1. Wissenschaftliche und literarische Notizen. Berlin. Die Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte’ die in diesem Jahre hierselbst vom 18ten bis 24sten September Statt gefunden, hat ein reiches wissenschaftliches Leben in Berlin entfaltet, und wird in den Annalen dieser Gesellschaft, die sich vielleicht nie wieder so glänzend und zahlreich zusammen finden wird, eine eben so denkwürdige Epoche bilden, als sie für das gelehrte Berlin unvergeßlich bleiben wird. Der unpartheiische Zuschauer wird gestehen müssen, daß die Berliner Gelehrten den Fremden zu danken haben für die glänzende Frequenz, und daß die Gäste eben so den Berlinern dankbar verpflichtet sind für die Bereitwilligkeit, mit der ihnen überall entgegengekommen wurde, für die collegialische Liebe, die sich bei allen Gelegenheiten, in den öffentlichen Versammlungen, wie in den zahlreichen Privatzirkeln, aufs erfreulichste ausgesprochen hat. Zunächst gebührt dieser Dank den Ordnern, den Hrn. Alexander v. Humbold und Lichtenstein, die mit einer Sorgsamkeit, wie sie nur aus dem regsten Eifer für die gute Sache erwachsen konnte, für das Größte, wie für das Kleinste, bis zum Miethen der Wohnungen u. dgl. unermüdlich thätig gewesen sind. In einer großen vielfach bewegten Stadt würde die so zahlreiche Gesellschaft auseinandergefallen seyn, wenn nicht eine ordnende Hand die Glieder zur Kette gefügt hätte. Was unsre Regierung für die Zwecke des Vereins gethan, ist nicht mit Ostentation, aber um so kräftiger und entgegenkommender geschehen, und so hat sich Alles vereinigt, um die diesjährige Versammlung zu einem wahrhaften deutschen Congreß für die betreffenden Gelehrten zu gestalten. Als schwachen Nachhall dieser schönen Tage müssen wir denjenigen unserer Leser, die nicht anwesend seyn konnten, einen kurzen Bericht vom äußern Treiben der Versammlung liefern; das innere Leben derselben ist kein Gegenstand für den Berichterstatter; man muß die freudigen Gefühle der interessantesten persönlichen Berührungen empfunden, den deutschen Fleiß, die Liebe, den Eifer beobachtet haben, wie er sich namentlich in den Privatvereinen dargelegt hat, um die wesentlichen Tendenzen der Gesellschaft ganz zu begreifen. Der Verein zählte im Ganzen an hiesigen und Fremden 463 Mitglieder, (worunter nicht wenige aus Schweden, Dänemark, aus England, Polen, Rußland, Italien, Frankreich). Es ist uns, bei der Beschränktheit des Raumes, nicht vergönnt, sämmtliche Namen hier aufzuführen, wir können es uns aber nicht versagen, wenigstens die ärztlichen Mitglieder (nach dem Verzeichnisse und ohne alle Rangordnung) zu nennen: Correspondenz. Kreyssig, Tiedemann, S. G. Vogel, Sulzer (aus Rönneburg), Gmelin, Stark, Seiler, v. Froriep, Harleß, Wiedeman, Wendt (aus Breslau), Oken, Otto, Burdach, Purkinje, v. Baer, v. Schönberg, Buch (a. Frankf, a. M.), Goeppert (a. Breslau), Retzius (a. Stockholm), v. Ammon, Warnekros, Augustin, Krukenberg, Kranz (a. Königsberg), Münz (a. Landshut), Jäger (a. Erlangen), Schulz (a. Brandenburg), Weber (a. Leipzig), Weber (a. Bonn), Helm (a. Stolp), Rumpilt (a. Dresden), Mandt (a. Cüstrin), Meißner (a. Leipzig), Berndt, Lichtenstedt (a. Breslau), Pagenstecher (a. Elberfeldt), Wallroth (a. Nordhausen), Starck, Müller (a. Bonn), Schön (a. Hamburg), Struve (a. Dresden), Roer (a. Marsberg), Merrem, Ritterich, Spitta, Strempel, Heusinger, Sachs, Joerg, Himly jun. (a. Göttingen), Wutzer (a. Münster), Vering (a. Zierborn), Ficker (a. Paderborn), Weber II. (a. Halle), Petersen (a. Frankf. a. O.), Eggert (a. Eisleben), Ilmoni (a. Abo), Nicolai (a. Halberstadt), Sanmark (a. Abo), Laurer (a. Greifswald), Wilbrand, Ritgen, Rathke (a. Danzig), Neuburg (a. Frankf. a. M.), Meyer (a. Minden), Larpent (a. Copenhagen), Pierer, Menke, Julius, Henschel (a. Breslau), Creplin (a. Wolgast), Schwarz (a. Fulda), Stachow (a. Bremen), Köler (a. Zelle), Burchard (a. Güstrow), Heymann (a. Coblenz), Reimann (a. Zilenzig), Winkler (a. Leipzig), Lichtenstein (a. Helmstädt), Busch, Schulz, Scheewen (a. Malchin), Meyer (a. Potsdam), Messerschmidt (a. Naumburg), Stapf (ebendas.), Rehmann (a. Petersburg), Geitner (a. Schneeberg), Puhlmann (a. Potsdam), Plagge (a. Steinfurt), Rummel (a. Merseburg), Binger (a. Stendal), Riecke (a. Stargart), Müller (a. Wittenberg), Berthold (a. Göttingen), Klose (a. Leipzig), Winckler (a. Altenburg), Hartmann (a. Frankf. a. O.), Estreicher (a. Krakau), Poenitz (a. Dresden), Kleinert (a. Leipzig), Behn (a. Lübeck), Siebert (a. Brandenburg), Kaczkowski (a. Volhynien), Niemeyer, Weinschenk (a. Madgehurg), Franke (a. Dresden), Lehmann (a. München), Michaelis (a. Magdeburg), Meißner (a. Halle), Becker (a. Mühlhausen), Behr (a. Bernburg), Mampe (a. Stargard), Düffer (a. Halle), Wagner (a. Schlieben), Holt-Yates (a. London), Schulz (a. Magdeburg) — und von Berliner Aerzten, die als Mitglieder der Versammlung beitraten: Knape, v. Graefe, Rudolphi, Hufeland I. u. II., v. Wiebel, Horn, Rust, Heim I. u. II., Bartels, Link, Langerman, Ehrenberg, Horkel, Klug, Natorp, Barez, Hecker, Balz, Kranichfeld, Hauck, Reich, Büttner, Neumann, Kluge, v. Könen, Bremer, Schultz, Lohmeier, Wolfart, Osann, Klaatsch, Jüngken, Wagener, Völtzke, Weitsch, Bruckert, Casper, Eck, Schmidt, Busse, v. Martius, Bing, Seegert, Andresse, Dieffenbach, Schlemm, Gedicka, Kothe, Baum, v. Arnim, Brand, d’Alton, Friedheim, Eckardt, Boehr, Leo, Wolf I. u. II., Hesse I. u. II., Kunde, Graefe, Romberg, C. Maier, v. Siebold, Rintel, Krause, Schmidt, Ascherson, Ratzeburg, M. Mayer, Schweitzer, Troschel, Welper, Behrend, Kuntzman, Schults, v. Stosch, Steinrück, Ohrtmann, Sundelin, Thaer, Thümmel, Breyer, Rosenstiel u. s. w. Correspondenz. Correspondenz. Der ganze Kreis der Gelehrten versammelte sich, nachdem die frühen Morgenstunden zum Besichtigen der, mit großer Liberalität geöffneten Sammlungen, zu Privatverhandlungen, benutzt worden waren, täglich um 10 Uhr im herrlichen Saale der Singeakademie zum Anhören der Vorlesungen, die von Hrn. v. Humbold am 18ten mit einer kurzen, geistvollen Rede eröffnet wurden, mit welcher wir um so lieber unsre Zeitschrift zieren, als diejenigen unserer auswärtigen Leser, die die Gesellschaft diesmal nicht beehren konnten, eine möglichst ausführliche Relation davon wünschen dürften, und welche Rede daher hier folgt: „Wenn es mir durch Ihre ehrenvolle Wahl vergönnt ist