie die Ulenta und die große Nura, welche noͤrdlich fließen, verlieren ſich in den Seen der Steppe; der Tſchui und der Suraſu, welche ſuͤdlich fließen, erreichen den Sihun oder Syr Darja nicht. Ich beſchraͤnke mich unter dieſen Metallen folgende zu nennen: 1) ½ Gr. oͤſtlich von dem Meridian von Omsk den ſilberhaltigen Bleiglanz des Kurghan-tagh, den Malachit und das Rothkupfererz, nebſt der Dioptaſe des Altyn-tubé (Goldhuͤgels) in der Steppe; 2) im W des Meridians von Petropaulovski, unter der naͤmlichen Parallele mit dem Altyn-tubé, das ſilberhaltige Bleierz der Quellen des Kara turgaï oder vielmehr des Kantſcha bulgané Turgaï, welchen im J. 1814 eine von dem Obriſtlieutenant Theoſilatiev, und dem Genieoffizier Gens befehligte Expedition durchforſchte. Man bemerkt auf der Grenze der Waſſergebiete des Altai und des Ural (49 und 50° Br.) ein Bemuͤhen der Natur, durch unterirdiſche Kraͤfte eine Bergkette aufzuſtoßen; eine Erſcheinung, die mich lebhaft an jene in dem neuen Kontinent von mir nachgewieſene Hoͤhenlinie (lignes d’exhaussemens, seuils, arêtes de partage, lignes de faîtes) erinnerte, welche die Anden mit der Sierra de Parime und den Bergen Braſiliens verbindet und unter 2 und 3° n. Br. und 16 bis 18° ſuͤd. Br. die dortigen Steppen oder Llanos durchkreuzt. Die handſchriftlichen Karten, welche mir Hr. von Speranski, vormaliger Generalgouverneur von Sibirien, mitzutheilen die Gefaͤlligkeit hatte, ſetzen Karkarali, die neue ruſſiſche Anſiedlung im O dieſes metalliſchen Gebirgs, unter 49° 10′ Br. Die Dioptaſe, welche dieſen Bezirk beruͤhmt macht, die jedoch auch auf dem weſtlichen Abhang des Ural entdeckt worden, hat in Rußland den Namen Aſchirite erhalten, von Aſchirka, nicht einem Koſaken, ſondern einem Taſchkender. Dr. Meyer verdankt man die erſten geognoſtiſchen Unterſuchungen in der kirgiſiſchen Steppe zwiſchen Semipolatinsk, Karkarali und Altyn-tubé. Dieſe Offiziere hatten Hrn. Menchenin, Mineningenieur, jetzigen Oberhuͤttenverwalter, bei ſich, welcher auf Befehl der Regierung uns nach dem Altaï und Ural begleite. Der Bezirk, in welchem dieſe Bleimine liegt, wurde gleichfalls durch die Expeditionen von Nabokov und Changhin im J. 1816 und von Artiuchov und Tafaiev im J. 1821 durchforſcht. Der letztere, gegenwaͤrtig Kapitaͤn bei dem Korps der Ingenieure zu Orenburg, hat in der Naͤhe der Bleiminen (49° 12) eine Reihe Cirkummeridianhoͤhen der Sonne beobachtet, die ich durch den Druck bekannt zu machen gedenke, wenn ſie noch einmal berechnet ſeyn werden. Dieß iſt vor der Hand der einzige aſtronomiſch beſtimmte Punkt in der ganzen kirgiſiſchen Steppe zwiſchen dem Irtiſch, der Koſakenlinie am Tobol und der Parallele der Muͤndung des Sihun, d. h. auf einem Raum von 24,000 Lieues, der folglich zweimal ſo groß als Deutſchland iſt. Tableaux géognostiques de l’Amérique méridionale. Voyage aux régions équinoxiales. Th. III, S. 190, 240 Quartausg. Allein die unzuſammenhaͤngende Kette niederer Berge und Huͤgel von kriſtalliſirtem Geſtein, in welcher das Syſtem des Altaï ſich nach Weſten verlaͤngert, erreicht nicht das ſuͤdliche Ende des Ural. Gleich den Anden zieht ſich dieſes Gebirg als eine lange Mauer von Norden nach Suͤden, und birgt auf ſeinem oͤſtlichen Abhang Minen in ſeinem Schoß; unter dem Meridian von Sverinogovloskoi aber, wo die Geographen die alghiniſchen Berge hin zu verlegen pflegen, vou deren Namen die Kirgiſen von Troitſk und Orenburg Nichts wiſſen, bricht es ploͤtzlich ab, und hier beginnt eine merkwuͤrdige Gegend voll kleiner Seen. Die Unterbrechung der Hoͤhen dauert fort bis zum Meridian von Miask, wo der ſuͤdliche Ural im Oſten der kirgiſiſchen Steppe (unter 49° Br.) die Kette von Mughodſchar, die ſogenannten Bukanblitau-Huͤgel , entſendet. Dieſe Gegend, welche die Gruppe des Bal-kul (51° 30′ Br.), und des Kum-kul (49° 45′ Br.) begreift, verraͤth nach der ſinnreichen Idee des Hrn. von Gens eine ehemalige Verbindung zwiſchen dem See Akſakal, der den Turgaï nud den Kamiſchloi-Irghis aufnimmt, und dem Aral. Es iſt ein Waſſerſtreifen, den man nach Nordoſt, bis uͤber Omsk hinaus, zwiſchen dem Iſchim und Irtiſch, quer durch die Steppe von Baraba, wo die Seen ſo zahlreich ſind , dann gegen Norden jenſeits des Ob bei Surgut durch das Land der Oſtiaken von Berezov bis zu den ſumpfigen Geſtaden des Eismeers verfolgen kann. Die alten chineſiſchen Sagen, von einem großen bittern See im Innern Sibiriens, durch den der Jeniſeï gefloſſen, ſtimmen gut zu den Reſten dieſer Erweiterung des Aral und des kaſpiſchen Meeres auf der Nordoſtſeite. Die Steppe von Baraba, die ich auf dem Weg von Tobolsk nach Barnaul ſah, wird durch den Anbau immer mehr trocken gelegt und die Anſicht Klaproths ruͤckſichtlich jenes großen bittern Sees findet ſich durch die an Ort und Stelle angeſtellten geognoſtiſchen Beobachtungen mehr und mehr beſtaͤtigt. Als ob die Chineſen den alten Zuſtand unſerer Erdoberflaͤche geahnt haͤtten, nennen ſie die Salzebene im Suͤden des Thian-ſchan, welche die Oaſe von Hami umgiebt, das ausgetrocknete Meer (han hai). Die handſchriftlichen Karten der beiden Expeditionen des Obriſts Berg (1825/25) nach der kirgiſiſchen Steppe und dem oͤſtlichen Ufer des Ural, bei dem kaiſ. Generalſtab in St. Petersburg. Zwiſchen Tara und Kaïnsk. Asia polyglotta S. 232. Tableaux historiques de l’Asie S. 175. Klaproths Memoires rélatifs à l’Asie S. 342, Auszuͤge aus der 150 ſtarken Encyklopaͤdie des Kaiſers Changhi. Aus Humboldts neueſter Reiſe. 4. Das Syſtem des Thian-ſchan. Die mittlere Breite des Thian-ſchan oder wie ihn die Tuͤrken nennen des Tengri-tagh (beide Namen bedeuten Himmelsberg) iſt der 42 Grad. Der Culminationspunkt des Thian-ſchan iſt vielleicht jene durch ihre drei mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel merkwuͤrdige Gebirgsmaſſe, welche in der mongoliſch-kalmuͤckiſchen Sprache der heilige Berg, Bochda oola, heißt, weßwegen Pallas die ganze Kette Bogdo getauft hat. Dieſen Namen trug die Weltkarte Arrowſmiths aus Unwiſſenheit auf einen Theil des großen Altaï uͤber, d. i. auf eine imaginaͤre Kette, die von SW nach NO, von Hami nach den Quellen des Jeniſei, hinlaͤuft. Von dem Bochda oola, auch Chatun bokda, majeſtaͤtiſcher Berg der Koͤnigin genannt, im NW von Turfan, ſchlaͤgt der Thian-ſchan eine oͤſtliche Richtung gegen Barkul ein, wo er ſich, im Norden von Hami, raſch ſenkt und zum Niveau der hohen Wuͤſte Gobi abflacht, welche ſich von SW nach NO, von der chineſiſchen Stadt Kua-tſcheu zu den Quellen des Argun ausdehnt. Der Berg Nomchun, im NW des Sogok und Sobo, kleiner Steppenſeen, macht durch ſeine Lage das Vorhandenſeyn einer leichten Erhoͤhung, einer Graͤte in der Wuͤſte wahrſcheinlich; denn nach einer Unterbrechung von wenigſtens 10 Laͤngengraden erſcheint etwas ſuͤdlicher als der Thian-ſchan und meines Dafuͤrhaltens als eine Fortſetzung dieſes Syſtems bei der großen Kruͤmmung des Huangho oder gelben Fluſſes die Schneekette des Gadſchar oder Inſchan, die gleichfalls von W nach O zieht. Man nennt ihn auch Siuͤ-ſchau, Schneeberg oder Pé-ſchan, weißen Berg. Ich vermeide aber bei dieſer allgemeinen Bezeichnung der großen Ketten des innern Aſiens gerne dieſe ſchwankenden Benennungen, wenn ich ſtatt ihrer beſſere auftreiben kann. Unſere Schweizeralpen und der Himalaja erinnern an den Pé-ſchan der Chineſen und den Muſſur oder Mustag (Eisberg) der Tataren; der Muſſart von Pallas kommt von einer Verketzerung des Worts Muſſur her, einer Benennung, welche auf den neuen Karten willkuͤrlich bald dem Thian-ſchau, bald dem Syſtem des Kuͤen-luͤn, zwiſchen Ladak und Choten, beigelegt wird. Die Karte des innern Aſiens von demſelben Verfaſſer, die von ungeheuren Verſtoͤßen wimmelt, wie ſie nur eine abſolute Unkunde der Sprachen erzeugen konnte, bringt noch außer dem Gebirg Bogdo, welches nordoͤſtlich geht und der große Altaï wird, eine andere kleine Kette zum Vorſchein, die eine ſuͤdoͤſtliche Richtung nimmt und den Namen Altaï Alin Topa fuͤhrt. Dieß iſt ein aus Danvilles Karte von China (1 Bl.) kopirter Pleonasmus; im Mandſchuſchen bedeutet naͤmlich Alin einen Berg und Tubé iſt ein Huͤgel. Unter 41 und 42° Br. ſomit im Norden des Ordoslandes. Der In-ſchan verzweigt ſich 4 Grade weſtlich von Peking mit dem Schneegebirg Ta-hang-ſchan, und im Norden jener Stadt mit den mongoliſchen Gebirgen, welche ſich ihrerſeits gegen den Tſchan pe ſchan (großes Schneegebirg) im Norden der Halbinſel Corea verlaͤngern. Asia polyglotta, S. 205. Memoires relatifs à l’Asie Th. 1, S. 455. Kehren wir in die Nachbarſchaft Turfan’s und des Bochda oola zuruͤck, um die weſtliche Verlaͤngerung des Thian-ſchan zu verfolgen, ſo ſehen wir ihn zwiſchen Gudſcha (Ili), einem chineſiſchen Verbannungsort und Kutſchè, ſodann zwiſchen dem großen See Temurtu, deſſen Namen eiſenhaltiges Waſſer andeutet, und Akſu im Norden von Kaſchgar gegen Samarkand ſich hinſtrecken. Das zwiſchen dem Altaï und dem Thian-ſchan begriffene Land wird im O, jenſeits des Meridians von Peking, durch den Chingchan oola, eine von SSW nach NNO ſtreichende Berggraͤte geſchloſſen; im W, gegen den Tſchui, den Saraſu und den untern Sihun iſt es offen. Es giebt in dieſem Theil keine querlaufende