Ueber die Bergketten und Vulcane von Inner- Asien und über einen neuen vulcanischen Ausbruch in der Andes-Kette; von Alexander von Humboldt. (Aus einem Schreiben an den Herausgeber.) Vulcane, welche von einem fortdauernden Verkehr zwischen dem flüssigen (geschmolzenen) Innern der Erde und der, die starre oxydirte Oberfläche umhüllenden Atmosphäre zeugen, sind, in ihrer Verbindung mit Erzeugung von Steinsalzbänken, mit Salsen (kleinen Ausbruch- Kegeln, welche Schlamm, Naphtha, irrespirable Gasarten, bisweilen selbst, aber nur auf kurze Zeit, Flammen, Dämpfe und Blöcke ausstoßen), mit heißen Quellen, Erdbeben und Erhebungen von Gebirgsmassen ein so wichtiger und großartiger Gegenstand der Naturbetrachtung, daß sie nicht bloß den Geognosten, sondern den Physiker, im allgemeinsten Sinne des Worts, interessiren. Diese Rücksicht auf ein rein physikalisches Interesse hat Sie bewogen, die Leser der Annalen mit den geistreichen Ideen über die Verbreitung von Central- und Reihen-Vulcanen bekannt zu machen , welche Leopold von Buch in seinem großen Werke über die Canarischen Inseln so glücklich entwickelt hat. Was ich Ihnen heute über vulcanische Erscheinungen in großer Entfernung vom Meere vorlege, ist allerdings von weit geringerer Wichtigkeit; es sind Local-Phänomene von Central-Asien und dem Innern von Südamerika, über die ich Gelegenheit gehabt habe, einige bisher nicht bekannte Nachrichten einzusammeln. Wir wissen noch so wenig von dem geheimnißvollen Verkehr, in dem brennende Vulcane mit der Meeresnähe stehen, daß Alles, was sich auf die unerwartete Lage eines Vulcans im Innern der Continente bezieht, selbst Local-Phänomenen eine höhere Bedeutsamkeit giebt. Jahrgang 1827, Heft 5. 6. 7. 8. Bei der Sommer-Reise, die ich im letztverflossenen Jahre mit meinen Freunden, den HH. Ehrenberg und Gustav Rose, in dem nördlichen Asien bis jenseits des Obi zu machen Gelegenheit hatte, bin ich, ungefähr, sieben Wochen lang an der Gränze der chinesischen Dzungarei (zwischen den Festungen Ust-Kamenogorsk, Buchtarminsk, und dem chinesischen Vorposten Chonimailächu nördlich vom Dzaisang-See) an der Kosaken-Linie der Kirgisen-Steppe und am Caspischen Meere gewesen. In den wichtigen Tauschörtern Semipolatinsk, Petropawlowski, Troitzkaja, Orenburg und Astrachan habe ich mich überall bemüht, von den vielreisenden Tartaren (im russischen Sinne des Worts, wo Tartaren nicht mongolische, sondern türkische Stämme genannt werden), Bukharen und Taschkendern Nachrichten über die nahgelegenen Theile von Inner-Asien einzuziehen. Reisen nach Thurfan (Turpan), Akhsu, Khoten, Jerkand und Kaschmir gehören zu den seltneren; aber Kaschgar, das Land zwischen dem Altai und dem nördlichen Abhange des Himmels-Gebirges (Thianschan, Mussur oder Bokda Oola), wo Tschugultschak, Korgos und der chinesische Verbannungsort Gouldja oder Kura, 5 Werste vom Ili-Flusse, liegen, das Khanat von Kokan, Bokhara, Taschkend und Schersawes (Schähar- Sebs), südlich von Samarkand, werden häufig besucht. In Orenburg, wo jährlich Karawanen von mehreren tausend Kamelen ankommen, und wo der Tauschhof die verschiedenartigsten Nationen versammelt, hat ein wissenschaftlich gebildeter Mann, der Ingenieur-Oberst v. Gens, Director der asiatischen Schule und der Commission für Gränzstreitigkeiten mit den Kirgisen der Kleinen Horde, seit zwanzig Jahren mit kritischer Umsicht eine Masse der wichtigsten Materialien über die Geographie von Inner- Asien eingesammelt. In den vielen Itinerarien, welche Hr. v. Gens mir mittheilte, fand ich folgende Bemerkung: "Als wir (auf dem Wege von Semipolatinsk nach Jerkand) an den See Alakull oder Aladingis, etwas nordöstlich vom großen See Balkhasch , in den der Ilä (Ili) einmündet, gelangten, sahen wir einen sehr hohen Berg, der ehemals Feuer ausgeworfen hat. Noch gegenwärtig erregt dieser Berg, der sich als eine Insel in dem See erhebt, heftige Stürme, welche den Karawanen beschwerlich fallen: deshalb opfert man diesem ehemaligen Feuer- Berge im Vorbeireisen einige Schaafe." Nach der dortigen mongolischen Aussprache; richtiger wahrscheinlich Haini-Mailahou. Der Kirgisische Name des chinesischen Vorpostens am Irtysch ist Koschtubä. Eigentlich Steppe der Khozak oder Kaizak. Ich besitze mehrere Itinerarien nach diesen entfernten Punkten, die einen nicht unwichtigen Beitrag zu dem Wenigen liefern werden, was uns die, von den HH. Wolkow und Senkowski im Journal asiatique und in Baron Meyendorff's Reise bekannt gemachten Itinerarien gelehrt haben. D'Anville nennt diesen See, dem die Pansner'sche Karte 1° [Formel] Länge giebt, Palcati-Nor. Ich habe ihn an den Irtisch- Ufern von asiatischen Kaufleuten vorzugsweise Tenghiz nennen hören; weil das Wort Tenghiz oder Denghiz bei türkisch redenden Stämmen im Allgemeinen Meer bedeutet, so Ak-tenghiz, das weiße Meer (Voyage a Astrakhan du Cte. Jean Potocki, 1829, T. I. p. 240.); oder Thengiz, das caspische Meer, in welches die Wolga fließt (Klaproth's Mem. relat, a l'Asie, T. I. p. 108.); oder Ala-Denghiz, das bunte Meer. Diese Nachricht aus dem Munde eines reisenden Tartaren im Anfange unseres Jahrhunderts gesammelt (vielleicht von Fayfulla Sseyfullin, der seit dem December vor. J. wieder in Semipolatinsk ist, und mehrmals in Kaschgar und Jerkand war?) erregte um so mehr Interesse, als sie mich an die brennenden Vulcane von Mittelasien erinnerte, deren Existenz wir aus den gelehrten Untersuchungen chinesischer Schriften von Abel Remusat und Klaproth kennen, und deren Lage, fern vom Meere, so viel Aufsehen machte. Kurz vor meiner Abreise von Petersburg erhielt ich durch die thätig zuvorkommende Gefälligkeit des Kaiserlichen Polizei-Meisters zu Semipolatinsk, Hrn. von Klostermann, folgende bei Bukharen und Taschkentern eingesammelte Nachrichten. "Reiseroute von Semipolatinsk nach Kuldscha (Guldja) 25 Tage, über die Gebirge Alschan und Kondegatay in der Kirgisensteppe Mittlerer Horde, die Ufer des Sees Savandekull, das Gebirge Tarbagatay in der Dzungarei, und den Fluß Emyl, bei dessen Ueberfahrt sich der Weg mit dem, der von Tschugultschak nach der Provinz Ili führt, vereinigt. Vom Fluß Emyl bis zum See Alakull reiset man 60 Werste. Der See wird von den Tartaren als 455 Werste (104 [Formel] W. =1 ° von 15 geograph. Meilen) von Semipolatinsk entfernt gerechnet. Er liegt rechts vom Wege, ist 50 Werste breit, und erstreckt sich 100 W. von Osten gegen Westen (gewiß eine übertriebene Angabe!). Mitten in dem See Alakull befindet sich eine sehr hohe Bergspitze, welche Araltube genannt wird. Von da bis zur chinesischen Wache zwischen dem kleineren See Janalaschkull und dem Flusse Buratara, an dessen Ufer Kalmücken wohnen, sind 55 Werste." Wenn man die beiden Itinerarien von Orenburg und Semipolatinsk mit einander vergleicht, so bleibt es keinem Zweifel unterworfen, daß der Berg, welcher der Tradition der Eingebornen nach (also in historischen Zeiten) Feuer gespien hat, die Kegel-Insel Aral-tube ist . Da das Wichtigste in dieser Nachricht die geographische Lage der Kegel-Insel selbst und ihr Positions-Verhältniß zu denen, von Hrn. Klaproth und Hrn. Abel-Remusat, nicht in Reiseberichten, sondern in sehr alten chinesischen Werken erkannten Vulcanen von Inner-Asien (nördlich und südlich vom Himmels-Gebirge) betrifft, so erlauben Sie mir wohl einige geographische Erläuterungen hinzuzufügen. Diese Erläuterungen scheinen mir um so nothwendiger, als die bisher erschienenen Karten noch immer die gegenseitige Lage der Bergketten und Seen in der Dzungarei und dem Uighuren-Lande Bisch-Balik zwischen dem Tarbagatai, dem Ili-Flusse und dem großen Thianschan (Himmels-Gebirge), nördlich von Aksu, so unvollkommen darstellen. Bis Klaproth's vortreffliche Karten von Central-Asien, als Fortsetzung und Vervollkommnung des Atlas von d'Anville erschienen seyn werden, rathe ich, den Blick ja nicht auf Arrowsmith's, für Darstellung der Bergsysteme so gefährlichen, Karten, sondern auf Berthe (1829) und Brue, vorzüglich aber auf Klaproth's kleine Karten in der Asia polyglotta, den Tableaux historiques de l'Asie (1826) und der sehr vorzüglichen Skizze (Asie centrale) in den Memoires relatifs a l'Asie, T. II. p. 362., zu werfen. Der Name bedeutet im kirgisisch-türkischen Dialekte Insel-Hügel, von tube Hügel und Aral Insel. Mongolisch würde man sagen Araldobo. So heißt auch Aral-Noor mongolisch-kalmückisch, Insel- See, und die Inselgruppe bei Jenotaiewsk in der Wolga heißt kalmückisch Tabun-Aral, die fünf Inseln. Im Chalcha-Mongolischen Dialekte ist dybe, dem türkischen tübä ähnlich (statt des rein-mongolischen oola) Berg, Hügel. Man sehe die kirgisischen und mongolischen Wortverzeichnisse in Klaproth's Mem. rel. a l'Asie, T. III. p. 350. 355. Id. Asia polyglotta, p. 276. u. Atlas, p. xxx. Voyage du Cte. Potocki, T. I. p. 33. Der mittlere und innere Theil von Asien, welcher weder einen ungeheuren Gebirgsknoten , noch ein ununterbrochenes Tafelland bildet, wird von Osten gegen Westen durch vier große Gebirgssysteme durchschnitten, welche mannigfaltig auf die Bewegungen der Völker eingewirkt haben, durch den Altai, der westlich in das Kirgisen-Gebirge abfällt, das Himmels-Gebirge, der Kuenlun und die Himalaya-Kette. Zwischen dem Altai und dem Himmels-Gebirge liegen die Dzungarei und das Bassin des Ili-Flusses; zwischen dem Himmels-Gebirge und dem Kuenlun die sogenannte Kleine, eigentlich hohe Bukharei (Kaschgar, Jarkend und Khoten oder Yuthian, die großen Wüsten (Gobi, Schamo), Thurfan, Khamil (Hami) und Tangut (nämlich das eigentliche nördliche Tangeu der Chinesen, welches nicht mongolisch mit Tübet oder Sifan zu verwechseln ist); zwischen dem Kuenlun und den Himalaya-Ketten liegen das östliche und westliche Tübet (Lassa und Ladak). Will man sehr einfach die drei Hochebenen zwischen dem Altai, Himmels-Gebirge, Kuenlun und Himalaya durch die Lage von drei Alpen-Seen, bezeichnen, so können die großen Seen Balkhasch, Lop und Tengri (Terkiri-Noor nach d'Anville) dazu dienen, welche den Hochebenen der Dzungarei, denen von Tangut und Tübet entsprechen. I. Bergsystem des Altai, die Quellen des Irtysch und Jenisei (Kem) umgebend; östlicher Tangnu; Sayanskisches Gebirge zwischen dem See Kossogol (Kusukull) und dem kleinen Binnen-Meere Baikal, das hohe Kentei und das Daurische Gebirge: endlich nordöstlich sich anschließend an Jablonnoi Chrebet (das sogenannte Apfelgebirge), an Khingkan Tugurik und das Aldanische Gebirge nach dem Okhotskischen Meerbusen hin. Mittlere geographische Breite in der ostwestlichen Erstreckung 50° bis 51° [Formel] . Ueber den nordöstlichen Theil dieses Bergsystems zwischen dem Baikal, Jakutsk und Okhotsk haben wir bald befriedigende geographische Aufschlüsse von einem talentvollen und unbeschreiblich thätigen Reisenden, Hrn. Dr. Erman, zu erwarten. Der Altai selbst nimmt allerdings kaum sieben Längengrade ein, aber wir geben der nördlichsten Umwallung der großen Massenerhebung von Inner-Asien, die den Raum zwischen 28° und 51° ausfüllt, den Namen Bergsystem des Altai, weil einfach gebildete Namen sich leichter dem Gedächtnisse einprägen, und der Altai, wegen seines Metallreichthums (er liefert gegenwärtig jährlich an 70,000 Mark Cölln. Silber und 1900 Mark Gold) den Europäern am meisten bekannt ist. Der Altai, türkisch und mongolisch das Goldgebirge (Alta in oola) ist kein Randgebirge wie die Himalaya-Ketten, die das Hochland von Tübet begränzen, und also nur gegen das Indische Tiefland schnell abfallen. Die flache Gegend um den Dzaysang-See und noch mehr die Steppen um den See Balkhasch sind gewiß nicht 300 Toisen über dem Meeresspiegel erhaben. Mit der mongolischen Genitivform in. Klaproth's Mem. rel. a l'Asie, T. II. p. 382. Ich vermeide in dieser Darstellung absichtlich (in Uebereinstimmung mit den Nachrichten, die ich in dem westlichen und südlichen Altai, in den Bergstädten Smeinogorsk, Ridderski und Syrianowski eingezogen) den Namen des Kleinen Altai. Bezeichnet man mit diesem Namen, wie gewöhnlich von Geographen, keinesweges aber von den asiatischen und russischen Anwohnern geschieht , den mächtigen Gebirgsstock zwischen dem Narym-Flusse, den Quellen der Buchtorma, der Tschuja, dem Telezzischen-See, der Bija, dem Schlangenberge und dem Irtysch oberhalb Ust-Kamenogorsk, also das russisch-sibirische Gebiet zwischen 79° [Formel] und 86° östlicher Länge von Paris und den Parallelen von 49° [Formel] und 52° [Formel] ; so ist dieser Kleine Altai, an dessen südwestlichem Rande ( im sogenannten Kolywan-Woskrescenskischen Vorgebirge) die Ausbrüche von Granit, Porphyr, trachytischen Gesteinen und edlen Metallen sich zeigen, dem Umfange und der absoluten Höhe nach wahrscheinlich beträchtlicher als den Großen Altai, dessen Lage und Existenz als eine eigne Kette von Schneebergen fast gleich problematisch sind. Arrowsmith und, seinem willkührlich gewählten Typus folgend, mehrere neue Geographen nennen Großer Altai eine imaginäre Fortsetzung des Himmels-Gebirges, das sie in Osten von dem Weintrauben-Lande Khamil (Hami) und der Mantschuren-Stadt Barkul gegen die östlichsten Quellen des Jenisei und das Gebirges Tangnu nordöstlich verlängern. Die Richtung der Wasserscheide zwischen den Zuflüssen des Orkhon und des Steppen-Sees Aral-Noor , ja die unglückliche Gewohnheit, hohe Ketten zu zeichnen überall wo Wassersysteme sich trennen, haben diesen Irrthum veranlaßt. Will man auf unsern Karten von Inner-Asien den Namen eines Großen Altai beibehalten, so