diese Versammlung zu eröffnen, so habe ich zuerst eine Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen. Die Auszeichnung, welche dem zu Theil geworden, der noch nie Ihren denkwürdigen Vereinen beiwohnen konnte, ist nicht der Lohn wissenschaftlicher Bestrebungen, einzelner schwachen Versuche, in dem Drange der Erscheinungen das Beharrende aufzufinden, aus den schwindelnden Tiefen der Natur das dämmernde Licht der Erkenntniß zu schöpfen. Ein zarteres Gefühl hat Ihre Aufmerksamkeit auf mich geleitet. Sie haben aussprechen wollen, daß ich in vieljähriger Abwesenheit selbst in einem fernen Welttheile, nach gleichen Zwecken mit Ihnen hinarbeitend, Ihrem Andenken nicht fremd geworden bin. Sie haben meine Rückkunft gleichsam begrüßen wollen, um durch die heiligen Bande des Dankgefühls mich länger und inniger an das gemeinsame Vaterland zu fesseln.“ Correspondenz. „Was aber kann das Bild dieses gemeinsamen Vaterlandes erfrenlicher vor die Seele stellen, als die Versammlung, die wir heute zum ersten Male in unsern Mauern empfangen. Von dem heitern Neckarlande, wo Kepler und Schiller geboren wurden, bis zu dem letzten Saume der baltischen Ebenen; von diesen bis gegen den Ausfluß des Rheins, wo, unter dem wohlthätigen Einfluß des Welthandels, seit Jahrhunderten die Schätze einer exotischen Natur gesammelt und erforscht wurden, sind, von gleichem Eifer beseelt, von einem ernsten Gedanken geleitet, Freunde der Natur zu diesem Vereine zusammengeströmt. Ueberall, wo die deutsche Sprache ertönt, und ihr sinniger Bau auf den Geist und das Gemüth der Völker einwirkt, von dem hohen Alpengebirge Europas, bis jenseits der Weichsel, wo, im Lande des Copernicus, die Sternkunde sich wieder zu neuem Glanz erhoben sieht; überall in dem weitem Gebiete deutscher Nation, nennen wir unser jedes Bestreben, dem geheimen Wirken der Naturkräfte nachzuspüren, sey es in den weiten Himmels-Räumen, dem höchsten Problem der Mechanik, oder in dem Innern des starren Erdkörpers, oder in dem zartgewebten Netze organischer Gebilde.“ „Von edlen Fürsten beschirmt, hat dieser Verein alljährig an Interesse und Umfang zugenommen. Jede Entfernung, welche Vorschiedenheit der Religion und bürgerlicher Verfassung erzeugen könnten, ist hier aufgehoben. Deutschland offenbart sich gleichsam in seiner geistigen Einheit; und, wie Erkenntniß des Wahren und Ausübung der Pflicht der höchste Zweck der Sittlichkeit sind, so schwächt jenes Gefühl der Einheit keine der Banden, welche jedem von uns Religion, Verfassung und Gesetze der Heimath theuer machen. Eben dies gesonderte Leben der deutschen Nation, dieser Wetteifer geistiger Bestrebungen, riefen (so lehrt es die ruhmvolle Geschichte des Vaterlandes) die schönsten Blüthen der Humanität, Wissenschaft und Kunst hervor.