Graͤte, wenn man nicht anders als eine ſolche die Reihe von Hoͤhen betrachten will, welche, von N nach S, vom Weſten des Sees Dſaiſang uͤber den Tarbagataï bis zum nordoͤſtlichen Endpunkt des Alatau zwiſchen den Seen Balkaſch und Alak tugul noor und hierauf jenſeits des Ili, im O des Temurtu noor (zwiſchen 44 und 49° Br.), ſich verbreiten, und gegen die kirgiſiſche Steppe als eine mehrfach unterbrochene Mauer erſcheinen. Der Name Temurtu iſt kalmuͤckiſch-mongoliſch; im Kirgiſiſchen heißt der See Tus-kul (Salzſee) und Iſſi-kul (warmer See). Die Itinerarien von Semipolatinsk, die in meinen Haͤnden ſind, geben dem See ausſchließlich den letztern Namen; ſein chineſiſcher Name, Sche hai, hat dieſelbe Bedeutung. (Mémoires relatifs à l’Asie Th. 2, S. 358, 416). Nach denſelben Reiſejournalen betraͤgt ſeine Laͤnge 180, ſeine Breite 50 Werſte; eine Schaͤtzung, die um ⅙ zu ſtark ſeyn mag. Die Reiſenden hatten zwei Mal den oͤſtlichen Strand des merkwuͤrdigen Sees geſehen; das erſte Mal, als ſie ſich nach den Ufern des Ili bei Uſch-Turpan, (der buchariſche Name der 200 Li weſtlich von Akſu gelegenen Stadt Uſchi. Das Wort Turpan, woher auch Turfan, bedeutet nach den nenen chineſiſchen Geographen eine Reſidenz, nach andern eine angehaͤufte Waſſermaſſe. Kl.) im W von Akſu, begaben; das zweite Mal, nachdem ſie den Tſchui paſſirt hatten, in dem Land der ſchwarzen oder Felſenkirgiſen, um zu den Ufern des Naryn und nach Kaſchgar zu gelangen. Ein Name, der in der Geographie viel Verwirrung veranlaßte. Die Kirgiſen, namentlich die von der großen Horde, nennen Ala-tagh (Ala-tau, gefleckte Berge) die Höhenfolge, die, von W nach O zwiſchen 43° 30′ bis 45°, von dem obern Sihun bei Tonkat auf die Seen Balkaſchi und Temurtu zuläuft. Den Namen leitet man von den ſchwarzen Flecken her, die von ſeinen ſchroffen Felſen zwiſchen dem Schnee hervorblinken. (Mayendorffs Reiſe nach Bochara S. 96. 786). Der öſtliche Theil des Ala-tau gewinnt bei der großen Krümmung, die der Gihon im SW beſchreibt, eine anſehnliche Höhe und verkettet ſich in Tharas oder Turkeſtan mmit dem Karatau (ſchwarzen Berg); dort, unter 45° 17′ Br., faſt unter dem Meridian von Petropaulovski, in dem Gebiet von Suffak, wo die Tiger zahlreich ſind, befinden ſich, wie ich in Orenburg erfuhr, warme Quellen. Nach den Itinerarien von Semipolatinsk nennen die Eingebornen gleichfalls Ala-tau die Berge im S des Tarbagatai zwiſchen den Seen Ala-kul, Balkaſchi und Temurtu. Sollte die Gewohnheit der Geographen, das ganze Syſtem des Thian-ſchan Alak oder Alak-tau zu benennen, etwa hierin ihren Grund haben? Mit dem Ala-tau oder Ala-taghi darf man auch den Ulugh-tagh oder den großen Berg nicht verwechſeln, der auf einigen Karten auch unter dem Namen Uluk-tag, Ulu-tau und Uluk-tagh aufgeführt wird. Seine Lage in den kirgiſiſchen Steppen iſt bis jetzt eben ſo wenig beſtimmt angegeben als die der alghin’ſchen Berge. (Schluß folgt.) Aus Humboldts neueſter Reiſe. 3. Das Syſtem des Thian-ſchan. (Schluß.) Der Theil des innern Aſiens, der zwiſchen dem Himalaja und Kuͤen-luͤn liegt, bildet ein mehr abgeſchloſſenes Ganzes. Auf der Weſtſeite iſt es ein von S nach N ſich ziehender Querruͤcken, unter dem Namen Bolor oder Belur-tagh (von Bolor, einem benachbarten Land ſo genannt), der eine feſte Scheidewand aufſtellt. Dieſe Kette trennt die kleine Bucharei von der großen, von Kaſchgar, von Badachſchan und dem obern Dſchihun (Amu). Ihr ſuͤdlicher Theil, der ſich dem Syſtem des Kuͤen-luͤn anſchließt, bildet nach dem chineſiſchen Ausdruck einen Theil des Thſung ling. Im Norden vereinigt ſie ſich mit der Kette, die ſich nordweſtlich von Kaſchgar hinzieht, dem ſogenannten kaſchgarer Paß (kaschgar divan oder davan), nach dem Bericht des ruſſiſchen Reiſenden Naſarov, welcher im J. 1813 Chokand beſuchte. Zwiſchen Chokand, Dervaſeh und Hiſſar, mithin zwiſchen den noch unbekannten Quellen des Sihun und Amu, erhebt ſich der Thian-ſchan wieder, um von Neuem in dem Chanat Bochara abzuplatten. Ihm gehoͤrt in dieſer Gegend eine Gruppe hoher Berge an, wovon mehrere Gipfel, der Thakti Suleiman (Salomonsthron), der Terek ꝛc. ſelbſt im Sommer mit Schnee bedeckt ſind. Weiter gegen Oſten, in der Richtung des Wegs laͤngs dem weſtlichen Ufer des Temurtu-Sees nach Kaſchgar ſcheint mir der Thian-ſchan nicht mehr eine ſo bedeutende Hoͤhe zu erreichen, wenigſtens iſt in dem Reiſejournal von Semipolatinsk nirgend von Schnee die Rede. Die Straße fuͤhrt im O des Sees Balkaſchi und im W des Sees Iſſikub oder Temurtu hin, und durchſchneidet den Naruͤn oder Narim, einen Zufluß des Sihun; 105 Werſt ſuͤdlich von dem Naruͤn, zwiſchen Dem kleinen Fluß Atbaſch und dem kleinen See Tſchater kul paſſirt man den Berg Rowatt, welcher von ziemlicher Hoͤhe iſt, eine Breite von 15 Werſten hat, und eine große Hoͤhle enthaͤlt. Hier iſt der hoͤchſte Punkt, uͤber den man muß, ehe man nach dem chineſiſchen Poſten im Dorfe Artuͤſch, ſuͤdlich von dem Akſu, einem kleinen Steppenfluſſe, und nach Kaſchgar gelangt; dieſe Stadt, an den Ufern des Ara-tumen gebaut, zaͤhlt 15,000 Haͤuſer und 80,000 Einwohner, iſt jedoch noch immer kleiner als Samarkand. Der Kaſchgar-Davan ſcheint keine fortlaufende Mauer zu bilden, ſondern auf mehreren Punkten einen Durchgang offen zu laſſen. Hr. Gens hat mir ſeine Verwunderung daruͤber ausgedruͤckt, daß von den zahlreichen buchariſchen Reiſejournalen, die er ſammelte, keines von einer hohen Bergkette zwiſchen Chokand und Kaſchgar Erwaͤhnung thut. Die großen Schneegebirge ſcheinen ſich erſt im O des Meridians von Akſu wieder zu zeigen; denn dieſelben Tagebuͤcher machen auf der Straße von Kura, an den Ufern des Ili, nach Akßu, ungefaͤhr halbwegs zwiſchen den Mineralquellen von Araſchan im N von Kandſcheilao (chan tsilao Koͤnigsfelſen) einem chineſiſchen Poſten und dem Vorpoſten zu Tamgataſch, den Dſcheparlé als einen mit ewigem Schnee bedeckten Berg namhaft. Nach Klaproth heißt dieſer Querruͤcken im Uïgur’ſchen Bulyt-tagh, Wolkenberg; ein Praͤdikat, das er den außerordentlichen Regenguͤſſen verdankt, die unter jener Breite drei Monate dauern. Nach Bakui (Extrait des Manuscrits de la bibliotheque du roi, Th. 2, S. 472) nennen die Perſer und Tuͤrken den Bergkriſtall, weil derſelbe in dem Bolorgebirge (Po-lu-lo auf den japaniſchen Karten) ſehr ſchoͤn vorkommt, Belur. In der letztern Sprache wuͤrde Beluth-tagh Berg der Eichen bedeuten. Im W des Querruͤcken Belur, beinahe unter der Parallele von Kaſchgar, alſo etwa unter 39° 30′ Br. befindet ſich die Station von Pamir. Von dieſer Station ſchreibt ſich der Name her, den Marco Polo einer Hoch-Ebene geſchoͤpft hat, aus welcher die neueren Geographen bald eine Bergkette, bald eine weiter ſuͤdlich gelegene Provinz gemacht haben. Dort war es, wo der beruͤhmte venezianiſche Reiſende zuerſt eine Thatſache beobachtete, die ſich mir in der neuen Welt ſo oft darbot, daß es naͤmlich auf anſehnlichen Hoͤhen aͤußerſt ſchwer haͤlt, ein Feuer anzuzuͤnden und zu unterhalten. Davon im Weſttuͤrkiſchen, dabahn im Mongoliſchen, und dabagan im Mandſchuſchen bedeutet nicht ein Gebirg, ſondern einen Gebirgspaß, Kaſchgar davan alſo einen Paß uͤber die Gebirge von Kaſchgar, der uͤbrigens ſich eben ſo gut durch ein langes Thal, als uͤber eine ſteile Hoͤhe ziehen kann. Dieß iſt der Muſſur tagh, Muſſar tagh, Muſſart bei Strahlenberg und Pallas, oder der Eisberg zwiſchen Ili und Kutſché. Das Eisgewand, das er an hat, giebt ihm das Ausſehen einer Silbermaſſe. Eine durch die Gletſcher gebrochene Straße, Muſſur Dabahn genannt, fuͤhrt von SW nach N, oder um es beſſer zu ſagen, von der kleinen Bucharei nach Ili. Ein neuer chineſiſcher Geograph giebt von dieſem Gebirg folgende Beſchreibung: Im Norden iſt die Poſtſtation Gachtſa charchai und im S die Poſtſtation Tamgataſch oder Termé chada; ſie ſind 120 Li von einander entfernt. Reist man von der erſten Station gen S, ſo breitet ſich der Blick uͤber ein unermeßliches Schneegefild aus, das im Winter ſehr tief bedeckt iſt. Im Sommer trifft man auf den Hoͤhen Eis, Schnee und Moraͤſte. Wer ſo unvorſichtig ſeyn kann, ſich in dieſes Schneemeer zu wagen, geht ohne Rettung zu Grunde. Hat man uͤber 20 Li zuruͤckgelegt, ſo kommt man zu den Gletſchern, wo man weder Sand noch Baͤume, noch Kraͤuter ſieht; was ſich am Schauerlichſten ausnimmt, ſind die wie rieſenhafte Felſen uͤber einander aufgethuͤrmten Eisdloͤcke. Blickt man in die Ritzen dazwiſchen hinab, ſo entdeckt man Nichts als einen duͤſtern leeren Raum, wo nie der Tag hindringt. Das Geraͤuſch der unter dem Eis fließenden Waſſer gleicht dem Donner. Da und dort liegen gebleichte Gerippe von Kamelen und Pferden. Um den Uebergang zu erleichtern, hat man Stufen in das Eis gehauen, die aber ſo ſchluͤpfrig ſind, daß jeder Schritt Gefahr hat. Manche Reiſenden finden ihr Grab in den Kluͤften. Ein aͤngſtliches Gefuͤhl ergreift Menſchen und Thiere, welche durch dieſe unwirthbaren Gaue wandern, wo man nur hinter einander gehen kann. Wird man von der Nacht uͤberraſcht, ſo nimmt man unter einen großen Stein ſeine Zuflucht; bei ruhiger Nacht hoͤrt man dann ſehr angenehme Toͤne gleich einer Muſik von verſchiedenen Inſtrumenten; es iſt das Echo, welches das Gekrach