muß man ihn einem hohen Gebirgszuge in ganz entgegengesetzter Richtung , von Nord-West gegen Süd-Ost, zwischen dem rechten Ufer des Obern Irtysch und dem Jeke-Aral- Noor (dem Großen Insel-See), bei Gobdokotho, geben. Hier, also südlich von dem Narym und der Buchtorma, die den russischen sogenannten Kleinen Altai begränzen, ist der Ursitz türkischer Stämme, der Ort, wo Dizabul, der Groß-Khan der Thu-khiu, am Ende des sechsten Jahrhunderts einen byzantinischen Gesandten empfing . Dieser Goldberg der Türken (Kinschan der Chinesen in derselben Bedeutung ) führte auch die alten Namen Ek-tag und Ektel, beide wahrscheinlich desselben Ursprungs. Noch gegenwärtig soll weiter südlich, unter 46° Breite, fast im Meridiane von Pidjan und Thurfan, ein hoher Gipfel den mongolischen Namen Alta in niro (Gipfel des Altai) führen. Vereinigt sich dieser Große Altai noch einige Grade südöstlicher mit dem Gebirge Naiman-Oola, so finden wir hier ein Querjoch, das in der Richtung von Nordwest gegen Südost den russischen Altai mit dem Himmels-Gebirge, nördlich von Barkoul und Hami, verbindet. Es ist hier nicht der Ort zu entwickeln, wie in dem Altai dasselbe, in unserer Hemisphäre so weit verbreitete System nordwestlicher Richtung, sich in den Gesteinschichten , in dem Zuge der Alginskischen Alpen, der hohen Tschuja-Steppe, der Kette des Ijictu (dem Culminationspunkte des russischen Altai) und in den Spalten der engen Flußthäler (des Tschulyschman, der Tschuja, Katunja und des oberen Tscharysch), ja in dem ganzen Laufe des Irtysch, von Krasnojarskoi (Krasnaja Jarki) bis Tobolsk, offenbaret. Ledebour's Reise, T. I. S. 271. und T. II. S. 114. Tschin-si-fou. Bei Gobdo-Khoto, unweit des Buddha-Tempels Tschoung-ngan-szu. Parallel der Kette des Changai (Khangai) zwischen dem Jeke- Aral-Noor der Dzungarei und dem Schneegebirge Tangnou, in südöstlicher Richtung gegen die ehemalige Mongolen-Stadt Kara Khorum hin. Klaproth's Asia polyglotta, p. 146. Id. Tabl. histor. p. 117. -- Id. Mem. T. II. p. 388. Es ist wohl unentschieden, ob der alt-türkische oder chinesische Name Goldberg für den Altai, südlich vom Narym-Flüßchen und der jetzigen russischen Gränze, seinen Ursprung den goldhaltigen Trümmern, welche die Kalmücken noch jetzt in den Flußthälern, die in den Oberen Irtysch einmünden, verdankt, oder ob der Goldreichthum des nördlicheren sogenannten Kleinen Altai an seinem südwestlichen Rande zwischen Sirianowski und dem Schlangenberge (ein Goldreichthum, der in den oberen Teufen der Silbergänge am beträchtlichsten war), dem sogenannten Großen Altai seinen Goldruf gegeben haben. Der Zusammenhang der beiden Gebirgsmassen konnte auch den rohesten Völkern nicht entgehen. Der Kleine Altai setzt bei Ust-Kamenogorsk über den Irtysch. Auf diesem Flusse haben wir gleichsam eine Gebirgsspalte zwischen Buchtorminsk und Ust-Kamenogorsk befahren, in welcher der Erguß des Granits über den Thonschiefer so lange sichtbar ist. Die Eingebornen haben Hrn. Dr. Meyer berichtet, daß "die Narym-Berge südöstlich durch den Kurtschum, Dolenkara und Saratau mit dem Großen Altai zusammenhängen." Als ich in der Mitte des August-Monats in dem Kosacken-Vorposten Krasnojarskoi Azimuthe der umliegenden Berge nahm, sah ich deutlich in Südost hinter dem Zwillingsberge Zulutschoko den mit ewigem Schnee bedeckten Tagtau, im Gebiete der chinesischen Mongolei, also in der Richtung des Großen Altai. Siehe Ledebour's, Meyer's und Bunge's interessante Reise durch das Altai-Gebirge, T. I. S. 422. Dieser Punkt, dessen Kenntniß wir den kühnen Gebirgswanderungen des Hrn. Dr. v. Bunge verdanken, ist wahrscheinlich höher als der Pic Nethou (1787 Toisen), der höchste Punkt der Pyrenäen. Der altaische Ijictu (Gottesberg) oder Alastu (ebenfalls auf kalmückisch, Kahler Berg) liegt am linken Ufer der Tschuja, und wird von den colossalen Katunja-Säulen durch den Fluß Argut getrennt. Die höchste barometrisch gemessene (doch nicht durch correspondirende Beobachtungen berechnete) Station des russischen Altai ist bisher eine Quelle des Kleinen Koksun-Gebirges, 1615 Toisen. Zwischen den Meridianen von Ust-Kamenogorsk und Semipolatinsk verlängert sich das Bergsystem des Altai durch eine Kette von Hügeln und niedrigen Bergen, in den Parallelen von 49° und 50°, von Osten gegen Westen 160 geograph. Meilen tief in die Kirgisen-Steppe Mittlerer Horde. Diese, freilich der Breite und Erhebung nach sehr unbedeutende Verlängerung erregt ein eignes geognostisches Interesse. Es existirt nicht eine zusammenhängende Khirgisen-Kette, welche den Ural und Altai verbindet, wie die Karten sie unter dem unbestimmten Namen Algydin Zano oder gar Algydin Schamo darstellen. Isolirte Hügel von fünf oder sechshundert Fuß Höhe, Gruppen kleiner Berge, die sich (wie der Semitau bei Semipolatinsk) tausend oder zwölfhundert Fuß über der Graßflur plötzlich erheben, täuschen den an Messungen nicht gewöhnten Reisenden; aber es ist immer eine merkwürdige Erscheinung, daß, die Wasserscheide bildend zwischen den südlichen Steppen-Flüssen des Sarasu und Kara-Turgay, und den nördlichen Zuflüssen des Irtysch, jene Gruppen von Hügeln und kleinen Bergen auf einer Spalte hervorgetrieben worden sind, die bis zum Meridiane von Swerinagolowski die große Erstreckung von sechszehn Längengraden in einer und derselben Richtung befolgt, und daß auf dieser Spalte dieselben gneißlosen geschichteten, aber keinesweges flasrigen Granite, dieselben Thon- und Grauwackenschiefer in Berührung mit (augithaltigen?) Grünsteinen, Porphyre und Jaspislager, dichte und körnig gewordene Uebergangskalksteine, ja selbst ein Theil der metallischen Substanzen erschienen sind, welche im Kleinen Altai, von dem die Spalte ausgeht, gefunden werden. Unter diesen Metallen nenne ich hier nur, 1) einen halben Grad östlich vom Meridiane von Omsk, den silberhaltigen Bleiglanz von Kurgantasch, den Malachit und das Rothkupfererz mit Dioptas (Aschirit) bei dem Steppen-Berge Altyn-tube (Gold- Hügel); 2) westlich vom Meridiane von Petropablowski, aber in demselben Breiten-Parallele mit dem kleinen Erzgebirge Altyn-tube, die silberhaltigen Bleierze an den Quellen des Kara Turgay (eigentlicher des Kantscha Bulgane Turgay), welche im Jahre 1814, von Troizk aus, der Gegenstand der großen Steppen-Expedition des Oberst-Lieutenants Feofilatjew und des Ingenieur- Officiers Hrn. v. Gens gewesen sind. Man erkennt in der Richtung der Wasserscheidungslinie zwischen dem Altai und Ural, unter dem 49sten und 50sten Breitengrade, ein Bestreben der Natur, gleichsam einen Versuch unterirdischer Kräfte eine Gebirgskette hervorzuheben, und diese Verhältnisse erinnern lebhaft an die Erhebungslinien (seuils, arretes de partage, lignes de faeites), welche ich, in dem Neuen Continente, die Andes mit der Sierra Parime und dem brasilianischen Gebirge verbindend, und unter 2° bis 3° nördlicher, wie unter 16° bis 18° südlicher Breite, die Steppen (Llanos) durchstreichend, erkannt habe . Eigentlich gelangen nur wenige, z. B. die Tschaganka, der Tunduk und Ischim bis zum Irtysch; die andern nördlich laufenden Wässer (Ulenta, Große Nura) verlieren sich in Steppenseen, eben so als südlich der Tschui und Sarasu nicht den Sihoun (Syr Daria) erreichen. Die Manuskript-Karten, deren Studium ich der freundschaftlichen Gewogenheit des ehemaligen General-Gouverneurs von Sibirien, Hrn. v. Speranski, verdanke, geben für die neue russische Ansiedelung Karkarali, östlich von dem oben genannten kleinen Erzgebirge, 49° 10' Breite. Der Dioptas, welcher diese Gegend berühmt gemacht, und auch am westlichen Abhange des Urals entdeckt worden ist, hat seinen, in Rußland gebräuchlichen Namen, Aschirit, nicht von einem Kosacken, sondern von einem Eingebornen aus Taschkent, Aschirka. Die erste ausführlichere geognostische Untersuchung der Kirgisen-Steppen zwischen Semipolatinsk, Karkarali und Altyn-tube verdanken wir Hrn. Dr. Meyer. In Begleitung der Bergofficiere Menschenin (des jetzigen Ober-Hüttenverwalters, den auch die Regierung zu unserer Reise nach dem Altai und Ural bestimmt hatte), Porozow und Herrmann. Dieselbe Gegend der Bleigrube wurde auch von den Expeditionen von Nabokow und von Schangin (1816), wie von Artiuchow und Tafajew (1821) untersucht. Der letztere, jetzt Ingenieur-Capitain in Orenburg, hat eine Reihe von Circummeridian-Höhen der Sonne bei der Bleigrube (Br. 49° 12') mit Sextanten beobachtet, die, von neuem berechnet, ich an einem andern Orte bekannt machen werde. Es ist bis jetzt der einzige Punkt, der in der ganzen Kirgisen-Steppe (zwischen dem Irtysch, der Kosaken-Linie des Tobol und dem Parallel der Mündung des Sihoun) auf einem Flächenraum von 24,000 geograph. Quadratmeilen, mehr als zwei Mal so groß als Deutschland, astronomisch bestimmt ist. S. das Tableau geognostique de l'Amerique meridionale in meiner Voyage aux Regions equinox. (große Quart-Ausgabe) T. III. p. 190. 240. Aber die unzusammenhängende Reihe von niedrigen Bergen und Hügeln krystallisirten Gesteins, in welcher sich das Bergsystem des Altai gegen Westen verlängert, erreicht nicht das südliche Ende des Urals (einer wie die Andeskette von Norden nach Süden langgedehnten Mauer mit Metallausbrüchen gegen Osten); sie endet plötzlich im Meridiane von Swerinagolofski, wo die Geographen die Alghinischen Berge (ein, allen Kirghisen um Troitzk und Orenburg gänzlich unbekannter Name!) hinsetzen. Hier fängt eine merkwürdige Region von Seen an, und die Unterbrechung dauert bis zu dem Meridiane von Miask, wo der südliche Ural aus der Mugodjarischen Kette die Hügelmasse Boukanbli-Tau östlich in die Kirgisen-Steppe (unter 49° Breite) sendet . Diese Region von kleinen Seen (Gruppe des Balek Kul, Br. 51° [Formel] ; Gruppe des Kum-Kul, Br. 49° [Formel] ) deutet, nach des Obersten von Gens scharfsinniger Vermuthung, auf eine alte Wasserverbindung mit dem See Aksakal, in den der Turgay und Kamischloi Irghiz einmünden, und dem Aral-See. Es ist eine Furche, die man nordöstlich über Omsk zwischen dem Ischim und Irtysch durch die seenreiche Steppe der Barabintzen , und dann nördlich über den Ob bei Surgut, durch das Land der Ostiaken von Berosof, nach den sumpfigen Küsten des Eismeers verfolgen kann. Die alten Nachrichten, welche die Chinesen von einem großen bitteren Meere im Innern von Sibirien, welches der Untere Jenisei durchfloß, aufbewahren, deuten vielleicht auf Reste eines alten Abflusses des Aral-Sees und des Caspischen Meeres gegen Nordost. Die Austrocknung der Baraba-Steppe, die ich auf dem Wege von Tobolsk nach Barnaul gesehen, nimmt in ihrer Cultur beträchtlich zu, und die Vermuthungen, welche Hr. Klaproth über das bittere Binnen-Meer der Chinesen geäußert , werden durch geognostische Local-Beobachtungen immer mehr bewährt. Wie durch eine glückliche Ahnung über den vormaligen Zustand der Erdoberfläche, wo Wasserzufluß und Verdampfung noch in anderem Verhältnisse standen, nennen chinesische Geographen auch südlich vom Himmels-Gebirge die salzige Ebene um die Oasis von Hami, das trockne Meer (Han-hai). Manuskript-Karten der zwei Expeditionen des Obersten Berg (von 1823 und 1825) nach der Kirgisen-Steppe und dem westlichen Ufer des Aral-Sees, im Depot des Kaiserl. Generalstabes. Zwischen Tara und Kainsk. Asia polygl. p. 232. -- Tabl. hist. p. 175. Id. Mem. T. II. p. 342., im Auszuge aus 150 Bänden, der, auf Befehl von Kanghi herausgegebenen chinesischen Encyclopädie. II. Bergsystem des Himmels-Gebirges (chinesisch: Thianschan; alt-türkisch: Tengri-thag, in derselben Bedeutung); mittlere Breite 42°. Der Culminationspunkt des Himmels-Gebirges ist vielleicht die dreigipflige, mit ewigem Schnee bedeckte, durch herrliche Kräuter weit berufene Gebirgsmasse Bokdo-Oola (mongolisch-kalmückisch, der heilige Berg), von der bei Pallas die ganze Kette den Namen Bogdo erhielt. Wir haben oben gesehen, wie dieser Name aus Unwissenheit auf einen Theil des Großen Altai (auf eine imaginäre Kette, die von SW. gegen NO. streichen soll, von Hami gegen die Quellen des Jenisei) in Arrowsmith's Weltkarte übergetragen worden ist. Vom Bogdo-Oola , auch Chatun Bokda (der majestätische Berg der Königin) genannt, zieht sich das Himmels-Gebirge östlich nach Barkoul, wo im Norden von Hami es plötzlich abfällt und sich in die, von SW. nach NO., von der chinesischen Stadt Kuatscheou gegen die Quellen des Argun, streichende hohe Wüste (das große Gobi oder Schamo) verflächt. Das Gebirge Nomchun nordwestlich von den kleinen Steppen-Seen Sogok und Sobo, deutet vielleicht, seiner Lage nach, auf eine schmale Erhebung (arrete, Spur von Bergkette) in der Wüste; denn nach einer Unterbrechung, die wenigstens 10 Längengrade beträgt, erscheint nur wenig südlicher, als das Himmels-Gebirge, und, wie mir scheint, als Fortsetzung desselben Bergsystems, an der großen Beugung des Gelben Flusses (Huangho), die ebenfalls von W. nach O. laufende Kette, der Schneegipfel Gadjar oder Inschan . Auch Siueschan (Schnee-Gebirge), Peschan (Weiße Berge) der Chinesen. Ich vermeide gern, in der allgemeinen Bezeichnung der großen Ketten von Inner-Asien, diese unbestimmten Namen, wenn man sie mit andern vertauschen kann. Unsere Schweizer-Alpen und der Himalaya erinnern freilich auch an den chinesischen Peschan und den tartarischen Mussur und Muztagh (Schnee- eigentlich Eis-Berge); aber wer würde es wagen, so weltberühmten Ketten ihren Namen zu rauben. Mussart von Pallas ist ein verstümmelter Name vom Mussur, und