“ Corrospondenz. „Die Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte hat, seit ihrer letzten Versammlung, da sie in München eine so gastliche Aufnahme fand, durch die schmeichelhafte Theilnahme benachbarter Staaten und Akademien, sich eines besondern Glanzes zu erfreuen gehabt. Stammverwandte Nationen haben den alten Bund erneuern wollen zwischen Deutschland und dem gothisch-scandinavischen Norden. Eine solche Theilnahme verdient um so mehr unsre Anerkennung, als sie der Masse von Thatsachen und Meinungen, welche hier in einen allgemeinen, fruchtbringenden Verkehr gesetzt werden, einen unerwarteten Zuwachs gewährt. Auch ruft sie in das Gedächtniß der Naturkundigen erhebende Erinnerungen zurück. Noch nicht durch ein halbes Jahrhundert von uns getrennt, erscheint Linné, in der Kühnheit seiner Unternehmungen, wie durch das, was er vollendet, angeregt und beherrscht hat, als eine der großen Gestalten eines früheren Zeitalters. Sein Ruhm, so glänzend er ist, hat dennoch Europa nicht undankbar gegen Scheele’s und Bergmann’s Verdienste gemacht. Die Reihe dieser gefeierten Namen ist nicht geschlossen geblieben; aber in der Furcht, edle Bescheidenheit zu verletzen, darf ich hier nicht von dem Lichte reden, welches noch jetzt in reichstem Maaße von dem Norden ausgeht: nicht der Entdeckungen erwähnen, welche die innere chemische Natur der Stoffe (im numerischen Verhältniß ihrer Elemente) oder das wirbelnde Strömen der electro-magnetischen Kräfte enthüllen. Mögen die trefflichen Männer, welche durch keine Beschwerden von Land- und Seereisen abgehalten wurden, aus Schweden, Norwegen, Dänemark, Holland, England und Polen unserm Vereine zuzueilen, andern Fremden, für kommende Jahre, die Bahn bezeichnen, damit wechselsweise jeder Theil des deutschen Vaterlandes den belebenden Einfluß wissenschaftlicher Mittheilung aus den verschiedensten Ländern von Europa genieße.“ Correspondenz. „Wenn ich aber, im Angesichte dieser Versammlung, den Ausdruck meiner persönlichen Gefühle zurückhalten muß, so sey es mir wenigstens gestattet, die Patriarchen vaterländischen Ruhmes zu nennen, welche die Sorge für ihr der Nation theures Leben von uns entfernt hält; Göthe, den die großen Schöpfungen dichterischer Phantasie nicht abgehalten haben, den Forscherblick in alle Tiefen des Naturlebens zu tauchen, und der jetzt, in ländlicher Abgeschiedenheit, um seinen fürstlichen Freund, wie Deutschland um eine seiner herrlichsten Zierden, trauert; Olbers, der zwei Weltkörper da entdeckt hat, wo er sie zu suchen gelehrt; den größten Anatomen unseres Zeitalters Sömmerring, der mit gleichem Eifer die Wunder des organischen Baues, wie der Sonnenfackeln und Sonnenflecke (Verdichtungen und Oeffnungen im wallenden Lichtmeere) durchspäht; Blumenbach, auch meinen Lehrer, der durch seine Werke und das belebende Wort überall die Liebe zur vergleichenden Anatomie, Physiologie und gesammten Naturkunde angefacht, und wie ein heiliges Feuer, länger als ein halbes Jahrhundert, sorgsam gepflegt hat. Konnte ich der Versuchung widerstehen, da die Gegenwart solcher Männer uns nicht vergönnt ist, wenigstens durch Namen, welche die Nachwelt wiedersagen wird, meine Rede zu schmücken?