Ueber die Production und Conſumtion des Zuckers. Von Hrn. Alexander von Humboldt. Eines der intereſſanteſten Probleme der politiſchen Oeconomie iſt die Beſtimmung der Conſumtion der Lebensmittel, welche, beim gegenwaͤrtigen Zuſtande der Civiliſation von Europa, die vorzuͤglichſten Gegenſtaͤnde der Colonial-Induſtrie ſind. Man kann zu annaͤhrend genauen Reſultaten, zu begraͤnzenden Zahlen (nombres-limites) auf zwei verſchiedenen Wegen gelangen; Erſtens indem man die Ausfuhr der Laͤnder discutirt, welche die betraͤchtlichſten Quantitaͤten dieſer Lebensmittel liefern, und welche, in Beziehung auf den Zucker, die Antillen, Braſilien, die Guyanas, Isle de France, Bourbon und Indien ſind; Zweitens indem man die Einfuhr der Colonial-Lebensmittel nach Europa unterſucht und ihre jaͤhrliche Conſumtion mit der Volksmenge, dem Reichthume und den National-Gewohnheiten in einem jeden Lande vergleicht. Hat ein Product nur eine einzige Quelle, wie es z. B. beim Thee der Fall iſt, ſo ſind Unterſuchungen dieſer Art leicht, und ziemlich gewiß; allein die Schwierigkeiten nehmen in den Tropen- Regionen zu, welche alle eine mehr oder minder betraͤchtliche Quantitaͤt von Zucker, Kaffee oder Indigo erzeugen. In dieſem Falle muß man, um eine Begraͤnzungszahl des Minimums der Comſumtion feſtzuſetzen, damit beginnen, die Aufmerkſamkeit auf die großen Maſſen zu ziehen. Weiß man, daß die engliſchen, ſpaniſchen und franzoͤſiſchen Antillen, jaͤhrlich, den Zollregiſtern zufolge, 269 Millionen Kilogrammen (oder 575 Mill. preuſſ. Pfd.) Zucker ausfuͤhren, ſo hat es wenig auf ſich zu wiſſen, ob die hollaͤndiſchen und daͤniſchen Antillen davon 18 oder 22 Millionen (oder 38 bis 46 Mill. preuſſ. Pfd.) erzeugen. Wenn Braſilien, Demerary, Berbice und Eſſequebo 155 Mill. Kilogr. ausfuͤhren, ſo hat ein Zweifel uͤber die Produktion von Surinam und Cayenne, die zuſammen weniger als 12 Mill. Kilogr. geben, ſehr wenig Einfluß auf die Schaͤtzung der Geſammt-Conſumtion von Europa. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Einfuhr des Zuckers aus Oſtindien nach England, uͤber die man ſo uͤbertriebene Nachrichten verbreitet hat. Vernachlaͤſſigte man dieſe Importation gaͤnzlich, ſo wuͤrde man ſich in der gegenwaͤrtigen Conſumtion von Europa nur um [Formel] irren, und eine einzige der kleinen Antillen, z. B. Grenada, Barbados oder St. Vincent ſchickt mehr Zucker nach Europa, als alle engliſche Beſitzungen in Oſtindien. Ich habe an einem andern Orte das Problem abgehandelt, deſſen Aufloͤſung in der gegenwaͤrtigen Notiz discutirt werden ſoll; auf weniger zahlreiche und auf weniger genaue Materialien geſtuͤtzt, glaubte ich damals, daß die Conſumtion des Zuckers in Europa im Jahr 1818 nur 450 Mill. Pfunde betragen habe. Dieſe Zahl koͤnnte, ſelbſt fuͤr jene Epoche, wenigſtens vielleicht um ⅗ oder [Formel] fehlerhaft ſcheinen; allein man muß nicht vergeſſen, daß, von 1818 bis 1823, der Preis des amerikaniſchen Zuckers um 38 pro Cent geſunken iſt, und daß die Conſumtion im umgekehrten Verhaͤltniß der Preiſe ſteht. In Frankreich z. B. hat ſie von 1788 bis 1825 um mehr als 40 pro Cent zugenommen; im Jahr 1788 war ſie 21 Millionen; im Jahr 1818 34 Millionen; und im Jahre 1825, uͤber 50 Millionen Kilogrammen. Dieſes raſchen Wachsthums des Colonialhandels, und des Wohlſtandes von Europa wegen, iſt es wichtig den Zuſtand der Dinge in einer gegebenen Epoche nummeriſch feſtzuſtellen. Arbeiten dieſer Art liefern Vergleichungspunkte, deren Wichtigkeit lebhaft von denjenigen gefuͤhlt werden wird, welche nach dem Vorgange des Hrn. Tooke, in einem kuͤnftigen Jahrhundert, die allmaͤlige Entwickelung des induſtrieellen Syſtems in den beiden Welten verfolgen wollen. Eytelwein zufolge (Pruͤfung der Normalmaße und Gewichte fuͤr den koͤnigl. preuſſ. Staat; aus den Abhandl. d. Academie d. Wiſſenſch. Berlin 1826. S. 14.) iſt ein preuſſ. Pfund = 467, 711 012 733 Grammen, folgl. = 0,467.... Kilogrammen. Relation Historique du Voy. aux Regions Aequinoct.. etc. Ausg. in 8. V. 296. Table of Prices in Tooke, Append. to Part IV. id 1824. p. 53; und Statist. Illustr. of the Brit. Emp. 1825. p. 56. I. Production. Wir werden hier den Zuſtand der Agricultur nur inſofern unterſuchen, als er ſeine Produkte in den Handel von Europa und der vereinigten Staaten bringt. Von dieſem Geſichtspunkte aus betrachtet, ſind der Archipel der Antillen, Braſilien, Britiſch- und Hollaͤndiſch- Guyana, Louiſiana, Isle de France, Bourbon und Oſtindien, heut zu Tage die einzigen Laͤnder, wuͤrdig unſere Aufmerkſamkeit feſt zu halten. Mejiko hat uͤber Veracruz in den Jahren 1802 bis 1804, jaͤhrlich 5 bis 5 [Formel] Mill. Kilogr. Zucker ausgefuͤhrt; naͤmlich: i. J. 1802. 439,132 Arrobas, geſchaͤtzt auf 1,476,435 Piaſt. ‒ 1803. 490,292 ‒ ‒ ‒ 1,514,882 ‒ ‒ 1804. 381,509 ‒ ‒ ‒ 1,097,505 ‒ ‒ 1810. 121,050 ‒ ‒ ‒ 272,362 ‒ ‒ 1811. 101,016 ‒ ‒ ‒ 251,040 ‒ ‒ 1812. 