der berſtenden Felſen wiedergiebt. Die Richtung des Wegs, die man Tags zuvor eingeſchlagen, kann man nicht immer auch am naͤchſten Tage verfolgen. In der Ferne von W her ſtreckt ein bis jetzt unbeſtiegenes Gebirg ſeine ſteilen eisbedeckten Gipfel heruͤber. Von der Station Tamga taſch ſind es 80 Li nach dieſem Punkt. Ein Fluß, Muſſur gol entſtuͤrzt mit furchtbarem Ungeſtuͤm den Seiten dieſer Eisberge, eilt ſuͤdoſtwaͤrts und traͤgt ſeine Fluth dem Ergheu zu, der in den See Lob faͤllt. Vier Tagreiſen ſuͤdlich von Tamgataſch iſt eine wuͤſte Ebene, auf der nicht die geringſte Pflanze waͤchst; noch 80 bis 90 Li weiter findet man fort und fort rieſenhafte Felſen. Der Befehlshaber von Uſchi ſchickt jedes Jahr durch einen ſeiner Offiziere eine Opferſpende nach dem Gletſcher. Auf dem ganzen Kamm des Thian-ſchan, wenn man ihn der Laͤnge nach durchmißt, findet man Eis; wenn man ihn aber von N nach S in ſeiner Breite durchſchneidet, nur auf die Weite von einigen Li. Jeden Morgen ſind zehn Maͤnner mit Aushauung der Eisſtufen in dem Paß Muſſur tagh beſchaͤftigt; Nachmittags aber hat ſie die Sonne bereits geſchmolzen und macht ſie ſehr gefaͤhrlich. Manchmal weicht das Eis unter den Fuͤßen des Wanderers und er ſtuͤrzt in eine Tiefe hinab, aus der keine Wiederkehr iſt. Die Mohammedaner der kleinen Bucharei opfern vor jeder Reiſe uͤber das Gebirg einen Widder. Es ſchneit daſelbſt das ganze Jahr uͤber und regnet nie. Kl. Die weſtliche Verlaͤngerung des Thian-ſchan oder Mustagh, nie ihn die Herausgeber der Denkwuͤrdigkeiten des Sultan Baber vorzugsweiſe bezeichnen, verdient eine beſondere Unterſuchung. Da wo der Bolor oder Belur-tagh in einem rechten Winkel an den Mus-tagh ſtoͤßt, oder ſelbſt in dieſes große Syſtem einſchneidet, faͤhrt der letztere fort, ſich unter dem Namen Asfera-tag him Suͤden des Sihun, von O nach W, gegen Chodſchend und Urateppeh, in Ferghana, hinzuziehen. Die mit ewigem Schnee bedeckte Asferakette trennt die Quellen des Sihun (Jarartes) von denen des Amu (Orus); ſie wendet ſich ungefaͤhr unter dem Meridian von Kodſchend nach SW, und wird in dieſer Richtung, bis gegen Samarkand hin, Aktagh oder Al-Botom genannt. Weiter gegen W, an den lachenden und fruchtbaren Ufern des Kohik, beginnt jene Niederung, welche die große Bucharei, das Land Mavaralnahar, begreift, wo der ſorgfaͤltige Anbau und der Reichthum der Staͤdte periodiſche Invaſionen aus Iran, Kandahar und der hohen Mongolei anlockt; und jenſeits des kaspiſchen Meeres, faſt unter gleicher Breite und in gleicher Richtung wie dem Thian-ſchan, erſcheint der Kaukaſus mit ſeinen Porphyren und Trachyten. Man iſt daher geneigt, ihn als eine gangartige Fortſetzung der Erdſpalte anzuſehen, auf welcher im O der Thian-ſchan ſich erhebt, gleich wie man, weſtlich von dem großen Bergknaͤul Adſarbeidſchans und Armeniens, in dem Taurus eine Fortſetzung des Himalaja und des Hindukuſch erkennt. So haͤngen die getrennten Bergglieder des weſtlichen Aſiens, wie Ritter in ſeinem trefflichen Gemaͤlde von Aſien ſie nennt, geognoſtiſch mit den Bergformen des Oſtens zuſammen. Die Querkette Belur, Bolor, Beluth oder Bulyt iſt ſo rauh und unwegſam, daß ſich nur zwei Paͤſſe daſelbſt befinden, die ſeit den aͤlteſten Zeiten von Armeen und Karawanen paſſirt wurden: der eine ſuͤdlich zwiſchen Badachſchan und Tſchitral, der andre nordoͤſtlich von Uſch bei den Quellen des Sihun. Der letztere liegt im N des Scheidepunkts des Thian-ſchan und Belur tagh, in der Gegend, wo der letztere, um mich eines von der Theorie der Uebergaͤnge auf die Erhebung der Berge uͤbertragenen Ausdrucks zu bedienen, auf einer Spalte in die Kette des Himmelsgebirgs hineintritt. Wirklich laͤßt ſich als Fortſetzung des Belur ein kleiner Bergaſt betrachten, welcher unter 40° 45′ bis 42° 45′ von S nach N laͤuft und die Kette Asfera mit dem Mingbulak oder Alatagh (Memoirs of Sultan Baber, von Erſkine und Waddington, S. XXVIII) verknuͤpft. Die außerordentliche Rauhigkeit des Landes, welche daſſelbe zwiſchen Badachſchan, Karatighin und dem ſuͤdlichen Abhang des Thian-ſchan unbewohnbar macht, erklaͤrt es hinlaͤnglich, warum die Karawanen von Samarkand (38° 40′ Br.) und Taſchkend, nach Kaſchgar (59° 23′) den Ili bei Almaligh (Guldſcha 42° 49′ a. a. O. S. XXXII) paſſiren. Sollten Guldſcha, ein Verbannungsort chineſiſcher Großen, und der See Temurtu nicht mehr weſtlich oder vielmehr Kaſchgar nicht mehr oͤſtlich liegen, als die Miſſionaͤre angeben? Uebrigens beſtaͤtigt Erſkine (a. a. O. S. XXXIX. LXVII), auf das Zeugniß eines Uſbeken, die oben geaͤußerte Meinung ruͤckſichtlich einer Abſenkung der Berge oder Paͤſſe zwiſchen Taſchkend und Guldſcha, ſo wie zwiſchen hier oder dem Ili und Kaſchgar. Dieſe letztern liegen auf dem Kulminationspunkte des Belurtagh, am weſtlichen Abhang des Puſchtikur (memoirs of Baber S. XXVII, XXIX, XXXIV, LXVII). Das Thal des obern Sihun hat zur noͤrdlichen Grenze den Mung-bulak-tagh (Berg der tauſend Quellen) — ſo nennt man einen Theil des Alak oder Alak tagh im N von Marghinan und Chokand. Wenn der Paß von Kaſchgar oder Kaſchgar-davahn unter dem Meridian von Chokan liegt, wie die der meyendorff’ſchen Reiſe angehaͤngte lavie’ſche Karte andeutet, ſo iſt er in der Kette Asfera zu ſuchen. Aber wahrſcheinlicher ſcheint mir, daß er mit dem Paß Akizik identiſch ſey. Aus Humboldts neueſter Reiſe. 4. Das Syſtem des Kuͤen-luͤn. Der Kuͤen-luͤn, auch Kulkun oder Tartaſch davan genannt, liegt zwiſchen Chotan (Iltiſchi) , wohin die hindu’ſche Civiliſation und der Buddhadienſt 500 Jahre fruͤher, als nach Tuͤbet und Ladak gelangten, zwiſchen dem Gebirgsknaͤul des Sees Chuchu-noor und Oſt-Tuͤbets und dem Lande Katſchi. Dieſes Bergſyſtem beginnt weſtlich von dem Tſung-ling, den blauen oder Zwiebelbergen, uͤber welche Abel Remuſat in ſeiner gelehrten Geſchichte von Chotan ſo viel Licht verbreitet hat, und ſchließt ſich, wie ſchon bemerkt worden, an die Querkette Bolor an, wovon ſie nach den chineſiſchen Schriftſtellern den ſuͤdlichen Theil bildet. Dieſer an Rubinen, Laſuliten, und Kalaiten, d. h. Tuͤrkiſen von nicht organiſchem oder animaliſchem Urſprung, reiche Erdwinkel zwiſchen Klein-Tuͤbet und Badachſchan iſt ſehr wenig bekannt. Neuen Nachweiſungen zu Folge ſcheint das Plateau von Choraſſan, das ſich gegen Herat hinzieht und im Norden den Hinducho zur Grenze hat, eher eine Fortſetzung des Thſung-ling und des weſtlichen Kuͤen-luͤn zu ſeyn, als, wie man gewoͤhnlich annimmt, eine Verlaͤngerung des Himalaja. Von dem Thſung-ling laͤuft der Kuͤen-luͤn von Weſten nach Oſten gegen die Quellen des Huangho hin, und dringt mit ſeinen Schneegipfeln in die chineſiſche Provinz Schenſi. Beinahe unter dem Meridian dieſer Quellen erhebt ſich der große Bergknaͤul des Sees Chuchu-noor, im Norden an die Schneekette Nan ſchan oder Ku lian ſchan ſich anlehnend und gleichfalls von Weſten nach Oſten laufend. Zwiſchen dem Nanſchan und dem Thian-ſchan, auf der Seite von Hami, begrenzen die Tangutgebirge das wuͤſte Hochland Gobi, das ſich von SW nach NO ausdehnt. Die Breite des mittlern Theils des Kuͤen-luͤn iſt 35° 30′ Die Lage von Chotan wird auf allen Karten falſch angegeben. Nach den aſtronomiſchen Beobachtungen der Miſſionaͤre Felix de Arocha, Espinha und Hallerſtein iſt die Breite 37° 0′ und die Laͤnge 35° 52′. w. Peking, folglich 78° 15′ d. Par. (Mémoires relatifs à l’Asie Th. 2, S. 283). Dieſe Laͤnge entſpricht der mittlern Richtung des Kuͤen-luͤn. Histoire de la ville de Rhotan, p. VIII etc. 237. Klaproth a. a. O. Th. 1, S. 295, 415. Der Hindukuſch Memoirs of Baber S. 139. Die oͤſtliche Verlaͤngerung des Ki lian ſchan, eine mit ewigem Schnee bedeckte Kette, heißt Ala ſchan. 5. Das Syſtem des Himalaja. Der Himalaja ſcheidet die Thaͤler von Kaſchmir (Sirinagur) und Nepal von Butan oder Tuͤbet; im Weſten ſteigt er in dem Dſchavahir 4,026 Toiſen und im Oſten in dem Dhavalaghiri 4,390 Toiſen uͤber den Meeresſpiegel empor; ſeine Richtung im Ganzen geht von NW nachSO und folglich nicht parallel mit dem Kuͤen-luͤn; er naͤhert ſich ſo ſehr dem Meridian von Attok und Dſchellal-abad, daß er zwiſchen Kabul, Kaſchmir, Ladak und Badachſchan nur Eine Gebirgsmaſſe mit dem Hinducho und dem Thſung-ling zu bilden ſcheint. Der Raum zwiſchen dem Himalaja und dem Kuͤen-luͤn iſt mehr durch ſekundaͤre Ketten und iſolirte Berge verengt, als die Plateau’s zwiſchen dem erſten, zweiten und dritten Bergſyſtem. Deßwegen laſſen ſich Tuͤbet und Katſchi nicht fuͤglich mit den langen Hochthaͤlern zwiſchen der Kette der weſtlichen und oͤſtlichen Anden, z. B. mit den Hochebenen vergleichen, worauf der See Titicaca liegt, deſſen Erhebung uͤber das Meer Hr. Pentland, ein ſehr genauer Beobachter, zu 1,986 Toiſen angiebt. Uebrigens darf man ſich die Hoͤhe des Plateau’s zwiſchen dem Kuͤen-luͤn und dem Himalaja nicht uͤberall als gleich vorſtellen. Die Milde der Winter und der Weinbau in den Gaͤrten von H’laſſa, unter 29° 40′ Br., eine aus den von Klaproth und dem Archimandriten Hyacinth herausgegebenen Berichten bekannte Thatſache, beurkundet das Vorhandenſeyn tiefer Thaͤler, und keſſelfoͤrmiger Einſenkungen. Zwei anſehnliche Fluͤſſe, der Indus und der Zzangho (Tſampu), deuten auf dem Plateau