“ „Diese Betrachtungen über den geistigen Reichthum des Vaterlandes, und die davon abhängige fortschreitende Entwicklung unsers Instituts, leiten unwillkührlich auf die Hindernisse, die ein größerer Umfang (die anwachsende Zahl der Mitarbeiter) der Ausführung eines ernsten wissenschaftlichen Unternehmens scheinbar entgegenstellen. Der Hauptzweck des Vereins (Sie haben es selbst an ihrem Stiftungstage ausgesprochen) bestehet nicht, wie in andern Akademien, die eine geschlossene Einheit bilden, in gegenseitiger Mittheilung von Abhandlungen, in zahlreichen Vorlesungen, die alle zum Druck bestimmt, nach mehr als Jahresfrist in eignen Sammlungen erscheinen. Der Hauptzweck dieser Gesellschaft ist die persönliche Annäherung derer, welche dasselbe Feld der Wissenschaften bearbeiten; die mündliche und darum mehr anregende Auswechselung von Ideen, sie mögen sich als Thatsachen, Meinungen oder Zweifel darstellen; die Gründung freundschaftlicher Verhältnisse, welche den Wissenschaften Licht, dem Leben heitre Anmuth, den Sitten Duldsamkeit und Milde gewähren.“ Correspondenz. „Bei einem Stamme, der sich zur schönsten geistigen Individualität erhoben hatte, und dessen spätesten Nachkommen, wie aus dem Schiffbruche der Völker gerettet, wir noch heute unsre bangen Wünsche weihen, in der Blüthezeit des hellenischen Alterthums, offenbarte sich am kräftigsten der Unterschied zwischen Wort und Schrift. Nicht die Schwierigkeit des Ideenverkehrs allein, nicht die Entbehrung einer deutschen Kunst, die den Gedanken wie auf Flügeln durch den Raum verbreitet und ihm lange Dauer verheißt, geboten damals den Freunden der Philosophie und Naturkunde, Hellas, oder die dorischen und jonischen Kolonien in Groß-Griechenland und Klein-Asien, auf langen Reisen zu durchwandern. Das alte Geschlecht kannte den Werth des lebendigen Wortes, den begeisternden Einfluß, welchen durch ihre Nähe hohe Meisterschaft ausübt, und die aufhellende Macht des Gesprächs, wenn es unvorbereitet, frei und schonend zugleich, das Gewebe wissenschaftlicher Meinungen und Zweifel durchläuft. Entschleierung der Wahrheit ist ohne Divergenz der Meinungen nicht denkbar, weil die Wahrheit nicht in ihrem ganzen Umfang, auf einmal, und von allen zugleich, erkannt wird. Jeder Schritt, der den Naturforscher seinem Ziele zu nähern scheint, führt ihn an den Eingang neuer Labyrinthe. Die Masse der Zweifel wird nicht gemindert, sie verbreitet sich nur, wie ein beweglicher Nebelduft, über andre und andre Gebiete. Wer golden die Zeit nennt, wo Verschiedenheit der Ansichten, oder, wie man sich wohl auszudrükken pflegt, der Zwist der Gelehrten, geschlichtet seyn wird, hat von den Bedürfnissen der Wissenschaft, von ihrem rastlosen Fortschreiten, eben so wenig einen klaren Begriff als derjenige, welcher, in träger Selbstzufriedenheit, sich rühmt, in der Geognosie, Chemie oder Physiologie, seit mehreren Jahrzehenden, dieselben Meinungen zu vertheidigen.“ Correspondenz. “Die Gründer dieser Gesellschaft haben, in wahrem und tiefem Gefühle der Einheit der Natur, alle Zweige des physikalischen Wissens (des beschreibenden, messenden und experimentirenden) innigst mit einander vereinigt. Die Benennungen Naturforscher und Aerzte sind daher hier fast synonym. Durch irdische Bande an den Typus niederer Gebilde gekettet, vollendet der Mensch die Reihe höherer Organisationen. In seinem physiologischen und pathologischen Zustande bietet er kaum eine eigene Classe von Erscheinungen dar. Was sich auf diesen hohen Zweck des ärztlichen Studiums bezieht, und sich zu