wird auf neueren Karten willkührlich bald dem Himmels-Gebirge, bald dem dritten Bergsysteme, dem des Kuenlun, zwischen Ladak und Khoten, gegeben. In der Karte von Asien, die hauptsächlich aus Sprachunkenntniß von den wundersamsten Irrthümern wimmelt, ist außer dem nordöstlich laufenden Bogdo-Gebirge (welches nun zum Großen Altai wird) noch eine kleine südöstlich streichende Kette, Altai alin topa angegeben. Diese Worte sind aus d'Anville's Atlas de la Chine, Pl. I., abgeschrieben, wo pleonastisch Altai alin toube steht. (Alin, mandschurisch Berg; tübä, wie oben am Dioptas-Berge Altyn Tube, Hügel.) Nordnordwestlich von Thurfan. Br. 41°--42°, also nördlich vom Lande Ordos. Der Inschan hängt 4° westlich von Peking mit dem Schneegebirge Tahang, und im Norden von Peking mit den Großen Weißen-Bergen (Tschang Peschan) zusammen, die sich gegen den nördlichen Theil der Halbinsel Corea hinziehen. Kl. Asia polygl. p. 205. Id. Mem. T. I. p. 455. Kehren wir zu der Gegend von Thurfan und der Bogdo-Oola zurück, und folgen der westlichen Verlängerung des zweiten Bergsystems, so sehen wir dasselbe erst zwischen Gouldja (Ili), dem chinesischen Sibirien (Verbannungsorte) und Kutsche, dann zwischen dem großen See Temurtu (Eisenwasser-See) und Aksu sich nördlich von Kaschgar gegen Samarkand hin erstrecken. Das Land zwischen dem ersten und zweiten Gebirgs- Systeme, dem Altai und Himmels-Gebirge ist gegen Osten, doch erst jenseits des Meridians von Peking, durch eine hohe von SSW. gegen NNO. laufende Bergrippe, Khingkhan-Oola geschlossen: gegen Westen aber gegen den Tchoui, Sarasu und den Unteren Sihoun hin, ist das schnell abfallende Thal völlig offen. Es findet sich dort kein Querjoch, es sey denn, daß man den Höhenzug, der sich westlich vom Dzaisang-See, durch den Targabatai nach dem nordöstlichen Ende des Alatau , zwischen den Seen Balkhasch und Alaktugul, und dann über den Ili-Fluß östlich vom Temurtu-Noor (zwischen 44° und 49° Br.) von N. gegen S. aus dehnt, als eine mehrfach unterbrochene Vormauer gegen die eigentliche Kirgisen-Steppe betrachten wollte. Ganz anders verhält es sich mit dem Theile von Inner-Asien, der von dem zweiten und dritten Bergsysteme (dem Himmels- Gebirge und Kuenlun) begrenzt ist. Dieser ist im Westen auf das Deutlichste durch ein von Süden nach Norden streichendes Querjoch, den Bolor- oder Belurtagh (Berge des nahen Landes Bolor) geschlossen. Es scheidet die Kleine Bucharei von der Großen; Kaschkarien von Badakschan und dem Oberen Djihoun (Amu- Deria). Sein südlicher Theil, dem Bergsysteme des Kuenlun sich anschließend, macht (nach chinesischer Bezeichnung) einen Theil des Thsunlings aus; gegen Norden verbindet er sich mit der Kette, welche nordwestlich von Kaschgar hinzieht, und der Paß von Kaschgar (nach dem Berichte des Herrn Nazarov, der 1813 bis Khokan gelangte: Kaschgar-divani oder davan) genannt wird. Zwischen Khokan, Derwazeh und Hissar, also zwischen den noch unbekannten Quellen des Sihoun und Amu-Deria erhebt sich das Himmels-Gebirge noch einmal ehe es westlich in die Niederung des Khanats von Bokhara abfällt, zu einem mächtigen Gebirgsstock, in dem mehrere Massen (Salomons-Thron, Thakt Suleiman, der Terek- Gipfel u. a.) selbst im Sommer mit Schnee bedeckt bleiben. Weiter gegen Osten, auf dem Wege vom westlichen Ufer des Sees Temurtu nach Kaschgar, scheint mir die Kette des Himmels-Gebirges weniger hoch. Wenigstens wird in dem Reisejournal von Semipolatinsk nach Kaschgar, das ich herausgeben werde, keines Schnees gedacht. Der Weg geht östlich vom See Balkhasch, und westlich vom Issikul (Temurtu) über den Narün (Narim), der dem Sihoun zufließt. In einer Entfernung von 105 Wersten südlich vom Narün wird "der ziemlich hohe 15 Werste breite Berg Rowatt mit einer großen Steinhöhle, zwischen dem Flüßchen Attbascha und dem kleinen See Tfchaterkull," überstiegen. Das ist der Culminationspunkt, ehe man an die chinesische Wache (südlich vom Steppen-Flüßchen Aksau) nach dem Dorfe Artüsch und nach Kaschgar, am Flusse Ara Tümen ("mit 15,000 Häusern und 80,000 Einwohnern, doch kleiner als Samarkand") gelangt. Der sogenannte Kaschgar-davan scheint keine ununterbrochene Mauer zu bilden, sondern an mehreren Punkten einen offenen Paß. Schon der Oberst Gens hat mir seine Verwunderung darüber geäußert, daß die vielen Reiserouten der Bukharen, die er gesammelt hat, keine hohe Gebirgskette zwischen Khokan und Kaschgar andeuten. Große Schneeberge scheinen erst wiederum östlich vom Meridian von Aksu zu beginnen; denn dieselben Itinerarien geben auf dem Wege von Kura am Fluß Ili nach Aksu, fast auf der Hälfte des Weges, zwischen der heißen Quelle Araschan nördlich von der chinesischen Wache Chandscheylao und dem Vorposten Tamga Tasch, "die immerwährend mit Schnee bedeckten Eisberge Dscheparle" an. Derselbe See, welcher kalmückisch-mongolisch Temurtu heißt, führt kirgisisch-türkisch den Namen Tuz-kul (Salzsee) und Issikul (warmer See). Die Itinerarien von Semipolatinsk, die ich besitze, nennen den See ausschließlich Isse-kul (der chinesische Name Je hai bedeutet dasselbe, Kl. Mem. T. II. p. 358. 416.), und geben ihm 180 Werste Länge und 50 Werste Breite, eine Angabe, die vielleicht nicht um [Formel] zu groß ist. Die Reisenden kamen zweimal an das östliche Ufer dieses merkwürdigen Sees, einmal auf dem Wege vom Fluß Ili (Ilä) nach Usch Turpan, westlich von Aksum, und ein anderes Mal von der Ueberfahrt über den Tschui im Lande der Stein- oder Schwarzen Kirgisen nach dem Narün-Flusse und Kaschgar. Ein Name, der zu vielen orographischen Verwechselungen Anlaß gegeben hat. Die Kirgisen (hauptsächlich die der Großen Horde) nennen Ala-tagh (Alatau, scheckige Berge) einen Höhenzug, der sich vom Obern Sihoun (Syr-Deria oder Jaxartes) bei Tonkat unter 43 [Formel] und 45° Breite gegen die Seen Balkhasch und Temurtu von Westen gegen Osten verlängert. Der Name rührt von den schwarzen Streifen und Flecken her, die an steilen Felswänden zwischen den Schneelagen hervorblicken (Meyendorff, Voy. a Bokhara, p. 96. 786.). Der westliche Theil des Alatau steigt mit der großen Beugung des Sihoun gegen NW. und hängt mit dem Karatau (schwarzen Berge) bei Taraz oder Turkestam zusammen. Hier (Br. 45° 17' fast im Meridian von Petropablowski) finden sich, wie ich in Orenburg erfahren, heiße Quellen in der tiegerreichen Gegend von Sussae. Aus den Itinerarien von Semipolatinsk nach Ili und Kaschgar ersieht man, daß die Eingebornen auch die Berge südlich vom Targabatai zwischen den Seen Alakul, Balkhasch und Temurtu mit dem Namen Alatau bezeichnen. Ist aus demselben Namen die Gewohnheit einiger Geographen entstanden, das ganze zweite Bergsystem (das Himmels-Gebirge) Alak oder Alaktau zu nennen? Mit Alatau oder Ala-tagh ist nicht Ulugh-tagh, der große Berg (nach einigen Karten: Uluk-tagh, Ulutau, Olutagh ) zu verwechseln, dessen Lage in der Kirgisen-Steppe bisher eben so unbestimmt, als die der Alghinischen Berge (Hügel?) ist. Uighurisch heißt das Querjoch, nach Klaproth, Boulyttagh, das Wolkengebirge, wegen des in dieser Breite allerdings sonderbaren ununterbrochenen 3 Monate lang Regens. Bakui, in Manuscr. de la Bibl. Royale, T. II. p. 472. Von dem Gebirge Bolor (Polulo der japanischen Karten) sollen die Bergkrystalle, die dort von besonderer Schönheit sind, den Namen Belur im Persischen und Türkischen führen. In der letztern Sprache würde Belouth Tagh ein Eichen-Gebirge bezeichnen. Westlich von dem Querjoch Belur liegt die Station Pamir, fast im Parallel von Kaschgar, also ungefähr in 39 [Formel] Breite; nach dieser hat Marco-Polo eine Hochebene genannt, aus welcher neuere Geographen südlicher bald eine Gebirgskette, bald eine eigene Provinz machen. Dem Physiker bleibt diese Gegend merkwürdig, weil hier der berühmte venetianische Reisende die erste, von mir so oft auf größeren Höhen in der Neuen Welt wiederholte Beobachtung über das schwierige Anschüren und Zusammenhalten der Flamme anstellte. (Schluß im dritten Heft.) Ueber die Bergketten und Vulcane von Inner- Asien und über einen neuen vulcanischen Ausbruch in der Andes-Kette; von Alexander von Humboldt. (Schluß.) Die ostwestliche Richtung des Himmelsgebirges oder Muz-tagh (wie die Commentatoren von Sultan Baber's Tagebüchern dieses Gebirge vorzugsweise nennen) verdient noch eine Betrachtung in Hinsicht auf ihre westlichste Verlängerung. Da wo der Bolor- oder Belur-tagh sich fast in rechtem Winkel anschaaret, ja vielleicht selbst (wie ein übersetzendes Trumm) das große Bergsystem des Muz-tagh durchschneidet, setzt das letztere in ununterbrochener ostwestlicher Richtung unter dem Namen Asferahtagh südlich von Sihoun gegen Khodjend und Uratippa (in Ferghana), also gegen Westen fort. Diese Asferah- Bergkette, mit ewigem Schnee bedeckt, auch fälschlich Pamerkette genannt , scheidet die Quellen des Sihoun (Jaxartes) von denen des Amu (Oxus); sie wendet sich, ungefähr im Meridiane von Khodjend, nach Südwesten, und heißt in dieser Richtung bis gegen Samarkand das Weiße (Schnee-) Gebirge (Ak-tagh oder Al-Botom). Weiter gegen Westen an den reizenden und fruchtbaren Ufern des Kohik beginnt die große Niederung der Kleinen Bukharei, das Tiefland des Maweralnaher, welches, ein Sitz hoher Cultur und städtischen Reichthums, periodisch dem Angriff der Anwohner von Iran, Kandahar und der Hohen Mongolei ausgesetzt gewesen ist; aber jenseits des Caspischen Meeres, in fast gleicher Breite und gleicher Richtung mit dem Himmelsgebirge, erscheint der Caucasus mit seinen Porphyren und Trachyten. Man ist geneigt diesen eben so, als eine Fortsetzung der gangartigen Spalte zu betrachten, auf der in Osten das Himmelsgebirge hervorstieg, als man ebenfalls in Westen des Bergknotens von Azerbidjan und Armenien, im Taurus, eine Fortwirkung der Spalte des Himalaya und Hindukush erkennt. So schließen sich in geognostischem Sinne die getrennten Gebirgsglieder West- Asiens (wie sie Ritter in seiner meisterhaften Darstellung nennt) an die Gebirgsformen des Orients an. Das Querjoch Belur, Bolor, Belut oder Bulyt ist so schroff und unwegsam, daß es nur zwei Pässe darbietet, die von den ältesten Zeiten her von Heereszügen und Caravanen betreten worden sind, einen südlichen zwischen Badakschan und Schitral und einen nördlichen, östlich von Usch, an den Quellen des Sihoun. Der letztere Paß (Duan von Akisik) liegt nördlich vom Schaarkreuze des Himmelsgebirges und Belur-tagh, da wo dieser (um mich wieder eines Ausdrucks der Gangtheorie in Anwendung auf spaltenartige Entstehung der Gebirgsketten zu bedienen) übersetzt. Man kann nämlich ein kleines, von S. nach N. streichendes Gebirge (Br. 40° [Formel] --42° [Formel] ), welches den nördlichen Abfall des Himmelsgebirges oder, wie es hier heißt, der Asferah-Kette mit dem Ming Bulak oder Ala-tagh verbindet , als Fortsetzung des Belur betrachten (Memoirs of Sultan Baber 1826, p. xxviii.). Die Unwegsamkeit der Gegend zwischen Badakschan, Karatigin und dem Südabfall des Himmelsgebirges macht allein begreiflich, daß die Caravanen von Samarkand (Br. 39° 40') und Taschkend, um nach Kaschgar (Br. 39° 25') zu gelangen, nahe bei Almaligh (Gouldja, Br. 42° 49') am Ili-Flusse vorbeiziehen, wie Erskine behauptet (a. a. O. p. xxxii.). Sollten Gouldja, der Verbannungsort der chinesischen Großen, und der See Temurtu nicht westlicher, oder sollte Kaschgar nicht östlicher liegen, als die Missionäre es annehmen? Uebrigens bestätigt Erskine, nach Aussage eines Usbeken, die oben geäußerte Meinung von der Niedrigkeit der Berge, oder vielmehr der Pässe zwischen Taschkend und Gouldja, wie zwischen Gouldja oder dem Ili-Fluß und Kaschgar (a. a. O. p. xxxix. lxvii.). Waddington a. a. p. lxvii. Die letzteren liegen am Culminationspunkte des Querjochs Belur-tagh, am westlichen Abhange des Puschtikar (Erskine und Waddington in den Memoirs of Baber, p. xxvii. xxix. xxxiv. lxvii.). Das Thal des oberen Sihoun ist gegen Norden von dem Ming-Bulak-tagh (so heißt ein Theil des Alak- oder Ala-tagh, nördlich vom Marghinan und Kokan) begränzt. Liegt der Paß von Kaschgar (Kaschgar Dawan des Hrn. Nazarow), wie in Meyendorff's und Lapie's Karte angegeben ist, im Meridiane von Kokan, so fällt er in die Asferah-Kette. Mir ist aber wahrscheinlicher, daß er identisch ist mit dem Paß von Akizik , dessen ich in der vorletzten Note erwähnte. Erdkunde (1818), Th. II. S. 81. 