von Tuͤbet, in NW undSO, eine Abflachung an, deren Mittelpunkt ſich faſt unter dem Meridian des rieſenhaften Dſchavahir, der beiden heiligen Seen Manasſoravara und Ravana Hrada und des Berges Kaïlaſa oder Kailas (im Chineſiſchen O neuta, im Tuͤbetaniſchen Gang disri [ſchneefarbner Berg], auf den danville’ſchen Karten Kentaiſſe) befinden muß. Von dem Himalaja gehen aus: die Kette Kara korum padiſcha, welche nach NW, alſo noͤrdlich von Ladak gegen den Thſung-ling ſich erſtreckt; die Schneeberge von Hor (Chor) und Zzang, welche oͤſtlich ſtreichen. Der Hor ſtoͤßt an ſeinem Nordweſtende an den Kuͤen-luͤn; auf der Oſtſeite laͤuft er auf den Tengri noor (Himmelsſee) zu; der Zzang, ſuͤdlicher als der Hor, begrenzt das lange Thal des Zzangho und laͤuft von W nach O gegen den Nien tſin tangha gangri, eine ſehr hohe Spitze, welche zwiſchen Hlaſſa und dem See Tengri noor (falſch Terkiri) ſich in den Berg Nomſchun ubaſchi endigt. Zwiſchen den Meridianen von Gorcha, Chatmandu und H’Laſſa entſendet der Himalaja nordwaͤrts gegen den ſuͤdlichen Rand des Zzanghothals mehrere mit ewigem Schnee bedeckte Aeſte. Der hoͤchſte iſt der Yarla Schamboi gangri, deſſen Name im Tuͤbetaniſchen einen Schneeberg in dem Lande Gottes des ſelbſtſeyenden bezeichnet. Dieſer Gipfel liegt weſtlich von dem See Yamruk yumdzo, (auf unſern Karten Palté) welcher wegen einer Inſel, die beinahe ſeine ganze Flaͤche ausfuͤllt, viele Aehnlichkeit mit einem Ring hat. Humboldts Abhandlung sur quelques phénomènes geologiques qu’offre la Cordilère de Quito et la partie occidentale de l’Himalaya in den Annales des Sciences naturelles, Maͤrz 1825. Dhavalaghiri, der Montblanc Indiens; ſein Name kommt von den ſanskritiſchen Woͤrtern Dhavala weiß und ghiri Berg her. Hr. Bopp vermuthet, daß in Dſchavahir die Endſilbe hir ſtatt ghiri ſteht: oͤſchava bedeutet Schnelligkeit. Um Vergleichungspunkte mit den beiden Koloſſen Aſiens zu finden, ſ. Arago Annuaire du bureau des Longitudes 1830. Hertha Januarheft 1829, S. 14, und N. Annales des Voyages Th. 14. In den Anden fand ich, daß die mittlere Hoͤhe der langen Thaͤler zwiſchen der oͤſtlichen nnd weſtlichen Cordillere, von dem Bergknaͤul von Los Robles bei Popayan bis zu dem von Paſko, d. h. von 2° 20′ n. Br. bis 10° 30′ ſuͤd. Br., ungefaͤhr 1500 Toiſen betrug (Voyage aux regions équinoxiales Th. 3, S. 207). Das Plateau oder vielmehr das Thal von Tiahuanaco, den Titicacaſee entlang, der Urſitz peruaniſcher Civiliſation, liegt hoͤher als der Pik von Teneriffa; allein daraus geht denn doch nicht der allgemeine Satz hervor, daß die abſolute Hoͤhe, zu welcher der Boden dieſer langen Thaͤler durch unterirdiſche Kraͤfte emporgehoben ward, mit der abſoluten Hoͤhe der anſtoßenden Berge gleichfalls zunehme. Eben ſo iſt die Erhebung der iſolirten Ketten uͤber die Thaͤler ſehr verſchieden. Der Anbau von Gewaͤchſen, deren Pflanzenleben ſich auf die Dauer des Sommers beſchraͤnkt und die ihres Laubwerkes beraubt, in einen Winterſchlaf verſinken, koͤnnte aus den Einfluͤſſen erklaͤrt werden, welche große Ebenen auf die Strahlung der Waͤrme ausuͤben; wo es ſich aber um Hoͤhen von 1800 bis 2008 Toiſen, 6° noͤrdlich der Acquinoktialzone handelt, hat es mit der geringern Strenge der Winter eine andere Bewandtniß. Ich erinnere mich des engen aber lieblichen Thals von Guallabamba, in welches ich oft von Quito in einigen Augenblicken eine ſenkrechte Hoͤhe von 500 Toiſen hinab ſtieg, um ein kaltes und unfreundliches Klima gegen die tropiſche Waͤrme, den Anblick der Palmen, Orangen und Bananen zu vertauſchen. Die Forſchungen Klaproths haben bewieſen, daß dieſer Fluß das Syſtem des Bramaputra ganz und gar nichts angeht, ſondern mit dem Irawaddy im birmaniſchen Reiche identiſch iſt. Klaproths Mémoires relatifs à l’Asie Th. 2, S. 291. Wahrſcheinlich ein Verſtoß, der von dem Namen des etwas noͤrdlicher gelegenen Peïti herruͤhrt. D’Anvilles Atlas de la Chine-Boutan V. II (die Stadt heißt im Tuͤbetaniſchen Bhaldhi; woraus die Chineſen Peïti oder Petï gemacht haben; kein Zweifel, daß der Name Palté, welchen der benachbarte See fuͤhrt, von Bhaldhi abzuleiten iſt. Kl.) (Schluß folgt.) Aus Humboldts neueſter Reiſe. 5. Das Syſtem des Himalaja. (Schluß.) Folgt man mit Benuͤtzung der von Klaproth geſammelten Schriften der Chineſen dem Syſtem des Himalaja gegen Oſten uͤber das engliſche Gebiet in Hinduſtan hinaus, ſo ſieht man, daß er im Norden Aſſam begrenzt, die Quellen des Brahmaputra enthaͤlt, und durch den noͤrdlichen Theil Avas in die chineſiſche Provinz Yuͤn-nan eindringt; er zeigt daſelbſt, im Weſten von Yung-tſchang, ſpitzige Schneegipfel; hierauf raſch ſich wendend gegen NO nach den Grenzen von Hu kuang, Kiangſi und Fu kian naͤhert er ſich mit beſchneiten Haͤuptern dem Ocean, wo man eine Verlaͤngerung von ihm noch in den Gebirgen der Inſel Formoſa findet, die den groͤßten Theil des Sommers uͤber mit Schnee bedeckt ſind, was auf eine Erhebung von wenigſtens 1900 Toiſen ſchließen laͤßt. So kann man das Syſtem des Himalaja als eine fortlaufende Kette vom indiſchen Ocean, ſodann in dem Hinducho, durch Kandahar und Choraſſan, bis jenſeits des kaspiſchen Meers nach Adſerbeidſchan, auf eine Strecke von 73 Laͤngengraden, die Haͤlfte der Ausdehnung der Anden, verfolgen. Das weſtliche Ende, welches vulkaniſch, aber in dem Demavend gleichfalls mit Schnee bedeckt iſt, verliert den Charakter einer Kette in dem Bergknaͤul Armeniens, der mit dem Sangalu, dem Bingheul und dem Kaſchmir-tagh, hohen Spitzen in dem Paſchalik Erſrum, in Verbindung ſteht. Die mittlere Richtung des Himalajaſyſtems iſt N 55° W. Ich beſitze ein Manuſkript „Aperçu des hautes chaines de montagnes de l’Asie centrale,“ welches mir Klaproth, vor meiner Reiſe nach Sibirien, im J. 1828 mittheilte. Der oͤſtliche Theil der Kette, wo ſie bei der Inſel Formoſa endigt, iſt gleichfalls vulkaniſch. Der Berg Tſchy kang (der rothe Berg) im Suͤden von Fung ſchan hian, hat ſonſt Feuer geſpien und man trifft daſelbſt noch einen See, welcher warmes Waſſer hat. Der Phy nan my ſchan, imSO von Fung ſchan hian, iſt ſehr hoch und mit Fichten bewachſen: man bemerkt daſelbſt waͤhrend der Nacht einen Schimmer, der dem Feuer gleicht. Der Ho ſchan (Feuerberg) imSO von Tſchu lo hian iſt voll Felſen, zwiſchen denen Quellen laufen, aus deren Waſſer beſtaͤndig Flammen ſpruͤhen. Endlich der Lieu huang ſchan (Schwefelberg), welcher ſich im Norden der Stadt Tſchang hua hian bis Tau ſchui tſchhing ausdehnt, wirſt fortwaͤhrend Flammen an ſeiner Grundflaͤche aus, und die Schwefelduͤnſte, die er ausſtroͤmt, ſind ſo ſtark, daß ſie einen Menſchen erſticken koͤnnen; es wird eine große Menge Schwefel aus dieſem Gebirg ausgebeutet. Dieß waͤren die Hauptzuͤge eines geognoſtiſchen Gemaͤldes des innern Aſiens, das ich nach zahlreichen, ſeit einer Reihe von Jahren geſammelten Materialien entworfen habe. Diejenigen von dieſen Materialien, die wir neuern europaͤiſchen Reiſenden verdanken, wollen, im Verhaͤltniß zu dem ungeheuren Raum, welchen der Altaï und Himalaja und die Queerketten Bolor und Chingchan einnehmen, nicht Viel heißen. Es ſind die gelehrten Kenner der chineſiſchen, mandſchuſchen und mongoliſchen Literatur unſerer Tage, von welchen die wichtigſten und vollſtaͤndigſten Notizen uͤber dieſe Materie herruͤhren. Je mehr die gelehrte Welt ſich das Studium der aſiatiſchen Sprachen aneignet, deſto mehr wird man den Werth dieſer ſo lange Zeit vernachlaͤſſigten Quellen fuͤr die Geognoſie des mittleren Aſiens ſchaͤtzen lernen. In Erwartung eines beſondern Werks, worin Klaproth ein neues Licht hieruͤber verbreiten wird, duͤrfte die vorliegende Beſchreibung der vier Bergſyſteme, und ihres Laufes von O nach W, wozu der erwaͤhnte Gelehrte einen großen Theil der Materialien geliefert hat, nicht unwillkommen ſeyn. Um auszumitteln, worin der Charakter der Unebenheiten unſerer Erdoberflaͤche beſteht, um die Geſetze aufzufinden, wornach Anlage und Senkungen der Bergmaſſen ſich richten, laͤßt ſich dann die Analogie anderer Kontinente zu Huͤlfe nehmen. Hat man einmal die großen Formen, ſind die herrſchenden Richtungen beſtimmt, ſo darf man ſich nur an dieſe Baſis, als an einen allgemeinen Maßſtab, halten, um Allem, was in den Erſcheinungen vorher iſolirt, regellos, von einem andern Bildungsalter zu ſeyn ſchien, ſeine Stelle anzuweiſen. Dieſe naͤmliche Methode, die meinem geognoſtiſchen Gemaͤlde von Suͤdamerika zum Grund liegt, habe ich hier auf die großen Gebirgsmarkungen von Centralaſien anzuwenden verſucht. Zwei Verſuche uͤber dieſen Gegenſtand (Mémoires sur les montagnes de l’Inde et la limite inférieure des neiges perpetuelles de l’Asie) ſind von mir erſchienen in Annales de chimie et de physique Th. III und Th. XIV. Indem ich einen letzten Blick auf die vier Gebirgsſyſteme werfen, welche Aſien von O nach W durchſchneiden, zeigt ſich, daß das ſuͤdlichſte derſelben die groͤßte Laͤngenausdehnung hat. Der Altaï erreicht mit hohen Spitzen kaum den 78°, der Thian-ſchan und die Kette, an deren Fuß Hami, Akſu und Kaſchgar liegen, gelangen zum Mindeſten zu 69° 45′, wenn man naͤmlich mit den Miſſionaͤren Kaſchgar unter 71° 37 oͤſtl. Par. ſetzt; das dritte und vierte Syſtem, kann