12,230 ‒ ‒ ‒ 30,575 ‒ allein die Abnahme der Preiſe (von 3 Piaſter per Arroba im Jahr 1823 auf 1⅗ Piaſter im Jahr 1825), die Theurung der Transporte von Cuernavaca, Puente d’Iſtla und Valladolid de Mechoacan nach dem Hafen von Veracruz, und die politiſchen Unruhen haben die Ausfuhr des mejikoiſchen Zuckers voͤllig aufgehoben. Die Ausfuhr von Venezuela, Cayenne, Guayaquil und Peru gehoͤret nur dem Kuͤſtenhandel an, und dem Austauſch der Produkte, welchen mehrere Theile des ſpaniſchen Amerika unter ſich treiben. Wir haben fruͤher ſchon auseinandergeſetzt, daß der ganze Archipel der Antillen, jaͤhrlich, von 1823 bis 1825, den Zollregiſtern zufolge (und in dieſer Discuſſion abſtrahiren wir zunaͤchſt von dem Ertrage des Schleichhandels) zum wenigſten 287 Millionen Kilogrammen Zucker ausgefuͤhrt hat, davon [Formel] roh und [Formel] verarbeitet (terré). Die Inſel Cuba allein liefert dem, den geſetzlichen Abgaben unterworfenen Handel 56 Mill. Kilogr. azucar blanco y quebrado. Theilt man die 287 Mill. Kilogr. Zucker welche der ganze Archipel giebt, unter die großen und die kleinen Antillen, ſo findet man, daß die Theilung faſt gleich iſt in einer Epoche wo, auf der Inſel Haiti, der Ertrag der Cultur des Zuckerrohrs, den innern Verbrauch kaum uͤberſteigt. Cuba und Jamaica, die zuſammen einen Flaͤchenraum von 4400 Quadrat-Seemeilen (20=1°) und eine Sklavenbevoͤlkerung von 623500 Koͤpfen haben, fuͤhren 136 Mill. Kilogrammen (mit der Contrebande 150 Mill.) aus; die kleinen Antillen, mit 940 Quadratmeilen und 524000 Sclaven, exportiren 144 Mill. Kilogr. Relat. hist. XI. 378. Vergleicht man die Laͤnder, welche gegenwaͤrtig die betraͤchtlichſten Zucker-Quantitaͤten in den Handel von Europa und der vereinigten Staaten bringen, ſo findet man ſie, auf der Leiter der Agricultur-Induſtrie, in folgender Ordnung: Kilogram. Braſilien ............. 125 Mill. (St. Domingo gab i. J. 1788 uͤb. 80 Mill. Kil.) Jamaica (Flaͤcheninh. 460 Quad.-See-Meilen) 80 ‒ Cuba (Flaͤcheninh. 3615 Q.-S.-M.) mit dem Schleichhandel ........... 70 ‒ Nach den Zollregiſtern 56 Mill. Kilogr. Britiſch-Guyana .......... 31 ‒ Guadeloupe (Flaͤcheninh. 55 Q.-S.-M.) .. 21 ‒ Martinique (Flaͤcheninh. 30 Q.-S.-M.) .. 20 ‒ Isle de France (Flaͤcheninh. 108 Q.-S.-M.) 14 ‒ Louiſiana (zweifelhaftes Reſultat) .... 13 ‒ Barbados oder Saint-Vincent, jede Inſel 12 [Formel] ‒ Flaͤche d. 1ſten 13 Q.-S.-M., d. 2ten 11 Q.-S.-M. Grenada und Antigua, jede Inſel .... 11 ‒ Flaͤche d. 1ſten 15 Q.-S.-M., d. 2ten 7 [Formel] Q.-S.-M. Surinam ............. 10 ‒ Oſtindien ............. 10 ‒ Trinidad (Flaͤche 139 Q.-S.-M.) .... 9 ‒ Bourbon (Flaͤche 190 Q.-S.-M.) ..... 8 ‒ Saint Chriſtophe und Tabago, jede Inſel 6 ‒ Flaͤche, von 5 und 12 Q.-S.-M. Dominica, Nevis und Montſerrate, jede Inſel weniger als ........ 2 ‒ Mittlere Jahres- Quantitaͤten. Einfuhr der engli. Antillen in die Haͤfen von Groß- Britann. Ausfuhr von Groß-Britannien nach Irland. nach verſchied. Laͤndern. Ueberh. Cwt Cwt Cwt Cwt V. 1761 bis 1765 incl. 1,485,377 133,796 354,434 488,230 V. 1771 bis 1775 incl. 1,835,336 218,993 82,922 301,915 V. 1781 bis 1785 incl. 1,579,537 157,217 157,513 314,730 V. 1791 bis 1795 incl. 2,021,325 140,646 496,075 636,721 V. 1801 bis 1806 incl. 3,389,734 145,480 1,058,336 1,203,816 V. 1809 bis 1811 incl. 4,210,276 236,816 932,220 1,168,970 Ich erinnere daran, daß das engliſche Quintal oder Cwt. gleich iſt 50⅘ Kilogrammen. Die vorſtehende Ueberſicht iſt in dem Inspector-generals Office of the Custom-house in London, unter der Aufſicht von Hrn. William Irwing, angefertigt worden. Von 1812 bis 1815 betrug die Ausfuhr der engl. Antillen von Demerary, Berbice und Eſſequebo i. J. 1812 .... 3,551,449 Cwt. ‒ 1813 .... 3,500,000 ‒ ‒ 1814 .... 3,408,793 ‒ ‒ 1815 .... 3,493,116 ‒ Britiſch-Guyana allein brachte in dieſer Epoche nur 340000 Cwt jaͤhrlich in den Handel. Die folgende Tabelle, welche aus den Parliamentary Returns entlehnt iſt, enthaͤlt die Ausfuhr des Zuckers von den Antillen und von Guyana nach den verſchiedenen Haͤfen Groß-Britanniens, in den Jahren 1816 bis 1824. Stat. Illustr. 56. Engl. Antillen. Sclaven im Jahre 1823. 1816. (Cwt.) 1817. (Cwt.) 1818. (Cwt.) 1819. (Cwt.) 1820. (Cwt.) 1821. (Cwt.) 1822. (Cwt.) 1823. (Cwt.) 1824. (Cwt.) Mittlere Ausfuhr i. J. 1816 bis 1824. (Cwt.) Jamaica 342,382 1,389,411 1,717,259 1,653,303 1,614,346 1,769,124 1,679,720 1,413,717 1,417,746 1,451,332 1,567,328 Antigua 30,985 197,300 179,370 228,308 209,395 162,573 207,548 102,938 135,466 222,207 182,789 Barbados 73,345 288,623 239,732 249,076 282,456 179,951 211,371 156,682 314,630 245,828 240,928 Dominica 16,554 47,035 31,678 33,820 42,896 45,932 38,119 41,650 39,013 42,329 40,275 Grenada 25,580 266,055 196,959 220,958 204,565 184,551 216,367 199,178 247,369 227,613 218,180 Monſerrate 6,593 28,981 31,214 36,919 37,168 32,815 33,282 27,071 24,466 30,648 31,396 Nevis 9,261 71,655 45,852 32,368 63,154 36,395 66,023 31,696 44,283 40,734 53,573 S. Criſtopa 19,817 124,757 125,977 130,218 141,501 89,501 128,436 89,682 76,181 132,585 115,426 S. Lucia 13,794 69,830 56,401 42,006 78,719 50,220 77,971 92,060 62,148 73,100 66,939 S. Vincent 24,252 263,433 242,413 254,446 262,033 216,679 233,448 261,159 232,575 246,821 245,890 Tabago 14,314 139,157 132,387 112,930 132,544 109,194 108,243 100,725 113,015 123,868 119,118 Tortola 6,460 51,092 42,934 43,573 36,421 15,225 23,459 22,170 21,583 20,559 30,780 Trinidad. 23,537 132,893 128,433 138,153 166,591 156,041 162,257 178,491 186,891 180,093 158,872 Summe der engl. Antill. 606,876 3,070,222 3,170,609 3,226,078 3,271,789 3,048,201 3,186,244 2,717,219 2,915,366 3,037,717 3,071,494 Guyana Sclaven in 1823. 