704. III. Bergsystem des Kuenlun oder Kulkun, oder Tartasch Daban zwischen Khotan (Ilitschi) , wo indische Civilisation und der Buddhadienst ein halbes Jahrtausend älter als in Tübet sind, und Ladak, zwischen dem Bergknoten Kokonor und dem östlichen Tübet und der chinesischen Provinz Katschi. Dieß Gebirgssystem beginnt im Westen mit dem Thsungling (Zungling), dem Blauen oder Zwiebel-Gebirge, über welches Hr. Abel Remusat in seiner merkwürdigen Geschichte von Khotan so viel Licht verbreitet hat , und das (wie schon oben bemerkt) sich an das Querjoch Bolor anschließt, ja selbst nach chinesischen Documenten den südlichsten Theil desselben bildet. Dieser Winkel der Erde, zwischen Klein-Tübet und dem Rubin-, Lazulit- und Kalait- reichen Badakschan, ist sehr unbekannt, und nach neueren Nachrichten scheint der sich gegen Herat hinwendende, das Plateau von Khorasan nördlich begränzende Hindu Kho mehr eine westliche Fortsetzung des Thsunglings und des ganzen Bergsystems des Kuenlun als, wie man gewöhnlich annimmt, eine Fortsetzung des Himalayas zu seyn. Vom Thsungling zieht sich der Kuenlun oder Kulkun, von Westen gegen Osten, nach den Quellen des Huangho (Gelben Flusses) hin, mit Schneegipfeln in die chinesische Provinz Schensi eindringend. Fast im Meridiane dieser Quellen erhebt sich der große Bergknoten des Sees Khoukhou-Noor, ein Bergknoten der sich im Norden an die ebenfalls von Westen nach Osten streichende Schneekette Nanschan oder Kilianschan anlehnt . Zwischen dem Nanschan und dem Himmelsgebirge, gegen Hami hin, bilden die Ketten von Tangut den Rand der von Südwest nach Nordosten hinziehenden hohen Wüste (Gobi, Schamo). Breite der mittleren Richtung des Kuenlun 35° [Formel] . Die Position von Khotan ist sehr fehlerhaft auf allen Karten. Breite, nach den astronomischen Beobachtungen der Missionäre Felix de Arocha, Espinha und Hallerstein, 37° 0'. Länge 35° 52' westlich von Peking; also 78° 15' östlich von Paris (Klaproth, Mem. T. II. p. 283.). Diese Lage bestimmt die mittlere Richtung des Kuenlun. Histoire de la ville de Khotan, tiree des Annales de la Chine p. viii. etc. 237. Klaproth a. a. O. p. 295. und 415. Türkis nicht organischen (animalischen) Ursprungs. Hindu-Kusch. Ueber dessen Pässe S. Baber Memoirs, p. 139. Die östlichste Verlängerung der Schneekette Kilianschan heißt Alaschan. IV. Bergsystem des Himalaya, die hohen Tafelländer Kaschmir (Sirinagur), Nepal und Butan von Tübet trennend, sich westlich im Jawahir zu 4026 Toisen, östlich im Dhawalagiri vielleicht zu 4390 Toisen absoluter Höhe erhebend, dem größeren Theile nach von NW. gegenSO. gerichtet, und also dem Kuenlun keinesweges parallel, und ihm im Meridiane von Attok und Djellalabad so genähert, daß, zwischen Cabul, Kaschmir, Ladak und Badakschan, das Himalaya-Gebirge mit dem Hindu-Kho und Thsungling eine zusammenhängende Gebirgsmasse zu bilden scheint. Auch ist der Raum zwischen dem Himalaya und dem Kuenlun mehr durch Nebenketten und isolirte Bergmassen verengt, als es nördlich die Hochebenen sind zwischen dem ersten, zweiten und dritten Bergsysteme. Man kann daher Tübet und Katschi, ihrer geognostischen Construction nach, nicht eigentlich mit den hohen Längenthälern zwischen der östlichen und westlichen Andes-Kette, z. B. mit dem Plateau vergleichen, welches den See Titicaca einschließt, dessen Wasserspiegel, ein sehr genauer Beobachter, Hr. Pentland, 1986 Toisen über dem Meere gefunden hat. Doch muß man sich auch nicht zwischen dem Kuenlun und dem Himalaya, so wenig wie in dem übrigen Inner- Asien, die Erhebung des Tafellandes als überall gleich vorstellen. Die milden Winter und der Weinbau in dem Klostergarten um Hlassa, unter 29° 40' Breite, bezeugen (nach den vom Archimandriten Hyazinth bekannt gemachten Nachrichten) die Existenz tief eingefurchter Thäler und kesselförmiger Senkungen . Zwei mächtige Ströme, der Indus und der Dzangbu (Tsampu, der, nach Klaproth's Untersuchungen, vom Flußsystem des Brahmaputra gänzlich getrennt, der Irawaddi des Birmanen-Reiches wird) bezeichnen eine nordwestliche und eine südöstliche Abdachung der tübetanischen Hochebene, deren Axe fast im Meridian des colossalen Jawahir, der beiden heiligen Seen (Manassarowara und Rawana Hrada) und des Gebirgsstocks Caylasa (Caylas, chinesisch Oneuta, tübetanisch Gang dir ri, der Schneefarbige Berg) liegt. Von diesem Gebirgsstock ziehen sich in nordwestlicher Richtung, also nördlich von Ladak gegen den Thsungling hin, die Kette Kara-Korrum Padischach; gegen Osten die Schnee-Ketten Hor (Chor) und Dzang. Von den letzteren beiden schließt eine, der Hor, mit ihrem nordwestlichen Ende, an den Kuenlun an; gegen Osten läuft sie dem See Tengri Noor (Götter-See) zu. Die andere südliche Kette (Dzang) begränzt das lange Ufer des Thsampu-Thals, und läuft von Westen gegen Osten dem hohen Kentaisse zu, der zwischen Hlassa und dem See Tengri Noor (fälschlich Terkiri genannt) mit dem Berge Nomchun Ubaschi endigt . Gegen das rechte Ufer oder den südlichen Rand des Thsampu-Thales sendet das Himalaya-Gebirge, zwischen den Meridianen von Gorka, Katmandu und Hlassa, viele schneebedeckte Zweige nach Norden aus. Unter diesen soll, westlich vom See Yamruck Yumdso (den unsere Karten gewöhnlich Palte nennen, und der, wegen einer ihn fast ganz ausfüllenden Insel, wie ein schmaler Wasserring erscheint), der Yarla schamboi gangri (tübetanisch, nach Klaproth, der Schneeberg im Lande des, durch sich selbst bestehenden Gottes) der höchste seyn. Humboldt, sur quelques phenomenes geologiques qu'offre la Cordillere de Quito et la partie occidentale de l'Himalaya in den Ann. des sciences nat. Mars 1825. Dhawalagiri, der indische Mont-blanc, von dhawala, im Sanskritischen weiß, und giri der Berg. Hr. Prof. Bopp vermuthet, daß in Jawahir, die Endung hir statt giri stehe. Jawa, oder vielmehr, nach unserer deutschen Schreibart, dschawa, bedeutet Schnelligkeit. Zur Vergleichung der beiden asiatischen Colosse erinnere ich, daß, unter den Gipfeln der amerikanischen Andes-Kette, der von Hrn. Pentland gemessene Nevado von Sorata 3948, der Chimborazo nach meiner Messung 3350 Toisen hoch ist. Vergl. Arago im Annuaire du Bureau des Longitud. 1830, p. 231., und meine Abhandlung über das südliche Peru in der Hertha, 1829 Jan. S. 14. In den Andes habe ich die mittlere Höhe des Längenthals zwischen der östlichen und westlichen Cordillere, vom Gebirgsknoten los Robles bei Popayan bis zu dem Gebirgsknoten von Pasco, also von 2° 20' nördlicher bis 10° [Formel] südlicher Breite nahe an 1500 Toisen gefunden (Voyage aux Regions equinox. T. III. p. 207.). Das Plateau oder vielmehr das Längenthal von Tiahuanaco am See Titicaca, dem Ursitze der peruanischen Cultur, ist höher als der Pic von Teneriffa; doch kann man nach meinen Erfahrungen nicht im Allgemeinen behaupten, daß die absolute Höhe, zu welcher der Boden der Längenthäler durch unterirdische Kräfte aufgetrieben erscheint, mit der absoluten Höhe der angränzenden Ketten wachse. Auch das Aufsteigen isolirter Ketten aus den Ebenen ist sehr verschiedenartig, je nachdem am Fuß der Kette die Ebene angeschwollen, theilweise mit erhoben ist, oder ihr altes Niveau behalten hat. Die Cultur von Pflanzen, deren vegetatives Leben fast nur auf den Sommer eingeschränkt ist, und die blattlos in Winterschlaf versinken, könnte durch den Einfluß, welchen weitausgedehnte Tafelländer auf die Wärmestrahlung ausüben, erklärt werden, nicht aber die geringe Strenge der Winter, wenn man Höhen von 1800 bis 2000 Toisen annimmt, 6° nördlich von der Tropen-Zone. Ich erinnere an die enge, aber reizende Bergkluft von Guallabamba, in welche ich oft von der Stadt Quito aus, in wenigen Stunden, herabstieg (eine senkrechte Tiefe von 500 Toisen!), um ein unfreundliches kaltes Klima mit der Tropen-Wärme und dem Anblick von blühenden Orangen, Palmen und Bananen zu vertauschen. Klaproth, Mem. T. III. p. 291. Wahrscheinlich aus Mißverständniß von der etwas nördlich gelegenen Stadt Peiti (d'Anville, Atlas de la Chine, Boutan). Folgen wir nach den chinesischen Urkunden, welche der ebengenannte Gelehrte gesammelt , dem Bergsystem des Himalaya, jenseits des englisch-ostindischen Gebiets, gegen Osten, so sehen wir es "Assam nördlich begränzen; dem Brahmaputra seine Quellen geben; durch den nördlichen Theil von Awa bis in die chinesische Provinz Yunnan vordringen; dort, westlich vom Yungtschang, spitzige Schneegipfel zeigen; die Provinz Yunnan von Westen nach Osten durchstreichen; allmälig abfallen; südlich vom Blauen Flusse, in den Provinzen Koeitscheu und Kuangsi, sich wieder zur ewigen Schneegränze erheben; weiter östlich Hunan und Kiangsi im Süden begränzen; sich dann plötzlich, auf der Gränze der Provinzen Kiangsi und Fukian, nordöstlich wenden; und mit einigen Schneegipfeln dem Ocean nahe treten." Dort findet man als Prolongation derselben Kette eine Insel, deren Gipfel fast den ganzen Sommer hindurch mit Schnee bedeckt ist, was auf eine Höhe von wenigstens 1900 Toisen schließen läßt. So kann man das Bergsystem des Himalaya, zusammenhängend als Kette, vom Chinesischen Oceane an, über die Hindu-Kho, durch Kandahar und Khorasan bis jenseits des Caspischen Meeres nach Azerbidjan durch 73 Längengraden (in der halben Ausdehnung der Andes-Kette) verfolgen. Das westlichste vulcanische, aber im Demavend ebenfalls schneebedeckte Ende verliert den Charakter einer eigentlichen Kette in dem Armenischen Bergknoten, der mit dem hohen Saganlu, Bingheul und Kaschmir Dagh des Paschaliks Erzerum zusammenhängt. Mittlere Richtung des ganzen Bergsystems des Himalaya N. 55° W. Ich besitze zwei Seiten eines Manuscripts: Uebersicht der hohen Mittelasiatischen Gebirgs-Ketten, welche Hr. Prof. Klaproth mir vor meiner sibirischen Reise, im J. 1828, gütigst zu meinem Gebrauche mitgetheilt hat. Dieß sind die Hauptzüge eines geognostischen Gemäldes von Inner-Asien, welche ich mir nach vielen, seit einer langen Reihe von Jahren gesammelten, Materialien entworfen habe . Was wir von diesen Materialien neueren europäischen Reisenden verdanken, ist im Verhältniß des ungeheuren Raumes, den die Altai-Kette und das Himalaya-Gebirge, die Querjöcher Bolor und Khingkhan einschließen, von sehr geringer Bedeutung. Die wichtigsten und umfassendsten Nachrichten hat in neuerer Zeit die vervollkommnete Kenntniß der chinesischen, mandschurischen und mongolischen Literatur geliefert. Je allgemeiner die Cultur der asiatischen Sprachen wird, desto mehr wird man auch, bei dem Studium der geognostischen Constitution von Mittel-Asien, den Werth dieser so lang vernachlässigten Quellen erkennen lernen. Bis zur Epoche, wo Hr. Klaproth über ein solches Studium durch eine eigne Schrift ein neues Licht verbreiten wird, kann die oben gelieferte Darstellung von vier ostwestlichen Bergsystemen, zu der jener Gelehrte selbst einen großen Theil der Materialien dargeboten hat, nicht ganz ohne Nutzen seyn. Um das Charakteristische in den Unebenheiten der Erdoberfläche, das Gesetzmäßige in der localen Vertheilung der Gebirgsmassen und Niederungen aufzufinden, wird man oft durch die Analogie anderer Continente am Sichersten geleitet. Sind einmal die großen Formen, die herrschenden Richtungen der Ketten ergründet, so schließt sich an diese, wie an einfache Grundzüge eines Naturbildes, alles Vereinzelte in den Erscheinungen, alles Abnorme, einen andern Typus, ein anderes Entstehungs-Alter Verkündigende an. Dieselbe Methode, die ich in dem geognostischen Gemälde von Südamerika befolgte, habe ich gesucht, auf die Begränzung großer Massen in Mittel-Asien anzuwenden. Frühere Versuche habe ich in zwei Memoires sur les Montagnes de l'Inde et la limite inferieure des neiges perpetuelles en Asie geliefert. S. Annales de Chimie et de Physique, T. III. p. 297. etc. T. XIV. p. 5. Werfen wir noch einen letzten Blick auf die vier Bergsysteme, welche das Asiatische Festland von Osten gegen Westen durchstreichen, so sehen wir, daß die südlichen, der Länge nach, am meisten ausgedehnt und entwikkelt sind. Der Altai reicht mit einem hohem Rücken westlich kaum bis 78°, das Himmels-Gebirge (die Kette, an deren Fuß Hami, Aksu und Kaschgar liegen) wenigstens bis 69° [Formel] , wenn man nämlich Kaschgar, mit den Missionären, in 71° 37' östlicher Länge vom Pariser Meridian setzt . Das dritte und vierte System sind im großen Bergknoten von Badakschan, Klein-Tübet und Kaschgar gleichsam verschmolzen. Jenseits des Meridians von 69° und 70° ist nur eine Kette, die des Hindu-Kho, welche gegen Herat abfällt, sich aber südlich von Asterabad gegen den vulcanischen Schneegipfel Demavend wieder mächtig erhebt. Das Plateau von Iran, das in seiner großen Ausdehnung von Teheran nach Schiraz eine mittlere Höhe von 650 Toisen zu haben scheint , streckt gegen Indien und Tübet gleichsam zwei Arme aus, die Himalaya- und Kuenlun-Kette, und bildet eine Bifurcation der Spalte, auf der die Gebirgsmassen emporgestiegen sind. Der Kuenlun kann also wie ein anschaarendes Trumm des Himalaya betrachtet werden. Der Zwischenraum (Tübet und Katschi) ist durch viele Klüfte in mannigfaltiger Richtung zerrissen. Diese Analogie mit den gemeinsten Erscheinungen der Gangbildung (schwärmenden Trümmern und Stockwerken) offenbart sich am deutlichsten, wie ich an einem andern Orte entwickelt, in dem langen und schmalen Zuge der Cordilleren des Neuen Continents. Die astronomische Geographie von Inner-Asien liegt noch dergestalt im Argen, (weil man nicht die Elemente der Beobachtungen, sondern nur die Resultate kennt), daß z. B. Taschkend nach Waddington's Karte zu Sultan Baber's Feldzügen 2° östlich vom Meridiane von Samarkand, in der Karte zu Baron Meyendorff's Reise nach Bokhara, im Meridiane von Samarkand selbst liegt. Noch immer fehlen, in diesem neuerlichst von Europäern so oft und mit so vieler Leichtigkeit bereisten Lande, Barometermessungen. Die Fraser'schen Bestimmungen des Siedpunkts (Fraser, Narrat. of a Journey to Khorasan 1825 Appendix, p. 135.) geben für Teheran nach Mayer's Formel 627 Toisen, für Isfahan 688 T., für Schiraz 692 T. Biot's Formel macht die Höhen nur einige wenige Toisen niedriger. Die Resultate, welche die Tafel in der Hertha, 1829, Febr. S. 172. darbietet, gründet sich (nach Dr. Knorre) auf die irrige Voraussetzung, daß die Veränderung der Expansivkraft der Veränderung der Temperatur des Siedpunkts durchaus proportional bleibe. Um die Höhe des Tafellandes von Persien mit andern vergleichen zu können, die nicht Längenthäler zwischen zwei Bergketten bilden, setze ich