man ſagen, verwickeln ſich in den großen Bergknaͤueln von Badachſchan, Kleintuͤbet und Kaſchgar; uͤber 69 und 70° hinaus aber giebt es nur eine Kette, die des Hinducho, die ſich gegen Herat abflacht, ſpaͤter jedoch, im Suͤden von Aſterabad, gegen den vulkaniſchen Schneegipfel des Demavend wieder zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe aufſteigt. Das Plateau von Jrau, welches in ſeiner weiteſten Ausdehnung von Tehran nach Schiras eine mittlere Hoͤhe von 630 Toiſen zu haben ſcheint, entſendet gegen den Indus und Tuͤbet zwei Aeſte, den Himalaja und die Kette des Kuͤen-luͤn, und bildet eine Gabeltheilung der Erdſpalte, von welcher dieſe Gebirge ſich erheben. So kann der Kuͤen-luͤn als eine vorſpringende Truͤmmermaſſe des Himalaja angeſehen werden. Der zwiſchenliegende Raum, welcher Tuͤbet und Katſchi in ſich begreift, iſt nach allen Seiten vielfach zerkluͤftet: eine mit den gewoͤhnlichſten Erſcheinungen der Gangbildung augenfaͤllige Analogie wie ich ſie ſchon fruͤher in der langen und engen Succeſſion der Cordilleren darthat. Die Verlaͤngerung der Syſteme des Himalaja und Kuͤen-luͤn, die in dem Bergknaͤul zwiſchen Kaſchmir und Fysabad in einander verwachſen, geht von da bis jenſeits des kaspiſchen Meeres zum 45 Laͤngengrad. Die Kette des Himalaja bleibt im Suͤden des Bolor, Ak-tagh, Mingbulak und Ala-tau zwiſchen Badachſchan, Samarkand und Turkeſtan; im Oſten des Kaukaſus verbindet ſie ſich mit dem Plateau von Adſerbeidſchan und macht die ſuͤdliche Grenze der großen Einſenkung, in welcher das kaspiſche Meer und der Aralſee die tiefſten Becken ſind, und wozu das ganze Stuͤck Land zwiſchen der Kuma, dem Don, der Wolga, dem Jaik, dem Obtſchey-ſyrt, dem See Akſakal, dem untern Sihun, dem Chanat Chiva, an den Ufern des Amu-deria, gehoͤrt, das eine Flaͤche von wahrſcheinlich 18,000 Quadratlieues einnimmt, die niederer als der Meeresſpiegel liegt. Die Unterſuchung dieſer ſonderbaren Einſenkung war Gegenſtand muͤhſamer barometiſcher Nivellirungen zwiſchen dem kaspiſchen und ſchwarzen Meer fuͤr die HH. Parrot und Engelhardt und zwiſchen Orenburg und der Muͤndung des Jaik fuͤr die HH. Helmerſen und Hoffmann. Dieſes ſo niedere Land, voll tertiariſcher Formationen mit Metaphyren und Truͤmmern verſchlackter Felſen, bietet dem Geologen ein bis jetzt auf unſeren Planeten faſt einziges Phaͤnomen dar. Im Suͤden von Baku, und in dem Golf Balkan wird dieſer Anblick durch die vulkaniſchen Kraͤfte ſehr modifizirt. Vor Kurzem hat die Akademie der Wiſſenſchaften zu St. Petersburg meinem Wunſch entſprochen, durch eine Reihe barometriſcher Nivellirungen laͤngs dem nordoͤſtlichen Rand dieſes Beckens an der Wolga zwiſchen Kamſchyn und Saratov, an dem Jaik zwiſchen Obtſchey-ſyrt, Orenburg und Uralsk, an der Jemba bis jenſeits der Hoͤhen von Mugodſchar, in welchen der Ural ſich gegen Suͤden verlaͤngert, neben dem Akſalkaſee und gegen den Saraſu hin eine geodaͤſiſche Linie beſtimmen zu laſſen, die alle mit dem Waſſerſpiegel des Meers gleich gelegenen Punkte vereinigt. Die aſtronomiſche Geographie des innern Aſiens iſt noch ſehr im Unklaren, weil man nur die Reſultate der Beobachtungen, nicht aber auch die Elemente derſelben kennt. So laͤge Taſchkend nach Waddingtons Karte zu Babers Memoiren unter dem 2 Meridian oͤſt. Samarkand; nach der lapie’ſchen Karte in Meyendorffs Reiſe unter dem Meridian von Samarkand ſelbſt. Es fehlt fuͤr dieſe Laͤnder, die doch kuͤrzlich von Europaͤern bereist wurden, und ſo leicht bereist werden koͤnnen, noch immer an barometriſchen Meſſungen. Die Beſtimmungen des Siedepunkts von Fraſer (Narrative of a journey to Rhorassan, Appendix S. 135) geben, nach der meyerſchen Formel, Tehran 627, Iſfahan 688 und Schiras 692 Toiſen. Die Formel Biots liefert noch um einige Toiſen niederere Hoͤhen. Die im Februarheft der Hertha 1820 gewonnenen Reſultate gruͤnden ſich auf die irrige Vorausſetzung des Dr. Knorre, daß die Expanſivkraft der Temperaturaͤnderung von dem Siedepunkt aus abſolut proportionell bleibe. Zur Vergleichung des perſiſchen Plateau’s mit andern iſt hier folgende Ueberſicht. Das Innere von Rußland um Moskau 76 Toiſen und nicht 145 wie lange Zeit behauptet worden; die Ebenen der Lombardei 80; das Plateau von Schwaben 150, das der Auvergne 174, das der Schweiz 220, das von Bayern 260, das von Spanien 350. Wenn der Boden eines Laͤngen-Thals, z. B. in der Kette der Anden, oft eine Hoͤhe von 1500 bis 2000 Toiſen uͤber dem Meeresſpiegel erreicht, ſo iſt Dieß eine Folge der Erhebung der ganzen Kette. Die Plateau’s von Spanien und Bayern erheben ſich aber wahrſcheinlich mit der ganzen Maſſe des Kontinents. Die zwei Epochen ſind in der Geognoſie ſehr verſchieden. Eine Reihe barometiſcher Nivellirungen, vom kaspiſchen Meer bis zur Mertvoy Kultuk Bai am Aralſee, welche von den der Expedition des Obriſts Berg beigegebenen Kapitaͤnen Duhamel und Anjou waͤhrend eines ſtrengen Winters gemacht wurden, beweiſen, daß der Waſſerſpiegel des Aralſees 117 (engl.) Fuß uͤber dem kaspiſchen Meer liegt. S. Humboldts Rede in der außerordentlichen Sitzung der Akademie der Wiſſenſchaften zu St. Petersburg am 16 November 1829 in N. Annales de Voyages 2 serie, Th. 15, S. 86 f. Aus Humboldts neueſter Reiſe. 6. Vulkaniſche Erſcheinungen im Innern Aſiens. (Fortſetzung.) Der, unter 42° 25′ oder 42° 35′ Br., zwiſchen Korgos an den Ufern des Ili und Kutſché in der kleinen Bucharei gelegene Vulkan gehoͤrt der Kette des Thian-ſchan an; vielleicht, daß er ſich an dem noͤrdlichen Abhang deſſelben, drei Grad oͤſtlich von dem See Iſſikul oder Temurtu, befindet. Die chineſiſchen Schriftſteller nennen ihn Peſchan (Montblanc), Ho-ſchan und Aghie (Feuerberg.) Man weiß nicht mit Beſtimmtheit, ob der Name Peſchan ſo viel beſagen will, daß ſein Gipfel die Linie des ewigen Schnees erreiche, was das Minimum der Hoͤhe dieſes Gebirgs waͤre, oder ob er bloß die glaͤnzende Farbe einer mit Salz, Bimsſtein und zerſetzter vulkaniſcher Aſche bedeckten Spitze andeutet. Ein chineſiſcher Schriftſteller aus dem 7 Jahrhundert ſagt: „Zweihundert Li (oder 15 Lieues) noͤrdlich von der Stadt Chueï tſcheu (heut zu Tag Kutſché, unter 41° 37′ Br. und 80° 33′ oͤſt. L. nach den aſtronomiſchen Beobachtungen der Miſſionaͤre in dem Lande der Eleuther) erhebt ſich der Peſchan, der ununterbrochen Rauch und Feuer ausſpeit. Von da kommt das Ammoniakſalz; auf einem der Abhaͤnge des Feuerbergs (Hoſchan) brennen alle Steine, ſchmelzen und fließen einige Dutzend Li weit. Die fluͤſſige Materie wird hart, wie ſie ſich abkuͤhlt. Die Bewohner bedienen ſich derſelben bei Krankheiten als eines Heilmittels; man trifft daſelbſt auch Schwefel.“ Klaproth am a. O. S. 110 und Mémoires rélatifs à l’Asie Th. 2, S. 358. Abel Remuͤſat im Journal asiatique Th. 5, S. 45, und in der Description de Rhotan Th. 2, S. 9. Die von Klaproth mitgetheilten Notizen ſind die vollſtaͤndigſten und hauptſaͤchlich aus der Geſchichte der Dynaſtie Ming geſchoͤpft. Abel Remuͤſat hat die japaniſche Ueberſetzung der großen chineſiſchen Encyklopaͤdie benuͤtzt. Die Wurzel ag in dem Wort aghie bezeichnet im Hinduſtaniſchen nach Klaproth Feuer. Ohne Zweifel wurde im S des Peſchan, in den Umgebungen von Chotan, in der Naͤhe des Thian-ſchan narlu von unſerer Aera Sanskrit oder eine mit dieſem verwandte Sprache geſprochen; indeß im Sanskrit wuͤrde Feuerberg agni ghiri heißen. Hrn. Bopp zu Folge waͤre aghie kein ſanskritiſches Wort. (Die Wurzel ag bedeutet in allen Sprachen Hinduſtans Feuer, dieſes Element heißt im Hinduſtaniſchen âg, im Mahrattiſchen âgh und die Form agi hat ſich noch in der Sprache von Pendſchaͤb erhalten. Das Wort agni, womit man im Sanskrit gewoͤhnlich Feuer ausdruͤckt, ſtammt wie águn im Bengaliſchen, ogon im Ruſſiſchen, und ignis im Lateiniſchen von der naͤmlichen Wurzel. Kl.) In der Geſchichte der Dynaſtie der Thang heißt es, wo von Lava die Rede iſt, daß ſie wie zerlaſſenes Schmalz fließen. Kl. Nicht der Lava, ſondern der Salztheilchen, die ſich auf ihrer Oberflaͤche anſetzen. Klaproth bemerkt, daß der Peſchan heut zu Tage Chalar genannt werde, und daß nach dem Bericht der Bucharen, welche mit dem Ammoniakſalz (chin. nao scha, perſ. nuschader) nach Sibirien handeln, das Gebirg im S von Korgos ſo reich an dieſer Salzart ſey, daß die Einwohner darin dem chineſiſchen Kaiſer ihren Tribut entrichten. In einer neuen Beſchreibung Centralaſiens, die im J. 1777 in Peking erſchien, liest man: „die Provinz Kutſché bringt Kupfer, Salpeter und Ammoniakſalz hervor. Dieſe letzte Subſtanz ruͤhrt von einem Ammoniakberg im N der Stadt Kutſché her, welcher voll Hoͤhlen und Kluͤfte iſt. Im Fruͤhjahr, Sommer und Herbſt fuͤllen ſich dieſe Oeffnungen mit Feuer, ſo daß bei Nacht das Gebirg wie von tauſend Lampen erleuchtet ſcheint. Niemand kann ſich alsdann naͤhern. Nur im Winter, wenn die Menge Schnee, welche faͤllt, das Feuer ausloͤſcht, ſuchen die Eingebornen Ammoniakſalz zu ſammeln, bei welcher Arbeit ſie ſich ganz auskleiden. Das Salz befindet ſich in Hoͤhlen, in Form von Stalaktiten, ſo daß es ſchwer haͤlt, es los zu machen.