1816. (Cwt.) 1817. (Cwt.) 1818. (Cwt.) 1819. (Cwt.) 1820. (Cwt.) 1821. (Cwt.) 1822. (Cwt.) 1823. (Cwt.) 1824. (Cwt.) Mittlere Ausfuhr. (Cwt.) Demerary 77,370 323,443 377,796 420,186 480,933 536,561 492,146 530,948 607,858 613,990 487,095 Berbice 23,356 15,308 14,158 17,764 29,967 37,696 53,257 55,357 55,995 64,608 38,235 Summe des engliſchen Guyana 100,726 338,751 391,954 437,950 510,900 574,257 545,403 586,305 663,853 678,598 525,330 Die Ausfuhr nach den Haͤfen von Irland iſt in dieſer Tabelle nicht mitbegriffen; ſie betrug, nach den Nachrichten die ich der guͤtigen Mittheilung des Sir Charles Ellis (jetzt Lord Seaford) verdanke: 1821 von Jamaica 21,785 Cwt; von den andern engliſchen Antillen 123,037 Cwt; von Engliſch-Guyana 24,843 Cwt. 1822 von Jamaica 15,715 Cwt; von den andern engliſchen Antillen 93,406 Cwt; von Engliſch-Guyana 22,327 Cwt. 1823 von Jamaica 28,490 Cwt; von den andern engliſchen Antillen 149,994 Cwt; von Engliſch-Guyana 21,605 Cwt. 1824 von Jamaica 30,472 Cwt; von den andern engliſchen Antillen 155,197 Cwt; von Engliſch-Guyana 31,508 Cwt. Man ſieht aus dem Ganzen dieſer Nachweiſungen, daß die Production auf Demerary und Berbice in den Jahren 1816 bis 1820 faſt um das Doppelte zu-, auf Jamaika aber faſt um [Formel] abgenommen hat; daß indeſſen das Wachsthum der Production auf mehreren der kleinen Antillen, beſonders auf Trinidad, Antigua und Lucia dieſe Abnahme fuͤr den Handel Groß-Britanniens weniger merkbar gemacht hat. Braſilien, das in trockenen Jahren nur eine Exportation von 90 Mill. Kilogr. liefert, erhob ſich im Jahre 1816, nach den Unterſuchungen des Barons de Leſſert, auf 130 Millionen. Louiſiana (mit mehr als 75000 Sclaven) fuͤhrt wahrſcheinlich gegenwaͤrtig nahe an 13 Mill. Kilogr. Zucker aus. Im Jahre 1810 ſchaͤtzte Hr. Pitkin die Production auf 5 Mill. Kilogr; allein im Jahre 1815 ſoll die Geſammt- Aerndte 40000 Packfaͤſſer (jedes zu 1000 Pfd.) betragen haben. Britiſch- und Hollaͤndiſch-Guyana koͤnnen zuſammen mit einer Ausfuhr von 40 Mill. Kilogr. angeſetzt werden. Die Colonie von Surinam allein lieferte: 1820 ...... 18,086,000 Pfd. 1821 ...... 18,549,000 ‒ 1822 ...... 17,964,000 ‒ 1825 ...... 20,266,000 ‒ Auf den Inſeln de France und Bourbon hat die Cultur des Zuckerrohrs außerordentliche Fortſchritte gemacht, obgleich man annehmen kann, daß ſie auf der letztern Inſel erſt ſeit 1814 von einiger Wichtigkeit geworden iſt. So betrug die Ausfuhr des Zuckers von Bourbon im Jahre 1820 ſchon .... 4,541,000 Kilogr. 1821 ...... 4,926,000 ‒ 1822 ...... 6,995,000 ‒ 1823 ...... 5,608,800 ‒ Ich verdanke dieſe officiellen Nachweiſungen dem vormaligen Intendanten der Colonie, Grafen des Baſſayns de Richemond. Die Aerndte von 1823 wurde durch einen Sturm vom 24ſten Februar deſſelben Jahres ſehr geſchmaͤlert. Nach den Berichten des Ober-Kriegs-Commiſſarius glaubte man, daß die Production von 1825 auf 8 Mill. Kilogr. ſteigen wuͤrde; allein man muß nicht vergeſſen, daß die Verwaltung den Reichthum der Inſel zu uͤbertreiben ſtrebt, um die Vermehrung der Auflagen zu rechtfertigen: waͤhrend des berathenden Commitées Beſtreben dahin geht, die Revenuͤen der Colonie weniger betraͤchtlich erſcheinen zu laſſen, um darzuthun, daß ſie mit den Auflagen in keinem Verhaͤltniſſe ſtehen. Hr. Rodet ſetzt, in ſeinem intereſſanten Werke uͤber den auswaͤrtigen Handel von Frankreich, die Zuckerausfuhr von Bourbon nach dem Mutterlande, in den 4 Jahren 1820 bis 1823, nur auf 13 Mill. 503000 Kilogr. Der vormalige Gouverneur von Isle de France, Sir Robert Farquhar, ſah die Ausfuhr dieſer Inſel, die im Jahr 1820 8 Mill. Pfund betrug, das Jahr darauf bis auf 15 Mill., und im Jahr 1822 bis auf 25 Mill. ſteigen. Gegenwaͤrtig ſoll ſie uͤber 30 Mill. Pfund betragen. Da der Zucker von Iſle de France und Oſtindien in den engl. Zollregiſtern unter Einer Benennung vorkommen, und die groͤßte Zuckereinfuhr von Oſtindien nach allen Haͤfen Groß- Britanniens vor dem Jahre 1821 nur 14 Mill. Kilogram. (und zwar im Jahr 1820) betrug; ſo iſt es wahrſcheinlich, daß die Ausfuhr der 3 indiſchen Praͤſidentſchaften in demſelben Jahre 1820 die Summe von 9 bis 10 Millionen Kilogr. nicht uͤberſtiegen hat. Ueberdem fließt der Zucker der 3 Praͤſidentſchaften nicht mehr wie der Zucker von Iſle de France nach den alleinigen Haͤfen von Groß-Britannien. So zeigen z. B. die Berichte uͤber den Zuſtand des auswaͤrtigen Handels von Calcutta und Bombay, in den Jahren 1814 bis 1821, daß dieſe Haͤfen waͤhrend der genannten 7 Jahre, an Zucker vom Feſtlande Britiſch-Indiens, fuͤr einen Geſamtwerth von 24,411,000 Rupis ausgefuͤhrt haben; davon nahm England mit 10 [Formel] Millionen, das uͤbrige Europa mit 2 Millionen, und die vereinigten Staaten mit 5 [Formel] Millionen Theil. Die Ausfuhr der 3 Praͤſidentſchaften nach den Haͤfen von Groß-Britannien, die im Jahre 1815 einen Werth von 1,139,400 Rupis betrug, war im Jahre 1821 auf 2,097,800 Rupis geſtiegen. Commerce exterieur de la France et la question d’un Entrepôt à Paris 1825. S. 150. On Protection to West-India Sugar 1823., p. 154. II. Conſumtion. Man kann mit ziemlicher Genauigkeit die Production des Zuckers beſtimmen; oder vielmehr die Quantitaͤten Zuckers, die aus Amerika, den Inſeln Frankreich und Bourbon, und aus Oſtindien nach Europa und den vereinigten Staaten ausgefuͤhrt und verſteuert werden; allein es iſt viel ſchwieriger, die Vertheilung dieſer Maſſe unter die verſchiedenen Voͤlker abzuſchaͤtzen. Wir werden bald ſehen, daß dieſe Conſumtion mit einiger Gewißheit nur in Groß-Britannien, Frankreich und den vereinigten Staaten bekannt iſt, drei Laͤndern, welche zuſammen 230 Mill. Kilogrammen verbrauchen; die ſtatiſtiſchen Nachrichten uͤber die deutſchen Staaten, Holland und Italien, bieten wenig genuͤgende Angaben dar, denn die Wieder-Ausfuhren ſind zum Theil mit dem innern Verbrauch vermengt, und die Verwickeltheit der Graͤnzen vermehret die Wirkungen des Schleichhandels. Vergleicht man die Volksmenge, den Wohlſtand und die Gewohnheiten der Englaͤnder und Franzoſen mit denſelben Rechnungs-Elementen im uͤbrigen Europa, ſo laͤßt ſich ſchwer begreifen, wo die ungeheure Quantitaͤt Zucker (495 Mill. Kilogr. oder 9,744,000 Cwt), die jaͤhrlich aus den Haͤfen der Antillen, Braſiliens, Guyana’s, der Inſeln Frankreich und Bourbon, und der indiſchen Halbinſel zur Ausfuhr kommen, verwendet wird. Die innere Conſumtion von Groß-Britannien betraͤgt gegenwaͤrtig 142 Mill. Kilogr.; ſie iſt ſelbſt zwei Mal