folgende Höhen hinzu: Inneres von Rußland um Moskau 76 Toisen (nicht 145 Toisen, wie man lange behauptet hat); Ebenen der Lombardei 80 T.; Plateau von Schwaben 150 T.; von Auvergne 174 T.; der Schweiz 220 T.; von Bayern 260 T.; von Spanien 350 T. Der Boden eines Längenthales, das z. B. in der Andes-Kette oft bis 1500 oder 2000 Toisen Höhe über dem Meere liegt, ist Folge der Erhebung einer ganzen Bergkette. Eigentliche Tafelländer von Spanien und Baiern haben sich wahrscheinlich bei Erhebung der ganzen Continental-Masse gehoben. Beide Epochen sind geognostisch sehr verschieden. Die in dem Bergknoten zwischen Kaschmir und Fyzabad zusammenschaarenden Bergsysteme des Kuenlun und Himalaya kann man westlich bis jenseits des Caspischen Meeres, in 45° Länge , verfolgen. So begränzen die Himalaya-Kette gegen Süden: der Bolor, Aktag, Minkbulak und Alatau (zwischen Badakschan, Samarkand und Turkestan); gegen Osten: der Caucasus und das Plateau von Azerbidjan; gegen Westen die große Niederung (Erdsenkung), deren tiefster Kessel die Binnenwasser des Caspischen Meeres und Aral-Sees einnehmen, und in welchem ein beträchtlicher Theil des trocknen Landes (wahrscheinlich über 10000 geograph. Quadratmeilen) zwischen der Kuma, dem Don, der Wolga, dem Jaik, dem Obtschei Syrt, dem See Aksakal, dem untern Sihun und dem Khanat von Khiwa (an den Ufern des Amu-Deria), tief unter der Oberfläche des Oceans liegen. Die Existenz dieser wunderbaren Erdsenkung ist der Gegenstand mühevoller barometrischer Stations-Nivellirungen zwischen dem Schwarzen und dem Caspischen Meere durch die HH. v. Parrot und Engelhardt; zwischen Orenburg und Guriew am Ausfluß des Jaik durch die HH. v. Helmersen und Hoffmann geworden. Das Tiefland ist mit Tertiär-Formationen gefüllt, aus denen Melaphyre und schlackenartige Trümmer-Gesteine hervorragen; sie bietet dem Geognosten, durch Gestaltung des Bodens, eine bisher einzige Erscheinung auf unserem Planeten dar. Im Süden von Baku und in dem Balchanischen Meerbusen wird diese Gestaltung durch vulkanische Kräfte vielfach verändert. Die Kaiserliche Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg hat vor Kurzem meinem Wunsche Gehör gegeben, an dem zugänglicheren nordöstlichen Saume dieses Kessels, an der Wolga zwischen Kamyschin und Saratow, an dem Jaik, zwischen dem Obtschei Syrt (bei Orenburg) und Uralsk, an der Emba und jenseits der Mugodjarischen Hügelkette (in der sich der Ural südlich verlängert) gegen den See Aksakal und den Sarasu hin, in der Steppe, durch ein fortgesetztes barometrisches Stations-Nivellement, die Lage einer geodetischen Linie zu bestimmen , welche alle Punkte verbindet, die in dem Niveau der Fläche des Oceans liegen. Des muthmaßlichen alten nordöstlichen Zusammenhanges dieser großen westasiatischen Erdsenkung mit dem Ausfluß des Ob und dem Eismeere, mittelst einer Furche durch die Sandwüste Kara-Kum und die vielen Insel-Gruppen der Kirgisen- und Barabinzen- Steppe habe ich bereits oben erwähnt. Ihre Entstehung scheint mir älter als die des Uralgebirges, dessen südliche Fortsetzung man in ununterbrochener Richtung vom Plateau von Guberlinsk bis zum Ust-Urt (zwischen dem Aral-See und dem Caspischen Meere) verfolgen kann. Sollte eine, der Höhe nach hier so unbedeutende Kette nicht gänzlich verschwunden seyn, wenn die große Uralspalte sich nicht später als die Erdsenkung selbst gebildet hätte. Die Epoche der westasiatischen Erdsenkung fällt daher wohl eher mit der Erhebung des Hochlandes von Iran, mit der des Hochlandes von Central-Asien auf dem der Himalaya, der Kuenlun, Thianschan und alle älteren ostwestlich gerichteten Bergsysteme ruhen, vielleicht auch mit der Erhebung des Caucasus und des Gebirgsknotens von Armenien und Erzerum zusammen. In keinem andern Theile der Welt (selbst das südliche Afrika nicht ausgenommen) ist eine Erdmasse von solcher Ausdehnung und Höhe aufgetrieben worden, als in Inner-Asien. Die Hauptaxe dieser Anschwellung, welche wahrscheinlich dem Ausbruche von Ketten auf ostwestlichen Spalten vorherging, ist von SW. gegen NO. gerichtet, vom Gebirgsknoten zwischen Kaschmir, Badakschan und dem Tsungling (wie vom Caylasa und den heiligen Seen , in Tübet) gegen die Schneegipfel des Inschan und Khingkhan hin . Die Erhebung einer solchen Masse konnte allein schon Ursach einer Erdsenkung werden, von der gegenwärtig vielleicht nicht über die Hälfte mit Wasser gefüllt ist, und die, seit ihrer Entstehung, sich durch unterirdische Kräfte so mannigfaltig modificirt hat, daß nach den, durch Professor Eichwald gesammelten Traditionen der Tartaren das Abscharonsche Vorgebirge, bei Baku, einst mit dem gegenüberliegenden östlichen Truchmenen-Ufer des Caspischen Meeres durch einen Isthmus zusammenhing. Die großen Seen, welche sich am Fuße des europäischen Alpengebirges gebildet haben, sind eine der Caspischen Niederung analoge Erscheinung, und in Senkung des Bodens wohl gleichen Ursprungs. Wir werden bald sehen, daß hauptsächlich in dem Umkreise dieser Niederung, also da, wo der Widerstand geringer war, sich die frischen Spuren vulcanischer Wirkungen zeigen. Immer im Osten des Pariser Meridians gerechnet. Durch ein barometrisches Stations-Nivellement, welches, bei sehr strenger Winterkälte, während der Expedition des Obristen Berg vom Caspischen Meere bis zum westlichen Ufer des Aral-Sees bei dem Golf Mertwuy Kultuk durch die Schiffscapitaine Duhamel und Anjou ausgeführt wurde, fand sich der Wasserspiegel des Aral 117 englische Fuß höher, als der Spiegel des Caspischen Meeres. Ligne de sonde. Es ist bereits dieser Arbeit in der Rede erwähnt, welche ich in der außerordentlichen öffentlichen Sitzung der Petersburger Academie, am 16. Nov. 1829 gehalten habe. Die Seen Manasa und Rawan Rhad. Manasa, auf Sanscrit, Geist; Manasaro-wara, wie der östlichste der beiden Seen ebenfalls genannt wird, heißt wörtlich: Ehren-Seen-Trefflichster. Der westliche See wird Rawanahrada, oder Rawana- See genannt, nach dem bekannten Heros aus dem Ramajana. (Bopp.) Diese Richtung der Erhebungsaxe von SW. gegen NO. zeigt sich auch jenseits des 55sten Breitengrades in dem Contraste zwischen dem Tieflande des westlichen Sibiriens und dem mit Gebirgsketten gefüllten östlichen Sibirien, zwischen dem Meridiane von Irkutzk, dem Eismeer und dem Okhotskischen Meerbusen. Herr Dr. Erman hat im Aldanischen Gebirge bei Allachjuna, Gipfel von 5000 Fuß Höhe gefunden (Berghaus, Annalen, T. I. S. 599.). Nördlich vom Kuenlun (der Nordtübetanischen Kette) und westlich vom Meridiane von Peking sind die, zugleich der Höhe und Ausdehnung nach, wichtigsten Theile der Anschwellung des Bodens: 1) Im Osten des Bergknotens von Kukhunor, der Raum zwischen Turfan, Tangut, der großen Beugung des Gelben Flusses, dem Gardjan (Klapr. Tabl. hist. p. 97.) und der Kingkhan-Kette, ein Raum, der die große Wüste (Gobi) umschließt; 2) das Hochland zwischen den Schneebergen Khangai und Tangnu, zwischen den Quellen des Jenisei, der Selenga und des Amur; 3) im Westen das Gebiet am oberen Laufe des Oxus (Amur) und Jaxartes (Sihun) zwischen Fyzabad, Balkh, Samarkand und dem Alatau (bei Turkestan), westlich vom Bolor (Belut-tagh). Die Erhebung dieses Querjochs hat in dem Boden des großen Längenthals von Thianschan Narlu, zwischen dem zweiten und dritten ostwestlichen Bergsysteme (zwischen dem Himmelsgebirge und dem Kuenlun) eine Contre-pente (Abdachung von Westen gegen Osten) verursacht, während daß im Dzungarischen Längenthale (Thianschan Pelu), zwischen dem Himmelsgebirge und dem Altai, eine allgemeine Abdachung von Osten nach Westen herrscht. Die Lage des Berges (Aral-Tübe), der ehemals Feuer ausgeworfen hat, und dessen Existenz ich aus den Itinerarien des Obristen Gens habe kennen gelernt, gewinnt an Interesse, wenn man sie mit der Lage der zwei Vulkane Peschan und Hotscheu, am nördlichen und südlichen Abhange des Himmelsgebirges, der Solfatara von Urumtzi und der heißen, Salmiak-Dämpfe ausstoßenden, Klüfte unfern dem See Darlai vergleicht. Diese letzteren Punkte haben wir durch die Untersuchungen von Klaproth und Abel Remusat seit mehr als 6 Jahren kennen gelernt. Der Vulcan (Br. 42° 25' oder 42° 35') zwischen Korgos, nahe am Ili-Fluß, und Kutsche, gehört der Kette des Thianschan oder Himmelsgebirges an; wahrscheinlich ist er am nördlichen Abhange der Kette, 3° östlich vom See Issikul oder Temurtu, ausgebrochen. Er wird von chinesischen Schriftstellern Peschan, der weiße Berg, auch Hoschan, und Agie (der Feuerberg) genannt . Ob der Name Peschan ausdrückt, daß sein Gipfel in die ewige Schneelinie reicht (was die Höhe des Berges wenigstens im Minimum bestimmen würde), oder ob er nur die fernleuchtende Farbe eines mit auswitternden Salzen, Bimstein und vulcanischer Asche bedeckten Berges bezeichnet, ist ungewiß. Ein chinesischer Bericht aus dem 7ten Jahrhundert sagt: "Zweihundert Li (das heißt 15 geogr. Meilen) gegen Norden von der Stadt Khueithsu (dem jetzigen Kutsche) Br. 41° 37' L. 80° 35', nach den astronomischen Bestimmungen der Missionare im Eleuten- Lande) erhebt sich der Peschan, welcher ununterbrochen Feuer und Rauch ausstößt. Von daher kommt der Salmiak: auf einer Seite des Feuerberges (Hoschan) brennen alle Steine, schmelzen, und fließen einige Zehner von Li weit. Die geschmolzene Masse erhärtet beim Erkalten. Die Anwohner gebrauchen sie als Heilmittel in Krankheiten . Man findet auch Schwefel." Herr Klaproth bemerkt, daß der Berg jetzt Khalar heißt, und daß nach dem Berichte der Bukharen, welche Salmiak (chinesisch: nao-scha; persisch: nuschader) nach Sibirien bringen, der Berg südlich von Korgos so reich an diesem Salze ist, daß die Landeseinwohner oft dem Kaiser von China ihren Tribut in Salmiak bezahlen. In einer neuen, in Peking 1777 erschienenen Beschreibung von Central-Asien wird gesagt: "Die Provinz Kutsche bringt Kupfer, Salpeter, Schwefel und Salmiak hervor. Der letztere kommt von einem Salmiak-Berge, nördlich von der Stadt Kutsche, der voller Höhlen und Klüfte ist. Im Frühjahr, im Sommer und im Herbste sind diese Oeffnungen voll Feuer, so daß bei Nacht der ganze Berg wie durch Tausende von Lampen erleuchtet scheint. Niemand kann sich dann demselben nähern. Nur im Winter, wenn der viele Schnee das Feuer gedämpft hat, gehen die Eingebornen an die Arbeit, und zwar ganz nackt, um den Salmiak zu sammeln. Das Salz findet sich in den Höhlen in Form von Stalactiten, und ist daher schwer abzulösen." Der ältere, im Handel bekannte, Name, Tartarisches Salz, für Salmiak, hätte längst die Aufmerksamkeit auf die vulcanischen Phänomene von Inner-Asien leiten können. Klaproth a. a. O. p. 110. Id. Mem. rel. a l'Asie, T. II. p. 358. Abel Remusat, Journ. asiat. T. V. p. 45. Id. Descr. de Khoten, T. II. p. 9. Die Nachrichten von Klaproth sind die vollständigsten, und vorzüglich aus der Geschichte der Dynastie der Ming entlehnt. Hr. Abel Remusat hat mehr aus der japanischen Uebersetzung der großen chinesischen Encyclopädie geschöpft. Die Wurzel Ag, die man in Aghie wieder findet, soll, nach Klaproth, im Hindostanischen Feuer bedeuten. Südlich von Peschan um Khotan, welches schon zu Thianschan-Narlu gehört, wurde allerdings, selbst vor unserer Zeitrechnung , Sanscrit, oder eine dem Sanscrit sehr verwandte Sprache, gesprochen, aber im Sanscrit selbst würde ein Feuerberg Agni-giri heißen. Aghie ist, nach Hrn. Bopp, kein Sanscrit-Wort. Wohl nicht die Lava, sondern die auf der Lava auswitternden Salzrinden. Cordier, in seinem Briefe an Abel-Remusat, sur l'existence de deux Volcans braulans dans la Tartarie centrale, nennt den Peschan eine Solfatara, ähnlich der von Puzzol . In dem Zustande, in welchem ihn das eben genannte chinesische Werk beschreibt, mag er wohl nur den Namen eines ausgebrannten Vulcans verdienen, obgleich Feuer-Erscheinungen den von mir gesehenen Solfataren (Puzzol, die Crater des Pic von Teneriffa, des Rucu-Pichincha und des Vulcans von Jorullo) fehlen; aber ältere Berichte chinesischer Geschichtschreiber (welche die Heereszüge des Hiungnu im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung erzählen) sprechen von geschmolzenen Steinmassen, die meilenweit fließen; Ausbrüche von Lavaströmen sind hier nicht zu verkennen. Der Salmiak-Berg zwischen Kutsche und Korgos war also einst ein thätiger Vulcan im engsten Sinne des Worts, ein Vulcan, der Ströme von Lava ergoß, im eigentlichen Centrum von Asien, am nächsten einem Meere: gegen Westen dem Caspischen in 300 geogr. Meilen; gegen Norden dem Eismeer in 375 Meilen; gegen Osten dem Stillen Meere in 405 Meilen; gegen Süden dem Indischen Ocean in 330 Meilen Entfernung. Es ist hier nicht der Ort, die Art der Einwirkung der Meeres-Nähe auf die vulcanischen Processe zu discutiren; wir machen hier nur auf die geographische Lage der Vulcane von Inner-Asien und ihre gegenseitige Beziehung aufmerksam. Die Entfernung des Peschan von irgend einem großen Meere ist zwischen drei und vier hundert geographischen Meilen! Bei meiner Rückkehr aus Mexico haben berühmte Geognosten ihr Erstaunen darüber geäußert, von dem vulcanischen Ausbruch in der Ebene des Xorullo und dem noch thätigen Vulcan von Popocatepetl zu hören, und doch ist der erstere nur 22, und der zweite nur 32 geogr. Meilen vom Meere entfernt. Der rauchende Kegelberg Gebel Koldagi in Kordofan, von dem Rüppel in Dongola hörte, liegt 112 geogr. Meilen vom Rothen Meere entfernt , und dieß ist doch nur der dritte Theil der Entfernung des