“ Der Name tatariſches Salz, welchen das Ammoniakſalz von Alters her im Handel fuͤhrt, haͤtte laͤngſt die Aufmerkſamkeit auf die vulkaniſchen Erſcheinungen des innern Aſiens richten ſollen. Der Peſchan der alten Chineſen fuͤhrt den tuͤrkiſchen Namen Eſchik Baſch. Eſchik bedeutet eine kleine Art Kamel und Baſch Kopf. Schwefel giebt es daſelbſt in Menge. Der Eſchik Baſch iſt einer der hohen Berge, die zur Zeit der Dynaſtie der Wei, im 3 Jahrhundert, im NW das Koͤnigreich Chueithſu (Kutſché) begrenzten; er iſt der Aghie ſchan unter den Sui (in der erſten Haͤlfte des 7 Jahrhunderts). Aus der Geſchichte dieſer Dynaſtie erfaͤhrt man, daß dieſer Berg immer Feuer und Rauch von ſich giebt, und daß man auf ihm das Ammoniakſalz ſammelt. Nach der Beſchreibung der Weſtlaͤnder, einem Anhang der Geſchichte der Dynaſtie Thang, hieß der fragliche Berg damals Aghie Thian-ſchan (was man Berg der Feuerfelder uͤberſetzen koͤnnte) oder Peſchan (Montblanc); er lag im N der Stadt Ilolo und es ging ein beſtaͤndiges Feuer daraus hervor. Ilolo (oder vielleicht Irolo, Ilor, Irol) war die Reſidenz des Koͤnigs von Chueithſu. Der Eſchik Baſch liegt im N von Kutſché, 200 Li weſtlich von dem Chan tengri, welcher einen Theil der Kette des Thian-ſchan ausmacht. Er hat eine ſehr große Breite, und man gewinnt daſelbſt noch gegenwaͤrtig viel Schwefel und Ammoniakſalz. Der Fluß Eſchik Baſch gol, der im S der Stadt Kutſché fließt, und nach einem Lauf von 200 Li in den Erghen faͤllt, nimmt hier ſeinen Urſprung. (Fortſetzung folgt.) Aus Humboldts neueſter Reiſe. 6. Vulkaniſche Erſcheinungen im Innern Aſiens. (Fortſetzung.) Hr. Cordier in ſeinem an Abel Remuͤſat gerichteten Schreiben uͤber die Exiſtenz zwei brennender Vulkane in der mittlern Tatarei nennt den Peſchan eine Solfatara analog mit der von Puzzoli. So wie den Peſchan das obenangefuͤhrte Werk ſchildert, koͤnnte er allerdings den Namen eines Vulkans verdienen, der nicht mehr brennt, obwohl ſeine Feuererſcheinungen Puzzoli, dem Krater des Piks von Teneriffa, dem Rucu Pichincha und dem Vulkan von Jorullo, d. h. den Solfatara’s, die ich geſehen habe, fehlen; indeß ſprechen aͤltere chineſiſche Hiſtoriker, welche den Marſch des Heers der Hiung nu in dem erſten Jahrhundert unſerer Aera erzaͤhlen, von Maſſen geſchmolzener Steine, welche mehrere Meilen weit ſich ergoſſen, ſo daß man in ihren Worten Lava-Ausbruͤche nicht verkennen kann. Der Ammoniakberg zwiſchen Kutſché und Korgos war aber ein aktiver Vulkan, in der ſtrengſten Bedeutung des Wortes — ein Lava ſtroͤme ausſpeiender Vulkan in der Mitte von Aſien, 400 geographiſche Lieues von dem kaspiſchen Meer im Weſten, 433 von dem Eismeer im Norden, 504 von dem großen Ozean im Oſten und 440 von dem indiſchen Meer im Suͤden. Es iſt hier nicht der Ort die Frage in Betreff des Einfluſſes der Nachbarſchaft des Meers auf die Thaͤtigkeit der Vulkane zu eroͤrtern; wir machen bloß auf die geographi ſche Lage der Vulkane des innern Aſiens und ihre gegenſeitige Beziehungen aufmerkſam. Thatſaͤchlich iſt, daß die Entfernung des Peſchan von allen Meeren drei bis vierhundert Lieues betraͤgt. Bei meiner Ruͤckkehr aus Mexiko aͤußerten beruͤhmte Geologen mir ihre Verwunderung daruͤber, als ſie mich von einem vulkaniſchen Ausbruch in der Ebene von Jorullo und von dem noch in voller Thaͤtigkeit begriffenen Popocatepetl reden hoͤrten; und doch befindet ſich der erſtere nur 30 und der letztere nur 43 Lieues vom Meer entfernt. Der Dſchedel Koldaghi, ein rauchender Kegel in Kordofan, von dem man Hrn. Ruͤppel in Dongola unterhielt, liegt 150 Lieues vom rothen Meer, und dieſe Entfernung iſt nur der dritte Theil derjenigen des Peſchan, der ſeit 1700 Jahren Lavaſtroͤme von ſich giebt, vom indiſchen Meer. Durch einen neuen Ausbruch des Piks von Tolima, in den Anden von Neu-Granada, eines Bergs aus jener Reihe von Vulkanen in der Centralkette im Oſten des Kauka, des entfernteſten vom Meer und nicht von der weſtlichen Kette, welche der an Gold und Platina ſo reiche Choco, der Ural Columbiens, begrenzt, wird die Meinung, als ob die Anden, wie ſie vom Meer zuruͤcktreten, keinen aktiven Vulkan mehr darboͤten, hinlaͤnglich widerlegt. Das Syſtem der Berge von Caracas, die ſich von O nach W ziehen oder die Litoralkette von Venezuela wird zwar durch heftige Erdbeben haͤufig erſchuͤttert; aber Oeffnungen, die mit dem Innern der Erde in bleibender Verbindung ſtehen, und woraus die Lava hervorgeht, hat ſie eben ſo wenig als die nur 100 Lieues von dem Golf von Bengalen entfernte Kette des Himalaja, oder ſogar die Ghaͤts, die eine Kuͤſtenkette zu nennen waͤren. Vermochte der Trachyt die Bergketten, nachdem ſie einmal erhoben waren, nicht mehr zu durchdringen, ſo enthalten ſie keine Riſſe oder Gaͤnge, durch welche die unterirdiſchen Kraͤfte eine ſtaͤte Wirkung auf die Oberflaͤche hervorbringen koͤnnten. Der bemerkenswerthe Umſtand der Nachbarſchaft des Meers uͤberall wo die Vulkane noch in Thaͤtigkeit ſind — ein Umſtand, der ſich im Ganzen nicht leugnen laͤßt — ſcheint weniger die chemiſche Wirkung des Waſſers zur Urſache zu haben, als die Geſtaltung der Erdkruſte und den geringern Widerſtand von Seiten der erhobenen Kontinentalmaſſen, welchen die elaſtiſchen Fluͤſſigkeiten im Innern unſers Planeten in der Gegend tiefer Meerbecken erfahren. Daher koͤnnen auch ferne vom Meer, wie in dem alten Land der Eleuter, bei Turfan und im Suͤden des Thian-ſchan, vulkaniſche Erſcheinungen Statt finden, wo durch alte Revolutionen in der Kruſte der Erdkugel eine Spalte ſich aufgethan hat. Die thaͤtigen Vulkane ſind nur deßhalb ſeltener vom Meer entfernt, weil, wenn der Ausbruch nicht am Abhang der Kontinentalmaſſen gegen ein Meerbecken vor ſich geht, es ſchon eines außerordentlichen Zuſammenfluſſes von Umſtaͤnden bedarf, um eine dauernde Kommunikation zwiſchen dem Innern der Kugel und der Atmoſphaͤre herzuſtellen und Oeffnungen zu bilden, welche, wie die intermittirenden Thermalquellen, ſtatt Waſſer, Gaſe und fluͤſſige oxidirte Erden, d. h. Laven ausſchuͤtten. Journal asiatique Th. 5 (J. 1825) S. 44 f. Die Entfernung des Peſchan von dem Aral iſt 225 Lieues, wenn man als Laͤnge der Oſtkuͤſte dieſes Sees 56° 8′ 59″ und als Breite 45° 38′ 30″ annimmt; eine auf mehrere aſtronomiſche Beobachtungen gegruͤndete Beſtimmung Lemm’s, des Aſtronomen bei der Expedition Berg’s. Dieß iſt die einzige aſtronomiſche Beobachtung, die an den Ufern des Aral gemacht wurde. Die Lage des Peſchan iſt nach der von Akſu berechnet, welche Stadt nach den Miſſionaͤren unter 76° 47′ L. liegt. N. Annales des Voyages par Eyriès et Malte-Bcun Th. XXIV, S. 282. Im Oſten des Peſchan, des Montblancs im Lande der Eleuter zeigt der ganze Nordabhang des Thian-ſchan vulkaniſche Erſcheinungen; man ſieht daſelbſt Laven und Bimsſteine und ſelbſt große Solfataren, die man brennende Oerter nennt. Die Solfatara von Urumtſi hat fuͤnf Lieues im Umfang; im Winter iſt ſie nicht mit Schnee bedeckt; man glaubt ſie mit Aſche gefuͤllt. Wirft man einen Stein in dieſes Becken, ſo erheben ſich Flammen und ein ſchwarzer Rauch, die lange Zeit anhalten; kein Vogel wagt uͤber die brennenden Oerter ſeinen Flug. Sechzig Lieues weſtlich vom Peſchan iſt ein See von betraͤchtlicher Ausdehnung, deſſen verſchiedene Benennungen im Chineſiſchen, Kirghiſiſchen und Kalmuͤckſchen warmes, ſalz- und eiſenhaltiges Waſſer bedeuten. Nach der panſnerſchen Karte des innern Aſiens iſt ſeine Laͤnge 17 bis 18 und ſeine Breite 6 bis 7 Lieues; er heißt im Kalmuͤckiſchen Temurtu (der eiſenhaltige), im Kirghiſiſchen Tuskul, im Chineſiſchen Yan hai (Salzwaſſer), im Tuͤrkiſchen Iſſikul (warmes Waſſer.) Klaproth’s Mémoires relatifs a l’Asie Th. 2. S. 358. 416. Th. 3, S. 299. Abel Remuͤſat betrachtet den Balkſchi als den warmen See der Chineſen. (Journal asiatique Th. 5, S. 45, Note 2. Ueberſteigen wir die vulkaniſche Kette des Thian-ſchan, ſo finden wir im OSO des Sees Iſſikul, von dem in den von mir geſammelten Reiſejournalen ſo oft Erwaͤhnung geſchieht, und des Peſchan den Vulkan von Turfan, den man auch den Vulkan von Hotſchen (Feuerſtadt) nennen kann, weil er ganz in der Naͤhe dieſer Stadt liegt. Abel Remuͤſat laͤßt ſich uͤber dieſen Vulkan in ſeiner Geſchichte von Choten und in ſeinem Schreiben an Hrn. Cordier weitlaͤufig aus. Es iſt nicht von fluͤſſigen Steinmaſſen, Lavaſtroͤmen, wie beim Peſchan die Rede, aber „man ſieht beſtaͤndig eine Rauchſaͤule aufſteigen, die Abends durch eine fackelartige Flamme erſetzt wird. Die Voͤgel und andere Thiere, welche davon beleuchtet werden, erſcheinen roth. Beim Suchen des Naoſcha oder Ammoniakſalzes ziehen die Einwohner Holzſchuhe an, die ledernen Schuhe wuͤrden zu ſchnell verbrennen.