allgemeinen naturwissenschaftlichen Ansichten erhebt, gehört vorzugsweise für diesen Verein. So wichtig es ist, nicht das Band zu lösen, welches die gleichmäßige Erforschung der organischen und unorganischen Natur umfaßt, so werden den- noch der zunehmende Umfang und die allmählige Entwikkelung dieses Instituts die Nothwendigkeit fühlen lassen, außer den gemeinschaftlichen öffentlichen Versammlungen, denen diese Halle bestimmt ist, auch sectionsweise ausführlichere Vorträge über einzelne Disciplinen zu halten. Nur in solchen engeren Kreisen, nur unter Männern, welche Gleichheit der Studien zu einander hinzieht, sind mündliche Discussionen möglich. Ohne diese Art der Erörterung, ohne Ansicht der gesammelten, oft schwer zu bestimmenden, und darum streitigen Naturkörper, würde der freimüthige Verkehr Wahrheit-suchender Männer eines belebenden Princips beraubt seyn.“ Correspondenz. „Unter den Anstalten, welche in dieser Stadt zur Aufnahme der Gesellschaft getroffen worden sind, hat man vorzüglich auf die Möglichkeit einer solchen Absonderung in Sectionen Rücksicht genommen. Die Hoffnung, daß diese Vorkehrungen sich Ihres Beifalls erfreuen werden, legt mir die Pflicht auf, hier in Erinnerung zu bringen, daß, obgleich Ihr Vertrauen zweien Reisenden zugleich die Geschäftsführung übertragen hat, doch nur einem allein, meinem edlen Freunde, Hrn. Lichtenstein, das Verdienst sorgsamer Vorsicht und rastloser Thätigkeit zukommt. Den wissenschaftlichen Geist achtend, der die Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte beseelt, und die Nützlichkeit ihres Bestrebens anerkennend, ist das Königliche Ministerium des Unterrichts, seit vielen Monaten, jedem unsrer Wünsche mit der aufopferndsten Bereitwilligkeit zuvorgekommen“. „In der Nähe der Versammlungsorte, welche auf diese Weise für Ihre allgemeinen und besondern Arbeiten vorbereitet worden, erheben sich die Museen, welche der Zergliederungskunst, der Zoologie, der Oryktognosie und der Gebirgskunde gewidmet sind. Sie liefern dem Naturforscher einen reichen Stoff der Beobachtung und vielfache Gegenstände kritischer Discussionen. Der größere Theil dieser wohlgeordneten Sammlungen zählt, wie die Universität zu Berlin, noch nicht zwei Decennien; die ältesten, zu welchen der botanische Garten (einer der reichsten in Europa) gehört, sind in dieser Periode nicht bloß vermehrt, sondern gänzlich umgeschaffen worden. Der frohe und lehrreiche Genuß, den solche Institute gewähren, erinnert mit tiefem Dankgefühle, daß sie das Werk des erhabenen Monarchen sind, der, geräuschlos, in einfacher Größe, jedes Jahr diese Königsstadt mit neuen Schätzen der Natur und der Kunst ausschmückt, und, was einen noch höheren Werth hat, als diese Schätze selbst, was dem preußischen Volke jugendliche Kraft und inneres Leben und gemüthvolle Anhänglichkeit an das alte Herrscherhaus giebt, der sich huldreich jedem Talente zuneigt, und freier Ausbildung des Geistes vertrauensvoll seinen Königlichen Schutz verleiht.