Peschan (der seit 1700 Jahren Lavaströme ausstieß) vom Indischen Ocean. Wir werden am Schlusse dieser Abhandlung der neueren Eruption des Pic von Tolima, in der Andes-Kette von Neu- Granada, erwähnen, der Eruption eines Reihen-Vulcans, welcher der dem Meere ferneren Andes-Kette, (der Central-Kette östlich vom Cauca), nicht der westlichen Kette, welche das Platin- und Goldreiche Choco, (den columbischen Ural) begränzt, zugehört. Die Behauptung, daß die Andes keine thätigen Vulcane darbieten, wo sie sich vom Meere zurückziehen, ist keinesweges begründet . Das ostwestliche Gebirgssystem von Caracas, die Kette des Littorals von Venezuela, wird durch gewaltige Erdbeben erschüttert, hat aber eben so wenig Oeffnungen, die mit dem Innern der Erde in permanenter Verbindung stehen und Lava ergießen, als die Himalaya-Kette, die vom Bengalischen Meerbusen nicht viel über 100 geogr. Meilen entfernt ist, oder die Gates, die man fast eine Littoral-Kette nennen darf. Wo Trachyte bei Erhebung der Bergketten nicht haben durchdringen können, da fehlen die Klüfte; da sind die Wege nicht eröffnet, durch welche die unterirdischen Mächte permanent an der Oberfläche thätig werden können. Das merkwürdige Verhältniß noch thätiger Vulcane zur Meeresnähe, welches im Allgemeinen nicht geläugnet werden kann, scheint sich nicht sowohl auf chemische Einwirkung des Wassers zu gründen, als auf Configuration der Erdrinde, auf den Mangel von Widerstand, welchen in der Nähe der Meeres-Becken die gehobenen Continental-Massen den elastischen Flüssigkeiten und dem Hervordringen des Geschmolzenen im Innern des Planeten entgegenstellen. Wo durch alte Revolutionen eine Zerklüftung der Erdrinde, fern vom Meere, begründet worden ist, können sich ächt vulcanische Erscheinungen offenbaren, wie im alten Lande der Eleuten und südlich vom Himmelsgebirge bei Turfan. Meeres-Ferne ist bei thätigen Vulcanen wohl nur darum seltner, weil da, wo der Abfall der Continental-Massen in ein tiefes Meeres-Becken fehlt, ein seltner Zusammenfluß von Umständen dazu gehört, um eine permanente Verbindung zwischen dem Innern und der Atmosphäre zu erlauben, um Oeffnungen zu bilden, die wie intermittirende Thermal-Quellen, (statt Wasser) Gas und flüssige Erdoxyde (Laven) periodisch ergießen. Journ. asiat. T. V. (1824) p. 44--50. Die Entfernung des Peschan vom Aral-See ist 225 geogr. Meilen, wenn man nach Hrn. Lemm's (des Astronomen der letzten Berg'schen Expedition) Beobachtung von Mondsternen , das westliche Ufer des Aral-Sees (in Br. 45° 38' 30") zu 56° 8' 59" Länge setzt. Dieß ist die einzige genaue astronomische Beobachtung, die je am Aral-See gemacht worden ist. Die Position des Vulcans von Peschan ist auf Aksu bezogen, und letztere Stadt wird mit den Missionaren in 76° 47' Länge angenommen. Malte-Brun, Annal. des Voyages, 1824, Nov. p. 282. Auch östlich vom Peschan (dem eleutischen Mont- Blanc) ist der ganze nördliche Abfall des Himmelsgebirges voll vulcanischer Erscheinungen. "Man kennt dort Laven und Bimstein, ja große Solfataren, die man brennende Orte nennt. Die Solfatara von Urumtzi hat 5 geographische Meilen im Umfange; sie bedeckt sich im Winter nie mit Schnee, und ist wie mit seiner Asche gefüllt. Wirft man in diesen Kessel einen Stein, so erheben sich Flammen und langdauernder schwarzer Rauch. Vögel wagen nicht über solche brennende Orte hinweg zu fliegen." Westlich vom Vulcan Peschan, in einer Entfernung von 45 geograph. Meilen, liegt ein See , von ziemlich beträchtlichem Umfange, und dessen chinesische, kirgisische und kalmückische Benennungen warmes, salziges und eisenhaltiges Wasser andeuten. Er ist, nach Pansner's Karten von Inner-Asien, 17 bis 18 geogr. Meilen lang, und 6 bis 7 breit; er heißt kalmückisch Temurtu (der eisenhaltige); kirgisisch Tuzkul oder chinesisch Yanhai (der salzige); chinesisch Jchai, oder türkisch Issikul (der warme). Klaproth, Mem. T. II. p. 358. 416., T. III. p. 299.; Hr. Abel Remusat hält den Balkasch für den warmen See der Chinesen (Journ. asiatiq. T. V. p. 45. note 2.). Uebersteigen wir die vulcanische Kette des Himmelsgebirges, so finden wir vom See Issikul, dessen so oft in den Itinerarien, die ich gesammelt, erwähnt wird, und vom Feuerberge Peschan gegen OSO, den Vulcan von Turfan, den man auch den Vulcan von Ho-tscheu (d. h. den Vulcan der Feuerstadt) nennen kann, denn er liegt dieser Stadt am nächsten . Dieses Feuerberges hat Hr. Abel Remusat in seinem Werke über Khoten und in seinem Briefe an Cordier umständlich gedacht . Es wird keiner geschmolzenen Steinmassen (Lavaströme) wie beim Peschan erwähnt, aber "eines unterbrochen ausströmenden Rauchs, der bei Nacht, wie eine Fackel, röthlich leuchtet. Man holt den Salmiak von diesem Feuerberge nur mit Schuhen die dicke hölzerne Sohlen haben; lederne würden schnell bei Berührung des Bodens verbrennen." Der Salmiak im Vulcane von Hotscheu wird nicht bloß als Beschlag und Rinde, wie er sich aus den aufsteigenden Dämpfen niederschlägt, gesammelt: die chinesischen Documente reden auch von einer "grünlichen Flüssigkeit, die man in Höhlungen sammelt, und aus der durch Sieden und Verdampfung das Salz nao-scha (Salmiak) in der Form kleiner Zuckerhüte von großer Weiße und Reinheit abgeschieden wird." Die jetzt zerstörte Stadt Ho-tscheu lag 1 [Formel] geogr. Meilen östlich von Turfan. L. c. p. 46. Id. Descr. de Khoten, p. 10--91. Abel Remusat nennt den Vulcan Peschan (nördlich von Kutsche) Vulcan von Bisch-balik. Denn zur Zeit der Hiungnu hieß das ganze Land zwischen dem nördlichen Abfall des Himmelsgebirges und der kleinen Bergkette Tarbagatai Bischbalik. Die eben genannten beiden Vulcane, der Peschan und der Vulcan von Hotscheu oder Turfan, liegen fast in ostwestlicher Richtung 105 geogr. Meilen von einander entfernt. Kaum 30 Meilen westlich vom Meridiane des Hotscheu, am Fuße der colossalen Bogdo-Oola erscheint die große Solfatara von Urumtzi. Von da noch 45 Meilen weiter in NW., in einer Ebene nahe am Flusse Khobok, der sich in den kleinen See Darlai ergießt, erhebt sich ein Hügel, "dessen Gesteinklüfte sehr heiß sind, doch ohne Rauch (sichtbare Dämpfe) auszustoßen. In diesen Gesteinklüften sublimirt sich der Salmiak zu so fester Rinde, daß man, um sie zu sammeln, das Gestein selbst abschlagen muß." Dieß sind die bisher bekannten vier Orte Peschan, Ho-tscheu, Urumtzi und Khobok, welche die unwidersprechlichsten vulcanischen Erscheinungen im Innern von Asien darbieten, ungefähr 75--80 geogr. Meilen südlich von dem Punkte der chinesischen Dzungarei, wo ich mich im Anfang des vorigen Jahres befand. Wirft man einen Blick auf die Karte, die ich entworfen (Taf. III. dieses Hefts), so sieht man, daß der kegelförmige Inselberg (Aral-tube) im See Alakul, der noch in historischen Zeiten Feuer ausgeworfen hat, und dessen die in Semipolatinsk gesammelten Itinerarien erwähnen, in dasselbe vulcanische Gebiet von Bischbalik fällt. Dieser Inselberg liegt westlich von den Salmiakhöhlen von Khobok, nördlich von dem Peschan, der noch leuchtet und einst Lava ausstieß; von beiden Punkten ungefähr gleich weit (45 Meilen) entfernt. Vom See Alakul bis zum Dzayzang-See, wo die Russischen Cosacken von der Irtisch- Linie das Recht der Fischerei auf chinesischem Territorium, durch Connivenz der Mandarinen, ausüben, sind noch 38 Meilen. Der Tarbagatai, an dessen Fuß die chinesisch-mongolische Stadt Tschugutschak liegt, und zu dem vor drei Jahren Ledebour's Begleiter, der thätige und gelehrte Dr. Meyer, vergebens seine naturhistorischen Untersuchungen auszudehnen strebte, zieht sich südwestlich vom Dzayzang-See gegen den Alakull hin . So lernen wir also in Inner-Asien, drei- bis vierhundert geogr. Meilen von den Meeres-Küsten entfernt, ein vulcanisches Gebiet von mehr als 2500 Quadratmeilen kennen. Es füllt die halbe Breite des Längenthals zwischen dem ersten und zweiten Bergsysteme aus. Der Hauptsitz der vulcanischen Wirkung scheint das Himmelsgebirge selbst zu seyn. Vielleicht ist der dreigipflige Coloß Bogdo-Oola ein Trachytberg, wie der Chimborazo. Gegen Norden, gegen den Tarbagatai, und den See Darlai hin, werden die Wirkungen schwächer; doch haben wir, Herr Rose und ich, auch schon im südwestlichen Abfall des Altai, an einem glockenförmigen Hügel bei Ridderski, und nahe am Dorfe Bulatschicha weiße Trachyte gefunden. Ich will keinen Zweifel über die Existenz der zwei nahen Seen Alakull und Alaktugul äußern; aber sonderbar ist es immer, daß die viel gereisten Tartaren und Mongolen, welche man in Semipolatinsk befragen konnte, nur den Alakull kennen, und vorgeben, der Alaktugul sey aus Namensverwechslung entstanden. Pansner in der russischen Karte von Inner-Asien, die nördlich vom Ili-Fluß alles Vertrauen verdient, läßt den Alakul, (eigentlich wohl Ala-ghul, bunter See), durch 5 Kanäle mit dem Alaktugul zusammenhängen. Vielleicht ist der Isthmus ein Moorboden und daraus die Sage von der Existenz eines einzigen Sees entstanden. Der Professor Kasimbek (ein geborner Perser) in Kasan behauptet, tughul sey eine tartarisch-türkische Negation, und Alatugul bedeute der nicht bunte See, wie Ala-taughul der See mit dem bunten Berge. Vielleicht bezeichnen Alakul und Alataugul nur See in der Nähe des Alatau, eines Gebirges, dessen Erstreckung von Turkestan nach der Dzungarei wir oben entwickelt haben. In der kleinen Karte, welche die Englischen Missionare vom Caucasus herausgegeben haben, fehlt der Alakull, und man findet auf derselben bloß eine Gruppe von drei Seen, Balkasch, Alaktugul und Kurghi. Die Meinung, daß die Nähe großer Seen bei den Meeresfernen Vulcanen Inner-Asiens wie der Ocean selbst wirke, ist übrigens ungegründet. Der Vulcan von Turfan ist von ganz unbeträchtlichen Lachen umgeben, und (wie bereits oben bemerkt) der See Temurtu oder Issikul, der nicht zweimal so groß als der Genfer See ist, liegt noch volle 25 geogr. Meilen vom Vulcane Peschan entfernt. Von dem Himmelsgebirge gehen mächtige Erdstöße zu beiden Seiten, südlich und nördlich, aus. Die Stadt Aksu ist im Anfange des vorigen Jahrhunderts durch solche Erschütterungen völlig zerstört worden. Hr. Profess. Eversmann in Casan, dessen wiederholte Reisen uns das Tiefland der Bukharei aufgeschlossen, hörte von seinem tartarischen Bedienten, welcher genau die Gegend zwischen den Seen Balkasch und Alakull kannte, daß Erdbeben auch um diese Seen sehr häufig wären. Im östlichen Sibirien, nördlich vom Parallel des 50sten Grades , scheint das Centrum des Erschütterungs-Kreises Irkutzk und das tiefe Becken des Baikal-Sees zu seyn, wo auf dem Wege nach Kiachta, besonders an der Djida und dem Tschikoi Basalt mit Olivin und zelligem Mandelstein, mit Chabasie und Apophyllit vorkommen . Als im Februar des Jahres 1829 Irkutzk durch heftige Erdstöße litt, erfolgten im April auch Erschütterungen in Ridderski, die man heftig in der Grube spürte. Dieser Punkt des Altai ist aber die äußerste Gränze des Erschütterungs-Kreises; weiter gegen Westen in der Sibirischen Ebene, zwischen dem Altai und dem Ural, wie in der langen Kette des Urals selbst, sind bisher keine Erdstöße gefühlt worden. Der Vulcan Peschan, der Araltube (westlich von den Salmiakhöhlen von Khobok), Ridderski und der metallreiche Theil des Kleinen Altai liegen meist in einer Richtung, die wenig von der des Meridians abweicht. Sollte vielleicht der Altai auch mit in den Erschütterungs-Kreis des Himmelsgebirges fallen, und sollten die Erdstöße des Altai, statt bloß von Osten (vom Baikal-Becken), auch von Süden, von dem vulcanischen Gebiete von Bischbalik kommen? Es ist in dem Neuen Continente an mehreren Punkten sehr klar, daß Erschütterungs-Kreise sich schneiden, d. h. daß eine und dieselbe Gegend periodisch von zwei verschiedenen Seiten her Erdstöße empfängt. Dr. Heß, Adjunct der kaiserl. Academie zu St. Petersburg, der von 1826 bis 1828 sich am Baikal und südöstlich vom Baikal aufhielt, macht uns Hoffnung zu einer geognostischen Beschreibung eines Theils des von ihm bereisten merkwürdigen Landes. Er hat bei Werchni Udinsk Granit mehrmals mit Conglomerat wechseln gesehen. S. seine vor Kurzem erschienene Vorlesung, vom 16. Nov. 1829. Das vulcanische Gebiet von Bischbalik liegt im Osten der großen Erdsenkung der alten Welt. Bukharische Reisende erzählen in Orenburg, daß bei Sussac im Karatau, der mit dem Alatau gleichsam ein Vorgebirge (nördlich von der Stadt Taraz oder Turkestan) am Rande der Einsenkung bildet, heiße Quellen ausbrechen. Gegen Süden und Westen des innern Beckens finden wir zwei noch thätige Vulcane, den Demavend (von Teheran aus sichtbar) und den Seiban Dagh, am See Wan, der mit glasigen Laven, wie der Gipfel des Ararat bedeckt ist. Die Trachyte, Porphyre und heißen Quellen des Caucasus sind bekannt. Auf beiden Seiten des Isthmus, zwischen dem Caspischen und Schwarzen Meere brechen Naphta-Quellen und Koth-Vulcane (Salsen) aus. Der Koth-Vulcan auf Taman, dessen letzte Feuer-Auswürfe von 1794 Pallas, Parrot und Engelhardt nach tartartischen Zeugnissen beschrieben haben, ist nach Hrn. Eichwald's sehr treffender Bemerkung "ein Gegenstück zu Baku und der ganzen Abscheron'schen Halbinsel. Die Ausbrüche zeigen sich da, wo die vulcanischen Kräfte den geringsten Widerstand finden. Am 27. November 1827 erfolgte unter schrecklichem Krachen und Erdbeben bei dem Dorfe Gokmali (in der Provinz Baku), drei Meilen vom westlichen Ufer des Caspischen Meeres, eine Feuer-Eruption mit Steinauswürfen begleitet. Eine