in den Jahren 1810 und 1811 182,321,000 Kilogr. und 163,932,000 Kilogr. geweſen. Seit dem Ende des 17ten Jahrhunderts hat ſie in folgender Progreſſion zugenommen: Mittleres Jahr von 1690 bis 1699 200,000 Cwt oder 10,160,000 Kilogr. ‒ 1701 ‒ 1705 260,000 ‒ ‒ 13,208,000 ‒ ‒ 1771 ‒ 1775 1,520,000 ‒ ‒ 77,216,000 ‒ ‒ 1786 ‒ 1790 1,640,000 ‒ ‒ 83,312,000 ‒ ‒ 1818 ‒ 1822 2,577,000 ‒ ‒ 130,912,000 ‒ Die Conſumtion des Zuckers hat alſo innerhalb 132 Jahren faſt um das dreizehnfache zugenommen, waͤhrend ſich die Bevoͤlkerung mehr als verdoppelt hat. Dieſe letztere war im Jahre 1700 in England 5,475,000; in Irland, 12 Jahr ſpaͤter, 2,099,000; in Schottland im Jahre 1700 wahrſcheinlich 1 Million 500,000. Geſammt-Bevoͤlkerung des vereinigten Koͤnigreichs im Jahr 1700 ungefaͤhr 9 Millionen; im Jahr 1822 mehr als 21,200,000 Seelen. Vereinigt man die Conſumtion des Zuckers auf allen britiſchen Inſeln (in Groß-Britannien und Irland), ſo findet man im Durchſchnitt Report of a Committee of the Liverpool East-India Association 1822. p. 41. Stat. Illustr. p. 57. Rel. hist. XI. 62. u. 63. von 1761 bis 1765 1,130,943 Cwt oder 57,452,000 Kilogr. ‒ 1771 ‒ 1775 1,752,414 ‒ ‒ 89,023,000 ‒ ‒ 1781 ‒ 1785 1,422,024 ‒ ‒ 72,239,000 ‒ ‒ 1791 ‒ 1795 1,525,250 ‒ ‒ 77,483,000 ‒ ‒ 1801 ‒ 1806 2,331,398 ‒ ‒ 118,435,000 ‒ ‒ 1809 ‒ 1811 3,288,122 ‒ ‒ 167,036,000 ‒ Die folgende Tafel enthaͤlt das Verhaͤltniß zwiſchen der Geſammt-Einfuhr in die Haͤfen von Groß-Britannien (ohne Irland) und den geringen Quantitaͤten Zucker, welche bisher Oſtindien geliefert hat. Die Ungleichfoͤrmigkeit der Abgaben, die in den britiſchen Haͤfen fuͤr Antillen- und fuͤr indiſchen Zucker bezahlt werden, iſt die Haupturſache, daß der Handel mit dem letzteren von keiner großen Bedeutung werden kann. Dieſe Ungleichfoͤrmigkeit ſchreibt ſich von der Parlamentsacte von 1787 her, und ſie hat durch die Edicte von 1813 und 1821 noch zugenommen. Sie betraͤgt 10 Schilling pro Cwt oder 50,79 Kilogrammen. „Wenn die Abgaben des amerikaniſchen und aſiatiſchen Zuckers gleich waͤren, ſagt Hr. Cropper, wenn man auf der indiſchen Halbinſel den Anbau des Zuckerrohrs aufmunterte, ſo wuͤrde dieſer Theil von Aſia in 10 Jahren die ganze Population von Europa verſorgen.” Letter to William Wilberforce. S. 48. Quantitaͤten des eingefuͤhrten, wieder ausgefuͤhrten und verbrauchten Zuckers in Groß-Britannien. Jahre. Summe der Einfuhr. Cwt. Einfuhr des Zuckers aus Oſtindien. Cwt. Wiederausfuhr. Wiederausgefuͤhrter indiſcher Zucker. Cwt. Innerer Verbrauch. Cwt. Roher Zucker Cwt. Raffin. Zuckr. Cwt. Summe. Cwt. 1810. 4,808,663 49,240 616,896 413,209 1,319,350 7,095 3,489,314 1811. 3,917,627 20,320 519,177 100,997 1,690,870 4,032 3,226,758 1812. 3,762,182 72,886 674,314 284,617 1,158,162 6,964 2,604,020 1813. 4,000,000 50,000 850,500 450,000 1,615,500 10,000 2,384,500 1814. 4,035,323 49,849 1,058,040 555,335 2,002,109 41,311 2,033,215 1815. 3,984,782 125,629 870,992 609,247 1,906,712 68,422 2,078,070 1816. 3,760,548 127,203 670,508 584,182 1,663,620 102,056 2,096,930 1817. 3,795,550 125,894 486,693 697,087 1,671,740 95,494 2,123,809 1818. 3,965,948 162,395 486,614 711,185 1,695,620 110,325 2,270,322 1819. 4,077,009 205,527 409,308 525,220 1,302,179 88,214 2,774,830 1820. 4,063,540 277,228 504,303 679,565 1,659,156 186,603 2,404,385 1821. 4,200,857 269,162 482,812 645,357 1,589,915 147,283 2,610,942 1822. 3,643,127 226,476 411,159 374,784 1,048,297 102,467 2,594,830 Mittel 4,001,165 135,000 618,000 510,000 1,486,402 74,000 2,514,763 In dieſem Tableau hat man die ganze Reexportation an rohem Zucker nach dem Grundſatze angeſchlagen, daß 34 Cwt rohen Zuckers 20 Cwt raffinirten geben. Die londoner Zollregiſter ſind durch die Feuersbrunſt von 1815 zerſtoͤrt worden; die fuͤr dieſes Jahr angeſetzten Zahlen ſind aus den Stat. Illust., die im Jahr 1815 bekannt gemacht worden, entnommen. (S. 56. 57. Vergleiche auch Thoughts on high and low prices, 1824, Appendix IV. p. 72.) Im Jahr 1823 war die Einfuhr in Groß-Britannien 4,012,144 Cwt oder 203,817,000 Kilogrammen, und der innere Verbrauch 2,807,756 Cwt oder 142,634,000 Kilogr. Wenn Hr. Huskiſſon in einer vortrefflichen Parlamentsrede (im Maͤrz 1824 gehalten) dieſe Conſumtion auf 3,000,130 Cwt oder 152,406,000 Kilogr. anſchlug, ſo hat er ohne Zweifel von der Geſammt-Conſumtion der vereinigten Koͤnigreiche ſprechen wollen. Man muß außerdem die Bemerkung nicht aus dem Auge verlieren, daß die Quantitaͤt Zucker, die in den officiellen Tabellen durch Home consumption bezeichnet iſt, nur die Differenz zwiſchen den eingefuͤhrten und ausgefuͤhrten Quantitaͤten iſt, ohne auf diejenigen Ruͤckſicht zu nehmen, die jedes Jahr in den Magazinen aufgehaͤuft bleiben. Der mittlere Werth der eingefuͤhrten Quantitaͤten, der nach den Preis-Couranten und der Lebhaftigkeit des Handels veraͤnderlich iſt, betrug (von 1813 bis 1815) 10 und 12 Millionen Pfund Sterling. In den letzten Jahren von 1820 bis 1823 iſt dieſer Werth nur 6 Mill. Pfund geweſen; der partielle Verbrauch des indiſchen Zuckers in Groß- Britannien belief ſich im Jahre 1808 auf .... 23,526 Cwt. ‒ ‒ 1809 ‒ .... 9,313 ‒ ‒ ‒ 1810 ‒ .... 42,145 ‒ ‒ ‒ 1820 ‒ .... 90,625 ‒ ‒ ‒ 1821 ‒ .... 121,859 ‒ ‒ ‒ 1822 ‒ .... 124,009 ‒ Er hat folglich innerhalb 12 Jahren faſt um das ſechsfache zugenommen. Die Production der engl. Antillen allein iſt gegenwaͤrtig fuͤr die Beduͤrfniſſe der Bevoͤlkerung von Groß-Britannien vollkommen hinreichend: nun aber bildet dieſe Population nur 0,07 der Bevoͤlkerung von ganz Europa, waͤhrend die Zucker-Conſumtion von Groß-Britannien ungefaͤhr 0,30 der in Europa eingefuͤhrten Zucker- Quantitaͤt ausmacht. On protection of West-India Sugar. 