“ — Correspondenz. Folgende Gelehrte haben im Ganzen Vorlesungen gehalten: Hr. Pr. Oersted aus Kopenhagen über Elektromagnetismus, Hr. Pr. Pusch aus Warschau, über die geognostische Construction der Karpathen, Hr. Dr. Behr aus Bernburg, über den angeborenen Mangel der Regenbogenhaut, Hr. Pr. v. Münchow aus Bonn, über farbige Schatten, Hr. Pr. Henschel aus Breslau. über die Bestäubung der Pflanzenblüthen mit dem Pollen, Hr. Pr. Schulz ans Freiburg im Breisgau, über Physiologie der Milz, und die Ausschneidung derselben bei Menschen und Thieren; Hr. Geh. Rath Wendt aus Breslau, über Stein-Erzeugung im menschlichen Körper; Hr. Pr. v. Berzelius aus Stockholm, über die mit dem Platin gewöhnlich verbundenen Metalle; Hr. Dr. Weber aus Halle, über die Schwingungen tönender Körper, besonders in Bezug auf Construction der Orgelpfeifen; Hr. Dr. Göppert aus Breslau, über Einwirkung des Kamphers und der narcotischen Gifte auf Pflanzen; Hr. Pr. Lampadius aus Freiburg, über Schwefelkohle und Schwefel-Alkohol als Arzneimittel; Hr. Pr. Schulz aus Berlin, über einige in der Mark gefundene fossile Fischknochen; Hr. Pr. Vogel von München, über die Zersetzung schwefelsaurer Salze durch organische Stoffe; Hr. Ob.- Med.-Rath Dr. v. Froriep aus Weimar, über dreifache Monstruosität; Hr. Pr. Dr. Reinward aus Leyden, über die Vegetations-Verhältnisse der Inseln des Indischen Archipels; Hr. Pr. Dr. Oken aus München, über die Gesetze in der Anzahl der Wirbel der Thiere; Hr. Pr. Dr. Hoffmann von Halle, über die geognostischen Verhältnisse des nordwestlichen Deutschlands; Hr. Dr. Keilhau von Christiania, über die Bildung der Insel Spitzbergen; Hr. Superintendent Wagner aus Potsdam, über das Leben des Erdballs und aller Weltkörper; Hr. Pr. August aus Berlin, über die neusten Fortschritte der Hygrometrie; Hr. Pr. v. Martius aus München, über die Architektonik der Blumen; Hr. Pr. Egen aus Soest, über den Heer-Rauch; Hr. Pr. Fischer aus Breslau, über die chemische Wirkung der galvanischen Electricität; Hr. Pr. v. Bär aus Königsberg, über die Form-Aenderungen in der Entwicklung der Thiere; Hr. Dr. Plagge aus Steinfurt: physiologische Bemerkungen über das Sehen; Hr. Pr. Jörg aus Leipzig, über Pubertät; Hr. Pr. Pohl aus Berlin die Haupt-Ergebnisse seiner Untersuchungen über den Galvanismus; Hr. Pr. Glocker von Breslau, über das Groß-Ullersdorfer Gebirge in Mähren; Hr. Hofrath Nürnberger, über die physische Einrichtung der Planeten und ihre Bewohner; Hr. Dr. Hohl, über Blitzfiguren auf der Haut der vom Blitz getroffenen Personen; Hr. Pr. Hünefeld, Bemerkungen über den Brom-Gehalt der Greifswalder Saline; Hr. Dr. Runge über einen neuen Stoff, den er in den Pflanzen gefunden; Hr. Dr. Meyen über Parasiten. Correspondenz. Nach geendigten Vorlesungen versammelte sich die Gesellschaft im großen Saale, der im neuen Königl. Exercierhause eigends zu diesem Zwecke eingerichtet worden war und worin an zwanzig Tischen jeden Mittag im Ganzen für 480 Personen gedeckt war. Am Abend des ersten Tages (18ten Septbr.) gab Hr. v. Humbold eine glänzende Eröffnungsfeier im Saale des Schauspielhauses, die Sr. Majestät der König und die Prinzen des Hauses mit Höchst Ihrer Gegenwart beehrten, und wozu nicht nur vom berühmten Gastgeber sämmtliche Mitglieder der Gesellschaft, sondern, damit denselben Gelegenheit gegeben werden möchte, ausgezeichnete