Fläche, die 200 Faden lang und 150 Faden breit war, brannte 27 Stunden lang ununterbrochen, und erhob sich über das Niveau der umliegenden Gegend. Nachdem die Flammen erloschen waren, brachen Wassersäulen aus, die noch jetzt (gleichsam wie artesische Brunnen) fließen . Ich freue mich, hier bemerken zu können, daß Eichwald's Periplus des Caspischen Meeres, welcher bald erscheinen wird, überaus wichtige physikalische und geognostische Beobachtungen enthält namentlich über den Zusammenhang der Feuer-Ausbrüche mit Entstehung von Naphta-Quellen und Steinsalz-Flötzen, über weit geschleuderte Kalkstein- Blöcke, über noch fortdauernde Hebung und Senkung des Caspischen Meeresbodens, über den Durchbruch der schwarzen, zum Theil schlackenartigen, granathaltigen Porphyre (Melaphyre) durch Granit, röthlichen Quarzporphyr, sehr schwarzen Syenit und Kalkstein, im Krasnowodskischen Gebirge am Balchanischen Meerbusen, nördlich von dem alten Ausflusse des Oxus (Amu-Deria). So lernen wir verstehen durch die geognostische Schilderung der Ostküste des Caspischen Meeres (wo die Insel Tschebekan Naphta-Quellen, wie Baku und wie die Inseln zwischen Baku und Salian) darbietet, welche krystallinischen Felsarten unter den Flötzgebirgen der, in fortdauerndem Entzündungs-Processe begriffenen, Halbinsel Abscheron versteckt liegen, und sich nicht haben bis zu Tage empor heben können. Die Porphyre des Caucasus, von WNW. in OSO. streichend (dieser Lage und Richtung habe ich schon oben wegen des muthmaßlichen Zusammenhangs mit der Spalte des Himmelsgebirges erwähnt) zeigen sich wieder, alles durchbrechend, fast mitten in der großen Senkung der Alten Welt, östlich vom Caspischen Meere, in den Krasnowodkischen und Kurreh-Gebirgen. Neuere Erfahrungen und die Tradition der Tartaren lehren, daß wo jetzt Naphta-Quellen fließen, ihrem Ergießen Feuer- Ausbrüche vorhergingen. Viele Salzseen an beiden gegenüberstehenden Ufern des Caspischen Meeres haben eine hohe Temperatur, und Steinsalzstöcke in der Nähe von Naphtha-Quellen, mit Erdpech durchzogen, bilden sich (wie Hr. Dr. Eichwald sehr scharfsinnig sagt) "durch plötzliche vulcanische Wirkungen (wie am Vesuv , in den Cordilleren von Südamerika und in Azerbidjan), oder gleichsam unter unseren Augen durch langsame Erhitzungsprozesse." Auf den Zusammenhang der vulcanischen Kräfte mit den, so viele und verschiedenartige Flötzformationen durchdringenden, anhydrischen Steinsalzmassen hat Leop. v. Buch längst aufmerksam gemacht. Die Höhe des Ararat ist nach Parrot 2700 Toisen, die des Elbrusz, nach Kupffer, 2560 T. über dem Ocean. Biene des Nordens, 1828, No 12. Ich erinnere an die lebendige Beschreibung der Melaphyre bei Friedrichroda im Thüringer Wald-Gebirge in v. Buch Geognostischen Brief. S. 205. Auch die Kuppe des metallreichen Kegels von Potosi ist ein Porphyr mit Granaten, wie ich auch in den Trachyten von Itzmiguitzan im Mexicanischen Plateau und in den schlackenartigen schwarzen Trachyten vom Yana- Urcu, am Fuße des Chimborasso, Granaten gefunden habe. Annales du Musee 5me annee, No. 12. p. 436. Bei einem Ausbruche des Vulcans im J. 1805 habe ich (mit Hrn. Gay- Lussac) kleine Gangtrümmer von Steinsalz in der frisch erkalteten Lava gefunden. Auch in der Nähe des vulcanischen Himmelsgebirges, nördlich von Aksu, zwischen der Wache Turpa Gad und dem Gebirge Arbad, geben meine Tartarischen Itinerarien Steinsalz an. Alle diese Erscheinungen geben einer Beobachtung, die ich an den Ufern der Südsee bei Huaura (zwischen Lima und Santa) zu machen Gelegenheit hatte einige Wichtigkeit. Trachyt-Porphyre, dem Phonolith sehr ähnlich, ragen dort als Felsgruppen aus den ungeheuren Steinsalzmassen, die (wie in den Afrikanischen Wüsten und in der Kirgisen- Steppe bei Iletzki Satschita) zu Tage steinbruchartig bearbeitet werden, hervor. Als stete Folge vulcanischer Erscheinungen begleiten auch Metallbildungen die Entstehung des Steinsalzes, freilich im Ganzen nur sparsam, aber mannigfaltig z. B. Schwefel und Kupferkies, Spath- Eisenstein und Bleiglanz, letzterer in beträchtlichen Massen und etwas silberhaltig, in Süd-Amerika, in der peruanischen Provinz Chachapoyas am westlichen Abhange der Cordilleren, da wo die Flüsse Pilluana und Guallaga eine Meile lang ein Steinsalzflötz durchbrechen. Solche Betrachtungen schließen nicht die Annahme einer andern Entstehung von Salzbänken, durch gewöhnliche Verdünstung in die Atmosphäre, wie in den großen gesättigten Salzseen zwischen dem Jaik und der Wolga (in der Inneren Steppe) aus. Humb. Essai geognost. p. 251. Wir haben oben gesehen, daß Erschütterungs-Kreise, deren Mittelpunkte der Baikal-See oder die Vulcane des Himmelsgebirges sind, sich in das westliche Sibirien nur bis zum westlichen Abfall des Altai erstrecken und den Irtysch oder den Meridian von Semipolatinsk nicht überschreiten. Im Ural-Gürtel fühlt man keine Erdstöße, dort fehlen auch olivinhaltige Basalte, eigentliche Trachyte und heiße Mineral-Quellen, trotz des vielen Metallreichthums der Gebirgsarten . Der Erschütterungs-Kreis, der Azerbidjan, die Halbinsel Abscheron oder den Caucasus umgiebt, erstreckt sich oft bis Kislar und Astrakhan. Dagegen hat der südliche Abhang des Kleinen Altai eine heiße Quelle in der Nähe des Dorfes Fykalka, 40 Werste von der Quelle der Katunja (Ledebour, T. II. S. 521.). So der Rand der großen Erdsenkung im Westen. Richten wir unsern Blick vom Caucasischen Isthmus gegen N. und NW., so gelangen wir in das Gebiet der großen Flötz- und Tertiär-Gebilde, die das südliche Rußland und Polen füllen. Auch hier deuten Pyroxen-Gesteine, den rothen Sandstein von Jekaterinoslaw durchbrechend , Erdpech und mit Schwefelwasserstoffgas geschwängerte Quellen darauf hin, daß unter den Sediment- Gebilden andere Massen versteckt liegen. Bedeutsam ist es wohl auch, daß in dem Serpentin- und Grünsteinreichen Uralgürtel, dem Scheidegebirge von Europa und Asien, gegen das südliche Ende hin, bei Grasnuschinskaja, eine wahre Mandelstein-Formation erscheint. Die Craterländer des Mondes erinnern an die Erdsenkung des westlichen Asiens. Ein so großes Phänomen kann nur durch eine große mächtig wirkende Ursach im Innern der Erde begründet worden seyn. Dieselbe Ursach, durch plötzliches Aufblähen und Senken die Erdrinde gestaltend, hat wahrscheinlich auch durch allmälig fortgesetzte Seitenwirkungen die Klüfte des Ural und Altai mit Metallen gefüllt. Der Goldreichthum an den Wänden der Gangklüfte ist vielleicht durch atmosphärische Einwirkungen , oder durch Mangel an Druck, den die erhitzen Dämpfe erlitten, in den oberen Teufen (im Ausgehenden) größer gewesen, so daß die Zerstörung der obersten Gesteinschichten und Gangmassen den Trümmer-Lagen (sogenannten Goldalluvionen) mehr Metall verleihen konnte, als der jetzige Gangbergbau ahnen läßt. Die Gold-, Platin-, Kupfer- und Zinnoberhaltigen Trümmerlagen sind auf den Höhen des Urals mit denselben fossilen Knochen großer Landthiere der Vorwelt gemengt, welche man im Tieflande von Sibirien, an den Ufern des Irtysch und Tobol findet. Wie diese Vermengung der Rhinoceros-Knochen der Ebene auf die Epochen der Hebung der Uralkette und der Zertrümmerung der Gangmassen deute, kann nicht der Gegenstand dieser Abhandlung seyn. Wir begnügen uns hier nur, in Hinsicht auf die trefflichen Ideen, welche Herr Elie de Beaumont über das relative Alter und den Parallelismus gleichzeitiger Gebirgssysteme neuerdings entwickelt hat, zu bemerken: daß auch in Inner-Asien die vier großen ostwestlichen Ketten einen ganz andern Ursprung, als die nordsüdlichen oder N. 30° W. -- S. 30° O. gerichteten andeuten. Der Uralgürtel, der Bolor (Belur) Tagh , die Malabarischen Gates und der Kingkhan sind wahrscheinlich neuer als die Himalaya- Kette und das Himmelsgebirge. Nicht immer sind ungleichzeitige Systeme räumlich von einander getrennt, wie in Deutschland und dem größeren Theile des Neuen Continents. Oft sind Bergketten ( Erhebungsaxen ) von ganz verschiedener Richtung und ganz verschiedenem Alter von der Natur zusammengedrängt, Schriftzügen einer Denktafel ähnlich, die, sich mannigfach durchschneidend, zu verschiedenen Zeiten eingegraben wurden und in sich selbst die Spuren ihres Alters tragen. So sieht man im südlichen Frankreich Ketten und wellenförmige Erhebungen gemengt, von denen einige den Pyrenäen, andere den westlichen Alpen parallel sind . Dieselbe Mannigfaltigkeit der geognostischen Phänomene zeigt sich in dem Hochlande von Inner-Asien, wo einzelne Theile durch rostförmige Vertheilung der Bergsysteme, wie umwallt und geschlossen, erscheinen. Nach den schönen Sammlungen des Ober-Berghauptmanns von Kowalewski. Man muß Berge, wie Conon und Aratus, von Craterländern wie Mare Crisium, Hipparch und Archimedes, unterscheiden, die weit größer als Böhmen sind. Ueber einen solchen Einfluß der Nähe der Atmosphäre auf Veredlung der metallreichen Lagerstätte von Guanaxuato, welche im Anfange dieses Jahrhunderts jährlich über eine halbe Million Mark Silber darbot, S. meinen Essai polit. sur la Nouvelle- Espagne (2. ed.) T. III. p. 195. Auch westlich vom Belur-Tagh, in der Fortsetzung des Himmelsgebirges, d. h. im Ak-Tagh oder Botom, der durch die Asferah-Kette mit dem eigentlichen Himmelsgebirge zusammenhängt, und sich von Khojend südwestlich gegen Samarkand hinzieht, beschreibt der Araber Ibn el Wardi Berge mit Namen Tim, die bei Tage rauchen, bei Nacht leuchten, Salmiak und zadj (wahrscheinlich Alaun) liefern. In der Nähe sind Gold- und Silber-Gruben. S. Operis cosmographici Ibn el Wardi Caput primum, ex cod. Upsal ed. Andreas Hylander (Lond. 1823, p. 352.). Von Lava-Ausbrüchen, wie am Peschan, ist hier freilich keine Rede, doch zweifle ich, daß diese Erscheinungen der Provinz Uratippa bloß brennenden Steinkohlenflötzen (wie im Forez bei St. Etienne, wo auch Salmiak gesammelt wird) zugehören. Der leuchtende Berg Tim erinnert mehr an die Ausbrüche längs dem östlichen Ufer des Caspischen Meeres, z. B. an den rauchenden Berg Abitsche, nahe am Golf von Mangischlak, "wo gebranntes schlackenartiges Gestein den Crater umgiebt." Journ. de la soc. asiatique, 1824, No. 23. p. 295. Auch Ritter hat, wie gewöhnlich, mit Umsicht und Fleiß, Alles gesammelt, was sich auf die Salmiakdampf-aushauchenden Landstrecken (Oschruschna und Botom) in Uratippa und Turkestan bezieht. (Erdkunde, T. II. S. 560.) Elie de Beaumont, Recherches sur les revolutions de la surface du globe, 1830, p. 29. 282. Indem ich Ihnen in dieser Abhandlung, die Sie Ihren schätzbaren Annalen einverleiben wollen, Nachricht über einen bisher unbekannten Vulcan des Alten Continents, den Inselberg, Araltube des Sees Alakull, mittheile, füge ich noch einige Worte über einen neu entstandenen oder vielmehr nach längerer Ruhe wieder erwachten (von neuem thätig gewordenen) Vulcan der Andes-Kette im Neuen Continente hinzu. Als ich diesen Vulcan, der einen hohen mit ewigem Schnee bedeckten abgestumpften Kegel bildet, in der Ebene von Caravajal, bei Ibague zeichnete und trigonometrisch maß , ahnete ich nicht, daß selbst ich noch seine Wiederbelebung erleben sollte. Ich glaubte damals, er sey nur in vorhistorischen Zeiten entflammt gewesen, und würde eben so wenig als die Trachythügel der Auvergne wiederum thätig werden. Den 22. Sept. 1801. Der Form des Pic von Tolima gleicht unter allen Trachyt-Bergen der Andes-Kette und der Mexicanischen Gebirge, die ich gesehen, bloß die Form des Cotopaxi. Ich habe beide abgebildet in: Vues de Cordilieres et Monumens des Peuples indigenes de l'Amerique, Pl. III und IX. Nördlich von dem großen Gebirgsknoten der Quellen des Magdalenen-Stroms, unter 1° 50' N. Br., theilen sich die Andes in drei Zweige, von denen der westlichere, dem Meere am meisten genäherte (Cordillera del Choco), an seinem westlichen Abfall Trümmer-Lagen von Gold und Platin enthält; der mittlere (Cordillera de Quindiu) die Thäler des Cauca und Magdalenen-Stromes trennt; der östlichste (Cordillera de Suma Paz y de Merida) zwischen dem Tafellande von Bogota und den Zuflüssen des Meta und Orinoco sich in nordöstlicher Richtung hinzieht . Von diesen drei mächtigen Zweigen ist der mittlere bis zum Parallel von 5° [Formel] der höchste, und allein mit ewigem Schnee bedeckt. Wo diese Central-Kette gegen den Bergknoten von Antioquia hin an Höhe abnimmt, da fängt die östliche Cordillere (die von Bogota) an, sich bis zur Schneegränze zu erheben, wie in dem Paramo de Chita und der Sierra Nevada de Merida. Diese Alternanz der Höhen, diese Beziehung zwischen den Zweigen eines Stammes deutet vielleicht auf die Wirkung unterirdischer Kräfte, elastischer Flüssigkeiten hin, die durch zwei Spalten (Nebentrümmer) gewirkt haben, sey es bloß den Boden hebend oder trachytische Feuerberge erzeugend, wo der Widerstand am geringsten war. S. mein Tableau geognostique de l'Amerique meridionale im Voy. aux Regions equinox. T. III. p. 203. 204. 