1823. p. 9. 148. Frankreich verbrauchte im Jahre 1788 nur den fuͤnften, hoͤchſtens vierten Theil des Zuckers ſeiner Colonien. Herr Peuchet ſchaͤtzte die Conſumtion des Koͤnigreichs in dem angegebenen Zeitpunkte auf 21,266,000 Kilogr. raffinirten Zuckers. Hrn. Chaptal zufolge war ſie im Jahre 1801 nur noch 25,220,000 Kilogr.; allein von 1816 bis 1821 hat Frankreich, den Zoll-Etats zufolge, nachſtehende, in Kilogrammen ausgedruͤckte Quantitaͤten bezogen: Stat. élém. de la France p. 406. Jahre. Zucker aus den franzoͤſiſchen Colonien. Fremder Zucker. Summe. 1816. 17,530,300 7,049,000 24,579,000 1817. 31,102,000 5,443,000 36,545,000 1818. 29,809,000 6,277,000 36,086,000 1819. 34,360,000 5,400,000 39,760,000 1820. 40,752,000 8,467,000 49,219,000 1821. 41,702,000 2,649,000 44,351,000 Dies giebt im Durchſchnitt eine jaͤhrliche Einfuhr von 32,542,000 Kilogr. Zucker aus den franzoͤſiſchen Colonien und 5,881,000 Kilogr. fremden Zuckers; uͤberhaupt 38,423,000 Kilogr. Bleiben wir bei den Reſultaten der 4 Jahre von 1820 bis 1823 ſtehen, ſo finden wir eine mittlere Einfuhr in Frankreich von 48,019,636 Kilogr. Zucker, wovon 40,367,452 Kilogr. von den franzoͤſiſchen Antillen, und von Cayenne 3,375,888 Kilogr. von der Inſel Bourbon und 4,276,296 aus Indien, Braſilien und von der Havana. Von dieſen 48,019,636 Kilogr. werden jaͤhrlich im Durchſchnitt wieder ausgefuͤhrt 1,123,158 Kilogr. raffinirten Zuckers und 3,707,507 Kilogr. Syrup; dergeſtalt, daß die Conſumtion von Frankreich, in den Jahren 1820 bis 1822, jaͤhrlich etwa 44 Millionen Kilogr. geweſen iſt. In den 4 Jahren von 1822 bis 1825, waren die in Frankreich eingefuͤhrten Quantitaͤten Zuckers nach den Notizen, die mir der Praͤſident des Handel-Buͤreaus, Graf v. Saint-Cricq, mitzutheilen die Guͤte gehabt hat, folgende: Rodet, du Commerce extérieur p. 154. im Jahre 1822 .. 55,481,004 Kilogrammen. ‒ ‒ 1823 .. 41,542,856 ‒ ‒ ‒ ‒ 1824 .. 60,031,122 ‒ ‒ ‒ ‒ 1825 .. 56,081,506 ‒ ‒ Im Jahre 1825 wurden wieder ausgefuͤhrt an raffinirten Zucker 3,264,734 Kilogr., und an Syrup 4,856,775 Kilogrammen, dergeſtalt, daß, mit Ruͤckſicht auf den Zucker, der in dem Syrup enthalten iſt, der innere Verbrauch Frankreichs uͤber 51 Millionen Kilogr. an rohen Zucker geweſen iſt. Die Conſumtion hat von 1788 bis 1825, in Frankreich und in England, im Verhaͤltniß von 10:24,4 und von 10:17,3 zugenommen; allein von 1819 bis 1825 iſt dieſe Zunahme in Frankreich noch ſchneller geweſen; denn die Conſumtion erhob ſich daſelbſt von 39,800,000 Kilogr. auf 51 Millionen Kilogrammen. In den vereinigten Staaten zeigt das Mittel von den 3 Jahren 1800, 1801 und 1802, den Nachrichten zufolge, die ich der guͤtigen Mittheilung meines Freundes, des Hrn. Gallatin, verdanke: Einfuhr an Zucker und Mehlzucker 116,644,000 Pfd.; Wieder-Ausfuhr 71,676,000 Pfd.; alſo Conſumtion 44,668,000 Pfd. Herr Pitkin ſchaͤtzte dieſen Verbrauch auf 70 Mill. engl. Pfd., oder 31 [Formel] Mill. Kilogr. Indeſſen erhielt Hr. Seibert , nach den Zollregiſtern eine 10jaͤhrige Mittelzahl (1803 bis 1812) von 120,613,130 Pfd. importirten, und 66,243,660 Pfd. reexportirten Zuckers; woraus alſo fuͤr den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts eine mittlere Conſumtion von 54,369,470 Pfd. folgt. Der Syrup iſt in dieſem Anſchlage nicht enthalten, in derſelben Epoche betrug der jaͤhrliche Verbrauch deſſelben 7,355,000 Pinten. Von 1821 bis 1825 wurden nach den vereinigten Staaten jaͤhrlich im Durchſchnitt 75 Mill. Pfd. Zucker ausgefuͤhrt, davon kamen 4,300,000 Pfd. aus Oſtindien, von Isle de France und von Bourbon. Die Wieder-Ausfuhr war in demſelben Zeitraum jaͤhrl. 18,000,000 Pfd.; dergeſtalt, daß die Conſumtion 57 Mill. Pfd. Antillen- und oſtindiſchen Zucker, 15 Mill. Louiſiana-Zucker und 8 Mill. Pfd. Ahorn-Zucker; Geſammt-Summe 36 Mill. Kilogr. betrug. Essai. pol. sur la Nouv. Esp. in 4. p. 846. Pitkin, Stat. View, 1816. p. 249. Annales Statist. 1820. S. 129. Vergleicht man die Populationen der Inſel Cuba, von Groß-Britannien, der vereinigten Staaten und von Frankreich mit den Quantitaͤten rohen Zuckers, die jaͤhrlich in dieſen verſchiedenen Laͤndern conſumirt werden, ſo findet man eine ziemlich merkwuͤrdige descendirende Progreſſion, nach den Stufen des Wohlſtandes und beſonders nach den National-Gewohnheiten. Laͤnder. Jaͤhrlicher Verbrauch an rohem Zucker in Kilogr. Freie Bevoͤlkerung. Jaͤhrlicher Zuckerverbrauch pro Kopf. Inſel Cuba 11 Mill. 450,000 24 2∫5 Kilogr. Groß-Britannien 142 Mill. 14,500,000 9 4∫5 Kilogr. Vereinigte Staaten von N. Amerika 36 Mill. 9,400,000 3 4∫5 Kilogr. Frankreich 52 Mill. 30,600,000 1 4∫5 Kilogr. Ich habe an einer andern Stelle an die ungeheure Zucker-Conſumtion in den Tropengegenden Amerika’s, welche von Voͤlkern ſpaniſcher Herkunft bewohnt werden, erinnert. Ich blieb bei dem Quotienten ſtehen, welchen blos die Zahl der freien Menſchen giebt. Allein auch die Neger-Sklaven verbrauchen rohen Zucker in den Werkſtaͤtten waͤhrend der Fabrikation. Da die Nachrichten uͤber Irland nicht genau genug waren, ſo habe ich im vorſtehenden Tableau nur die Conſumtion von Groß-Britannien gegeben, die gegenwaͤrtig auf etwa 2,800,000 Cwt geſchaͤtzt wird; nach den directen Importationen von Irland, die weiter oben angegeben ſind, ſollte man glauben, daß dieſes Land mit einer ſehr armen Bevoͤlkerung von 6,800,000 Seelen jaͤhrlich nicht uͤber 12 Mill. Kilogr. verzehre, was auf den Kopf 1 [Formel] Kilogr. giebt. Die Conſumtion der vereinigten Staaten im Jahr 1825, auf die geſammte freie und Sclaven-Bevoͤlkerung (wahrſcheinlich 11,138,000) bezogen, wuͤrde noch 3 [Formel] Kilogr. pro Kopf, oder [Formel] mehr als in Frankreich geben. Die Schaͤtzung des Hrn. Pitkin (31 [Formel] Mill. Kilogr. fuͤr das Jahr 1825) war unſtreitig zu hoch; ſie wuͤrde fuͤr die freie Bevoͤlkerung von 6,983,000, die in dem Zeitraum vorhanden war, 4⅗ Kilogr. geben. Relat. histor. XI. 368. 