“ Das Ammoniakſalz ſammelt man beim Vulkan von Hotſcheu nicht bloß als einen Niederſchlag, welchen die Daͤmpfe abſetzen, ſondern die chineſiſchen Schriftſteller ſprechen auch von einer gruͤnlichen Fluͤſſigkeit, die man in den Hoͤhlen holt, und die, gekocht und verduͤnſtet, das Ammoniakſalz in Form kleiner Zuckerkoͤrner von großer Weiße und vollkommener Reinheit abwirft. Dieſe jetzt zerſtoͤrte Stadt lag 1½ Lieue oͤſtlich von Turfan. Abel Remuͤſat nennt den Vulkan Peſchan, im N von Kutſché, den Vulkan von Biſchbalik, weil zur Zeit der Mongolen in China das ganze Land zwiſchen dem noͤrdlichen Abhang des Thian-ſchan und der kleinen Kette von Tarbagatai Biſchbalik hieß. Der Peſchan und der Vulkan von Hotſchen oder Turfan ſind 140 Lieues in der Richtung von O nach W von einander. Ungefaͤhr 40 Lieues im W des Meridians von Hotſcheu, am Fuß des rieſenhaften Bochda oola befindet ſich die große Solfatara von Urumtſi, und 140 Lieues nordweſtlich von dieſer, in einer Ebene in der Naͤhe der Ufer des Chobok, der ſich in den kleinen See Darlaï ergießt, erhebt ſich ein Huͤgel, „deſſen Spalten ſehr heiß ſind, ohne jedoch Rauch (ſichtbare Daͤmpfe) auszuhauchen. Das Ammoniakſalz ſublimirt ſich in dieſen Spalten zu einer ſo feſten Rinde, daß man genoͤthigt iſt, den Stein zu zerſchlagen.“ (Fortſetzung folgt.) Aus Humboldts neueſter Reiſe. 6. Vulkaniſche Erſcheinungen im Innern Aſiens. (Fortſetzung.) Die vier bis jetzt bekannten Punkte des innern Aſiens, der Peſchan, Hotſcheu, Urumtſi und Chobok, welche erwieſener Maßen vulkaniſche Erſcheinungen darbieten, liegen 130 bis 140 Lieues ſuͤdlich von der Gegend der Dſungarei, in welcher ich mich zu Anfang des Jahrs 1829 befand. Wirft man einen Blick auf die dieſer Abhandlung beigegebene Karte, ſo ſieht man, daß der See Akakul mit dem inſulariſchen Kegel Aral tubé, der noch in hiſtoriſchen Zeiten in Feuer ſtand, zu dem vulkaniſchen Gebiet von Biſchbalik gehoͤrt. Dieſer Inſelberg liegt im W der Ammoniakhoͤhle von Chobok und im N des noch gegenwaͤrtig leuchtenden Peſchan, der aber vor Kurzem auch noch Lava ſpie, 60 Lieues von jedem dieſer Orte. Von dem See Alakul bis zum See Dſaiſang, in welchem die Nachſicht der Mandarinen den Koſaken von der Linie am Irtiſch das Fiſchrecht einraͤumt, rechnet man 51 Lieues. Der Tarbagatai, an deſſen Fuß die chineſiſch-mongoliſche Stadt Tſchugutſchak iſt, bis wohin im J. 1825 Dr. Meyer, der gelehrte und thaͤtige Gefaͤhrte Ledebours, umſonſt ſeine naturhiſtoriſchen Forſchungen auszudehnen verſuchte, erſtreckt ſich im SW des Dſaiſang gegen den Alakul. Somit kennen wir in dem Innern von Aſien ein vulkaniſches Gebiet, deſſen Flaͤcheninhalt mehr als 2500 □ Lieues betraͤgt, und das die Haͤlfte des Laͤngenthals zwiſchen dem erſten und zweiten Bergſyſtem einnimmt. Der Hauptſitz der vulkaniſchen Gaͤhrung ſcheint in dem Thian-ſchan zu ſeyn. Vielleicht iſt der koloſſale Bochda oola ein trachytiſches Gebirg gleich dem Chimboraço. Auf der Nordſeite des Tarbagatai und des Darlaiſees wird die Wirkung ſchwaͤcher; indeß haben Hr. Roſe und ich laͤngs dem ſuͤdweſtlichen Abhang des Altaï auf einem glockenfoͤrmigen Huͤgel bei Ridderski und in der Naͤhe des Dorfes Butatſchicha weißen Trachyt gefunden. Ich enthalte mich jedes Zweifels uͤber die Frage nach der eigentlichen Bewandtniß mit dem Alakul und Alaktugulnoor, zwei einander nah gelegenen Seen; doch beduͤnkt es mich ſonderbar, daß die Tataren und Mongolen, welche jene Laͤnder ſo haͤufig durchreiſen, nur den Alakul kennen, und nach ihrer Behauptung der Alak tugul noor ſein Daſeyn einer bloßen Namensverwechslung dankt. Panſner, deſſen ruſſiſche Karte des innern Aſiens in Bezug auf die Gegenden die im N des Ili liegen, alles Zutrauen verdient, laͤßt den Alakul durch fuͤnf Kanaͤle mit dem Alaktugul noor kommuniziren. Vielleicht daß die Landenge, welche dieſe Seen trennt, ſumpfig iſt, weßhalb denn Andere nur Einen See aus ihnen gemacht haben. Alakul und Alaktugul koͤnnten wohl auch bloß einen See in der Naͤhe des Alatau bezeichnen, eines Bergs, der ſich von Turkeſtan bis in die Tatarei erſtreckt. Anf der von den engliſchen Miſſionaͤren des Kaukaſus herausgegebenen Karte ſieht man den Alakul nicht; man bemerkt darauf bloß eine Gruppe von drei Seen: den Balkaſchi, den Alaktugul und den Kurghé. Uebrigens iſt die Meinung ungegruͤndet, als ob die Nachbarſchaft betraͤchtlicher Seen auf die vom Meer entfernten Vulkane denſelben Einfluß hervorbringe als der Ozean. Der Vulkan von Turfan iſt nur von unbedeutenden Seen umgeben. (Die chineſiſchen Karten ſtellen die beiden Seen bloß als einen dar, mit einem Berg in der Mitte. Der See heißt Alakul, der oͤſtliche Theil Alaktugulnoor und der weſtliche Golf Schibartu cholaï. (Kl.) Auf zwei Seiten, im Norden und Suͤden des Thian-ſchan, werden heftige Erdbeben verſpuͤrt. Die Stadt Akſu ward zu Anfang des XVIII Jahrhunderts durch eine derartige Erſchuͤtterung gaͤnzlich zerſtoͤrt. Profeſſor Eversmann in Kaſan, deſſen wiederholte Reiſen die Kenntniß der Bucharei ſehr gefoͤrdert haben, hoͤrte von einem Tataren, der ihm diente, und der in dem Land zwiſchen den Seen Balkaſchi und Alakul wohlbewandert war, erzaͤhlen, daß es daſelbſt ſehr haͤufig Erdbeben gebe. In Oſtſibirien noͤrdlich von der 50 Parallele ſcheint der Erſchuͤtterungskreis ſeinen Mittelpunkt in Irkutſk und in dem tiefen Becken des See Baikal zu haben; dort auf dem Weg nach Chiachta, zumal an den Ufern des Dſchida und des Tſchikoi, bemerkt man Baſalt mit zellichtem Mandelſtein, Chabaſie und Apophillit. Im Monat Februar 1829 litt Irkutſk ſehr von Erderſchuͤtterungen; im folgenden April nahm man in Ridderski Bewegungen wahr, die ſich in der Tiefe der Minen ſehr lebhaft aͤußerten. Aber dieſer Punkt des Altaï iſt die aͤußerſte Grenze des Erſchuͤtterungskreiſes; weiter weſtlich, in den Ebenen Sibiriens zwiſchen dem Altaï und Ural, ſo wie laͤngs der ganzen Kette des Ural, hat man von Erdbeben bis jetzt keine Spur. Der Vulkan Peſchan, der Aral-tubé im W, der Ammoniakhoͤhlen von Chobok, Ridderski und der metallreiche Theil des kleinen Altaï liegen ſo ziemlich in einer Richtung, die von der des Meridians nur wenig abweicht. Vielleicht faͤllt der Altaï noch in dem Erſchuͤtterungskreis des Thian-ſchan und die Stoͤße des Altaï, ſtatt vou Oſten oder aus dem Baikalbecken zu kommen, ruͤhren gleichfalls von dem vulkaniſchen Gebiet von Biſchbalik her. Auf mehreren Punkten des neuen Kontinents durchſchneiden ſich die Erſchuͤtterungskreiſe augenſcheinlich, oder — mit andern Worten — derſelbe Boden empfaͤngt die Erderſchuͤtterung periodiſch von zwei verſchiedenen Seiten. Von Dr. Heß, Adjnnkt der Akademie der Wiſſenſchaften zu St. Petersburg, der von 1826 bis 1828 an den Ufern des Baikal und im Suͤden von dieſem See zubrachte, iſt eine geognoſtiſche Beſchreibung eines Theils der von ihm beſuchten Gegenden zu erwarten. Er ſah zu Werchnei Udinsk den Granit oftmals mit Conglomeraten wechſeln. Aus Humboldts neueſter Reiſe. 6. Vulkaniſche Erſcheinungen im Innern Aſiens. (Fortſetzung.) Das vulkaniſche Gebiet von Biſchbalik liegt im Oſten der großen Einſenkung der alten Welt. Reiſende, die von Orenburg aus die Bucharei beſuchten, erzaͤhlen von Mineralquellen, am Abhang jener Einſenkung bei Suſſac auf dem Kara-tau, welcher mit dem Alatau im Norden der Stadt Tharas oder Turkeſtan ein Vorgebirg bildet. Im Suͤden und Weſten des innern Beckens finden wir noch zwei Vulkane in Thaͤtigkeit — den von Tehran ſichtbaren Demavend, und den mit glaſichten Laven bedeckten Seïban des Ararat. Die Trachyten, die Porphyre, und die Mineralquellen des Kaukaſus ſind bekannt. Eben ſo giebt es zwiſchen dem kaspiſchen und dem ſchwarzen Meer zahlreiche Naphthaquellen und Salſen (volcans de bone). Dahin gehoͤrt der kleine Vulkan von Taman, deſſen letzten Feuerausbruch im J. 1794 Pallas, Engelhardt und Parrot beſchrieben haben, und der nach der ſinnreichen Bemerkung Eichwaldts „ein Pendant von Baku und der ganzen Halbinſel Abſcheron iſt.“ Die Ausbruͤche fanden in den Gegenden Statt, wo die vulkaniſchen Kraͤfte dem geringſten Widerſtand begegnen. Am 27 November 1827 wurden heftige mit ſtarkem Gekrach verbundene Erderſchuͤtterungen in dem Dorf Gokmali, in der Provinz Baku, 3 Lieues von der Weſtkuͤſte des kaspiſchen Meers, verſpuͤrt; worauf ein Ausbruch von Flammen und Steinen folgte. Ein 200 Toiſen langer und 150 Toiſen breiter Platz brannte 27 Stunden lang, und erhob ſich uͤber den Niveau des anſtoßenden Landes. Nach dem die Flammen erloſchen waren, ſprudelten Waſſerſaͤulen empor, die, gleich arteſiſchen Brunnen, noch jetzt fließen. Ich ergreife gerne dieſe Gelegenheit, um auf Eichwaldts Periplus des kaspiſchen Meers aufmerkſam zu machen, deſſen Beſchreibung mit Naͤchſtem im Druck herauskommen wird. Sie liefert eine Menge hoͤchſt wichtiger phyſikaliſcher und geognoſtiſcher Beobachtungen, namentlich uͤber den Zuſammenhang der Feuerausbruͤche mit der Erſcheinung der Naphthaquellen und den Steinſalzlagern, uͤber die weitgeſchleuderten Kalkſteinbloͤcke, uͤber die noch fortdauernde Hebung und Senkung des Bodens der kaspiſchen See, uͤber den ſchwarzen theilweiſe verglasten granathaltigen Porphyr und ſeinen Zug durch den Granit, den roͤthlichten quarzichten Porphyr, und den ſchwarzen kalkichten Spenit in den Krosnoyodoskgebirgen, welche von der Balchanbai, im Norden der alten Muͤndung des Orus, beſpuͤlt werden. Das geognoſtiſche Gemaͤlde der Oſtkuͤſte des kaspiſchen Meers, wo die Inſel Tſchabekan eben ſo wie Baku und die Eilande zwiſchen dieſer Stadt und Salian Naphthaquellen darbieten, wird uns zeigen, welche Arten kriſtalliſirten Geſteins unter den horizontalen Gebirgsſchichten der Halbinſel Abſcheron verborgen liegen, wo die Wirkung des innern Feuers ſich beſtaͤndig bemerklich macht, ohne daß jedoch jene ſich ſo weit zu erheben vermochten, daß ſie ans Tageslicht gekommen waͤren. Die Porphyre des Kaukaſus, die ſich von WNW nach OSO verlaͤngern — eine Lage und Richtung, deren ich oben aus Anlaß des vermuthlichen Zuſammenhangs dieſer Kette mit der Erdſpalte des Thian-ſchan Erwaͤhnung that — treten von Neuem hervor, und durchziehen, ungefaͤhr im Mittelpunkt der großen Einſenkung, alles Geſtein in den Gebirgen Krasnovodosk und Kurerſch. Nach neuern Forſchungen ſo wie nach den Sagen der Tataren gingen der Entſtehung der Naphthaquellen ſtets Feuerausbruͤche voraus. Mehrere Salzſeen auf den entgegengeſetzten Kuͤſten des kaspiſchen Meers haben eine hoͤhere Temperatur, und Steinſalzbloͤcke mit Adern von Aſphalt bilden ſich, wie Dr. Eichwaldt ſcharfſinnig nachwies, „durch ploͤtzliche vulkaniſche Impulſe, wie im Veſuv, in den ſuͤdamerikaniſchen Cordilleren und in Adſerbeidſchan, oder gleichfalls unter unſern Augen durch den langſam ſich verlaͤngernden Impuls der Waͤrme.