Personen der Residenz kennen zu lernen, eben die berühmtesten und interessantesten Männer aus der Gelehrten-, Künstler- und Beamtenwelt eingeladen worden waren, so daß man wohl selten einen so vielgeltenden Kreis von Männern (7 — 800 Personen) zusammen gesehen hat. Der Saal war geschmackvoll decorirt worden und im Chor glänzten in Transparents die Namen der berühmtesten verstorbenen deutschen Gelehrten aus allen Fächern der Naturwissenschaften. Die übrigen Abende wurden theils in den einzelnen Sectionen mit Vorlesungen, theils in den zahlreichen Privatzirkeln u. s. w. verbracht, und so war für lebhafte Anregung und interessante Berührung vielfach gesorgt. Es war diesmal, und so viel uns bewußt, zum erstenmale, bei der so überaus zahlreichen Versammlung das Bedürfniß gefühlt worden, das Hr. v. Humb. in seiner Rede schon ausgesprochen hatte, die ganze Masse in einzelne Sectionen zu trennen, damit das Gleichnamige sich inniger zum Gleichnamigen fügen und der Gelehrte des einzelnen Faches Gelegenheit haben möge, zu seinem speciellern Collegen zu reden. So waren an einem öffentlichen Orte einzelne Zimmer eingerichtet, in denen resp. die Zoologen. Botaniker, Mineralogen, Aerzte, Anatomen u. s. w. sich Nachmittags und Abends versammelten, Gegenstände vorzeigten, Vorlesungen hielten, mündlich debattirten u. s. w. und so zeigte sich denn also auch in dieser Anordnung, wie in allen Uebrigen von Seiten der Vorsteher eine Sorgfalt, eine Zweckmäßigkeit, eine unermüdliche Umsicht, die nur in der Zufriedenheit sämmtlicher anwesender Mitglieder, in den Genüssen, die dieselben in und mit der Gesellschaft empfunden, einen Lohn gefunden haben mag. — In der Wahl des Versammlungsortes für das nächste Jahr schwankten die Stimmen zwischen Heidelberg und Bonn, bis sich die Mehrzahl für Heidelberg entschied, wo Tiedemann und Gmelin zu Vorstehern ernannt wurden. Möge die Gesellschaft ein Jahresfest zur Verherrlichung deutscher Wissenschaft bleiben, möge sie überall, wie hier, für die Sache begeisterte Ordner des Ganzen und so zahlreiche für die Sache begeisterte Theilnehmer finden, und es wird nicht fehlen, daß sie für die Fortbildung der Wissenschaften selbst eine einflußreiche Bedeutung gewinnt! Correspondenz. Correspondenz. — Leipzig. Bei der immer größern Bedeutung, welche die mittelbare Auscultation und Percussion als Erkenntnißmittel der wichtigsten Veränderungen innerer Organe (z. B. bei Lungen- und Herzkrankheiten, Knochenbrüchen, Schwangerschaft u. s. w.) erlangen, auf die neuerlichst von Nasse, Collin und Bourel (die Untersuchung der Brust u. s. w. Köln 1828) abermals aufmerksam gemacht wurde, wird es unsern Lesern lieb seyn zu erfahren, daß die von Piorry verbesserten Pariser Stethoscope mit Elfenbein- Pleximetre und die mit Griffen versehenen (à anses) Pleximetres bei Leopold Voß hierselbst, erstere für 1 Thlr. 16 gr. Cour., letztere für 12 gr. Cour. zu haben sind. Der Gebrauch des Stethoscops ist dem des Laennec’schen gleich, nur leichter und nützlicher, und ist, so wie der Pleximetres beschrieben in Piorry „La percussion médiate etc. Paris 1828, wovon eine Uebersetzung bei Stahl in Würzburg unter der Presse ist.