369. Die Conſumtion auf Cuba, in Groß-Britannien, Frankreich und den vereinigten Staaten ſtehen gegenwaͤrtig ungefaͤhr im folgenden Verhaͤltniß: 13,6. 5,4. 2,1. 1,0. Setzt man die Conſumtion der vereinigten Koͤnigreiche (Groß-Britannien mit Irland) zu 152 [Formel] Mill. Kilogr. an, ſo findet man fuͤr die Geſammt-Bevoͤlkerung von 21,300,000 Seelen, die eines ſehr ungleichfoͤrmigen Wohlſtandes genießen, 7 [Formel] Kilogr. pro Kopf. Um zu dieſen ziemlich ſichern Angaben uͤber die vereinigten Staaten, Groß-Britannien und Frankreich einige Vermuthungen uͤber die Conſumtion der uͤbrigen Laͤnder unſers Continents hinzuzufuͤgen, wollen wir zuvoͤrderſt die geſammte Zuckermaſſe recapituliren, welche jaͤhrlich in den Handel gebracht wird. Mill. Kilogr. Archipel der Antillen ........ 287 Mill. Kilogr. Britiſche Antillen .... Die mittlere Ausfuhr von Jamaica, von 1816 bis 1824 nach den Haͤfen von Groß-Britannien und Irland (eine Exportation die man mit der Production nicht verwechſeln muß), betrug 1,597,000 Cwt, oder 81,127,000 Kil. Die uͤbrigen engliſchen Antillen lieferten 1,634,000 Cwt od. 83,007,000 Kilogr.; uͤberhaupt 3,231,000 Cwt, oder mehr als 164 Mill. Kilogr. Bliebe man bei den 5 Jahren von 1820 bis 1824 ſtehen, ſo wuͤrde man nach denſelben offiziellen Angaben im Durchſchnitt finden: fuͤr Jamaica 1,573,000 Cwt oder 79,908,000; fuͤr die andern engl. Antillen 1,564,000 Cwt oder 79,451,000 Kil.; Total 159,359,000 Kilogr. Die Differenz, je nachdem man die Mittel ſeit 1816 und 1820 nimmt, iſt alſo nur 4 [Formel] Mill. Kilogr. oder 88,500 Cwt, eine Groͤße, die viel kleiner iſt als die Variationen, welche die Zuckerausfuhr von Jamaica nach Eu- 165 Mill. Kilogr. Mill. Kilogr. ropa in zwei aufeinander folgenden Jahren erleidet. Ordnet man die engliſchen Antillen nach den Quantitaͤten Zuckers, die ſie gegenwaͤrtig in den Handel bringen, ſo erhaͤlt man folgende Rangordnung: Jamaica, St. Vincent und Barbados mit faſt gleicher Production, Grenada, Antigua, Trinidad, Tabago, St. Chriſtoph, St. Lucia, Dominica, Nevis, Montſerrata, Tortola. Spaniſche Antillen .... Wir bleiben in dieſer Ueberſicht blos bei den verſteuerten Quantitaͤten ſtehen, mit der Contrebande betraͤgt die Ausfuhr von Cuba allein uͤber 70 Mill. Kilogr. 62 Franzoͤſiſche Antillen ... Die Sclaven-Bevoͤlkerung der franzoͤſiſchen und ſpaniſchen Antillen ſteht genau in demſelben Verhaͤltniß wie die Exportation des Zuckers; was die große Fruchtbarkeit der Inſel Cuba beweiſt, den faſt [Formel] der Sclaven dieſer Inſel bewohnen die großen Staͤdte. 42 Die hollaͤndiſchen, daͤniſchen und ſchwediſchen Antillen ......... 18 287 Braſilien ............ 125 Mill. Kilogr. Im Jahr 1816 war die Ausfuhr ſogar um 5,200,000 Kilogr. groͤßer; allein wir haben weiter oben daran erinnert, daß in Jahren großer Trockenheit die Ausfuhr bis auf 91 Mill. Kilogr. abnimmt. Guyana, britiſches, hollaͤndiſches und franzoͤſiſches ........... 40 Bleibt man bei den Jahren 1820 bis 1825 ſtehen, ſo betrug die Ausfuhr von Demerary, Eſſequebo und Berbice oder dem engl. Guyana 30,937,000 Kilogr. Man ſieht daß die Cultur dieſes Theils von Guyana zunimmt, nach Maaßgabe daß die der engl. Antillen etwas abzunehmen ſtrebt. Das Mittel von 1816 bis 1824 hat fuͤr das engl. Guyana 525,000 Cwt oder 26 [Formel] Mill. Kilogr. gegeben, was ein jaͤhrliches Wachſen der Ausfuhr von 4 [Formel] Mill. Kilogr., oder [Formel] giebt; waͤhrend die engliſchen Antillen, nach der Vergleichung der Mittelzahlen von 1814 bis 1824, ebenfalls um 4 [Formel] Mill. Kilogr., oder um [Formel] abgenommen haben. Louiſiana. ............ 13 Oſtindien, Isle de France und Bourbon 30 Isle de France 12 Mill. Kilogr.; Indien hoͤchſtens 10 Mill. Kilogr.; Bourbon 8 Mill. Kilogr. Die Ausfuhren nach den vereinigten Staaten ſind, wie uͤberall in dieſem Tableau, mit der Ausfuhr nach Europa verbunden. Soll Oſtindien die engl. Antillen erſetzen, ſo muß ſeine Zuckerausfuhr 16 mal groͤßer werden. Geſammt-Ausfuhr ...... Mill. Kilogr. 495 Ich habe die Quellen, aus denen ich die Elemente der allgemeinen Ueberſicht ſchoͤpfte, genau angegeben; ohne Angabe der gebrauchten Dokumente haben Unterſuchungen dieſer Art wenig Werth. Der Leſer muß in Stand geſetzt werden, die einzelnen Angaben zu pruͤfen. Zweifel herrſchen nur bei kleinen Quantitaͤten (z. B. bei den Ausfuhren von Portorico, Curaçao, St. Thomas) oder bei der ungleichfoͤrmigen Production des Zuckers in Braſilien. Schaͤtzt man dieſe Schwankungen, oder das Ganze der uͤbrig bleibenden Ungewißheiten, auf 35 Mill. Kil., ſo wuͤrde die Haupt-Summe der Ausfuhr nur um [Formel] wechſeln. Rechnet man 38 Mill. Kilogr. fuͤr die Conſumtion der vereinigten Staaten und des britiſchen Canada ab, ſo bleiben 457 Mill. Kilogr. Zucker (davon ⅞ roh und [Formel] verarbeitet) fuͤr die jaͤhrliche Einfuhr nach Europa. Dies iſt eine Begraͤnzungszahl des Minimums: denn die Elemente dieſer Rechnungen ſind ſaͤmmtlich aus den Zollregiſtern geſchoͤpft, ohne auf den Ertrag des Schleichhandels Ruͤckſicht zu nehmen. Theilt man die Maſſe des, in Europa verzehrten, rohen Zuckers durch die Zahl der Bewohner (208 [Formel] Million), ſo findet man 2 [Formel] Kil. pro Kopf: allein dieſes Reſultat iſt nur eine unfruchtbare arithmetiſche Abſtraction, die zu nuͤtzlichen Betrachtungen eben ſo wenig fuͤhrt als jene Verſuche, die Populationen der kultivirten Regionen der vereinigten Staaten oder Rußlands auf den Geſammt-Flaͤchen-Gehalt von 174,000 