“ Leopold von Buch hat laͤngſt auf den Zuſammenhang vulkaniſcher Kraͤfte mit den Maſſen enhydriſchen Steinſalzes, welche ſo haͤufig und ſo verſchiedene horizontalgeſchichtete Formationen durchziehen, aufmerkſam gemacht. Nordiſche Biene 1828, No. 12. Verg. die treffliche Beſchreibung des Melapyrs zu Friedrichsroda in Thuͤringen in den geognoſtiſchen Briefen des Hrn. von Buch, S. 205. Der Gipfel des ſilberreichen Kegels von Potoſi iſt gleichfalls ein Porphyr mit Granat (Melapyr); ich habe dieſen letztern auch in den Trachyten vou Itzmuigitzan, auf den mexikaniſchen Hochebenen, und in den ſchwarzen ſchlackenaͤhnlichen Trachyten von Yana Urcu, am Fuß des Chimboraço, getroffen. Annales du Musée d’histoire naturelle 5 Jahrg. No. 12, S. 436. Bei dem Ausbruch dieſes Vulkans im J. 1805 haben Gay Luſſac und ich kleine Fragmente von Steinſalz in der kaum abgekuͤhlten Lava gefunden. Meine tatariſchen Reiſejournale ſprechen ebenfalls von Steinſalz in der Nachbarſchaft eines vulkaniſchen Bergs des Thianſchan im N von Akſu zwiſchen Turpagad und dem Berg Arba. Durch alle dieſe Phaͤnomene erhaͤlt eine Beobachtung einiges Gewicht, die ſich mir an den Geſtaden des großen Oceans bei Huaura zwiſchen Lima und Sandia darbot. Trachytiſche Porphyre, die in hohem Grad dem Phonolith gleichen, durchziehen dort in ganzen Gruppen ungeheure Steinſalzmaſſen, die man wie in der afrikaniſchen Wuͤſte, und in der kirghiſiſchen Steppe bei Iletſki-Satſchita gleich offenen Steinbruͤchen ausbeutet. Eine ſtete Wahrnehmung bei vulkaniſchen Erſcheinungen ſind die Metallbildungen, welche, wenn auch in kleiner Quantitaͤt, doch in großer Verſchiedenheit die Erzeugung des Steinſalzes begleiten; Dieß iſt z. B. in der peruaniſchen Provinz Chachapovas, am Weſtabhange der Cordilleren, in der Gegend, wo die Waſſer des Pilluana und des Guallaga auf eine Lieue weit durch ein Steinſalzlager fließen, mit Schwefel, mit kupferfarbigen Pyriten, mit ſpathiſchem Eiſen und Bleiglanz, welcher letztere in betraͤchtlicher Menge und mit etwas Silber vermiſcht vorkommt, der Fall. Dieſe Betrachtungen ſchließen eine andere Art der Production von Salzbaͤnken, durch die gewoͤhnliche Verduͤnſtung in der Atmosphaͤre, z. B. in den großen Salzſeen der Steppe zwiſchen dem Jaik und der Wolga, nicht aus. (Schluß folgt.) Aus Humboldts neueſter Reiſe. 6. Vulkaniſche Erſcheinungen im Innern Aſiens. (Schluß.) Der Erderſchuͤtterungskreis, deſſen Mittelpunkt der See Baikal oder die Vulkane des Thian-ſchan ſind, erſtreckt ſich, wie wir geſehen, in Weſtſibirien nur bis zum weſtlichen Abhang des Altaï, und nicht uͤber den Irtiſch und den Meridian von Semipolatinsk. In der Uralkette nimmt man keine Erdſtoͤße wahr, auch findet man daſelbſt, ungeachtet des Reichthums an metalliſchem Geſtein, weder Baſalt-Olivin, noch eigentlichen Trachyt, noch Mineralquellen. Der Kreis von Adſerbeidſchan, welcher die Halbinſel Abſcheron und den Kaukaſus in ſich begreift, reicht oft uͤber Kislar und Aſtrachan hinaus. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Grenze der großen Einſenkung im Weſten. Wenden wir von dem kankaſiſchen Iſthmus uns gegen N und NW, ſo gelangen wir in das Gebiet der großen horizontalſchichtigen und tertiariſchen Formationen, wovon Suͤdrußland und Polen voll ſind. In dieſer Region weiſen das Augitgeſtein, welches den rothen Kies von Jekaterinoslav durchdringt, der Aſphalt und die mit ſchwefelichtem Gas geſchwaͤngerten Quellen auf das Vorhandenſeyn anderer unter der Satzbildung verborgener Maſſen hin. Man kann gleichfalls als eine wichtige Thatſache anfuͤhren, daß bei Griasnuſchinskaja an dem ſuͤdlichen Ende der an Serpentin und Hornblende ſo reichen Uralkette, welche Aſien und Europa von einander ſcheidet, eine wirkliche Mandelſteinformation vorkommt. Die Regionen der Mondskrater erinnern an die Einſenkung von Weſtaſien. Eine ſo gewaltige Erſcheinung kann nur durch eine ſehr maͤchtige, das Innere der Erde bewegende Urſache hervorgebracht worden ſeyn. Dieſe naͤmliche Urſache, indem ſie durch ploͤtzliche Hebungen und Senkungen die Kruſte der Erdkugel geſtaltete, fuͤllte wahrſcheinlich durch eine maͤhlig fortgeſetzte Seitenwirkung die Kluͤfte des Urals und des Altaï mit Metallen. Die Fuͤlle Goldes in den Wandungen der Spalten, auf der Mauer und dem Dach des Gangs iſt dann vielleicht noch betraͤchtlicher geworden durch atmoſphaͤriſche Einfluͤſſe, bei dem geringern Druck, den die elektriſchen Daͤmpfe gegen die zu Tage ſtreichenden Gaͤnge hin erfuhren. Die fragmentariſchen Anſchwemmungen von Gold, Platina, Kupfer und Zinnober erſcheinen auf den Hoͤhen des Urals mit foſſilen Knochen der großen urweltlichen Thiere vermengt, die man ſonſt gewoͤhnlich in den Flachlaͤndern Sibiriens, an den Ufern des Irtiſch und des Tobol, findet. Ohne uns auf die Frage einzulaſſen, in wiefern dieſe Miſchung mit Knochen von Rhinozeroſſen der Ebenen die Epoche der Erhebung der Uralkette und der Zerſtoͤrung der obern Maſſen goldhaltiger Gaͤnge andeute, begnuͤgen wir uns, mit Beziehung auf die ſinnreiche kuͤrzlich von Hrn. Elie de Beaumont uͤber das relative Alter und den Parallelismus der gleichzeitigen Bergſyſteme entwickelte Anſicht, zu bemerken, daß auch in dem Innern von Aſien die vier großen oſtweſtlichen Bergketten von ganz verſchiedenem Urſprung ſind, als die nordſuͤdlichen oder die, welche von N 30° W nach S 30° O laufen. Die Kette des Ural, der Bolor, die Ghats von Malabar und der Chingchan ſind ohne Zweifel von neuerem Datum als der Himalaja und der Thian-ſchan. Syſteme aus verſchiedenen Epochen befinden ſich nicht immer weit von einander, wie in Deutſchland und in dem groͤßten Theil des neuen Kontinents; oft hat die Natur Bergketten oder Erhoͤhungsaxen von ganz verſchiedenen Richtungen und Epochen einander ganz nahe geruͤckt — aͤhnlich den Charakteren eines Denkmals, welche, manchfach ſich durchkreuzend, in verſchiedenen Zeiten eingegraben wurden und das Zeichen ihres Alters an ſich tragen. So ſieht man in dem ſuͤdlichen Frankreich Ketten und wellenfoͤrmige Erhebungen, von denen die eine mit den Pyrenaͤen, die andere mit den weſtlichen Alpen *) parallel lauft. Dieſelbe Verſchiedenheit der geognoſtiſchen Phaͤnomene zeigt ſich in den Hochlaͤndern des innern Aſiens, wo es einzelne Partien giebt, welche durch die roſtfoͤrmige Gruppirung der Bergſyſteme wie abgeſchloſſen und außer allem Zuſammenhang erſcheinen. **) Dagegen hat der ſuͤdliche Abhang des kleinen Altaï eine warme Quelle, in der Nachbarſchaft des Dorfs Fykaͤlka 10 Werſte von der Quelle des Katunia (Ledebur Th. 2, S. 521.) Ich rede hievon nach der ſchoͤnen Sammlung des Obermineningenieurs Kowalevski. Man muß die Gebirge, wie den Konon und Aratus, unterſcheiden von den Kraterlaͤndern, wie mare crisium, Hipparch und Archimedes, welche viel groͤßer ſind als Boͤhmen. Essai politique sur la nouvelle Espagne (2. édit.) Th. 3, S. 195. wo auf einen ſolchen Einfluß in Bezug auf den Guanaxuato hingewieſen iſt, der zu Anfang des XIX Jahrhunderts jaͤhrlich eine Million Mark Silbers abwarf. Im W des Bolor oder Belurtagh, in der Fortſetzung des Thianſchan, d, h. in dem Aktagh oder Al-Botom, welcher mittelſt der Asferakette mit dem eigentlichen Thian-ſchan zuſammenhaͤngt und ſich ſuͤdweſtlich von Choſchend gegen Samarkand hin verlaͤngert, liegt nach dem arabiſchen Geographen Ibn al Wardi ein Berg, den er Tim (Fehler des Abſchreibers ſtatt Btm oder Botom) nennt, und der bei Tag raucht, bei Nacht aber leuchtet und Ammoniakſalz und Zadſch, vermuthlich Alaun, hervorbringt. In der Nachbarſchaft giebt es Gold- und Silberminen (Operis Cosmographici Ibn el-Wardi caput primum; ex codice upsaliensi edidit Andreas Hylander Lond. 1823 S. 552.) Zwar iſt in dieſem Schriftſteller nicht von einem Lavaausbruch wie beim Peſchan die Rede, hingegen zweifle ich, daß dieſe Phaͤnomene bloß von Lagen brennender Steinkohlen herruͤhren, wie bei Sainte-Stienne (Forez), wo man auch Ammoniakſalz ſammelt. Der leuchtende Berg Botom erinnert uͤberdieß an die Ausbruͤche auf der Oſtkuͤſte des caſpiſchen Meeres, z. B. an den rauchenden Berg Abitſché, in der Naͤhe der Bai Manghiſchlak, wo die Steine um den Krater alle ſchwarz und verſchlackt ſind. Journal asiatique Th. 4, S. 295. Abbildungen