207. Diese Verzweigung und Gliederung eines ungeheuren Bergsystems, des ausgedehntesten der Welt, habe ich in einer noch nicht herausgegebenen Karte dargestellt: Esquisse hypsometrique des Noeuds des Montagnes et des Ramifications des Andes depuis le Cap de Horn jusqu'a l'Isthme de Panama et a la Chaeine littorale de Venezuela, eine Karte, deren Stich seit 1827 vollendet ist. Die schneebedeckten Paramos von Tolima, Ruiz und Herveo (Erve) bieten von Santa Fe de Bogota aus, und noch mehr in den zwei Capellen, die in 1688 und 1650 Toisen Höhe an einer Felswand über der Stadt hängen, bei dem Auf- und Untergang der Sonne, ein herrliches Schauspiel dar. Ihr Anblick erinnert an die Ansicht der Schweizer Alpen-Kette, welche man von den Höhen des Jura genießt. Leider! ist die Freude meist von sehr kurzer Dauer, und bei Bestimmung von Höhenwinkeln und Azimuthen wurde ich oft getäuscht, da die Schneeberge, die in einer Entfernung von 22 geogr. Meilen von der Cordillera oriental durch den Magdalenen-Strom getrennt sind, von Wolkenschichten früher bedeckt waren, als ich mit Aufstellung der Instrumente fertig werden konnte. Neben der abgestumpften Pyramide von Tolima erscheinen erst eine Gruppe kleiner Kegel (Paramo de Ruiz) und dann noch nördlicher, wieder bis in die Schneelinie reichend, der lang gedehnte Rücken der Mesa de Herveo. Bisher war der Vulcan von Purace bei Popayan (Br. 2° 19') der letzte thätige Vulcan, den man von Süden nach Norden in der südamerikanischen Andes-Kette kannte, und zur Zeit meiner Reise zeigte selbst dieser Trachytberg, dem alten obsidianreichen Vulcan von Sotara gegenüber (in NO.) keinen eigentlichen Krater, sondern nur kleine Oeffnungen, in denen mit Schwefelwasserstoff geschwängerte Wasser, unter fürchterlichem Getöse, Dämpfe ausstießen . Folgen wir von der Gruppe der Vulcane von Popayan (Purace und Sotara) der Central-Kette gegen Norden, so finden wir, der Reihe nach, in der Richtung N. 20° O., die Schneegipfel und Paramos von Guanacas, Huila, Baraguan und Quindiu. Der letztgenannte Paramo (Br. 4° 35') ist als Paß berühmt, um vom Magdalenen- Thale in das Cauca-Thal, von Ibague nach Carthago zu gelangen. Nordnordöstlich von diesem Paß erhebt sich die Gruppe der Paramos von Tolima und Ruiz, eine Gruppe, durch welche, in SW von der Stadt Honda, also 42 geogr. Meilen von dem Vulcan von Popayan, (fast auf halbem Wege zwischen Popayan und dem Golf von Darien, am Anfange des Isthmus von Panama), das vulcanische Feuer neuerlich wiederum eine Communication mit der Atmosphäre gefunden hat. Im J. 1826, zu einer Zeit, wo Bogota, Honda und die Provinz Antioquia von furchtbaren Erdbeben heimgesucht wurden, sah ein vortrefflicher Beobachter, Boussingault's Reisebegleiter, der Dr. Roulin, von Santana aus , den Pic von Tolima alle Tage rauchen. "Die Eingebornen, schreibt dieser Gelehrte in einem Briefe vom 4. Mai 1829 an die Pariser Academie der Wissenschaften , haben diesen Rauch erst seit dem großen Erdbeben von 1826 bemerkt. Dieses ist also gleichsam das Signal der Entflammung oder vielmehr des Erscheinens vulcanischer Wirkungen an der Oberfläche der Erde gewesen." Vielleicht kann man die Gruppe der beiden Paramos de Tolima und Ruiz als den Mittelpunkt des Erschütterungskreises betrachten, in dessen Gebiete, westlich die Vega de Supia, östlich Honda und selbst die ferne Hauptstadt von Columbien (Santa Fe de Bogota) gelegen sind. Aber Honda (so mannigfaltig und wechselnd sind die unterirdischen Verbindungen längs der alten Spalte, auf der die Andes- Kette hervortrat) leidet bisweilen auch bei den Ausbrüchen des 102 geogr. Meilen südlicher gelegenen Cotopaxi , und der Vulcan von Pasto hat seine Rauchsäule in derselben Stunde verloren , als 75 geogr. Meilen südlicher das fürchterlichste Erdbeben neuerer Jahrhunderte Riobamba zerstörte. Ich habe trigonometrisch die Pyramide von Tolima über 2865 Toisen hoch gefunden; der Berg ist also höher als die Mexicanischen Nevados, und vielleicht der höchste Gipfel des Neuen Continents der nördlichen Hemisphäre, so wie der Sorata, Illimani, und Chimborazo die höchsten Gipfel in der südlichen Hemisphäre sind. Nuestra Sennora de la Guadelupe und N. S. de Monserrate. Die Höhe der Capellen sind über dem Meere gerechnet. (Bogota 1365 Toisen. Diese meine Messung ist durch die neuere von Boussingault genau bestätigt worden.) Tolima, nach meinen Beobachtungen Br. 4° 46', L. 77° 56' (Par. Merid.), wenn ich Santa Fe de Bogota 76° 34' 8" finde (Humb. Rec. d'Observ. astron. T. II. p. 250--261.). Purace und Sotara stehen dem Gebirgsknoten von Los Robles, von dem die oben bezeichnete Tripartition der Kette ausgeht (s. meine Karte des Magdalenen-Stromes, Atlas geogr. Pl. 24.) sehr nahe; doch gehören sie im eigentlichen Sinne des Worts so gut, als die Paramos de Ruiz und Tolima der Central-Kette an. Auch fern am östlichen Abhange der östlichen Cordillera, gegen den Rio Fragua hin (Br. 1° 45'), im Südosten des Vulcans Purace, hat das unterirdische Feuer in einer Ebene, durch einen Hügel, einen Ausweg gefunden, den die Missionare von Rio Caqueta (wenn sie von Timana aus ihre Missionen besuchen) rauchen sehen. Eine Silbergrube, südlich von Mariquita, am östlichen Abhang der Central-Kette. Annal. de Chimie et de Physique, 1829 Dec. p. 415. S. mein Voyage aux Reg. equinox. T. II. p. 15. Am 4. Febr. 1797. Hr. Roulin hat (und diese Thatsache ist sehr merkwürdig) in einer inedirten Historia de la Conquista de Nueva Grenada, welche 1623 abgefaßt wurde, gefunden, daß "am 12. März 1595 der Paramo de Tolima eine große Eruption hatte. Sie kündigte sich durch schreckliche Detonationen an. Aller Schnee des Berges schmolz, wie dieß so oft vor den Eruptionen, die den Kegel durchglühen, am Cotopaxi geschieht. Zwei Flüßchen, welche am Abhange des Tolima entspringen, schwollen furchtbar an, wurden (durch Einsturz von Felsmassen?) in ihrem Laufe gehemmt, brachen dann plötzlich durch, und verursachten eine große Ueberschwemmung, indem sie Bimsteine und Blöcke von ungeheurer Größe mit sich fortrissen. Die Wasser waren verpestet (mit schädlichen Gasarten oder wie im Rio Vinaigre, bei Popayan, mit Schwefel- und Salzsäure angeschwängert?), so daß man lange keine lebendigen Fische darin fand." Ich mache, fügt Hr. Roulin hinzu, darum auf die Existenz dieser Vulcane besonders aufmerksam, weil er wenigstens 40 Lieues von der Küste entfernt und also unter allen thätigen Vulcanen der Meerfernste ist. Der letzteren Behauptung kann ich nicht ganz beipflichten. Der Cotopaxi und der Popocatepetl (um nur amerikanische Vulcane zu nennen) sind weiter von den Küsten entfernt. Zwar ist der Punkt des Littorals von Choco, welcher im Parallel von Tolima liegt, zwischen dem Vorgebirge Charambira und Corrientes nicht mit befriedigender Genauigkeit in der Länge bestimmt, doch kann man, nach vielen Combinationen, annehmen, daß die nächste Küste ungefähr 79° 42' liegt, also ist der Unterschied der Meridiane, der hier zugleich die Meeresnähe des Vulcans vom Tolima ausdrückt: 1° 46' . Kaum ein Paar Meilen nördlich vom Pic von Tolima erhebt sich der Paramo de Ruiz. Mein Freund, Hr. Boussingault, schreibt mir unter dem 18. Juni 1829 aus Marmato bei seiner Rückkunft aus dem Choco, wo er die Platin-Alluvionen untersucht und mir wichtige Vergleichungen mit dem Ural verschafft hat: "Sagen Sie Hrn. Arago, er solle dreist den Paramo de Ruiz unter die Zahl der brennenden (noch thätigen) Vulcane setzen, die er jährlich in dem Annuaire du Bureau des Longitudes aufführt. Dieser Vulcan raucht immerfort, und in dem Augenblick, wo ich diese Zeilen schreibe, unterscheide ich deutlichst die Rauchsäule." Der Paramo de Ruiz, wie man auf meiner Karte des Magdalenen-Stroms sehen kann, liegt kaum 2 Meilen vom Paramo de Tolima entfernt. Hat Hr. Boussingault Ruiz für Tolima geschrieben, oder hat er von Marmato aus die nahe stehenden Gipfel verwechselt? Nach Untersuchungen, die ich zu meiner bereits gestochenen, aber unedirten Carte hydrographique du Choco depuis les 3° [Formel] jusqu'aux 8° [Formel] de latitude angestellt habe. Ich setze vorläufig Novita in 79° 4' westlicher Länge, weil ich zu Carthago 78° 26',39 gefunden habe. In der Provinz Antioquia, Br. 5° 27' südlich von der Vega de Supia, am östlichen Abfall der westlichen Andes-Kette. Die Central-Kette der Andes ist, so weit ich sie verfolgte, zwischen dem Bergknoten von Los Robles und dem Paß von Quindiu mit Granit, Gneis und Glimmerschiefer bedeckt, durchwelche Trachyt-Massen in den hohen Paramos durchgebrochen sind. Salzquellen, Gyps und natürlicher Schwefel liegen mitten in diesen krystallinischen Gebilden . Im Paß von Quindiu, nahe beim Moral (1062 Toisen über dem Meere) fand ich in der Quebrada del Azufral im Glimmerschiefer offene Klüfte, in denen sich natürlicher Schwefel sublimirt hat, und aus denen im October 1801 ein so warmes Gasgemenge ausströmte, daß in der Kluft das Thermometer auf 38°,2 Reaum. stand. Gebückt fühlte ich Kopfschwere und Schwindel. Die Temperatur der Atmosphäre war damals 16°,5; die des kleinen Bachs, der, mit geschwefeltem Wasserstoff geschwängert, von dem Pic von Tolima herabstürzt, 23°,3. Hr. Boussingault hat sich im Frühjahr 1827 zwei Tage im Azufral aufgehalten. "Sie werden mit Interesse erfahren, schrieb er mir aus Ibague, daß in den 26 Jahren, seitdem Sie diese offenen Spalten untersuchten, die unterirdische Wärme auffallend abgenommen hat. In den Spalten steht jetzt das Thermometer nur 15°,2 R., während es in freier Luft im Schatten 18°,6 zeigte. Also hat sich die Wärme der ausströmenden Gasarten um fast 23° R. vermindert." Man hätte vermuthen können, daß die Wiederentzündung des Pic von Tolima den entgegengesetzten Effect in der Quebrada del Azufral hervorbringen und also die Temperatur eher erhöhen, als vermindern würde. Vielleicht aber haben die Erdstöße, welche dem Ausbruch des Vulcans vorhergingen, die früheren Verbindungen mit den Klüften des Azufral abgeschnitten. Am Vesuv sind solche Veränderungen in der Temperatur einer und derselben Spalte wie in der chemischen Natur der ausgehauchten Dämpfe kurz vor und nach einem Ausbruche sehr gewöhnlich. -- Boussingault hat das Gasgemenge, welches den Spalten des Glimmerschiefers von Quindiu entströmt, mit vieler Genauigkeit analysirt, und darin gefunden: Kohlensäure 94 Atmosphärische Luft 5 Schwefelwasserstoff 1 100. Ein solches Gemenge deutet auf das was unter dem sogenannten krystallinischen Urgesteine vorgeht und erklärt hinlänglich den Schwindel, den wir, Hr. Boussingault, Bonpland und ich, in der Mina del Azufral empfanden. Die beigefügte Karte der Bergketten und Vulcane von Inner-Asien ist ein bloßer roher Entwurf, der das Verständniß der Abhandlung erleichtern soll. Als Grundlage haben gedient, so viel es der beschränkte Raum erlaubte: Klaproth und Berthe, Asie (1829); Klaproth, kleine Carte de l'Asie centrale, im 2ten Bande der Memoires relatifs a l'Asie; Pansner, Russische Karte von Inner- Asien; Meyendorff's Reisekarte durch die Bucharei; Waddington's Karte zu den Memoirs von Sultan-Baber; Meyer's Skizze eines Theils der Kirgisensteppe in Ledebour's Reise nach dem Altai; endlich einige in Sibirien gesammelte Manuscripte, Karten und Itinerarien. Die Position der Vulcane von Inner-Asien, welche sorgfältig eingetragen sind, wie die Angaben einiger Höhen über (+) und unter (--) dem Niveau des Oceans, geben vielleicht meinem ersten Entwurfe einer Karte der asiatischen Bergketten einiges Interesse, und unterscheiden es von den edirten Arbeiten. II. Beobachtungen der Inclination der Magnetnadel, gemacht auf einer Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Caspischen Meer von Alexander von Humboldt. Nördl. Breite. Oestl. Länge von Paris. Inclination. Beobachtungstag. 1829. Bemerkungen. Mittel aus 2 Nadeln (Alte Theil.) Nadel A. Nadel B. 1. Berlin ....... 52° 31' 13" 11° 3' 30" 68° 30',7 -- -- 9. April Mit Hrn. Encke. 2. Königsberg ..... 54 42 50 18 9 40 69 25,8 69° 25',2 69° 26',3 17. - Mit Hrn. Bessel. 3. Sandkrug, gegenüber Memel 55 42 13 18 47 30 69 39,8 69 40,4 69 39,3 20. - Auf der Nehrung. 4. Petersburg ..... 59 56 31 27 59 30 71 6,7 71 3,4 71 10,0 6. Dec. Auf d. Apotheker-Insel, mit Hrn. Kupffer. 5. Moskau ...... 55 45 13 35 17 0 68 56,7 68 57,5 68 56,0 6. Nov. Sokolnikowa Pole. 6. Kasan ....... 55 47 51 46 47 30 68 26,7 10. Mai Mit Hrn. Simonoff. 7. Ekaterinenburg .... 56 50 13 58 14 15 69 9,75 69 9,8 69 9,7 15. Juli Die Beob. 7. 8. 9. 10., am asiat. Abhang des Urals. 8. Beresowsk ..... 56 54 58 24 15 69 13,2 20. Juni 9. Nijney Tagilsk .... 57 55 57 56 15 69 29,8 30. - Die berühmte Gold- und Platingrube des Hrn. Demidoff. 10. Nijney Turinsk .... 58 41 57 55 15 70 58,7 70 57,5 70 59,9 2. Juli 11. Tobolsk ...... 58 11 43 65 45 70 55,6 70 58 70 53,3 23. - 12. Barnaul ...... 53 19 81 50 68 9,8 68 8,8 68 10,8 4. Aug. Die Länge vielleicht noch östlicher. 13. Smeinogorsk ..... 51 8 80 25 66 5,5 66 5,9 66 55,1 8. - Die berühmte Grube am Schlangenberg im Altai. 14. Ust-Kamenogorsk ... 49 56 79 55 64 47,6 64 48,0 64 47,2 20. - 15. Omsk ....... 54 57 71 13 68 54,2 68 56,3 68 52,2 27. - 16. Petropawlowsk .... 54 52 66 48 68 18,4 68 18,2 68 18,6 30. - 17. Troitzk ...... 54 5 59 13 67 14,2 67 14,6 67 13,7 3. Sept. 18. Miask ....... 54 58 57 44 67 40,2 67 41,5 67 39,0 6. - 19. Slatoust ...... 55 8 57 28 67 43,2 67 42,9 67 43,6 9. - 20. Kyschtim ...... 55 37 57 58 68 45,9 68 44,4 68 47,5 12. - 21. Orenburg ...... 51 46 52 46 15 64 40,7 64 41,5 64 39,9 25. - 22. Uralsk ....... 51 11 49 2 64 19,3 64 18,5 64 20,2 28. - 23. Saratow ...... 51 31 43 44 64 40,9 64 39,1 64 42,7 4. Oct. 24. Sarepta ...... 48 30 41 59 62 15,9 62 16,6 62 15,2 9. - 25. Astrakhan ..... 46 21 45 45 59 58,3 59 59,7 59 57 20. - 26. Insel Birutschicassa im Caspischen Meer ..... 45 44 45 18 59 21,4 59 21,6 59 21,2 15. - 27. Woronesch ..... 51 39 36 54 65 12,0 65 9,2 65 14,9 29. - Beobacht. sehr schwierig, wegen heftigen Windes, der das Zelt umzuwerfen drohte. Abbildungen