und 616,000 Quadrat-See-Meilen zu vertheilen. Europa zaͤhlt 0,55 ſeiner Volksmenge oder 106 Mill. Einwohner, die im britiſchen Reiche, den Niederlanden, in Frankreich, dem eigentlichen Deutſchland, in der Schweiz und in Italien angehaͤuft, eine ungeheure Menge von Zucker verzehren; und 0,33 oder 73 Mill. in Rußland, in Polen, Boͤhmen, Maͤhren und Ungarn zerſtreut, in Laͤndern wo die Armuth des groͤßten Theils der Bewohner die Conſumtion außerordentlich klein macht. Das ſind die aͤußerſten Punkte der Stufenleiter unter dem Geſichtspunkte des Luxus oder der erkuͤnſtelten Beduͤrfniſſe der Geſellſchaft. Um den Wohlſtand (aisance) der Population Deutſchlands abſchaͤtzen zu koͤnnen, will ich hier nur daran erinnern, daß, in dem einzigen Hafen von Hamburg, im Jahr 1821 nahe an 45 Mill. Kilogr. Zucker eingefuͤhrt wurden; im Jahr 1824 betrug die Importation 44,800 Kiſten oder 29,120,000 Kilogr. braſiliſchen Zuckers; 23,800 Kiſten oder 4,379,000 Kilogr. aus der Havana und 10,600 Faͤſſer oder 8,480,000 Kilogr. aus London; uͤberhaupt alſo 41,979,000 Kilogr. Im Jahr 1825 fuͤhrte man ein: 31,920 Kiſten oder 20,748,009 Kilogr. aus Braſilien; 42,255 Kiſten oder 7,774,900 Kilogr. aus der Havana und 20,506 Faͤſſer oder 16,404,800 Kilogr. aus England; uͤberhaupt 47,927,000 Kilogram. Dieſe Einfuhr in Hamburg vom Jahr 1825 war mithin nur um [Formel] niedriger als die Einfuhr von ganz Frankreich. Der Hafen von Bremen fuͤhrte im Jahr 1825 nahe an 5 Mill. Kilogr. ein; Antwerpen in demſelben Jahre 10,758,000 Kilogram. Im Suͤden von Deutſchland, wo der Zuckerverbrauch ebenfalls ſehr betraͤchtlich iſt, machen der Tranſito- und Schleichhandel die ſtatiſtiſchen Unterſuchungen ſehr ſchwierig. Wie koͤnnte man z. B. mit Hrn. Memminger annehmen, daß in dem Koͤnigreiche Wuͤrtemberg, wo ein großer Wohlſtand herrſcht, eine Bevoͤlkerung von 1,446,000 Seelen jaͤhrlich nur 980,000 Kilogr. Zucker verzehret? Rechnet man von den 457 Mill. Kilogr. rohen Zuckers, die nach Europa gebracht werden, 204 [Formel] Million fuͤr die Conſumtion von Frankreich und der 3 vereinigten Koͤnigreiche ab, und ſchlaͤgt man noch 2 Kilogr. pro Kopf (eine etwas ſtarke Annahme) fuͤr die Bevoͤlkerung von 76 Mill. in den Niederlanden, im eigentlichen Deutſchland, in der Schweiz, in Italien, auf der iberiſchen Halbinſel, in Daͤnemark und Schweden an, ſo bleiben ungefaͤhr noch 100 [Formel] Mill. Kilogr. fuͤr Klein-Aſia, die Kuͤſten der Berberei, die weſtlichen Gouvernements von Sibirien, und den Theil von Europa, der von Voͤlkern des ſlaviſchen, ungariſchen und tuͤrkiſchen Stammes bewohnt wird. Nun iſt aber die Bevoͤlkerung von Marocco, Algier, Tunis und Tripolis, ziemlich betraͤchtlich, denn ſie erhebt ſich uͤberhaupt auf 24 Millionen. Klein- Aſia hat 4 Mill; rechnet man nun die Population des Kuͤſtenſtrichs, der mit großen Handelsſtaͤdten bedeckt iſt, ſo kann man ohne Uebertreibung fuͤr die Kuͤſten von Afrika, Klein-Aſia und Syrien, eine Exportation von 10 Mill. Kil. rohen Zuckers annehmen. Nach dieſen Angaben muͤßte man ſchließen, daß die 80 Mill. Bewohner im ſlaviſchen, madjariſchen und tuͤrkiſchen Europa (d. i. Ruſſland, Polen, Boͤhmen, Maͤhren, Ungarn und die Tuͤrkei) 1,13 Kil. pro Kopf verzehren. Dieſes Reſultat kann uns in Erſtaunen ſetzen, wenn man den gegenwaͤrtigen Zuſtand der Civiliſation dieſer Laͤnder mit dem von Frankreich vergleicht. Man wuͤrde eine viel geringere Conſumtion erwartet haben: indeſſen iſt die Schaͤtzung des aus America und Oſtindien nach Europa und den vereinigten Staaten gebrachten Zuckers weit entfernt uͤbertrieben zu ſein, wahrſcheinlich unter der Wirklichkeit. Wenn die Zoll-Defraudationen, die Conſumtion in Groß-Britannien und Frankreich (zwei Laͤndern die den vorſtehenden Schluͤſſen als Typus gedient haben) viel betraͤchtlicher machen als man vorausſetzt, und wenn man annehmen will, daß die Franzoſen und Englaͤnder noch mehr als 1⅘ und 9⅘ Kilogr. pro Kopf verzehren, ſo darf man auf der andern Seite nicht vergeſſen, daß dieſelbe Fehler-Urſache auf die Schaͤtzung der Exportationen in Amerika und Oſtindien einwirkt. Im Jahr 1810, wo Groß-Britannien faſt 177 [Formel] Mill. Kilogr. verzehrte, war der Quotient 12 [Formel] Kilogr. pro Kopf. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß ein Schriftſteller, der an Genauigkeit in nummeriſchen Unterſuchungen gewoͤhnt iſt, und der aus guten Quellen ſchoͤpfen kann, in einem beſondern Werke die wichtigen Probleme der europaͤiſchen Conſumtion an Zucker, Caffee, Thee und Cacao, in einer gegebenen Epoche abhandeln wollte. Eine ſolche Arbeit erfordert mehrere Jahre, denn viele Documente ſind nicht gedruckt, und koͤnnen nur durch eine thaͤtige Correspondenz mit den groͤßten Handelshaͤuſern Europa’s erhalten werden. Ich habe mich dieſen Unterſuchungen nicht in ihrem ganzen Umfange widmen koͤnnen. Die Zeit nahet, wo die Colonial- Lebensmittel zum großen Theil das Produkt nicht von Colonien, ſondern von unabhaͤngigen Laͤndern, — nicht von Inſeln, ſondern von den großen Continenten America’s und Aſias ſein werden. Die Geſchichte des Handels der Voͤlker ermangelt der nummeriſchen Angaben, die ſich auf den Zuſtand der ganzen Geſellſchaft beziehen, und dieſe Luͤcke kann erſt dann ausgefuͤllt werden, wenn man, in einer Zeit wo große Umwaͤlzungen die induſtrieelle Welt bedrohen, den Muth hat, die zerſtreueten Materialien zu ſammeln und ſie einer ſtrengen Critik zu unterwerfen. Ich ſchließe dieſe Unterſuchungen mit einer Vergleichung des Rohr-Zuckers, des Runkelruͤben-Zuckers und des Waizens unter den Tropen, und in der mittlern Region von Europa. Auf der Inſel Cuba giebt die Hectare 1330 Kil. verarbeiteten Zuckers; Werth auf der Stelle 870 Franken, wenn man den Preis der Kiſte Zucker (oder 184 Kilogr.) zu 24 Piaſter rechnet. Zwiſchen der Havana und Matanzas ſieht man den Preis der Laͤndereien als außerordentlich hoch an, wenn eine Caballeria 2500 bis 3000 Piaſter koſtet; das iſt indeſſen nur ungefaͤhr 1000 Franken fuͤr die Hectare, denn die Caballeria hat 13 Hectaren. In den Umgebungen von Paris betraͤgt bekanntlich der Preis der Laͤndereien 2500 bis 3000 Franken. Ein Boden von mittlerer Guͤte giebt daſelbſt 500 Kilogr. rohen Runkelruͤbenzucker pro Hectare, Werth 450 Fr.; allein ſehr fruchtbarer Boden in der Beauce und der Brie ſoll 1200 Kilogr. auf der Hectare abwerfen. In Frankreich erzeugt unter Annahme eines 8ten Korns die Hectare 1600 Kilogr. Waizen, Werth 288 Franken, wenn man 100 Kilogr. Waizen zu 16 bis 20 Franken anſchlaͤgt. Lavoiſier ſchaͤtzte das Kilogr. Korn zu 4 Sous, was ebenfalls 20 Franken die 100 Kilogr. giebt. Eine Hectare giebt folglich, bis auf [Formel] nahe, auf den Antillen in Zuckerrohr daſſelbe, was ſie in der gemaͤßigten Zone in Waizen abwirft. Die reifen Koͤrner einer Getreidefrucht wiegen, als Produkt einer Hectare nur 270 Kilogr. mehr als der kryſtalliſirte Zucker der, unter den Tropen, aus den Knoten des Zuckerrohrs gezogen wird. Ein erwachſener Menſch verzehrt, in ganz Frankreich, taͤglich 1 [Formel] bis 1 [Formel] Pfd. Brod, oder 200 Kilogr. Waizen im Jahre. Lavoiſier rechnete 11667 Millionen ſchwere Pfund Waizen, Roggen und Gerſte fuͤr eine Volksmenge von 24,676,000 , was jaͤhrlich ohngefaͤhr 230 Kilogr. per Kopf giebt. In Paris iſt die Brod-Conſumtion nur 168 Kilogr. im Jahre. Man verzehrt pro Kopf in Frankreich 125 Mal, in England kaum 23 Mal mehr Waizen als Zucker. Man ſchaͤtzt die Ausgabe fuͤr Brod in Paris auf mehr als 38 Mill. Franken; waͤhrend die jaͤhrliche Ausgabe fuͤr Zucker, wovon jedoch ein großer Theil nach den Departements reexportirt wird, 27 Mill. Franken betraͤgt. Rel. hist. XI. 396. ff. Peuchet, Stat. de la France 286. Chabrol de Volvic, Rech. Stat. 1823. S. 73. Budget et Comptes de la Ville de Paris pour 1825. p. XVI. Ich habe weiter oben den Runkelruͤben-Anbau angefuͤhrt, ſo wie man ihn in den Umgebungen von Paris ſeit 4 bis 5 Jahren eingefuͤhrt hat. Da dieſe Cultur fortfaͤhrt auf den Antillen lebhafte Neugierde zu regen, werde ich hier die allerneueſten Thatſachen anfuͤhren, welche Hr. v. Beaujeu in einem der Akademie der Wiſſenſchaften im Monat Auguſt 1826 vorgelegten, ſehr wichtigen Bericht dargethan hat. Dieſer große Landwirth hat die Guͤte gehabt, mir einen kurzen Auszug ſeines Aufſatzes mitzutheilen; und da die Reſultate, die er enthaͤlt, weit vorzuͤglicher ſind, als die der aͤlteſten Methoden, werde ich ſie hier woͤrtlich folgen laſſen: „Wenn man die Cultur der Runkelruͤben zum Zucker im Großen betrachtet, beſonders die gelbe Art in den Theilen von Frankreich, welche ihr vorzugsweiſe zuſagen wuͤrde, wie die Beauce, die Brie, ein Theil der Normandie, die noͤrdlichen Ebenen des Koͤnigreichs, ſo wuͤrde ich, ſagt Hr. Beaujeu, den gewoͤhnlichen Ertrag einer Hectare nach den Reſultaten meiner eigenen Erfahrung, zu 30,000 Kilogr. anſchlagen. In weniger fruchtbaren Laͤndereien ſind 20,000 Kilogr. eine etwas ſtarke Schaͤtzung. Dieſelbe gelbe Varietaͤt der Runkelruͤbe muß zum hoͤchſten 5, zum mindeſten 4 pro Cent rohen Zucker geben, denjenigen mit eingeſchloſſen, der durch das Wiederkochen des Syrups gewonnen wird. Rechnet man nun aber in den fruchtbaren Theilen Frankreichs auf die Hectare 30,000 Kilogr. Wurzeln, ſo wird man aus dieſen gut geraſpelten, und in guͤnſtiger Jahreszeit gut bearbeiteten Wurzeln, 1200 bis 1500 Kilogr. rohen Zucker gewinnen; und durch die Raffinade 750 Kilogr. Huthzucker; 550 Kilogr. Vergeoiſe und 3000 Kilogr. Syrup, zum Branntwein-Deſtilliren geeignet; das macht 50 Procent Huthzucker, 30 Procent Vergeoiſe und 20 Procent Syrup. Man kann auf eine Mittelzahl von 1000 bis 1200 Kilogr. rohen Zucker per Hectare in dem Zuſtande der Vervollkommnung rechnen, in dem ſich gegenwaͤrtig die Kunſt der Fabrikation des einheimiſchen Zuckers befindet. „Die Runkelruͤben, auf einem fruchtbaren Boden erzeugt, der pro Hectare 30,000 Kil. abwirft, muͤſſen beim Raſpeln 75 Procent Saft oder exprimirten Zuckerſtoff geben, und alsdann hat man 5 [Formel] bis 6 [Formel] Procent rohen Zucker aus den Runkelruͤben-Zuckerſtoff; wenn man denjenigen mitrechnet, der aus dem nochmaligen Sieden des Zuckerſaftes entſteht, das nach Vervollkommnung der Syrups-Fabrikation ſehr vortheilhaft geworden iſt. Soviel mir bekannt iſt, beſtehen in Frankreich im Jahre 1826, 50 Runkelruͤben-Zuckerfabriken, die hoͤchſtens 500,000 Kilogr. rohen Zucker von verſchiedenen Qualitaͤten fabriciren koͤnnen; allein die groͤßte Anzahl dieſer Fabriken iſt weit entfernt 50 Procent Huthzucker zu geben. Man hat immer gerechnet, daß im Jahre 1812, 200 Fabriken exiſtirten, die eine Mill. Kilogr. rohen Zucker liefern ſollten; allein die meiſten dieſer Fabriken haben es nur dahin bringen koͤnnen, Syrup oder Mehlzucker von der ſchlechteſten Qualitaͤt, deſſen Anwendung ſehr ſchwer iſt zu erzeugen. In fruchtbaren Laͤndereien iſt es leicht alle 3 Jahre eine gute Runkelruͤben-Aerndte zu erhalten; ſeit langer Zeit habe ich alle 2 Jahr eine ſolche gehabt, da wo ſich der Boden zu dieſer Cultur am beſten eignet. Waͤre die gegenwaͤrtige Conſumtion von Frankreich 56 Mill. Kil. rohen Zucker, ſo beduͤrfte man nur 168,000 Hectaren guter Laͤndereien, wovon 1∫3 oder 56,000 Hectaren alle Jahr mit Runkelruͤben bepflanzt, um das ganze Koͤnigreich mit dem noͤthigen Zucker zu verſorgen. — Voyage aux reg. équinoct. du nouveau Continent. Ed. in 8. XII. Seite 160 bis 196.